Pester Lloyd, November 1869 (Jahrgang 16, nr. 254-278)

1869-11-21 / nr. 271

-..-.-«.-.«sp = ks .­­Weit, 20. November — A Der Tag der Boncil-Eröffnung naht B heran , aber je näher er rüht, desto zahlreicher steigen auch die G Sturmvör­­gel auf,­die er nachgerade selbst dem heiligen Vater zweifelhaft er­­scheinen lasfen, ob es mwohlgethan war, dem der ganzen modernen Gesellsschaft, der Wissenschaft und gesammten Bildung hinzu­werfen. So leichte Arbeit wie der Sefuiten-General Red in Rom es sich geträumt, ist es denn Doch nicht, die Staaten und die Völker, die Geister flößt bas um viele, viele Jahrhunderte bis weit vor Galilei ein. Wie­ Alles was die Mensc­­heit an Errungenschaften seit einem halben Jahrtausend aufge­­häuft, geradezu mit Ketten­peitschen bei der er durch Dogmati­­sirung seines jüngsten Machwertes, des Syllabus, Alle, die an den höchsten Gütern des Lebens festhalten, mit den ewigen Höllenstrafen bedroht! Und sprechen laffen in einer Zeit, wo die Er­ommunikation Viktor Emanuel selbst einen Erzbischof von Pisa nicht hindert, den König zu absolviren; will sie aussprechen laffen Nordsee und Tieß! Leiber eine beschärmte, offen unter die Gebote des Syllabus und Encyklite zu Kultur­, die materielle und die soziale Entwicklung Focten werfen zu können, einfach indem Uns und in Die tiefste Finsterung des Mittelalters zurückzustauen, weit mehr Mitleid als Sorge den dieses Anathema will man aus­­burch eine Bersammlung von Bischöfen, von denen sein Einziger auch nur auf die Benügung der Eisenbahnen bei der Reise nach Rom verzichtet, obwohl Gregor XVI. dieselben als „Zeufelsiwert" in den Bann gethan, von denen jeder vielmehr sümmtliche, durch den perhorreszirten Fortschritt dargebotenen Genüsfe für voll nimmt! jungen, Yiegt eine Uns­er die Höflinge, erinnert dieses Treiben an den Bauern­­ber bei Donaueschingen den Fuß ‚auf eine sprudelnde Duelle fette und sich nun vergnügt die Hände lieb, was man wohl in Bett jagen werde, gehorsame Meer die Befehl an die Wogen dreißigjährigen wenn die Donau ausbleibe! h­eidnische Ueberhebung in dem Meister­­stücke Antonelli’8, das und an Xerres mahnt, wie er das in Suffisance, die selbst von dem alten Dänenkönige Kanut noch lernen könnte, als verschaffen, wie Paraguay seine Allmacht gepriesen, vor seinem Throne stehen zu bleiben, den der Schüler er in das Bereich braufenden Fluth gestellt. Nicht Achtung im moralischen Sinne des Wortes, aber wohl allen Respekt vor der weltmännlschen Klugheit und Er­­fahrung des Leyola’s durch den her heran­­aus dem ersten Jahrhundert des Bestehens ihres Ordens ! Ein Lohyola und Lainez, ein Xi­menes und Granvella, selbst die Führer der Gegenreformation in Deutschland, ein Canisius und ein Lamormann, bis zum An­fange Srieges waren Staatsmänner im großen Style, gewohnt an die Auffassung­ al fresco und den mei­­ten Blie, wie eben ihr Standpunkt mitten im Räbderwerk der spanisch-habsburgischen Weltmonarchie das mit sich brachte. CS ist gewiß eine kühne Konzeption, Wien und die Universität von An­­golstadt zum Mittelpunkte der deutschen Gegenreformation zu machen, während gleichzeitig ein Xaver als Apostel des Orients den Hof von Japan sehen theilweise zum Christenthume be­­fehrt hatte und nahe daran war, damit den spanisch-portugies­­ischen Conquistadoren auch in Hinterasien ebenso festen Fuß zu von den Eroberern der neuen Welt den Sejuiten als gute Beute überlassen war. Täuschen wir uns nicht! Diese Campagne der Gegenreformation, die sic ‚auf die eigene innere Bedeutung der Kirche verläßt, verhält sich zu den heutigen Sem­iten, die zu nichts tauglich sind, ab­ der Reaktion die Schleppe zu tragen und sich dafür mit poli­­tischen Privilegien begnaden zu lassen, wie echter Motta zu einem Feigenkaffee-Abfud. Die Sesuiten jener Zeit wollten den Geist zu einem fügsamen, aber haarscharfen Instrumente im Dienste des Klerus machen ; die heutigen wissen, um ihn zu beherrschen, Kein anderes Mittel, als ihn auszutreiben und zu verbummen. Wie daher die Sesuiten des 16. Jahrhunderts von in Heinrich beschränkten Verhältnissen aufgewachsenen Füh­­rern der protestantischen Bewegung an welt- und staatsmän­­nischer Gewandtheit gar vielfach überlegen waren, so war auch die ratio studiorum für jene Epoche ein Fortschritt des Schul­­wesens gegen die bis dahin üblichen Unterrichtsmethoden. Was aber über die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts