Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1877 (Jahrgang 24, nr. 1-25)

1877-01-13 / nr. 10

a (Einzelne Nummern 3 fr. in allen Berichteiflokalen. « «"" and « « 3 . ,. «Hamflag,13.3änner. .-x | RN . BER a er - · H ; Budapest, 13. Jänner. sz Am Schluffe eines Artikels in unserem gestrigen Abendblatte bemerkten wir, daß die ungarische Regierung über die Situation insbesondere so weit es sich um die Banksfrage handelt, zwar das tiefste Schweigen beob­­achte, daß aber eben dieses Schweigen in eingeweihten Kreisen als das Symptom einer wenig hoffnung­reichen Lage betrachtet wird. Diese Anschauung findet heute gleichzeitig in zwei, gewöhnlich gut unterrichteten Blättern ihre Betätigung. „Ellendi“ äußert sich fol­gendermaßen : Die Wiener Blätter und deren Korrespondenten erwähnen fortwährend ein Memorandum über die Bankfrage, welches die ungarische Regierung Sr. Majestät überreicht haben sol. Wir bemerken dem gegenüber, daß die ungarische Regierung ein Memo­­randum ü­ber seine einzige Frage ausarbeitete, sondern nur einen Vortrag unterbreitete, wie es die Picht und das Vorgehen der Näthe der Krone erheirscht. (Ob die Vorlage nun Vortrag oder Mer­morandum genannt wird, da dürfte wohl an der Sache nichts ändern. D. Red. b. „PB. II.”) Uebrigens ist unsere Stellung bezüglich Wiens diesselbe, wie bezüglich Konstantinopels. Wir wünschen den Frieden, wir hegen jedoch geringen Glauben an die Aufrechterh­altung desselben und fühlen, daß wir einer großen Krise nahe sind, welche — im Orient wie im Westen — vielleicht gleichzeitig,in der künftigen Woche zur Entschei­­dung gelangen wird. Ueber das Wie risliren wir feine Vorherjagung, die Aussichten können wir aber nach feiner Rich­­tung hin alsPBertrauenerwecend bezeichnen. "Hon" glaubt ebenfalls, daß in der Ausgleichs- Angelegenheit dieser Tage die entscheidende Wendung ein­­treten werde. Im Kreise der ungarischen Negierung zu­­mindest wurden die Verfügungen auch für die äußerste Eventualität getroffen. In einflugreichen Abgeordneten­­kreisen glaubt man, daß d­iese Wendung in der Demission der ungarischen Regierung bestehben würde. Angesichts dieser wenig trostreichen Erklärungen, ist es wohl von ziemlich untergeordneter Bedeutung, wenn „Ellener“ heute bemerkt, es sei wohl wichtig, daß , der M­inister des Neußern, Graf Julius Andrássy, vorgestern Abends den Minister-Präsidenten Koloman Ziga besuchte, bei welchem mehrere Mitglieder des Kabinets zum Souper versammelt waren, auch habe die Konversation nach dem Souper ziemlich lange gedauert, ein Ministerrath habe aber nicht stattgefunden“. Es mag sic wohl auch hier nur um den Namen handeln und die Auffassung des „Ellendr” ist gewiß in dem Sinne forrest, als an einem förmlichen „Ministerrathe“ Graf Andrássy, der nicht ungarischer M­inister it, nicht hätte theilnehmen können. Allein daß die „Konversation“, welche bi­s 2 Uhr nach Mitternacht währte, sich um sehr ernste Dinge drehte und daß die Theilnehmer an derselben nicht in jener Stimmung auseinandergingen, wie man sie von einer heitern S Konversation nach einem schmadhaften Souper heimzubringen pflegt, dürfte wohl von seiner Seite in Abrede gestellt werden. Wie man uns aus Wien schreibt, it am 10. b. M., am legten Tage der Funktionsdauer der vielerörterten rumänischen T­arifkommilssion, eine Ver­ständigung erzielt worden. Das Elaborat wird jet defini­­tiv festgestellt und von den beiderseitigen Delegirten unter­­fertigt werden, wonach die Handelskonvention mit Rumänien als perfekt zu betrach­­ten ist. Obwohl eine Wiederholung der bekannten r­u­m­ä­­nischen Juden-Erzeste in Bassui nicht einge­treten ist, hat, wie wir erfahren, der Gerent des Generals Konsulats in Bukarest Ritter v. Bosizio doch telegraphisch den Auftrag erhalten, einen Beamten des Generalkonsulats zur Untersuchung der jüngsten Vorfälle und zum Schuße der österreichisch-ungarischen Nation­­alen gegen eventuelle weitere Aus­schreitungen nach dem genannten Orte abzusenden. Wie uns aus Konstantinopel telegraphisch gemeldet wird, hat die Situation daselbst seit der legten, vorgestern stattgehabten Konferenz-Sigung an Spannung­ erneuert zugenommen. — Dan fühlte sich entschieden ent­­läufigt, als die türkischen Bevollmächtigten mit den, von