Pester Lloyd, August 1875 (Jahrgang 22, nr. 175-199)

1875-08-01 / nr. 175

— RE % Eine folg­bare Erledigung Buddapest, 31. Zur Fragen zwischen Oesterreich und Ungarn, wie sie uns Allen wünschenswerth erscheint, ist Faum zu gemärtigen, und es wird wohl unerläßlich sein, daß wir uns eine Meile mit Geduld wappnen. Unterdessen droht das heil­ Iose Charivari der Wiener Blätter, aus welchem nur sel­ten ein artifulirter Ton hervorklingt, nachgerade auch einen Theil unserer Presse aus der Fassung zu bringen. Sei es, daß man von den Kundgebungen der Wiener Blätter auf die Intentionen der Österreichischen Regierung glaubt Chlüffe ziehen zu können, sei es, daß die rücksichtelose Manier der ersteren zu Heftigem Widerspruch reizt . Thatjadje ist, daß der Meinungsaustausch seinen objekti­­ven Charakter eingebüßt hat und man sich mehr und mehr in eine verbitterte Stimmung hineinredet,­­ welche einer befriedigenden Lösung der Probleme kaum förderlich sein kann. Und doc folte man meinen, unsere Wiener Freunde hätten uns an die auserlesenste Liebenswiürdigkeit längst gewöhnt ; seit Jahren haben sie nur Nebelmollen und Mitdeutung für alle Manifestationen unseres politi­­schen Lebens, seit Jahren stehen sie auf dem Kriegsfuß jedem ungarischen Interesse gegenüber, seit Jahren aber haben sie es auch verstanden, si mit jeder vollendeten­­ Ahatfadje abzufinden und dem Absolutismus perfek­er Ge­staltungen zu Huldigen. Warum sollten sie gerade rebr eine andere Z Taftit befolgen ? Sie müßten ja ihre innerste Natur verleugnen, sollten sie in Angelegenheiten, welche allerdings auf das österreichische Interesse berüh­­ren, ohne weiters den Geboten der Mäßigung und des detto Gehör geben. Man verlange doc nicht das Un­­mögliche ! Die Hauptfade­n­, daß wir uns doch den künft­­­ighen Rumor nicht irre machen und nit um Haares Breite von der Position des Nehtes und der In­teressengemeinsamkeit abdrängen lassen. Der vernünftige, weil in den aktuellen Verhältnissen wurzelnde Gedanke ist für sich allein mächtig genug, um über Un­­vernunft und Böswilligkeit zu siegen. Zwar scheint es — and eg wäre Thorheit , sich darüber zu täuschen — daß­­ die Forderungen Ungarns hinsichtlich der indirekten Steuern und der Bankfrage die Zustimmung der Österreichischen Mer gierungsmänner noch nicht oder wenigstens nicht in vollem Umfange gewonnen haben; ohne Zweifel haben sie ihre­­ Einwendungen und Bedenken sowohl in der einen als in der andern Frage. Allein ung­rinft es schlechterdings un­möglich, daß die österreichischen Minister die Dinge unter jenem beschränkten Gesichtstreife ausbauen sollten, in m welchem die Disfussion einiger Wiener Blätter si bewegt, der daß sie sich von den Forderungen Ungarns hinter adalistischen Argumenten verschanzen könnten, von welchen je staatsmännlsche Erwägung Sie fernhalten muß. Denn — faffen wir die Dinge zunächst in ihrer Allgemeinheit auf,­­ wird es keinem Einsichtigen verschlossen bleiben künnen, nur so lange angemieten, als wir ein solches Binding Überhaupt bestehen lassen wollen ; wir müssen uns in Unter­­handlungen bezüglich der Bankfrage nur so lange einlassen, 13 wir nicht den vollständigen Brug in diesem Gebiete wollen. Aber in unserm Rechte semwohl als in unserer Macht steht es, die Separation herbeizuführen, die wirth­­chhaftliche Gemeinsamkeit aufzulösen,, sobald diese legtere fi als eine unerträgliche eifel erweist, welche die mat­teriellen Interessen des Landes lähmt. Sollte man nun nicht vorausfegen dürfen, daß den