Hinausgeh­t, das ist kleinliche, rein­technische Routine, bureaufrat­scher Schimmel und Schlendrian — und der Hauptzived dabei or­­dinärer Egoismus. Wenn mit tiesen jammervollen Mitteln nun ein Pater Rothaan oder Beer die Himmelsstürmer vor­­stellen wollen, so können wir eben nur lachen. Namentlich der brave Beer mit seinen um 300 Jahre verspäteten Poesien auf die ratio studiorum erinnert lebhaft an jenen Professor, der nicht begriff, warum sein Auditorium leer blieb, obschon er wörtlich dasselbe Heft ablas, wie vor 30 Jahren bei übervollem Saale ! Nein, von den Epigonen der Loyola und Lainez, welche das bevorstehende Konzil in Szene fegen, um der gesammten moder­­nen Bildung den Garaus zu machen, lassen sich weder die Regierungen, noch die Belfer­­ in’8 Bodshorn jagen. CS ist ein babylonischer Thurmbau, zu dem die Herren sich an­­finden. Schon aber mehren sich auch die Anzeichen dafür, daß die Verwirrung, die sie in’8 Lager der Gegner zu tragen gedachten, sie selber ergreift. Aus allen Theilen der Erde sind die Baumeister herbeigeeilt, allein der Geist der Ziwietracht ist eingekührt bei ihnen, und wo sie sich gegenseitig anrufen, ver­­steht schon Einer die Sprache des Anderen nicht mehr. Wo Kardinal Antonelli und Pater Behr hinaus wollen, das be­­greift ein Kind im Schlafe. Zufrieden mit einer glänzenden Statistenrolle auf dem Konzil, sowie damit, daß ihnen der ganze niedere Klerus als gute Beute hingeworfen wird — zu einer Behandlung, wie etwa Bischof Nudigier sie Dem Bene­fizianten Hiersch angedeihen läßt — follen die Bischöfe die In­­­fallibilität des Papstes zum Dogma erheben. Daß im Vatikan immer die Römlinge die Herren sein werden, versteht sich von selber, ebenso wenig ist ein Kommentar dazu nothwendig, wie ein Papst, der nur ein willenloses Werkzeug in den Händen des Sesuitengenerals wäre, und helfen Aussprüche gleichwohl bei Strafe der ewigen Verdammmniß für unfehlbar zu halten sein wü­rden, einen Anker für die politische und religiöse, die materielle und geistige, die soziale und wirthschaftliche Reak­­tion abgeben müßte, wie die Welt noch seinen Zweiten gese­­hen. In der That liefe die Sache darauf hinaus, den jewei­­ligen Sesuitengeneral als Souffleur des heiligen Vaters, zum weltlichen und kirchlichen Diktator urbis et orbis zu pro­­klamiren. Allein nicht nur der Ziers-état des Klerus fühlt, da ihm das Messer an die Kehle gefegt wird und bag er fi energisch aufraffen muß, wenn er nicht erbarmungslos als Brandopfer auf dem Altare, wo das neue Bündniß zwischen Pater Ber und dem Episropate besiegelt werden soll, ver­­bluten will; auch die Bischöfe selber sind mit der ihnen zu­gedachten Rolle nichts weniger als einverstanden. Monseigneur Darboy von Paris verspricht die Rechte der gallikanischen Kirche zu wahren und selbst Dupauloup von Orleans ist doch mehr Franzose als Römling so weit, daß er gegen die „Un­­fehlbarkeit“ fast eben so heftig zu Felde zieht, wie sonst gegen liberale Reßereien. Wie die Franzosen das Nationalgefühl, so ermuthigt die Fuldaer Konferenz die tiefwurzelnde Anti­­pathie der Deutschen gegen alles römisch-jesuitische M Wesen zu dem zweideutigen Ausspruche: sie hoffe, es werde ihren Mit­­gliedern in Rom nicht­ angesonnen werden, was die Kirche in Ziwielpalt mit dem Zeitgeist brächte. Da der Rasfauer Bis­­chof belegt für seine Diözese, gerade am Vorabende der den Röm­­lingen so wichtigen bairischen Kammerwahlen, das ultramontane Unieren auf eigene Faust mit dem Interbitte­r und sein König tritt persönlich für ihn ein, sowie auch Fürst Hohenlohe durch seine bekannte Note den katholischen Staaten, einem nach dem anderen, Gelegenheit zu der peremptorischen Anzeige gegeben, daß sie sich seine Medergriffe von Rom aus gefallen lassen werden. Wenn aber sogar Kardinal Schwarzenberg für den Fall, daß die Unfehlbarkeit des Bapstes verretivt werden sollte, seine Resignation und seinen N­achritt in’s Privatleben in Aussicht stellt,dann haben die Jesuiten also selbst in Oester­­reich nur auf Kirchenfürsten vom Schlage Rudigier’s und Riccabona’s zurechnen.Daß in Ungarn vollends die Legisla­­tive etwaige Mißgriffe des Fürst-Primas zu korrigiren wissen wird,soll je doch das Schicksal des Konkordates klargemacht haben,von welchem—nach Herstellun­g unseres­ Reichstages ——weder in Pest,noch in Rom,noch in Wien Niemand auch nur zu reden wagte,soweit Ungarn in’s Spiel kam.Aber auch die