den Konferenz. Mitgliedern mit Gewißheit erwarteten neuen Borschlägen nicht hervortraten, sie vielmehr den wesent­­lichsten Punkten des Konferenz Programms, speziell der Garantie-Kommission gegenüber erneuert ablehnend aussprachen. Diese Thatsache gab für die kurze Diskussion den Ton, welcher wenig hoffnungsreich gewesen. — Be­merkenswerth war die Entschiedenheit, mit welcher der Ver­­treter Deutschlands sich gegen jedes weitere Nach­­geben erklärte. — Auch General Ignatieff sol sowohl in der Konferenz als auch außerhalb derselben nun wieder einen merklich [hrofferen]Zon anschla=­gen — ‹o hat also der friedlichere Wind mit einem male vollkommen umgeschlagen, und man sieht der nächsten für Montag anberaumten Situng mit ängstlicher Span­­­nung entgegen. Am größten ist jedoch diese Spannung in den muselmanischen Greifen selbst, und ist dort die Gäh­­rung im Zunehmen. Die Gegner Midhat’s bearbeiten das Terrain in einem dem Großvezir wenig freundlichen Sinne, und it es Dachaus nicht ausgeschlossen, daß die eventuelle Abreise der Vertreter der Mächte für Midhat’s Regime und seine Stellung verHängung von unnerven und weigegende Krisen zur Folge haben könnte.­­ Währen­d jedoch die vorstehenden Konstanti­­nopler Meldungen entschieden­ düster klingen,scheint man nach den neuesten Mittheilungen unserer Wiener Korrespondenten in unseren leitenden Kreisen die Sache für nicht so bedenklich anzusehen und da selbst die Hoffnung durchaus noch­ nicht aufgegeben zu haben,daß die Pforte im­ letzten,aber gerade nur im allerletzten Momente doch nachgeben und sich den vereinigten Forderungen der Mächte fügen werde. Wie weit diese Hoffnung begründet, muß uns die Zukunft lehren ; bisher hat diese Friedenz- I­E KESTRESZESLEEES schon manches glänzende Fiasto erlebt. « In Petersburger Kreisen betrachtet matt,nach einer unszugehenden Meldung,die Abreise der sämmtlichen Ver­­treter der Mächte, und mithin das Scheitern der Konferenz als beinahe außer Frage stehend und glaubt, daß General Ignatieff kaum noch die fünfzige Woche in Konstantinopel zubringen werde. Bemerkenswerth ist aber die weitere, allerdings bisher nicht näher erhärtete, Meldung, daß die Beziehungen Naßlands zur Pforte doch die Abreise Ignatieffs nicht vollständig abgebrochen, sondern die Geschäfte vorerst durch einen Geschäftsträger weitergeführt werden sollen. Einer unserer Wiener Korrespondenten schreibt:­­2 Wien, 12. Jänner. Wir gewöhnlichen Sterblichen brau­­chen uns wahrlich vor dem offenen Geständnisse nicht zu flümen, daß wir über die Chancen der Konferenz nachgerade kein Urtheil mehr haben ; wenn selbst die offizielle Welt auf einer stets wechselnden Basis sich Schaufelt und von einem Tage zum andern nicht weiß, ob der nächste Morgen Krieg oder Frieden bringen werde, dann ist es jedenfalls angezeigt, auf das Schlimmere gefaßt zu sein und — logisch noch dazu — als entschieden anzunehmen, daß Rußland und die Pforte sich in so kolossalen­­ Rüstungen und Gegenrüstungen nicht erschöpfen würden, um von ihnen schließlich seinen Gebrauch zu machen. Inz­wischen taucht Kombination auf Kombination auf, mei­­stens allerdings noch bloße Kombination, aber doch stellensweise mit einer ge­wisten innern Berechtigung auftretend. Dazu möchte ich namentlich jene Meldungen zählen, welche die Möglichkeit in’s Auge faßt, daß Serbien unter die Suzeränität, nit mehr der Pforte, sondern Oesterreich-Ungarns gestellt werde und man dürfte umsom weniger Ursache haben, die Frage obenhin zu behandeln, als sie in Berlin geboren und mit der künftigen Stellung Rumäniens in engen Zusammenhang gebracht ist. Die Verantwortung für die Richtigkeit dieser leiteren Mittheilung müssen wir selbstverständlich ganz und gar unserem Herrn K­orrespondenten überlassen. Im Morgen Mittags um 1 Uhr findet, wie die „Pester Kor­­respondenz“ erfährt, unter Borfis Sr. Majestät ein Ministerrath statt, an welchem f­ämmtliche Mitglieder der ungarischen Regierung theilnehmen werden. — Die Advokatenprüfungs-Kommission hielt gestern eine Vienar-Sigung ab, zu welcher sowohl die von der Regierung ernannten als auch die duch die Budapester Advokaten-Kammer ge­­wählten Mitglieder nahezu vollzählig erschienen waren. Der Prä­­sident-Stellvertretr Manojlovics