Pester Lloyd, Mai 1871 (Jahrgang 18, nr. 102-126)
1871-05-23 / nr. 119
- ww West, 22. Mai. Von einem in Wien lebenden Landsmanne erhalten mir die nachfolgenden Betrachtungen, die und interessant genug scheinen, um sie vollinhaltlich wiederzugeben, wenn mir auch die Bemerkung nicht unterlassen können, daß die Anschauungen umseres geehrten Freundes — offenbar unter dem Cindruderer in Wien herrschenden Zerfahrenheit — zu einem gewissen Pessimismus hinneigen, der durch die thatsächliche Situation vielleicht doch nicht vollständig gerechtfertigt erscheint. — Das Schreiben lautet : Die innere Lage der österreichisch ungarischen Monarchie ist eine so ernste geworden, daß man fast nur mit Bedenken an ihre Schilderung gehen kann. Die zahllosen Keime der Zerlegung und der Scheidung, die ein ungezügeltes, vermessenes Parteitreiben seit Jahrzehenten ausgesät, beginnen in erschreckender Weppigkeit aufzugeben. Diesseits und jenseits der Leitha tobt offener oder verhüllter Aufruhr gegen das Recht und die historische Fügung des Staatswesens und wiederholt mit wachsender Leidenschaft die erbitterten Versuche, gegen den gesicichtlichen Gedanken der Monarchie Protest einzulegen. Das, was uns einigte und zu einem politischen Ganzen macht, droht immer mehr dem Beifalle entgegenzugehen. Trennung und Auflösung, die itio in partes, sind die Losungsworte des Tages. Staatsrechtliche Detailfragen sind in Lebensfragen der Nationalität umgewandelt und wiederum die Nationalitätsfragen zu dem Range und der V Bedeutung selbstständiger politischer Fragen erhoben worden. Kein Streit wird mehr auf dem Boden und mit den Waffen geführt, die ihm zusommen ; jeder rüttelt unmittelbar am den wichtigsten Grundlagen des gesammten Staatswesens. Zu diesen Betrachtungen führt nns nicht, oder doc nicht in erster Linie der Konflikt, der den Ausgleich mit Kroatien in Frage zu stellen droht. Dieser Konflikt it nur ein einzelnes Symptom der allgemeinen Desorganisation auf dem Gebiete des öffentlichen Rechtes und der vollständigen Verjüdung des Diaßes für erlaubte und vermehrte politische Bestrebungen. Auch zweifeln wir zulest nicht an der Möglichkeit eines Arrangements, eines beiderseitig befriedigenden Kompromisses zwischen nationalem Anspruch üben und drüben, zwischen posiivem Recht und politischen Wünschen. Aber es ist gewiß, dab dies Symptom mit einer bereiflichen und gefährlichen Bewegung in Oesterreich-Ungarn überhaupt in Verbindung steht, mit den Negungen und dem Zusammenschließen des flanischen Elementes vor Allem in Zigleithanien. Heute erklingt die Barde, daß die gesammte staatsrechtliche Opposition gegen den Reichsrath sich als Eins zu fühlen und mit allen Mitteln die Verwirklichung der zigleithanischen Verfassung zu hindern habe. 63 ist eine vollständige negative Allianz, die wir vor uns haben, aber eine Allianz, die sich in der Negative nicht erschöpft. Das Element der homogenen Nationalität (wenn wir von der im Ganzen unerheblichen tirolischen Fraktion absehen) gibt im Groben den positiven Gedanken der Einigung und nach Außen hin ven Psiclag. Immer mehr beginnt die Frage so zu Liegen, ob Oesterreich-Ungarn auf den bisherigen dualistischen Grundlagen zweier politischer Nationalitäten, die dort in dem deutschen, hier im ungarischen Elemente ihren Kern finden, erhalten bleiben, oder auf ganz neue Basis, auf eine politische Suprematie des Slavismus gestellt werden solle. Der lebtere Gedanke hat etwas Berlehendes nicht blos für eigentliche Nationalpolitiker, sondern auch für Männer ganz anderen Schlages. Er hat stets eine verdächtige Verwandtschaft mit den Ideen gehabt, die von den Vertretern des reinen Oesterreicherthums gehegt und in die maßgebenden Kreise mit mehr oder weniger Geshhd eingeführt wurden. Der Absolutismus hat an das Projekt einer allmäligen Umgestaltung Desterreich-Ungarns in diesem Sinne angeknüpft, so oft er sein Haupt aus Neue erhob. Nicht nur finden sich in ihm die Haltpunkte für eine Bekämpfung der konkreten Staatsverfassung der Monarchie, sondern auch die Haltpunkte gegen eine freiheitliche Entwickklung überhaupt. Denn es liegt auf der Hand, daß eine derartige Umgestaltung nicht in einer Reichshälfte isolirt bleiben könnte. Die Slawen des Nordens würden herübergreifen zu denen des Süpen und die gemeinsamen Formen für ihre nationale und politische Griftenz zu suchen beginnen. Das spezielle Verfassungsleben Ungarns wäre ihnen ein Angriffsobjekt so gut als das Eisleithaniens, vor Allem aber hätte die gemeinsame Verfassung zunächst ihr Anstürmen zu besorgen. Darum eben mußte es sich ja zunächst handeln, die