Pester Lloyd, September 1876 (Jahrgang 23, nr. 213-241)

1876-09-16 / nr. 227

[4 Budapest, 15. September. * Den Wiener Blättern darf man ohne weiters das Zugeständ­ig machen, daß sie im Erfinden von Vorwänden gegen Die Lösung der wirthschaftlichen Fragen geradezu un­erschöpflich sind. Nachdem sie — wie sie ohne Zweifel über­zeugt sind — das Meritorische der Vereinbarung voll­ständig in den Grund gebohrt haben, daß es nimmer flott gemacht werden kan, paden sie regt die Sache von der formellen Seite an und betheuern könne von einer des Ausgleichs nicht mehr die Mode sein, weil die jede Regierung die Angelegenheit um jeden Preis verschlep­­pen wolle. Das eine Blatt zieht aus dieser Aufstellung den Schluß, wie wunderbar zutreffend es schon vor Monaten geurtheilt habe, als es den untrennbaren Zusammenhang zwischen den 1867er erledigt menhängen! eben nur auf variablen it, nit ein? muß und den — in mothwendig allen stabilen ein Z Tonarten, es Behandlung Punkten und wenn leuch­­wenn der wirthschaft­­lie Ausgleich nicht bis Ende des laufenden Jahr­provisorium bis Ende de­s Jahres 1877, also bis Ablauf der zehnjäh­­rigen Ausgleichs-periode, eintreten, tritt aber ein solches Provisorium ein, dann ist ganz untrüglich der Beweis her­­gestellt, daß alle Theile des Ausgleichs von 1867 Kanonik und die Quote, bezieht, während Die ungari­­zusam­­Daß die zehnjährige Ausgleichs-Periode fid die variablen Burkte, das Zoll- und Han­dels­­stabilen Bariten eben stabil, das it von seiner Zeitdauer be­grenzt und der Erneuerung nicht bedürftig sind, darauf achtet jenes Blatt nicht im Geringsten ; aus einer rein will: fitefichen Behauptung leitet es den innern Zusammenhang Bestandtheilen des ab. Wenn nun das eine Blatt, die „Neue freie Breite", sich der Formel von der Ber ichleppung der Ausgleichs-Verhandlungen mit Schadenfreude und Selbstzufriedenheit bemächtigt, schlägt ein anderes Blatt, die , Brefje". Höchst pathetische Saiten an, redet Ungarn schredlich ins Gewissen und droht ihm mit Ber­­geh­ung dieg- und jenseits der Leitha, wenn die ungarische Regierung sich nicht beeilen werde, den Ausgleich perfekt zu machen. Fragt man jemand, und die Frage drängt sich ohne Zweifel sofort auf, ob es denn au wahr sei, daß die ungarische Regierung die Austragung der wirthschaftlichen Tragen verzögern wolle, so können wir ihm die Beruhi­­gung gewähren, dag die ganze Mähr von der Beschleppung und dem B Provisorium Dillig aus der Luft gegriffen ist Zu welchem Zwede man die Fabel ersonnen hat, das missen wir nicht und barunad mögen wir auch nicht forschen ; wir könnten da auf Motive stoßen, die besser unerörtert blei­­ben. Aber Thatsache ist, daß die ungarische Regierung nichts gethan hat, was eine Verzögerung der Lage zuf Folge haben könnte, und nichts unterlassen hat, was zur Be­schleunigung des P­rozesses erforderlich war, und Thatsache it ferner, daß die Vereinbarungen bezüglich des wirth­­schaftlichen Ausgleichs bei den Parlamenten sofort oder doch bald nach deren Zusammentreten vorgelegt werden sollen. Damit wäre eigentlich jeder weitere Streit und alle Argu­­mentation für oder wider die „V­erschleppung” gegenstandslos geworden ; allein wir benügen gern die Gelegenheit, um ü­ber den Stand der Ausgleichsfrage dasjenige mitzutheilen, was uns aus verläßlicher Quelle bekannt geworden. Nach den prinzi­­piellen Feststellungen über das Zoll- und Handelsbündnis, die Steuer­estitution und die Bankfrage blieben die Ein­­zelheiten aller dieser vagen weiteren V­erhandlungen zwi­­schen den beiden Negierungen vorbehalten. Wenn wir gut unterrichtet sind, wurden diese Verhandlungen im Juni in­­ Angriff genommen und manch wesentlichere Differenzen be­­züglich der Details sind denn au theils auf schriftlichem Wege, theils im persönlichen Verkehr zwischen den betreffen­­den Ministern erledigt worden, andere aber mehr oder we­­iter untergeordnete Abweichungen namentlich betreffs des Zolltarifs blieben unausgeglichen und wurden zum Gegenstande weiterer