verehb­te über die Resultate der Wovokaten-P­rüfungen im­ahre 1876. Demgemäß haben im Laufe des Jahres 1876 vor der Budapester Prüfungs-Kommission 370 Revolaturs-Kandidaten die Prüfung bestanden. Rejizirt wurden 140 Kandidaten. Die Zahl der­­ Durchgefallenen" betrug also 27­,,%, ein Verhältniß, welches mit Hinblick auf die früher leider zu weit getriebene „Nachsicht” ein erfreuliches genannt werden muß. (In Maros-Bájárhely besteht bekanntlich gleichfalls eine Adnotaten­­prüfungs-Kommission für die siebenbürgischen Landestheile.) In der Plenar-Versammlung wurde auch ein lebhafter Gedankenaustausch über das Maß der an die Kandidaten hintürzustellenden Anforde­­rungen gepflogen,damit zwischen den einzelnen Prüfungsssenaten eine gewisse Uniformität hergestellt werde .Ueber­ diesonferenz schreibt man der,,Kölnischen Zeitung«aus Konstantinopel: «Auf englischer und sicherlich auch auf österreichisch-ungarischer Seite huldigt man«ent«schieden«der Uebereugung,daß die Absichten Rußlands einer friedlichen Beilegung fest günstig sind, wenn dabei nur eine Verstärkung des russischen Ginfluffes auf der Balkan- Halbinsel herauskommt. So mie die Angelegenheiten fest vor sic , ist für Legteres allerdings wenig Aussicht vorhanden. Die lamage eines Rackzuges wird zwar auf die übrigen Mächte ebenso schwer fallen, wie auf Rußland­­, aber England wird eine Vermin­­derung seiner Macht am Bosporus viel weniger schmerzlich empfin­­den, wenn die russischen Eroberungsgelüste gleichzeitig einen ge­­hörigen Schlag empfangen haben. Mit Oesterreich-Ungarn steht es fast ebenso. Der Graf Zichy handelt so lange in Uebereinstimmung mit dem Baron Galice, dem österreichisch-ungarischen Generalkonsul in Bukarest, als es die Ga­rette verlangt. Darüber hinaus aber hört Jur­te Die Solidarität des Delegim­ent­ums auf. Wautce TE VIEL zu jung, um neben Zichy als ebenbürtiger Diplomat zu fungiren, auch wenn er Legieren durch seine größere Kenntniß türkischer­­­erhält­­nisse übertreffen mag. Was aber hindert den Baron v. Galice, wenn er den Sultan allein besucht, diesem eine aushaltende Yeitigkeit anzurathen ? Was hindert ihn, wenn er für seine Berson der Welterzeugung ist, daß Rußland­ die Mächte benügen will, um sich von Diesen den gezüdten Degen wieder in die Scheibe stecen zu lassen, dies Abdul H­amid privatim mitzutheilen ? Die Konferenz ist eine Komödie. Die Diplomaten befinden sich augenblicklich in einer diplomatischen Sadgasse, aus der sie sich ohne Blamage nicht zurück­­ziehen können. « « « « Ein Diplomat in Konstantinopel hat dieser Tage die Reußerun­g gethan­»Wir haben einen Fehler gemacht.Wir haben vergessen,daß indes in Türkei auch Türken wohnen.'«­­Ueber­ die Konferenz Sitzung vom­ 11.d.1 wird der »Pol.Korr.«aus Petersburg telegraphirt: Die gestrige Konferenszitzung in Konstantinopel ist gänzlich resultatlos verlaufen.«Es ist fraglich,ob Generangnatiesft hoch an einer­ Sitzung wenn eine solche stattfinden sollte,theilnehmen werde. Wa viheinfic verläßt er am Mittwoch Konstantinopel. Nelidoff bleibt als Geschäftsträger dort zurück. == Aus Bukarest, 12. Jänner, wird (in Bestätigung des Telegrammes in unserem gestrigen Abendblatte) der „Pol. orr." telegraphisch gemeldet : . .. Die rumänische Regierung fühlt sich von den vom türkischen Minister des Yeußern, Savfet Pardja, dem rumänischen Agenten Demeter Bratiano gegebenen Aufklärungen über das durch die otto­­manische Veh­assung angeblich intakt belassene staatsrechtliche Ver­ bältung Rumäniens nicht beruhigt, und dringt auf eine Korrektur der betreffenden Verfassungs-Artikel, welche einen internationalen Charakter haben müsse. « « « Die hiesigen Studenten veröffentlichten einen energischen Prot­­est an die Auffassung der staatlichen Stellung Rumäniens seitens er Bforte.­s» Die rumänische Regierung hat, wie das „Tagbl.