Pester Lloyd - Abendblatt, November 1877 (Jahrgang 24, nr. 251-275)

1877-11-08 / nr. 256

> Es C Einzelne Nummern " Donnerstag, 8. Novenbe EKE E Oman ESZME ee in allen Verschleißlokalen.) 3 gen 3 Sudagvest, 9. November. = Die Wendung, die in dem Kriegs­glade der Tiefen eingetreten, beginnt ihre Wir­kungen in immer bebenflligerer Weise zu äußern. Wir sagen dies nicht blos mit Bezug auf Nußland, dessen Journalen die Erfolge in Asien zu Kopf gestiegen, deren Sprache aber vielleicht doch nicht den Ausgauungen des offiziellen Nub-­lands entspricht, sondern wir sagen dies mit Bezug auf die türkischen Zustände. In Konstantinopel herrschte eine Zeit lang eine leidliche Ordnung, es sind wenigstens wieder einige Monate ohne einen Örohvezivats- oder Ministerwech­sel­ vertroffen, und das mit den Waffenerfolgen zurücgekehrte Bertranen zu der Regierung und dem Sultan war gewiß die Hauptursache, weshalb wir in den legten Monaten vo­n Berichten über neue U­­wälzungen im Innern der Türkei verregent geblieben. Nun, wo sie das Kriegsglad von den­­ türkischen Waffen wieder abgewendet, brechen die alten Wunden wieder auf und hat in der türkischen Hauptstadt eine tiefgehende Währung plaßgegriffen, die gerade in Dies­­­sem Augenblide um so bedenklicher ist, als ja auch die äußere Situation mit jedem Tage kritischer wird. Rod­mans­­ gelt es an ausführlichen authentischen Berichten, allein so viel ist Schon aus den Meldungen, die uns zugegangen, ersichtlich, "daß man die Bedeutung der neuerlich entdecken Verschwd­­zung diesmal nicht unterfragen darf. Es handelt sich nicht 5los um den Grosvezir und die M­inister, sondern um den Sultan. Von dem abgedankten Sultan Murad heißt es, daß er vollkommen gewesen sei und die Sultan­­"Mutter Balide für ihn den Thron reflamire Mean denke sich nun in einen Augenblick, wo der asiatische Feld­­zug fast als beendet und die türkische Niederlage in Asien als eine volständige angesehen werden muß, wo in Bul­garien Alles auf einer Karte steht, eine­ so tief gehende Umwälzung wie jene wäre, welche fest ein Thronmechsel und mit ihm ein Wechsel im Großvezivate hervorrufen würde. Die Aufstellung einer neuen ruffischen Armee würde dem Ezar­ seine so mächtige Unterftügung für seine Pläne bieten, als eine solche plügliche U­­wälzung in­ Stambul. Wessen Hand bei der Anzettelung der Beschwörung der Sultanin Balide behilflich gewesen, läßt sich aus der Ferne, wiewohl der Berdadi Schon deshalb nahe Liegt, da Männer wie Dia­h­­mud Nedim Balga bereits als präsumtive Fünfzige Wiürdenträger bezeichnet werden, nicht beurtheilen, daß es aber von einzelnen Blättern voreilig ist, gegen Midhat Bafdha bezü­gliche Verdächtigungen auszusprechen, wird sich wohl auch danır­ bald zeigen, wie sie das Gerücht, daß in Magmud Damad Bafda­fi nach Lesbos begeben habe, um mit Midhat Vajdja zusammenzutreffen, nicht bewahr­­heiten sollte, ebenfalls haben die Vorgänge in Konstans­tinopel einen ernstern Charakter, als ihn­en beigelegt wer­­den könnte, wenn die gleichfalls zirkulirende­ Version Die richtige wäre, daß die ganze Verschwörungsgesichte nur "den Zweit habe, den Sultan von der beabsichtigten Ni­berufung Midhat’s abzubringen. Ueber die englischen F­riedensbemühungen­­ schreibt unser Berliner Korrespondent unter dem 6. d.: Während man von London aus abzuleugnen sich bemüht, daß in den legten Monaten englische Vermittlungsversuche in Szene gefegt und gescheitert sind, ist es in der diplomatischen Welt ein offenes Geheimniß, daß seit acht Wochen die englisgen diplomatis­chen Agenten bei den Großmächten des Kontinents eifrig damit bes­chäftigt sind. Die legieren — natürlich mit Ausnahme Nußlands — sind für sein Programm zu gewinnen, welches als Basis für die künftigen Friedensverhandlungen dienen könnte. Es gilt Lord Derby " eine diplomatische Situation zu schaffen, ähnlich derjenigen, welche während des Krimkrieges