vitalistischen Prinzipien in den Hintergrund zu drängen und mit der Degradirung die deutschen und magyarischen Elemente die gemeinsamen Grundlagen für ein über beide hinnweggreifendes drittes universales Prinzip zu schaffen. Und darin liegt die hohe Gefahr, in einer Beförderung der föderalistischen Speen, die sie fest unter dem Ministerium Hohenwart von Amts wegen geschieht. Denn nur scheinbar ist diese Beförderung gegen den Zentralismus und auf eine angemessene Vertheilung der politischen Freiheiten gerichtet. Das genügt zur Destruirung der bestehenden Verfassungsformen, aber hinter dieser Destruktion steht die Konstruktion einer neuen populären Grundlage für die Gesammtmonarchie. Was man jeßt zertheilt, will man später um so energischer zusammenfassen. Der Föderalismus soll der Webergang zur Erneuerung der Zentralisation sein, ganz so wie sie die Böhmen und Kroaten im Jahre 1848 gewaht. Kein Uebergemischt, auch kein moralisches der Deutschen und Magyaren, sondern eine politische dritte Race. 63 ist eitel Heuchelei, wenn man dieser Race das Epitheton reinen Delterreichertribumg zuspricht, in Wirklichkeit handelt es sich um den Slavismus. Und es ist nicht minder Heuchelei, wenn man die freiheitlichen Seiten des Föderalismus accentuirt, denn in diesem Sinne iter der Wedergang zum Absolutismus. Damit tritt man eben einfach Allem entgegen, was von Forderungen der Kultur, der Entwickklung noch war und durch die Parteien unverwirrt geblieben ist in Oesterreich. Allein es ergibt sich auch daraus, daß der anscheinend berechtigte egoistische Gedanke eines Theiles unserer Mitbürger, diesen Verwiclungen gänzlich fern zu bleiben und sie ganz und gar auf den Boden des eigenen Staatslebens mit Ausschluß der Anerkennung jedes gemeinsamen Interesses zurüczuziehen, ein äußerst bedenklicher ist. An sich erscheint es so naheliegend, die Ordnung im eigenen Hause nötigenfalls mit Germalt aufrechtzuerhalten und sich um den Nachbar weiter nicht zu bekümmern. Aber es darf wohl die Frage aufgeworfen werden, ob unsere Kräfte dazu ausreichen, ob nicht vielmehr die wachsenden Gefahren des Slavismus, namentlich seit sie durch ein unsinniges gouvernementales Experiment verstärkt werden, ein enges moralisches Aneinanderschließen des deutschen und magyarischen Elementes zu gemeinsamem Widerstand erfordern werden. Denn allerdings sind diese Gefahren gemeinsame. Und da darf doch mit einiger Genugthuung auf die Wirkungen der gemeinsamen Verfassung auch auf unserer Seite hingeblicht werden. Die Delegationen haben den Grafen Hohenwart an der Auflösung des Reichsrathes gehindert und fochmah und komplizirt ihr Organismus sein mag, sie werden noch vielleicht zur Abwehr manches anderen Gewaltstreiches ausreichend sein. Jedesfalls aber scheint er nng eine näher liegende Pflicht zu sein, die Deutsche Partei in ihrem Kampfe gegen Hohenmwart mit allen ung zu Gebote stehenden Mitteln zu unterstüßen. Die Vorgänge in Kroatien sagen ung deutlich genug, daß es sich dabei nicht blos um eine ideale, aus den allgemeinen Prinzipien der Freiheit abstrahirte Pflicht handelt, sondern um eine sehr materielle, unsere eigene nationale und staatliche Existenz berührende Forderung. Allerdings it aber dabei sehr zu wünschen, daß dieser Kampf von Seite der deutschen Partei auch mit einigem Verständniß der Lage und ohne Kompromittirung ihrer eigenen Sache geführt werde. Wir maßen uns nicht an, ihr einen Mannh zu ertheilen, aber geschehene Dinge dürfen auch wir fritisiren. Die deutsche Partei jubelt fest einer Rede zu, die der Seremias der Verfassungstreuen, Kaiserfeld, beuer wie alljährlich auf irgend einer landwirthschaftlichen Versammlung gehalten hat. Dan ist an Herrn v. Kaiserfeld gewohnt, daß er stets eine wohlwollende Zähre für die schmere Noth der Zeit, aber nie den Schatten eines politischen Gedanken und vollends einer politischen That zur Abhilfe übrig hat. Die Art aber, wie er diesmal die biederen landwirtschaftlichen Steirer das Gruseln gelehrt, ist selbst bei ihm unerhört: „Dieser stieg gegen die Behfaffung muß beendet werden, sagte er und die Organe der Kaiserfeld’schen Bolitit vruden die Stelle mit gesperrten Rettern, denn dieser Zustand trägt eine innere Unwahrheit an sich, er würdigt die Bolffsvertretung herab... er ihm wäct bis zur vollständigsten Gleichgiltigkeit das Staatsbewußtsein der Bürger und hat endlich zur Folge, daß aus dem geworbenen Chaos nur mehr eine Regierung der Gewalt herausführen kann“ u. f. f. Glaubt Herr v. Kaiserfeld, die Gegner der Verfassung wirklich auf sie eisschrechende Folgen ihres Vorgehens aufmerksam gemacht zu haben ? hofft er auf schlaflose Nächte des Grafen Hohenwart , wenn er ihm zu Gemüthe führt, daß er die Volfsvertretung herabwürdige und zu einer Regierung der Gewalt werde greifen müssen? Die Herabwürdigung der Boltsvertretung läßt den Grafen figer sehr gleichgiltig und die Politik der Gewalt wird ihm genau bis zu dem Augenblicke unwillkommen sein, in welchem er die Macht zu ihrer Durchführung begibt. Man muß nicht gleich an Kanonen denken, die vor dem Abgeordnetenhause auffahren, und einen Lucian Bonaparte, der Herrn v. Hopfen gefangen nimmt. 