schriftlicher Verhandlungen gemacht. Inzwischen kam die schöne Zeit der Sommerferien, welche die erholungsbedürftigen Minister Oesterreichs in Die Bäder führte, von wo sie erst in den leiteren Tagen wieder heim­­kührten. Dadurch erlitten die Verhandlungen eine Unter­brechung und so sind dem einige Differenzen bezüglich des Zolltarifs noch heute in der Schwebe. Allein abgesehen davon, daß bis zum Zusam­mentritt der Parlamente noch reichlich Zeit gegeben ist, um Die An­­gelegenheit auszutragen, so mwaltet der Umstand ab, daß die beiden Regierungen überhaupt nicht in der age sein kün­­nen, ihren Parlamenten einen vollständigen, in allen Ein­­zelheiten ausgeführten Tarif vorzulegen, selbst wenn nicht die allergeringste Differenz zwischen den beiderseitigen Auf­fassungen bestünde. Denn die definitive Feststellung des Zolltarifs wird durch die Handelsverträge mit den aus­­wärtigen Staaten bestimmt, D­iese Verträge aber konnten bisher nicht abgeschlossen werden. Im erster Reihe haben wir es mit den Handelsbeziehungen zum Deutschen Reich zu th; der Handelsvertrag mit Deutschland läuft aber erst im Jahre 1878 ab und, wie­ es scheint, hat die deutsche Reichs-Regierung nicht die Neigung, die Vertragsfrist ab­­zufügen. Sei es, daß sie vorauslegt, die Erweiterung des Handelsvertrages werde nur auf Grund eines weniger gün­­stigen Tarifs, als der gegenwärtige­n­, stattfinden künnen, sei es, daß sie überhaupt nicht die Nothwendigkeit empfindet, vorzeitig auf Verhandlungen einzugehen, Thatsache it, daß die deutsche Regierung sich nicht beeilt hat, den Abschluß des neuen Vertrags herbeizuführen. Ebensowenig konnte man bisher mit den übrigen auswärtigen Staaten paktiven und es liegt auf der Hand, daß, so lange diese Verträge nicht abgeschlossen sind, den Parlamenten vollständige Ta­­rife nicht vorgelegt werden können. Das kann indessen nicht verhindern, daß den beiden P­arlamenten das Zoll­ und Handelsbü­ndung zwischen Oesterreich und Ungarn zur Verhandlung unterbreitet werde und daß die Parlamente troß des mangelnden Details im Tarife in der Lage seie­n, sich über die Prinzipien und die Zweckmäßigkeit des E­ndrifses ein Hares Urtheil zu bilden. ©­itt­eg um die, weder von sterreichischer, noch von ungarischer Seite verschuldete Verzögerung des Zoll- und Handelsbündnisses bes­chaffen, aus welcher allein die „N. fr. Br." die unvermeidliche Nothwendigkeit des Proviso­­riums demonstrirt. Anders steht es um die Bankfrage. Hier hat allerdings eine Verschleppung stattgefunden, aber nicht von Seite dr ungarischen Regierung. Von Mai wurden bekanntlich Die Prinzipien der neuen Organi­­sation vereinbart, in den folgenden Monaten wurden auch die Details ausgearbeitet und genehmigt und es blieb nur noch die Hebereinkunft mit der Oesterreichischen National­­bank zu bewerkstelligen. Da trat aber die österreichische Ne­­gierung ganz unerwartet mit dem Bormando auf, man künne zur Austragung der Angelegenheit mit der Oesterreichischen Nationalbank­ nicht schreiten, ehe Die Frage der Achtzig-Millionen-Schuld, von welcher in den Frühjahrs-Konferenzen seine Rede war, gelöst­et. In dieser Frage aber waltet zur Zeit eine absolut gegen jägliche Auffassung zwischen den beiden Regierungen vor und so tat man in der Bank-Frage über die Prinzipien und Details der Organisation nicht Hinaus. Wir wollen hier nicht untersuchen, ob es nicht der Natur der Sache besser entsprochen hätte, die Frage der Achtzig Millionen-Schuld von der Frage der Bank-Organisation zu trennen, und ob es gerathen sein künne, ein ohnehin s­chwieriges Problem mit einem noch kritischern zu verguiden; wir fonstativen nur die Thatsache, daß die praktische Lösung der Bank- Frage durch das Aufwerfen einer neuen Forderung von­­ Seite der sterreichischen Negierung vereitelt worden ist. Ob es beffem­migend hiel nicht möglich felt ird, die prin­zipielle Vereinbarung bezüglich der Bank-Organisation den P­arlamenten vorzulegen, das ist eine andere Frage, auf welche wir vorderhand nicht