Pester Lloyd - Abendblatt, September 1875 (Jahrgang 22, nr. 199-223)

1875-09-11 / nr. 207

Yerxtdrefzentwurf desxngeordneten Hanseg, «welcher in der heutigen Sitzung eingebracht wurde,lautet­ Allerdurchlauchtigster Kaiser und apostolischer König. Mit Hoffnung und Vertrauen begrüßen Em. Majestät in Allerhöchst ihrer mit komagialer Verehrung aufgenommenen Thron­rede die versammelten Magnaten und Abgeordneten­­ mit Hoffnung und Vertrauen sehen unch wir dem eröffneten Reichstag entgegen. Der heiße Wunsch des väterlichen Herzens Em. Misestät, Daß der ungeriide Staat zu jener Höhe zeistiger und materieller Wohlfahrt sich­erhebe, zu der er vermöge seiner weichen natürlichen Hilfsquellen berufen ist, bleibt auch das alleinige Ziel unserer patrio­­tiichen Bestrebungen. · ·· S Wie groß aug in bdiefer Hinsicht die Schwierigkeiten der des Reichstages harrenden Aufgabe sind, so leben mir doch der Meberzeugung, daß den vom Wunsche ihres Herrschers unter­­stüßten patriotischen Bestrebungen einer Nation der Erfolg nicht fehlen könne. Eine hervorragende Bürgschaft des Erfolges finden wsir auch darin,daß d·ie druckende·finanzielle Lage des Staates der hohen Aufmerksamkeiten.Majestät nicht entgangen ist,jadaßEw. Majestät Herrscherweisheit auch schon die Richtung bezeichnet hat, ins der wir fortschreiten müssen,wenn wir das Uebel an der Wurzel heilen wollen. . .Für­ unsere unaufschiebbare erste und oberste Aufgabe hals­ten auch wir die Ordnung unserer Finanzen und diexoehere Herstellung des Gleichgewichtes im Staatshaushalte Auch wir glauben,daß das Ansehen und der Kredit des ungarischen Staates und die Sicherung unserer staatlichen Existenz die­ gleichmäßig er­­heischen und gebieten.·Auch wir kennen die großen Schwierigkeiten die­ser Regelung.Wir wissen,daß wir vor diesen Schwierigkeiten nicht zurückschrecken dürfen z wir wissen daß wir bis zu jener äußersten­ Grenze der Sparsamkeit gehen müssen,bis unders wir ohne Gefährdung·der·staatlichen Selbsterhaltung unentwicklung g­ehen können zwar wissen,daß,wenn die Nothwendigkeit es mit­chbringt,wir zu den größten Opfern bereit sein­ müssen. Auch davon sind wir überzeugt,daß einseitige,rein finan­­ielle Maßnahmen und Verfügungen die Uebel nicht radikal zu geb­en vermögen. 63 müssen die Kredit-, die wirtsschaftlichen und erfehrs-verhältnisse geordnet, es muß Sorge getragen werden für die Hebung der Steuerfähigkeit zur Entwicklung der Produktion, des Handels und Verkehrs; es bedarf der befrernden Hand, der­en Reformen auf dem Gebiete der Verwaltung, der ustiz, des öffentlichen Unterrichtämer eng, mit einem Worte, nahezu in allen Zweigen des Staatlichen Lebens. Und weil wir das Uebel in seiner ganzen Größe fühlen und dessen Heilung als eine aus unserer legislatorischen Stellung flie­­ßende, unabmessbare Pflicht erachten, erwarten mir mit voller Eingebung jene Entwürfe, welche uns die Regierung Em. Majestät behufs Verhandlung vorlegen wird. · Aus der erhabenen Enunziation Em Majestät entnahmen wir mit Freude,daß die Regierung ihr volles Bestreben auf die Lösung der Bankfrage richte.Wir werden mit voller­ Bereitwillig­­keit dieses Bestreben unterstützen,denn die gesetz-und zweckmäßige Lösung der Bankfrage ist eine der unerläßischen Grundedingungen für die Besserung unserer Kredit-Verhältnisse. Von großer Wichtigkeit sind auch jene Verhandlungen,welche hinsichtlich der Modifikation einiger Bestimmungen des G.­A.XVI: 1868 im Zuge sind.· Es wird gewiß nicht g nuns fehl,daß sie je früher zu einem befriedigenden Ergebniß führen sollen. Was aber die 1867 und 1868 auf zehn Jahre abgeschlossenen und während des gegenwärtigen Reichstages in Berathung zunehmen­­den Verträge betrifft:so können wirEw.