63 gibt auch andere Mittel, die Herr v. Koiserfeld natürlich nicht voraussehen, aber wenn sie eingetreten sind, sehr ausführlich beflagen wird, „weil er zu sehwad zu helfen it". Belt, 22. Mai. ég Das Aktenstüc, womit 28 österreichische Erzbischöfe und Bischöfe bei St. Majestät zu Gunsten der Wiederherstellung des päpstlichen Kirchenstaates intervenirten, hat in diesen Blättern bereits eine kurze Besprechung erfahren. Wenn wir deg ungeachtet heute auf dasselbe zurückkommen, so geschieht es aus mehrfachen Gründen, die im Verlaufe unserer Darstellung deutlich werden sollen. Die Petition der Ls Bischöfe ist zunächst ein fortgesetztes Glied in der Kette jener Agitationen,die in Oesterreich von ultramontaner Seite her seit ungefähr vier Jahren mit steigender Vehemenz in Szene gesetzt wurde Wir erinnern nur an jene famose Adresse derLö Bischöfe aus dem Jahre 1867,worin diese die strikte Aufrechterhaltung des Konkordats verlangten,die Zivilehe ohne Weiters als Konkubinat erklärten und die beabsichtigte Emanzipation der Schule aus der Gewalt der Geistlichkeit für»Entchristlichung der Schule««deklarirten.Der Monarch wies«damals die Petenten an sein Ministerium und der konstitutionellen Entwickelung der Dinge wurde ihr Lauf gelassen:das Resultat waren die bekannten »Mai-Gesetze«von 1868,womit die Emanzipation Oesterreichs von der Herrschaft Roms und seiner Diener gesetzlich ausgesprochen wurde. Es war schon damals ein offenes Geheimniß,daß noch vor der kaiserlichen Sanktionirung dieser Gesetze Erzbischof Haynald von Kalocsa als Vertauensperson nach Rom gesandt wurde,um»den Papst darauf vorzubereiten,daß der Kaiser nicht in der Lage sei,den drei Gesetzen seine Unterschrift zu verweigern·«.Nach erfolgter Sanktion ging Freiherr v.Meysenbug in spezieller Mission an den Papst,um»mit aller Ehrfurcht darauf aufmerksam zu machen,was der Kirche in Oesterreich noch immer geblieben sei:die volle Garantie ihres reichen irdischen Besitzes und die vollste Freiheit auf ihrem eigensten,dem rein kirchlichen Gebiete««.Zu diesen schon bekannten,,Beschwichtigungsmitteln«gesellte sich nun die erst jüngst bekannte Mission des samosen»römischen Grafen««Langrand-Dumonceau,womit dem b bankerotten Financier der Auftrag ertheilt ward, dem Bapste im Namen des Raisers ‚das lebhafte Bedauern auszubinden, daß er (der Kaiser) „den Konfessionellen Gelegen seine Sanktion habe gewähren miüssen", daß „diese Sanktion das nec plus ultra der kaiserlichen Gewährungen, daß Marimum defsen wäre, was er dem Geiste der Neuzeit zu Fonzelcien beabsichtige und daß man von Papst „um Geduld‘ ersuche. Da sich „die Lage ändern und sich bald Gelegenheit finden würde, mit dem zisleithanischen Ministerium zu brechen..., daß man vom konstitutionellen Regime zur persönlichen Regierung zurückkehren könne, und daß er (der Kaiser) den Heiligen Vater bäte, ihm die Zeit zu gewähren und seinen öffentlichen Tadel auszusprechen, der Alles fompromittiren und der die Verwirklichung des gemeinsam mit dem Kanzler von Beust festgestellten Programmes des Widerstandes verhindern würde‘. Und als Antwort auf diese geradezu bedenkliche Nachsichtsnahme der römischen Anteressen erfolgte die päpstliche Allolution vom 22. Juni 1868, worin Pius IX., von dem einer seiner Kollegen im Kardinalskollegium bei Gelegenheit der "erfolgten Papstwahl den bezeichnenden Ausspruch gethan: „E un santo, ma un vndotto”, und der in seiner „Unfehlbarkeit" von jeher keinen Widerspruch dulden konnte, auch im feinen Defreten wiederholt erklärte, daß ihn „die Dinge dieser Welt nicht kümmern”. Pius IX. also verurtheilte in obiger Allofation die österreichischen Grundgefege mit folgenden Worten: „Die erwähnten Gefete und Alles und Segliches, was in diesen und anderen auf das Recht der Kirche bezüglichen Dingen von der österreichischen Negierung oder ihren untergeordneten Behörden betreibt, ausgeführt oder irsrgendiwie versucht worden is, verwerfen und verdammmen wir kraft unserer apostol. Autorität und erklären fast verselben Autorität die Defrete selbst mit allen ihrem