durch die famosen Wiener Konferenzen er­reicht worden ist. Man will also das beiseitestehende Rußland in­­ die Lage bringen, sich dem Friedensvorschlagen des vereinigten Europa gegenüber zu fehen. Zu diesem Ende, und um den Auffen­­ zu beweisen, daß es sich nicht darum Handle, sie einer direkten Demüthigung aufzufegen, bemüht man sich vor Allem darum, daß Deutschland dem englischen Kabinet beitrete. Indessen ist es eine nicht abzuleugnende Thatsache, daß Deutschland, und mit ihm Italien, dem sich sogar Frankreich anschloß, jeden Mediations«­versuch für fest abgelehnt haben und was Oesterreich-Ungarn ber trifft, so hatte Graf A­ndrästy bis zur Stunde noch seinen Grund, seine politischen Wege von denen Deutschlands zu trennen. Eng­­land, welches Rußland isoliren wollte, sieht sich damit nun seiner = Seite isolier, da ihm nur die Türkei zur Seite geblieben ist. Rußland aber ficht fi in der weiteren Durchführung seiner militärischen Aufgaben durch nichts behindert. Sein Waffengrack wird allein den Zeitpunkt zu bestimmen haben, an welchem in Fr­iedens­­verhandlungen einzutreten ist; die Friedensbedingungen selbst hängen freilich dann von der Zustimmung und Mitwirkung der Mächte ab. Die , Times" und wenn wir nicht irren, auch Die _inNordd. Allg. ig." Haben dieser Tage gemeldet, daß eine in Rom abgehaltene Kardinalskongregation si) mit der Frage befaßt habe, ob nicht den katholischen Mächten das von mehreren derselben bisher innegehabte Recht eines Beto gegen die Papstwahl entzogen werden sollte. Diese Meldung st schon deshalb unwichtig, da in der le­z­­ ten Zeit überhaupt seine Kardinals-Kongregation abgehalten worden ist. Nachdem Oesterreich-Ungarn unter den Staa­­ten it, deren Souveräne das fragliche Recht besaßen und­­ ausübten und nachdem Graf Andraffy seinerzeit in­­ der Delegation erklärte, Se. Majestät niemals zum Verzicht auf ein unzweifelhaftes Net einzurathen, ist die Angelegen­­heit unzweifelhaft von einer gewissen aktuellen Bedeutung für uns. Nebenbei bemerkt, hat Oesterreich im lechten Konklave, in jenen, aus dessen Wahl Kardinal Giovanni Matfai- Feretti als Bapst hervorging, von seinem Recht ‚Gebrauch gemacht. Die Fabel, die merkmü­digerweise auch in das sonst so verläßliche Wat Neuhlins (Geschichte von Italien, übergegangen ist, die Fabel, daß der mit dem Österreichisehen , Beto" betraute Kardinal Graf Gaisand (Erzbischof von Mailand) „zu spät” gekommen und dadurch allein Kardinal Matfai, gegen den er sein Deto hätte einlegen sollen, hätte gewählt werden können, ist eine­­ Fabel In Wahrheit hat Desterreicy 1846 einen Kardinal exkludirt, und zwar entweder den Kardinal Gizzi oder den General-Superior der Kapurziner, Luigi Micara. Es konnte sonah den Kardinal Matfai nicht erfludigen, selbst wenn es beabsichtigt gewesen wäre, was nicht der Fall­ gewesen it. Ein Korrespondent schreibt uns in Dieser Angelegenheit: „Es ist Feine Trage, daß die katholischen­ Kabinete bis jet nicht gefongen sind etwas von ihrem Rechte bezüglich der Papstwahlen aufzuaehen, nur ist die Syndiringe dieser Nechte eine der zweifel­­hafte. In seinem einzigen Salle läßt sich ein unanfecht­­barer Rechtsboden nach­weifen. Man hat versucht, auf Grund eines­ sehr selten gewordenen französischen Werkes das Erllusionsrecht der katholischen Souveräne­ mit gewissen Titeln in Verbindung zu bringen, die ihnen von Beit zu Zeit­ vom­ Heiligen Stuhl verliehen worden sind, 3. 