Pester Lloyd, Oktober 1876 (Jahrgang 23, nr. 242-272)

1876-10-09 / nr. 250

­ Y ü F — - 2 = der Metgebung bie­­b­igen Vorkehrungen zu tie­beren Provinzstädten wird Aehnliches berichtet. Ess MBien, 8 Oktober. Orig.-Telegr) Der König von Griechenland trifft auf der Durchreise im Laufe der Woche hier ein. Die Appartements für ihn sind in Freohner’s „Hotel Imperial“ bereits bestellt. Bag, 8. Oktobr. Orig-ZTelegr) Unter Kanonendonner und Ol­dengeläute hielt heute Erzherzogin Marie Christine, die übermorgen als Rebtissin des adeligen Damenstiftes installirt werden soll, geleitet von Erzherzog ainer und Erzherzogin Elisabeth, hier ihren feierlichen Einzug. Die Sorgen der Behörden empfingen die neue Ab­tissin, die im Hofsalon Cercle hielt. In allen Straßen wogte zahlreiche Neenschenmenge. In der Burg fand großer Empfang statt. Auch Ihre Majestäten werden mehrere Züge hier verweilen, und sind große Festlichkeiten in Aus­­fit genommen. Innabfurt, 8. Oktober. Orig. -Telegr.­ Beftern wrde ein frecher­­­aubmordversuch auf den Pfarrer der benachbarten Ortschaft Blasinberg ausgeführt. Der Pfarrer wurde lebensgefähr­­lich verwundet. Die Raubmörder waren zwei Deserteure und ein Bremser, Namens Walreuther. Alle drei sind gefangen. Der Lep­­tete wurde duch zufällige Entladung seiner eigenen Pistole duchh die Brust geschossen, Bien, 8. Oktober. (Drig.-Telegr.) Die renommirte alte Brager Seidenfirma „Neustadtl’s Sohn“ hat die Zahlung ein­­stellt. Die Baffinen belaufen sich auf 200.000 Gulden. Ein außer­­gerichtlicher Ausgleich ist im Zuge. 2 « > = Ve Br RE E — — — Tagesneuigkeiten. K­önigliche Spende) Se. Majestát hat für die Ab­­gebrannten der Gemeinde Radócz im Neutraer Komitat 400 Gulden aus der a. k. Privatbchatulle gespendet. (Der König als freiwilliger Feuerwehrmann.) Ein Augenzeuge erzählt dem „N. B. Zourn.“: Heute gegen 3 Uhr Nachmittags trag in Gödöllő in einem Bauerhäuschen ein Feuer aus, welches bald größere Dimensionen annahmn und sich über vier Häuserreihen verbreitete, in denen die meisten Häuschen mit Stroh­­ gedeckt waren. Nach ehe die Spuigen anfangen, war Se. Majestät der­önig in Begleitung des Barons Mondel, des Barons Löhneisen, derjthofmeisters Baron Nopcsa und anderer Herren vom Hofe am Brandorte erschienen. Der König, der einen einfachen Trägeranzug zog, traf beim Löschen die nöthigen Anordnungen und verließ den Schaupla des Unglückes nicht früher, bis die Gefahr lofalisirt war. Einer alten, betrübt dastehenden Bauersfrau sagte der König trö­­stend: „Ne busuljon, majd mind je lesz" ("rämen Sie sich nicht, es wirt wo Alles gut werden). Nachdem das Feuer gedämpft war, fuhr auch die kleine Erzherzogin Valerie auf die Unglückstätte und vertheilte milde Gaben unter die Bauernkinder. Ministerpräsident Tia­ begibt sich nach Vertagung Bé des Reichstages, die wahrscheinlich übermorgen erfolgen dürfte, auf 2­3 Tage nach Geht. (Cvangelifdher Konvent.) Die nügíte Woche ijt der Mbhaltung von kirchlichen Konventen der Augsburger und helveti­­cen evangelischen Kirche gewidmet. Am Montag, 9. Oktober, hätt­e Montan-Superintendenz Augsb. Konf. ihren Superintendential­­onvent, in w­elchem zugleich die Deputirten zum Generalkonvent gewählt werden, der am 11. Oktober Abends 6 Uhr eine Konferenz, am 12. Oktober Früh 9 Uhr — nag dem Ottesdienst — die festlichen Situngen abzuhalten beginnt. Ebenfalls am 12. Okto­­ber tagt auch der Donau-Superintendential-Konvent helvetischer Konfession. H (Wettrennen in Gödöllö.)Gleich1viel 11 England zu­eginn und zu Ende der Saison in den verschiedensten Gegen­den des Landes Renn-Meetings von blos lokaler Bedeutu­n­g abgehalten werden,so beginnen auch bei uns die lokalen­ Meetings immer mehr in Aufnahme zu kommen;insbesondere erfreut sich das Gödöllner Rennen der Gunst der Sportingwelt und des hauptstädtischen­ Pub­­ablikums und bildet sich dasselbe zu einem Feste fü­r die Gegend aus. Mute kam dem Rennen das herrlichste Wetter zugute;die Sonne schien heiß wie am schönsten Frühlingsstage und lockte die Besu­cher Y­ah und Fern nach de­n Turf von Besiiye,w­o es schon in den Vormittagsstunden lebendig wurde. Die Landleute brachten ihre Pferde zu der veranstalteten kleinen Anstellung und heimsten für die­sten Thiere die ausgefegten Dukatenpreise unter allgemeinem Ssubel Uebrigens bot die Ausstellung wenig Befriedigendes und bleibt in dieser Gegend noch viel für die Hebung der Bucht zu thun übrig. Mittags brachte der Zug der Staatsbahn zahlreiche Gäste aus der­auptstadt, und langte auf zahlreichen Eqllipagen die Gentry aus­­ Umgebung an. Von offiziellen Persönlichkeiten sahen wir Mi­­nister Wendheim, Die gemetenen Minister Lud­wig Tipa und Simonyi, den Landeston mandiren den Freiherrn v. Edelsheim, bergefpan Grafen Szapáry und