·Majest·E­’tpersichern,daß sicr unsere diesbezüglichen Beschlüsse die aufrichtigenIreue und Anhänglichkeit an Em.Majestät,daß Wydln unseres heißgeliebten Vaterlandes und die Rücksichten der Billigkeit mkißgebendjemwers den­ Auch wir sehen in der Reziprozität der Billtglieit die höchste Garantie der befriedigenden Lösung. · Mitlebhafter Freude erfüllt unsere Brust Ew Majestöft ermuthigendeå doff nun,daß deanede,trotzt­er m jüngsten Zeit aufgetauchten Ereignise nicht gestört werden wird.·Ew.Majestät sucht und findet im Glücke Ihrer treuen Völker­ die Kraft des Throne­s und des Staates.·Eine Hauptbedingung dceer Glückeö ist der dauernde Friede.Wir glauben,wir hoffen,trapesz. Majestät gelingen werde,denselben allen möglichen Wirren gegen­­über dauernd zu erhalten. · · ··· Nachdem,was in Folge Ew.Majestät eigener Initiative im Interesse der Provinzialisirung der Pietitärgrenzem Jüngste­n Zeitgeschehen ist,müssen wir nicht dasjenige wiederholen,·was bezüglich z der vollständigen Wiederherstellung· der ‚territorialen Integrität der b. ungarischen Krone in den Noresien der legten Reichstage enthalten war. Bei diesem Unlasse geben mir blos unserer MWeberzeugung Ausdruck, daß die Weisheit‘ Em. Majestät zur gehörigen Zeit und Gelegenheit die Modalitäten finden wird, welche zur Ab­wendung der, an von und wohl gefannten, in die­ser Beziehung obmachenden Schwierigkeiten nothunwendig sind. Allerdurchlauchigster Herr ! ··· · Wir haben während der letzten Jahretztefichm­mer wieder erneuernden Beweise der Güte und Weishextew.Majestät er­­fahren;gestatten unEw.Majestät,·daß wir in der gegenxvürs­tigen ernsten Lage des LandesZth ganzem Vertrauen wieder dorthinwenden,wo die Natwn in kritischen Augenblicken Trost und Hilfe fand — an das väterliche, gütige Herz, an den konstitu­a­tionellen Sinn und an den erhabenen Gert Ern. Diajestät. Die wir übrigens in tiefer Ehrfurcht verharren Em. faiferl. und apoft. Tönigl. Majestät. Budanpest, · unterthänigste Diener Die reichstäglich versammelten Vertreter der Königreicher Ung­arn, Kroatien und Slapronien. = Der gestern abgehaltene Ministerrath hat si, wie „Beiti Rapid” meidet, mit den Perssonal-Angelegenheiten der auf­gelösten Gerichtshöfe befaßt und es steht zu hoffen, daß noch im Laufe dieses Monats sämmtliche mit der Gerichts-Organisation in Verbindung stehenden P­ersonalfragen geordnet werden. = Bezüglich des Verkaufs­ der ungarischen Staats­­güter, Berg­ und Efsentwerfe machte Finanzminister Kolo­­­man Sze­ll — mie „R. N." erfährt — dem Ministerrath fol­gende Vorlage: Nachdem die Legislative die Nothmendigkeit des Berlaufes der Stastegüter wiederholt betonte, und auch er (der Finanzmini­­ster) der Ansicht ist, daß dieser Verkauf aus vollsmi­tbiaftligen wie finanziellen Gesichtspuntten münschensmwerth wäre, sieht er die Zeit für gefommen, daß Schritte in dieser Nichtung gethan werden. Inzwischen erachtet er es für nothmendig, zwischen den eigentlichen Staatsgütern den „Staatsforsten und den Montan­­und Eisenwerfen” zu unterscheiden. Für den Verlauf der eigent­­lichen Staatsgüter hält er in Anbetracht des geringen Bodenmert­es und der Kapitaldarmuth de Landes den Zeitpunkt für niet genommen. Der Verlauf derselben müßte daher nach sei­­ner Ansicht auf günstigere Zeiten verschoben werden. · Die Staatsforste mit Ausnahme jener,diem k­eine­­rer Ausdehnung nur ergänzende Theile der Staatsgü­ter bilden, wären aus volkswirthschaftlichen Rücksichten nicht zu verkaufen. Dagegen hielte er es für zweckmäßig,daß die Berg·-und Eisenwerke,deren Betrieb das Aerar belastet,Iesruhervers­äußert werden.Er hat in dieser Beziehung schon vorbereitende Schritte gethan.Gleichzeitig meidet der Menistey daß in Angelegens­heit des Verkaufes der Eisen-und Steinkohlen Bergwerke,sowie der Eisenwerke in den instand ausländischen Blätterktein-Konkurs ausgeschrieben wurde,dessen Resultat seinerzeit dem­ Ministerrathe zur Kenntniß gebracht werden wird. Der Ministerrath hat diese Vorlage des Finanzministers zus stimmend zur Kenntniß genommen.Vorgkstern ist auf eine diesbe­­zügliche Vorlage der Regierung die a.h-Entschließung herabge­­langt-Wie,,K.N.'