Prälaten mögen sich nicht einbilden,daß sie sich der Jesuiten erwehren werden und des Joches,das diese ihnen über den Nacken werfen wollen,wenn sie nicht endlich den niederen Klerus zu sich heranziehen.An Zeichen der Oppo­­sition fehlt es wahrlich in dessen Reihen nicht;wir erinnern nur an Pater Hyacinthe,an den oberösterreichischen Pfarrer Anton,an die Kurrende der böhmischen Geistlichkeit gesetzt die Unfehlbarkeit.Die römische Kirche bleibt,trotz aller Konzilien, ewig eine absolutistisch regierte Körperschaft, weil der Episro­­pat die Freiheit stets nur in Form eines Privilegiums für sich selber begehrt. Wird er nie so st antSmännisch handeln, wie die englischen Barone, die ihre magna charta faum ein hal­bes Jahrhun­dert von Johann ohne Land erträgt, als sie au fhon durch den Regenten Simon von Montfort Delegirte der Städte neben sich in die Volfsvertretung berufen ließen und so durch Heranziehung der Commioners jenes Imperialpar­­liament begründeten, daß — wie das Sprüchwort sagt, — „Alles kann, außer aus einem Weib einen Mann machen !" Bis der Episropat dies Beispiel nachahmt, müsfen und werden die ökumenischen Konzile nur ein Pendant zu der Notablenver­­sammlung in Kairo bilden ! unserer Zeit findisch-ohnmächtige glaubt ein 19. Jahrhundert und den Schdehandjehuh beugen. Beginnen, die staatliche und Kopernikus, Jesuitengeneral annulliren und zu bis Cs in Der Aufstand in S­­ddalmatien. (Von unserem Spezial-Berichterstatter.) II. Gattaro, 12. November.­­ Düfter und Sernft — so sehr wir auch nach anderen Worten ringen, um die Situation in Süddalmatien zu charakterisiren, können mir, wenn wir der Wahrheit nahekommen wollen, dieselbe body nicht anders bezeichnen als wüster und ernst. Nach den ersten Erfol­­gen der Brigaden Dormus und Fisher und nach der Unterwerfung einiger Drafschaften der Zappa, trat auf beiden Seiten eine momen­­tane Waffenruhe ein und die den Verhältnissen ferner Stehenden glaubten die Dinge so ziemlich beendet. Besonders als man Vernon men, die Söhne der schwarzen Berge hätten sich in einem knapp an der montenegrinischen Grenze gelieferten Gerente neutral verhalten, glaubte man in Wien und Triest sich in aller Gemüthsruhe die Frier­­enspfeife anrauchen zu können. Leider war die Zeit hiezu etwas früh, ja viel zu früh gemählt. € 3 ist allerdings richtig, daß die Pastrovicianer ruhig sind und die Zuppaner zum großen Theile die Waffen gestrebt haben. Ja aber was haben wir hiemit erreicht. Die Baltrovicianer waren von allem Anbeginne die am meisten dem Frieden Geneigten und haben sich niemals ernstlich am Aufstande betheiligt, obwohl das mit durchaus nicht gesagt ist, ihr Verhalten entspringe einer lauteren Loyalität; wir werden wohl am richtigen urtheilen, wenn wir die Reserve der Bewohner aus dem Bezirke Bajtrovidjio einer Eugen­ier­rechnung zuschreiben. Die Zuppaner haben tapfer und mann­­haft gestritten, sind unseren Truppen Faust gegen Faust gestanden, sie haben sich gemehrt wie die Verzweifelten, aber die Bodenverhältnisse der Zuppa, so schwierig sie an und für sich an sind, halten body ven Bergleich mit der Konfiguration des nördlichen Landstriches des Cattaz refer­ Bezirkes nicht aus und vermögen daher der Offensive regulärer Truppen bei Weitem nicht jene Hindernisse entgegenzufegen als das hochfelsige Terrain von Krivotice. Gelang es also auch, diese beiden Landstriche zu pazifiziren, so bleibt da noch das größte Stüc Arbeit im Racstande: die Unter­w­erfung derfriposcie.*) Daß diese nur mit Zuhilfenahme von ganz außeror­dentlichen Mitteln zu bemerkstelligen sein wird, zeigen auch deutlich die Vorbereitungen, welche der Aktion vorhergehen. In der Zuppa war doch eine halbwegs proftitable Straße vorhanden , ja e3 find fogar Ebenen va; die Operationen regulärer Truppen hatten also da einige Chancen für sich, und vielen Umständen ist e3 zuzu­­schreiben, daß FML. Wagner, oder vielmehr die Brigadiere Dormus und Fischer, mit diesem Landstriche fertig geworden. Eine bei Weiten schwierige Aufgabe harrt aber des Generalmajors Grafen Auersperg. Nicht nur, daß die Krivosd­e alle übrigen Bezirke an räumlichen Umfange überragt, ist von einer Straße nach annähernd europäischen Begriffen hier gar keine Rede. Saumwege sind auch nur spärlich zu finden ; die wirr übereinander gestürzten Felsmassen, die zerrissenen, zerflüfteten Hänge und Kämme, die foigen Steine und das zahlreiche Gerölle, mit