0. mit dem Titel „apostolischer König", „allerchrist­­lichster König“ 1. f. w. haben unzweifelhaft die Em­lnsion ausgeübt, bevor sie noch „allergläubigste Könige“, was sie ja erst im vorigen Jahrhundert für die Kreirung des Lissaboner Vatrinrichats geworden sind und­ bei Verleihung der bezüglichen Titel ist Allein die Könige von Bortngat­ , nirgendő eines damit verbundenen Erfhnsionsrechts Erwäh­­nung geschehen. Die Verbindung des Erfinsionsrechts mit einem Titel, wie sie ein geistweicher Bolititer (nicht Canonist) durchzuführen versucht hat, erscheint also nicht siiaßhaltig. In Rom stellt man folgende Theorie auf, gegen die sich vom fichlichen Standpunkt wenig oder nichts er wenden läßt, man sagt: Der Bapst wird nicht gewählt, er it ja von allem Anfang in der Ride vorhanden, es handelt sich nur darum, ihr zu­­ suchen und zu finden Wenn man dabei auf einen Mann stößt, gegen den ein natholiiger König, also ein Mann, der ebenfalls von Gott sichtbarlich begnadet und zu Großen berufen ist, Einwendungen erhebt, so muß man ammehnen, Daß man sich geivet und nigt den Rechten gefunden Hat. Aber natürlich kann nur ein fathoz­iger König dieses Medt ausüben, nicht ein Staat, nicht eine Negierung. Die von Berlin aus ausgesprochene Prätension nach einem deutschen „Veto“ wegen der katholischen Unterthanen, ja sogar das französische „Veto“ erscheinen soz nach u. 3.Das erstere absolut unzulässig, das leßtere wenigstens in hohem Grade dubios, da der Marschall-Präsident der französischen Republik nicht als einer jener von Gott bes gnadeten Sterblichen angesehen werden kann, die der heis­tige Geist in solcher Weise erleuchtet hat, daß man­ ihnen gestatten könnte, der Wahl des Kardinals-Kollegiums entz­gegenzutreten, da er eben sein erblicher König, sondern nur ein Beamter ist. Auch das spanische und das portugiesische Deto sind du biog,­­weil­ die­ Monarchen beider Länder, doch in ges­tissem Sinne als „Usurpatoren” angesehen werden küns­ten. Ob das ,Beto" des „Königs von Sizilien”, 008­eansprucht wird, aber das meines Wissens noch nie offi­­ziell zur Geltung gebracht oder ausgeü­bt wurde, anerkannt werden wird, ist mehr als zweifelhaft. Am besten fundirt ist jedenfalls das , Bete" des apostolischen Königs. Eine Beschränkung oder Zurü­dweisung desselben wäre ein schwer zu rechtfertigender Gewaltsmißbrauch. Ich brauche wohl nicht zu bemerken, daß ich das Wort „Veto“ hier im­ uneigentlichen Sinne gebraucht Habe, ein , Beto" Hat nie existirt, sondern eine „Exklusive”, d. h. es fand die betref­­fende Macht nur einen „Kron-Kardinal” erklären lassen, daß sie den oder jenen Kardinal von der Wahl au­ss­chließt. Das darf in jedem Conclave von Seite jeder Macht nur einmal geschehen und der Kron-Kardinal muß also viel Takt entwickeln, um sein Bulver nicht an einen Unrechten zu verschießen.‘ sz „PVesti Navio" erfährt, daß sich einige Mitglieder der Regierung in Bälde nach Wien begeben werden, um mit den öster­­reichischen Ministern über die Regelung des Broviforiums zu konferiren. Voraussichtlich wird die Regierung möglicht lange mit der Anerkennung der Notämendigkeit de Proviforiums und mit den entsprechenden legislatorischen Schritten zögern, da sie be­­fürchtet, es würde dadurch die Verhandlung der Ausgleichsvorlagen künstlich in die Länge gezogen werden. Die Regierung wird daher thunlic oft spät mit ihrem Provisoriums-Vorschlage hervortreten, aber wenn es aug spät kommt — sagt , Napló­ —, ausbleiben kann er nicht. . . Aus dem Zeidistage, Präsident Koloman Ghyczy eröffnet die Heutige Sigung des Abgeordnetenhauses nach 10 Uhr. — Schriftführer: Horváth, Dul­er, Zombor, Drbäan.— Auf den Mir nister- Fauteiß: Tipa, Széll, Wendheim, Berczel, Pehy, Szende, Bederovics. · Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen un­d authentizirt. ·»·· Präsident hat außer einigen Gesuchen keinerlechtnl­kufe zu melden. · · Antkm Molnár legt dem­ Vercch­t des ständigen mhusikas tiotts-Listsscl­­1sses über die Wahl der Abgeordneten­ Gregor Scmay und Dr.Wilhelm Brü­ckner vor,welche1n1t·30tcsigige·mVorbe­­halte­ für verifizirt erklärt werden­;der erstere werd in die 7.,der zweite in die 1.Sektion eingetheilt. Folgt die Tagesordn­­ung:Fortsetzun­g der Generaldebatte über diechkvorlage. ·· Franz Chorin will nur kurz auf einige·Be­wer­kunge·n der Vorredner reflektirest,damit