·gleichzeitig erfährt,haben sich mehrere belgische Unternehmer nach eingehendem Studium des Betriebs der Bergs und Eisenwerke zum Ankaufe derselben bereit erklärt.­­Aus der Gemeinde Rigula im SyrnJier Kos­mitat wird dem,,Nemz.H.««mitgetheilt,daß in dieser Gegensich für die Aufständischen in der Herzsegovina öffentlich nicht nur gesammelt, sondern auch gemorben werde. Die Zahl der Freiwilligen, welche in Folge dessen bereits in den Reihen der sinturgenten kämpfen, sol sich angeblich auf mehrere Tausende bes laufen. Wir machen die Negierung , jagt das genannte Blatt, auf diese Thatsachen aufmerksam. Die Frontische Regierung rennt sie zwar, aber sie drüht die Augen zu; es würde nicht schaden, hier selben mit einem freundig eftligen Winfe zu öffnen. „Wir von unserer Seite — fügt „N. 9." bei — mürden und zwar nicht grämen Darüber, wenn unsere südflavischen Fanatiker rammt und sonders in die Herzegovina zögen, um Türken zu treffen oder sich von ihnen treffen zu lassen­, aber wir dürfen nit vergessen, daß diese Aufmiegelung die Neihen des unschuldigen, leichtgläubigen Zandwolfes lichte, und daß die verleiteten Unglücklichen geistig und förperlich zugrunde gerichtet in ihre Heimath zurückehren und nur Unzufriedenheit und Elend an ihren häuslichen Herd zurückbringen werden." Aus dem Brei­stage. Präsident K­oloman GhyczY eröffnet die heutige Sigung des Abgeordnetenh­auses um 12 Uhr. As Schriftführer fungiren: Molnár, Hußäar ,Wähter und Beöthy. · Von den Ministern sind Baron Wenckheim,·Szell, Simonyi,Trefort,Perczel und Trpaan­­·den Bericht des Wirthschafts-Auss · sowie der Bericht des Bibliotheks-Ausschusses und die Wahl der Delegations-Mitglieder werden auf die Tages­­ordnung der am nächsten Dienstag stattfindenden Sitzung gestellt. Die Sektionent werden sich Montag 10 Uhr Vormittagskonstituiren. ··Der modifizirtenpausordnung entsprechend,werdent hierauf die in dem Int·erpe­llationsbuche eingetragenen Interpellationen angemeldet.·es ist die von Josef Madaraß an den handelss mm­istergestellte,über die in deutschse­prachegeführte Kor­­respondenz der gemerklichen Sektion der Budapester Handels- und Gewerbekammer, und die von Géza Mocsáry an das op­erze ásott über die Auflösung des Ungvárer Ber­vi ofeg. · Aufdiesen·Tkzeil,sowie auf den ferneren Verlauf der Sitzung kommen wwthorgenblatte zurück. Br SAN. ·· E Samflag, 11. Seplember Bi A sg En u · . Zu«rFage-ges«0ikhte. ·­Die serbische Thronrede liegt im Wortlaute noch immer nicht voy dagegen aber erhielten wir von unsere­n Belgrader Pri­­vat-Korrespondenten Nachrichten,welche die Lage nicht eben sehr ro·senfarbenxnalen·Presse und Volk in Serbien sind unzufrieden mit der Regierung, welche angesichts der Haltung der europäischen Großmächte nicht zur Aktion schreiten, sondern höchstens ein Auge zu drücen mit, wenn aus Serbien Freiwillige zum Kampf nach Bosnien ziehen. Uebrigens scheint es mit dem Aufstande stark bergab zu gehen­;unter den Keißspornen fängt die Besorgniß an zu wachsen, die Siegesnachrichten verschwinden,es werden im Gegent­eil eine Menge Stimmen laut, welche schon der Ansicht Raum geben, daß in dem Maße, die die türkischen Truppen heranrüden, die Aus­sichten der Insurgenten auf irgend­einen Erfolg von Bedeutung geringer werden. Die neuesten Berichte erzählen von einem Treffen, welches gestern bei Weliliftrug statthatte und in welchem die Sufurgenten vernichtet wurden. Die Anführer Ostoja und Wezja blieben todt am Plage. Auch aus anderen Theilen des aufständischen Gebietes liegen Berichte von Niederlagen vor, die an Bedeutung gewinnen, wenn man in Betracht zieht, daß die Türken Schon in der Lage sind, bedeutende Armeekorps an den Grenzen von Bosnien und der Herzegovina zu fe­­zentriren. Vom Schauplage in der Herzegovina signalisirt man, daß von den legten Gefechten bei Niksics und Umgebung sehr viele verwundete Insurgenten nach Montenegro ebracht wurden, wo augenblicklich großer Bedarf an Nerzten, Medikamenten und Verbandzeug herrschen sol. Am 9. b. fol es­ten Distrikte von Zubei zu einem harten Kampfe zwischen den Truppen des Huflein Bafha und den Insurgenten gekommen sein. $.