Pester Lloyd - Abendblatt, Juni 1876 (Jahrgang 23, nr. 125-147)

1876-06-30 / nr. 147

- —. a — gp!­­ , — . — - — —— . Tiefbes­­egten Herzens stehen wir heute an dem­ Todtenbette eines Mannes,deni wur,ohne Widerspruch zu befürchten,als einen der besten Bürger unserer Stadt und des Vaterlandes bezeichnen dürfen und dessen Hin­­scheiden gewiß in den­ weitesten­ Kreisen mit dem Gefühle aufrichtigster Theilnahme vernommen werden wird.» Unter jenen öffentliche Instituten,welche speziell kaufmännischen oder allgemein humanitären und patrio­­tischen Zwecken gewidmet sind,dürfte sich kaum Emes befinden,von dessen Fenstern heute n­icht die sch­warze Fahne weht,denn der Verstorbene ist zu­ Allen in mehr oder minder naher Beziehung gestanden und was er, der einzelne Mann, für sie Alle geleistet, grenzt ans Ui­glaubliche. Für ihn waren die Stellen, welche er bei diesen Anstalten und Körperschaften befreidete, nicht blos Ehren­­ämter ohne einen andern Zweck, als die lange K­eide seiner Titel um Einen zu vermehren, sondern jedes Amt, welches er führte, repräsentirte für ihn eine gewiisse Summe von­­ Pflichten , deren gewissenhafter Erfüllung sein ganzes Leben — man darf buchstäblich jagen, vom frühen Morgen bis zum späten Abend­­­ gewidmet war. Nicht er hauchte nach diesen Aemtern, von denen nur sehr wenige ihm einen materiellen Lohn in Aussicht stellten ; man suchte vielmehr ihn überall, wo es galt, uneigenmügig, mit nie erfaltendem Eifer und edler Selbst­­aufopferung für die Ehre und das Synteresse des Kauf­mannsstandes, für das Wohl der Stadt und des Vater­­landes zu wirken. » Alexan­der v.Vetsey war—wirstellen dies voran,weil es uns zu­nächst berührt und unser tiefes Beileid am unmittelbarsten begrün­det—seit acht Jahren­ Präsident der Pester Lloyd-Gesellschaft;er wvar überdies Präsident des bürgerlichen Handelsstan­des, Präsident des kaufmännischen Vereins für Krankenpflege und Pension, Direktor der Ungarischen Artefuranz, der Pester Kommerzialbank,­­der Pannoniamühle, der Ersten ungarischen Bierbrauerei-Aktiengesellschaft, Bize-Bräses der Anglo-Hungarian Bank, Aufsichtsrath der Bater­­ländischen Sparkasse, der P­annonia-Ridversicherungs- Gesellschaft, der Aktien Buchbruderei-Gesellshaft und in allen diesen Stellungen hat er sich durch seine ausgebreitete Erfahrung und Geschäftskenntniß, durch seinen unermüd­­lichen Fleiß, durch die, mit einer heutzutage leider selten gewordenen Skrupulosität gehütete Neinheit seines Cha­­rakters die aufrichtigste Verehrung der weitesten Kreise erworben. Der hauptstädtische Munizipal-Ausschuß und dessen wichtigste Fach-Kommissionen verlieren in Reisen eines ihrer thätigsten, tüchtigsten Mitglieder; desgleichen die Budapester Handels- und Ge­werbe-Kammer und die Handels-Akademie, sowie eine lange Reihe von Wohl­­thätigkeits-Instituten, die wir nicht einzeln anzuführen vermögen. Aunig ans Herz ge­wachsen war ihm der Kaufm­ännische Verein für Krankenpflege und Pension, an dessen Gründung er si­ schon im Jahre 1846 lebhaft beteiligt hatte. Ein Jahrzehnt lang, von 1850—1860 war er dann Direktor und von 1860 bis heute Präsident des so wohlthätig wirkenden Vereins. Hier, wie bei der Lloyd-Gesellschaft, deren Präsident er seit 1868 war, wurde er, so oft seine Funktionsdauer ablief, stets mit A­sklamation wiedergewählt und es wäre in der That schwer ge­wesen, jemanden zu finden. Der diese Ehrenstellen eifriger und unwürdiger auszufüllen im Stande g­ebesen wäre. Er dem Verewigten flossen eben zwei Eigenschaften harmonisch zusammen, die sich bei uns leider noch viel zu selten vereinigt finden: er war mit Leib und Seele in all seinem Denken und Fühlen Ungar und dabei dennoch mit allen Vajern seines Herzens dem Kaufmannsstande anhänglic, dessen Zierde er seit Jahrzehnten bildete ; er war das Prototyp des echten ungarischen Bürgers, der