Folgen für null uno hto tagi Das ist die „Geduld“ und „Mäßigung“ von Rom, — übrigens Früchte, wie man solche erwarten mußte, da der Muth fehlte, die Rechte des Staates mit Energie und Konsequenz festzuhalten und zu vertheidigen. Zwar erfolgte auf obige Allokation eine „energische‘ Note des Grafen Beust, aber es blieb beim Notenschreiben, daheim handelten Noms Diener konsequenz im Sinne und nach der Vorschrift ihres Herrn und Meisters. Es begannen nun die altbekannten Wühlereien der Herren Rudigier, Ziverger, Gaffer, Riccabona u. s. w. Banatifirte Weiber schlugen in Zirol und Steiermark auf die Schulinspektoren 108, stürmten die Schulzimmer, zerstörten die neuen Lehrmittel, ebenso fanatische Hirtenbriefe und Kanzelreden regten alle religiösen Leidenschaften des Volkes auf, die katholisch-politischen Kasinog organisirten dieselben und ein unvernünftiger Doktrinarismus des „Bürgerministeriums“ trieb selbst besonnenere Geister in die Gestalt der Ultramontanen. Diese fanden auf politischem Gebiete einen Verbündeten in den „Nationalen und bald war es mit dem Bürgerministerium zu Ende. Graf Potocki wurde von den Ultramontanen anfänglich freudig begrüßt , als aber auch er nicht wieder die „Heilige Politi“ des Konkordats ansbahnen wollte, ja als nach der „Unfehlbarkeitsbefreibung“ dieser berufene Vertrag offiziell gekündigt ward, und endlich bei der durch Italien am 20. September 1870 erfolgten Ossupation Roms westerreiche Staatsmänner seinen Protest erhoben, sondern in richtiger Erkenntniß der Sachlage aller Verantwortlichkeit für diese That nur dem italienischen Kabinett allein überließen : da flammte der „heilige Zorn der ultramontanen Heißsporne zur Helfen Lohe empor und es wurde der „Kreuzzug nach Rom offen gepredigt. “ überschreitet die Grenzen eines S Journalartikels, um al’ die verschiedenen Phasen und Grade der Agitationen zu bezeichnen, wodurch ein fanatisirter Klerus das unorientirte Bolt in fortgefegter Aufregung erhält. Hirtenbriefe und Kanzeln in Oesterreich und Ungarn mwiderhallen von der , fredlichen Noth‘ und dem „erbarmungswürdigen Elend‘‘ des ,,hor den Gefangenen‘ in Rom, der „nicht habe, wohin er sein Haupt legen könne‘ und „sein Gefängnis nicht einmal verlassen kann, um frische Luft zu schöpfen‘‘ , von dem ein Pfarrer in Steiermark behauptete, daß sein ganzes Einkommen jährlich nur 64 fl. betrage, was für den Tag 1779, Kreuzer ausmache , was ein Anderer noch mehr davurch verdeutlichte, daß er seinen Bauern zu Gemüthe führte, der Bapst speise des Morgens nur noch „Streiensuppe, weil Kaffee ihm zu theuer komme", worauf ein einfältiges Menschenkind zu seinem Nachbarn in seiner natürlichen Unbefangenheit bemerkte : , 30 begreife nicht, warum der heilige Vater, wenn es ihm gar so schlecht in Rom geht, nicht Pfarrer oder Bischof bei uns wird ; dann hätte ja die Noth ein Ende.“ Wir mußten von diesen Auswüchsen und Mißbräuchen des religiösen Empfindens Art nehmen; denn nur aus ihnen begreift sich die fortwährende Ausbeutung des katholischen Bolfes zu Gunsten des „Beterspfennigs”, nur aus ihnen erklären sich die „Hunderttausende” von Unterschriften , kathoz lifcher Gläubigen”, mit denen dann Bischöfe, hochadelige Männlein und Weiblein nach Rom ziehen, um dort dem „hohen eingeferkerten Gefangenen” nicht nur persönlich zu huldigen, sondern auch ihr eigenes Vaterland zu kompromittiren, ja förmlich zu verklagen. Daraus erklärt sich, wenn ein Staatsbürger, der zufällig auch Bischof von Linz ist, ich erkühnt, unter Berufung auf obige päpstliche Allolation vom 22. Juni 1868 zu erklären: „Das bischöfliche Konsistorium könne auf der Grundlage des Unglaubens und des Vertragskruges mit der Staatsgemwalt nicht zusammentotrfen". (Bihdfl. Schreiben vom 17. Jänner 1871.) Freilich geschieht solche Behauplung einer Staatsgerwaltrecht, nachdem diese nicht von Muth befikt, den störrigen Unterthan unter das och des Gesees zu beugen. Diese Schwäche erhöhte, vermehrte die Kühnheit der Ultramontanen, so daß sie heute nicht mehr in vereinzelten Briefen, Predigten, Kaftnoever Delegationsreden, sondern in geschlosfener PBhalung vor den Monarchen eintreten und eine Nenderung der Staatspolitik fordern. Denn das angebliche „Bittgesuch“ it eine drohende Forderung, gewürzt mit brieftem Zabel. Die 28 Bischöfe sagen: „Die Regierung Eurer Majestät hat den Gefühlen, womit Allerhöhbstpieselben und die 27 Millionen Ihrer katholischen Unterthanen die gänzliche Untergrücung des Kirchenstaates betrachten, im entscheidenden Augenblicke seinen Anspruch gegeben". Die Regierung hat also gegen die „Gefühle des Monarchen gehandelt, welcher