österreichischen Staats­­männern an dem Bestande dieser Gemeinsamkeit mindestens an viel gelegen sein müsse als uns und sie daher schwerlich verfänglichen Doktrin huldigen künnen, Ungarn und garn allein milsje eg sein, welche dem gemeinsamen Ge­­­bantfen re zu bringen hat? Oder glaubt man in der That, daß die Aufrichtung von Bolliehrantin zwischen­­? Vielleicht ist man in Oesterreich wirklich in dieser­samen Ansgauung befangen, allein hierzulande herrscht A­uffassung durchaus nicht und würde sie herrschen, nun könnte sich Leichter entschließen, alles Ungemach einer wirthicheftlichen Selbständigkeit über sich ergehen zu lassen, die tödtliche Zächerlichkeit der heutigen Verhältnisse zu sagen, der Quote und der ferner jagen, Zusammenhang Berzehrung als jeuer bestehen, da im Sinne des Gejeges die Kündigung des Zollbü­ndnisses nach Ablauf der ersten fünf Jahre gestattet indirekten Steuer, aber seineswegs von der Konfiszirung der ungarischen Verzehrungssteuer zu­gunften Oesterreichs die Nebe sein dürfe, wenn wir es auch gelten liegen, daß die Einwürfe, welche wir gegen die Forderun­­gen Ungarns zu hören bekommen, sie auf eine unanfedjb­­are Auslegung des boch Gefeges sterreichischen Staatsmänner zu erwägen, daß nach Ablauf einer jedenfalls die volle Einheit zu gefährden­ ist; wir würden daß selbst in dem Falle, als ein solcher bestünde, doch nur von einer Erhöhung der Quote nach dem Mehreinkommen Allein, aus der fragen können, so bliebe drift Ungarn Freiheit seiner Aktion auch in diesem Punkte zurückgewinnen wird, daß also aus der Ablehnung der ungarischen Forderung dem österreichischen Staats­­frage nur ein temporärer Vortheil erwachsen kann und daß dieser Vortheil denn doch nit groß genug um seinetwegen die Aufrechterhaltung der Staates berufen sind, aber für ist, wirthschaftlichen Eine solche Auffassung der Sache kann man allerdings von Faktoren erwarten, die wohl in erster Reihe zur Wahrung der speziellen Interessen seinen Wall die P­ostulate der gemeinsamen Anteressen der Monarchie igno­­tiven dürfen, als die V­ermuthung. Nichts liegt uns daher ferner, die österreichischen Negierungsmänner wenn finnig der variablen würden sich jemals mit den radikalen, aber fonsaren Meinungen identifiziren, in denen zwei extreme Tendenzen zum Ausdruck kommen : das Entweder der Stabilisirung aller variablen Punkte des Ausgleichs, und das Oder der Personal Union. Von dem legteren Einfalle auch nur zu sprechen, wäre lächerlich. Derlei kindliche und unreife Velleitäten, die zweifach albern sind, sie gar am Schredmittel gegen Ungarn gebraucht werden, sie mögen in einer Wahl- Expektoration vor einem unmündigen Publikum am Plage sein, aber man kann sie den Räthen der Krone nicht zumuthen. Was aber das Verlangen nach Stabili­­mögen wir gänzlich davon absehen, betrifft, so daß solches mit dem Buchtaben des Ausgleichsgejeges von einer auffälligen im Widerspruch steht, einseitig nicht durchgeführt werden kann und Ungarns Zus­­timmung nie und nimmer erlangen wird. Allein es zeugt Verständnißlosigkeit für das Wesen und die Bedingungen des gemeinsamen Verhältnisses, wenn man an der seriellen Beriobizität der mirthfchaftlich­en und dann für alle Zeiten genügen, es gingen bestimmte Grenzen zu ziehen, welche man hierin Bürgschaften für den Bestand und das Gedeihen der politischen Ordnung des staatsrechtlichen Verhältnisses. Der politische Nahmen des Verhältnisses ist aber unmöglich, der materiellen Entwicklung und den wirthschaftlichen Bedin­­ffe nicht