Pester Lloyd - Abendblatt, September 1875 (Jahrgang 22, nr. 199-223)

1875-09-27 / nr. 220

— « — ——— : . = Ss­ nn = , · (Einzelne Nummern 5 kr.K­rallen Verschleißlokalen.) Montag, 27. September. 3 Re NEZZEK ESE­Z ER OSET ZH SET ET RK E EVÉS ESZ fgjuldig ift. Sn der serbischen Bevölkerung selbst scheint man übri­­gens mit den Winterzügen des Ministeriums nicht ganz einverstanden zu sein. Ein omladinistisches Blatt schreibt : „Die — —— serbischen Minister wollen jiemanden betrügen, entweder: Die was weiter Er­gürtet oder das Bolt; wir besorgen, daß Legteres der­ Fall Weiter wird uns aus Belgrad gemeldet, daß fünfund­­« niederlegen wollen. «;s.;No­ch­ nie,—so schreibt unser Korresponde­nt»,herrschte eine »inttelnsivere Unzufriedenheit im Volke als jetzt Man hört «-»überall­ folgend­e Forderung:die Regierung soll doch sagen, »s?ida""sssie will:Friede oder Krieg.Ist das LakIdgexxx steige­­’,mxg,so möge man uns in de11 Krieg führen,ist esvicht ge­­rü­stet,so­ssage man offen:wir wollen neutral bleiben. .Jetzt­ h­aben wir keinens Krieg,aber Verspüren alle Folgen­ eines solchen:Geschäftslosigkeit,Mangel anBertragten,der Kredit im Auslande auf Rull reduzirt und obendrein wer­­den die Mächte gereizt. Wir haben Frieden — ,aber ohne — Geschäft, ohne DBerkehr, ohne Kredit, ohne Ruhe und Sicherheit." Es Die Missiondchon julst unter den Auf­­sständischen hat bisher zu seinem Resultate geschehen soll, geführt und es Auf einen raschen Erfolg konnte man freilich nicht rechnen. Die Kor Sale verhandeln mit den Führern der Synsurgenten, also gerade mit den erbittertesten Elementen, in­­mitten niedergebrannter Dörfer und verwitteter Gelder, ihr einziger Bundesgenosse sie verhandeln iit der Hunger und die immer ums erbittlicher hereinbrechende Noth. Die Pforte muß erst Be­weise ihres guten Willens zur Abhilfe gegeben haben, ehe sie hoffen darf, das tiefe Mißtrauen gegen ihre Proflama­­successive gebannt zu sehen. Auch scheint es, daß man in Konstantinopel sich ernstlich mit diesem Gedanken beschäftigt. Wenigstens scheint man in Konstantinopel im Reform-Fahrwasser zu laub­en. Der schon erwähnte $girmanan die Gouverneure war begleitet von einem Affenstück, worin alle „unerlaubten Handlungen” aufgezählt waren, die in den Provinzen geü­bt werden sollen und die der Sultan mun strengstens verbietet. Es heißt in diesem offiziellen Lindenregister : „Die Hauptaufgabe der Funktionäre ist, Ledermann sein Recht zu verschaffen und werden zu lassen. Troß dieser Pflicht mel­den in gewissen Provinzen sowohl die Angelegenheiten, melde die Administrativbehörde als auch Diejenigen, welche die Zivilgerichte angehen, und Unendliche Hingezogen. Die Parteien, welche Niemans­den haben, an den sie sich mit ihren Klagen menden könnten, erlei­­den in Folge dieser Beschleppungen großen Schaden. Auch in Polizei- oder Kriminal-Angelegenheiten gehen die Verhöre und Un­tersuchungen mit unerhörter Langsamkeit vor sich, viele Angeklagte erleiden eine weit längere Haft, als durch das Gefäß vorgeschrieben tt Mahove wieder ni­tt. Andere miener­mitt eine lange Präventiv-Haft gefallen Taffen. Während es die Pflicht der Beamten ist, Ledermann unparteilsch sein Recht werden zu lassen, protegiren einige Funktionäre eine oder die andere der Parteien. Die Zivilbeamten jegen sie untereinander ins Einvernehmen, um die Bevölkerung zu­­ unterdrücken. An einigen Orten handeln die Zehentpächter gegen das für diese Steuer geltende Neglement, haffen sich eine unge­­rechte Schäßung der Ernte zu Schulden kommen, um mehr zu erhalten, als gejeglich vorgeschrieben it, um nur ihre privat-Inter­­essen auf Kosten der aberbauenden Klasse zu befriedigen. "Anderer­­seits