eingehen mögen. Das ist, wenn unsere Duelle nicht trügt, der au­gen­­blickliche Stand der Ausgleichs-Fragen und daraus ist wohl ersichtlich, wie wenig motiviert der Vorwurf it, daß die ungarische Regierung die endgültige Lösung verzögern wolle, nur der That vermöchten wir seinerlei Interesse zu ent­­decken, welches der ungarischen Regierung eine Verzögerung der Fragen entpfehlen konnte ; uns drängen alle Verhält­­nisse zur Entscheidung und wir finden nicht den geringsten Gefallen daran, noch länger als nöthig Fragen offen zu lassen, aus denen — wie die Haltung der Wiener Blätter deutlich genug zeigt — nur ernste Trübungen der innern Lage unserer Monarchie hervorgehen könnten. Baltes­tet diese Logit des rechtzeitigen Legislatorischen demonstrirte,­ denn zwischen den naturgemäß staatsrechtlichen Vaktes verschiedenen — so des : ER. Die bisherigen Ergebnisse des serbisch­­türkischen Stellzuges. (Bon unserenm Spezial - Korrespondenten.) —n—. Der Kampf Serbiens gegen die Tirfei dauert heute elf Wochen, und was wurde in dieser Zeit gethan ? Ein Blick auf die Karte zeigt uns, daß im Ganzen ein Zerraim-Abschnitt vom Kriege bevigrt wurde, welcher so flein ist, daß ihn andere, modern organisirte Armeen in sechs, h­öchstens acht Tagen Durchmessen hätten. Wir missen aber die Dinge nehmen wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. Bei der Beurtheilung der Leistungen ser­bischer und türkischer Truppen werden wir also selbstver­­ständlich einen andern Maßstab anzulegen haben, als bei europäischen­­ Heeren. Wir werden z. B. nicht den Ver­­gleich machen dürfen, daß in demselben Zeitraume von elf Wochen im Ddeutsche französischen Kriege Oravelotte und Sedan geschlagen worden, die Belagerung von Paris in vollen Zug gekommen war, die­­­eutschen Heersäulen bis an die Loire vorgedrungen waren und der einzelne Soldat in Fußmärschen einen Raum hinterlegt hatte, der wohl sechsmal so groß war, als das ganze Fürstenthum Ser­­bien. Das wäre ein Vergleich mit heterogenen Tat­­taren. Wir müssen, wie gesagt, nach einem viel beschei­­denern Maßstabe suchen, aber selb­st mit einem solchen sünnen wir nur zu dem Wxtheile gelangen, daß das Er­­gebniß der bisherigen Kämpfe auf dem serbischen Kriegs­­schauplage platterdings an das­­ Lächerliche streift. Was hat man denn eigentlich beiderseits gethan ? As am 2. Juli der Krieg erklärt und der erste Kanonenschuß bei Supovag­­ abgefeuert wurde, stand Die Tü­rfei vollkommen ungerüstet, ja­man­ darf fäglich jagen wehrlos da. Im sogenannten „verschanzten” (?!) Lager von Nissch befanden sich unter Mushir Ahmed Ejubs Kommando etwa 30.000 Mann, die wo durch Detachi­­rungen nach Al-Balanfa und Uirkib geschwächt waren; am unteren ZTimpf stand Ferif Osman Bajba mit 20.000 Mann und endlich in Sophia, also fünf Zuge­­märsche von der serbiigen Südgrenze entfernt, sammelte ich eine „Neferre-Armee”, die aber am genannten Zuge höchstens 10.000 Mann zählte. Dem gegenüber hatten die Serben bereits ihre ge­­sammten verfü­gbaren Streitkräfte um Alerinag und Zattfehar versammelt; bei erstem­ Punkte befehligte General Tihernazjeff einschließlich der Bejagungen von Deligrad und Merinag 60.000 Mann, bei legterm Oberst Lejhjanin eine Division von 12.000 Mann. Wäh­­rend also diesem nur die Grenzvert­eidigung zufiel, schien Zichernajeff umso mehr zur Offensive befähigt, als sich in der Ordre de bataille seiner Truppen auch der größte Theil der — im Ganzen nur 4000 Mann zählenden — regulären Bataillone befand. Die an der Morava und Drina stehenden Divisionen unter Zah und Alimpics haben wir hier ebenso wenig wie die ihnen gegenüberstehenden türkischen Streit­kräfte in Reh­nung gebracht, denn sie operieren auf Kriegs­ Schauplanen, die bis zur Stunde eine untergeordnete Bedeu­­tung behalten haben. Die Türken, die also ihre Nützungen erst nachzuholen hatten, waren von Haus aus auf die Defensive verwiesen. Das wußte General Tscherngjeff, denn er war über die Vorgänge und Zustände auf gegnerlscher Seite genau