Pester Lloyd, September 1878 (Jahrgang 25, nr. 242-271)

1878-09-01 / nr. 242

- Budapest,31.August. UJst die Konventiojn mit der Pforte abgeschlossent P Ist dieser Abschluß in nahe Aussicht gestellt P Oder ist der Smuddcherhandlungen ein vollkommen Hoffnungs­­loser?...JsatAuchIblicke,da wir dies w sollen schreiben, liegen uns drei Wiener Depeschen vor, deren jede sich für eine andere von den oben erwähnten Versionen aussprict. Nach den ernsten Vorgängen der Tegten Tage erscheint uns diejenige Version die wahrscheinlichste, welche darauf hintu ausgeht, die Wiener Negierung habe die maßlosen Bedin­­gungen der Pforte abgelehnt. Zu der That, es ist nicht zu kalkuliren, welches Wequivalent die Pforte für die Ges­a ihrer Forderungen überhaupt noch­ zu bieten ätte. In der Erhaltung des bisher blutig Errungenen können die türkischen Regierungsgewalten uns kaum von außen sein. Bei dem Umfange der neuen Mobilisirung sind wir in der Lage, von Alt-Gradissa bis Sarajevo jedes Dorf, jeden Weiler, jede Anhöhe entsprechend zu sichern. Dagegen kann bei dem­­ Bormarsce der Haupttruppe auf Novi­ Bazar ebenso, wie bei einem neuen Zuge Szapárys auf Zvornik, der gute oder schlechte Wille der Pforte nicht schwer in’­ Gewicht fallen. Die Autorität der Pforte über das insurrestionelle Heer bei Novi­ Bazar kann man kaum zu gering tariren und was die Infurrestion im östlichen Bosnien angeht, so ist es außer Frage, daß dieselbe ihren Hauptnerv in Serbien hat, so sehr, daß im Augenblicke, da es erwiesen wäre, daß sie von dieser Seite her keine Unterfrügung mehr zu erwarten habe, dieser Theil des Aufstandes ohnmächtig in sich selbst zusammenbrechen müßte. Die Lage bei Novi-Bazar Hiumieder ist eine derartige, daß einer Macht, die dort stehend, wir sagen nicht auf die Uitz terstülßung, nur auf die „wohlwollende” Neutralität S­e­r­­biens zuehnen man, nur um den Preis der größten Opfer beizukommen wäre Auf den beiden Operationge­gebieten, die uns noch erübrigen, werden wir nicht der türkischen, sondern der s­erbischen Machtsphäre begegnen und wir fürchten, daß eine Unterfchäßung, der Verlegen­­heiten, welche uns von dieser Seite drohen, ebenso bedent­­liche Bolgen haben könnte, wie die Außerachtlasfung der Mudtjattoren, ü­ber welche die Pforte disponirt, in den legten Zeiten nach sich 309. Der Weg nach Novi­ Bazar führt uns geographisch, politisch und militärisch über Serbien. Nehmen wir diesen Weg nicht, dann wird die Jusurrektion ihn nehmen, zum Angriff so lange es möglich ist, zum Nachzug, wenn dieser ide nothwendig würde. Die besten Vorgänge im Schoße der serbischen Mer gierung Sprechen so Laut für diese Aufschauung, daß sie jede weitere Argumentation überflüssig machen. Wir­­ regen das vollste Vertrauen in die loyalen Absichten des Dürften Milan; ja wir gehen so weit, selbst die­­ Versiche­­rungen des Herren Niftics für glaubwürdig anzunehmen, obgleich wir wissen, daß wenn der Name eines Vaters der Lüge nicht Shen um einen andern flavischen Staatsmann vergeben wäre, man diese Bezeichnung für den serbischen Kabinett-Chef eigens erfinden müßte. Allein, wir wieder­­holen, was wir schon vor Wochen gesagt haben und was doch die legten Vorgänge in so eklatanter Weise ist be­­stätigt worden, wenn Fürst Milan und seine Regierung den Gedanken an Bosnien aufgeben wollten, sie könnten es nicht, sie würden vielmehr von dem eigenen Volke aufge­geben werden, das seine Nichtschnur zur Beurtheilung europäischer Rechts- und M­achtverhältnisse besigt, als die­­jenige, welche ih­n sichtbar und faßbar aufgedrängt wird. Man hat neuestens wieder sehr häufig das Wort gebraucht, großartige Machtent­­faltung. Das it an sich eine Banalität ohne Inhalt. Wieberall in der Welt, wo eine Frage abschwebt, die nur duchh die Macht gelöst werden kann, imponirt die äußere Machtentfaltung — im Orient, wie im Oczident. Und überall, wo diese Negel außer Acht gelassen worden ist, hat sie dem betreffenden Theile bittere Früchte getragen. an diesem Augenblicke (im Orientimponire nur die äußere,­­sagen,daßin kann man sagen, " gebot, welches jeden Widerstand ausschließt, daß ein Macht gegen Serbien fast dringender nothwendig ist, als gegen die bosnisch-her­­­­zegowinischen Aufständischen. Sind die Absichten des Fürsten­­ Milan wirklich redliche und Loyale, so ist es nöthig, sich derselben zu versichern und ihnen einen Niüh­alt zu schaffen, der außerhalb der Zufällgkeiten der ser­bischen Nationalpolitik gelegen is. Müffen wir erst dieser Beziehung der Wüchtritt der panslavistischen Kabinets-Mitglieder, der sich fest vollzieht, eine genügende Garantie nicht enthält ? Die