sind viele Bäc­hter, welche die Steuerbemessung nicht zu der Zeit vornehmen, in welcher die Ernte vollendet wird, Schuld daran, daß die Feldfrüchte durch das Wetter zugrunde gehen. Nach dem in Geltung stehenden System sollen die Kaimafams (Vizegouver­­neurs) aus der Mitte der erprobten Beamten gewählt werden, welche bereits ähnliche Funktionen versehen haben oder aus den absolvirten Zöglingen der Zivilschule (Moulfie). Aber im Gegen­­satz zu dieser Vorschrift kommt er vor, daß in mehreren Bilajets diese Maßnahmen nicht befolgt werden, und daß Die ernannten Raimalams Beamte sind, melde die ihnen zusommenden Pflichten nicht zu erfüllen vermögen. Die auf die Gendarmerie bezügliche Verordnung wird, was die Zusammengegung dieses Korps und die Ernennung der Offiziere betrifft, durchaus nicht angewendet. Viele Gendarmen, sowie Zehent­­pächter begaben sich in die Dörfer, fordern ohne weiters Proviant für sich und für ihre Pferde und erlauben sich, zu Schaden der Landbevölkerung, Handlungen, welche gegen Gefes und Nec­ verstoßen.” Alle diese Mißbräuche haben­ so will es der Sultan1.——­.sofort aufzuhören.Der Wille ist wohl löblich, aber Nebelstände,die so in Fleisch und Blut übergegangen sind,lassen sich nicht einfach wegdekreti­ert. Schließlich sei noch eines Telegramms erwähnt,welches uns aus Konstan­tinopel ze­gel­t,undjvon sah­ die Pforte die Versuche Serbiens,die bosnischen Rajahs zu trans11rrektion zu bewegen,in einem­ Memorandum an dies Signatar­­mächte nachweisen will.Welche"Koxfsequenzen man an discer»Nachweis«knüpfen will,wird uns nicht gemeldet; jedenfalls dürfte man sich in Konstantinopel vor Augen halten, daß die Mächte mit einem aggressiven Vorgehen der Prforte gegen Serbien, so lange D­ieses sich in den ge­botenen­ Schranfen hält, schlechterdings nicht einverstanden sein künnen. : —= Die Wiener Strffverhandlungen — fgreibt , Don" — sind beendet und nur einzelne­­ unwesentliche Bünfte blieben noch unentschieden. Man kam überein, daß die betreffenden Negierungs- Organe über diese Punkte sowohl, als über die festgestellten Zollfälle ihren Regierungen Bericht erstatten und deren Zestmmung hiefür erreichen, was schon aus dem Grunde wahrscheinlich­ ist,­ weil die Verhandlung jedes Punktes nach deren Weisungen und in fort­wührender Verständigung mit denselben stattfand; inzwischen wird dann auch eine Einigung über die­­in Schwebe befindlichen­ Fragen zu Stande kommen. Nachdem dies geschehen sein wird, werden auf Grundlage dieser Sache die Verhandlungen in erster Reihe mit Italien, dann mit Deutschland und Frankreich beginmen. Dies­­bezüglich wurde bei einzelnen Titeln, welche für die betreffenden auswärtigen Staaten eine besondere Wichtigkeit haben, eine gemeiste Latitüde für Kompensationen — soweit dies unsere Interessen ge­statten — bestimmt; das heißt, es wurde ein Marimal- und ein Minimalrat bestimmt, in dessen Grenzen Italien, Frankreich u. A. Konzessionen­­ eingeräumt werden­ können, wenn dieselben unseren Interessen entsprechende Gegenkonzessionen machen. Dies­­bezüglich ist insbesondere unser Vaterland interessirt, denn Oester­­reich wird gezwungen sein, viele Titel unseren Interessen ent­­sprechender zu modifiziren, weil die auf unseren Blüten mit dem­­selben konkurrirenden Staaten dies fordern werden. Das Auswärtige Amt drängt auf die Eröffnung der Ver­­handlungen mit Italien, aus dem richtigen Motive, daß, wenn wir die Ersten sein werden, melche mit Italien einen Vertrag schließen, wir günstigere Bedingungen erzielen werden, als wenn badselbe Frankreich — mit b­eldem die Verhandlungen bereits begonnen haben — in einer oder der anderen Beziehung bereits verpflichtet sein­ soird. Die Verhandlungen können auch von unserer Seite beginnen, wenn die betreffenden Regierungen die gemeinschaftlichen B­eiträge genehmigen und mar dei Beginn derselben bereits für die laufende Woche geplant, nachdem aber ein ungarischer Minister­­rath bisher nicht abgehalten­ werden konnte — da vier Minister ab­wesend sind —, bleiben dieselben auf die fünfzige Woche verschoben. Der Plan geht dahin,daß die Verhandlungen parallel mit den auswärtigen Staaten und.....»