Anspruch eine Denunziation und eine Dehonestation in sich birgt. Die Achtundzwanzig sprechen auch im Namen von „27 Millionen" Katholiken; da haben sie auch füillschweigend Ungarns Katholiken annehirt. So viel wir willen, haben die Bischöfe zu ihrer „hat von ihren Gläubigen seine Vollmacht erhalten; geradezu absurd ist es aber, wenn die österreichischen Bischöfe aug im Namen der ungarischen Katholiken einen Protest erheben. Was Ungarns Politis Num gegenüber betrifft, so haben hierüber Reichstag und Delegation ganz vernehmlich gesprochen und sind deren Beschlüsse bis heute noch immer maßgebend. Die österreichischen Bischöfe meinen, der „Kirchenstaat“ müsse „ganz, „sein einziges Dorf ausgenommen, zurücgestellt” werden ; das erfordern „die heiligsten Opntereffen von 200 Millionen Katholiken". Das überselbe Machtspruch gleich jenem, womit diese 28 , Betentem" sich zu Mandatsbesigern von Ungarns Katholiken erklärten. Die katholische Kirche verelangt allerdings, daß ihr Oberhaupt frei und unabhängig sei, allein es erscheint geradezu als Blasphemie, wenn man das Heil der Kirche von dem Beft einiger hundert Quadratmeilen abhängig macht. Siebenhundert Jahre bestand die Kirche ohne den Kirchenstaat, wuchs und gebielt , und es lebten gar viele gelehrte und fromme Katholiken, die es als den unheilvollsten Schritt beklagten, da der Bapst in den Befig weltlicher Herrscaft gelangte. Nur einfältigen Leuten kann man es mess machen, daß Pius IX. im Besige seines „ganzen Kirchenstaates mehr frei und unabhängig gewesen sei, denn jekt. Over mußte er nicht Oesterreich und Frankreich8 Baronnete um sich dulden, damit nicht sein eigenes Bolt eine Herrschaft abwerfe, die an Mitwirthschaft und Verdorbenheit das Höchste leistete ? Die Bischöfe werden nicht müde, über einzelne Krawalle in Rom seit der Decupation zu jammern ; sie vergessen aber die intellektuellen Urheber versehlen und das sind Kanzelredner wie jener Pater Eurei, der den Staatsgelegen offen Hohn sprach. Und was verlangen diese Bischöfe von Oesterreich ? ? Der Kaiser möge „der italienischen Regierung die Mithilfigung ihres Verfahrens zu Rom unzweideutig ausprüden und sie darüber nicht in Zweifel lassen, ‚daß er eine wahre und ausreichende Sicherstellung der vollen Unabhängigkeit des heil. Stuhles für durchaus unerläßlich erachtet. Wo hat unsere Regierung das Verfahren Italiens gebilligt ? Hat ie nicht ansprüchlich die Bewahrung der Souveränetät des Papstes in kirchlichen Dingen betont Und hat nicht Italien selbst die Freiheit und Unabhängigkeit des Bapstes selber anerkannt und sich bereit erklärt, dafür Garantien zu bieten und diese Garantien unter völkerrechtlichen Schuß zu stellen ? Wurde nicht soeben von den beiden Kammern in Italien das Garantiengereg votirt und damit dem BPapste eine Stellung verliehen, die ihn vollständig befähigt, die Kirche frei und unabhängig zu regieren Warum ignoriren das die Bischöfe ? Warum wollen sie Desterreich kompromittiren Denn eine erniedrigende Kompromission wäre es, wenn Desterreich bei Italien einen Protest einreichte, ohne demselben mit entspreenden Machtmitteln Nachpruch geben zu können. Oper sollte Oesterreich zu Gunsten des Papstes die Waffen ergreifen ? Die 28 , Petenten" sagen es zwar nicht offen, sie meinen nur, „auch Worte können Thaten sein", aber ihre literarischen Handlanger haben dies schon oft gesagt und in den ultramontanen Blättern wird der „Kreuzzug“ unter „Desterreichs Führung“ offen gepredigt ; ja, es werden auch schon Geldsammlungen gemacht. Also neue Kriegenoth wollen die Ultramontanen über biefeg arme Desterreich heraufbeschwören ; freilich, ihr Herz ist in Rom, sonst haben sie sein Vaterland. An den Staatsmännern wäre es aber, haben und brühen vor Leitha mit den ultramontanen Illusionen gründlich aufzuräumen und die Staatsinteressen zur Geltung zu bringen nach allen Seiten hin. „Wann wird endlich dieser Tag erscheinen 9 = mn der Konferenz, welche Sonntag Abends vom Klub der Tinten abgehalten wurde, kam zuerst der Geseiehentwurf über die Kolonistengemeinden an die Reihe, und wurde beschlossen, in den Sektionen jenes Amendement zu unterfrügen, das von Reprässentanten der am meisten dabei interessirten Gegenden in einer besonderen Konferenz vereinbart wurde. Bei der hierauf vorgenommenen Gömdrer Eisenbahnfrage wurden besonders zwei Schwierigkeiten accentuirt ; erstens, daß die fonzerlionirte Eisenbahn nicht jenen strengen Garantien unterworfen ist, welche das Gefäß bei Eisenbahn:Konzessionen verlangt, was besonders dann nachtheilig werden könnte, wenn die Regierung den Bau einem Konsortium überließe ; zweitens, daß die modifiziere Einwilligung der die Rentabilität zum Theil garantirenden Grund: besiger ves Salgó: und Rima:Thales nicht sichergestellt ist. Schließlich wurde die erste galizische Eisenbahn pertraftirt, und hiebei das Beharren auf dem ersten ursprünglichen Uebereinkommen, so wie das Verlangen nach einem doppelten Schienengeleise betont. sz Auf die Anfrage des Karchauer Honved-Distriktskommandos, ob die feierliche Handlung der Fahnenweihe in allen Fällen in dem römisch-katholischen Ritus zu vollziehen sei, hat das Landesvertheidigungsministerium folgendes Zirkular erlassen : „Nachdem die römisch-katholische Religion in Folge des 1848er XX. und 1868er LIII. Gejegartikel die regierende zu sein aufgehört hat und die gefegmäßig aufgenommenen Glaubensbekenntnisse als gleichberechtigt betrachtet werden, ist die Ansicht, daß die Weihe der Honvepfahnen blos nach dem römisch-katholischen Ritus bewirkt zu werden hätten — mit spezieller Bezugnahme auf die §§. 19 und 21 des legterwähnten Gefegartsfeld — durchaus nicht annehmbar. Demn Vorgang, daß auf dem Gebiete solcher Bataillone, welche vorwiegend von Belennern der protestantischen oder griechisch orientalischen Religion bezwohnt werden, die Fahnenweihe nach dem Ritus der Tehtgenannten Kirchen vor sich gebe, steht im Gegentheile nichts im Wege ; dieselbe ist sogar — vom Grundlage der Religionsgleichberechtigung ausgehend — in keiner Weise zu hindern. An Gegenden, welche von verschiedenen Religionsbelennern gemischt bewohnt werden, it der auch die Klugheit und gegenseitige Religionstoleranz empfohlene Fürgang zu befolgen, hab die Fahne bei einer und versellten Festlickeit von beiden oder allen drei Geelsorgern nach eigener Zeremonie geweiht werde, so daß der Gottesdienst in der Kirche vom Geistlichen jenes Glaubens abgehalten werde, zu welchem der größere Theil der Bevölkerung zählt, während der Priester des anderen Beknntnisses die Rede und Weihe unter freiem Himmel hält. In solchen Fällen erwartet man es von dem Takte der Herren Distrift3, respektive Bataillons-Kommandanten, daß sie im besten Einverständnisse bezüglich der Modalitäten bei Abhaltung dieser Solennität mit den Beteeffenden firmlichen und weltlichen Behörden ins Klare kommen und die Feierlichkeit, getreu dem erhabenen Grundlage der Religionsgleichberechtigung und der Gewissensfreiheit, Niemanden verlegend, die kirchlichen Gebräuche eines Jeden achtend, würdig der Söhne einer aufgeklärten, in gegenseitiger Liebe lebenden Nation vor sich gehe.” = Der Hauptjwed der in Rußland bestehenden „Travischen Wohlthätigkeitsvereinen ist die durch massenhafte Vertheilung von ruffischen literariscchen Werken zu bewerkstelligende Berbreistung der Kenntniß der ruffischen Sprache unter den außerhalb des ruffischen KReidezm wohnhaften Slaven. In diesen ihren Bemühungen entfalten die Vereine in der That eine große Energie. So z. B. erpedirte — wie wir dem „Moskovskia Vjedomosti" entnehmen — blos der Moskauer flavische Verein in legter Zeit nach Wien 15, nach Prag 3 und nach Agram 4 mit rusischen „Gratizbücern“ gefülte Kisten. Die Moskauer Sammler sammelten in den Beiden legten Monaten zu Gunsten der russischen Kirche, welche in Prag erbaut wird, neuerdings 1859 Rubel, wobei ver Merb der von einigen hochgestelten russen Damen gespendeten Mebgemänder, Kirgengerape und anderer zum Kirchendienste erforderlichen Einrichtungsgegenstände nicht miteingerechnet ist. In der Spenderliste finden wir neben den Namen anderer ruffischer Magnaten auch den ruffisgen Großfürten Vladimir Aletkanorovics, melder 100 Rubel, und den Fürsten Meßcserfti, der 300 Rubel spendete, verzeichnet. Das Amtsblatt enthält folgendes Communiqus bezüglich der Eröffnung der Debreszin-Szathmárer Eisenbahnstrecke : Die Debreszin-Szigeter Strecke der ungarischen Norvestbahn wäre nach einer Bestimmung Eröffnung der Debreszin-Szathmárer am 1. Oktober 1870 den Berehl zu übergeben gewesen. Die Nichteinhaltung dieses Termines hat bei dem Mangel an Kommunikationsmitteln in jener Gegend zu häufigen Interpellationen Anlaß gegeben ; besonders am Ersten Monates dem Verkehr wird übergeben werden die Strecke, da die Bauarbeiten auf derselben sich Thon in einem vorgerückten Stadium befinden, ter urgirtengenen Verhandlungen sind übernommenen daß die ef: Zwei Umstände vornehmli haben bisher die Eröffnung der Debreszin-Szathmarer Strecke verhindert. Der erste Umstand ist, Beschotterung des Oberbaues (Teil der Schotter aus weiten Entfernungen mit Lotomotiven zugeführt werden muß), sehr langsam vorwärtsschreitet. Das war, dab die Szatmarer Brüde, wie die Hochwasser zweite Hinderung des vorigen Nabhtes gezeigt haben, nicht hoch genug ist, um das Wasser durchzulassen. Auf Grund längerer mit der Eisenbahngesellschaft diesbezüglich gepflegte Hinvernise in der Weise beseitigt worden, hat die Eröffnung der mehrberegten Debregin-Szathmarer Strecke am 1. Juni 1. 