unters richtet. In Folge dessen machte er 40.000 Mann für das Feld verfügbar, und unternahm mit selben­den, unseren Lesern wohl noch erinnerlichen Offensivstoß über die Babina- Slava gegen das mittlere Nifd­avas-Thal. Damit hätten offenbar drei Ziele zugleich­ erreicht werden sollen: die Umgehung der befestigten Stellung von Nijd, die Bedro­­hung der Rückzugslinie der daselbst befindlichen türkischen Streitkräfte und die­­ Vereinigung mit den bulgarischen Sufurgenten. General Tschernajeff konnte aber trot der Passivität der Türken seinem einzigen dieser Ziele nahe­­kommen, nicht weil ihm etwa die Führertalente mangelten, denn obwohl wir von selben seine zu hohen Begriffe haben, so ist er timkischen Generalen doc immer noch sehr ebenbürtig, Sonden weil er seine­­ Armee hatte Es hatte si mümlich in den Scharmügeln und kleineren Gefechten während der Borz vitdung die absolute Unmöglichkeit dokumentirt, selbst mit überlegenen serbischen Streitkräften den abgehärteten, kampf­­gestählten, wohldisziplinirten türkischen Truppen gegenüber das offene Feld zu behaupten. Mit dieser Schaar von Me­­ruten, die man Anfangs Juli Höchstens euphemistisch eine „Armee" nennen durfte, konnte Tschernijeff es nicht wagen, den von den Belgrader Hitköpfen geplanten Blanfenmarsch nach Sofia auszuführen. Damit war aber auch das Schicfal Serbiens militärisch ent­schieden. Denn wenn das Gros der serbischen Wehr­­macht im günstigsten Augenblick, in jenem nämlich­, in welchem die Türken unfertig und ungerüstet dastanden, unvermögend zur Offensive waren, so konnten sie später umso weniger dazu befähigt werden, als die M­acht der Türken mit jedem Tage wuchs, jene der Serben aber im Laufe des Kampfes stetig abnah­m, da sie auf seine, oder doch Höchst unbedeutende Ergänzungen zu rechnen hatten. Als am 29. Juli die großherrliche Armee im Nijcher Lager so starr war, um 60.000 Mann Feldtruppen für die Operationen disponibel zu erhalten, schritt Achmed Ejub zur Offensive. Es folgten Gramada, Dervent, Kıyjazevap. Der Beginn der Operation war ein schöner, vielverspre­­chender, die­dee, welche­r derselben zu Grunde lag, eine vorzügliche und zeugt für die hohe militärische Befähigung ihres Erdenfers, des Generalstabs-Cheffs Fearit Nedjib PBascha. Allem Anscheine nach konnte der Zug nach Kia­zevag (Durguffovag) nur folgende Motive haben : Umge­­hung der seit Jahren befestigten und modern armisten stärksten Stellungen der Serben bei Alexinag und DVeligrad, hinter denen allein die imdisziplinieren weichen Milizen gute Dienste leisten konnten; Foreirung der Eigen von Zopla, die um so leichter gelingen mußte, je lebhafter und energischer der geschlagene und deroutite Servato­­vics verfolgt und an der Sammlung gehindert wird ; weitere Bem­üdung bis Banja, wo eine Division von 12.000 Mann genügt hätte. Hinter gut angelegten Schanzen und Erdwerfen jeden aus den Morava-Thale geführten Offensivstoß der Serben zuvi­dzumweifen ; der Rest der Armee, der nach mehrfagen Abdetachir­ingen zur Ziunfen­­sicherung und nach den Berkuften in den Gefechten immer noch auf 40.000 Mann veranschlagt werden durfte, sieht über die Lufaviga-PBlanina die ausgezeichnete, von Zaitsehar nach Paracsin führende Chauffee zu erreichen, etwa über Bogdinag, NRuifte, Dobropolje, Boljevag ; hier VBereinigung mit dem tmgischen über Zaitfehar vorgerück­ OS man Barda. Wenn dieser vielleicht auch zur dlanfendedung etiva gegen Negotin eine Brigade zu entfeinden geziwhungen gewesen wäre, hätte er noch immer 30.000 Mann gezählt, die in das offene, bequeme, 10 Kilometer breite Thal der Morava bei Davidovag und Paracsin dekonchirende ziv fische Armee wäre aber damit auf 70.000 Mann regulärer Truppen und auf 10.000 Zieherketfen und andere Bafchi- Boruts gebracht und daher vollkommen befähigt worden, die O­ffensiv-Operationen über Csupina und Kagodina gegen Kragujevac, den militärisch wichtigsten P­un­t Serbiens, zu eröffnen ; doch diese neue Operationslinie hätte die Armee endlich auch die Baffrung