Versonen, welche an die Stelle der Stefesa, Yovanovics oder Grulcs treten werden, können morgen einer Jutrigue zum Opfer fallen, sie können einem einfachen Straßen-Auflaufe unter­liegen und nichts bürgt für die Gesinnung ihrer Nach­folger. It es möglich und ist es gestattet, daß ein Groß­­staat, in der Erfüllung einer Pflicht eigener und unter­­die Duchführung seiner Aufgabe als Spiel so unberechenbaren Gewalten überlasfe ? Kein einsichtiger Politiker in dem ganzen betheiligten Europa wird diese Frage zu bejahen vermögen. Dagegen ist es Mar und wird auch von Serbien anerkannt werden müüssen, daß Oesterreich-Ungarn, nachdem er mit einer fast extra­­vagant an nennenden Gewissenhaftigkeit allen Teilen der Verpflichtungen nachgekommen ist, die ihm durch den Ber­­liner Vertrag auferlegt wurden, seinerseits den Anspruch erheben kann, daß Serbien, welches nur auf Grund des genannten Bertrags in den Befig jener Vortheile gelangt ist, die er jegt realisirt, allen jenen Maßregeln der Bert . figt und der Sicherstellung seine Zustimmung entheile, welche das österreichisch-ungarische Interesse und das euro­­­­päische Mandat erheirschen. So wenig es der Pforte ge­stattet wurde, so wenig kann es Serbien gestattet werden, die Vortheile des Berliner Vertrags in Anspruch zu neh­­men, ohne sich den weiteren Konsequenzen dieses Vertrags zu unterwerfen. Ein Telegramm, das wir an anderer Stelle der vorliegenden Nummer veröffentlichen, enthält die amtliche Bestätigung dessen, daß das offizielle Serbien, daß H F­ürst Milan selbst nach Kräften dahin gewirkt hat, die Revolution gegen Oesterreich-Ungarn in Bosnien anzu­­fachen und zu erhalten. Wir müssen annehmen, daß die Regierung für diesen Verdacht auch weitere Anhaltspunkte besigt und daß sie dieser Erkenntniß entsprechend vor­­gegangen ft. Jedenfalls muß si die Angelegenheit fon im einem ziemlich vorgerad­en Stadium befin­­den, wenn ein­ offizieller Bericht, in einem offiziellen Blatte veröffentlicht, den Sürften persönlich einer Handlung beschuldigt, deren genauere Bezeichnung man uns füglich erlassen wird. Selbst eine weniger vorsichtige Negierung, welche es so nicht so sehr angelegen sein läßt, alle Traditionen internationaler Courtoisse zu wahren, wie die Wiener Mer gierung, würde einer Anklage dieser Art nicht die amtliche Publizität — qui oblige — geben, wenn sie nicht ent­­schlossen wäre, die Angelegenheit, wie sie ist, mit allen ihren Konsequenzen in ausgiebige Erörterung zu ziehen. So allein wäre auch der Abschluß der mehrerwähnten Konvention mit der Pforte zu erklären. Eine solche Kon­vention, obgleich nur noch der moralische Werth derselben in Anschlag zu bringen wäre, wide immerhin den Bortheil mit fi führen, die Position Oesterreich- Ungarns gegen die Pforte in liberalster Weise zu regeln und der Monarchie vollkommen freie Hand zu schaffen in derjenigen Richtung, welche die nächte reelle Gefahr für Die Handhabung unserer Gewalt und die Aus­übung und Anwendung unserer Aufgabe im Orient ent­­hält. Wir miffen nicht anzugeben, ob der undefinirte Erwerb von Bosnien und der Herzegovina wirklich, wie es den­­­­ nationaler Sicherheit, Anschein hat, die gesammten Agivationen unserer Leitenden Bolititer erschöpft, was wir versichern können, das ist, daß die Herstellung einer leiblichen Ordnung auf dieser ersten Etappe unseres Weges nach dem Orient unmöglich ist, so lange die Garantien einer friedlichen, dem Geiste und den Buchstaben des Berliner Vertrages entsprechenden Haltung Serbiens fehlen. Und wenn die herrsschenden Ge­walten in Serbien nicht geneigt, noch in der Lage sind, diese Garantien zu leisten, so ergibt ss von selbst die Kon­feruenz, daß Oesterreich-Ungarn diese unumgänglichen Garantien in dem nöthigen Umfange und für die nöthige Dauer nehmen muß. — Die „Wiener Zeitung” publizier eine Verordnung des Justizministers, womit die Militär-Gerichtsbarkeit im König­­reiche Dalmatien auf Zivilpersonen ausgedehnt wird. Die Vers­ordnung verfügt, daß des thatsächlich ausgebrochenen Krieges wegen auf Grund des $. 7 des Gefethes vom 20. Mai 1869 vom 5. Sep­­tember ab die durch die eben bezeichnete Geietesstelle angeordnete Ausdehnung der Militär-Gerichtsbarkeit auf Zivilpersonen Einsicht­­in der Verbrechen der Ausspähung und anderer Einverständnisse mit dem Feinde, der unbefugten Werbung, der Berleitung eines Soldaten zur Verlegung militärischer Dienstpiloten, endlich der Hilfeleistung zu militärischen Verbrechen eintritt.