8. möglich gemacht, und nebstvem sind auch die Interessen, welche sich für die Staatsverwaltung vermöge der von ihr dieser Eisenbahn in vollkommenen Zustand knüpfen, gewahrt worden. — In Folge dieser Maßnahmen kann die betreffende Gegend, in deren Interesse sie hauptsächlich getroffen wurden, der gegründeten Hoffnung si hingeben, daß die Debreczin-Szathmarer Strebe des künftigen der Konzessionsurkunde Wunsch der dabei Intereffirten. Zinsengarantie an die Herstellung aber bildet einen Die HSerbstshe Adrese. R. C. Wien, 21. Mai. Der vom Abgeordneten Dr. Herbst dem BVerfassungsausschusse vorgelegte und von diesem nur in wenigen Punkten modifizirte Morebentwurf lautet : „Eure E. und E. apostolische Majestät ! Dem Hause der Abgeordneten sind diese huldvollen Worte in dankbarer Erinnerung, mit melden Eure Majestät bei der feierlichen Eröffnung der gegenwärtigen Session die Welterzeugung auszusprechen geruhten, daß mannhaft patriotisches Gefühl und österreichisches Berußtsein die Mitglieder des Reichsrathes beseelen. In der That, dieses Bewußtsein ist in uns seit jeher lebendig und ihm allein folgen wir in der Ausübung unseres Berufes. Ihm entsprangen die politischen Gesinnungen, denen wir Zuspruch gaben, als wir Eurer Majestät Thronrede im November v. a. beantworteten, und ihm bleiben wir treu, wenn wir es heute abermals unternehmen, angesichts der unaufhörlic steigenden politischen Verwirrung unsere Anschauungen über den bedrohlichen Ernst der Lage unseres Vaterlandes mit ehrsuchtsvollem Freimuthe vor Guerer Majestät darzulegen. Ermuthigt dur die uns bisher huldreich gewährte Allerhöchste Anerkennung meinen wir nur eine von Loyalität und Patriotismus gebotene Pflicht zu erfüllen, wenn wir unaufgefordert, aber in unserem Gewillen gedrängt, heute vor Euere Majestät hintreten. Die wohlwollende Absicht Euerer Majestät stellte den seither berufenen Nathen der Krone die Aufgabe, zur festen Begründung der Macht und Wohlfahrt des Reiches alle treuen Völker dieser Reichshälfte zu gemeinsamer und verfassungsmäßiger Thätigkeit zu vereinigen. . . Wir sind weit entfernt, zu bezweifeln, daß die Männer, welche in einem hochernsten Momente ihre verantwortlichen Funktionen übernahmen, die redliche Absicht hegten, den Intentionen Guter Majestät gerecht zu werden. „Heute läßt sich jedoch nicht mehr verremnen, wa die Schritte des Ministeriums von den beabsichtigten Erfolgen nicht nur nicht begleitet waren, sondern daß sie vielmehr auf neue Abwege und immer weiter abseits von dem ersehnten Ziele führen. Abermals haben wir die traurige Genugthuung , die von dem Abgeordnetenhause immer vertretene Meinung leider nur allzusehr bekräftigt zu sehen, daß mit Gegnern, welche grundläglichie Verfassung nicht anerkennen mögen, ein wahrer Friede nicht doch einzelne Konzessionen zu gewinnen ıt, daß vielmehr dieser Friede nur durch die unverbrüliche Treue der Regierung im Festhalten der Verfassung errungen werden kann, daß dagegen das fortgeseßte Anbieten von Zugeständnissen an solche Gegner, diese nur in ihrem Widerstande ermuthigen und ihre Widerstandsmittel verstärken wird. In der That wurden dur die bisherige Wirksamkeit der Begfestung die Gegner der Verfassung für die gemeinsame verfassungsmäßige Thätigkeit nicht gewonnen , vielmehr am beharrlichen Kampf dagegen ermuntert. Der innere rieve wurde nicht angebahnt, sondern der Gegentag der Parteien allerorten verschärft und verbittert. Wir sehen, wie von Tag zu Tag die Hoffnungen und Erwartungen derjenigen sich steigern und unverhüllt auftreten , deren Ziel die Beseitigung derVerfassung ist und melde in der Schwächung der Kraft und des Ansehens der Zentralvertretung das wirksamste Mittel zur Erreichung jenes Zieles sehen. Zugleich steigt in nicht minder bedenklicher Weise das Mißtrauen bei jenen, welche treu zu der von Em. Diaseität sanktionirten Verfassung halten und in der ihrem Geiste entsprechenden Duchführung der verfassungsmäßig zu Stande gekommenen Gesäße die erste Aufgabe der Regierung erblidhen. Und vieles ist ein um so gerechtfertigteres , als die Vorlagen des Ministeriums, welche die Verfassung betreffen und seine schwankenden und ausweichenden parlamentarischen Erklärungen bei benennen Patrioten die begründete Besorgniß erwecken müssen, das Ministerium entbehre