zahlreiche Abgeordnete. Büntt­­ic wie immer erschien vor Beginn des Nennens der Hof, die Majestäten der König und die Königin, die Erzherzogin Maria Baleria, Wein, Ludwig von Baiern, Baronin Wallersee und Toter. An Begleitung der allerhöchsten Herr­­aften erschienen Generaladjutant Freiherr v. Bech, Obersthof­­meister Baron Nopcsa und Captain Middleton. (Der Lebtere leitete im Vorjahre die Rennen, an denen die Königin gelegentlich ihres Aufenthaltes in England theilnahm, und ist jehr Gast des 0fe3.) Ihre Majestäten wurden vom Obergespan des Bester Ro­­tató Grafen Stefan Szapáry und dem Nenn-Romite begrüßt und d) dem reservirten Blake geleitet, von wo aus sid) dieselben bis den Aktionär-Naum begaben und sid) mit zahlreichen Mitgliedern der Vristofratie unterhielten. Se. Majestät Fonverlivte namentlich längere Zeit mit dem Landeskommandiren den Baron Ed­elsheim­­Ogulat Die Königin, in schwarzem hochgeschlossenen Seide, füh­rte wie immer blühend aus; sie führte die kleine Erzherzogin an Hand. Das Nennen begann kurz nach zwei Uhr mit dem Steeple­­e des „Neiter- Vereins“. Preis 400 Gulden. Distanz Meter. Von angemeldeten 13 Pferden liefen 5­­ Oberstlieutenant nyis „Madar“, D Oberlieutenant Söllinger’s 6jähr. Wallach, berlieutenant Herlth’S , Bul Devil" (geritten vom Beriier),desselben Ua” (geritten von Baron Heine), Raul Hallafy’s „Deafy“. Die Bferde gingen bei regelmäßigem Start ab; beim ersten Sinderniffe , Baron Heine, wurde jedoch nicht schwer verlegt, die übrigen Erde nahmen die Hindernisse mit großer Bravour und langte jerlieutenant Söllinger als Gifter, Oberlieutenant Herlth als ut Bmeiter ein­­en. Von 10 angemeldeten Pferden liefen 3. Graf Roloman y’3 „Brennus“ (geritten vom Befiger), Baron Groveftin’s " Ellen" (geritten von Lieutenant Graf Balffy) und Herrn Kamel’s „von Duke“ (geritten von Graf Zdenko Kinsky). Wäh­­and des ganzen Nennens, in welchen sämmtliche Hindernisse mit­­ Den Schluß machte das „große Steeplehaje“,­­ geben vom „Sargö-Bideler” Jagdverein, Distanz SUR» Ita“, geritten vom Oberlieutenant Söllinger, Graf Johann Gray's „Alm­os“, geritten von Benitfv, und Baron Ludwig Döv­ 8 , Menyecste", geritten von einem Yodey. Die Führung übernahm , Almos", ihm folgte „Bolta”, den­­ up machte „Samomile“. Beim vierten Hinderniß stürzte „Volta“, eiter gab jedoch das Nennen nicht auf und folgte den übrigen, auch einigermaßen distanzirt , in der zweiten Hälfte der Bahn­en jedoch „Menyecsse“, später „Almos“, so daß „Samomile” uf­kam, und mit Leichtigkeit gewann. „Volta“ hatte dem un­troffenen Muthe des Reiters den zweiten Blat zu danken. Kurz vor vier Uhr war das Rennen zu Ende. Der Hof fuhr Gödöllő, und ein Ertrazug brachte die übrigen Gäste nach der ıptstadt zurüc,­­­­­­­­­$mbeuntfhentheater in der Wollgasse brachte an die Wiederholung der Operette „Ungot, is FIR der Halle“, ungeachtet des schönen Wetters ein fast ausverfauftes aus. Das sehr animirte Publikum spendete der vortrefflichen L­eistung des Herrn Owoboda („Ange MBitout") auch hatte mehlverdienten Beifall und dehnte denselben, wie recht sind billig, auch auf Frl. Dom an („Lange”), welche ganz besonders gut bei Stimme war und mit vielen Chic spielte, und auf Herrn Moser (Larivaudidre) aus. Die Vorstellung ging wesentlich­ besser als gelten. — Am Montag wird die Operette „Latintga” mit Fräulein Viigt Blum und Frl. Nittinger gegeben. Die erte Waldschnepfe) wurde im Ofner Ram­mermalbe­rgk du­ech den Fönigl. Nath Dr. Franz Schwarzer ge­­shoffet. Man darf hoffen, daß im Ofner Jagd-RRevier, welches durch die hauptstädtischen Nimrode­r fast ganz entwildert wurde, jebt, er a der Jagdfreiheit, mehr Wild anzutreffen in wird. (Gas-Explosion), Gestern gegen Mittag erplodirte vor dem Hause Nr. 31 der Königsgafse das Gas in der Leth­röhre, und wurden einige zum Geschäftslokal des Wederhändlers Krauß führende Stufen duch die Erplosion weggerissen. Die Gas­­leitung wurde sofort abgesperrt und die nöthige Reparatırr vor­genommen. Mord auf der Donau.­ Ein gewisser Stefan Br­­o­­ny&cz in Noch im vorigen Monat vor dem Budapester E. Ge­richtshof freiwillig bisgesagt, haß er am 18. Juni 1­ 9. gegen 6 Uhr Abends in Neupert einen etwa 23—24 Jahre alten Burschen auf der Kleinen Donau in einem Kahne herumfahren sah, und für ein Trinkgeld von 20 Fr. denselben bewog, ihn in sein Fahrzeug aufzunehmen, in welchem sie dann zu ihrer Unterhaltung in die große Donau hinausruderten. Bald jedoch geriet­en sie mit­einan­­der in Streit, in welchem B. mit dem Steuerruder einen Dieb auf den Kopf des unbekannten Burschen führte, von welchem getroffen, dieser aus dem Kahn fiel und spurlos unter den Wellen vor­ Ihmwand. Der Mörder ruderte hierauf bis nach Ofen, ließ den Kahn am Bombenplage zurück und ging nach Pest hinüber. Aus irgend­einem Anlasse wurde B. dort verhaftet, bei welcher Gelegenheit er dann auch das obige Geständniß machte. Der Pester Bizegespan ist nun vom Gericht ersucht worden, Recherchen anstellen zu lassen, ob nicht am besagten oder einem späteren Tage eine Leiche an den Donau-Ufern herausgezogen, und ob dieselbe obduzirt worden sei. Der Ermordete hatte in seiner schwarzen Weite zwei Zwanzig Kreuger-Stüce bei sich, war von mittlerer Gtatur, Schwächlichen Körperbau, mit einem Leinen Schnurrbarte und hatte ein Kaffee, braunes Hemd und Beinkleid an. Fußbekleidung hatte es feine. ‚.