auf Widdin ge­­wonnen. Diese Festung und der an die Donau grenzende Theil Bulgariens ist viel versahk­enreicher und vermag einer Armee unvergleichlich mehr zu bieten, als die Umgebung von Nish. Schon die Nähe der Donau, welche den raschen Absehyub der Verwundeten, den Transport von Lebensmitteln und Truppen-Ergänzungen so sehr befördert, machte es wahrscheinlich , daß das ottomanische Armee-Kommando, nachdem es die Timor-Linie­ sich gesichert und der in die­­selbe mündenden Defileen fich bemächtigt , die nirgends fortifizirte Chausfee Zaitfehar-P­aracsin zur Hauptoperations­­fülle sich erwählen werde. Das waren, wie gesagt, Scheinbar die Motive der Operationen gegen Kitjajewag und jeder vernünftige Militär mußte sie billigen. Aber das Unerwartete geschah! Man weiß, Daß Osman Barda von der Stunde, in der Zaitjehar in seine Hände gefallen, bis heute unthätig liegen blieb und nicht einen Pferdeschweif über die nächste Umgebung der Stadt hinauswedeln ließ; man weiß, daß die Hauptarmee unter dem Marschall, nachdem sie geschlagene 14 Tage, ohne dem erschrockenen und in die Flucht gejagten Feinde und­ nur eine Tscherkessen-Patrouille Anstands halber nachzusen­­den, müßig auf ihren mit großen rorhen Leibbinden ge=­chästen Bäuchen vor Knjafevag gelegen, die mit so großen Opfern errungenen werthvollen Positionen gänzlich verlas­­sen und den an Beschwerlichkeiten überreichen Mearsch durch das unwegsame Gebirge gegen Aler­nab unternommen hat. Nichts konnte den Serben erwü­nschter kommen, als dieser Angriff der Türken und wenn wir die aus der Kriegs­­geschichte uns bekannten größten Dummheiten unter­schiedlicher Generale uns in Gedächtniß rufen, so finden wir feine, die wü­rdig dieser Ungeheuerlichkeit des fleinen, dien, runden Achmed Ejub an die Seite zu feßen műre. Er gibt in bodenlosem Leichtsinne und mit dem mili­­tärischen Unverstande eines Fuhrwesen-Korporals plöglich die brillanten, mit so ungeheurer Anstrengung und mit Strömen tirksischen Blutes ersauften Positionen auf den Höhen der Trejibaba auf; er unternimmt einen drontal Angriff gegen Alerinab, und zwar gegen die stärkste Seite der Befestigungen mit nachgerade zwerghaften Mitteln ; er erkennt endlich, nachdem er 2000 Todte und Vermundete seiner Beschränktheit geopfert, die Unmöglichkeit, auf dem­ rechten Meorava-Ufer zu veuffiren, und geht auf das [inte Ufer hinüber, oder wird vielmehr dahin geschickt von dem gutmüthigen alten Serdar-Efrem Abdul Kerim, der zwar sonst fünf eine gerade Zahl sein läßt, den aber der ab­­sonderliche Lauf der Dinge doch endlich aus der Folle seines grü­men Zeltes im Nifcher Lager aufgescheucht hat. Bei dem Uferwechsel muß sich einen Tag lang noch eine ganze türkische Division mit­­ diesem Obersten Horvatovics herumbalgen, der durch einen festen Dagewese­­nen Glücksfall den Türken in Zlanje und Rüden geführt wird. Wenn Achmed Ejub beim Abzuge von Kıyjafevag eine einzige, etwa von Osman Bajda herbeigezogene Brigade in den Positionen zurücläßt — nie und nimmer hätte der zu so leicht erworbenen Zerbern gelangte Horvatovics c3 wagen fünnen, jene Diversion zu unternehmen. Dieselbe hat zwar keinerlei praktische Resultate gehabt und den Serben nur Blut gekostet, immerhin aber die Zahl der serbischen Scheinsiege vermehrt und dazu beigetragen, um in entsprechendem Aufzuge der Maffe Serbien einige Stunden angenehmer Z Täuschungen zu bereiten. Es folgt nun, vereinigt mit dem Korps des Mar­schalls Ali Said der Angriff vom linken Morava-Ufer wo sie si aber wieder läßt man sie daß ich die Türken aus; am 1. September werden die Serben, nur zeigen, gründlich geflopft, — gewohnterweise — laufen, ohne bemühen, ihnen die Fersen abzutreten. Mean erkennt Die Unmöglichkeit, mit den verfügbaren Mitteln selbst vom lin­­ken Morava-Ufer aus Alleria zu bezwingen und marschirt endlich unbehelligt flußabwärts, nachdem man vor Aler­ung ein Beobachtungskorps zurückgelassen. Fallen wir diese Ereignisse zusammen, so haben wir vier gesonderte Operationen