..»--»..« fertaesetzt werden­­« sollen.Die mit Italien­,Frankreich,England und Deutschland abs ggeschlossenen­ Verträge laufen de zunächst ab,wenn die parallel lau­­fenden Verhandlungen einen Erfolg haben,1­nd wenn dies von den auswärtigen Staaten zu erreichen sein wird,so ist geplant,daß die neuen Verträge noch vor Ablauf der alten(und die Mitte des näch­­sten Jahres),sowohl mit den auswärtigen­ Staaten,als mit Oester­­reich ins Leben treten,womit wir sowohl ihr den Zoll einnahmen­, als in unseren Handelsinteressen viel gewinnein würden. Die Vertreter der ungarischen Regieru­ng haben nur unter der Bedingung i­st die Verhandlung der Zollsätze und Annahme derselben zur Grundlage für die mit den ausländischen­ Staaten zu schließenden­ Verträge gewilligt,wenn die Feststellung der Tarife einen ergänzenden Theil des ganzen Zollvertrags bildet;die Ver­­handlung muß daher auch in allen übrigen Theilen zu einem Re­sultat führen,damit die Tarife als von uns angenommen betrachtet werden können.­­ Die Verhandlung nahm einen ruhigen Verlauf. Die Klassi­­fikation der Baumwüll- und Wollstoffe verursachte Schwierigkeiten , die Oesterreicher traten, nachdem ihr erster Vorschlag verworfen war, mit einem neuen Klassifications-Plane hervor, über welchen ei einer unserer Bevollmächtigten sowohl bei der Regierung als bei den hiesigen Sachverständigen Informationen holte. Eine Einigung wurde hiefür erzielt. In die Aufhebung der Ausfuhrzölle haben die Oesterreicher nur schwer gebilligt. Die Zolläge werden nicht veröffentlicht, weil dieselben Gegenstand der Verhandlung mit dem Auslande bilden.­­ Die Kronstädter Distriktsversammlung hat in ihrer am 23. b. abgehaltenen Sigung aus Anlaß der in den Bei­­tungen enthaltenen Mittheilungen über eine geplante neue Gebiets­­eintheilung der siebenbürgischen Jurisdiktionen beschlossen, den Senator Dr. Eugen Trauthenfels mit der Ausarbeitung eines Memorandums zur Wahrung­ der Integrität und der Inter­­essen des Kronstädter Distrits zu­­ betrauen, und. hat unter einem eine fünfgliederige Deputation gewählt, melhe das Memorandum seinerzeit dem Minister des Innern , und wag Einholung der a. b. Bewilligung, ’aud. Sr. Meajestät überreichen soll. = Weder die Motive, warum von der Vorlage des Hothe­buchs Umgang genommen wurde, äußert sie die „Bolit. Korresp.“ folgendermaßen : &3 unterliegt seinem­ Zweifel, dab der Vertretungskörper, der sich mit­ dem Budget der Gesammt-Monarchie, insbesondere des Auswärtigen Amtes und der Heeresverwaltung, beschäftigt, ein naheliegendes Interesse hat, über unsere­ Verhältnisse zu fremden­ Mächten auf­ authentische Weise unterrichtet zu werden. Erwägun­­gen dieser Art mögen auch das Entstehen der verschiedenen Blau, Grün, Roth­­ und Gelbbücher veranlaßt haben. Dennoch ist die Siedmäßigkeit der Veilegung­ solcher Dokumenten-Sammlungen von kompetenten Personen, bekanntlich auch von dem deutschen Reichskanzler Fürsten Bismarc angezweifelt worden. Nicht selten haben dergleichen Veröffentlichungen auswärts Mitstimmung und­ Reklamationen, hervorgerufen. 