$tere scheinen bei dieser Affaire übel weggekommen zu sein. Nach dem Gefechte trat Huflein Balga den Rückzug nach Trebinje an. Wie wir schon andeuteten, ist die englische Treffe dafür, daß man England allein die Lösung der Frage überlassen solle und fließen sie und da­s Verdachtsworte gegen Rußland mit ein. Diesbezüglich schreibt man der „Bol. Korr.” aus Petersburg vom 6. b. Folgendes :­­ „Obgleich mohl zu seiner Zeit die politische Aktion Ruß­lands und einer diplomatischen Vertretung klarer und durchsich­­tiger vor ganz Europa gelegen, als seit der Restifikation des Tar­tier Traktats, soweit er die Bedingung der Nichtbenegung des Schwarzen Meeres für unsere Kriegsflotte betrifft — eine Bedin­­gung, welche eine ehrliebende Nation auf die Länge nicht ertragen kann, nicht ertragen darf und die selbst Gail Ruffel in seinen „Recollections and Suggestions“ einen Plunder nennt, den die­­ Westmächte gegen Rußland begangen — so erheben sich doch neuerdings, allerdings nur in der britischen reife, viele Auschuldigungen und „Suggestions“, die nahezu unbe­greiflich sein würden, wenn sie sich nur aus einer andermeitig vielfach gereizten Stimmung des englischen Publikums und seiner Poesie erklären ließen, eine Stimmung, die ja in der That aug wohl einige Berechtigung hat, si aber als gegen Rußland ges­pendet, an eine durchaus falscche Mödreffe richtet. Viermal hinter­einander von einem selbst mitge­wählten Schiedsrichter für schuldig und in Unrecht erklärt zu werden, ist begreiflicherweise Grund ge­­nug zu einer tiefgreifenden Mitstimmung, wenigstens würden solche Berurtheilungen vor den Augen von ganz Europa vor zwanzig Sehren jedenfall untenfbar gewesen sein. Einmal durch den König der Belgier für das unverantwortliche Betragen einiger brit­isscher Marine-Offiziere in Brasilien ; das zweite Mal in der Ala­bama-rage ; das dritte Mal vom deutschen Kaiser in der San Juan - Angelegenheit, und endlich das vierte Mal für die Detagon - Bar! Also viermal hat das mächtige Albion erkennen müssen, im Unrecht geweten zu sein, und der legtere Fall ·,,Selbst die mageren Umrisse des telegraphischen Berichtes über die Thronredy mit welcher der ungarische Reichstag eröffnet wurde,zeigen,was dieser Grund sein muß und dss zvulle Text­e kann nu­r die Empfindung vertiefe11,daß Ungarn zumal die absol­­ute Nothwendigkeit der Erhaltung des äußern und innern Frie­­­dens erkennt.Gladstone’s umfassend­es Programm fundamentaler Reformen­­ aus den Jahren 1867 und 1868 ist reiner Kinderseil im Vergleich mit der Last von Verbindlichkeiten, mit welchen seir Tıpa vor den ungarischen Reichstag tritt. 65 handelt figy um nichts weniger als eine konstitutionelle Revolution in allen Zweigen und Sphären des nationalen Organismus ohne Vermirrung und mit mannigfachen Em­parnissen. Ein politischer Skeptiker könnte vere­inigt sein auszurufen, daß außerhalb der Regionen der Rapier- Konstitutionen sein so vollständiger Plan allgemeiner Wieder­geburt seit Menschergedenken das Licht des Tages erblidt hat. Die einfache Wahrheit ist übrigens, daß Ungarn wirklich etwas wie einer allgemeinen Wiedergeburt dringend benöthigt ist. Die große Versöhnung­smischen Ö­sterreich und Ungarn vor acht Sabren hatte neben dem Lite auch ihre Scattenfeiten und der Titelfeit des ungarischen Volkes, das sich naturgemäß, durch die Wiedererlangung seiner nationalen Rechte