­­ Der Feudaladel Böhmens hat aus Anlaß der Landtagswahlen einen Wahlaufruf erlassen. In diesem wird err­muntert, bei den Wahlen die Hoffnung nicht aufzugeben, da­ die Stimme des Königreiches gehört und der Ausgleich der staats­rechtlichen Wirren herbeigeführt werde, sobald duch den Landtag die gerechte Vertretung des Landes zum Ausbruch gelange. Der Aufruf beklagt die diversen Wahlen und den Ausgleich mit Ungarn, erklärt aber in heudlerischer Weise seine Bereitwillig­­keit, an dem­ segensvollen Ausgleichswerke mitzuwirken, wenn man mit gutem Willen und im Geiste des Anstandes und der Gere­­tigkeit entgegenkomm­e.­ Der Aufruf ladet zur Vorbesprechung am ar SEHAEmmheR im Palais des Grafen Thun und benennt die Han­daten. s Weber die bereits erwähnte Nachernfung Midhat Bafchad nag Konstantinopel telegraphirt man der „N. fr. Breffe” aus London vom 30. August : „ALS authentisch verlautet, daß Savfet Pascha mittelst Der Reiche vom 23. August Midhat Pascha notifizirte, daß ihm der Sul­tan mit NRüdsicht auf, seine lange Abwesenheit und als Zeichen großen Wohlwollens die Nachkehr nach Konstantinopel gestatte, mo der Sultan sich dessen Verwendung vorbehalte. Die gleiche Depesche erhielt auf Mulurus Balcha, welcher bereits offiziell Midhat besuchte und zum Diner einlud. Midhat nahm die Aufforderung des Sultans an und richtete ein langes Schreiben sowohl an diesen wie­ an Savfet. Bei seiner Nachhehe wartet jedoch Midhat eine Ant­­wort auf diese Schreiben ab, welche wohl seine Bedingungen stellen, sondern seine Ansichten über die Lage auseinanderfegen. Vorläufig geht Midhat Baikya nächste Woche nach Paris. Von der XX, Truppen-Divifion. Die Grazer „Tagespost”“ erhält über das Schidsal der 20. Truppen-Division Briefe, welche vom 6. bis zum 21. August reichen. Sie geben ein anschauliches Bild hessen, was unsere tapfere Soldaten in dem nordöstlichen Theile Bosniens gethan und gelitten haben. &s heißt in diesen Briefen : 6. August. Wir standen drei Tage bei Samac im Lager, dann ging es weiter bei strömendem Negen auf grundlosen Wegen nach Oradacac ; von da beginnt das Gebirge und die Wege sind von der Art, daß unser Train auf einer Strecke von vier Meilen schon fünf Tage fährt und noch eine Zeit brauchen dürfte. Allerdings sind bei 600 Wagen, die bis zu 10 paar Pferde ziehen müssen und die noch nebenbei unsere Mannschaft, welche fs selbst kaum schleppen kann, schieben muß. Vorgestern waren wir mit 4 Kompagnien an der Zete und rückten Abends in Oracanica ein, bezogen Lager in der Nähe und fühlten uns ganz sicher. Morgens avifirten uns prößlich einige serbis­che Weiber, daß die Türken unser Lager überfallen wollten ; wir rückten gegen die Stadt und wurden aus Straßen und Häusern des Türken-Viertels mit Schüffen em­pfangen. Unter fortwährendem Schießen rückten wie mit dem Bajonnete vor, worauf die Redifs (denn auch solche waren darunter) ich zurüczogen. Wir stürmten die Häuser und zündeten vier an, worauf sich mehrere Türken in die Slammen stürzten. Es ist unglaublich, mit welcher, Wuth selbst ,Weiber und Kinder gegen uns kämpften: Wir haben einen Todten, fünf Verwundete, darunter ein­­ Oberlieutenant ,, die Türken bei 80 Todte, 50 Verwundete und gegen &0 Gefangene; dann erbeuteten wir viele Waffen, Munition und zwei Yachçen. Leider sind unter, den Todten und Verwundeten fast die Hälfte Greife, Meiber und Kinder. c­ selbst beging die zweifelhafte Heldenthat einen vielleicht 60 Jahre alten Türken, der mich mit dem Hand har angriff, niederzustechen, da mein Revolver nicht losging. Geit gestern Mittags steht­ unsere Kompagnie wieder rückwärts auf Borposten , nichts zu offen; in Gracanica ist es fest ruhig, da die meisten Türken entflohen. Oben meldeten unsere Vorposten Schüffe bei Gracanica. »­­ager an der Bosna, gegenüber Doboj, 16. August. Jedenfalls werdet ihr die Nachrichten über das bis­­herige Schicsal unserer Brigade in der Hand haben und Fürnt euch mit Recht geängstigt haben, denn es spottet jeder V­erschreibung, was wir gelitten und mehr als einmal habe ich den Tod in seiner fred­­lichsten Gestalt vor Augen gehabt. Wir zogen von Dracanica gegen Tuzla, wo uns auf allen Seiten Widerstand überlegener Kräfte ber­gegnete, kamen bei den fchledgten Straßen mit unseren tausend Wagen nicht weiter, wurden in den engen Defilés von allen Bergen ber Schoffen, kein Augenblick der Nähe, ohne Nahrung, Tags im Ge­fechte und marsch­end, Nachts erschöpft und auf der Felowache, oft von Kugeln umpfiffen , dabei der gräßlichen Möglichkeit lebend, viel­­leicht verwundet in die Hände der Türken zu fallen, die allen unseren Gefangenen, Verwundeten, Todten die Köpfe abschneiden und sie verstümmeln. In eroiger Aufregung langten wir auf unserm Rück­zuge an der Bosna an, mit Zungen bedeckt, todtmüde und hatten