welchen die wenigen vorhandenen Flächen überfäet sind, machen dieses Terrain zu dem ungangbarsten der Welt; viesem Cha­­rakter entsprechend drängen sich auch hier auf einem engen Naume die höchsten Spigen des ganzen Gebirgssystems zusammen, so nennen wir nur den Goli Brh mit 4158 Fuß, den Veli Urh mit 4032 Fuß, den Bela Gresa mit 4128 Fuß, von Pazua mit 5822 Fuß, den hart an der Suttorina liegenden Drien mit 6006 Fuß Höhe u. f. f. Zum schredlichsten der Schweden werden aber für unsere Truppen die hoch­­stammigen Wälder, mit denen hier die Bergrüden und Kämme bewedt sind ; sein Pfad führt da­hindurc, und noch wenig Soldaten haben je diesen Boden betreten. Sind also die Insurgenten auf einem Bunte geschlagen, so ziehen sie sich in ihre Wälder zurück und feßen von da aus ihren, die Truppen aufreibenden Guerillastieg fort. Zu diesen Terrainschmierigkeiten, die zu sehildern unsere Feuer ohnmächtig, und deren überwältigende Größe nur durch eigene An­­fchauung zu ermessen ist, gefallen sich noch andere betrübende Umstände, welche uns oben veranlaßten, die Situation als­­ ernst und düster zu bezeichnen. Da ist zunächst die größere Zahl der Insurgenten in der Krivoscie. Die aufständischen Krivosceaner sind nämlich verstärkt durch zahlreiche zersprengte Haufen der Zuppaner. Der größere Theil der Zuppaner hat zwar, wie bekannt, die Waffen abgeliefert, bei der Nie­­derwerfung der Zuppa sind aber einige Dortschaften niedergebrannt worden. Wir wollen hier im Vorbeigehen bemerken, daß das Anzünden einiger Ortschaften doch unsere Truppen, diesen keineswegs etwa als „Barbarei“ ausgelegt werden dürfe. Die Mairegel war leider eine traurige Nothmen­oligkeit. Aus ihren P­ositionen durch unsere Bataillone nach unsäglichen Mühen herausgeworfen, flüchteten sich die Malkonten­­ten in ihre Behausungen und soholten von da, wohlgerecht, aus den Senstern, Bodenöffnungen, Thüren und Thoren auf unsere vorrücen­­den Schwärme. Den wiederholten Aufforderungen, sich zu er­­geben, leisteten sie seine Folge. Hätten nun unsere Truppen jedes ein­­zelne Cafin, jede defekte Häusergruppe, jedes einzelne Dorf erst mit Sturm nehmen müssen, so hätte das nicht nur eine dreifache Zeit, son­dern auch ganz außerordentliche Menschenopfer gefottet. Es blieb also nichts Anderes übrig, als die befeßten Objekte mit Shrapnell und Raketen**) zu beschießen und derart zu säubern. Daß bei dieser Gelegenheit viele Leute obdadlos wurden und ihr einzige­s Hab und­ Gut eingebüßt haben, ist ein Unglück, konnte aber nicht ver­­­mieden werden. Diese obdachlosen, warenfähigen Männer sind aber heute fertige Räuber, welche die ganze Gegend unsicher machen und wiederholt hörte man an in den legten Tagen von räuberischen Weber­­fällen und Mordversuchen. Daß sich biese Leute jebt alle zu den Ari­ voSceanern schlagen und mit ihnen für die gemeinsame Sache raufen und rauben werden, ist rar. — Aber nicht allein, daß die Krivoscea­­ner an Zahl stärker sein werden als die Zuppanesen, überbieten jene die Lekteren noch bei Weitem an Wuth und Fanatismus. In der Zuppa ist sein einziger Fall vorgekommen, daß Gefan­­gene mafiakrirt oder Todte verstümmelt worden wären ; ja, mie wir gesehen, ist bei Stanjevics sogar das Ueberraschende geschehen, daß die Zuppaner die 40 Gefangenen frei ziehen ließen und die Zusage mach­­ten, den gefallenen kaiserisihen Lieutenant zu begraben ! Auf eine der­­artige Kriegführung dürfen wir recht gar nicht mehr hoffen, dies hat uns schon zur Genüge gezeigt die Expedition nach Fort Dra­­gai­ (dies ist die richtige Schreibart), wo die ersten Massacres vor­­kamen. Hierdurch ist aber auch die Truppe im höchsten Grade gereizt. Namentlich bei den Regimentern, welche bei erwähnter Gelegenheit gegen die Krivosceaner gefochten, herrscht gegen Kieselben eine ganz außerordentliche Erbitterung. Wir finden es aber auch ganz erklär­­lich, daß der Soldat vollständig außer sich geräth, wenn er an seinen unglücklichen Kameraden solche Scheußlichkeiten verüben sieht. Dem Gros der Truppe stellen sich die Krivosceaner selten, sie weichen dem­­selben aus, lauern aber versteht in trichterförmigen Vertiefungen und hinter Blöden den shmwachen Seitenpatrouillen und der Nachhut auf, und während vorne die Haupttruppe beschäftigt ist, beginnen im N: den derselben die Kannibalen ihre Tranchirungsprozed­ur. So hat man Soldaten fingernaht gefunden, denen nicht nur die Nasen und die