über­­schreiten sollen. Würde sich nun die politische Ordnung als Hemmniß gegen die Entfaltung dieser lebendigen Inter­­­essen erweisen, so wäre die erstere völlig un­haltbar, weil das materielle Bed­ürfniß macht­voll und unaufh­altsam gegen den politischen Zwang reagiren würde. Deshalb erblichen wir in der Variabilität der wirthschaft­­lichen und finanziellen Bestimmungen des Ausgleichs eine der wesentlichsten Garantien für den Bestand der legieren und mir meinen, er müsse dies “Jeder beherzigen, dem es um die Aufrechthaltung der gemeinsamen Beziehungen ernst ist. Kurz, von welcher Seite wir auch die Sache betrach­­ten, so glauben wir nicht, daß die österreichischen Negie­­rungsmänner sich zu jener Auffassung benennen möchten, die in Wiener Blättern vorherrscht. Es mögen immerhin Differenzen zwischen den beiderseitigen Regierungen ob­ walten, secnerlich jedoch dürften sie von der Art sein, daß eine Lösung nicht anders als in der Auflösung der be­­stehenden al gesucht werden müßte. Ruhig bee­gleiten wir daher den unweitern Verlauf der Verhandlungen, sie werden, wenn auch in langsamerem Tempo, jedenfalls zu einem gedeihlichen Abschluffe gelangen. Budapest, 31. Mut. (p. n.) Mit dem morgigen Tage beginnt die Wirk­­samkeit der Öffentlichen Notare und damit feiert die im Jahre 1861 wag­­saum mehr als einjährigem Bestande dur) den Beschluß der Juder-Eurial-Konferenz abgeschaffte­nstitution ihre seit Langem ersehnte Wiedererstehung. Das Institut der Öffentlichen Notare verbreitete sich von Italien durch die Schüler der ausgezeichneten italienischen Hoch­­schulen nach Deutschland und Frankreich, wo es zumal in legterm Staate sich einer besonderen Pflege erfreute. Auch in Ungarn findet man häufige Spuren, daß hauptsächlich unter der Negierung der Könige aus dem Hause Anjou im XIV. Jahrhunderte einzelne Notare wirkten und öffentliche Urkunden ausstellten. Allein deren Wirksamkeit war nur sporadisch und hörte im XVI. Jahrhundert ganz und gar auf. In Ungarn vertraten die Stelle der Öffentlichen No­­tare die sogenannten authentischen Orte (hiteles helyek), das ist Konvente und Kapitel, die mit der Befugniß ausgestat­­tet waren, glaubwürdige Urkunden aufzunehmen,­­­ieselben aufzubewahren, davon Abschriften zu ertheilen, von der Vornahme geriisser Rechtshandlungen, z. B. der Beleg­­ergreifung von liegenden Gütern, Zeugniß zu geben und dergleichen mehr. Diese dem morgigen Tage ai eine au­ßerordentlich große leben, viel einflußreicher als die des Notariats in den anderen Staaten. Bei allen wichtigeren Nechts­­handlungen fungirten ihre Mitglieder, bei manchen war deren Beziehung direkt geboten und zahllose Urkunden wurden duch die Aufbewahrung in ihren Archiven vom Untergange gerettet. Mit Necht verdienen diese Konvente und Kapitel, deren Mitglieder stets mit Eifer und Umsicht dem allgemeinen Synteresse dienten und die festeste Stüße des alten ungarischen R Rechtslebens bildeten, die inh­alts­­lose Anerkennung der Nachkommen, die mit Stolz auf eine Institution zurückbliden können, deren sich damals in sol­­cher Will­ommenheit sein anderer Staat erfreute. Durch die Gefegebung des Jahres 1723 wurde ihr Wirkungss­tress eingeschränkt, allein sie behielten noch immer einen ziemlich ausgedehnten Spielraum für ihre Thätigkeit. Mit dem Falle des Aostizitätsprinzips, mit der Umgestaltung beinahe des gesammten Rechtszustandes durch die Ge feggebung bis zum Jahre 1848 verloren sie fast alles Terrain. Ein am Ende des Jahres 1849 erflossener Kabinetsbefehl