63 gibt Staatsmän­ner, die ich zu der Ansicht befennen, daß mit einer Negierung, melde dem Par­­lamente " derlei Mittheilungen zu machen pflege, jeder vertrauliche diplomatische Verkehr, wenigstens der schriftliche, unmöglich werde. Mag diese Meinung Grund haben oder nicht, sie besteht hie und da nichtsdestoweniger.­­ Die Herausgabe folder Bier­it Gegenstand vorwurfsvoller Beschmerden des Auslandes gemorden; so. manche diplomatische Depetche — Tragte man — märe nicht oder nicht so, wie sie lautete, geschrieben worden, wenn man ihre Veröffent­­lichung vorhergesehen hätte. Auch die eigenen diplomatischen Agen­­ten finden sich in den Mittheilungen an ihre Negierung mitunter dadurch beengt, daß sie die Publikation des Mitgetheilten zu ge­wärtigen haben. Sie sagen, daß dadurch theils die erforderliche Offenheit gegenüber ihrem Auftraggeber, theils ihre Stellung an dem Orte, wo sie beglaubigt sind, beeinträchtigt werde. Allein Blau und Nothbib­er­ic;, abgesehen von dem Mißtrauen, der Furcht vor Mißbrauch, die sie hervorrufen, sind auch häufig ungeeignet, der Landesvertretung ein klares Bild des Lage zu geben. Die Mitthei­­lung des gesammten Schriftenmechtels, der sich über eine Verhand­­lung zwischen zwei Mächten entsponnen, ist in der Regel unthun­­lich. E 3 bedarf einer Nurmwahl ; in der That sind derlei zum Ge­brauche der Parlamente veranstaltete Altensammlungen immer nur Bruchtüde. Es handelt sich nicht blos darum, das Wesentliche vom Nichtwesentlichen zu scheiden, sondern, auch Geheimnisse zu bema­len, Alles beiseite­ zu lassen, was die verhandelnde fremde Macht verlegen und benachtheiligen oder Einmischung und Einsprac­he einer dritten herbeiführen könnte. Den österreichisch-ungarischen Roth­­büchern wird sich die Anerkennung nicht lassen, dab sie mit Takt und Umsicht zusammen­gestellt waren. Gleichwohl ist im Allge­­meinen­ die Aufgabe keine leichte. Mann kann vertrauliche Depeichen nicht prinzipiell von der Veröffentlichung ausnehmen, weil es sonst in den meisten Fällen nicht gelingen würde, ein getreues Bild und eine verständliche Darstellung der Verhandlung und ihrer einzelnen Stadien zu geben. Andererseits hat die Verlautbarung von Schrift­fuüden, die nicht zur Kenntnißnahme für einen Dritten bestimmt waren, ihre Bedenken und bietet Schwierigkeiten, die oft auch duch Mittheilung von Auszügen nit bewältigt werden können. Get die Sichtung eine noch so geschichte, immer wird sie der, Deutlichkeit Abbruch tichen. Immer wird die Gefahr vorhanden sein, daß Die Orientirung, welche man auf solche Weise von Kammern mit Me Theil werden lassen, lürdenhaft und schief bleibt oder gar zu Wie­verständnissen führt. Hat die Negierung ein Interesse daran, einen bestimmten Diplomatischen ‚Schriftenmwechsel Der Deffentlichkeit zu übergeben, so kann sie dies von Fal zu Fall und zu entsprechender Zeit thun und braucht nicht auf die nur Einmal jährlich wiederkeh­­rende, häufig verspätete Gelegenheit des Nothbuches zu marten. Dazu kommt, daß nach allgemeinem Gebrauch, der insbesondere in Großbritannien feststehender Grundlag ist,­Schmebende Angelegenheiten sich der Veröffentlichung durch derlei Kompendien entziehen. Vorzeitig e­ng könnten da einen günstigen Abschluß vereiteln oder die hindernde Darmwischenkunft vivalisirender Mächte hervorrufen. Daher erschieht es, daß solche Kompilationen in der Regel Aktuelles, Tags ÉS nit enthalten, sondern meist abgemachte Fragen, historisches Material, Antiquirtes bringen. Auch solche Mittheilungen mögen ihren Werth haben ; dem Bedürfnisse einer Landesvertretung werden sie selten genügen. Deshalb die Klage, daß Blau­ und Roth ler 26. nichts Neues, nichts Interessantes bieten. Medrigens sind die Barlaz­mente auf Blau- und Rothbücher nicht angewiesen, um sich Sue tifehe Kenntniß über lee der auswärtigen Politik zu verschaffen ; sie haben das echt der Interpellation und von diesen Nechte haben insbesondere die Delegationen zu allen Zeiten um­­­fassenden Gebrauch gemacht. Niemand wird verfeh­en, daß unsere gemeinsame, Meld­eregierung nie verfehlt hat, solche Interpellationen in der ausführlichen Weise und mit der entsprechenden Offenheit zu beantworten. Die mündliche Diskussion von Tagesfragen in den De­­legationen ist geeignet, für den Ausfall des Nothbuchs­­ reichlichen Erlaß zu gewähren.