memn·ich­ts·age,·das­·Haushaltgske ohne Widerspruch gebilligt.Wenn Somstxchn·t·femnergestrigen Rede meinte­ es bestünde kein Zusammenhangzwischender·n Gesetz­­entwurf und der 80i Millionen sSchulkF,so täuschte er sIQ Die Regieruung hat selber im Bankausschusse de­n thatsächlichen,wenn auch nichtrechtlichen Zusammenhang zugegeben und in Oesterreich macht man den wikgesetzs Entwurf von der Regelung der sOsMill­i­onen Schuld von der Uebernahme eines Theiles derselben durch Upgarnabhän­gig.Uebrigens­ hofft Redner,Somssich wex­de,n­ach seiner gestrigen Erklärung,gegen die Uebernahme und gegen jed·e neue Belastun­gstim­men.Redner wendet sich hierauf g­egen die Ausführungen SzöWs un1d Falk’s,deren­ Bedexxkgn bezüglich des Disagios er zu zerstreuen­ stirh­t.Der Fluthzminister habe beto­nt, welch’bedeutender Faktor das Vertrauen sei und haben nie ein­­weis auf den Stand der­ ungarischen Papiere gesagt,daß auch der ungarischen Banknote geringeres Vertrauen metde entgegengebracht werden. Die Erklärung für den bessern Stand der österreichischen Papiere liege nicht in dem größern oder geringern Vertrauen des ausländischen Kapitals, sondern in der Hohen wirtsch­aftlichen Ent­­wiclung Desterreichs. Wenn die ungarische Bank ihre Noten bei genügender Bededung emittirt, wenn für­ eine gewissenhafte Ver­waltung gesorgt wird, wenn der Staat seinen Einfluß nicht miß­­braucht, dann wird man auch der ungarischen Bank kein geringeres Vertrauen entgegenbringen. Man sagt, die 50 Millionen seien das Minimum der Dotation. Wer kann aber versichern, haß der Ge­neralrath den eventuell gesteigerten Kredit-Ansprücen Ungars Die Anerkennung nicht versagen werde ? Der Referent Wahrmann hat von dem Nedner Aufklärung darüber verlangt, immiefern das ungarische Geschäft benachtheiligt werden könne, da da für das Lombard- und Estonptegeschäft Dat und drüben die nämlichen Bestimmungen maßgebend sein werden. Die Antwort auf diese Frage bestehe darin, daß Groß aller Gleichmäßigkeit der Generalath bezüglich der Lombardirung ungaris­­cher Staats und Werthpapiere gegen festere unbillig werde vor­gehen können und daß die im Generalrat be fibenden zwei umngart­­igen Mitglieder nicht im Stande sein werden, Dies zu verhindern. Der Referent wies auf die Institutionen hin, die das Ungenügende der Dotation weniger fühlbar machen werden. Nun, der Spartasfen sind ohnehin Schon zu viel und die Errichtung der ESfomptebant würde wohl helfen, aber heute ist seine Zeit dazu; wenn das aus­­ländische Kapital — wie man jagt — zur selbständigen Bank sein Bar gibt, so wird es noch weniger die Mittel zur Esfomptebant ieten. Gegen den Minister-Präsidenten gewendet, sagt Redner, daß er dessen Lehre von dem Nendern der politischen Ansichten für nie parlamentarisch und gefährlich halte. Nicht in jeder untergeordneten Frage hat der Abgeordnete bei seiner ursprünglichen Meinung zu­­ beharren, aber seine moralische Pflicht ist es, bei wichtigen Fragen seine Ansicht festzuhalten, bis er gewin­nt, die Einwilligung der Wähler zu erlangen und noch mehr ist es die Pflicht der Regierung, ihr einmal aufgestelltes Programm nicht abzuändern. Nachdem Red­ner die Behauptung SzeW3 zurückgewiesen, daß die ‘Politis der Tinten zu Komplikationen führe, da — nach der A­nsicht CHorin’s — die Bolitis der Nachgiebigkeit ebenfalls Komplikationen nach fi ziehen karn­, empfiehlt er die Annahme des von ihm eingereichten Separatvotums. (Lebhafter Beifall Lints.) Hierauf ergreift der Ministerpräsident fifa das Wort, dessen Nede wir im Morgenblatte nachtragen. Sodann fand die namentliche Abstimmung Statt, welche das Resultat ergab: Von 445 verifizirten Abgeordneten haben 230 mit Sa, 209 mit Nein gestimmt, der Präsident fli­mmte nicht, 125 Hageordnete waren ab­­wesend. Die Majorität beträgt somit A ® R. Nach der Enunziation dieses Ergebnisses befehleß das Haus, die Spezialberathung erst morgen