übertrug alle ihre Agen­­den an die damals neu errichteten kaiserlichen Gerichte. Unter dem Absolutism­us wurde die Institution der öffent­lichen Notare eingeführt, allein kurze Zeit darauf aufge­lassen und zugleich wurden die alten authentischen Orte wieder in ihren Wirkungskreis eingefeßt. Diese paßten jedoch absolut nicht mehr in den Rahmen des heutigen Rechtslebens und würden auch nict im Stande gewesen sein, den Ansprüchen, wenn solche an sie gestellt worden wären — was ot unseres Wissens in diesem Texten Beitraume nie geschehen ist — zu genügen. Die Anforderungen des modernen Nechtslebens machten sich aber von Tag zu Tag mehr geltend, so daß der Wunsch nach Wiedereinführung der Institution der öffent­­lichen Notare immer lauter wurde. Auch in Negierungskreien wurde die Frage ventilirt, bis endlich im Jahre 1870 der damal­­ige Justizminister erklärte, daß der diesbezügliche Gelegentwurf baldigst dem Hause vorgelegt werden künne. Allein trot der Dringlichkeit und allgemein anerkannten Nothwendig­­keit der Wiedereinführung des Notariats vergingen doch vier Jahre, bis die dee im Gef.-Art. XXXV : 1874 zu Zleisch und Blut wurde. Durch das nämliche Gefäß wurde den authentischen Orten die Befugniß zur Ausstellung und Aufbewahrung glaubnwürdiger Urkunden entzogen und dieselben hiedurch als folge faktisch aufgehoben, nachdem sie durch mehr als sechs Jahrhunderte — ihre Krei­ung kann vom Gef.-Art. XXI: 1231 Datirt werden — als ein thätiger Faktor des Rechtslebens gewirkt hatten. Die Öffentlichen Notare treten nun an ihre Stelle. Mit ziemlich weitgehenden Befugnissen ausgestattet, sind sie berufen, unparteiische Mathgeber des Bublis­kums in Nechtsleben zu werden und duch die ge­wissenhafte Ausübung­­­ieses Berufes jene zahlreichen Uebelstände unseres Nechtslebens, die theild durch ge­winnsüchtige, unredliche oder auch unmissende Nachgeber, theilg durch die Unbedachtsamkeit der kontrahirenden Bar­teien verschuldet werden, zu verhüten und dem Krebsschaden der leider bei uns ziemlich ausgebreiteten Winkelschreiberei ein Ende zu machen. Die Wirksamf­it der Notare ist in zweierlei Hinsicht in Betracht zu ziehen, da sie sowohl selbständig vorgehend, der Präzisirung der Rechtsgeschäfte die Gestaltungen des praktischen Lebens regeln, wie auch als Mandatare der Gerichte durch Vollziehung der richter­­lichen Anordnungen bei der Geltendmachung der Rechte mit­­wirken. Im ersterer Hinsicht müssen die Vortheile, welche das Gefeh den materiellen Urkunden zugesteht, die all­­gemeine Glaubwürdigkeit und die Befugnis, auf Grund derselben allsogleich die Erefution führen zu künnen, beson­ders hervorgehoben werden. Die Eprefut­rbarkeit der notariellen Urkunden verdient als eine Neuerung besondere Beachtung. Die Befig - Urbergabe eines Grundstücks, einer beweglichen Sache, die Bezahlung einer Geldschuld, endlich die Erfüllung aller jener Verpflichtungen, die eine Thätigkeit involoiren, kann, wenn die Bedingungen des Gefeges erfüllt werden, im Falle der­­ Verweigerung ohne Einleitung einer Klage, auf bloßes Anjuchen hin durch das Gericht zwangsweise vollzogen werden. Die diesbezüglichen Vorschriften des Gefehes sind jedoch nicht mit der Ausfü­hrlichkeit abgefaßt, welche die Neuheit der Unordnung wünschenswerth erscheinen läßt, so daß es der Prazis überlassen bleibt, das Ver­fahren in den Details zu regeln und namentlich manche ungelöste Widersprüche mit der Protegordnung aus­­zugleichen. Die Notare sind befugt, alle Arten von Urkunden auszustelen