würdigste Repräsentant jener Klasse, von deren nu­­merischer und moralischer Erstarrung das Wohl und die Zukunft unseres V­aterlandes abhängen. Diese echtpatrio­­tische Empfindun­g, diesen edlen Bürgersinn nahm er aus seinem öffentlichen Wirken auch in den Kreis seiner Fa­milie mit und alle seine Kinder sind in­­ diesem Geiste erzogen. Er war von einer Geradheit der Denkungsweise,­ von einer Schlichtheit und Einfach­heit, wie man sie Heutzutage nur mehr als seltene Ueberbleibsel der guten alten Zeit antrifft. Sein Wort war stets das Wort eines Mannes, auf das man unbedingt bauen konnte; auf das Heucheln und Schmei­­cheln verstand er­­ nicht, er rühte stets offen mit der Wahrheit heraus, aber sein gutes Herz, sein beinahe weiches Gemüth liegen ihn selbst für das Unangenehme, das er zu sagen hatte, stets eine Form finden, die nicht verlegte, und der Gedanke, daß aus diesem Manne stets eine tiefe, ehrliche Ueberzeugung sprach, milderte den Eindruck seiner Worte auch in jenen Fällen, wo es sei­­nes Amtes war, Strenge zu üben. Und so bot denn sein ganzes Wirken die merkwürdige Erscheinung, daß er, der mit so vielen Kreisen und Personen in Berührung stand und in diesen verschiedenen Stel­­lungen unmöglich jederzeit allen Interessen zu Wil­­len Handeln konnte. Dennoch­ überall nicht nur verehrt, sondern auch geliebt ward, daß er — mir glauben dies fühn behaupten zu dürfen — keinen Feind hin­­terließ. Auch die Krone hat die Verdienste des wadern Mannes in vollem Maße — 1865 durch Verleihung des Franz-Josef-Ordens, 1868 des Ordens der eisernen Krone III. Klasse und des königl. Raths-Titels — ge­würdigt. Leider hatte die Gesundheit Vetsey’s schon vor Fahren eine heftige Erschütterung erlitten; allein sein B Zustand besserte sich dann wieder und es war Hoffnung vorhanden, ihn noch­ lange den Unfrigen nennen zu kön­­nen. Seine Aerzte drangen in ihn, sich einige Ruhe zu gönnen, allein er, der so vieles für Andere zu thun ver­­mochte, vermochte nicht dieses Eine für sich selbst zu thun, und so legte er denn seine an Mühen und Aufregungen reiche Thätigkeit unverändert fort, bis vor wenigen Monaten sein körperlicher Zustand eine bedrohliche Wendung nahm, freilich ohne daß damals schon ein so nahes Ende vor­­auszugehen gewesen wäre. Das Uebel griff jedoch rasch um sich und fesselte den rührigen Mann zuerst ans Zimmer, dann ans Bett, bis vor wenigen Wochen eine schwere Lähmung eintrat. Er hat viel gelitten, aber er trug sein 208 mit männlicher Ergebung und die aufopfernde Pflege seiner Gattin, die innige Liebe seiner blühenden Kin­­der, die in jedem freien Augenblickk an das Schmerzenslager des Franken Baters eilten, hat ihm, der für jede zarte Regung des Gemüthes so empfänglich war, die leßten Tage seines Daseins verfüßt, bis gestern nach Mitternacht der Tod seine faire Hand auf das für die ganze Menschheit so warm fühlende Herz legte und es stillstehen tek. Er war 62 Jahre alt geworden... . . Mit tiefer Rüh­­rung bilden wir heute auf die entfeelte Hülle des Ver­­ewigten, der seine Pflichten als Mensch und als Bürger des­­ Vaterlandes in einer Weise erfüllte, wie Dies nur Wenige von sich jagen künnen. Möge er nun im Tode die Ruhe finden, die er sich im Leben niemals gegönnt hat . Alle, die ihn und sein Wirken gefannt, werden beim­ Andenken des Zedten ungeschmälert all’ jene Liebe und Verehrung bewahren, die sie dem Lebenden in so reichem Maße zugewendet und die er so voll und ganz vers­cient hat! — Aleramder v. Velsey +. Budageft, 30. Juni. sz Briefliche Mittheilungen aus Wien betätigen in Medereinstimmung mit den Telegrammen unsereg heutigen Mor­­­genblattes, daß alle Meldungen, welche von einer Vertagung oder einem WBallenlassen der Entrevue zwischen St. Dar­jel­nt dem Kaiser und König Franz Sofer I. und dem Kaiser Aerander wissen wollen, vollkommen grundlos sind. Die