“ = Zur „Reduktion der kontinentalen Deere­ “ unter diesem Titel eröffnet Dr. Adolf Fischhof in der ,N. fr. t.“ eine interessante und anregente Besprechung. Dr. Stichhof one tau­rt zunächt, wie drühend die Wucht der großen Heere überall empfunden wird und mie die Gesettgebungen gleichwohl nicht im Stande seien, dem Uebel abzuhelfen, weil jede Regierung sich ihrem Parlamente gegenüber auf die militärischen Dr­aa der übrigen Staaten beruft. „Und­­ jagt Dr. fiber moher Dieje der größten Wöllerplage unserer Zeit? CS bedarf weder langen noch mühseligen Forschens, um ihren Grund aufzufinden. Er Liegt ja offen vor uns, far und offen in der Stcli­ung der­­ Parlamente, welche, den gegenseitigen Kontakt, ja selbst die Annäherung hem­­mend, sein Vereinbaren gestattet, sein Ausdehnen des Wirkungs­­gebietes, seinen erhöhten Nachdruch der Aktion dar, Gemeinssamkeit und Solidarität. Jede Volksrepräsentanz; ist in ihren Kammern eingeengt , an einen großen gemeinsamen Berathungssaal für die­­ Briangslage, woher diese Ohnmacht der Legislativ-Körper gegenüber. parlamentarische Gesammt-Repräsentanz unseres Welttheils hat man bisher noch nirgends gedacht. Wie műre es, wenn die Vollsvertre­­tungen von Beit zu Beit einer W­ölkervertretung Raum ließen und­ wenn die Negierungen bei wichtigem Anlaß die Stimme Europas vernähmen ?" Darauf macht Dr. Fischhof folgenden Vorschlag : „Alle großen Interessen suchten und fanden ihren inter­nationalen Sammelpunkt: Die Gelehrtenwelt hat ihre anderver­­sammlungen, die Kirche ihre Konzilien, der­ Handel seine internatio­­nalen Märkte, die Kunst, die I­ndustrie und ‚die Bodenkultur ‘hufen sich Weltausstellungen ; nur die parlamentarisch zu vertretenden Gemein-Interessen Europas finden seinen Mittelpunkt, in wel dhem sie zusammengefaßt wü­rden, nur die öffentliche Meinung unseres Welttheils hat selbst für politische und soziale Srasen mit denen das ohl seiner ganzen Völkerfamilie "im Zusam das ihr imposanten Aug­­enhang steht, sein Sentral-Organ ,­­ druch gäbe. Und mein, irgend ein nteresse die europäische Ge­­sammtheit, berührt, so it es mehr jenes, das sich an die Verringerung der öffentlichen Lasten knüpft; und wenn irgend eine Frage zu ihrer raschen und glücklichen Lösung ein Sesammtorgans der öffentlichen Meinung bedarf, so ilt es die Wehrfrage. Dieser eine Sorgfalt zu widmen, welche im So zu ihrer Bedeutung steht, wäre die Aufgabe eines all­gemeinen Vollsv­ertreter-Tages, einer Wan­derkonferenz von Mitgliedern aus dem Große aller europäischen L Legislativ- Körper oder, vorersst aus der Mitte der großstaatlichen V­ollsvertretungen unseres Festlandes, da eine Heeres-Reduktion den kontinentalen Großmächten zunächst ge­­boten ersch­eint. Eine Versammlung dieser Art, und bestünde sie auch nur aus Parlamentsmitgliedern, die ohne jedes Mandat ih­­rer zusammenfänden, hätte ein nicht geringes politisches Gewicht, noch um­ Bieles bedeutungsvoller műre sie jedoch, wenn ihre Theilnehmer von den Volksrepräsentanten eines jeden Landes in außerparlamen­­tarischer Zusammentretung als Mandatare designirt würden. An diesem Fal­le männe die internationale