“ mittheilt, mit den Kabineten von Paris, London und Rom provi­­sorische Deklarationen ausgetauscht, worin den Nationalen Kies der drei Staaten die gleichen Begünstigungen eingeräumt werden, wie sie Oesterreich-Ungarn in der mit Rumänien abgeschlossenen Handelskonvention erlangt hat. Zuvor hatte die rumänische­­­egie­­rung in die gedachten Deklarationen einen Spezial-Artikel auf­­genommen, welcher bestimmte, daß bezüglich der französischen, engli­­sen und italienischen Juden dieselben Vorbehalte gelten, welche bezüglich der österreichischen Juden in der mit Oesterreich abgeschlos­­senen Konvention ausbedungen wurden und demnach die Juden der genannten drei Staaten auf gleichem Muge mit den­ österreichischen Juden behandelt werden sollen. Sämmtliche drei Kabinete von Paris, London und Rom haben jedoch diesen Spezial. Artikelbetreffe der Vorbehalte in Ansehung der Juden gestrichen, sie haben es abgelehnt, ihre Juden in Rumä­­nien auf dem gleichen Fuße mit den österreichischen Juden behandeln zu lassen und die rumänische Regierung hat schließlich die ermahn­­ten Deklarationen auch ohne diesen famosen Spezialartikel ratifizirt. € Berlin, 11. Männer. Die Fortschrittspartei, oder richtiger das von ihr eingeföste Zentral-Wahlsomite, hat alle Ursachen, den gestrigen Tag Sc­warz im Kalender anzustreichen. Die Enttäus­chung ist groß und scmer. Selten ist eine Partei mit so hochfliegen­­den Plänen in den Wahlkampf eingetreten, selten wurden tühne Hoffnungen so sehr durch die Thatfahen gerechtfertigt. Die Haupt­­stadt des Deutschen Reiches galt für die unbestrittene Domäne der Fortschritts-Partei und von den sech­s Mandaten, welche sie zu ver­­geben hatte, blieb nur ein einziges in dem Besis des früheren Inhabers, Franz Dunder. Mit eigenthümlicher Selbstü­berhebung hatte man namentlich den Nationalliberalen den Handschuh ein­­geworfen, welche bis dahin die Berliner Bezirke, kampflos dem Partischritt überlassen hatten. Sehr nun gemilsem­aßen zum Kampf herausgefordert, suchten sie sich zu zählen und der Name Mar v. Fordenried’s, des bisherigen Reichstags-Präsidenten, war sicherlich gerechtet gewählt und vorzüglich geeignet, den zerstreuten P­arteigenossen als Wahrzeichen zu dienen, um das man sic) fhaaren müsse. So kat man dahin, im ersten Wahlbezirke eine relative, na­­tionalliberale Majorität auf Fordenried gegen den wenig sympathi­­schen Max Hirsch,Begründer der deutschet­ Trade-Unions,zu vers­einigen,während bei der Stichwahl der Sieg des nationalliberalen­s Forckenbeck kann­ zweifelhaft erscheint,da die den Ausschlag gebenden­ Sozialdemokraten gerade in Hirsch ihren direkten und persönlichen Widersacher erblichen. Im zweiten und dritten Wahlkreise, bishen die Domäne der Fortschrittler, Blog und Herz, erhielten die Soziale­demokraten fo­tosogiale Minoritäten, daß es ihnen gelang, in die engere Wahl zu kommen und hier geben die Na­tionalliberalen in der Stichwahl den Ausschlag, wahre fcheinlich zu Gunsten der beiden Bewerber aus dem fortschrittlichen­ Lager. Aber die Sozialdemokraten müssen sich in Berlin als Die eigentlichen Herren des Wahlkampfes betrachten. Sie siegten mit ihren Kandidaten, Frisfcie dem Zigarren-Arbeiter, und Hasenclever dem Publizisten, über Cberti im 4. und Dr. Banks im 6. Wahl­bezirk­. Beider Man­dateverluste hat das Zentral-Wahlsomite der Fortschritte-Partei sich selbst und seinem Gigensinn zuzuschreiben. MIA Az­akk­aba­u. politischen Sinne. Beide waren nicht fähig, besondern Enthusiasmus marron Männer mit Schmachen Schultern Die Sozialdemokraten hervorzurufen und obwohl man wußte, daß Beide auf den exponiv­­terten Plagen kämpften, und obwohl es an Warnungen nicht fehlte, beharrte man doch dabei, Eberts und Banks festzuhalten, um sie fe­hlend in den Staub geworfen zu sehen, haben in fast entschredender Weise Position nach Position errungen, sie vereinigten sogar im Geheimrathsviertel (zweiten Wahlkreis) auf ihren Kandidaten, den Schriftleger Baumann, 4500 Stimmen, gegen den alten Fortschrittsmann Klos. Sie haben deshalb auf alle Ursache, wie sie gethan, den gestrigen Tag als Volksfeiertag zu bezeichnen. Allein man muß doch auch zugeben, daß ihnen die Indolenz der Berliner Wählerschaft und das taktlose Verfahren des fortschrittlichen Wahlsomites, in welchem Nichter und Parrisius fast ausschließlich das große Wort führten, die Wege über Gebühr geebnet haben. Beide Männer haben der Partei und zu­gleich der liberalen Sache größeren Schaden zugefügt, als sie zu verantworten vermögen. Haben sie doch auch im Lande, Groß aller zur Schau getragenen Zuversicht, so weit bis­het zuverlässige Nahe­richten vorliegen, nur an Terrain verloren. Es