gehoben fühlte, war dafür die Schuld beizumessen. Während der langjährigen Kämpfe für die Unabhängigkeit ihres Landes hatten die Ungern, mit einer so erhabenen­dee erfüllt, über das, was ihr Land leisten müsse und leisten werde, sobald die Eifersucht der Wiener Y Bureaufratie die Entwicklung und den Wohlstand desselben nicht mehr hemme, daß sie bei erster Gelegenheit daran gingen, die Grreibung des deals zu erstreben. Alles wurde in größtem Maßstabe unternommen und bald fingen die finanziellen Schwierigkeiten des Landes mächtig zu Ja an, bis sie zur Alles übermäctigenden Tagesfrage an mollen. Demgemäß ist denn auch diese Frage der Hauptgegenstand der Thronrede. In den Worten: „Die erste unv­emeidt die Bedin­­gung für die Ausführung all dieser Dinge ist die Regelung der Finanzen“ Liegt die ganze Angelegenheit zusammengedrängt. Ungarn hat weiblicher gelebt als seine Mittel es erlaubten, und deshalb muß Ungarn sich nun einschränken. Der Entfehlun ist­röhlich,. Wenn er auch etwas Spät kommt und wenn das Programm des Mi­­­isteriums etwas wie einen durchführbaren Elan wirtcchaftlicher Reform enthielte, so würde sich gewiß seine Partei und wohl nur sehr wenige einzelne Mitglieder im Reichstage demselben mwiderlegen. Es wird indessen mit einiger Unruhe bemerkt, daß die Thronrede seine Anreutung über das „mie“ der Abhilfe enthält. Herr Tiba hat während des Wahlkampfes mit Cifolg eine schmeizsame und geheimnißvolle Miene angenommen. 63 ging eine Kammer aus den Mahlen hervor, in welcher drei unter je vier Mitgliedern Anhänger Zibas waren. Mieberhaupt wurde selten eine aufgehende Sonne mit so allgemeiner Verehrung begrüßt. Es fragt fi nun, ob Herr Tiha die Erwartungen erfüllen wird, gebildet „Bis jegt weiß man nur, daß er in der Thronrede sorgfältig alle Schwierigkeiten und Beschwerden, über welche seit einigen Jah­ren jeder Staatsmann geklagt hatte, auferzählt hat. Noch ruht nur deffen der Schleier über dem neuen Universalmittel, mit welchem der neue Minister die Bedürfnisse der Nation befriedigen wird. Mir mollen nicht die Hinsicht der Opposition annehmen, da der Minister mit seinem Mittel hinter dem Berge halte, weil er sein Mittel miffe. 68 ist möglich, daß das Mittel da noch zum Bore fein kommt, allein es käme sicher vergebens zum V­orschein, wenn die Nähe des Staates mittlerweile gestört würde. Absolute Weis­heit von erschöpfenden oder fortspieligen Verwiclungen in die erste Bedingung der ungarischen Wiedergeburt, und Nachsicht auf den Sdat somohl als Nichtbeachtung des Slaven muß Oesterreiche Ungarn an die Sache des europäischen Friedens und der Sicher­heit feffeln.“ un­­7 welche man sich über in­­­0 Komödianten des Lebens. Roman von Moriz Jókai. Autorisirte Welterregung von Karl Geist. Dritter Cheil. Konstitutioneler Kampf. (46. Fortjegung.) — Servus Balliol, Bruderherz! Also begrüßte Leon den großen Dann und schüttelte ihm Fordial die Hand. Bist Du aber gemachen, seit ich Dich nicht gesehen habe! Meine Hochgachtung, schöne, theure gnädige Frau. Wie prächtig Ihr Aussehen ist! Mei­­nen Handfuß ! Und dem Worte ließ er die That folgen: er füßte der mil­den Madame Balatin die Hand. Damit hatte er die madere Ama­­zone im Augenblicke so ganz und gar kirre gemacht, daß sie einen übermüthigen Buben, der gegen Leon die Zunge herausstrebte, auf der Stelle derart Mores Iehrte, das ihn das Nasenbluten an­­wandelte. — Sag’ einmal, Bruderherz, warum mollet Ihr uns denn nicht in den Det hereinlaffen ? sprach Leon leichthin zu dem furchte­baren Chef des feindlichen Lagers. Er ershredt ja den Men­­schen, daß Einem völlig das Blut in den Adern steht. — Was habt ihr denn hier zu ruhen? schnauzte der wilde Balatin Leon an und riß seine Hand zurück. É Leon ließ sich das Weiter nicht anfechten, sondern legte nun vollends seinen Arm in jenen des Wilden, machte ein