„(Diebstähle) Dem aus Duna-Földver­vorgestern mittelst Dampfschiff in die Hauptstadt weisenden Webermeister Stefan Prinz wurde auf der Fahrt seine Börse mit 116 fl. gestohlen. Er nahm­ den Abgang b derselben erst gegen 2 Uhr Nachts wahr und meldete dies sofort dem Steuermann ; da man jedoch das Schiffs­­publikum nicht verdächtigen konnte, wurde seine weitere Untersuchung vorgenommen. — Heute Früh zwischen 7—8 Uhr haben unbekannte Thäter aus der Wohnung des Herrn Arnold Strasser, Tabakgasse Nr. 7, einen Winterrad im Werthe von 60 fl. gestohlen. In den Zajchen des Nodes befanden sich Schriften und Versabzettel, ein Messer mit 10 Klingen und ein Paar Hausschuhe­ xx In Angelegenheit der Hauptflächif—en Entrepois. Die Entrepst-Kommission nahm in der, heute Vormittag stattgefundenen Sigung den Bericht des Grelativ-Komites über die Nesuh­alte der bisherigen Wirksamkeit desselben entgegen. Das Grelativ-Komite hatte bekanntlich vor ungefähr vierzehn Tagen seine Thätigkeit begonnen und seither fünf Sigungen ge­­halten. Die erste derselben war der Konstituirung und einer orientirenden Nundjehau gewidmet, CS wurde hiebei festgestellt, daß die Gntrepote nur dann zu Stande kommen können, wenn Hand in Hand mit der Regierung vorgegangen wird und daß demnach, um die Lagerhäuser in der von der Generalversammlung des Muni­­zipiums geforderten Brit herstellen zu können, die Frage des Bau­planes als außer Diskussion stehend betrachtet werden müsse, d. h. es müsse der von der Regierung offevirte Baugrund zwischen dem Zollhause und der Ringstraße acceptirt und die Negierung gebeten werden, ihren Antheil an dem Zustandel­amen der Lagerhäuser durch Herstellung der Uferbauten und Effek­tiirung der Blank­ungs- Arbeiten beizutragen. Mit der Ueberreichung der Repräsentation, in welcher dieser Bitte Ausdruck gegeben ward, wurde eine Depu­­tation betraut, deren Mission von dem besten Erfolge begleitet war. In der zweiten Gitung, an melcher bereits Delegirte des Hexen Kommunikations-Ministers, des Herrn Handelsministers und die Delegirten der Handels- und Ge­werbekammer theilnahmen, wurde vor Allen das Programm der Komite-Arbeiten festgestellt. Das nächste, was festzustellen galt, war das Bauprogramm — eine Arbeit, die ss vollendet, Höchst einfach darstellt, der aber — wie aus den von uns seinerzeit gebrachten ausführlichen Berichten zu erle­­ben — eine solche Reihe komplizirter Erhebungen und Erwägungen technischer und kommerzieller Statur vorhergehen mußte, daß sich bil­­liger­weise der Energie — die allein es möglich machte, daß in einer verhältnißmäßig 10 kurzen Zeit eine so große Arbeit zu Wege ge­bracht werden konnte — die Anerkennung nicht versagen läßt. In der dritten Giltung wurde von dem Vertreter des Handelsstandes Herrn Alois Strasser ein sehr ausführliches Erpose über den Umfang des hauptstädtischen Waarenverkehrs und über die hierorts üblichen gradt und Lagerungsspesen, von dem technis fen Beirath Herrn Suspektor Ludwig Bodoty aber eine Skizze des Bauterrains und der allfälligen Auswügung desselben vorge­­legt. Die mit außerordentlicher Gründlichkeit geführte Diskussion dieser beiden Vorlagen hatte das sehr bedeutsame Resultat zuf­olge, daß allerseits die Begriffe sich Härten, und daß die einzelnen vagen, deren Beantwortung dem Komite oblag, fest abgegrenzte Formen anzuunehm­en begannen, derart, daß bereit in der vier­­ten Ligung das Bauprogram­m in seinen wesentlichsten Momenten festgestellt und in der fünften definitiv formulirt und zur Aus­­arbeitung der Detailpläne — hinsichtli­cheren Anfertigung gleich­­zeitig das Nöthige vereinbart wurde — fertiggestellt werden konnte. Die Verhandlung dieses Bauprogramms hatte eine sehr ani­­mixte, stellenweise interessante Debatte zur Folge. Eingeleitet wurde dieselbe durch Herrn Dr. Mar Falk mit einem Antrag über den modus procedendi, der bei der Berathung eingehalten werden sollte. (so wäre nämlich für die Mitglieder der Kommission, welche an den Detailverhandlungen nicht theilgenommen hatten, schwer gewesen, nach einmaligem Anhören des vielpunktigen Programmes, sic) sofort ein sicheres, wohlorientirtes Urtheil über die Bedeutung der