und alle diese genießen die gleichen Vortheile. Für manche Gattungen jedoch ist die Ausstellung durch einen Notar bei Strafe der Nichtigkeit vorgeschrieben, das ift mit anderen Worten, der Notariatszwang eingeführt. Heftige Kämpfe wurden bezüglich­ Dieses Bmangel bei Gelegenheit der Berathung dieses Geieges geführt ; den Sieg können sich mehr die Gegner dieses Zwanges zus­reiben, da derselbe nur in äußerst bes­­chränktem Maße eingeführt wurde. Wer unsere Ver­­hältnisse fennt, wird ich der Einsicht nicht verschlieken, daß der Zwang über kurz oder lang weiter und nament­­lic auf Immobilien bezügliche Rechtshandlungen aus­­gedehnt werden muß. Die Landbevölkerung wird aus der fmebenden ihres «8 könne unmöglich ein Zusamm Beftimmungen Unftog nimmt. für die finden wir die beften kurz Punkte Ungarns bemefjenen bes Ausgleichs Gerade fd -, . «­­} werden. Allein nicht nur in juriftlicher sondern aug in finan­­zieller Hinsicht bietet das Notariat nicht unbedeutende Vortheile. Dem Staate ist die künstliche Einzahlung der Gebühren, die nach den Notariats-Arten fällig werden, ge­­sichert und das bedeutet bei unsorm mangelhaften Gebüh­­renwesen eine verhältnismäßig ansehnliche Steigerung des Stempel- und Gebühren-Einkommens, die umso größer sein wird, je schneller sich das Amstitut ausbreitet. Wir begrüßen daher das Unsiebentreten des Nota­­tiats mit aufrichtiger Freude und glauben, es werde alle die reichen Hoffnungen erfüllen, welche Fachkreise nicht an als das große Publikum an seine Wirksfamki­­nüpft. Zum Kriegsbudget für 1876 bringt heute die „N. fr. Br." die detaillirten Ziffernangaen, die wir im Folgenden reproduziren : Der Gesammtanspruch des Kriegsministers für das stehende Heer (das Erfordernis für die Marine nicht inbegriffen) beträgt 103.430.000 fl. Für das Jahr 18,5 waren im Ganzen bemilligt 36.527.030 fl. Das Mehrerforderung gegen das Vorjahr beträgt demnach 6.902.970 fl. Verglichen mit der für das Jahr 1875 prä­­liminarren Summe, Stellt Ps das Plus noch bedeutend niedriger. Angesprochen wurden nämlich für das Jahr 1875 im Ganzen 99,432.973 fl., das Mehrerforderung gegen das Präliminare beträgt sonatig 3,997.027 fl. Von der angesprochenen Gesammtsumme per 103,430.000 Gulden entfallen auf das Ordinarium 92,230.000 fl. auf das Grtra-Ordinarium 11,200 000 fl. Bewilligt wurden für das Jahr 1875 im Ordinarium 92,849,769 fl., Ti Ertra-O­di­­narium 3,677,234 fl. Die Anforderung für das Jahr 1876 ist demnach im Ordinarium sogar um 619,796 fl. geringer, dagegen im Ertra-Ordinarium um 7,522,766 fl. größer als die Bemilligun des Vorjahres. Bei dem präliminirten Extra-Ordinarium muß, jedoch sogleich bemerkt werden, daß von den angesprochenen s 11,200.000 fl. ganze 6,000. 000 fl. als Erforderniß für die neuen Gef­üge eingestellt sind. Sieht man von diesem als eine ganz ausnahmanreile Ausgabe sid darstellenden Bosten, welcher voraus­­sichtlich der ER die der Delegationd-Verhandlungen sein wird und dessen Auftheilung auf zwei Budgetjahre unseres Grach:­iens möglich ist, einstweilen ab, so beträgt der Mest des Ertra- Oordinariums 5,200.000 fl., also um 1,522.766 fl. mehr als die Be­willigung des Vorjahres. . Ditzangegeen enthfern erleiden aber eine nicht unwesent­­liche ModifikatwnJven und angegext das Erforderniß die präskiåis­ierte Bedeckung aus den eigenen Einnahmen des Krieministeriums in Rechnun stellt,wel­cheedzte·smalgegen er angenommen ist, als für das Jahr 1875 präliminirt wurde. Wie sich dann das Netto:­erforderniß für 1876 im Vergleich zu jenem von 1875 stellt, ergibt die nachstehende ORPRIEHENEELING : «­­«"" 1875 1876,­­ Bruttos Erforderung 103,430.000 fl. 96,527.030 fl. +6,902,970 fl. Bededung . . 