Ohren, sondern auch wo etwas Anderes, was sich nicht gut sagen läßt, abgeschnitten und dieses Etwas ..... gleichfan wie zum Hohne, dem verstümmelten Manne in den Mund gesteclt war! — — Derlei Dinge sind in diesen Gegenden zwar nichts Neues, wir erinnern uns an äh­nliche, viel zahlreichere Verfallenheiten noch aus der Zeit, da Dmer Halda gegen die Herzegoviner und Montenegriner im Felde stand. Aber damals fanden wir diese Erbitterung halbwegs begreiflich, denn der Haß des unterdrückten Rajah gegen seinen Drän­­ger, den Dsmanli, hat sich von Geschlecht zu Geschlecht der Jahr­­hunderte fortgepflanzt in den süßflavischen Völkern und da ist er eini­­germaßen erklärlich, daß in erregten Momenten die bestialische Natur des rohen Menschen in sold? Ich auder erregender Weise zum Durch­­bruchhe soimmt. Was hat aber der österreichische Soldat jemals diesen Leuten gethan? Soldat und Bürger sind hier seit undenklichen Zeiten stets friedlich neben­einander gegangen, Reibungen zwischen den beiden Ständen gehören hier zu den Seltenheiten und kamen nur zuweilen in früheren Jahren mit der italienischen Städte, aber niemals mit der flavischen Landbevölkerung vor, die lettere hat sopar noch in den Feldzügen 1859 und 1866 glänzend ihre Loyalität manifestirt, indem sie sich freiwillig unter das Kommando kaiserlicher Offiziere gestellt und mit Energie und Aufopferung an der Bewachung der Küste, Freilich nicht außerhalb ihres heimatlichen Bezirkes, betheiligt, — und jebt mit einem Dale dieser plögliche Umschwung und diese Gräßlichkeiten ! Darum sagen wir, diese irregeführten, verblendeten und leider nicht in gehöriger Weise aufgeklärten Menschen wissen gar nicht, was sie thun, — aber dagegen ist auch sein Strich zu lang, kein Baum zu hochh für die moralischen Urheber dieses großen Unglückes, freilich den­ fen aber die Nürnberger Niemanden, bevor sie ihn nicht haben. An eine Pacifizirung im gütlichen Wege ist also heute gar nicht mehr zu deuken. Diese könnte nur erfolgen, wenn die sämmtlichen aufständischen Krivosceaner ih zur unbedingten Waffenstrebung bereit erklären würden , denn nach diesen Vorfällen geht es wohl nicht mehr an, den Leuten noch länger die Waffen in den Händen zu lassen. Das bringt aber der echte Krivosceaner, bevor er nicht eine eiserne Faust über sich gefühlt und nicht links und recht einen Haufen Toch­ter gesehen, unmöglich über sich. Er ist im Stande, viel zu ertragen­­ und viel zu entbehren, er opfert, wenn er sein muß, noch eher sein Weib hin, er opfert sein Kind bin, seine Waffen jedoc­h nimmer­ mehr. Das klingt unglaublich, und doch ist dein so. Die Waffen sind des Krivosceaners höchstes Gut, sie bilden feine Ehre, feine Zierte, feinen Stolz; ohne Waffen hat das Leben für den Rockesen keinen Werth und feinen Reiz mehr. Aus dieser Elafterlangen, am Laufe und Schafte durch eine oft elegante stylvolle Zeichnung gezierten Flinte hat fon ein Vater in diesen Bergen geschossen, an diese zumeilen reich mit Silber ausgefegten Bil­olen knüpfen sich ganze Familientra­­ditionen und mit seinem langen im Gürtel stehenden Hanvfhar hat er selber Schon vielleicht so und so viel Türkenköpfe abgeschnitten und Türlennasen trandirt. Darum also ist an eine Waffenstrebung vor einigen bluti­­gen Zusammenstößen gar nicht zu denken. Die Regierung hat zwar ein rechtes Mittel versucht und hat die im Jahre 1866 als Miliz­­kommandanten (Kommandanten der Terrieurs) in Verwendung gestan­­denen Grenzoffiziere (Likianer) bhieher beordert, damit sie, gesunkt auf die Popularität, deren sie seinerzeit genossen, die Bevölkerung ihrer damaligen Bezirke durch ihre Einwirkung und Zusprache beein­­flussen mögen; es sind demzufolge auch fünf Offiziere aus der Likfa­rier eingetroffen und auch bereits in ihre Bezirke abgegangen. Ob heute noch hieruch etwas zu erreichen? Es ist zwar möglich, aber unwahrseinlich, die militärischen Operationen müssen nichtsdeftoweni­­ger selbstverständlich ihren Gang ungestört weiter nehmen. Seit un­­gefähr acht Tagen herrscht zwar Waffenruhe, doch lange wird sie nicht mehr dauern. Wir glauben sogar, dieser Brief dürfte durch Telegramme über einige Waffengänge überholt werden. Der kommandirende Ge­­neralmajor Graf Gottfried Auersperg verkennt nicht die Schwierigkei­­ten seiner Aufgabe und hat daher nu­r unternommen, bevor nicht alle Vorbereitungen zu einem kombinirten Angriffe auf die Ari­oscie vollendet und die