zu beginnen und wurde hier auf die Lisung frz vor 1 Uhr gesnlossen. A Bin, 7. November. ODrigKorr­ CS ist ritig und bo­ wieder nicht richtig, wenn behauptet wird, das diesseitige Kabinet habe, als es in Berlin einen Meistbegünstigungs-Vertrag angeboten. Damit nicht auf eine bestimmte A­nregung von deutscher Seite zuxin gegriffen. Denn allerdings formt in den offiziellen Protokollen über die Verhandlungen nichts dergleichen vor, wohl aber ist in den fortgefegten vertraulichen Bom­parlern — denen freilich die ungarischen Unterhändler, die sich bekanntlich nur mit Unterbrechungen in Wien befanden, nicht jederzeit an­wohnten — von deutscher Seite die Möglichkeit einer Lösung im Wege der Meistbegünstigung so unzwweideutig betont worden, daß man, als der Handelsvertrag als gescheitert gelten mußte, gerade darauf­hin diese Lösung in Berlin vorschlagen durfte. Ob indeß die deutsche Regierung noch heute auf dem Standpunkt steht, der jene ihre Anregung hervorrief, ist — eine bestimmte Aeußerung aus Berlin liegt aug heute noch nicht vor — nicht bekannt, man möchte es bezweifeln, weil sich mit dem diesseitigen Meistbegünstigungs- Anerbieten das jenseitige Provisoriums-Ansinnen kreuzte. In Mebrngen glaubt man, im Wiener Reichsrath den autonomen Tarif durchbringen und das Parlament nebenbei be­­wegen zu können, angesichts der Konzessionen, welche die Partei des „gemäßigten Zollihuges“ davon getragen, über manche andere Ausgleichs-Bedenken hinwegzusehen. Freilich nur, wenn es gelingt, eine en bloc-Annahme durchzuseßen, denn sonst, und menn um jede einzelne Tarifs-Position gefeilscht werden müßte, wide die Lösung in unabsehbare Ferne gerückt erscheinen. Die Berah­ung Plevitas, + Dolni-Etropol, 27. Oktober. (Von einem unserer Spezial-Berichterstatter.) Die Naht vom 24. auf den 25. Oktober verlief ruhig, denn von Dolni-Dubnik war nichts zu befürchten, und wenn auch in Telis bedeutendere ‚feindliche Streitkräfte Tonzentritt fanden, so beugte Gurko jeder Offensiv-Bewegung dadurch vor, daß er zwei Divisionen noch in der Nacht gegen Telis marschren­ep, die vor dem Orte Stellung nahmen. Während nun eine Division a cheval der Chausite gegen Dolni-Dubnik aufmarscirte, avancirte Lassa­­rieff auf den Höhen von Medeven jenseits­ des Wid, um successive an die Truppen Skobeleffs bei Nadifevo anzuschließgen und so die Strafe gegen Lovcza vor einem eventuell dort beabsichtigten Aus­falle der Türken zu siltern. Die Nacht wurde entsprechend bewußt, um sie überall zu ver­­schanzen. Al ih am Morgen des 25. in die Redoute ritt, hatten Die Neffen bereit­s Batterien erbaut, welche die Straße gegen Dolni- Dubnit beherrschten. Auf dem Kampfplage lagen noch viele Leichen, man hatte vorerst die ganze Nacht gearbeitet, um die massenhaften V­erwunde­­ten zu den Berbandplagen zu bringen. Um 10 Uhr begann man mit der Beerdigung der Gefallenen. Als ich die Redoute betrat, sah es im Innern noch immer ziemlich wüst aus, obwohl man schon am frühen Morgen begonnen hatte, die Leichen von dort zu entfernen. Auf dem freien Plage vor den Fortifikationen, welche durch das Höllische Artillerie-Feuer von gestern total zerstört waren, stan­­den die gefangenen Soldaten. Die Offiziere waren bereits nach Poradim dirigirt, um sie dem Kaiser vorzuführen. Die Mannschaft bestand nur zum geringen Theil aus Rizams, alle übrigen waren Zeibegs, Nedifs und einige Tscherkesjen. Unter denselben gab ich" Männer mit weißen Bärten und hie und da eine Physiognomie, welche zu lebhaft an Europa erinnerte, als daß man annehnen konnte, es seien Türken. Die 1600 Mann waren selbst­­verständlich streng bemacht, und außer der Infanterie-Eskorte stan­­den noch zwei Erfahronen Garde-Uhlanen mit der Fahne als Wache um die Gruppe. Um 11 Uhr kam in wieder vor Dolni-Dubnil an, wo sich für heute ein Angriff vorzubereiten schien, denn bei Tagesanbruch­n waren die Truppen in die