44299511 „ 4­700118­­, — 2706 8 el Netto-Erfordernik 99,000.489 fl. 91,826,017 fl. +7,173.572 ff. Zieht man demnach Lediglich baz Netto-Erforderung in Ber­trat, so geist si, daß, weil die präliminirte Behedung für das Jahr 1876 um 270,602 fl. niedriger angelegt ist als im Jahre 1875, das Netto-Mehrerforderung für 1876 um die gleiche Summe gegen das oben angegebene Mehrerforderung sich erhöht, daher im Ganzen 7,173.572 fl. beträgt.­­ So Der Vergleich mit der Anforderung des Kriegsministers für das Jahr 1875 ergibt folgendes Resultat : 1876 « 1875 1876 Brutto-Erforderniß . 103,430.000 fl. 99,432,973 fl. + 3,997.027 fl. Bededung . ER 4,429.511 „ 4,700000 „ — 270.602 „ Netto-Erforderung . 99,000.489 fl. 94,732,973 fl.­­+ 4,267.516 fl. Das Netto-Erforderniß für 1876 ist demnach um 4,267.516 fl. größer als das von Baron Kuhn­ für 1875 angesprochene Nette­­rforderniß. Gieht man von dem außerordentlichen Mehrerforder­­niß per 6,000.(00 fl. für neue Geldüte jedog ab, so würde Frei­­herr v. Koller um 1,732.484 fl. weniger fordern, als im vorigen Jabre von seinem Vorgänger verlangt wurde. · Im Detail und nach den Titeln des Voranschlages geordnet, Ist·das Heeresbudget für das Jahr 1d76,verglichen mit der Be·­willigung des Beijahres,das nachstehende: Ordentliches Erforderniß: Aus der Fremde. er Empfindsame und heitere Reiffe­ und Bade Eindrü­cke.—— « 1. if der Eisenbahn. — Spaziergang durch und um Wien. Marienbad, 21. Juli. Wir waren unser Drei im Coupe, trogdem der Nacht-Eilzug v gefuhrt ist. Gerade deshalb waren mir unser nur Drei. Wir Ben nämlich die pfiffigen und belehenden Helfenden gemähren, 3 ruhig alle Site vor der Nase weg offupiren. Und während sie n in dem triumphirenden Gefühle nicht zu unterdrückender Ge­­nugthuung lächelnd auf uns herabblicten, auf die drei einfältigen fenden, die außerhalb des Perrong zurü­dgeblieben waren, — Bie für uns ein neuer Waggon an den Zug gefoppelt werden , hatten Raum und Bequemlichkeit fir Sechs, und fhichten una­n, uns behaglich für die Nacht einzurichten. Sch faßte den einen obhrammtenen Sit am Zipfel und zerrte ihn im die Mitte des aumes, das heißt eigentlich mir zerrten ihn, denn wir müßten us unser Ziei, das ein wenig eigen­willige Ressort zurecht zu­gen: ich und der Prinz von Oranien. Der Königssohn der ederlande war nämlich der Dritte, wenn er sich anders fhidt, an einem so vornehmen Herrn als Dritten zu reden. Er mar der Chevalier d’Arranche, den ich am Abende zuvor noch im Kleinen Kiosk am Donau-Dual in Gesellsccaft Heiterer Herren und der sprüchiger Damen gesehen . Heute bändigt er im Verein mit mir ein unfügsames Lispolster, wie er wenige Tage vorher in der­­ Pferde-Akademie zu Mezöhegyes ein edles Vollblut-Nößlein ge­bändigt. Selbstverständlicht haten wir,als ob wirSe­ königliche «Zoheit bisher noch mit keinem Auge gesehen hätten-als ob wir uns inzig und allein nur des angenehmen,geistreichen jungen Mannes »Um­asilfqnt in ihm freuten,über dessen wohlgeküssdstem lebhafs »sten Vortrag,dessen launige Aperous wir herzlich lachten,ohne jede Raptation, ohne jede gemachte, von Chrerbietung diffirte Hei­­erfeit, Und der jugendliche Thronerbe fehmeigte vergnügt in der Wonne seines Inkognito. Man sab ihm an, mie wohl es ihm thu., daß er nicht mehr zu sein brauchte als wir. Um seinen Preis würden mir sein Vergnügen