gegen 400 Verwundete, Todte und Vermißte bei einem Stande von nur acht Bataillonen. est sind wir an der Bosna, gegenüber von Doboj, das uns das gelobte Land Scheint; hier warten wir auf Ber­­tärfung und fallen wieder nach Tuzla zurück. É Die Verpflegung ist elend; seit mehr als acht Tagen fein Brot, nur Schimmeligen Zwiebach, feinen Wein, sondern elenden Spiritus; wenn wir das Glüh haben, bie und das zu­ einem Marketender zu kommen, zahlen wir Alles zu enormsten reifen (ein Liter faurer Wein kostet einen Gulden und mehr). Natürlich haben mir einen großen Krankenstand. Wo mir irgend stehen bleiben, fällt die Mannschaft trog der gräßlichen Hilfe in den Koth hin und es braucht viel, um sie wieder mweiterzubringen. V­orposten an der Spreea, 20. August. Kaum hatte ich den Brief vom 16. d. geschrieben und expedirt, so wurden wir­­ shon wieder alarmirt, da die Türken unsere Vorposten mit Webermacht angriffen und wir mußten die theilweise schon verlorenen Positionen wieder blutig erkämpfen. Ich blieb, durch, jechs Stunden in­­ erster Linie von Kugeln umtauft, auch diesmal heil, trog dem mir wieder über 200 Mann an Todten und Verwundeten­ verloren. Gräßlich war der Anblick, als wir in den Positionen des 16. Regi­ments, die, wir mieder nahmen, die getöpften Körper der von Dent selben zurücgebliebenen Verwundeten antrafen. Bis gestern Abend blieben wir dort in Gefechtstellung, , was auch nothwendig war, da uns die Insurgenten gestern Nachmittags nochmals angriffen. Sie wurden jedoch von den Unsern zurückgeworfen. Wir verloren dabei gegen 50 Todte und Verwundete. Abends wurden wir abgelöst und stehen nun wieder auf Vorposten an der Spreca. ebenfalls kann es nicht lange mehr so weiter gehen, da unsere Kräfte durch die erdige Aufregung, Anstrengung, schlaflose Nächte und schlechte Verpflegung äußerst erschöpft sind. 5 Vorposten an der Spreca, 21. August. Seit zwei Tagen sind unsere Plaggeister ruhig; wahrscheinlich scheuen sie den Megen, der fest massenhaft fiel oder noch wahrscheinlicher die vier Seschüße, die mit größter Mühe endlich durch Ochsen auf eine Höhe hinaufgeschleppt und plack­t wurden und die ihnen im legten Gefechte übel m­itspielten. 34 stehe noch immer unabgelöst auf meinem Posten, bin übrigens seit heute wieder der einzige Offizier bei der Kompagnie, da Hauptmann und Gon-Lieutenant fieberkrant liegen. Wir sind jeßt im Regimente sehr wenige Offiziere, da drei verwundet und sieben frank sind, es ist daher für uns Halb» gefunde der Dienst ein doppelter. Wir haben zwar Verstärkungen erhalten, doch brauchen wir, da die Türken sehr zahlreich in beinahe uneinnehmbaren Stellungen stehen, noch mindestens 20.000 Mann, um mit Erfolg vordringen zu können. Velegr. Deyeldien b. ,, Defter Al0yd", Konsularberichte über die Anarchie in Bosnien. Original-Telegramm des „PBester Lloyd“­ Wien, 31. August. Die "Wiener Abendpost" veröffentlicht eine Anzahl von Berichten des t. und E Generallonsuls im Sarajevo, Herrn v. Waffies. Dieselben beziehen sich auf die jüng­­sten Ereignisse in Bosnien und illustriren, in einer Weise, welche ohne Zweifel gerade seit das Steresse des Bublis­kums lebhaft in Anspruch nehmen wird, sowohl die Ent­­stehung als den Charakter der insurrektionellen Bewegung, welche in der­ bosnischen Hauptstadt ihren Mittelpunkt ges­tunden hatte. Die wesentlicheren Theile bieten Berichte lau­ten wie folgt:­­ Generalfonsul Baffics an Graf Andräffn. 6 ; 53 Serajevo, 10. Mai 1878. Die an die Provinzial-Regierung von Bosnien ergangene Anfrage der Hohen Pforte, ob es möglich ist, die nach Oesterreich in Ungarn geflohenen bosnischen Bauern Schon derzeit in die von ihnen verlassenen Bahtgüter wieder, einzuführen und ob sie in Bosnien hinlängligen Schuß und die Mittel zu ihrer Existenz finden werden, ut nach mir zugelongenen vertraulichen Mittheilungen vom Bali vor einigen Tagen beantwortet worden. Mazhar Balda hat diese Angelegenheit als eine streng vertrauliche behandelt und es unterlassen, deren Diskussion im Provinzialratde zu veranlassen. Nach­ eingeholter Meinung der Vermwaltungschefs jener Kreise, die die Heimath, der Flüchtlinge sind, und nach einer vertraulichen Ber­sprechung mit einigen ihm nahestehenden Großgrundbesigern äußerte er sich im Wesentlichen dahin, daß es derzeit noch nicht mög­­lich sei, die Flüchtlinge in ihre Pachtungen zurückzuführen, da einerseits ihre Häuser zerstört sind, feine Acergeräthe, fein Nugvieh und feine Nahrungsmittel zur Verfügung stehen, andererseits aber weder die Provinzial-Regierung, noch Die Grundbesiser binläng­­z­u befißen, um das Fehlende der Ankauf herbei­­aushaffen. 