Gefechtsstellung übergegangen. Die ver­­gangene Nacht war empfindlich halt, wir hatten die Bagagen in Trstenik gelassen, unsere Pferde standen seit drei Tagen gefattelt und wir hatten Alle miteinander nichts zu essen, sein Wasser und während der Nacht froren wir wie die jungen Hunde, da wir in der ersten Linie standen und sein Feuer anzünden konnten. Major v. Liegnig des Deutschen Generalstabes folgte allen Operatio­­nen und leitete persönlich die Aufstellung der Truppen Ar­noldis. Die Formation zum Angriff auf Dolni-Dubnik war im All­­gemeinen folgende: Im Zentrum sind eine russische K­avallerie- und zwei Fußbatterien aufgefahren, zwischen welchen das 2. Lager- und ein Bataillon des 16. Dorobanzen-Regiments in den über Nacht erbauten Netvanchements liegen. Für die Batterien wurden Nedans erbaut. Rückwärts der Batterien marschirt die Hälfte der Iojehnore Brigade mit zwei wuffischen Uhlanen-Segm­entern und zwei Batterien auf. Nach links vermitteln zwei Eskadronen P Dragoner die Verbin­­dung mit einer entfernten stehenden Brigade aus einem Regiment Husaren und einem Regiment Dragoner gebildet. Nach rechts er­hält die Kavallerie die Verbindung mit der a cheval der Straße stehenden Garde-Infanterie-Division. Das 2. Bojc­nor­dregiment mit zwei Regimentern Rubanischer Kosaken stehen im zweiten Treffen. Um 9 Uhr besichtigte General Arnoldi die Stellung der Truppen, um welche Zeit von Blevn a­ber wieder eine starre Kano­­nade hörbar wird. Vorläufig operirt nur die Artillerie, deren Feuer die Türken erwidern ; man erachtet den Moment eines Angriffs insolange nicht für opportun, bis niit die Würfel auch bei Telis gefallen sein werden, welches wohl noch im Laufe des heutigen Tages angegriffen werden dürfte. Man scheint sich fest aufraffen zu wollen, um dem Gegner seine Zeit zu raffen, sich zu erholen und Schlag auf Schlag gegen ihn zu führen. Der Kaiser, in Begleitung des Großfürsten Nikolaus, werden gerich­tsweise heute hier erwartet, um persönlich die Deform­ung der­­jenigen Offiziere und Soldaten vorzunehmen, welche sich im legten Kan­pfe ausgezeichnet hatten. Der erste Ueberbringer der Sieges­­nachricht war der umänische Rittmeister Wladoiano 008 1. Nordinor- Regiments, welcher in dem Momente in Poradim eintraf, als der­ Kaiser bei Tu­che jak. Der Monarch nahm den Wladimir-Orden von seiner Brust und befoh­rte den Offizier. Nach aufgehobener Tafel verlieh Fürst Karl demselben das Ritterkreuz des Sternordens­. Bei Dolni-Etropol waren zur Verstärkung der Brigade Santilli 2 Regimenter Don’scher Kojaten und 1 leichte russische Kavallerie-Brigade unter dem Befehl des Generals Cernarusoff eingetroffen, welcher das Kommando sänmtlicher Truppen über­nahm. Dies hinderte jedoch die Türken nit, aus Plevna eine bes­­pannte Batterie nach Dolni-Dubnik zu bringen, die auch gegen 2 Ur Nachmittags das Feuer eröffnete. Dagegen gelang es einer Esfasion Kosaken, die Telegraphenleitung zwischen Dolni-Dubnik und Blevna zu zerstören. Gleich nach­ dem Eintreffen der Kavallerie vor Dolni-Etropol begann die Infanterie den Bau zweier Redoute 11,worait sie zwar die Batterie vom Fort Opanes zu stören trachtet,aber deshalb die Arbeiten noch nicht zu verhindern mochte. Feierliche Eröffnung des Künstler- Bausfes) Heute in der Mittagsstunde wurde die neugegründete Heimstatt der sehönen Künste in der Hauptstadt Ungarns, das neue Künstlerhaus, in Anwesenheit Sr. Majestät des Königs feierlich eröffnet. Die breite Nadialstraße war schon seit elf Uhr Vormittags bis zum M­eisner- Boulevard herauf zu bei­­den Seiten dicht von schaulusigem Rublikum bereit. An der Emportreppe des Künstlerhauses faßte das Yeitlomite des Landesvereins für bildende Künste, den Präsidenten Franz Burgky an der Spite, Vojto, um die Festgäste zu empfangen. Nac und nach fand sich in der großen Halle eine überaus zahlreiche und illustre Gesellgaft ein. Wenige