Konferenz, obgleich sie jede offiziellen Charakter und jeder legislativen Befugniß entbehrte, doc autoritativ eine Bedeutung, wie sie kaum je eine Versammlung ei." zwanzig Abgeordnete ft min die Frage, ihre Mandate tionen und Versprechungen s —— = nn en in Die K­omödianten des Lebens. Roman von Merk Jökai. Autorisirte Webterregung von Karl Geist. ‘Dritter Theil. (54. Fortfegung.) Das Lager der Indifferenten. Nur mit schwerer Mühe gelang es, die beiden im Zimmer Schla­­fenden zu erwecken. Der Dritte hatte im Bienenhause den Heiden­­lärm verschlafen, den die Mitbürger vor dem Hause gemacht hatten. Sie hatten seine Ahnung von der bedeutsamen Wendung, die erfolgt­­ war, während sie sich im Senseito befanden. Der einzige Mensch, der es ihnen hätte jagen können, der Kutscher der Fürstin, erwachte erst am nächsten Morgen. Si­e überliegen ihn der Sorge des Herrn Nagy János, dessen vier gute Pferde, von seinem jüngsten Sohne gelenkt, sie weiter beförderte. A­ienor hatte der mehrstündige Schlaf ganz erfrischt. Biel: Teicht hatte auch die magnetisirende Hand der VBeresfrau zu seiner Wiederherstellung beigetragen. — Mal könnte man wohl unserer Wirthin für die freundi he Aufnahme fehielen ? Fragte Alienor. — Wenn Du schon in so großmüthiger Laune bist, so nimm ihr Meines dreijährige Mädchen in den Arm und frag’ er, wie es heißt, damit macht Du die Mutter glücklich. Der Wagen ward noch mit Wegzehrung vollgepackt,dann s ließ Pista den Pferden die Zügel schießen und der Wagen rasselte auf die Gasse,die Hausleute winkten ihnen eine gute Weile Grüße nach.Vor dem­ Wirthshause des Jakob wankten viele sehr­­ gut gelaunte Leute umher. „Ein gutes Zeichen!” sagte Herr &3arkos. . Er machte auch die Herren aufmerksam, als sie an einem Hause bei der Kirche vorüberfamen: „Hier ist die Wohnung des Rektors.” Man konnte sie an den mit Roth I beschmierten Fenstern erkennen. — Kun das war ein hartes Stück Arbeit, bemerkte Alienor. Ich hoffe, das Aergste ist überstanden. "—Um Gottes willen,erschrecke michtticht!Doch nicht wieder «zu­ guten Freunden? »"­—Weder zu Gegn­ern,noch zu Freunden,sondern zu den — Gehlimmsten, zu den Indifferenten. Mit den Bisherigen umzugehen, war ein Kinderspiel, das der erstbeste hergelaufene Kortes zu Wege bringt, Aber die jebt kommen, die Sipotaer, die stellen den Meister Da muß jeder Einzelne in Bewegung gefeßt werden und zur Thüre eines Seden braucht man einen andern Schlüsfel, um zu ihnen gelangen zu können. Sipota ist für den Kortes das, was Nebel und Windstille für den Läu­fer. Hier mahnen dreihundert Wähler, die entscheiden, weil Sipota der Wahlort ist. Herr Dumfa nichte traurig mit dem Kopfe: Da ja, jo its. &8 war schon ziemlich spät am Abend, als sie Sipota er­­reichten, das von außen ein Dorf und innen eine Stadt it; auf dem Marftplage stehen sogar stodhohe Häuser. Hier mußte man langsam fahren, wenn man si nicht auf dem holperigen Pflaster die Zunge abbeißen mochte. Nirgends war eine Fahne ausgestedt, worüber sich Herr Dumka machlos­ wunderte. Hatte­ er doch fünfzig Fahnen Heren Stipfics gesendet, der ein langjähriger treuer Parteigenosse und ein spezieller Großmeister in der Kunst des Fahnenaufstehens ist. Hat er vielleicht den Brief nicht erhalten, in dem ihm gemeldet wurde, wo er die Fahnen nehmen sol ? Freilich hatte ihn Herr Stipfiis erhalten, aber er vergaß im andern No die Brille und als er nach Hause ging, da meldete ihm sein Wirthschafter, zwei Kühe auf der Tanga seien von der Trommelsucht befallen worden, er möge sich mit dem Trojar ber­eiten. Da fand­ er wohl den­ Rod mit der Brille, vergab aber wieder den andern, in welchem der Brief war; er wird ihn schon nach