vor uns; feine derselben wird zu Ende geführt, Feine ist die Folge der vorhergehenden, die nachfolgende­n­ nie nothwendig ge­­worden durch die vorausgegangene. Die vier verschiedenen Unternehmungen sind : der Zug von Nish nach Knjafevas ; der Angriff der Werke von Merinag in der Ost-Front; jener in der West-Front,, d. i. vom linken Ufer aus ; ende sich die gegenwärtige Rhase, der Marie der Türken ab­­wärts der Morava, wahrscheinlich zum Angriffe gegen Deligrad. Es fehlt jeder innere Zusammenhang zwischen diesen Operationen, es sei denn, man wolle den aus dem halben Mißlingen einer jeden derselben hervorgegangenen Zwang, zu neuen Unternehmungen zu schreiten, als solchen gelten lassen. Aber jede Operation hätte ganz einfach von der Basis aus unternommen werden können. Wollte man z. B. Meriing — wie es leider wirklich geschehen — in der Ostfront angreifen, dann war es ja eine Thorheit, die Hauptarmee auf die Höhen der Trefibaba zu führen. Mas hatte sie dort zu suhen? Der Mann dahin und die auf selbem gebrachten Opfer hatten nur einen Sinn, wenn man den vorhin flitzirten Plan, bei Baracsin das Morava- Thal zu erreichen und sich auf T­iddin zu Dajiven, ver­­wirklichen wollte. Da man dies aber nicht that, so müssen wir weiter fragen, wozu hatte man die armen braven Truppen die Beschwerden und Gefahren des abenteuerlichen Zuges durch das un­wegsame Gebirge über Salinei und Mijavci bestehen lassen? Das hätte der ottomanische Herr Armee-Kommandant bedeutend wohlfeiler haben können. Den durch die nachfolgende Operation ganz unnüß gewor­­denen Angriffsmarsch über den Bak von Gramada nach Derwent und Knjafevag Hätte er ganz ersparen können, und der direkte Bormarsch­ von Nish über Topolniga und Drafevag hätte ihn abh einigen Gefechten bequemer in den Ber­g der Höhen rechts des Stara-Baches gebracht, von wo aus er den Angriff auf die Werte von Alerinab eingeleitet hatte. Da sich in der Folge dieser Angriff als ein Fehler darstellte, den das türkische Armeekommando nie hätte begehen d­ürfen, wenn es über die Art der Fortifi­­kation und Armirung von Alerinag unterrichtet gewesen wäre, so hätte die türkische Armee täglich gleich von Haus aus mit der dritten Phase der Operationen, d. i. mit der Bem­üdung längs des linken Diovavassifers beginnen sollen. Aber auch in diesem Falle durfte sie sich nicht lange bei den Werfen von Alexa­ aufhalten, sondern sie mußte das thun, was fin jegt that: Mlerinab blos beobachten Laffen und mit dem Gros der Armee weiter marschiven. Faffen wir mit die bisherigen Ereignisse auf dem serbischen Kriegsihanplage zusammen, so gelangen wir zu folgenden Ergebnissen : Serbien beging einen Frevel an sichh selber, als es den Krieg begonnen. In demselben Augenblick, in welchem die von den Serben in die Schran­­ken gerufenen Türken der ersten Mann in Marsch fegten, sahen sich die Serben in die Defensive gedrängt. Unfähig ,um Angriffe, beschränken sie sich, seit der eigentliche Kampf begonnen, ausschlieglich auf die Vertheidigung des heimi­­schen Bodens. Ein gut Stil desselben ist vandalisch ver­­wü­stet, Städte und Dörfer sind in Asche gelegt, die Ernte ist vernichtet, die Einwohner sind zu Bettlern gemorden... Haben bag die Serben nöthig gehabt ? Nur der Unverstand , hat heute noch von der Erneuerung serbischer Offensive­­­tafeln. Die Serben, Halb zugrunde gerichtet, Fünnen und werden nichts mehr im offenen Felde Feisten , sie verthei­­digen herzhaft und zähe die heimische Scholle, aber Frev­­ler und Thoren bleiben sie darum doch, denn man provo­­­zier nicht den Krieg, wenn man so Schwach und elend ist, daß man dem Gegner nicht auf den Leib rüden far, son­­dern gleich von allen Anbeginne sich erst selber feiner Haut wehren muß. ‚­­ Was die Ergeb­­isse auf türkischer Seite betrifft,so stehen dieselben in gar keinem Verhältnisse zur Kraft und did eminnern Werthe der türkischen Truppen.Mit dieser harten,m­arkigen,kraftstrotzenden Armee,die an Entsagung, Bedü­rfnißlosigkeit,Gehorsam und Tapferkeit