Pester Lloyd, Oktober 1882 (Jahrgang 29, nr. 270-300)
1882-10-01 / nr. 270
al ho endet, oder zum mindesten in der Konsulta in Rom geneigt ist. Und einer Anklage dasandament zu se ÉS scheint, hab man in Italien, den „Bester Lloyd“ einer besonderen Feindschaft gegen das ialienische Bolt zu beschuldigen. Wenigstens geht Dies aus einer römischen Korrespondenz der „N. fr. Presse" hervor, nach welcher ich eine „besonders hochstehende staatsmännlsche Bersönlichkeit" im Tone bitterer Beschwerde über die Haltung unseres Blattes ausgesprochen haben sol. Daß wir dabei als ein Organ des Wiener Auswärtigen Amtes bezeichnet werden, wollen wir nebenbei berühren. Gut unterrichtet sein, wird sehr Häufig für gleichbedeutend genommen mit offiziös sein und wir kennen weitverbreitete Blätter, die den Ruf ihrer „Unabhängigkeit“ nicht in fetter Linie dem Umstande zu verdanken haben, daß ihre Argumentation sich auf die rührendste Unferutuiß der wirklichen Ereignisse und der wirklichen politischen Verhäbnisse aufbaut. Jedenfalls wird man uf dem Ballplage im Wien anderer Ansicht über umsere so sein, uud wenn der Gewährsmann des Korrepidenten der „Neuen freien Preise” wirklich ein: „Hoch» Br. Staatsmann” ist, damit er auch vielleicht in er Lage, direkte Erfundigungen hierüber einzuziehen. Doch dies, wie gesagt, mir nebenbei. Sachlich wichtiger erscheint es uug, ein Meißverständniß zur beseitigen, welches über unsere Haltung Italien gegenüber eingetreten zu sein scheint, entziehen, welche schwerlich in irrthümlicherer und umgerechtfertigterer, ja in ungerechterer Weise gegen uns erhoben werden konnte. Wenn die Mahnungen, welche der „Peter Lloyd" aus Aula, des "Triester Bomben-Attentates ausgesprochen, in Italien Beachtung gefunden Haben, so man uns das nur mit Befriedigung erfüllen. Aber weit weniger befriedigt uns, wenn diese Mahnungen generalisirt und auf das Gefühl einer Feindseligkeit gegen Italien zurüegeführt werden. Das it feine Ausdeutung mehr, sondern eine Umdeutung. Wir ‚haben die Bestrebungen des italienischen Volkes immer mit anderen aufrichtigsten Sympathien begleitet, und zwar nicht ‚nur so weit es nationale Bestrebungen waren, sondern, was weit wichtiger ist, auch so weit sie mit der Großmachtstellung des Reiches zusammenhingen. Gerade die Haltung Staliens in der egyptischen Frage, " sein > Toyaler Anschluß an das europäische Konzert Haben unseren wildhalts sojerten Beifall gefunden. Wir zögern Feinen Argenblic lang anzuerkennen, daß Stalin nach den Nichtwrgen seiner auswärtigen Bolitit nicht nur zu den eurosäischen Friedensmächten zu zählen ist, sondern daß es überhaupt zu allen europäischen Fragen eine durchaus Forreste Stellung einnimmt. B Vielleicht ist es etwas zu ängstlich" auf die Wahrung seiner „Würde" bedacht. Vielleicht ist es etwas zu geschäftig, überall dabei zu sein und überall mitzusprechen. Der Antrag auf einen internationalen Schuß des Suezkanals, den Graf Corti auf der Konferenz zu einer Zeit stellte, im welcher der Kanal dieses Schußes kaum mehr bedürftig war, fällt wohl in diese Kategorie eines gewissen politischen Uebereifers. Allein das sind die verzeihlichen Fehler eines jungen und aufstrebenden Staates. Sie gefährden den europäischen Frieden nicht und insofern alles Fehler eines Staates sind, in welchem das Buarlament einen so starken Einfluß auf die Entscheidungen auch der auswärtigen Politik ausübt, entsprechen sie sogar der Nothwendigkeit, oder wenigstens einen Bedürfnisse des Ministeriums. Die Regierung muß sich zeigen, sie muß der Volfsvertretung gewisse Erfolge aufsteifen oder wenigstens den Nachweis führen können, daß sie fole Erfolge redlich angestrebt habe. Jedenfalls hat es Italien auch bei