wird ein anderer Beist im Rathe der Fortschrittspartei maßgebend werden müssen, sol anders die Scharte ausgewest werden, welche die Fraktion ere Die Gefahr, welche dem Liberalismus aus dem Ueber­ litten, wuchern der Sozialdemokraten, welche anscheinend zwanzig Site err­obert haben, zu drohen beginnt, ist eine verständliche Mahnung zur Ver­öhnung der liberalen Parteien untereinander, denn die Regie­­rung dürfte wohl eher geneigt sein, den Sieg der Extreme von h inte doch ein Ginlenfen nach rechts hin wieder wettzumachen. " im a Vageswenigkeiten. (Hofjagd.) Heute fand eine Hofjagd statt, zu welcher das Meer in Göd angejagt war. Ihre Majestäten fuhren kurz nach 10 Uhr zum österreichischen Staatsbahnhofe, wo ein Separat-Hofzug für die Jagd-Gesellschaft bereit stand. Im Gefolge ihrer Maje­­stäten befanden sich ungefähr 25 Mitglieder der NAristokratie. Dar­unter Graf Julius Andrassy und Lord Buchanan. Auch Baronin Becsera nahm am Jagd-Ausfluge Theil. Die Gesellschaft pffupixte fünf Salon-Waggons, welchen weitere fünf Lastwagen angekoppelt waren, worin die Jagdpferde mitgeführt wurden. Der Separatzug fangte kurz nach 11 Uhr in Göd an, wo die Gesellschaft sofort zu Pferde stieg und die Jagd gegen §­ 12 Uhr begann. A · (Se.Majestät der König)wird nächsten Donnerstag·,ss am 18., b. in der Hofburg zu Ofen öffentliche Audienz ertheilen. Borz­merkungen werden bis zum genannten Tage in der Kabinetskanzlei Sr. Majestät entgegengenommen. (Unterrichtsminister Trefort)erschien heute sinn SUhr Vormittags in der höhern­ Staats-Mädchenschu­le,wo sich­­bereits früher der hauptstädtische Schuiinspektor Herr Gregor Böja eingefunden hatte.LeExzellenz widmete dem Unterrichter in jeder einzelnen Klasse der Anstalt eingehende Aufmerksamkeit, ließ an die Zöglinge mehrere Fragen richten und äußerte sowohl über die Antworten der Schülerinen als auch über den Unterricht und über­ die ganze Einrichtung der Schule seine volle Zufriedenheit. Der Unterrichtsminister verweilte von 9 bis nahezu halb 11 Uhr. Der Schul­ Inspektor Bója sprach sich dem Lehrkörper gegenüber voller Anerkennung über das Institut aus, welches er eine „Berle der Hauptstadt” nannte. (Ernennung.)Der­ Kultus-und Unterrichtsminister hat« den ehemaligen Abgeordneten Julius Topf zum Sektionsratl­ in diesem Ministerium ernannt.Die Ernennung wird-wie»Hon«« meldet-demnächst im Amtsblatte publizirt werden. (Hymene)Am Sonntag fand in Gyöngyös die Vermäh­­lung der Prinzessin Auersperg mit dem Oberlieutenant Grafen Josef Westphalens Raban statt. (Todesfälle.)Der Ministerial-Konzipist Josef Def­­sewffy,einer der tüchtigsten und fleißigsten Beamten des Finanz­­ministeriums,ist gestorben.Noch vor wenigen Tagen­ erschien er guk- - ·-«-· -« » M « Daniel Deronda. Von George Eliot. — Deut von Adolf Strodtmann, an Bierter Band. — Siebentes Buch. Mutter und Sohn. (124. Fortlegung.) 53. Kapitel. Je Bortheile, daß ihr Gemahl seine Macht bewüge, Madonna Pia, deren Gemahl, da er sich von ihm getranst fühlte, sie in sein Schloß auf den Sumpfebenen der Maremma schleppte und sich dort ihrer entledigte, bildet eine rührende Gestalt in Dante’s Fegefeuer unter den Sündern, die vor ihrem Ende be­­reuten und auf eine mitleidige Erinnerung bei ihren Landsleuten hofften. Wir wissen wenig über die Ursachen gegenseitigen Mißver­­gnügens zwischen dem fienesischen Ehepaare, aber wir dürfen mit einiger Sicherheit schließen, daß der Gemahl nie ein sehr angeneh­­mer Gefährte gewesen war, und daß seine unangenehmen Sitten an den Ebenen der Maremma einen Hintergrund hatten, der sie be­­trächtlich beförderte , aus welchem Grunde er bei seinem Verlangen, seine Gattin mit dem Tode zu befrafen, die Natur der Dinge in so fern gegen sie hatte, daß er, indem er sich von ihr befreite, nicht umhin konnte, die Befreiung zu einer gegenseitigen zu machen. Und so darf man, ohne Hartherzigkeit gegen die arme toskanische Dame, die fett Langer­ Zeit erlöst worden ist, sich berechtigt fühlen, an sie "1. einem weniger sympathischen I­nteresse zu denken, als an die ‚8 besser bekannte Gewendelen, welche, statt von ihren B­erirrungen auf Erden erlöst und von den Wirkungen dersslben im Wegefeuer eräutert zu sein, figg eben fest aufs fehlimmste in jenen