das Metzschen­­m­öglichste leistet,hätte das Fü­rsterith11m Serbienschtm längst zu Boden getreten werdent könnte 11,1ve1111 die ferohe türkische Kraft von einigem, mäßigem Satellett geleitet und »verwendet worden wäre.Aber die Detailführung der «Tru­ppe ist ebenc so mangelhaft,wie die Führung der Armee stümperhaft ist.Dabei herrscht in den Zelten der Pafchas eine Indolenz,eine Gleichmüthigkeit,die europäi­­schen Temperamenten«unfaßbar ist,die aber die kleinlichen Ergebnisse des bish­erigen­ Kampfes zur Genüge er­­klären.Den Serben wird es nicht mehr gelingen,die Tür­­ken aus dem Lande z­u werfen.Wo diese einmal angebissen, dort halten sie zähe fest,außer­ irgendein gehirnweicher Armee-Kommandant gibt die Position­erk in einem Anfalle von Irrsinn freiwillig auf,­wie dies bei Knjasewitz ge­­schehen.Rasche Fortschritte aber werden die Türken nie­­mals machen und an eine Aenderung der bisherigen Krieg­­führung ist bei ihnen nichhdenken.Wenn man daher die beiden­ Gentlemen—Serben und Türken­—sich noch­­ weiter selber überläßt und die Diplomatie sichtiich­­ in’s flossener Jahrhunderte,beiderseits mit bescheidenen Mitteln geführte,das)er auch längere Zeit erträgliche Krieg noch bis ins nächste Jahr hinüber gesponnen werden.Es sintd von keiner­ Seite große Thaten oder großen Entscheidungen zugewärtigenz es wird,,ru­hig«weitergetauft werden,aber die Türken werden,ungeachtet einzelner belangloser serbi­­scher Rückschläge,wenn auch im Schneckengange,so doch stetig Boden­ gewinnen.Erleben können wir es unter solchen Umständen imm­erhin,daß die Kirchenglocken von Kraguje­­vatz der orthodoxen Gemeinde die Aufersteh­ung des Hei­­lands verkünden,ohne daß die arnautischen oder tscher­­kessischen Waschi-Bozuks noch in die Lage gekom­men wären, die Frage zu erörtern,wieviel sie für diese Glocken von den Widdiner Tandlern begehren­ sollen?Nach dem Tempo der tü­rkischen Vorrü­ckung dürfte diese Frage in den Kreisen­ de­r Baschi-Bozuks erst zu Pfingsten praktische Formen ge­­winnen. Mittel legt, so kann dieser sonderbare, in der Manier vers der Bevölk­erung in — Die vom Theresienstädter Rafino und dem Spiefstädter Liberalen Klub in Angelegenheit der Kommunal-Wählers K­onstriktion entsendete Deputation wurde heute Nachmittags halb 5 Uhr vom Ministerpräsidenten in seiner Eigenschaft als Minister des Inner empfangen. Der Führer der Deputation, Here Dr. Bakonyi, überreichte Herrn v. Tifa mit einer kurzen Ansprache (die von uns in ihren wesentlichsten Momenten bereits mitgetheilte) Petition, worauf der Minister wörtlich Folgendes erwiderte: „Ich nehme die Petition entgegen, doch wollen Sie sich nichts, destoweniger behufs Geltendmachung Ihrer Rechte an die Berifis­­ations-, beziehungsweise Gerichtskommission wenden. Soviel tant ich indessen sagen, daß allein die zum Nachweise des Reichstags- Wahlrechtes dienende, im Jahre 1875 ausgefertigte und bis zum Schlusse des Jahres 1876 in Kraft stehende ständige Wählerliste bei der jenigen Konskription der Repräsentanten-Wähler zur Grund­­lage genommen werden kann. Wer daher vor der Kon­­skriptions-Kommission erscheint, kann dem­­zufolge nur verhalten werden, nachzuweisen, daß er in der im Jahre 1875 angefertigten stän­­digen Wählerliste aufgenommen ist, daß wenn nicht die K­onskriptions-Kommission, so doch jedenfalls die Verififations-Kommission dem Rekurse Volge geben wird, und ich kann nur wathen, daß Jeder, der in dem Glauben ist, er sei sein Recht verlegt worden, sein Recht ausüben möge.