einzel­­nen Bestimmungen und den innern logischen Zusammenhang meh­­rerer derselben zu bilden. Um nun dem U­ebelstande vorzubeugen, der aus Mangel an genügender Stennt­iß der leitenden Gesichts­­punkte unbedingt hätte eintreten müssen, nämlich, daß sich die ganze Verhandlung in eine planlose, sterile Debatte verliere, stellte Dr. Falk den Antrag, es mögen,, bevor auf die Verab­ung der einzelnen Punkte des Programms eingegangen würde, vorher die Prinzipien festgestellt werden, nach welchen die Kommission den Bau der Lagerhäuser effektuirt zu sehen wünste. Solcher geuundtäglicher Fragen, sagte Redner, gäbe es vier: 1. Die Frage des Bauplanes, hinsichtlich welcher das Grekativ-Komite beschlossen habe, den von der Negierung angebotenen Grund zu acceptiven; 2. das Komite habe sich betreff3 des Lagerungs-Systems für den Ausschluß der Silos und für die Annahme des Magazin-Systems ausgesprochen ; 3. habe das Komite beschlossen, die Magazine nicht in einer Zeile, sondern in einer Reihe anzulegen, und 4. daß die Magazine nicht mehrstößig zu bauen, sondern nur mit Souterrain­, Barterrez und Bodenräumlichkeiten versehen werden sollen. Der Antrag Dr. Fall’s wurde einstimmig angenommen und dem von ihm vorgeschlagenen modus procedendi gemäß begann die Verhandlung in der soeben dargelegten Reihenfolge. : » Der erste Britt — ob die Kommission es billige, daß das Evelativ-KomitE den von der Regierung angebotenen Baugrund z­wischen dem neuen Zollhaufe und der Ningstraße acceptirt habe? — wurde ohne Bemerkung zustimmend zur Kenntniß genommen. Desto animirter gestaltete ji die Debatte über die zweite Frage , ob — im Falle die Entrepots im eigener Regie der Kommune ges­chaut werden würden — das Silo-S­ystem auszuschließen und die Lagerhäuser nach dem Magazins-System eingerichtet werden sollen ? Diejenigen unserer Leser, welche die Berichte, die wir über Berathungen des Exekutiv-Komites brachten, mit Aufmerksamkeit begleitet haben, dürften sich erinnern, daß Herr Mattyus, gestüßt auf die günstigen Erfahrungen, welche — „i wie man ihm sagte" — mit den Silos in Amerika gemacht wurden, wiederholt für die Anwendung der Getreide-Caissons in die Schranken trat, daß seine Anträge aber stets an den Argumenten scheiterten, welche denselben von dem sD Vertreter des Handelsstandes, dem Herrn Alois Straffer entgegengelegt wurden, Argumente, die derselbe aus seinen per­­sönlichen Erfahrungen und aus der täglichen Geschäftspraxis herholte. Was aber im Exekutiv-Komite nicht gelingen wollte, das sollte heute in der großen Kommission, welche die Frage nicht ein­gehender erwogen hatte, durchzufegen sein. Die Gilos — sagte Herr Mättyus — seien die „einzigen“ Mittel, um die Uebelstände, an denen unter Getreideverkehr laborirt, zu fan­­en. Die natur­gemäßen Ungleichheiten der Qualität und das daraus entstehende Erporthinderniß können nur — wie das Beispiel in Amerika zeigt — die­ Herstellung gewisser Normalklassen, ausgeglichen blerden, was aber nur mittels Grevatoren möglich sei. Der zweite Vortheil der Silo liege in der Schnelligkeit des Verkehrs, welche durch sie ermöglicht wird ; denn während die Ein und Ausladung von 100.000 Zentnern Getreide bei gewöhnlichen Magazinen etwa acht Tage erfordert, wird dieselbe Duantität von Elevatoren in einem Tage bewältigt. Der dritte Grund liege in der­ Varvant­rung des Getreides — eine Kredit-Manipulation, die nur bei klassifizirtem Getreide vollständig durchführbar sei. CS sei endlich nicht richtig, was man (Straffer) von den Silos gesagt: daß Mais in dieselben nicht ein­­elagert werden könne, daß die Konfertirung des Getreides in den aillons ein Humbug sei, und­ daß die Entleerung der Caiffons nur mittelst Handarbeit zu bewerkstelligen wäre — Leute, Die sich damit befallen, bestreiten das entschieden: ·­ Auf diese Ausführungen erwiderte Herr Straffer: Vor Ale erscheine der Hinweis auf andere Länder nicht maßgebend ; er halte es überhaupt für einen großen Nachtheil, daß man bei uns Alles, was sich, anderwärts, als zweckmäßig erwiesen habe, ohne Prüfung der V­orbedingungen, einfach Topire. Der Nachtheil hievon tutt bei der Landnwirthschaft grell zu Tage. Da kommen beispiels­­­weise Ausländer ins Lan­d, die so wirthichaften wollen, wie es sich bei ihnen daheim glänzend bei­ährt hat; die Folge ist — daß sie zugründe gehen­. Aber das it ja ur natürlich — denn .die Ber­äbtnisse, der Boden, 043 Klima, die ganze Natur unseres Landes, Alles sit verschieden, und bieser Verschiedenheit, die zu beheben nicht in unserer Macht tunt, müssen wir Rechnung tragen , ohne Nach­­sicht Beil, daß tött dadurch ‚einer Einrichtung, die sich etwa in Amerika als zweemäßig erwiefert, entsagen würsen. Um, sich prak­­­isch zu überzeugen — sagt Redner —, wie die Verhältise