verhängniß­­sollen. Marchen verwirrt hat, welche drinnen fester als draußen ge­­stopft werden, und Die innere Dual oft unverhältnißmäßig über­­ dB Maß bdeffen hinaus steigern, was al die äußere Ursache erfenne Sur­tt­­a Grandcourt seine Gemahlin auf eine Segelfahrt mit­­nahm, hatte er seinerlei­­ Absicht, sich ihrer zu entledigen ; im Ge­­gentheil, er wollte sich noch mehr die Ueberzeugung verschaffen, daß sie sein Gigenthum Jet, mit dem er nach Belieben schalten könne, und ihr dasselbe Bewußtsein beibringen. Außerdem liebte er selbst das Umhersegeln in einer Yacht: dieser träumerische, nichtsthuerische Absolutismus, unbelästigt duch gesellschaftliche Ansprüche, sagte sei­nem Charakter zu, und er betrachtete dies Leben auf der See nicht im Geringsten als ein Xequivalent für die Dede der Marenma. Er hatte seine Gründe, Gmendolen zu entfernen, aber es waren Gründe, die bei ihrer bloßen Angabe schwarz erscheinen können. Gr­argwöhnte in ihr eine zunehmende Oppositionsluft, und sein Gefühl in Betreff der sentimentalen Neigung, welche sie für Deronda ver­­riet, war dasselbe, was er bei einem andern Manne Eifersucht_ ge­­nannt haben würde. Bei ihm selbst erschien es nur als ein Ent- Schluß, solchen Narrenposten ein Ende zu machen, wie sie bei jenem abgefarteten Besuche Deronda’s, den er gemittert und gestört hatte, vorgeflommen sein mußten. « Und Grandcourt hätte mit Fug sagen«können,«daß erweils kommen berechtigt sei,Sorge dafür zu tragen,daß seine«Gemahlin die übernommenen Verpflichtungen«erfülle.« Ih­re Ehe sei ether­­trag,wo alle alleniesilligen Vorthecke auf ihrer Seite traren,findes i­eh­r einer bie sie an einer s­chimpflichen, sich selbst kompromittigenden Handlung oder einem unfriidlichen Benehmen zu hindern. Er miffe recht wohl, daß nicht Liebe zu ihm persönlic­hie betrogen habe, ihn zu beh­atben,­­ ihr Widerstreben gegen gewisse Thatsachen zu überwinden ; er habe sie durch Rang und Lurus, die er ihr habe bieten können, ge­­wonnen, und die habe sie erhalten: er habe seinen Theil des Ver­­trages­ erfüllt. ««« «« Undeendolen kannte,wie«1virwissen,ganz genau die«Si­­matten-Sie konnte sich nicht mit der Behauptung entschuldigen, daß der Vertrag ihrerseits eine stillschweigende Bedi­ngt«­ng entha­lten habe,—nämlich daß sie das Scepter zu führen und ihren Willen zu haben gedachte. So sehr sie sich in früherer Zeit ihren Herr­­scherlaunen überlassen hatte, war sie Doch. seine jener beschränk­­ten­rauen, welche das ganze Leben hindurch all ihre selbstsüchtigen Ansprüce für Rechte, und jede Anforderung an sie selbst für ein Unrecht halten. Sie trug einen Wurzelleim von Gehilsen in ihrer Seele, und der Läuterungsprozeß des Wegefeuers hatte für sie auf der grünen Gide begommen : sie mußte, daß sie gefehlt habe. Allein verleget Cudd jegt in die Seele dieses jungen Geschö­­pfes, das sich, durch das blaue Mittelmeer von der Welt geschieden, auf dem Heinen Wlanteneiland einer Yacht, der Domaine des Gemahls, befand, an den sie si wiffentlich verkauft und der ihr den bedungenen Preis gezahlt, — ja, in Betreff der schönen Leibrente für ihre Mutter mehr, als sie verlangte, gezahlt Hatte, — des Gemahls, an den sie ihre Wahrheitsliebe und ihr Geretigkeitsgefühl ver­­fauft hatte, so daß er dieselben gefiebelt hielt und sie mit suges­cchnürter Kehle hinter sich herschleifte, um sich einspruchslos seinem Willen zu fügen. «­orner durfte sie sich beschweren?Die Yacht war allers liebst,die Kajüte prächtig ausgestattet,nach Cedern holzdustend, weichgepolstert,mit seidenen Verhängen«und Spiegeln rings an den Wänden;die Mannschaft so,wie man sie für ein elegantes Spiel­­zeug irgendwünschen konnte.Einer hatte sparkrause Locken,echten Bronceteint und blinkende Zähner und Herrush war nicht da,denn er war nach England zurückgereist,«sobald er sich«versichert«hatte, daß Alles,Passagiere evoetemnglücklich an Bord sei.Oben«drein liebte Gwendolen das Meer:es machte ge­richtseek­ank und die Takelage des Schiffes zu betrachten und b­edanken die nothwendigen Anord­­nungen vorauszusehen,war emeert von Amüsemend das«ihrer Thätigkeitslust und ihrer Freude an Herrschaftsträumen Befriedigung hätte gewähren­ können,das Wetterxparschön,undne"fuhren süid­­wärtskmn der Küste entlang,woselbst der