5 WhetchEw·Exzelle1·13 wiederholt zu­ berichten die Ehre hatte,und wie auch dem Bali wohlbekannt ist,hat das Volk jede Hoffnung aufgegeben, unter der Herrschaft der Hohen Pforte die Wiederkehr geordneter Zustände zu erleben. Aus diesem Grunde enthielt sich der Bali, diese Angelegenheit im Provinzialrathe zur Sprache zu bringen und befürchtete mit Net, daß Die Mehr­heit der Rathsmitglieder fig dahin aus­s­prechen­ würde:die Riegelung der bosnischen Bustände durch eine fremdbe Macht sei eine un­­vermeidliche Nothbmwendigkeit geworden,der man sich nicht nur fügen,sondern die mangum­ee des Landes eh­ethunlchst herbeiführen müsse. Einflußreiche Mohamedaner, ließen mir das Vorstehende mittheilen und fügten hinzu, daß dafür gesorgt wurde, mehrere hochgestellte Beamten in Konstantinopel die wahren Gesin­­nungen des Volkes erfahren zu lassen. Genehmigen xc. t­r­e 2 i Serajevo, 23. Mai 18787 De Berichte, welche mir aus Banjaluta und Lipno über die Verhältnisse in den Kreisen Bihac, Trapnit und Banjaluta, dem Schauplate der bosnischen Infurreltion, zusommen, Kon­sta­­tiven einen allmäligen Niedergang derselben. In der Regel halten si­cie Infurgenten verborgen oder streifen drei bis fünf Köpfe stark im Ende herum, in einzelnen ehörten sich einen kurzen Aufenthalt erzwingend. Sehr selten sammeln sie sich in größerer Anzahl, um ein Dorf zu überfallen. Die derzeit noch vorhandenen Injurgenten sind­­ orthodoxer Konfession und rich­ten ihre Angriffe zumeist auf von Katholiken bewohnte Dörfer. Die katholischen Bauern wurden dadurch genöthigt, zu ihrem Gelbst­­duke sich zu bewaffnen und sich zur Wehre zu fegen. 63 ist ihnen bereits mehrmals gelungen, die angreifenden Insurgenten noch vor dem Eintreffen der zu Hilfe eilenden Truppen zu vertreiben. Dei alledem werden die Zustände nicht erfreulicher. Die unn­ter der Arche glimmende Abneigung der Bosnier gegen die ottoma­­nischen Beamten läßt sich an manchen Thatsachen leicht wahrnehmen. Sowohl der General-Gouverneur als auch der Divisions-Komman­­dant beklagen sich über die Nachlässigkeit ihrer bosnischen Subalter­­nen im Dienste. Sieben Offiziere sind in kriegsrechtliche Untersuchung gezogen worden, da sie im Berdachte stehen, einen Räuber besserer Art, Hadfıi­m­ zu dessen Ergreifung sie mit 180 Soldaten entsendet wurden, laufen gelassen zu haben. In Gerajevo fan es vor, daß die Batrouille, welche ausgesendet worden war, zwei Deserteure einzufangen, sich mit ihnen in eine Brannt­­weinschänfe feßte und nag einem kurzen Blechgelage auf Kosten des Wirthes sich in größter­ Freundschaft trennte. Als die Begs vers nahmen, daß dich einen, fünfundzwanzigperzentigen Zollzuschlag drei Millionen Gulden für die Auslagen der Nepatiiirung der Flüchtlinge aufgebracht werden sollen, bemerkten sie mir, daß der größte Theil dieser Summe zu anderen Bemweden verwendet oder unterschlagen werden würde. Die ottomanischen Beamten fühlen ihre Ohnmacht. Sie glauben ein Wunder Gottes in dem Umstande zu er­­blichen, daß unter den bestehenden Verhältnissen sich noch Soldaten in den Kasernen und Beamte in den Kanzleien vorfinden, da die Truppen ohne Kleidung, Beschuhung und bei schlechter Nahrung ber­­eits den vierzigsten Monat auch ohne Gold im Dienste ausharren, die Beamten aber und Gendarmen seit der Einführung des Papiergeldes nach und nach zwei Drittel ihrer Bezüge einbüß­­ten. Unter so bewandten Verhältnissen drücen die Behörden gern ein Auge zu, wenn sie von seinen Diebstählen der Soldaten, Gr­­preifungen der Gendarmen und Beziehungen der Beamten hören. Die Bevölkerung wird dagegen für eine solche Regierung im­mer gleichgiltiger. Genehmigen 26. Serajevo, 30. Mai 1873.­­ Am 23. b. 9. begann unter den Mohamedanern eine Adresse, in Geheimen zu zirtuliren. Die als Fanatiker bekannten Samams ,­ Kankichia und JiJamat gingen von Haus zu Haus Unter- Thriften sammeln, erklärten mündlich die in der Adresse enthal­­tenen Forderungen und empfahlen, darü­ber tiefes Schweigen zu beobachten.­­ Vier Tage hindurch sprach die Bevölkerung von dieser Adresse, ohne in authentischer Weise den Inhalt zu fennen. Diejenigen Mohamedaner, die unterfertigt hatten, gehörten den untersten Boltsz Haffen an und waren des Lesens unkundig. Dieselben erzählten über den Inhalt der Adresse so sonderbare Dinge, daß die Furcht­­samen, welche auch hier die Majorität bilden, das Schlimmste be­­fürchteten, während die Gebildeten Unstand nahmen, diesen Erzäh­­lungen Glauben zu schenken. Mazhar Bascha scheint der einzige Beamte gewesen zu sein, der, in 008 Vertrauen von­ den beiden Smams gezogen wurde. Allein auch er beobachtete bis zum 27. tiefes Schweigen über den wahren Inhalt. Die Einbildungskraft der aufgeregten Gemüther hatte daher durch fünf Tage den weitesten Spielraum.