jedes bestimmten , die Erzielung des inneren Friedens ermöglichenden Planes ; seine schon eingebrachten und wo zu gewärtigenden Vorlagen, die niptoweniger als ein harmonisches Ganzes bilden , seien nicht das Produkt reifer Niederlegung, sondern Ergebnisse momentaner Einprüche oder zufälliger Bestimmungsgründe — bloße Gxperimente, auf deren Erfolge ihre Urheber selbst nicht rechnen, über deren Trageweite sie selber sich noch nicht klar sein mögen, die aber nur allzu geeignet sind, die Lage zu verwirren, ohne daß irgendwo wirkliche Befriedigung erzielt würde. Nur so konnte es geschehen, daß eine Vorlage, welche nach der Auffassung des Ministeriums für die künftige staatsrechtliche Entwicklung Oesterreichs von entscheidender Bedeutung sein sollte und welche die Bolkevertretung zum Richter über seine Absichten aufzurufen erklärt hatte, von der Tagesordnung verschwand, o neue Anhänger, ja ohne auch nur einen Vertheidiger gefunden zu Ale diese Erscheinungen können nicht ohne bedenkliche Folgen bleiben Sie erschüttern die Autorität der aalan graben die Mederzeugung von der Macht und Heiligkeit ver Gefebes —ie machen ein fruchtbares Zusammenwirken von Regierung und Volkenvertretung unmöglich. Euere Majestät ! Das Abgeordnetenhaus betrachtet Fein Gefeg, auch nicht die Berfaffung als etwas sehlechthin Unabänderliches ; Dasselbe wird dem "Bedürfnisse nach Aenderungen der Staatsgruppgefege, wenn solche in Wahrheit duch da3nteresse des Staates geboten erscheinen, nicht nur seinen Widerstand entgegenfegen, sondern nach reiflicher Mitrbigung Rechnung tragen. Allein jede Aenderung der Verfassung ist nur unter der Vorausfegung zulässig, daß daduch nicht die Grundlagen unserer staatlichen Existenz zerstört werden. Die politische Gestaltung der Monarchie, wie sie durch die das Verhältniß zu den Ländern der ungarischen Krone betreffenden Gefege bleibend geschaffen wurde, ist nichts beliebig Erfundenes, nichts Zufälliges ; wir erlernen das Mesen des Ausgleichgewerfes in dem Prinzipe der Rarität der beiden Reichshälften, welche durch die Sicherstellung der einheitlichen Konstitutionellen Regierungsform in jeder derselben bedingt ist. Mit diesem Grundges danken aber ist die füneralistische Gestaltung der einen Reichshälfte unvereinbar. Wir erblichen in jener Bereinigung und Zusammenfassung auc dieser Reichshälfte den wahrhaft österreichischen Staatsgedanken, der durch die erlaubten Vorfahren Eurer Majestät kraftvoll angebahnt und verwirklicht wurde, und der am allerwenigsten in einer Zeit aufgegeben werden kann, wo die an unseren Grenzen volkogene Bildung großer einheitlich organisirter Staaten immer ernster und emspringlicher daran mahnt, daß nicht in der Auflösung, sondern in der Zusammenfassung der Staatskräfte die Quelle ver Macht und damit der Sicherheit des Staates zu suchen it. Deshalb halten wir an wen in unserer allerunterthänigsten November-Horeffe ausgesprochenen Ansicht fest, dab bei der in der Zirkularreperche vom 28. April v. X von auswärtigen Mächten als esgierungsprogramm bekannt gegebenen Untrennbarkeit einer Erweiterung der Landesautonomie von der Durchführung einer Reform der Wahlen für den Reichsrath im Sinne der Loslösung des Abgeordnetenhauses von der Wahl durch die Landtage beharrt werden musse. Denn nur pie auch kann eine wirkliche Konsoliirung der staatsrechtlichen Zustände wätes, nur hiedurch der immer wieder entbrennende Kampf um die Verfassungsformen beendiget werden, der die Völker Oesterreiche zum ruhigen Genusse der materiellen Bestimmungen ve Verfassungsrechtes nicht gelangen läßt. ‚In immer weitere Kreise unserer friedliebenden Bevölkerung verbreitet sich die Sehnsucht nach gesicherten und gefestigten Zuständen, nach der Möglichkeit stetiger und ungestörter Entwickklung — nach einem endlichen Abschluffe der Krisen, welche wieder sehrenn, unseren staatlichen Organismus entkräften. Diese Krisen sind en,welche selbst auf jenen Gebieten,die durch die politischen Gegensätze gar nicht berührt werden,keine fruchtbare Arbeit zulassen,welche die so nothwendigen Reformen vereiteln oder in eine unabsehbare Ferne hinausrücken,sie sind es,die das allgemeine Vertrauen untergraben und die bedenklichste aller Stimmungen,den Pessimismus,immer üppiger gedeihen und sich ausbreiten lassen. Möge unser Oesterreich vor neuen Konflikten,die es kaust ertragen vermöchte,verschont bleiben. In dem Streben,es davor zu bewahren, finden wir die Ermuthigung zu dem aus den reinsten Absichten hervorgegangenen Chrüste, daß wir mit dem offenen Anspruch unserer patriotischen Meberzeugung vor Eure Majestät treten, N .