gestört haben. Wir schüttelten ihm herzlich die Hand, als er sich in Marchegg verabschiedete. Die? Schon wieder! Diesen Porze verfolgt doch förmlich das Glück, so oft er auf Reifen is. Schlendert er in Berlin die Linden entlang, so spricht ihn der Bismarck um Feuer an. Spa­­ziert er durch den hügeligen Bart von Osborne, so bietet ihm vor der Meierei sicherlich ein allerliebster Flachskopf einen Becher fris­cher Mil — das blonde Mägdlein ist natürlich niemand gerin­­geres als Beatriz, das Königsfräulein von Engelland. Im Hydde- Bart sprengt Ihre Majestät unsere erlauchte Königin Elisabeth mit dem Grafen Beust an ihm vorüber ; da unter den zahlreichen Spaziergängern Porzö der Einzige ist, der die erhabene Meiterin rennt, so ist Porzö auch der Einzige, der grüßt, und das leutselige Klopfniden gilt Jonahh an ausschließlich Borze dem Glacskinde. Pro meni­t er im Wildpark des Königs von Dänemark gegen Klempenborg hinaus, so findet er Gelegenheit, mit dem Landes­­bern zumal einen schönen, zahmen Dambirsh zu streicheln und der Prinzessin Dagmar ein in der Eile gebundenes Bouquet von wilden Rosen zu überreichen. Spazirt er im Tivoli, so läßt sich ein alter Herr mit ihm in ein Gespräch ein, der sein Anderer ist, als Andersen ; steht er in Telemarfen bemundernd an dem gemaltigen Ratarafte des Ryulan-Foss, so ist es Björnstjerne-Björnson, der mit ihm um die Wette seufzt. Streift er sinnend am Friedhofe zu Stocholm herum, so wird ihm sicher eine erfreuliche Begegnung mit Frau Slygare- Garlen zutheil. Kaum ist er in Rom eingetreten, so hat er aug Ion den Padst gesehen , in Havres erkundigt er Matthieu de­­n Dröme bei ihm, mie viel Uhr es sei. In Ulm­tsdal findet er das der „Chevalier“ ging mit dem Zuge der Kaiser-Ferdinands-Nord­­bahn nach Wien,­­ noch einmal auf das Trittbrett des Waggons sprang und zum enster hereinrief: „Auf Wiedersehen 17 Wo und mann denn? Birleicht bei Gelegenheit der Krönungsfeierlic-­keiten in Amsterdam ? So nun, wir fins der gütigen Einladung gemärtig. Wenn mein Freund Buti diese Zeilen liest, springt er wohl mit einem Ausrufe des Gestaunens vom G Stuhle, wenn er zu­fällig eben fitt, oder läßt sich auf den Gieffel fallen, wenn er eben steht. ; / fich, dasselbe seinem Eigenthümer unversehrt wieder zuzustellen. An Trouville bleibt Madame Mac Mahon, die Kaiserin der­­ Republik Frankreich mit den Fransen ihrer Mantille an seinem Radknopf hängen. In Calais macht ihn Gustan Doré am Gifen­­bahn-Buffet auf eine vorzüglich Fleischpastete aufmerksam. In Ennerat3 glitteht Mademoisele Brohan zufällig auf einem Kirse­­fern aus und fällt ihm gerade in die Arme, und macht er auch nur einen Ausflug nach Wien, so unterhält ihn der Enkel Wil­helms von Oranien von der unwiderstehlichen Schönheit der unga­­rischen Pferde und Damen. Tant du chance!,.... Wien hat Trauertoilette angethan. Kaiser Ferdinands Name lebt hier in gutem Angedenken; es ist sonach offenbar nur dem Krach zuzuschreiben, daß die schwarzen Fahnen so spärlich von Tenstern und Balkonen wehen. Die Durfschnittslänge der Trauer erstredt sich kaum auf mehr als drei Ellen. „Dritthalb Ellen Schmerz“ is so das gewöhnliche Maß. Nur von den Palästen der alten S Hoflieferanten und der neuen Ritter weht hie und da eine riesige schwarze Fahne. Webrigens haben die Wiener ungarischen Edelleute ohnem weiters das hrige gethan; der patriotische Schmerz der Popper, der Schey und der Goldberger war nahezu unermeßlich; schwarze Nationalfahnen verkündeten ihre Trauer­ über das