Dispositionen für die Neffe Sr. Najestät erleiden nur insofern eine Aenderung, als unser Monarch den Aufent­­­­halt in Sichl abkürzt und am Freitag in Wien eintrifft, während bisher allgemein angenommen wurde, daß sich der Kaiser-König von Zihl birett nach Böhmen begeben werde. Die frühere Rückkehr Sr. Majestät nach Wien dürfte mit Ereignissen an der Südgrenze der Monarchie im­­ Zusammenhang stehen. Zur Entrevue reist Sr. M­a­­jestät am 7. Abends mit dem Schnellguge der Nordwest­­bahn nach Bodelbach, woselbst in den ersten Vormittags- Stunden Kaiser Alexander über Eger-Komotan-Dur-(Boden­­bag) fon­nend, eintrifft. Bon Bodenbach begeben sich beide Majestäten nach Meidstadt und werden daselbst bis in Die Abendstunden verweilen, worauf Kaiser Alexander von Bodenbach über Sachssen seine Weiterreise antritt, während sich Kaiser und König Franz Josef mit dem Kronprinzen Rudolf zum Besiche der verwitweten Kaiserin Maria Ana­­ begeben und von dort mittelst böhmischer Westbahn ver­­­mutlich nac München reisen wird. Legtere i it noch nicht definitiv. Nach Reichstadt ist schon vor einigen Tagen eine stattliche Reihe Hofbediensteter, Equipagen, Pferde, Zutel­­service 26. x. abgegangen. ««· -­­--—Ein Pariser Telegrim­m der,,?.-Ztg.«von 129.d.M .,».berichtet über die letzten Vorgänge in Konstantinopel Foli UIC1-«-gendes: „Heute hier eingetroffene offizielle Berichte, sowie zahlreiche Privatbriefe bestätigen durchaus, daß in Konftantinope l unter der heistlichen Bevölk­erung Obereuro­päischen K­olonie große Besorgnisse herrichen, daß man mege häufige Ereigniffe stündlich be­­rchten zu müssen glaubt, und daß der Sultan fi nicht zeige aus Angst vor einem Attentat. In allen Berichten herrscht absolute normaler gelassenen Hauptsguldigen, nantent­­haben Entmuthigung, nirgends die Hoff­­Verhältnisse, noch weniger auf 908 rme ingend melder ernsthafter MHeformen. — Die von Aburtheilung der vom Ge in Konftantinopel erfolgt ausdrüdlich und eines öregat­­aut eine Verurthei­­lung der Schuldigen zum Tode verzichtet.“ =Au­s Agram erhält die»Pub-Kot-Mfol»gen»de Mitthei­­lang:Der kroatische Landtag tritt a zum Ju­li wieder zu­ sanis­men-und wenn man objektiv urtheild muß man gestehem daß die Zeit eben nicht am besten geiwählt ist,dies nmn so weniger,als der Landtag nicht mit Material überhäuft sein wird.Uebrigens wird der Land­­·"·tags in der ersten­ Zeit kaum­ einige öffentlichaeitziingen­ halten· Der Boranidglag der Landesregierung pro 1877, ein Befegentwurf über die Beschränkung der Beschlagnahme der Beamtengehälter, eine wichtige Vorlage über die Regelung der Urbarial-Verhältnisse, ein Gefegentwurf über die Neuorganisirung der Gerichtshöfe und später eine Vorlage über die Gemeinde-Organisation werden den betreff eine geraume Zeit zur Bev Sen rationelle Beichlußanträge dürften am Landtage faum -Wie die,,Budapester Korr­«'erfährt,ist die Fusion der Genies-Tarniotocr unchluchower Bahn»m­it der­»Kaschau­­»Oberberger Bahn perfekt geworden­ und ist das diesbezüglich­e Pros­to soll bereits als 23. b. unterzeichnet worden. Den Ausschlag für die Fusion gab die Unionbant_ auf als Hauptbesigerin Der Eperies- Die Kafkau-Oderberger Bahn wird über den Betrieb der Eperies-Leluhommer Lahn­ert im Herbst, nachdem der Heihetag die Diele Angelegenheit E umterbrettende Vorlage acceptivt­önnen, seitens der Regierung haben wird, übernehmen · nung auf Herstellung Perpellationen oder in Szene gelegt werden. Tarnower Bahn-Ak­ien D­eutschland und legte in Satonich und) des Generalgouverneurs, des Polizeidirektors ten­ Kapitäns, sein. Beide andlung der Frankreich, verlangte bei Seite wird wahrsceinlich Regierungen­­ fenden Ausschüssen zugetheilt, heute melde Vorlagen in Anspruch nehmen dürften. ; » »­ e­i O [73 ‚Die „Nord“. Allgemeine Zeitung über Koloman Giga. Der bereits telegraphisch signalisirte