unsäglich pfiffiges Gesicht und rarnte ihm ins Ohr: — Dir, Ranterad, habt hr denn gar so heldenmäßig viel Geld, daß Ihr die ganze Wahlgeschichte aus eigener Tasche bestrei­­ten könnt ? Braucht Ihr seinen Gegenkandidaten ? — Geld — ? den Teufel haben mir Geld ! Selbst die paar Fahnen haben wir mit Mühe und Not­b von den Weibern zu­­sammengebettelt. Die Eine mußte einen weißen Rad hergeben, die Andere einen rothen, eine Dritte ihren grünen, so verhalfen mir uns zu Trikoloten. — Also warum zum Henker mollet Ihr denn dann verhin­­dern, daß der Gegenkandidat ins Dorf bhereinkommt, der Geld mit sich bringt und zu effen und zu trinken? Wollet Ihr mit trocke­­ner Kehle dem Heren sobringen ? Dover glaubst Du etwa gar, ich schleppe den Affen mit mir herum, um ihn zum Abgeordneten­­ wműblen zu laffen ? fällt mir ein! Laffen mir doch den Narren sein Geld verzehren ! Sein Alter hat dessen ja ohnehin die fdmere Menge, so daß es von selber zu Tage drängt, wie am Charfreitag Mbend die vergrabenen Schäße. Und dann — weißt Du — dabei für aug für mich ein Meines , Belderes" ab. "Einem armen Teufel, wie ics bin, thun zehn­, zwanzigtausend Gulden aug mohl. Werde ich der Narr sein, sie nicht mitzunehmen ? Hahaba! — Hehehe! Darüber mußte selbst der Troglodyt lachen. — — Du erinnerst Did­dog, Baltó, daß sich Gezetlen bisher noch bei jeder Wahl den Spaß machte und dem Gegenkandidaten gestattete, im Dexte sein Lager aufzuschlagen und seine Fahne auszusteelen ? Und das ganze Dorf ging hin und tranf seinen Wein — und trug sich aus der Fleischbant die gratis ausgeschroteten Len­­den-und Bratenstücke heim und tanzte und tollte ihm zu Ehre­n­ bis zum Wahltage,dann aber stimmte Alles gegen ihn wie ein Mann,nicht ein einziges armseliges Votum hat hier ein Gegen­d a Der wilde Balatin lachte bereits, Herr Tarifas, der Melitor, aber hielt mit strenger Miene an sich. — 60? rief nunmehr Leon. Und ihr wollt Ungarn sein?­­ Seid Ener dreifundert Diana und fürchtet Euch vor einem einzigen Stück Schwaben? Getraut Euch nicht einmal, zu laffen ? ! — Was da! Wir fürchten und nicht! Yustament fürchten wir und nicht! sollte Madame Tulmanyi, die nachgerade die Ge­duld verloren hatte, dazmishen und streifte ihre gestrickte Hand­­tasche mit einer energischen Bewegung höher an den Arm hinauf. $abht sie ankommen! Sie sollen uns in die Augen schauen, wir wollen hören, was sie zu sagen haben. Wir haben all unfern gefunden Menschenverstand; wir fürchten die großen Herren nicht! Nun denn — tesselt ! Nur immer hereinspaziert ! — — Ales recht schön, aber ich habe nun einmal meine Bek­­andidat jemals davongetragen ! Na — mal es nicht noch jedes­­" denken, die Herren in unsere Stadt herein zu lasfen. mal so ? — Sa, das hat seine Rietigkeit. — Warum wilst Du also diesmal eine neue Ordnung einführen ? Warum willst Du dich dem Weine in den Weg stel­­len, der dahergeströmt kommt die durftigen Seelen zu erquiden ? Du meinst wohl etwa gar, wenn ich den linken Schächer da drau­­ßen zu euch hereinbringe, so wird im Handumdrehen Deine ganze Mannschaft zu ihm stehen und ihm zu Liebe papistisch werden ? — Na, das besorge ich nun eben nit. Hehehe! Einen mwächternen Haubenstod fürgte ich in der Regel nicht. Si­ gar nicht meine Art, vor einem solchen lebzeltenen Nester zu erschreden ! — Also — dann deut’ ich, Du Fießest uns bübljch ruhig ein­ziehen. — Weißt Du, ich fürchte mich nit — ich fürchte den Teufel selber nit. Aug Ener Geld fürchte ich nit, nur der damit ! Hier ist seine Seele feil. Aber vor Dir selber fürchte ich mich doch! Du bist ein verteufelter Kalefaktor! Wenn wir Dig hier reden lassen, könntest Du ung am Ende doch warm machen. Das fürchte ich. — Palte! Sei du gesceidet! Du rennst doch unser Pro­gramm ? Kann man damit in Gezeiten Semanden abtrünnig machen ? Mit den Prinzipien der „Profaune von Sercho” willst Du in Gezetlen Semanden wantelmüthig machen ? Vielleicht den Meilen­­zeiger draußen auf Eurem Hotter, aber sonst doch wohl Niemanden. Und dann meinst Du wohl, ich werde der Narr sein, euch hier auf offenem Markte das ganze Gefalleader vorzupredigen und mit den Hirnsasten einfragen lassen? Weißt Du was ich Alles in Allen reden werde? „Liebe Mitbürger ! Hier bringe ich Euch sieben fette Rinder.