­­ Den Christen wurden ernste Besorgnisse­­ eingeflößt, indem man ihnen erzählte, die Adresse verlange die Abschaffung der Glocken, die Ablegung aller christlichen Beamten und die Anwendung des religiösen, türkischen Gejeges, Scheriat, auf alle Rechtsfälle. Den Dsm­anli schmeichelte man damit, daß man ihnen sagte, die Adresse fordere: alle fremden Beamten sollen verjagt werden, alle bosnischen und herzegovinischen Mohamedaner würden einen engen Bund bilden, um die Abtretung des Landes an Montenegro, Serbien oder Oesterreich-Ungarn ducch eigene Kraft zu verhindern und sollte sogleich ein autonomer Landtag einberufen und ein Sicherheits- Ausschuß eingefegt, der Pforte aber nicht gestattet werden, irgend­eine Maßregel ohne Zustimmung des Landtages einzuführen. Endlich­­ hätte jede weitere Einberufung von Soldaten zu unterbleiben. Der Militär-Kommandant, die osmanischen und christlichen Beamten, endlich alle muselmanischen und christlichen Notablen, die sämmich über den Inhalt der Aoresfe in Dunkelheit gelassen wurden, begannen bereit dem General-Gouverneur zu mißtrauten und erinnerten sich an die Rolle, welche türkische Gouverneure zur­eit der Masjakres in Djedda und Damaskus spielten. Mazhar­ala fand an der Zeit, am 27. zu erklären, daß er die Adresse gelesen habe, daß dieselbe nur zwei Punkte enthalte, nämlich­ die Verbindung aller Bosnier und Herzego­viner zum Zwecke der Vertheidigung des Landes gegen Montenegro, Serbien und Oesterreich-Ungarn und die Bitte um Einführung der Autonomie zum Zwecke der Kontrole der Staatsverwaltung und den Landtag. Mazhar Palcha sagte mir, daß diese Petition ihm vorgelegt werden würde, um sie der Pforten-Regierung einzusenden, und daß sie auch den Christen zur Unterfertigung vorgelegt werden wird, daß es jedoch diesen Legieren vollkommen freistehen solle, ihre Unterschrift­ abzulehnen. Die unteren Volksflaffen fahren fort, Unterschriften zu sam­­meln. Seitdem der Inhalt der Adresse allgemein geworden ist, ist sie nicht mehr wie im Beginne der Woche der Schuiden der ruhigen Bevölkerung. Tausende von Deserteurs und nothleidenden Auswanderern aus der Herzegovina halten sie in Sarajevo und in der Umgebung auf. Der berühmte Bandit Hadjidhi Loja soll ebenfalls hier sein. Man besorgte, daß die Adresse vom fanatischen Pöbel mißdeutet werden und zu Revolutionen führen könnte. Die Lofabbehörde mochte ähnliche Befürchtungen gehegt haben, da sie alle privat­pulverdepots aus der Stadt in die Kaserne verlegen ließ. Abermals wurden zwölf österreichische Fuhrleute aus Brood auf der Straße nach Sarajevo von vier­ Deserteurs angehalten und ihrer Baarschaft und Uhren beraubt. Aus Banjaluta wurde berichtet, daß eine größere, gut organi­­sirte Sinfurgentenbande im Kreise Bihacs aufgetreten sei, die im Solde des Fürsten Karagyorgyevicz stehen sol. Kleinere Banden von Insurgenten unternahmen mehrere Angriffe auf christliche Dörfer im Kreise Banjaluta, wurden jedoch von der Bevölkerung und von den Truppen vertrieben. Der Bericht erzählt noch einige Fälle von Ungehorsam und Auflehnung und schließt folgendermaßen : Alles muß jedoch ertragen werden, bis Europa es an der Zeit hält, in die hiesigen Verhältnisse Ordnung zu bringen. Daß dieser Moment von Bielen fehlensüchtig ermartet wird, ist eine Thatsache, die die eben geschilderten Weberstände genü­gend erklären und rechtfertigen. Genehmigen 26 Serajevo, 12. Juni 1878. Heute liegt mir die Meidung ob, welche Thätigkeit das hier neu errichtete Wolfstomite im Laufe der verflossenen Woche ent­­wicelt hat.­­ Am 8.d.M.versammelten sich nur die mohamedanischen Vertrauenspersonen und kamen dahin überein,dem Valik in Schrifti­stü­ck zu übergeben worin sie im Namen der mohamedanischen Be­­völkerun­g dieser Stadt um die Einlesung einer Volksverskümmlung petitionirem in welcher Mohamedaner,Orthodoxen,skatholike­n und Juden vertreten sein Miende welche die Interessen des Landes und der Bevölkerung wahrzunehmen und treten hätte. Die besonderen Angelegenheiten jeder einzelnen gions-Genoffenschaft würden nur durch die Abgeordneten der treffenden Religions-Genoffenschaften behandelt werden, wogegen söntereffen 865 ganzen Landes und jene, gions­genossenschaft betreffen, von fänmntlichen Wolfsvertretern all­en Balt mit dem einverstanden. Katholiken: Fra Grgo türtijden, Tage dem 2 Melis be, die mele orthodox 2 katholischen und einem jüdischen Abgeordneten Für ei­ne Stehen und aus einem mohamedanischen und einem chriftlichen A­bges­ordneten