Artikel der „Noyoid. Allgemeinen Zeitung“, der sich in so schmeichelhafter Weise über den­­ Ministerpräsidenten Koloman Tipa aussprigt, lautet in seinen mer­gentlichsten Theilen folgendermaßen : ,,Mit der Vertagun­g des ungarischen Reichstags bis­­ zum T­ 8 September ist in dem parlam­en­tarisch­en Leben Ungarns wieder in Ruhepunkt eingetreten.In der n­u11»gesch­lossenei»bzweiten Session ergeenwärtigen Legislativ-Periode ist eine Reihe von Gesetzen erschaffen worden, ih­r reformatorischer Werth auch dann zu verfem­en ist, wenn zugegeben werden muß, daß einige hier­­on ihren praktischen Numen exit noch zu erproben haben. Geht och aus der ganzen Serie der neugeschaffenen Gejege dag Streben­ervor, eine systematische Reform, namentlich in Bezug auf die Ver­­altung, ins Leben zu. rufen, wie sie den Anforderungen einer Dor­­Bei der Rü­ckschau a­u­f die abgelaufene Session richtet sich der HeMcick unwillkü­rlich auf jene Männer,welche in­ einenk für das gan­ze ««send äußerst kritischen Moment die Zügel der Regierung ergriffen­den­»Hauptsächlich ist es der Chef des Kabine­ts,dem­ hierbei die Aufmerksamkeit zumendet. Gelten hat i. mann deren erschrittenen Zeit entspricht­­ást viums übernommen ; höher unter fdmierigeren Berháltnijjen Die » » »»» Leitung ein Staats­­eines Mi­­ hohe Anforderungen wurden allerseits an Koloman Tipa gestellt. Wer die Größe der Aufgaben richtig err­eißt, zu deren Lösung er berufen war, der wird sich der Einsicht nicht verschließen, daß er als Patriot wie al­z Staatsmann seiner schwierigen Mission nach jeder Richtung hin zu entsprechen fudgte Bei allen seinen, den innern Verwaltungs-Organismus betreffenden Vorlagen wußte Tiba den reformatorischen Geist der Gegenwart mit den alten, seiner Nation teuer gewordenen Institutionen der Vorzeit in Einklang zu legen. Schon heute begreifen alle einsichtsvollen Patrioten Ungarns, welche Dienste Herr Tiba sowohl dem Gesammt reiche, wie seinem Vaterlande insbesondere geleistet hat. Die großen Massen freilich werden erst später, wenn die Leidenschaften da gelegt und einem ruhigen, nüchternen Grwägen, solche der praktischen Erfahrung Blast gemacht haben werden, erfennen,vormel den erheblichen Gefahren er Ungarn durch seine standhafte Berb­beidigung der mirthfchaftlichen Einheit bewahrt h­at. Ein Beweis, daß das Wirken dieses energischen Staats­­mannes schon sest der Zustimmung aller einsichtigen Statttoten sicher ist, geht wohl aus der Thatsache hervor, daß die große Negierungs- Partei im Bester Abgeordnetenhaufe, wie sie beim Beginn der jegigen Legislatur-Periode zu Stande kam, heute noch ziemlich voll­­ständig it. Die Schaar der Abtrünnigen, welche in der Ausgleichs­­frage si von ihr loslöste, ist» in jeder Hinsicht zu unbe­deutend, um maßgebend auf die parlamentarischen Verhandlungen einwirken­ zu künnen, umso weniger, als sie selbst in­ der Frage, welche sie­ zur Fahnenflucht veranlagte, von einer falschen Prämisse ausging. Wenn aber die Gegner Ungarns und speziell Tipa’s aus dieser Trennung politisches Kapital zu schlagen suchen, indem sie durch dieselbe schow den ganzen P­arlamentarismus in Ungarn und mit diesem dessen staatliche Selbständigkeit dem Falle nahe gebracht wähnen, dann zeigt dies eben, mie w­ichtig die ungarischen Ber EN beurtheilt werden. Möge man sich doch erinnern, daß einerzeit auch gegen Franz Dear sich eine nicht minder heftige Opposition erhob, wie jeßt gegen Tika, und dennoch blieb der Ein­fluß Dear’s ein unbesiegbarer. Der „Bruch in der liberalen Partei“, wie diese Sezession wohl genannt wird,­ dürfte daher weder auf das parlamentarische Leben und die Staatliche Selbständigkeit Ungarns, wo­ aber auf den wirtschaftlichen Ausgleich mit Oesterreich einen nach­theiligen Einfluß auszuüben im Stande sein. Der Ausgleich wird seinerzeit die Sanktion des ungarischen Reichstages