“ Ein Mitglied der Deputation­ brachte hierauf noch das Gra­­vamen vor, e3 sei ein in der Theresienstadt unwohnhafter Wähler, welcher bei der jüngsten Reichstags­wahl in diesem Bezirke sein Wahl­­recht ausgeübt hatte, dermalen von der Konskriptions-Kommission aus dem Grunde zurückge­wiesen worden, weil er gegenwärtig seine Steuer in der Leopoldstadt (wo sich sein Geschäftslokal befindet) entrichtet. Der Minister erwiderte hierauf: „Daß in diesem Falle das Wahlrecht in jenem Bezirke auszuüben sei, in welchem dasselbe bei der legten Reichstagswahl ausgeübt wurde". Hierauf entfernte sich die Deputation. * a * 90 glaube, In derselben Angelegenheit erhalten wir folgende Zutrift : Audiatur et altera pars. Das Vorgehen der Konskriptions- Kommissionen wird sowohl im Publikum als auch in den Spalten der Tagesblätter zum Gegenstand verschiedenartiger Beurtheilungen gemacht, die in der Regel mit der Anklage der Rechtsentziehung sei­tens dieser Kommissionen endigen. Als Hauptgrund hiefür gilt der Umstand, daß, die Kommissionen jene, die ihr Wahlrecht blos da duch rechtfertigen, daß sie in der Konskriptions-Liste für die Ab­­geordnetenwahl im vorigen Jahre aufgenommen waren, in die Konskriptions-Liste für die Munizipalwahlen nicht wee­heiner bescheidenen Ansicht nach handeln die Konskriptions- Kommissionen in jeder Beziehung korrekt, wenn sie im Sinne des S.24 des hauptstädtischen Geieges von Ledermann die Legitimation seiner Wahlfähigkeit verlangen, ohne Rücksicht darauf, ob der Betreffende in der vorjährigen Wählerliste für die Abgeordnetenwahl eingetra­­gen war oder nicht. « Daß die Konskriptions-Kommissionk die oft erwähl­te«Wähler­­liste des vorigen Jahres nicht als alleinige Basis fü­r die lhuge befindliche Konskription­ annehmen konnte,erhellt erstens aus dem zitirten§­24 des hauptstädtischen Gesetzes,dessen Wor­tlaut folgen­­der ist:,,Wäl­ler ist jener Staatsbü­rger,der zur Reichstags- Abgeordneten wahl berechtigt ist,der lesen und schreiben kann und seit zwei Jahren permanent in der Hariptstadt wohnt­«Die Ab­stim­m­ung des Gesetzes ist so präzis und so deut­­lich,d­aß sie eine Interpretation schlechterdings nicht zuläßt.Denn der Text obiger Bestimmung müßte,­wenn die Ansicht·Derjenigen, dieda behaupten,das Aufgenommensein in der Kodiskriptions-Liste für die Deputirtetzahl des vorigen Jahres involvtre zugleich das Wahlrecht für die diesjähr­ige Munizipalwahl folgendermaßenjaus teil:Wähler ist jener Staatsbü­rger,der in der Konskr­­p­­tions-Liste für die Abgeordnetenwahl aufgenommen isten.­­Es mi­ßte also der Umstand der Berechtigun­g Im­-Abgeordneten­­wahl nach)den gegenwärtigen Verhältnisset­ und nicht das­ Aufgenommensein in der Liste des vorigen Jahres als Kriterium der Aufnahme dienen,d.­h.es muß gefragt werden,ob der Be­­­treffende nach den Bestimmungen des Wahlgesetzes vom Jahre 1874— i­n der Wahlnovelle vom Jahre 1875 gegenwärtig zur Abzrgeordneten s­­twahlberechtigt wäre oder nicht. Zivestens involvirte die Anwendung der Konskription­sliste des vorigen Jahres ein­e Rechtsentziehung an mehreren Mitbürgermchte in die auf Grund der bis zum 15.April 1874 gezahlten Steuer ver­­fertigten­ Konskriptionslisten nicht aufgenommen wu­rden,weil sie ihre Ste­uerpflich­t innerhalb des gesetzlichen Termins nicht erfüllt hatteJ111 Beh­ causedhheit konnten doch diese ihrer Steuerpflicht gesetzlicher An1eißen nachgekom­men sein und es wäre eine flagrante Rechtsverletzung Mitbürgern,die in die 1875er Konskriptionsliste nicht aufgenommen wurden,die aber seither ihre Steuers innerhalb des gesetzlichen­ Termins entrichteten,ihr so gewonnenes Wahlrecht vor­­enthalten zu wollen. Und umgekehrt, wäre es seine Ungerechtigkeit, Senen in sei­­nem Wahlrechte zu belassen, der mehr bis 15. April v. a. seinen Steuerrückstand bezahlte und in Folge dessen in die Konskriptionsliste aufgenommen wurde. Später jedoch den gefeglichen Anforderungen nicht entsprac) ? Berüksichtigung verdienen auch jene, deren Wahlrecht an ihre momentane Stellung gebunden und von dieser abhängig ist, z. B. Lehrer, Geistliche. Mit Erlangung ihrer respektiven Stellungen er­langen diese das Wahlrecht und mit deren Berlust e­rlischt an deren Wahlrecht. Drittens erstände durch die Anwendung der Konskriptions­­listen vom vorigen Jahre die Anomalie, daß der sich meldende Wähler die in gelegmäßiger Zeit erfolgte Zahlung der Steuer von 1874 nachweisen müßte. Daß dieses Vorgehen mit dem Gejese Kolli­­BEER

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