für jeden der Meise Mojtar, Travnit, Bihacs, Banjalutg, Bvornit und Senica. Dieses Schriftstück wurde am selben Bali in vers­­ammelter Rathsfisung übergeben. Der Bali las es vor und fragte die Rathsversammlung um deren Meinung. A­ Z die Provinzialräthe sich zu Gunsten der der Vertrauensmänner »»E­s wurden nun­ Bisntohatxrchaitischen,orthodoxety katholischen und indischen Vertreter für Serajevo wie folgt gewählt: Mohamedancscherlerus x Mufti von Semjevo Mus stafacsfenthmam Hasiszendi Kaukdjia- Mohamedancschtz Notablkn:Sunula Efendi Sokolovics, Staatsanwalk,Mustaz»Begqultpastes,­Provinzialrath,Ragib Efendi,Magistrats Präsidentz Asfckzi Efendi Rigiaics,Provinsials rath,Mehmed Beg KapttatIovecs,cichstaggsAbgeordneter Mohaknedantsche Ewig­ besitzen Mahmud Efendi Mu­ftecs,Mustafa Efendiartcs,Sabtt Efendi Hassimagics. Mohamedanische Kaufleut­ e:Achmed Efendi Sorzo. Muham­ed Aga Kapchaportcs· Orthodoxe:Petrakc Efendi·Petrovics,Armeelieferant,Des » meter Seftanovics, Kaufmann, Franziskaner, Peter Sacsija, Reichstags-Abgeordneter. Juden: Salomnon Gjendi. Nachträglich wählten detz Orthodoxen noch­ Rifto Bessara· Kaufnann,Jakob Georg Damjanopic K­aufmann. a 2 Begehren az der bei­den Behörden 3 Ders: die feine 7 ja Die Boltsvertretung solle aus mohamedanischen Martics, Agent Trcfkovgs, fKaufmanm der befondere Petition aussprachen, erklärte sich auch ! RR Sarajevo, 21. Juni 1878,­­ veranschlage die in Bosnien und der Herzegovina befindl­iche Truppenmacht auf ungefähr 25.000 Mann, wovon jedoch nicht 7000 Mann rasch an einem Orte­gonzentrirt werden können. Sollte ein Einmarsch unserer Truppen in Bosnien und in die Herzegovina gegen den Willen der Hohen Pforte vorgenommen werden und die türkischen Truppen erhielten Befehl, sich dem Einmarsche zu wider­legen, so w­­rden die­ türkischen Generale zwar dem Befehle der Pforte nachkommen, allein mit ungenügenden, zersplitterten Kräften. Nach wenigen unbedeutenden, aber für unsere Waffen glückischen Ge­fechten würden sich die bosnischen Truppen sogleich verlaufen. Die wenigen fremden Bataillone könnten seinen Widerstand leisten. Allerdings aber wären die Folgen einiger anfangs mißglühe­ten Angriffe unserer Truppen für die Durchführung der Ossupation ungünstig. Der kliegerische Geist der Armee und der Bevölkerung wü­rde eri­achen und dem Vordringen unserer Truppen manche Vers­zögerung bereiten. Das Unglük und Elend, welches seit zwei Jahren die mohamedanische Bevölkerung Bosniens verfolgt, hat deren religiösen Fanatismus einigermaßen herabgestimmt. Allein Bi wenige günstige Gefechte würden denselben wieder aufleben­­machen. Serajevo,T. Juli 1878. Die neueste telegraphische Weisung Ew. bezüglich des Ein­marsches unserer Truppen zum Zwecke der Uedernahme der Ver­waltung Bosniens und der Herzegovina kam mir am Nachmittage 0-5­3. 0. M. zu. · »· Ich maßte vor Allem darauf be«dachtfein,den­ tatsäch» Beamten zu erschwerem durch«Taktlosigkeit und Lügenhaftigkeitds Bolt irrezuleiten und zu Erteifen zu verführen. Das einzige Mittel, welches ich zu diesem Ziwede zur Verfügung hatte, fehlen mir dann zu bestehen, daß ich sogleich und persönlich einige einflußreiche Mohamedaner über die neue politische Lage des Landes informire, darin aber, solange mir Hiezu Zeit gelassen wird, auf Beamte und Militärs einwirke. 5 Ich, sprach daher mit .... Beg, einem aufgeklärten bosnic­hen Patrioten, derselbe versicherte mir, dab er aus allen Kräften dafür sorgen werde, daß unsere Truppen in Bosnien und der Here­zegovina bestens empfangen werden. Er sprach die Besorgniß aus, daß Die egoistische, völkerzerstörende Polität Bosniens die rohen fanatischen, be­ißlosen Klassen zu Extressen verleite, und fand bei Borgehen sehr zweckmäßig, da den Notablen dadurch Zeit gelasse wird, das Bolt vorzubereiten. Er lobte Gw. Vorsorge für die Beam­ten und sprach seine Meberzeugung dahin aus, dab nach einigen unter unserer Verwaltung glücklich verlebten Jahren das Land einer freudigen Zukunft entgegengehen wird. vs. Beg nahm meine Mittheilung ebenfalls sehr Freundlich auf. Er versprach mir, überall, wo er Güter und Freunde hefigt, dafür tätig zu sein, daß unsere Truppen freundlich empfangen werden. Er fügte Dinz, Daß alle vernünftigen Mohamedaner in Bosnien sich in die neue, durch die Konferenz geschaffene politische Lage allmmalig Hineinfinden werden. Nur für einzelne Individuen der niederen Klassen könne man nicht gutfichen :: .... Ejendi sagte mir, daß er sich jederzeit offen dahin aus“­gesprochen habe. Bosnien und die Herzegovina könne nur mehr unter österreichisch-ungarischer Verwaltung stehen. Da die Pforte seit Jahren