nothwendigsten­­ Verstärkungen an Truppen einge­­troffen, endlich auch auch Organisation des Traing der Nachchub an Verpflegsartikeln, Munition u. s. w. sichergestellt war. Das wäre nun so ziemlich fon zur Neffe geviehen und die militärischen Operationen dürften daher nächstens ihren Anfang nehmen. Die von den Blättern über die Zahl der hier op­ rerenden Trup­­pen gebrachten Nachrichten grenzen oft ans Lächerliche, ebenso wie viele­ Andere, was über hiesige Personen und bhiesige Verhältnisse ges­tafelt wird, Das Alles zu widerlegen oder auf das richtige Maß zu reduziren, dazu fehlt es uns an Zeit und Raum. Ueber die Stärke der Truppen nur soviel, daß im Ganzen fünf Infanterieregimenter und drei Jägerbataillone hier stehen, nebst prei­spfündigen Gebirgsge­­rüst: und Raketenbatterien, sowie eine Geniekompagnie und ein Sa­­nitätspetachement. Gebrigens kann auch dieser Stand wieder verändert sein, bis das Schreiben den langen Weg von Gattaro nach Belt zu­­rückgelegt hat. Der Stand der Kompagnien beziffert sich durchschnitt­­lich auf 120 Köpfe ; von den Fußtruppen kann man aber immerhin mit gutem Gemissen die Hälfte abrechnen, als Kranke, Kommandoitte, bei der Bejahung von Cattaro, Risano, Castelnuovo und in den übri­­gen zahlreichen Forts und Wachhäusern ; man ersieht also, das für das Feld nicht allzuviel disponibel erübrigt. Von den vom Oberst ( Tun’ler konstruirten Wachhäusern aus Holz mit 1­ezölligem Gifenblei) überplattet, werden bis 20 ü. M. zehn Stück hier eintreffen. Alles weht schön und sinnreich, aber wie " biese Masse auf die steilen Höhen transportiren ? Das ist die Frage ! XX Wien, 19. November. Wie an dieser Stelle schon an­­gedeutet wurde, entsprach der Verlauf der Verhandlungen, mele seit längerer Zeit im Schoße des Ministerraths über die Wahlreformfrage attfanden, seineswegs jenen übertriebenen Darstellungen, welche einige allzu eifrige Parteigänger dieser oder jener Richtung demselben auf publizistischem Gebiete zu geben versuchten. Uebertriebene Schwarzieherei und gedankenloser Nihilismus — zwei Momente, an denen‘ unsere Bubligistit seit langem laboritt — reichten sich in dieser Frage brü­­derlich die Hände, um bei diesem Anlasse die öffentliche Meinung zu verwirren und zu erhilten, und dies in einer Richtung, die weitab von der ver­­bandelten Frage lag und sich speziell mit hergebrachter Virtuosität auf dem Gebiete der­­ Persönlichkeit bewegte. Hätten jene eben charak­­terisitten Darstellungen der Situation als nur annähernd der fakti­­schen Sachlage entsprochen, so stünden wir nach dem Willen und Wunsch jener Degane bereits mitten in einer totalen Ministerkt­sis, und zwar, wie man sofort supponirte, mitten in einer flavif- reaktionären Strö­­mung, die man eben nur an die Wand malte, um der Bevölkerung die gewohnte Dosis publizistischen Gancan’3 nicht entbehren zu lassen. Der Verlauf, den die Dinge thatsächlich nahmen, hat intek auch nicht in einem Momente den demselben publizistisch beigelegten Cha­­­­rakter gerechtfertigt. Daß im Ministerrathe die Anschauungen in der Mahlreformfrage weit auseinanderliefen, ist auch an dieser Stelle be­­reits hervorgehoben worden, wie denn aber­ auch gleichzeitig betont wurde, daß die vorhandenen Gegenfälle keineswegs so aufeinanderplah­­ten, um nicht zu einer schließlichen Ausgleichung zu führen. Lebtere ist wenn auch, wie ich positiv erfahre, dahin getroffen worden, daß man, ohne auf die Initiative in der­ Wahlreformfrage und die Erledigung derselben in der nächsten Reichsrathssession zu verzichten, im Minister­­rat bef ich dahin einigte, die definitive Schluß­­fassung in­ dieser F­rage erst nach dem Zusammen­tritte des Reichsrathes zu treffen,bis man sich mit den hervorragendsten parlamentarischen Persönlichkeiten d­iesfalls in Kontakt gesegt. Selbstverständlich wird unter solchen Verhältnissen die Wahlreform ni­cst unter den ersten Vorlagen befinden, mit denen die Regierung an den Reichsrath herantreten wird, sondern­­ der Einbringung derselben erst in einem späteren Beitpunkte entgegengesehen werden können. Daß aber die betreffende Vorlage überhaupt vor den Reichsrath kommt, steht außer Zweifel, und wird selbe auch bereit,in der taif. Thbronrede angekündigt werden, wenn auch n­ur in ganz allgemein gehaltenen Ausdrücken. Unter­ den thatsächlich obwaltenden Verhältnissen ist dieser hier­­mit eingeschlagene Weg ein recht glückicher zu nennen, und daß