diesen politischen Erkurten nicht an der Unterftügung der Mächte gefehlt und auch auf der Konferenz sind seine Anträge, insbesondere von Deutschland und von Oesterreich-Ungarn, mit Achtung und SAKK EARL aufgenommen worden. Der stille DBorwurf, wurde die jüngste Großmacht von den übrigen eigentlich nicht so recht als ebenbürtige Macht behandelt. Scheint uns Daher kein ganz gegründeter zu sein. Es ist möglich, daß Stalierr Mxsache Hat, sich einigermaßen über die Haltung Frankreichs zu beschweren. Das Vorgehen des Lebteren in der tunesischen Frage und in zahlreichen, durch Tegtere hervorgerufenen Inzidenzfragen war sicherlich alles eher, als vorsichtsvoll zu nennen. Bis zur Affaire Mecchino herab, welche die Gemüther in Italien noch im diesen Augenblicke in Aufregung erhält, haben sich die Konsequenzen dieser Rücksichtsflosigkeit auf der appenninischen Halbinsel fühlbar gemacht. Aber Eines wird man sich doch in Italien, von der allgemeinen Bedeutung der tunesischen Stage abgesehen, noch eingestehen müssen. Man hatte durch tausend diplomatische Kleinkünste, durch die Thätigkeit des Generalkonsuls Maccio, durch wastlose Intriguen am Hofe und in der Umgebung des Bey den französischen Einfluß diplomatisch aus Tunis hinausmanöarirt. Mean mußte jedenfalls darauf gefaßt sein, daß Frankreich ihn militärisch wieder hintert mandvriren werde. Daß man hierauf nicht gefaßt war, besiegelte den Nachgang des Miniteriums Cairoli. Die italienische Politik hatte mi Sim, wenn hinter der Thätigkeit ihres tunesischen Agenten ein entschlossener Staatswille stand. Dieser Staatswille war nicht vorhanden und die Heberflügelung Italiens in Afrika wurde dadurch zur vollbrachten Thatsache, und wahrscheinlich nicht blos zur vollbrachten Thatsache, sondern auch zur unabänderlichen. Wenn es sich bestätigt, daß Herr Duckere in Unterhandlungen mit den Mächten behufs Aufhebung der Kapitulationen eingetreten ist, so würde das beweisen, daß man in Paris den Erwerb von Tunis nicht nit als einen bleibenden betrachtet, sondern auch mit Garantien der Dauer zu umgeben gewillt it. Stanfreich jdidt sich an, in Tunis zu wiederholen, was Oesterreich-Ungarn in Bosnien und der Herzegovina gesehan hat. Jedenfalls ist aber eine Kombination schwer denndurch welche Frankreich gendtigt werden konnte, Zunis wieder herauszugeben. Und wir glauben nicht, daß es eine gute Regierungspolitik ist, das italienische Bolt in Dieser Richtung in Täuschungen zu erhalten. Man mag viele Phantasie mit dem Ausblicke auf anderweite afrikanische Kompensationen beschäftigen, allein es wird näglich sein, es allmälig an den Gedanken zu gewöhnen, daß es mit der tumesischen Regentschaft wenig mehr zu schaffen hat. Es war unter dem Emnbrudk der afrikanischen Mißerfolge, als das Ministerium Maneini lebhaftere Annäherungsversuche an Deutschland und an Oesterreich-Ungarn unternahm. Man wird vielleicht behaupten dürfen, daß der Augenblick Fein ganz glücklich gewählter war ; denn die italienischen Werbungen hoben sich handgreiflich von dem Hintergrunde einer starken Nancine gegen Frankreich ab, und Rancune ist eine schlechte Basis für politische Verbindungen. Sie war es in diesem Falle umso mehr, als Deutschland bemüht war, Alles aufzusuchen, was sein Verhältniß zu Brankreich verbessern konnte und es namentlich fest entschlossen schien, aus den europäischen Beziehungen jedes Moment auszuscheiden, das die Erhaltung des Friedens mit der Nachbar Republik gefährden konnte. Eine italienische Allianz mit offensiver Spike hätte man in Berlin und in Wien gleich wenig brauchen können. Aber es läßt sich darum keineswegs behaupten, daß die römischen Bemühungen auf sterilen Boden gefallen seien. Allem