unfähig it, die Negierung hier zu führen, und die Konferenz sich für die Verwaltung des Landes durch Testerreich-Ungarn entschieden hat, räth, die Vernunft, alle Vorkehrungen zu treffen, daß der Medergang so schmerzlos als möglich sich vollziehe. Er verspra­ch­ in dieser Nichtung seinen Einfluß auszuüben, fügte jedoc bei, dab eS einige Zeit brauchen wird, bis die umvillenden Mohamedaner der unteren Klassen ihren Vortheil begreifen werden. Jedem dieser drei Notablen erklärte ich, wie sehr es im Interesse der besseren mohamedanischen Klaffen Liege, sich der Gunst der Eu. Tt. Regierung würdig zu zeigen, und theiete ihnen an mit, daß ich am nächsten Morgen mit den Zivil- und Militär- Behörden sprechen und ihnen auch mittheilen werde, welches Loos den Beamten zugedacht it. Nicht minder bemerkte ich, daß, im Falle der Bali wegn des Empfanges unserer Truppen bereits Instenationen bat, ich auch hierüber mit ihm sprechen werde. (End­lich hob ich b hervor, daß es ihre Aufgabe werden würde, mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln die Aufklärung ihrer Religione­­n zu besorgen ımd Ddiejelden für die Okkupation günstig zu iment. . Am 4.5 M. begab ig mich zum General-Gouverneur Mazhar Balcha, erzählte ihm, was die Konferenz bezüglich dieses Vilajets beiclohen hat, machte ihn mit den ntentionen Gw. bes­züglich der Beamten bekannt und fragte, ob er bereits Suftruktionen bezüglich des Empfanges unserer Truppen habe ? Mazhar Baia sagte mir, er habe Temerfei Suftruktionen, und bedauere desh­a b, daß ihn von allen Seiten Nachrichten der imminenten Dekupation zusommen. Nach seiner Auffassung der Pflichten eines Bali, müsse er die Vertheidigung des Landes gegen die Ossupation auch ohne besondere Instruktion anordnen. Ich bemerkte hierauf, daß ich hier sei, und daß dieser­ Umstand das sicherste Zeichen sei, daß unsere Negierungen in Frieden leben, die Ausrufung der Balhi-Bozuts­ ist daher nicht am Platz und könnte üble Folgen haben, die nur zur Last fallen würden. 68 schien mir, ihn überzeugt­­ zu haben, daß er jedenfalls die Infteuktionen abs­arten müsse, bevor er die fanatischen Massen aufregt. · Der Militär-Kommandant,Bert Parchm war von der Nzxchs nicht des bevorstehenden Einmarsches unserer Truppen sehr betroffene. Er sagte,daß er keinerlei Instruktionen für diesen Fall habe,ja ganz unvorbereitet sei. Am Nachmittage des 4. b. versammelte Mazhar Baia den Provinzialrath und mehrere mohamedanische Notablen zu ein­er außerordentlichen Sagung. Er trug vor, daß,er von allen­ Punkten der Grenze, Nachrichten habe, daß eine Osfupation des Landes durch österreichischer ungarische Truppen i­mminent sei, und daß Die Zeit gekommen ist, alle Vorbereitungen zur Abwehr zu treffen. Er entwickelte nun in längerer Auseinanderlegung die Hilfsquellen des Landes an Menschen, Waffen, Munition und Nahrungsmitteln und wollte dem Nam­e­glauben machen, daß ein erfolgreicher Widerstand möglich sei. Bisher war es üblich, daß in so delifaten Dingen der Provinzialrath immer der Meinung 008 Bali war. Heute Fam en anders. “2. Grendi nahm das Wort und sprach in nachstehender Weise: „Wir danken dem Bali für die Mittheilungen, die ihm vom der Grenze zuflammen, müssen aber bemrten, daß wir ü­ber denselben Gegenstand ebenso viel wie der Bali, ja mehr wissen ES Handelt sich um die Aus­führung eines Beschlusses der Konferenz und man weiß noch nicht, wie si die Pforte der Okkupation gegenüber verhalten wil. 3. bitte daher den Bali, uns vor lem mit­zutheilen was die Pforte zu thun beab­­sichtigen WS der Bali gestand,, daß er es nicht wisse und soeben mit dem Kommandivenden sich in Konstantinopel angefragt habe, so beantragte . . . Efendi, daß auch der Provinzialrath­­ ein Telegramm absenden möge, um die Willensmeinung der Pforte kennen zu lernen. Der Antrag wurde zum Verschluffe erhoben. Mittlerweile hatte der Konsulats-Dolmetsch, Herr a sänmtliche Beamte von den gnädigen Entfehlünfen Em.­bezügli­en Kopfes unterrichtet und dadurch der neuen Sachlage günstig gestimmt. 3 Leider fand das Kriegsgeschrei Ginzener bei den Hodjdas und bei dem ‘Böbel einen allen vernünftigen Mohamedanert unb­e­kamen Widerhall. Schon in der Nacht von 4. auf den 5. d. wurden hie und da Zusammenkünfte der Hodshas und die Pöbels bemerkt. Am 5. sah man beim Anbruche des Tages bereits bewaffnete Türken im Bazar, die den Ankommenden „erzählten, der Feind rüde von allen Seiten auf Sarajevo 108, sie mögen daher DU Läden geschloffen Lasfen und, um­ ihre Waffen gehen, dann zuvllk­ommen, um im Bazar zu bewathen, was zu thun sei. _

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