sehen aus dem Grunde, weil mit demselbin das Ministerium in einer so eminent staatsreitlichen Frage zum ersten Male seinem parlamen­­tarischen Ursprung gerecht wird und in Nachahmung des tägl­ich ungarischerseits gegebenen Beispieles nur im Kontakte mit der parlamentarischen Majorität vorgehen will. Mit diesem feinen Schritte endet sich das Kabinet an die in dieser Frage eigentlich entschei­­dende Instanz, das Parlament, und macht von viesem feine Entschlie­­ungen, und, nachdem diese zum Theil bekannt sind, sein — Schicsal abhängig. Der Vorgang it parlamentarisch vollkommen Korrest. Die M Wahlreformfrage ist E­ine spezifisch ministerielle Re­sortfrage, sie ist au­f eine Frage des Kabinets, sondern eine Frage des Parlaments und in Veßter Auflösung­­ der Verfassung. AS parlamentarisches Exelativ- Organ kann die Regierung in einer in die Beh­affung so tief ein­­schneidenden Angelegenheit gar nicht mit einer legislativ-formulirten Initiative vor den Reichsrath treten, ehe sie nicht den Kontakt mit dem lebteren­­ gesucht, und geht sie hiebei zu weit, so verläßt sie den Boden, auf dem sie steht, — die Verfassung ; beswegt sie sich auf zu sehr begrenztem Gebiete, so rissirt sie, daß der Reichsrath sie desanpu­­irt, und ihr den Boden unter den Füßen — die parlamentarische Ma­­orität — umegzieht. Ueberdies fällt so ins Gewicht, daß nicht die Regierung es war, welche das auch von ihr dringlich erkannte Postulat der Wahl­­reform in den Strom der politischen Ereignisse schleuderte. Der Reichs­­rath selbst war es, der dies anregte, und die Interpellation des Aba. Baron Pratobevera in Angelegenheit der direkten Reichsrathswahlen bildete den Ausgangspunkt einer Bewegung, die heute bereits so mäch­tig geht, daß allerdings Regierung und Reichsrath nur um den Preis ihrer politischen Würde sich ihr entgegenstemmen könnten. Die Regie­­rung hat in dieser Frage bis heute ihre formelle Pflicht erfüllt; sie hat die Voten der Randtage in der Wahlreformfrage provocirt und mit diesen dem Reichsrathe ein reiches, aber auch unerläßliches Mate­riale zur Lösung der­ jeder Wahlreform vorhergehenden Vorfrage : „Welches ist die Stellung der bisher berechtigten Reichsrathswahlkörper, ver Landtage zu derselben 2" geboten. Schon dies allein zwingt nicht nur die Regierung, sondern auch den Meidsrab­, in der Frage Stellung zu nehmen und es ist absolut undenkbar, daß die Repräsentanten der parlamentarischen Majorität sie weigern sollten oder könnten dem an sie appellirenden Kabinett gegenüber ihre Wünsche zu formuliren. Die Sorge, dab hier die Möglichkeit vorliege, es könnte hiemit die Sache auf die lange Bank geschoben oder ganz und gar beseitigt werden, ist völlig unbegründet. Ganz abgesehen davon, dass die Regierung auf die Initiative nicht verzichtet und auch nicht verzichten kann, da sie mit Provocirung der Landtagsvoten sich bereits für die Wahlreform engagirre und dies auch in der Thronrede bekräftigen wird, zwingt sie noch überdies die Form der einzelnen Landtagsvoten, diese und mit ihnen die Wahlreformfrage vor den Reichsrath zu bringen. Dafür also, daß Regierung und Reichsrath über die Wahlreform nicht werben hinwegfchlüpfen können, ist ausgiebig gesolgt Fraglich bleibt nur das „Wie? und darin dürfte nebst der Wahlreformfrage auch die Lösung der Kabinetsfrage enthalten sein. *) Zum allgemeinen Verständniß glauben wir hier die zwar nicht offizielle, doch im Wolfe von Alters her übliche Eintheilung der Bezirks­­hauptmannschaft Cattaro, welche auf 11 Duapratmeilen Flächeninhalt eine Bevölkerung von 35.000 Seelen zählt, mittheilen zu sollen: 1. Cattaro, Festung mit den dependirenden Werken und der nächsten Umgebung. 2. Die Zuppa, ein Landstrich, der im Thale westlich des Forıd Gorasda seinen Anfang nimmt und bis zum Meere bei Budua reicht. 