Minuten vor Ankunft Gr. Maje­­stät waren daselbst anwesend : der Minister des Auswärtigen Gi­­ulius Andraffy, die ungarischen Minister Baron We­heim, Behy, Szende, Perczel, der Präsident des Obe­rlantes Judex Curiae v. Majláth, Erzbischof Haynald von ® csa, die Bischöfe Szal­a von Raab und Schlau von Szatmi der Prämonstratenser-Brobst S­im­a von Csorna, vom Konsu­lorps der englische Konsul Monson, guignon, der türkische Halil Bey, der glieder, so der Kunstmäzen Edmund Zichy, Graf Bib­or Verraris, Anton Szapáry und viele nur wenige erschienen, da zur selben Zeit das H­eilung hielt. Das Komitats-Munizipium war durch den Obergefp. Grafen Szapáry und eine Beamten-Deputation, doch Ober-Bürgermeister Halle bot Náth, V Bürgermeister Kammers­mayer, Vize-Bürgermeister Gerlóczy und eine Deputation von Mitgliedern des Munizipal-Ausruffes, Wiener Künstler-Genossenschaft Feliz, einen überaus die Hochsäule der Necto­ Magnificus getreten. Ueberdies waren zahlreiche Notabili­ten aller gebildeten Stände der Hauptstadt erschienen; daß die sammt: Kunstwelt Budapest’s anmwesend war, versteht sich von je von auswärtigen Kunstnotabilitäten sahen­den Bildhauer Tilgner u farbenprächtigen Anblick Bischöfe in rother Soutane und rothen Phallium, der blendend­e Talar des prämonstratenser-Probestes, das prachtvolle und Die, goldreiche­ Bonpede Uniform (die Minist drajfy, Szende und trugen dieselbe), die Uniform der gemeinsamen Armee (es war der Landeskommandirende Baron Goldelsheim-Gyula und GM. Krautwald erschienen), dazu die zahllosen fimmernde und glänzenden Orden bekundeten auf den ersten Anblick, daß Hi ein König erwartet wurde. Ge. Majestät fuhr präzise halb 1 Uhr, begleitet von den General-Adjutanten Mondel ließ und und In der großen Halle wurde Se. Majestät von dreimaligen lebhaft Eljenrufen begrüßt. Der Judex Curiae Georg v. Majlath bie sodann die Begrüßungs:Ansprache, in welcher er banfend und gend die Förderung prices, melche die Gnade des Königs und des Hanfes dem Institute stets angedeihen hervorhob, nud Tempel der Kunst gewonnen haben, und trat sodann von einen der der­­ „Emollit mores nec sinit esse feros“, Se. Majestät erwich in kurzen Worten Rundgang widmete — geleitet von mit Bastag, Telepi, der Besichtigung der Gemäldesammlung der Anwesenden mit gelegentlichen Ansprachen an längre Zeit unterhielt sich Se. Majestät mit den Ministern Andrass Wendheim und Berczel, mit dem Oberst Hofmeister Baron Ytop französischen Konsul. Bo in die Landeszeichenschul ist heute vo­n Kultusminister August Trefort­­gens nach Breßburg abgereist. (Todesfall.)Minister Trefort ist von einem schmerzlich Familienunglück heimgesucht worden.Sein Schw­iegersohn,G­raf­( Batthyäikt­i ist gestern Abendsmithr in Preßburg als Dipht gestorben.Graf Batthyåuyi stand im 82.Lebensjahreun seit einem Jahre verheirathet.Vor drei Wochen hatte s v.Träfort die Fr­eude,den ersten Sprößling dieser Ehe,s seinen ersten Enkel,auf den Armen zu wiegen und heukest der Bahre des Schmiegersohnes,der so jäh dem­ Kreisegfü Familienlebetts entrissen wurde.Möge Herr v.Trösc­h rtt««z allgem­einen Theilnahme einigen Trostfunden bei diesem Schw­eißgeschick. (Pariser Weltausstellung.)Der­ Handelsm, hat­ wie die heutige Nummer des Amtsblattes mel deK Vorschlag der ungarischen Landes-Zentral-Kommission zu;M dern der Pariser Ausstellungs-Komm­ission ernannt dies Sigmund Falk,Kommerzienrath und Direktor der Peste d..» druckerei-Aktiengesellschaft;Ludwig Lechner,Ingenieu­ru«jt Direktimts-Ausschußmitglied des ungarischen Ingenieurs und Ex­tektenvereins,un­d Enterich Németh,Sektionsrat hithach» ministerium (Die Komitats-Ingenieure)werdeki,.fi«die,so Vernehmen an zum überwiegenw großen Theile in den ‚Sta­t­dienst übernommen werden und zumeist in derselben Nangstelfi und mit den bisherigen Bezügen, welche Nachricht, wie "Bu Hirnet" bemerkt, jedenfalls dazu dienen wird, die in den Streifen K­omitats-Ingenieure in Folge des vom Minister des Sm­ern ci gebragpten Gelegentwurfes begreiflicherweise mit Besorgung erjü Semüb­er zu beschwichtigen. B Polizei-Nachrichten) Auf der Außen Go faverstrabe stürzte gestern Abends ein ungewöhnlich start­belad Heumwagen, dessen Höhe ungefähr 20 Fuß betrug, um. 63 fi biebei das Weib und drei Kinder des Fuhrmanns, die obe dem Heuwagen gelagert waren, herumter und erlitten bei dem das eine der Kinder, ein Ajähriges Mädchen, lebensgefährlich Mutter und die zwei anderen Kinder leichte Verlegungen.