unseres Getreideverzehrs Beschaffen seien, m­öge Here Mättjuts doch einm­al in die Kornhalle gehen­ und sehen, wie dort Kauf im­ Verkauf von Getreide stattfindet. Die erste Frage, die beim Kaufe­n gestellt werde, beziehe sich nicht auf das Gewicht, auf die Neinheit oder auf die Schönheit, 865 Weizens, sondern auf die Provenienz des­selben, und dieses Moment spiele im Konsum eine so bedeutende Rolle, daß selbst bei einer geringen Miiweidung eine ziemlich bedeu­­tende Bonifikation erfolgen muß. Gin Mengen des Getreides, ein Beimischen des Produktes verschiedener Bodengattlin­ger würde an dem einmüthigen Widerstande der Produzenten, Händler und Kon­­formertten scheitern — abgesehen von der außerordentlichen Sach­kenntniß und von der über alle Zweifel erhabenen Unparteilichkeit, welche die Herstellung von klasfenmäßigen Weizen vorauslegt. Aber so gegeben, daß ein Mengen von Korn, Mais und bei gewissen Gat­­tungen Weizen möglich, wäre, — bei G­erste, bei welcher, wie bei der Braugerste, die Qualität absolut entscheidet, und derart, daß die Preisdifferenz oft einen Gulden beträgt, ist ein Vermengen schlechterdings undurchführbar. Gehen Sie, Herr Mättyus — jagt Neoner — in die Kornhalle. Sie können dort etwas lernen. (Heiter­­keit.) Mättyus ruft dazwischen: „Ich wünsche eben eine an­­dere Kornhalle”. Von theoretischen Auseinandersegungen werden wir seinen Nußen haben ; wir müssen praktische, den Forderungen des realen Lebens entsprechende Einrichtungen treffen, wollen wir anders den Zweck erreichen, den wir uns geliebt haben. 2. Was er — fährt Medner fort — von der Konservations-Un­­fähigkeit der Elevatoren gesagt, das halte er noch recht aufrecht , aber es sei das nicht das Hauptargument. Das Hauptargument sei, daß man in den Silos wohl Getreide, aber seine andere Waaren­­gattung unterbringen könne. Mai­ beispielsweise fünne nach seinen in den Triester Silos gemachten Erfahrungen nicht eingelagert wer­­den ; anderswo habe man seine Versuche gemacht. Tabak, Wein und andere derlei Produkte fänden in Silos gleichfalls keine Aufnahme. Ein weiteres Hinderniß für die Venügbarkeit der Silos liege in der Transportirung des Getreides in Läden, wodurch kleinere Partien, die ein Gaiffon nicht füllen, von der Einlagerung ganz ausgeschlossen wären. Ein Mischen des Getreides mittelst­erevatoren fett endlich voraus, daß eine große Anzahl von Gaiffons leer sei, in welche man das zu wengende Getreide ü­berführen muß; dieses Ueberführen ist aber nicht­ als eine Art Schaufeln, nur daß diese Schaufeln be­­deutend kortspieliger sind als die gewöhnlichen. Herr Straffer schließt mit folgenden Worten: Nicht das Mischen des Getreides, nicht der Mangel an Giles stehen der Entwicklung unseres Handels im Wege ; das Hinderniß liegt darin, daß unser Getreidehandel nicht zentrali­­sirt und der hiesige Großhändler demnach nicht in der Lage ist, auf Verlangen jederzeit über größere Duantitäten Disponiren zu können. (Zustimmung.) Morg Wahrmann theilt durchwegs die Auffassung Straffer’s. Das Mengen des Getreides — jagt er — würde übrigens nur ein inferiores N­esultat zu Tage fördern ı und seineswegs dem Drange nach einer Veredlung der Produktion zu Statten kommen. 63 sei ferner nicht richtig, was Maättyus von der Warrantirung gejagt ; das Gewicht des M­eizens kann von der Lagerhaus-Verwal­­tung unter allen Um­ständen garantirt werden und das genüge für die Zirkulationsfähigkeit des Warrants. Der Hauptgrund aber, aus dem sich das Grelativ-Komite für das Magazins-System ausgespro­­chen habe, sei die Wohlfeilheit desselben ; das schließt jedoch nicht aus, daß, wenn ein Unternehmer auf eigene Kosten diese Entrepots bauen wollte, seine Gxperimente sein prinzipielles Hinderniß finden würden, die Kommune aber dürfe seine gefährlichen Experimente machen. Baron Friedrich Podmanicty ist gleichfalls dafür, daß man im Anfang Magazine bauen möge; späterhin wenn sich eine Erweiterung der Gatrepots als nothwendig und Silos als wün­­schensnwerth ermetjen sollten, könnte man ja auf die dee zurück­­kormen. Direk­tor Tol­ay sieht, gleich Straffer, die Bedeutung der Getreide in G Silos oder Magazine eingelagert wird, sondern in der Möglichkeit, dadurch den Handel zu konzentriren . Redner weist als Beweis dessen auf Thalkirchen, Nor­manshorn, Mannheim hin, die durch ihre einfachen M­agazin-Lager­­häuser zu Gmpovien für den süddeutschen Handel geworden seien.