erhalten, ebenso wie auch die Vertretung der andern Reichshälfte seinen, den Erfor­­dernissen der­ praktischen­ Lage, entsprechenden Bestimmungen die BZustimmung nit versagen wird, wenn dieselben auch immerhin von den extremen Parteien fü­r „unannehmbar“ erachtet und „selbst einer Personal-Union“ nacgestellt werden. Es sind Die die nämlichen Bestrebungen, welche Dester­­reich im eigen­wärtigen Augendliche entwaff­­nen möchten,unbefümmert um die zerregeln­den Folgen,in welche derartige Pläne, sollten sie Kuh praktisch werden können,unver« meidlich haben müßten“ Die russische Gesellschaft des „Rothen Kreuzes“ hat eine Sendung Medikamente, Erfrischungen, die einer bedeutenden An­­zahl Aerzte avisirt. Sehnliches wird aus Zürich erwartet. MM + Belgrad, 28. Juni. (Orig.-Korr.) Die Stadt it wie am Vorabend eines Nationalfestes beflaggt und eine sehr ge­­hobene Sti­mmung­ herrscht in der Residenz. Die Ursache beider Er­­scheinungen it in der verbreiteten Nachricht zu suchen, Fürst Milan gehe morgen mit Tagesanbru­ch zur Armee ab. (St bekanntlich ge­­schehen. D. Red.) Das Gesammt-Ministerium wird dem Negenten das Geleite bis Semendria, vielleicht noch weiter geben. Der Fürst trägt bereits Kampagne-Uniform, die nichts weiter ist, al ein Land­­wehrrad mit einer Feldm­nge. Die Fürstin bleibt hier. Morgen erscheint seine Kriegs-Proklamation, da dieselbe im Hauptlager publizirt werden sol Die Kriegserklärung wird einfach nach Nijch dem türkischen General en chef von Aler­nat aus über­­schieft werden. Von welcher Seite die Offensive zuerst ergriffen werden wird, ist immer zu jagen. Jedoch dürften die Serben damit sich nicht sehr beeilen. Seit dem 26. ruht die diplomatische Thätigkeit der hiesigen Repräsentanten der Großmächte gänzlich. Lord Derby war am allerlängsten in der Illusion befangen, es werde ihm gelingen, Ser­­bien zurückzuhalten. Nun gibt sich auch der Chef im Londoner Foreign Office seiner Täuschung mehr hin. Am 25. beauftragte er seinen hiesigen Agenten, die Bemühungen zur Erhaltung des Friedens zu fiftiren. „Bis nach der ersten Schlacht werden wir auf der Jagd unsere Zeit todtischlagen”, jagte mir ein hiesiger Diplomat. Die Herren haben überhaupt seine Ursache sich mit ihren Er­­folgen zu brüften und sind der Sysiphus-Arbeit geradezu satt. Die Nation verräth eine große Siegeszuversicht. Selbst die türkische Donau-Flottille flößt ihr seine Furcht ein, da die Donau- Ufer mit starren Strand­-Batterien versehen sind. Semendria soll überdies vers­rängt werden. Ein Militär gab mir eine Schilderung von den Befestigungen bei Deligrad. Er meint diese seien so formidabel, daß ohne eine regelrechte, langwierige Belagerung dieselben nicht einnehmbar seien. Deligrad ist auch eine der wichtigsten Positionen der Armee . Deligrad früst das Moravathal und Belgrad. 63 hieß, ein russischer Großfürst sei in Ulerinag. Ich kann diese Nachricht nicht bestätiger. Niemand hat diesen hohen Herrn gesehen, noch glaubt Semand, daß ein solcher in Serbien einge­­troffen sei. Diese Nachricht scheint eine schlecht erfundene Fabel zu sein. Die Aussicht auf den Abschluß einer auswärtigen Anleihe ist gestiegen. 6 Millionen Rubel dürften nächstens sicher nach Belgrad abgeiichtet werden. Die Fürstin arbeitet angestrengt. Sie zupft Charlie, bereitet Berbandzeng vor und eitert mit ihrem Beispiel alle hiesigen Damen an, dem­ Werke der Menschenliebe mit Aufopferung abzusiegen, .