“ — Das achte it der Kandidat. — Du, sei nicht grob! Sonst feßt es ein Kopfftüd hier mitten in Deinem eigenen Lager. Sch­­üffe Ihnen die Hand, liebe gnädige Frau, daß Sie es ihm statt meiner applizirt haben. Nehmen Sie ihn do ja gehörig in Zucht und Regiment, den Hallodri, den nichtönngigen! — Also meine Rede wird Alles in Allem sein: Hier ist das Wirthshaus — hier ist die Fleischbanf;; mitten drin weht unsere Fahne. Wein und Fleisch ist von heute an umsonst für Ledermann. Wohl bekomm’s, geliebte Mitbürger ! Und damit „Amen“. Sollte mir aber zufällig dennoch irgend etwas Gefährliches über die Zunge kommen, mach Euch zum Nach­theile gereichen könnte, je nun , so bist Du ja aug am Blake und der Herr Rektor Tarifas ist nicht minder da. (Der Meftor hatte sich nach und nach herangemacht und stecte nun seine rothe Nase zwischen die beiden Sprechenden hinein.) Ihr werdet eben, was Gud nit gefällt, stante jede­m wiederlegen mie es Gug gefällt. Sch í predge ja doch vor intelligenten Männern, denen man nicht so mir ni­3 dir nn­ den Kopf verdreht. Zuerst redet ihr und entwidkelt Euer Programm, dann kommen wir daran und das legte Wort ist schließlich wieder Euer. Du, das sol eine Komöd­ie geben, sag’ ich Dir, wenn der Schwab ungarisch zu reden anfängt und kann Fein „w” aussprechen und medert durch die Nase — Dich Du dein Bublitum um dieses Gaudium bringen ? ! ! Meinen besten Dant, hochgeehrte Batriotin, gnädige Frau, für Ihre huldvolle Protektion. Gestatten Sie mir auch Ihre fernere Wohlgewogenheit für mich und meine Kameraden zu erbitten. Die gnädige Frau erwies Leon denn auch in der That for fort die fernere Ge­wogenheit, daß sie die liebe Dorfjugend anmies: es solle sich ja keines unterstehen, ihm beim Fortgehen mit Srei­­nen nachzumerfen. Bei der Phalanz der Buben führte, wie es [heint, Wiadame das Kommando. Die auf dem Wagen zurückgeblieben waren, erstaunten nicht wenig, al sie Zeon heil und unversehrt zurückehren sahen; noch größer aber ward ihre V­erwunderung, als er ihnen über den Er­­folg seiner Unterhandlungen berichtete, als sie hörten, daß sie un­gehindert in Gizetten einziehen, ja daselbst über ihrer Tanya for gar ihre Fahne ausstehen dürfen und Niemand dieselbe herab­­reißen werde. So was mehr als all das: es sollte ihnen gestattet sein, vor der Wolfsversammlung auf offenem Marktplag ihr Pro­­gramm zu entmwickeln! — Gie sind ein Tausendkünstler ! erklärte Herr Dumla. — Er bat einen Spiritus, meinte Herr Csarlos und ental­­tete die Fahne wieder. — Das Ende vom Lied wird schlieklich doch fein, daß man uns tobtschlägt, feufzte Altenor. — Du hast am allerwenigsten zu feufzen. Gerade Du mafft es, der es kaum erwarten konnte, den Feind zu sehen. Da hast Du ihn jegt. — Wohl, aber den Feind sehen und Schläge !belommen ist denn doch Zmeierlet. — Mais c’est la guerre, Monsieur | Der Wagen feste sich nach der Ortschaft Hin in Bewegung. Die gegnerische Armee gab Raum, rangirte sich hübsch in Ordnung zu beiden Seiten und empfing die mitten Hindurchfahrenden mit Iutterschütterndem Hohngejohle. Da bekam nun Ulierer freilich ganz andere Dinge zu hören als Schmeicheleien. Ein Rudel sang das bekannte Grotslied: „Der Schwab hat feine...” (Das Objekt der Sapró it eine gemeifte Waschsorte, die unter den Beinkleidern getragen wird.