der Wahl finden und dann wird er ihn lesen. Hier kümmerte sich wahrhaftig sein Mensch um sie. CS erwartete sie keiner, es stellte sich ihnen den Weg. „Im „großen“ Gasthause, die man den „goldenen Adler” nannte, fanden nur Alle Blab, da nur ein leeres Zimmer vor­­handen war; die übrigen waren von den Offizieren offupirt, die mit Infanterie und Kavallerie hieher beordert waren, um während der Wahl Nähe und Ordnung aufrechtzuerhalten. Die Herren Dumla und Esailos mußten daher in das alte „weiße Noß“ gehen, wo sie auch besser aufgehoben waren ; aber Herr Dundta kam doch, sobald er sich umgekleidet hatte, zu den Herren zurück um mit ihnen ins Kasino zu gehen. Dieser Vereinigungspunkt der Intelligenz befindet sich gerade den „goldenen Adler“ gegenüber. Die unternehmenden hatten also seinen weiten Weg bis dahin. Herr Dumka ward auf der Treppe vorausgesendet, um mit Hilfe von Zündhölzchen den hinter ihm Kommenden zu leuchten, denn Dort ist’S finster und eine Lampe wird als Lurus betrachtet. Von dort konnte man geraden Wegs in das Kasino Hineinfal­­ten, in wörtlichem Sinne, da der Korridor um einen halben Schuh höher ist, al der Fußboden des Zimmers, so daß dort der fremde Gast gewöhnlich statt mit einem, „ergebenster Diener” mit einem „Kreuz ichodichmwerenoth” hineinzufallen pflegt, während­­ er beim Hinausgehen mit einer noch kunstreicheren Balletfigur Abshieb neh­­ ­ men fonnte; „Oimmelherrgett |“ Gleich vorn war der „Saal“, in dessen Mitte ein Billard­­life stand; bei diesem übte sich mutterfeelen allein ein ungemein freobeliger junger Herr in der Garambole-Bartie und als er sah, die Gintretenden seien Fremde, beeilte er sich, dieselben von der Bosheit des Brettes in Kenntniß zu jegen, daß­­ es entgeblich „ziehe“ und daß die Kugel nach jedem Stoß etlichemal um sich selber herumschlendert, bevor sie irgendwo stehen bleibt. Da der Prinz weder zu einer Billard-P­artie Luft hatte, noch auch die Absicht hegte, die an der Wand ringsherum hängenden nartialischen Bilder der Reihe wag zu betrachten, im Lesezimmer aber nur Blätter auflagen, die man zuhause schon vorgestern gele­­sen hatte, so war es angezeigt, einen Blick in das Spielzimmer zu thun. Dort fand man wir ah­ vier Herren, die an einem Tische lagen und " Bassievics" spielten; wie man weiß, ist dieses Land dem genannten großen eldheren zu hohem Dante verpflichtet, wes­­halb man auch das beliebte Tarofspiel nach ihm benannt hat. Nicht minder wahr ist es, daß wenn jemand , Basstevics" spielt (vorausgefest, der Jemand ist gemissenhaft, versteht seine Cache und der Spaß geht um Geld­, fo it die Aukenwelt todt für ihn und es ist leichter, einen betenden Türken als einen Bassievics- Spieler zu einer Antwort zu bewegen. Als dahergeon den eingeführten Gast unter dessen vollem Titel: „Prinz Alienor von Rornenstein“ den Herren vorstellte, sagte ihm Niemand: „Belieben Sie Plab zu nehmen !” und es it wahrscheinlich, daß wenn Xeon Herrn Dumia mit den Worten vorgestellt hätte „und der hier ist Bapst Pius IX., er damit keinen größeren Effekt erzielt hätte. Es blieb nichts Anderes übrig, als auf die später Kommen­­den zu warten. Und da hatten sie denn einmal Glück. Der Er­ste, der nach ihnen eintrat, war Herr Samuel von Nagybarsthi in P­erson, der Vertreter des Bezirkes auf dem rechten Reichstage. Herr Samuel v. Nagybarsthi hatte eines jener Gesichter von unbestimmbaren Anspruch, die man, und wenn deren Befiger Einem auch täglich vorgestellt wird, immer wieder mitsammt dem Namen vergißt , von dem, wenn die Kollegen im Korridor des Abgeordne­­tenhauses stundenlang mit ihn diffurirt haben, sobald er den Rüden und keiner weiß es zu jagen, den die