­ 9ázmán ist unter Berufung auf amerikanische Verhältnisse für das Girosystem ; dasselbe würde auch dazu führen, daß das Ge­treide fürderhin nicht in Säden, sondern alla rinfusa transportirt werden wü­rde. Die Negierung sollte einen Fachmann zum Studium der am­erikanischen Silos entsenden. Jukius Steiger spr­t sich aus denselben Gründen und unter denselben Vorbehalten, wie Wahrmann, für den Vorschlag des Grelativsomites aus. Dr. Falk erklärt sich doch die Argumente Strasser’s, Wahr­­mann’s, Tol­ay’s, die er — Leben in seinem Face — für sehr kom­petent hält, für vollkommen überzeugt. Aber auch wenn er noch einen Zweifel hätte, wäre dieser entschieden beseitigt für den Umstand, daß die Beschlüffe des Subkomites hinsichtlich der Silos und die Argu­­mente Straffer’s gegen D­ieselben fett etwa vierzehn Tagen doch alle Journale bekannt sind und daß si — mit Ausnahme des Vertreters des Silo-Befigers Sigl — aus den Reihen des Handelsstandes nicht ein­e einzige Stimme gegen die Nichtigkeit der Straffer’schen An­gaben erhoben hat. Als Herr Straffer den Herrn Maättyus auffor­­derte, in der Kornhalle Umfrage zu halten, habe Lesterer allerdings dazwischen gerufen, er mwünsche eben eine andere Kornhalle. Er (Fall) wisse nicht, wie die Kornhalle aussehen würde, die Herr Mat­­tyus fi wünscht, aber schließlich bauen wir doch die Gatvepots für den vorhandenen Handelsstand und nicht für einen idealen. M­ollten wir das Lebtere, dann würde auch der Aufschwung unseres Handels ein unerreichtes deal bleiben, und auch die Steuer­­zahlung immer mehr eine ideale werden, womit dem Lande schwerlich geholfen wäre. Er empfiehlt den Antrag des Subsomites. Dattyus repliziet gegen Tolnay, daß sein Vergleich mit Thallivhen, Romanshorn, Mannheim nicht passe; diese Bläße haben nur die Vermittlung des Verkehrs zum Briede, während Budapest das Steresse der Produktion zu berücksichtigen hätte. Wie Hazıman hält auch er es für nothwendig, daß der Transport in Läden end­lich aufzugeben sei, und daß dies im Interesse der Eisenbahn-Ver­­waltungen läge.­­ « Direktor Medgyaßeeschließt«sich vollständig der Aufs­fassung Straßer’s an und werft ziffermätzig nach,welchbedet­tenden Preisunterschied die Provenienz des Getreides imwolvire — ein Unterschied der beispielsweise — wie Bäder dies bezeugen können­­— zwischen Weißenburgere und B Virginia-Weizen 30% zu Gunsten des ersteren beträgt ; so isi auch ein bedeutender Unterschied zwischen Syrim­er­ und Bäcäkaer Mais und noch bedeutender z­wischen den verschiedenen Gattungen Gerste. Unter solchen Verhältnissen sei an Silos nicht zu denken. i Herr Straßer kommt im Verlaufe der Diskussion wieder­­holt auf die Behauptung Mattyus’ zurück, daß der Mangel an Silos die Abnahme unseres Verkehrs zur Folge gehabt habe. Das jet — sagt Herr Straßer — durchaus unrichtig; unser Geschäft hat sich verschlechtert, weil es nicht zentralisirt ist. rüber kam es vor, daß von London telegraphisch eine Drdte auf 140.000 Zentner ein­traf, und daß ich den Auftrag weil das Geschäft zentralisirt war — sofort effectuiren konnte ; heute ist so etwas absolut unmög­­lich, weil ich, um das Gewünschte zu beschaffen, vorher in Ban­csova, in Becskeres, kurz nach allen Richtungen der Windrose tele­­graphisch Umfrage halten müßte — worüber aber so viel Zeit vers­teht, daß das ganze Geschäft für den Ausländer undurchführbar wird, und derselbe sich in Folge dessen lieber dorthin wendet, wo sein Auftrag auf der Stelle ausgeführt werden kann. Was endlich den Transport von Getreide alla rimiusa betrifft, so sei das in­­solange nicht möglich, als nicht ein dichtes Net von Silos über das ganze Land gelegt wird. 3 AUS Lebrer über die in Mede stehende Frage spricht Herr Sofef v. Szlávy: 349 habe mich — sagt derselbe — in Folge meiner Stellung lange Jahre mit dieser Angelegenheit befaßt und weiß, welche geradezu unüberwindliche Schwierigkeiten der Realisie­rung dem Unternehmen entgegenstanden ; umso mehr muß, es mir freuen, wenn ich sehe, wie jeit Alles zusammenmirkt, um die Lager­ bäufer, welche für die Entwicklung unseres Handeln von eminenter Bedeutung sind, zu verwirklichen. Eine Hauptsache bleibt jedoch, daß man diesbezüglich xajch und entschieden arbeite. Wenn mir diese Frage wieder vor die Generalversammlung bringen, wenn wir die Regierung auffordern, einen Fachmann nach Amerika zu senden, wenn wir wieder Sachverständige befragen wollen, und die allge­­meine günstige Stimmung, welche jeit vorherrscht, nicht benügen wollten, so könnten die Verhältnisse sich abermals ändern — denn leider sind Komplikationen nicht ausgeschlossen — und es könnten wieder sechs bis acht Jahre vergehen, bis die Verhältnisse so günstig wären wie jegt. Mittlerweile aber verpassen mir die Gelegenheit und Wien zentralisirt den Handel auf unsere Kosten. Medner spricht sich unter solchen Verhältnissen entschieden für die Errichtung von Maga­­sinen aus. Bei der hierauf erfolgenden Beschlußfassung stimmt die ganze Kommission, mit Ausnahme Mattyus’ und Házmáns, für den Antrag des Evefativ-Komites. Eine kurze Diskussion hatte auch die von Mar Falk präzisirte 