Anscheine nach hat man nur in Italien äußerst übertriebene Vorstellungen von dem Charakter der Allianz zwischen Oesterreich-Ungarn und Deutschland. Diese Alianz itrichts Esoterisches und birgt sein Mysterium. Sie ist in erster Linie auf Wahrung des Friedens und auf ‚gemeinsame Geltendmachung der vielfach so gemeinsamen Si ersterer Beziehung Hält sie der Natur der Sache nach jeder dritten Macht ihren Beitritt offen. In zweiter Linie hat selbstverständlich das Wesen der asnterejjen dieser dritten Macht zu entscheiden. DVesteht kein Segenfog und kein Widerspruch, so ist eben die Heraus: -Apnterejjen gerichtet, bar, „leicht noch. feine Budapest, 30. September. “ Der achte ungarische FKuristentag beginnt bei Erscheinen dieser Zeilen seine Thätigkeit. Wir begrüßen jene Männer, welche aus den entferntesten Theilen des Landes in unserer Mitte erschienen sind, mit aufrichtiger Freude, die um so größer it, als ein nicht gewöhnlicher Grad von Selbstverleugnung dazu gehört, unter den obwaltenden Berhäftnissen und trog der bitteren Erfahrung, daß die Deschlüffe des ungarischen Juristentages schon seit Jahren fan irgendwelcher Bericsichtigung theilhaftig werden, jeie Fragen zu erwägen ud zu entscheiden, welche im Interesse deren Rechtsentwiclung wissenschaftlich vorzubereiten sind. Freilich drängt sich bei dieser Gelegenheit unvillfitlich die Frage auf, ob Dem unser Justizministeriun berechtigt it und ob es wohl daran thut, sowohl die Beschlüsse des Juristentages, als auch die Unterbreitungen “unserer Advokatenkammern, deren letterer im Gehege begründete Aufgabe er sagt, ihre Gutachten über alle bedeutsameren Fragen auf dem ‚Gebiete der Rechtspflege abzugeben und diesbezügliche Vorschläge zu "erstatten — mit so geringschägender Nonchalance zu ignoriren, wie dies, wenigstens unter dem Regime des jegigen Leiters, unseres Justizwesens faktisch der Fall it. Wir fragen: Darf das Justizministerium der Advokaten sanmern, kann es der Beschlüffe bei Juristentages, welcher die gewiegtesten und erprobtesten Kräfte des Landes zu seinen Mitarbeitern zählt, so ganz und gar entrathen ? Die Antwort hierauf fand selbst abgesehen von jenen zumindest etwas merkwirdigen Streiflichtern, welche iere Justizverwaltung gerade in der legten Zeit in elment so wenig schmeichelhaften Lichte erscheinen epen, mm entschieden verneinend Lanter. Und teogdem fünnen wir es uns nicht verhehlen, daß es Fam einen , Tag" gibt, der im Kalendarium gemeinnüßiger Thätigkeit als so unfruchtbar, als so belanglos betrachtet werden würde, wie der „Suristentag“. Jeder Sängertag, jeder Kreisnotar- oder Feuerwehrtag wird zeitens der Behörden und der Negierung und — wir müüssen das hinzufügen — auch der Bevölkerung mit viel größerem Entgegenkommen behandelt, als unsere Suristentage. Wir bitten, uns nicht mißzuverstehen. Wir legen auf all den offiziellen Firlefanz sein Gewicht und beanspruchen für den Juristentag Feine Empfänge, feine bürgermeisterlichen Begrüßungsreden, oder ähnliche Dinge. Aber immerhin wollten wir auf dierwähnte Unterlassung Hindeuten, als auf einen Beweis file die unlengbare Thatsache, daß die Wirksamkeit des Auristentages auch den äußeren Formen nach nicht in jener Weise gewürdigt wird, wie dies wenigstens im Zusammenhalte mit anderen auf die vitalsten Sinteressen des Staatslebens viel weniger oder gar seinen Bezug habenden „zagen" zu geschehen pflegt. Da nicht einmal das doch in erster Linie an der Sache interessirte Justizministerium fühlt sich veranlaßt, diesen freiwilligen Weitarbeiter, diesen selbstlosen Theilnehmer an den Sorgen der Justizverwaltung. Der sich ja eigentlich den Kopf des Justizministers, und zwar leider in ganz unmiüger Weise zerbricht, ir