­­ der Wohnung des Wilhelm Schweiger (Göttergasse ) entstand gestern Nachmittags durch die Uvorsichtigkeit von Kindern die mit Heidhölzchen spielten und einen Fenstervorhang anzündete ein Brimmerfeuer, welches jedoch gelöscht wurde, noch alarmirte, Feuerwehr anlangte. — Zum Nachtheile der FK­ Schneider u. Komp. wurde gestern Abends in der Ge­raffe vor dem Hause Nr. 3 ein Ballen im Werthe von 142 fl. einen unbelannten Thäter von Wagen herabgestohlen. Der war an Philipp Haas adressirt und mit Mr. 4140 signirt. Der Gattin des Ludwig Bedata kam gestern auf dem We von der Ftanziölanerlieb­e bis zur Schüßengasse ihre goldene im Werthe von 80 fl. abhanden. — Der gestern verhaftete Gans Lungmann mar der Bolizer bereits unter dem ja „Schneider“ belannt, und wie es sich herausstellt, hat verselle in den Wohnungen mehrerer Advokaten Silberdiebstähle verübt. In die Trimärysche Gifenhandlung (Kerepejerstraße Nr. braten Heute Nachts und belannte Thäter dur­ die Wand konnten jedoch wegen der allzu festen Giellagen nicht in das An des Ladens eindringen, und mußten sich mit einigen Nägel-PBa begnügen. s­­(Gegen das jüngste Verdikt der Hermer­städter Preßs Geschworenen,)welcche Geistlichen Nikolaus Negratin troß der evidentesten Schmä­gen und Aufreizungen gegen die ungarnige Nation und die d­rung freisprachen, Hatte, wie wir gemeldet, die Hermannität Staatsanwaltschaft die Nullitätsklage angemeldet. Der Raffati Hof hat jedoch in seiner vorgestrigen Situng diese Nullitäte verworfen, da ein durch das Gericht oder die Jury begangener 3 fehler nicht nachgewiesen wurde. Dem Kassationshof steht so verständlich sein Net zu, in merito zu urtheilen. ? ‚Der Stuhlriächter in Drfova­ Stefan N entwigelt — wie dem „Berti NaploH“ berichtet wird — der Grenze die größte Umsicht. Auch die nach Rumänien be ten Eisenbahnsgienen hat er in Beschlag genommen; wenn Negierung sie wieder freigab, so ist hiefür nicht die Komitatsbeh verantwortlich. ES it übrigens ehr nothwendig, Daß nu § eine energie Hand wirke; pvieser Grenzort bildet jet es von Wagen von Das Speditionsgeld hat in Drfova riesige Dimensionen angenom­men, wird aber­­ des folgenden Falles feier einen Abbruch erlebden. Ein Drfo Spediteur konnte einen rumänischen Kaufmann gegenüber, weg der Anhäufung von Warren auf den rumänischen Bahnen, die fiist nicht einhalten, worauf der Kaufmann eine Gutschädigu 400.000 Francs forderte. Die rumänischen Behörden haben einfach so erledigt, daß sie auf der ersten rumänischen Station diesem Speditene aufgegebene fremde Maaren im Betrage v 40.009 fl. in Beschlag nahmen. Der Spediteur nahm die Hilfe Regierung in Anspruch, da aber befanntlich Serben, Rumänen Ruffen mit den ungarischen Unterthanen nach Unlieben tmft ; und Bon Die­nete der den rufsische Blumer­z härtuigmäßig Galatostüm, viele G Erzbischof Künstlerhaufe bei Mitgliedern des ferner einen mächtigen Hebel für Bildung und Gem­älde-Ausstellung und das Haywald und dem begab fid Se. Majeftät franzöfiihe Bour. Salvini der italieniide zahlreiche Herrenhaus Baczia, Bulpiy u, großes Interesse und 3 Abgeordnetenhauses Gewerbe-Museum an, wir den Zi » Andere, waren Bed­­·, die Hauptst­­orstand durch­ Der­b 9 Baron Frieder. BPodmanigs Kultur wir der Dichter von drei Tagesneuigkeiten. hl

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