Stenographen­ und Berichterstatter immer mit einem Andern und mit einem Dreizehnten vermechselin, die ebensolche nicht zu unterscheidende Gestalten sind wie er und der in fortwährenden Kriege mit den Redakteuren lebt, die seinen Namen immerfort in die Liste der , Übmetenden" stellen, während er doch anmwetend war und stimmte. Leon beeilte sich, die beiden Zelebritäten einander vorzustellen ; den ge­wesenen und den zukünftigen Abgeordneten. Beide waren außerordentlich erfreut über das seltene Glack. Leon nahm aber Herrn Nagybarathi gleich unter dem Arm ı und führte ihn in das Lesezimmer, — Zunächst eine Frage, die Du mir aufrichtig beantworten sollt. Willst Du in diesem Bezirke neuerdings als Kandidat auf­­treten ? Wenn ja, so werden wir in dieser Stadt, die ganz Dir ges­tört, nicht den Mund öffnen ; wir sehen zu, daß wir weiter­kommen, — 68 freut mich ungemein, daß Du diese ehrende Frage an mich viehiest. Ich hab’ es von Dir erwartet. Ich kann Dir also mit voller Entschiedenheit erklären, daß der türkische Sultan und der persische Schah und der Großmogul und alle Drei zusammen nicht so viel Schäße befigen, um derentwill er ich mich bewegen ließe, noch einmal mit dem amerikanischen Leder, womit die Bänke des Abgeordnetenhauses überzogen sind, Bekanntschaft zu machen. Ich habe erklärt, daß ich mich zurückziehe ; zur Zeit der Wahl werde ich gar nicht hier, fein, ich gehe mit meiner Frau nach Koryinieza. Ich habe das­lleinige gethan. Genug davon drei Jahre. Soll sich fest auch ein Anderer radiern.­­ « —Du wirst also nichts dagegen einzuwenden haben,daß ich die Lipotaer Wähler zur Anhörung der Programmrede unseres Kan­­didaten einberufe ? — Nur zu , nur verlange nicht von mir, daß auch ich komme, denn ich erschrede, wenn ich von Derlei nur reden höre, — Gut. Sest komme zu Miener zurück, unterhaltet Euch, bis ich in der Druderei die Einladungs-Plakate besorgt habe. Damit führte er den ausgedienten Staatsmann zu dem prä­­sumtiven Nachfolger zurück und überließ es ihnen, irgend ein Thema zu finden, über das sie diskutiren konnten — was nun ging wie er eben gehen konnte. Herr Nagybaróthi nannte viele von Altens Bekannten, nur daß Diese nicht jene waren, die Altenor Fannte und endlich fragte er nach seinem Bruder, der Ohrringe trägt, wor­­auf ihn Altenor aufklärte, dab sein Vater nur einen einzigen Sohn habe und er konnte nun sehen, wie jener erstaunt sein Gesicht ber trachte, warum er denn sehr nicht geschminkt sei? Dann wieder er­­mahnte Altenor, um ihm etwas Angenehmes zu sagen, wie oft er ihn im Abgeordnetenhause unter großem Beifall sprechen gehört habe, wozu dann Herr Nagybardthin ein vermindertes Gesicht machte, da die glänzenden Neden, die er während drei Jahren (freilich im­­mer unter allgemeinem lebhaften Beifall) zu Halten pflegte, ges­wöhnlich aus dem einzigen Gate bestanden: „Ich verzichte auf’s Mort !" Leon eilte mittlerweile in die Druderei.­­ Der Eigenthümer selbst war nicht zu Hause; es war die Zeit der Sumpfschnepfen und da pflegte er auf dem Anstand zu sein. Aber der Faktor war zu Hause, der Alles in Allem, Geber, Druder, das ganze Personal und auch Dampfmaschine­n­. Außer­dem ist er so taub, daß er jedem, der zu ihm kommt, vor Allem das Papierrohr hinreicht ; eine Deffnung desselben legt er an sein Ohr, während die andere der Mittheilung harrt, (Bortfegung folgt.) wie es —: — ert­iebt. Leider nein! feufste Leon. Das Schlimmste — Was? Wieder zu Gegnern ? — Das ginge no an. s . auf Die Meobe, da zeige er, moch er fan. kommt­­, Keiner in Herren " zehrt, Jeder fragt: „Wie heißt denn dieser unser Freund?" = = a 7 S =

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