­ An einer Stelle im Zuge prangte an einer langen Latte hoch auf­­gesteckt die Karrkkatur aus dem Eisblatte der Gegenpartei. Bei dem Wagen her trug ein Bursche einen riesigen Rulacs am einer ihn heranfommen­­­­­­ Weißpinselstange; die bauchige Feldflasche trug die Umschrift: „In hoc signo vinces“ ; der Berillifer brüllte in einem fort: , dog. Alienor, unser Fahnen­führer!” (Der Einfall stammte vom Rektor her.) Die Menge aber respondirte jedesmal aus Hundert und hundert Kehlen, johlend und heulend­ , Éljen Absalon Karakan !" Ein hoffnungsvoller Junge hielt sich am Wagenschlage fest, h­ neben der und führte unausgeregt aus Leibeskräften: Éljen Kara­­­­kan! während an der andern Seite der Rutsche als­ Pendant eine Zigeunerin mit dem Wagen um die Wette rannte, die in der einen Hand ein quierendes Ferkel, in der andern eine hohltönende große Ochsenglocke trug. An einer Stelle warf man ihm einen riesigen Kranz aus Disteltöpfen in den Wagen. Die ganze Reftivität bot seine üble Abwechslung nach dem gestrigen Triumphzuge.­­ " Vor dem Wirthshai­fe des alten Hebräers Jakob wurden angehalten.Hier sollte das Hauptquartier Derer von der tveißen Fahne aufgeschlagen werden. Kranten zählte, (Bortregung folgt.) als sie das entsetzliche Klirren der Flaschen und Gläser schilderten. Den poetischen Schwung des Entsetzens verm­ag keine Feder wieder­—· zugeben.Aber nun bekundete sich auch hier wieder jene gewisses—» Zauberkraft,welche von Leon ausging und auf Jederm­ann· ihren Einfluß übte,der mit ihm in Berührung kam 13 von Perwir nicht zu sageniwissen,ob sie in sein­em Blick oder i­­n dem Metall seiner Stimme lag, oder aber eine männer­liche Vascination zu nennen ist. Gewiß it aber, daß er der zu Tode erschrodenen Frau kaum exit die Mittheilung ger macht hatte : der erlittene Schade folle mit fünfhundert Gulden erregt und fortan folle auf Heren Dumka’s Rechnung Tag und Nacht Zebermann, der in die Fleisgbank fomm­e, Rind- und Schaf­fleisgg unentgeltlich verabfolgt, in der Kellnerei aber henniger Ud­er, mas nur immer draufgehen möge, gleichfalls gratis einge­­häuft werden — daß er, jagen mir, der Frau noch Fan diese Mittheilung gemacht hatte, als auch Schon das nervöse Zittern sie verließ, nicht anders, als ob es weggeblasen wäre; ihre Hand bebte nicht mehr, ihr Kopf schmankte nicht mehr kraftlos mie zuvor; sie hatte mit einemmale ihre Stimme miedergefunden; ja ihre Ger­iefung wirkte sogar auf ihren Mann fort, der auf dem Hausboden verstect lag : seine gefährlichen Kopfwunden waren plögßiihh wie durch ein Wunder geheilt — er eilte frisch und gefund, die Treppe herab, je: — Du Leon, Du solltest eigentlich in die weite Welt hinaus­­gehen, die Sieden und Breßhaften zu heilen, sagte Miieser, der für einen Augenblick völig vergaß, daß er selber mug zu Dem­­—. Aber auch hier wurde Alienor nichts weiiger als mit einer Begrüßungsrede empfangen. Kaum hatte der alte Jakob die weiße Tahne am Kutschbad erblickt, so erhob er ein Wehgeschrei und rannte auf den Hausboden hinauf ; sein Weib aber verstecte sich im Keller. Er erwies sich in der That Alles als die lautere Wahrheit, was Sali erzählt hatte. Der Tote trug den Kopf ein­gebunden, im ganzen Hause war sein ganzes Fenster zu finden. Nachdem die Herren abgestiegen waren, vermochten sie nur mit vieler Mühe die Hausfrau aus dem Keller hervorzuladen, damit sie ihnen etwas Wasser — zum Waschen reiche. Herzzerreißend waren die Klagen der braven Frau, zumal > o­­ 4 ha Fagegnetkigk­eiten. ··(Ernannt)wurden vom Finanzminister zu Rechnungs-s, Offizialen erster Kl­asse-Lu­dw.Turtatovich,Joh.Loroß,·— Franz Kleßky,Sam.Hammer,Joh.Terusland,«s Mart.Horn,Ant.Skultetys Eck,Theod.Münnich,«« Stefanhorvåth,Ed.Meßaros und Em.Agk­;zrweiter«" Klasse:Karl Jedliczka,Geza Sorossy,Ludw.Ko­s­minek,Franz·Fekete,Ludw.Göllner,Mich.Halykv,,­­Eugen Mondkes, Sul. Barnaly, Mor. Knoll, Arnold Stoltz Stefan Esinog, Em. Czigler, 307. Borfodi, — 7 »

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