irgendeiner Form offiziell zu begrüßet. Die natürliche Folge all dieser Erleinungen müßte eigentlich ein fortwährendes Sinfen des Niveaus unserer Suritentage sein, da bekanntermaßen seinerlei öffentliche Thätigkeit des Sporus der Anerkennung gänzlich entrathen fan. Und wenn dies noch immer nicht der Fall it, wenn unser Suristentag sich nach wie vor auf so achtunggebietender Höhe behauptet, so kann das nur Dent selbstlosen Idealismus seiner Mitglieder zugeschrieben werden, von welchen geleitet Diese troß der gemachten „praktischen“ Erfahrungen und durchdrungen von der Wichtigkeit ihrer Mission und jener hehren Aufgaben, welche ihnen die Liebe für ihren Beruf und das Bewußtsein ihrer eigenen Bedeutung verzeichnet, ruhig auf dem Pfade weiter wandeln, der weit mehr mit Dornen als mit Rosen betreut ist. Aber wird denn Dieser Foealismus ewig währen ? wird nicht endlich unter dem fortgefeßten Drude der „Logik der Thatsachen” jene Lustlosigkeit, welche bereits in dem selteneren „Zagen”" der ungarischen Juristen einen so beziecten Anspruch gefunden Hat zum Schaden unserer Rechtsentwiclung weitere Fortschritte machen ? Wir fürchten nur zu sehr, daß dies der Fall sein werde, ETS Und doch waren es hochwichtige Fragen, welche der Suritentag bisher stets behandelt hat, so wie auch im dem soeben zusammentretenden Juristentage über die Schaffung eines Wafserrechtes, über die Wahrung der Medhie der Sparkasse-Einleger, über den Notenschwindel, über Die Rechtswirksamkeit der zu Gunsten dritter Personen abgeschlafenen Verträge, über die Reform der Advokatenordnung und über mehrere andere nicht minder wichtige Fragen entschieden werden sol, so daß es ewig Schade wäre, die Gleichgiftigkeit für den Juristentag in so ungerechtfertigter Weise noch weiter um sich greifen zu lassen. Weder die Auswahl der vorgelegten Fragen, noch auf die eingehende und von wissenschaftlichem Ernkte getragene Art des allergrößten Theiles der unseren acht Juristentagen ehr intimen und feb Freum die haftlichen ‚Ber- Hättmies möglich, in welches Italien jegt thatsächlich zu den beiden Kaiserreichen getreten ist. ; > Das hindert nicht, daß die Pläne der Irredenta verbrecherisch sind und dag man auch dem gegenwärtigen Ministerium etwas mehr Energie zu ihrer Unterdrücung mnwan:chen fünnte Wilde sich das Ministerium ein einziges Mal dazu entfließen, die irredentistischen Bestrebungen öffentlich,im Parlament,von der Tribüne herab, in ihr wahres Sticht zu stellen, so würde vielleicht Manches anders sein. Es genügt nicht, Diese Bestrebungen zwar als Verwirrung“, aber doch als „patriotische" Berirrung zu bezeichnen. Selbstverständlich Fällt es davum Niemandem in Oesterreich-Ungarn ein, Das italienische Vort und vollends die Negierung mit der Irredenta zu identiiziren. Auch der Liberalismus hat mit der Frage der Niüesichten fich einen befreundeten Nachbarstaat nichts zu Schaffen. Das offizielle alien des Herrn Depretis, das auch in dieser Frage Beweise wirklich guter Gesinnungen gibt, wird Oesterreich-Ungarn ebenso wenig zu liberal sein können, als das Rußland des Grafen Tolstoi, welcher die panslavistischen Agitationen niederhält, zu Fonservativ. Die inneren Dverhältnisse Italiens sind ganz und gar nicht Sache unserer Beurtheiltung, außer insofern wir einer so begabte, liebenswürdigen und in so großen Traditionen emporgewachsenen Kulturnation, wie die italienische, jeden Fortschritt, jedes Wohlergehen, jedes staatliche Gedeihen von Herzen gönnen. Allein wenn wir den Wunsch aussprechen, das Ministerium möchte vielleicht etwas weniger an die kommenden Wahlen und etwas mehr daran denken, den legitimen Ansprüchen Oesterreich-Ungarns nach Sidern der internationalen