vom Regen durchfurchte, von der Hitze zersprungene Lehmedelsteingleicht von purpurnen Schat­­ten funfelt, und wo man zwischen blauem Himmel und blauer See in einem wachen Treaume schweben kann, daß alles Leid aus der Welt verschmunden sei. Aber was vermag jenen Hunger des Herzens zu füillen, der dem Auge die Schönheit verhaßt und die Tüße Ruhe zur Dual macht? Welches muselmanische Baradies könnte die schredliche Wuth moralischen Abscheus und gebuchten Widerstandes beschwichti­­gen, die wie ein zehrender Schmerz, der sich zur "olterpein steigert, den Seiit auf je giftgeschwängerte Elend konzentrirt ? Während Gmendolen, Abends auf ihrem Polsterfig thronend und die Pracht von Meer und Himmel betrachtend, die wie in dem sanften Glanz einer unbegrenzten Liebe verschwamm, sich der Ba ergab, daß Grandcourt bei seinem Auf und Ahmwandeln auf dem Berded nicht bei ihr stehen bleiben, sie nicht ansehen oder anreden würde, horchte vielleicht unter dünftigem Himmel ein Weib, das den Preis der Eier bei der Zureitung des Mittagsmahles in Betracht ziehen mußte, auf die Mufit eines Schrittes, der jedes Risito von ihrem Vorgeschmach der Freude entfernen wi­rde, berechnete vielleicht ein Paar, das, Wange an Wange, über einer Arbeit gebeugt saß, die das Eine aus­­führte und an der das Andere sich freute, den Gewinn, melcher sie rei genuug machen würde, um einen Festtag unter Ginster und Haideh­aut zu verbringen. Hatte Grandcourt die geringste Vorstellung von dem, was in der Brust seiner Gemahlin vorging? Er begriff, daß sie ihn nicht liebe , aber war das nothwendig ? Sie befand sich in seiner Gemalt, und er war nicht rei­fisch wie einige sanguinisch angelegte Bet­­­onen mit der ee­dur beruhigen, daß er von Ledermann und mit Mecht geliebt sei.. Was aber gänzlich außerhalb seiner Vor­­stellung lag, war, daß sie einen speziellen Widerwillen gegen ihn Br ih haben könne. Wie sollte das möglich sein? Er selbst wußte, was persönlicher Widerwille sei . Niemand wußte es besser: sein Geist hatte ein scharfes Gefühl davon, was für „Rieczeug“ seine Mitgeschöpfe wären, sowohl männliche wie weibliche , was für abscheulich ungeüb­te Sitten sie hätten, was für ein geziertes Lächeln, was für, Manieren, mit ihrem Schnupftuch zu spielen, mas für schlecht figende Kleider, was für Lavendelmalter, mas für glügende Augen, und was für alberne Einfälle, sich durch überflüssige Bemer­­kungen angenehm machen zu wollen. In dieser kritischen Ansicht von den Menschen hatte er eine gemisse Verwandtschaft mit Gmendolen vor ihrer Hochzeit, und wir wissen, daß die eleganten Blasirtheiten, mit denen er sie unterhalten, eine anziehende Iwfung auf sie geübt hatten. Daher begriff er ihren Widerwillen gegen Lush. Aber wie sollte er ihren jegigen Widermwillen gegen Henleigh Crandcourt ver­­stehen oder begreifen ? Einigen Männern gelingt es, die Nichtexistenz einer äußeren­ Welt nicht allein zu behaupten, sondern daran zu glau­­ben, daß sie Gegenstände des Abscheus für ein meibliches Wesen sind, ohne daß man es ihnen mit dürren Worten sagt. Allein Grandcourt gehörte nicht zu dieser exzentrischen Denkerschaat. Er hatte sein ganzes Leben hindurch Ursache gehabt, eine schmeichelhafte Ansicht von seiner eigenen Anziehungskraft zu Den und si in einen schönen Gegensaß zu den Männern zu stellen, die, wie er sofort ein­­sah, einer­rau von Deshimad zuwieder sein mußten. Er hatte sei­­nen Begriff von einem moralischen Absehen, und hätte nicht glauben können, wenn man es ihm auch gesagt hätte, daß es einen Groll und Gel geben samt, welche die Schönheit allmälig midermärtiger als Häßlichkeit machen dar Die Entrüstung über jenen äußern Tugendprint, in welchem haffenswerthe Dinge einherzustolzigen oder einen hochmüthigen Vorzug zu finden vermögen. Wie hätte also Grandcourt ahnen sollen, was in Gmendolen’s Innerem vorging. Denn ihr Benehmen gegen­einander gab seinem Beobachter ein Aergernish,­­­ nicht einmal der fremden Dienerin, die als sicher gegen Seekrankheit engagirt worden war, noch Grandcourt’S eige­­nem erprobte Bedienten ; und noch weniger der pittoresken Mann­schaft, welche sie als das Muster eines vornehmen Ehepaares ber teachtete. Er geselliges Beisammerjein bestand vorherrschend in einem gebildete