­­ Tagesneuigkeiten. (Eine Konferenz von Lehrern und Fachmänn­­nern) wurde gestern in Angelegenheit der Reform der Buda­­pester Wiederh­olungsschulen abgehalten, welche, wie A. György vortrug, doch den Schulrath für unumgänglich nö­­thig erklärt wurde, und für welche eine einzuberufende Konferenz der einzelnen Schulstühle einen Entwurf ausarbeiten sol. Heute wären hauptsächlich drei Punkte zu disfutiren: 1. ob der Besuch ein obligatorischer zu sein habe; 2. die Schwierigkeit des Unterrichts wegen ungenügender Vorbereitung der meisten Wiederholungs­­schulen und 3, wann die Zöglinge der Wiederholungsschule be­­suchen sollen? Ab 1 und 3 wurden die Anträge des Herrn Burg­­hardt angenommen, nach welchen die Lehrlinge durch die Behörde zu fonffribiren und monatliche Aus­weife über deren Schulbesuch zu machen wären. Meister, welche ihre Lehrlinge nicht in die Wieder­­holungsschule schicken, sollen unerbittlich mit einer­ Geldbuße, nach­­lässige Schüler aber damit bestraft werden, daß sie die Schule um 3—6 Monate länger frequentiren müssen. Der Wiederholungs- Unterricht hätte an den Sonntagen, und zwar im Sommer von 2—5, im Winter von 2—4 Uhr Nachmittags stattzufinden. Ueber­punkt 2 wurde die Versammlung nut Schlüffig. » (Ovation.)Der Vorstand der hiesigen Buchhaltung der Donau-Dampfschifffahrt-Gesellschaft,Herr Franz Forstner,trat vorgestern nachs6 jähriger Thätigkeit in den wohlverdien­ten­ Ruhe­­stand.Aus diesem Anlasse veranstalteten seine Kollegen am Bord des gegenwärtig hier vor Anker liegen­den­ Dampfers»Szechenyi«ein Abschiedsfest,bei welchem Herr Verkehrsdirektor v.Medgyaßay in gelungen­er Rede die Verdienste des wackern­ Veavnten­ feierte, worau­f herr Mayer demselben als Zeichen der An­erkennung Nam­ens sämm­tlicher in Budapest angestellter Veavnten der Gesellschaft einen Diaman­tring un­d ein hübsches Gedenkblatt überreichte.Ein Bankett hielt die Gesellschaft noch lange in gemüthlichster Stimmung bei­­samm­en. (Dr.Adolf Wittelshöfer,)der bekannte Direktor des mit Recht des besten Rufes sich erfreuenden Mädchen-Pensionats, ist vor gestern Abend seinem­ Schlaganfalleerlegen.Der Genannte, welcher im,,In­dustriehof'«auf dem Waitzner-Bou­levard einen Be­­­such abzustatten hatte,fühlte sich,im Hofe angelangt,plötzlich un­s wohl und stürzte bewußtlos zu BodesL Mandachte,daß das Un­­wohlsein ein vorübergehendes sein werde und wan­dte alle möglichen Mittel an,doch verschlimmerte sich der Zustand derart,daß m­an es für nöthig hielt,Wittelshöfer nach seiner in der Göttergasse Nr.7 gelegenen­ Wohnung zu bringen,wo er bald darauf seinen Geist aufgab.Wittelshöfer kam im Jahre 1865 aus Prag nach Pest, unterrichtete in mehreren Töchterschulen,ertheilte in­ vielen ange­­sehenen Häusern Privatunterricht u­nd erfreute sich überall als Leh­­rer sowohl,wie auch als Mensch des besten Rufes;namentlich ist es inihm­licherm­­ahnenswerth,daß er eine ganze Reihe von Mädchen in seiner Anstalt gratis unterrichten ließ.Im Jahre 1868 gründete seine Frau(geborene Egger­)eine Töchterschu­le,welche er bis zu­ seinem Tode m­it seltener Hingebung leitete.Der Verstorbene hatte dasäL Jahr zurückgelegt und hinterläßt eine trauernde Witwe, welche übrigens das Pensionatsort führen­ wird. (Vom Altofner,,Kirchtag«,)der gestern,am Peter­­und Paultage gefeiert wurde,ist nicht viel zu erzählen;er hat längst aufgehört,der weithinragende Markstein in der Jahres- Chronik des einstigen Marktfleckens zu sein und ist nun nicht mehr, als ein Kirchweihfest wie in jedem­ andern der hauptstädtischen Be­­zirke Vorfahren,da war’s freilich anders.Der,,Kiritag«— um ihn drehte sich das ganze Fühlen und Denken des Autochthonen; dieser Name umfaßte für ihn Alles,i­ was schön sind gut und prächtig ist,und Wochen vorher gab es keinen andern Gesprächsstoff,als den­­glorreichen Tag und Wochen nachher wurden die Remini­szenzen an »Peter und Paul«wieder und wiedererzählt.Wer zu zweifeln­ gewagt hätte,Altofen sei an diesem Tage der Mittelpunkt der Welt und die Zahl der Besucher habe die halbe Million fast überschritten, der that besser zu Hause zu bleiben und n­­cht den in sein­er Auf­­regung unberechenbaren Lokal-Patriotismus herauszufordern.Die Zeiten haben sich gründlich geändert;freilich werden noch,,Herzen«« mit herzbrechenden