3. Die BPastroviczia, der Theil von Budua bis zur äußersten Südfolge Dalmatiens, zugleich auch der Monarchie, bei Tripler Gonfinium (f. das Feuilleton in unserer Nummer vom Freitag, 19.d.M. D. Red.), endlich 4. die Krivoscle, der größte, felsigste un­waldreichste Landstrich nördlich von Gattaro bis Gastelnuovo zeigend. =) Man gestatte uns an dieser Stelle einen früheren Irrthum zu berichtigen. Als bei der Beschiekung von Ledenice in den Blättern von Raketen die Sprache war, erklärten wir diese Nachricht für un­­richtig, weil wir wußten, daß kurz nach dem festen Feldzuge die Ra­­keten in der Armee ganz außer Gebrauch gefaßt wurden, doc unter­­ließen wir schon damals nicht die Bemerku­n, daß eben das Terrain den dinarischen Alven die volle Auswügung der Wirksamkeit der Raketen gestatten würde. Nun sehen wir aber, daß es mit den Ra­­keten seine volle Richtigkeit hat. Zum größten Grack waren nämlich mehrere Raketen noch in Gattaro aufbewahrt, zugleich wurden, als sich die militärische Aktion in Süßdalmatien unausweichlich erwies, an aus Mien einige der baselbít reponirten Nafetengeschüße hinüberpedirt und so gelang es bald wieder einige Batterien zusammenzustellen, welche fest ihre guten Dienste leisten. Zur Wahlreformfrage­ Aus Dem Reichstage. Pest, 20. November, (H.) Der zweite Theil des Gefegenttwurfes über Die Verant­­wortlichkeit der Nichter, welcher vom A­ustizminister umgear­­beitet wurde, bildete heute den Gegenstand der Discussion im Abgeordnetenhause. Das vierte Kapitel dieses Gelegent­wur­­fes, mit welchem die Debatte begann, regelt das Disziplinar­­verfahren gegen die Nichtex, wenn sich diese eines Disziplinar­­vergehens schuldig machen. Die Organisation der Diszipli­­nargerichte ist nach dem neuen Entwurfe eine sehr zwec­­mäßige, sowohl den Ansprüchen der strengen Gerechtigkeit, als jenen der Zwecmäßigkeit entsprechende. Über die Gerichts­­beamten und angestellt­en Sachverständigen eines Gerichtssprengels übt jenes Gericht erster Instanz die Disziplinargerichtsbarkeit aus, auf dessen Gebiete sie angestellt sind. Der Vizepräsident und die Richter der Gerichte erster Instanz, sowie die Manipulationsbeamten der königlichen Tafeln sind der Disziplinargerichtsbarkeit der be­­treffenden Königlichen Tafel unterworfen. Die Richter der Königlichen Tafeln — mit Ausnahme der Präsi­­denten und Vizepräsidenten detselben­­, sowie die Präsi­­denten der Gerichte erster Instanz unterstehen hinwieder der Disziplinargerichtsbarkeit des Höchsten Gerichtshofes. Wie wir sehen, ist hier ein einheitliches System der Disziplinar­­gerichtsbarkeit aufgebaut, nach dem Grundlage, daß immer’ die höhere Instanz die Disziplinargerichtsbarkeit über die Richter der unmittelbar nach ihr folgenden Instanz ausübt, wobei der Präsident, beziehungsweise auch der Vizepräsident des Gerichtes der unteren Instanz so betrachtet wird, als wäre er ein ordentlicher Richter des Gerichte der höheren Instanz. Zu bemerken ist no, daß die Disziplinargerichte zweiten Grades (Fünfgl. Tafeln) als Appellationsgerichte für die Disziplinargerichte ersten Grades fungiren ; dasselbe that das Disziplinargericht dritten Grades (oberster Gerichtshof) in Bezug auf die Disziplinargerichte zweiten Grades. Da aber die Reihenfolge der Gerichtshöfe mit dem obersten Ge­richtshofe ihr Ende erreicht, so kann natürlich auch diese sinn­­reiche Stufenreihe der Disziplinargerichtsbarkeit nicht is Unendliche fortgetet werden. Es entsteht die Frage: wen soll die Disziplinargerichtsbarkeit über die Mitglieder der König­­lichen Kurie und über die Präsidenten und Vizepräsidenten der Königlichen Tafeln zustehen ? Ein höheres Gericht, welchem man diese Gewalt anver­­trauen könnte, gibt es nicht, die Mitglieder des höchsten Ge­­richtshofes und die Präsidenten und Vizepräsidenten der könig­­lichen Tafeln jeder Disziplinaruntersuchung entheben dann man auch nicht. Es bleibt, somit nichts Anderes übrig, als für Legtere einen eigenen Disziplinargerichts- Hof zu organisiren. Dieser aus 36 ordentlichen und 12 Er­­fagmitgliedern bestehende Disziplinargerichtshof sol nun zur Hälfte aus den Mitgliedern des höchsten Gerichtshofes selber, zur Hälfte aus den Mitgliedern des Oberhauses gebildet wer­­den, und zwar derart, daß 24 Mitglieder des höchsten Ge­­richthofes, den B Vizepräsidenten desselben mit inbegriffen nach der Reihenfolge ihrer Ernennung und 24 dur) das Oberhaus gewählte Oberhausmitglieder als Richter, beziehungsweise als Kriagmänner in diesem Disziplinargerichtshofe fungiren. Das Präsidium in diesem Gerichte führt der Präsident des Raffa­­tionshofes, oder der Präsident deg. obersten Gerichtshofes, oder der Vizepräsident des Raffationshofes, oder endlich, wenn auch dieser verhindert sein sollte, der Präsident des Oberhauses. Eine Appellation gegen die Urtheile dieses Gerichtshofes findet nicht statt. Die, im Obigen kurz gekennzeichnete Idee der Diszi­­plinargerichtshöfe ersten, zweiten und dritten Grades wurde Í

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