Schweigen. Grandcourt machte seine historischen Bemerkungen, auf welche Gewendelen die Antwort eines Lächelns hätte verweigern, er führte sein müßiges Gevlauder, welches Anlaß zu einem kleinen Streite hätte geben können. Er mar auf’s höf­­lichste befliffen, ihr, wenn es noththat, einen Mantel oder Shaml umzubhängen und ihr jeden Gegenstand an reichen, bebeffe er sie bedürftig sah, und sie konnte nicht in den Mangel an Lebensart­­e eine derartige Höflichkeit unartig anzunehmen oder ab­­zumessen. « Grandcourt stellte seine Wohr und sagte:Dort­ im «Fuß«eh jeges Felsens liegt eine Zuckerrohrpflanzung;willst Du­ Seeen« Gmendolen antwor­tete:Jabitte,in dem Gedanken,daß sie den Versuch machen müsse,sich für Zuckerrohrpflanzungen als etwas,«das außerhalb ih­rer persönlichen­ Angelegenheiten läge,zu interessiren.Dann spazierte«Grandcourt rauchend lange seit auf und­ nieder­ deutete gelegentlich auf ein Segel am Horizont und setzte sich schließlich hin und betrachtete vendolen mit seinem ge­­kniffenen,reglosen Bl­icke,als wäre sie ein Theil der vollkommenen acht,während sie,indem Verkußt sei,daß sein Auge­ auf ihr ruhe, ich«all«eMi1begab,dems­elben nicht mit dem ihrigen zu begegnen. Bei Tzsche bemerkte er vielleicht,daß « «« «das Obst schlecht wu­rdeun’»d«" sie irgendwo anlegen mußten­ um frischen Vorrath einzunehmen;’ oder wenn er sah,daß sie keinen Wein trank,fragte er sie,ob­ sie eine andere Sorte vorzöge. Eine Dame mußte auf diese Dinge an­­gemessen erwidern; und wenn sie nicht schon aus anderen Ursachen jeden Zant vermieden hätte, wäre es unmöglich gewesen, einen Zant mit Grandcourt zu beginnen: sie hätte ebenso gut zornige Bemerkungen gegen eine Schlange machen­ können,die ohne Eit­­ladung zierlich in ihrer Kajüte«heru­mspaziert wäre-Und welcherlei Streit könnte ein Weib,das eine Spur von Stolz und Würde be­­fuhe, auf einer Dacht beginnen ? 63 gewährte Grandcourt eine hohe Befriedigung, seine Ge­mahlin auf diese Art als Gefangene um­herzuführen: es­ verlieh ihrem Leben in kleinem Maßstabe eine königliche Repräsentation und Publizität, wobei jede Vertraulichkeit ausgeschlossen war und jeglicher thun mußte, was von ihm erwartet wurde, wie sehr er auch insgeheim dagegen Protest erheben mochte — erhöhte doch der Protest (da er strengstens geheim blieb) noch den Netz des Despotismus ! Für Umwendelen, welche selbst in der Freiheit ihrer Mädchen­ zeit äußerst selten einen Schimmer von Heroismus oder Grhabenheit erblickt hatte, war das Medium, welches sich fest überall vor the Auge job, dieser Gemahl und ihr Verhältniß zu ihm. Die Wesen, die uns am nächhsten stehen, sei es in Liebe oder Haß, bestimmen oft thatfachlich unsere Weltanschauung, und ein Strohtopf von Heren oder Dame, den wir im Vorübergehen ungern als ein voll­­giftige Exemplar der Species Mensch passiren lassen, wirkt viell­eicht als eine trübselige Lebenstheorie in den Gemüthern Derer, die mit ihnen leben, wie ein Stück gelben und wellenförmigen Glases, das die Form verzerrt, und die Farbe zur Welt macht. Ihre platten Phrasen, ihre Leinlichen Standpunkte, ihr niederer Argmnwohn, ihre liebeleere Blasirtheit sind, im Stande, das Leben eines Anderen zu nichts Besserem zu­­ machen, als zu einem Spa­­ziergang doch ein Pantheon häßlicher Gegenbilder. Gmendolen hatte ein Glasfenster von dieser Art­­ vor sich, welches das Ferne eben so sehr wie das Nahe affizirte.. Einzelne unglückliche Frauen trösten sich mit der Möglichkeit, daß sie Mütter­ merden können ; allein Gmendolen fühlte, daß ein Kind zu­m wünschen für sie gleich­bedeutend damit wäre, mit der Vollendung des Unrechts, Dessen sie sich schuldig gemacht, einverstanden "zu sein. Sie konnte Khögít noch fürchten, daß sie Mutter würde. CS. mar nigt das Bild eines neuen, lieblich knospenden Lebens, das als, eine Vision der Be­freiung von der Monotonie des Esels zu­m Bild von anderer Art. In den aufgeregten, wogenden Stadien der Berzmweiflung kamen Strahlen der Hoffnung in­ der Gestalt eines möglichen Unfalls. Bei der Wohlthat eines Unfalls zu verweilen, war ein Zufluchtsmittel gegen schlimmmere Befruchtung. (Sortfegung folgt:) « 53 eins-« ihr kam:es war»kein«« a nenn Dune ame. ·'. J­uj 4 ő

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