3. und 4. Frage (ob die Magazine in einer Reihe und blos mit einem Stodwerfe zu bauen seien ?) zur Folge," worauf auch Die diesbezüglichen Vorschläge des Komite3 unverän­dert acceptirt wurden. Bei der hierauf folgenden punktweisen Berathung des Bau Programmes wurden an demselben folgende Modifikationen vor­­ Entrepots nicht darin,ob das en: Mut Unteag MAttyu 3: die Maustn felek in d er genontzt Stärke Dee Bella daß eventuell noch ein Stockwert aufgelegt werden könnte, und auf Antrag Tolnay’s, das das Niveau statt­ auf 7,6 Meter auf 84, Meter erhöht werde. Schließlich wurden all die übrigen Beschlüsse des Evefativ- Komitee 3 (betreffs Konkurs-Aussgreibung, Prüfung der Detailpläne u. f. m.) unverändert genehmigt. Der Konkurs betreffs Ausarbei­­tung der Pläne wird somit eröffnet und wird das Evelativ-Komite während der Dauer derselben mit der Regelung der Tarife u. s. w. sich zu beschäftigen haben. Während des Verlaufe dieser Verhand­­lungen wird die Kommission nur dann einberufen, wenn wichtige prinzipielle Fragen dies erheifchen sollten. « »Voerbergang zur Tagesordnuung legte der Vorsitze­rde Bize- Bürgerm­eister Gerlöczy eixiett neuerdings eingetroffenen Entre­­potskyun(von d­en Ingenieuren Revy und Mogyorödy)vor.Das Projekt ist auf Silosbafirt;es wird aquntragDr-Falk's entermexiktorischen Verhandlung nicht unterzogen. Die Sitzung wurde um 1J 22 Uhr Nachmittags geschlossen.­­ Perlen-und Handelsnachrichten. Bu­dapest 48­ Oktober.Getreidegeschäft.Weizen war heute gut oft erirt,sowohl für den Export·als auch für den Koangu gekauft,und blieben die Preise bei einem Umsatze von ekwåJExOCOMztr­·fest.RoggenxtxidGerste ab Stationen zu unveräf­derten Preisen gehandelt,M·ais fehrt rechtfest.Hafer uN­veräz1de1sk-Bo11Textnnnen wurde eine Ladung Hafer zu sL7.33"j1«, und eine LaduskgIJzats·ft-5.50 gemac"i­t. Usance-W·etzeit per Oktoberfl.1060G.,fl.10.65W-· per Frühjahr fl.»11.10G.fl.11.20W.· Rogge11,perkrober·fl-8.70C­.­fl»-8«80—W. Mais,per Mai-Julfifl-6.4LJG--»flsbs50Ws Hafer,perOktoberfl.7.32G·,fl-7-40W--PekFrühjahr fl-7-55G.,fl.7.60W. J.Wic­ l,7-Oktober.Die Börse litt heute wieder an außer­­ordenntlich­er Geschäftslosigkeit,obwohl sich die Spekulation bezü­glich der allgemeinen politischen Lage beruhigt hat und von den Mitthei­­lungen, welche Herr v. Tika dem ungarischen Reichstage gemacht hat, günstig influirt wurde. Die herrschend gewordene feste Tendenz ge­­langte nur in geringen Kursbesserungen der gewöhnlichen Spekula­­tionsmerthe und im Niüdgange der Balutenpreife zum Ausdruck ; die Narbhfrage trat blos nach wenigen Gffeffengattungen stärker here­vor und nahm der Verkehr überhaupt einen sehr schleppenden Ver­­lauf. V­orübergehend mußte die Besseiung sogar mäßigen Niüdfällen das Feld räumen, es war nirgends größere Luft zu einer gesteiger­­ten Thätigkeit zu verspüren, zumal Die von den deutschen Pflügen vorgelegenen Notizungen der Spekulation seine besondere Anregung gaben. Wesentlichen Einfluß auf die heutige Lustlosigkeit übte übri­­gens die Nachricht von der ernstlichen Erfvantung des Craven, die plögliche Reife des xuflischen Thronfolgers nach Livadia und, wozu allerdings schon eine gewaltige Dosis Bellimismus gehört, auch der Um­stand, daß die Neffe des Generals Synatidht nach Konstantinopel neuerdings verschoben wurde. Am freumpdlichsten war das Totalaus­­sehen des Marktes knapp vor offiziel­lem Schluffe, um welche Zeit von Berlin höhere Notizungen signalisirt wurden und die Arbitrage in Kreditaktien größere Käufe effektuirte. Dieselben reagirten von 152.90—152.25 und erholten sich wieder auf ihren frühern Stand, so daß sie gegen gestern um fl. 1.50 in Avance blieben. Anglo-Aktien variirten zwischen 83.70 und 82.25, Ungar. K­reditbauf z­wischen 123.25 und 122.25. Geringere Verände­­rung erfuhren die Aktien der Unionbank bei 59, Austro-Egypti­­fe Bank bei 96 und Ungar. Bodenkredit-Aktien bei 30.50. Die Aktien der Nationalbank hoben sich bis 848 um fl. 6. Unter den Transportwerk­en besserten sich Karl- Ludivig-Bahn bis 208.50 und Lemberg-Grem­origer .bis 120.50 um je fl. 1, Raschau-Oderberger bis 91.50 um fl. 1.50, Franz-Josef-Bahn bis 130.50 und Grisabeth-Bahn bis 143, GStaatsbahn blieben bei 281, Lombarden bei 78 nach 77.75 und Theißbahn bei 170 vernachlässiget- Fast genau so wie geitern schlossen auf Un­g. Nordostbahn bei 98, Alföld zu 100.50, Ung. Doftbahn wurden bis 28.50 gekauft. Die beiden Nenzen-Gattungen besserten sich um 20%, $Francsitüde fielen von 9.88%, bis 9.84. Die Devise London ging bis 123 zurid. Um 2 Uhr schlossen: Kreditaktien 152.80, Anglo- Aktien 3340, Ungar. Kreditbank 123.10, 20­ g rat c e- ftüde 9.842), .. I Wien, 8. Oktober. Heute wurde zum erstenmale in der Saison ein offizieller Sonntags- V­erkehr abgehalten. Derselbe