Reimen in enormer Menge gekauft und mit un­­nachahmlicher Grazie überreicht,freilich ist die Mitleidenschaft der gegenwärtigen heranwachsenden Generation dieselbe wie vor Dezem­nien,freilich hat­ um es mit Einem­ Worteinsagen­—Alles den äußern Anschein bewahrt,——aber der tieferblickende Kenner der Naturgeschichte des Altofners muß sich mit Kummer­ ge­­stehen,daß n­ur die Aeußerlichkeiten geblieben­ sind,das innere Wesen­ des,,Kiritages«aber längst verschw­unden ist.Seitdem die Schienenstränge einer Pferdebahn­ die Straßen Altofens durchziehen,seitdem funkelndes Gaslicht ohne Rücksicht auf den Kalender-Mondschein indiskret durch die Nacht leuchtet,seitdem die,,Stammeseigenthümlichkeit«eines europäischs be­­rühmten,,Trottoirs««prosaisch-gradliniger Pflasterung gewichen ist —seitdem­ ist die Gemüthlichkeit verschwunden und nur in der Tradition,in der Erinnerung alter gebeugter Greife lebt der,,Kir-i- tag«wie er war.Wohl beweisen Nachts die schwankenden Gestal­­ten,die in ihrem­ dunkeln Orange des rechten Weges sich wohl be­­wußt sind,daß an den rebengekrönten Bergabhängen Osensi noch immer ein,,Guter­«wächst und daß die religiösen Gemüther den Schutzheiligen ihre Trankopfer dargebracht haben;aber—wir­­sprechen es mit tiefem Beileid,jedoch auf Grund unerschütterlicher·Z Ueberzeugung aus—der Altofaer»Kiritag«—fui­! (Ein schrecklicher Vorfall)ereignete sie fern auf dem hungarischen Staatsbahnhof Bekanntlich A je diesem Bahnhofe in letzter Zeit zahlreiche nächtliche Diebstahle auss’ geführt,ohne daß man den Thätern auf die Spu­r kommen konnte":’· Um nun die unbekannten Diebe endlich doch zu­ ertappen,hatte der Bahnkomm­issär Johann Elger in der Nacht vom Mittwoch aus," Donnerstag an verschiedenen Stellen in dem Bahn­hofe 6—8-Bahnd"( bedienstete als Beobachtungsposten aufgestellt,welche auf ein gege­­benes Zeichen von ihren»»Posten nach dem Orte hineilen sollten,wo das Signal gegeben wurde.Unter diesem Beobachtungs-personale befand sich auch der 7S Jahre alte Obers Ausseher der Bahns Arbeiter Antonyautzdorfer,­welche hinter einem Stoß Fußtauben­­postert war.Die Nacht verlief bis gegen­ ih­hr ganz ruhig.Plötzlich wurde von dem Posten Hausdorfer’s her ein Hilfeschrei vernommen­­ »und Alle eilten»aus ih­ren Verstecken dahin-Dort bot sich ihnen ein entsetzlicher Anblick.Hausdorfer lag mit espalten eins—« Kopfe in seinem Blute auf der Erde und der ans Nachts wachter Josef Märton stand wie ein triumphirenderladiativ mit hochgeschwungener Hellebarde da,um zu einem neuen Hieb» auszuholen Dieser unglücksliche Nachtwächter hatte von­ den«z7k­. Beobachtung ausgestellten Posten sein­e Kenn­tniß,und­ als er bei seinem­ Rundgang Hausdorfer in seinem Versteck bemerkte,glaubte­­er einen­ Dieb vor sich zu haben­ u und versetzte mit seiner schweren Hellebarde dem vermeintlichen Dieb den verhängnißvollen Streich. Hausdorfer, welcher Vater von fünf Kindern ist, wurde in das Spital gebracht, wo er gleich darauf starb, ohne früher sein Bewußt­­sein zurückerlangt zu haben. Der über seine Heldenthat ent­ete Nacht­­wächter wurde dem Staatsanwalt zugeführt. Selbstmord. Die 40jährige Frau Karoline Rappon ging gestern um 9 Uhr Abends in Begleitung des Maschinisten Vinzenz Drerler über die Kettenbrüde. An der Mitte der Brüde blieb die Frau stehen, beugte sic über das Geländer und stürzte sich in die Wellen, wo sie spurlos verschwand. Unfall. Der aus Böhmen gebürtige, 52 Jahre alte Gärtner Josef Krod fiel gestern im Stadtwäldchen so unglücklich von einem Baume, daß er gänzlich zerschlagen ins Spital gebracht werden mußte. (Die L­eiche)eines ungefähr 40jährigen Mannes wurde gestern Abends in der Nä­he des Tagerspitals aus der Donau ge­­­togen und behuss Obduktion in das Rochusspital gebracht. (Der Banknotenfälschers Prozeß gegen­« Karl Sauer und Konsorten) beginnt heute vor dem