Hinscheiden des gütigen Ungarkönigs. Die aaderen Männer sind ja sammt und sonders aus ungarischem Grund und Boden der vaterländische Arbeitskraft emporge­wachsen zu Edel­­herren und Mitteln, es ist sonach nur recht und billig, daß sie dem Fremden schon in Wien einen würdigen Begriff von Ungar­­landes Glück und Reichthum beibringen, und sich zu diesem Behufe am Ring Balätte mit Nierenfronten bauen. Die vaterländische Hauptstadt ist ja ohnehin fo­rd­en; es műre rein Pleonasmus sie no mehr sgmüden zu messen. Und abgesehen davon, könnte etwaige P­rachtbauten hier am Ende gar noch — das Wasser fortschwemmen — Der Stadtpark bot speziell mir einen Genuß, den der herr­liche Blumenflor, der üppige Rafen, der vorzügliche Kaffee allein nicht zu bieten vermögen, ich brauchte nicht zu grüßen. Ich nannte Niemanden und Niemand kannte mich, wer es nicht versteht, in einem so herrlichen Zustande zu scmelgen, der verdient wahrhaftig, daß ihm der Arm im Hut­­­­abnehmen nicht zur Ruhe fomme den ganzen lieben langen Tag über, gleig dem Flügel einer Windmühle. Ueberdies hatte ich ang noch die Genugthuung, die hübschesten unter den anmefenden Damen vor einigen Tagen — daheim gesehen zu haben. In den Straßen begegnete ich wieder den typischen Wiener Gestalten : Eräuflich aussehenden Frauen, hageren Männern und bleiben Kindern. Die behäbigste Figur is noch immer der Fiaker; das Gesicht strägt und blüht aus dem regenbogenfarbenen Hals­­tuch hervor; er ist noch immer derselbe gemandte Kutscher und derselbe Grobian, wie ehedem; da stürzt eher der Stefansthurm über den Haufen, als daß dieser Typus von seiner angestammten Eigenthümlichkeit ließe. Die Epigonen zu Budapest treten mit Er­­folg in die Fußstapfen des hiesigen Uhrstammes. „Nur la Tar nöt!" Wer wollte zu dieser Jahreszeit in den glühenden Straßen flank­en, in dem erst­dend heißen Theater fiten, Schani, hinaus nach Schönbrunn ! Ein ungeheueres Schloß — ein winziges Versailles. In die­sem Gegenfaße liegt der große Uebelstand dieser Residenz. Sie liegt viel zu nahe an der geräuschvollen, wimmelnden Stadt, als daß sie ein Sommerfig in der behaglichen Bedeutung des Wortes genannt werden könnte. Sie ist viel zu weitläufig, als daß sie dur die Annehmlichkeiten des „Homelike” zu ergegen vermöchte. An ihren Thoren, unter ihren Fenstern vorbei raffeln viel zu viel Wuhrmwerke, wimmeln viel zu viel Menschen, als daß in ihren Räumen die nervensänftigende Stille zu finden sein könnte, die zur Nähe und Erholung so unerläßlich ist. Die Wege der Gärten sehen aus, als ob die pure „ersterbende” Unterthänigk­eit sie glattgelebt hätte; die Alleen, als ob sie kommandirt würden. Die prägise Stellung der Glieder, die tadellose Haltung sind die Hauptface — eine Vegetation a la General Bumbum. Wa! Hieking mit feinen wimmelnden Gaffen paradirt im Som­­merprogramm des vermöglichen Wiener“ als der Ort „Ländlicher­ Einsamteit”. Aus den heißen Gemächern der Stadtmahnung über­­siedelt man hieher in niedrige Zimmer mit der Aussicht auf den staubigen Blau oder in eine dumpfige Sadgasse. Die Frauen fischen auf den Ballons und trinken falten Kaffee; die Herren­ drängen si Hinter ihnen, Halskragen und blinzeln auf die Straße hinab, mer da mohl im offenen Coupe vorbeirollen mag? Natürlich ein Belannter. Man grüßt vom Balkon in die Kaleiche Hinab, von der K­aleiche zu Balkon hinauf , die Kinder . Freischen englisch und französis­chen reden die fahlen Köpfe aus den steifen — X

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