blieb wegen des geringen Besuches, dessen sich die Börse erfreute, sehr beschränkt, obwohl sich die herrschende Tendenz mit Nachsicht auf eine friedliche Meldung des Korrespondenz-Bureaus ziemlich günstig gestaltete, einen größern Kursgewinn erzielten nur Karl-Ludwig-Bahn, die bis 209.25 aus dem Markte ge­nommen wurden. Die Rapier-Nente besserte sich bis 16.75, während 2­ Francsstüde von 9.83 bis 9.81 zurückgingen. Staatsbahn verkehrten zu 281, Kreditaktien zu 153 und 153.40, Anglo-Aktien zu 83.10 und 83.60, Ung. K Kreditbank zu 123 und 125.25. Um 1L Uhr notirtem Kredit-Aktien 153-30,Anglo- Aktien83.50,ugarische Kreditbank­7-25,Lom­­barden79,Tramway 104.50,Papier-Rente 65.70, 20-FrancS-Stücke 9.811-2. (Ueber Anwendung der direkten Eise­n­­bah­n-Tarife bei Transporten,die zur Einlage­­rung in die Wiener Entrepots gelange­ 1.)wurde, wie man uns aus Wien mittheilt,seitens der Kaisers Ferdi­­nands-Nordbahn das Zugeständniß gem­acht,daß die Sendun­­gen,welche im galizischen,rumän­ische 1­ un­d russisch-sü­d«deutschen und schweizerischen Verkehre befördert werden1,bei eventueller Re­­expedition,ab den Wienc­er Lagerhäuser 11 innerhalb einer bestimmi­ten Frist(welch­e mit 6 Wochen­ bemessen werden du­rfte)die direkten billigen­ Tarife in­ Restitutionswege Anwendung finden sollen Eine gleiche Begün­stigun­g wurde seiten­s der österreichischen­ Staatsbahn­ fü­r jene Transporte eingeräumt,welche aus Ungarn stamme­n nach einem­ Verkehr­srelation­en gehen­,welche den Weg via Wien neh­­men,also vorläufig für den bairisch-österreichisch-ungarischen,öster­­reichisch-ungarisch-schweizerischen und süddeutschen­ Verkehr.Dieser Begünstigung soll indessen lediglich nur Getreide theil haftig werden­, und zwar in dem Falle,als es itc dettgleichen Säcken zur Weiter­­expedition gelangt,eine Beschränk­ung,welche erstere theilweise illus sorisch macht.Es darf 1111111«ich nicht aucßer Acht gelassen­ werden, daß die Möglichkeit der Misch­ung der Waare verschiedener Proves nienzen,um die für einzelne Absatzorte passenden Qualitäten zu erzielen,eine­­ Hauptanziehungspunkt für die Beistellung des Gewei­­bes in die Lagerhäuser bildet.Andererseits lä­ßt sich nicht verhehlen, daß die Bahnen sich diesen Schutz schaffen mijsseln weil sie sonst in die Lage kämen,auch auf jene Waare eine Frachtrückvergütung zu leisten,die gar nicht ihre Linien passirt haben.Lettztes ist klar,daß wenn beispiels­­weise russischer Weizen,der via Krakau­ kam,mit ungarischer Waare via Budapest gem­ischt wird,und die Rückvergüttung auf Grundlage des Originals Frachtbriefs angesprochen wird,die eine oder die an­­dere Rol­tezix kurz,respektive Schwinden kommt.Die Angelegenei­heit ist deshalb auch für uns von In­teresse,als nach Errichtung der Entrepots in Budapest die gleiche Sachlage hier eben­falls z.B.be­­zü­glich des rumänischenhetroides oder selbst jener Sendungen ein­­tritt,die,über die verschiedenen Bahnen­ kom­mend,zur Einlagerung, beziehungsweise Reexpedition gelan­gen.Diese Anomalie wird sich kaum beseitigen lassen und die Entwicklung des Zwischenhandels wesentlich beeinträchtigen;dieselbe wird nur dann in ihren Wir­­kungen weniger schädlich auftreten,wenn es gelingt,die Lokaltarife so zu halten,daß der Unterschied derselben gegen­ die direkten Tarife’ weniger grell isL Es wird nicht überflüssig sein,schon heute auf alle diese Umstände hinzuweisen,um bis zur Eröffnlung der Budapester Entrepots auch in den wichtigen Tarif-Angelegenheiten die nö­­thigen Stipulation feslzutreffen,da,wie mirfdhokx wiederholt Gelegenheit hatten anzudeuten,die Frachtsätze der Verkehrs-Anstalten auf das Gelingen der Unternehmung den entt­­scheidendsten Einflußhabet­. (Theißbahn.)Die Betriebs-Ergebnisse bei den Eisen­­bahnen entsprechen nicht den,zu Beginn des laufen­den­ Jahres ge­­hegten Erwartungen.So ist die Einnahme bei der Theißbahn für September nur fl. 494.000, während selbe im vertloffenen Jahre für denselben Monat fl. 603.973 betrug, daher der Vorsprung von fl. 400.000, welcher Ende un­ I. $. gegen die halbjährige Ein­­nahme des vorigen Jahres sich herausstellte, nun schon auf fl. 135.000 herabfant. Wie bekannt, haben die europäischen Börsen seit der Zeit, wo der Ankauf von Theißbahn-Aktien durch die unga­­rische Negierung der Geldwelt Besorgnisse einflößte, als ob die Steressen der Aktionäre hiedurch gefährdet würden, die Aktien von 218 bis 168 fallen lassen, wie wir glauben ohne stichhaltige Ur­­sachen ; nun dürften die fortwährenden Einbußen seit Juli der Ver­­schleierung der Kurse neue Nahrung geben.­­­erantwortlicher Nedakten : Dr. Mar Falk, Drud von Ahr­m, Wein, Dorotheagaile Nr. 14. — 1876. — Berlag der Peiter Lloyd-Befelh­aft. RER.­­­­« *

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