Budapester Strafgerichte und dürfte wahrscheinlich bis morgen Abend dauern. Der Anklagebeschluß in dieser ák­lesza­ ist folgender: Die in Haft befindlichen Karl Sauer, Karl Hajba, Stefan Bognár, Ver. Halmy, Johann Csizmadia, Emerich Bubor­ und Zosef Apa­­tinpíy werden wegen Anfertigung falscher Zehn-Gulden-Noten, — Mer. Bognár, Gram­ Gmer, Bubori, Paul Beretvás und der auf freiem Fuße­­ befindliche Josef Neumayer wegen Mitschuld an der Fe­hl falscher Banknoten, — ferner die in Haft befindlichen Georg Balintás jun., Stefan Lulács, Gabr. Kiss, der auf freiem Fuße befindliche Gabr. Lukács sowie Georg PBalinfas­sen, wegen ber wußter Verbreitung falscher Banknoten,­­ schließlich überdies Karl Sauer und Aler. Halmy wegen Versuchs der Anfertigung falscher Ein-Gulden-Noten in den Anklagestand verlegt. Die Um Sana führt betreffs der ersteren Anklagen sechszehn Mo­­tivenpunkte an. Der Fall selbst ist unfern Lesern aus früheren Berichten bekannt.­egen Karl Sauer wurde er­wiesen, daß er die Platte zu den Falsifikaten angefertigt habe, auch leugnet er nicht, daß er bei der Anfertigung an­wetend war. Johann Catz­­madta gesteht ein, daß die Banknoten mit seinem Willen und unter seiner Mitwirkung im Preßhause des Zamolyi’schen Weingartens an­­fertigt wurden. Ab­r. Halmy hat erwiesenermaßen die Blatte ver­­schafft und bei der Noten-Anfertigung Hilfe geleistet. Karl Halba gesteht, die Breite und das P­apier geliefert zu haben. Ebenso ist es theils durch eigenes Geständniß,­­ durch Aussage der Uebuigen erwiesen, hab Stefan Bognár, Emerig Bubory, 3. Apatinkky, Adler. Bognár t­atsächlich an der Fabrikation der Yalfififate theilge­nommen haben, während die Andern für die Verbreitung be­wird di­e Kronflikt eines Staatsanwaltes mit der Sicherheitsmwade. Die Agramer Zeitung meldet unter ihren Lokalnotizen folgenden Vorfall,­ der in Agram große Sensation erregte sitt-named der zur Folge hatte,daß-wei Wadimji : ’ Staatsanwalt Milano.Suskovics ist mit ein­igen,» seiner Freunde Pächter eines Theiles des Agramer Jagdreviers Sonntag am»25.d.begab sich der Genan­nte mit drei erren«auf« die Jagd, bei der sie den ganzen Nachmittag bis spät Abends ver­­mweilten. Nachdem die Gesellschaft schon ziemlich müde gemorden wurde sie vom Blasregen überrascht und führte um 10 Uhr Nachts unmittelbar von der Jagd mit ihren Gewehren und ihrer Jagd Ausrüstung bei einem der Theilnehmer ein, wo sich eben aus ns laß einer Familienfeier auch andere Gäste befanden. Genöthigt, sich nach ungewöhnlichen Strapazen zu stärken, sprach der Betreffende mehr als dienlich, dem Weine seines­aftgebers zu, was ihn um fa­rasche übermannte, als er bisher an die mäßigste Lebensweise gewöhnt, solche Sastereien auszumeichen pflegte. Ziemlich spät trennte sich die Gesell­­schaft und der Herr Staatsanwalt nahm seine Jagdwaffen mit nach Hause. Da demselben sein Jagdhund abhanden gekommen war, begann er ihn mit seiner Jagdpfeife herbeizurufen, was zu dem bedauernswer­­t­en Mißverständnisse führte, daß der städtische Sicherheitsmachm. 3­9. in der Meinung, daß ihm einer seiner Genossen ein Zeichen gebe, auf den Herrn Staatsanwalt, den er weder dem Namen na noch dessen amtlichen Charakter nannte, zueilte. Aus diesem­­ verständnisse entstand ein lebhafter Wortwechsel, welcher da endigte, daß der städtische Sicherheitswachmann dem ihm unbelang­­ten Gegner das Gewehr abnahm und dasselbe auf die Wachtstube tung. Der Herr Staatsanwalt, welcher dur­cas Unmetter noch mehr gereist ward und doch den weichlich geworfenen Bein das Bemußtsein heifen, was er thue, eingebüßt hatte, lief dem Sicher­­heitsmahmanne nach und verlangte, an der Tadstube angeform sein Gewehr Krist zurück. Ylaryohm seinem Verlangen nicht fahrt wurde, entstach ein heftiger Streit, melder zu Thätlichte · --·’ - = »»­­

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