Nähe gerecht zu werden, soll dieser Wunsch, Schwerlich ein sehr unbescheidener. Im Grunde entspricht er den Autoreffe beider Staaten, denn auch einer liberalen Regierung wird die gewohnheitsmäßige Konspiration gefährlich und sein Bolt zieht ungestraft das politische Verbrechen in seinem Schoße groß. Niemand i überfchäst die Größe dieser Gefahren. Aber die Unbequemlichkeit der Irredenta empfindet man in Italien nicht minder als bei ung und man sollte darum doppelt vorsichtig sein mit der Behauptung, daß ich, wer den Bestrebungen der Revolutionspartei entgegentritt, als Feind des italienischen Volkes darstellt und es nicht aufrichtig meine um dessen nationale Wohlfahrt und um die Entwicklung Italiens als europäischer Großstaat. — Heute Nachmittags 4 Uhr Hat ein Ministerrath stattgefunden, der bis in die Abendstunden währte. — Die abwesenden Mitglieder des Oberhauses werden von Seite des Präsidiums achtungsvoll erinnert, daß das Oberhaus am 5. Oktober seine Berathungen wieder aufnehmen wird. — Bei der demnächst stattfindenden Konstituirung der zweiten Session des Abgeordnetenhauses wird voraussichtlich das Bureau der ersten Session, d. h. die zwei Vizepräsidenten und die sechs Schriftführer, unverändert wiedergewählt werden. Nur bei den einezelnen Fachsektionen durften, mit Nacsicht auf die seither erfolgten Meumwahlen, einige Veränderungen plangreifen. Mit dem Unslebentreten des neuen allgemeinen Zolltarifs hat sich die Nothiwendigkeit ergeben, die auf dem Gebiete der St. Stefanskrone bestehenden Zollämter hinsichtlich ihrer Geschäftsgebahrung, überhaupt hinsichtlich sämmtlicher Bmeige des Hof Dienstes zu inspiziren. Das Finanzministerium hat mit dieser Aufgabe seinerzeit den Finanzrath und Direktor des Budapester Seelle Adolf Turóczy betraut, der Anfangs Juli die Inspektionsreife antrat und sämmilie Hauptzollämter, sowie den größten Theil der Neben-Zollämter eingehend inspizirte. Der Hauptzollamts-Direktor it vor Kurzem zurückgekehrt und wurde vom Finanzminister Grafen Julius Szaphary gegen Mittags empfangen, der sich über die Synspektionszone des Hauptzollamts- Direktors vorläufig eine flizzirte Vorlage machen ließ. ad) einer der „Bol. Korr.” aus Rom zugehenden Mittheilung, wird sich die in Italien mit allseitiger und großer Spannung erwartete Nede des Minister-Präsidenten Depretis in Stradella, dem Geburts- und Wahlorte desselben, sowohl über die innere und finanzielle, als auch über die äußere Politis des italienischen Kabinett verbreiten. Der italienische Kabinetschef beabsichtigt, der gleichen Mittheilung zufolge, bei dieser Gelegenheit der Friedenspolitik der italienischenegierung und ihrem Anschlusse an jene Mächte, deren Wirken in erster Linie auf die rasen der Friedenz gerichtet oft, Klaren und entschiedenen Ausdruck zu geben und besonders zu betonen, daß seine innere Politik auf formulöser Achtung der bestehenden konstitutionellen Rechte und Freiheiten,aber auch auf einer entschiedenen und energischen Bekämpfung aller jener Elemente baffre, welche die freiheitliche Verfassung Italiens zu einer schädlichen, die Nechte Italiens nach Außen und im Innern bedrohenden Agitation mißbrauchen. Aus allen Gegenden Italiens haben sich Gäste nach Stradella begeben, um der Enunziation des Minister-präsidenten, von welcher man das Signal zu einer Politik entschiedenster Abwehr der traditalen Tendenzen und zu neuen parlamentarischen Konstellationen erwartet, persönlich anzumahnen. Die Ereignisse der vorigen Nacht schildert ein Bericht der „Neuen, freien Preise wie folgt: Gegen 7 Uhr‘ Abends sammelten sich vor dem Komitatshaufe große Vöbelhaufen, welche gegen 9 Uhr auf 1500 bis 2000 Menschen anwuchsen. Stürmische Rufe: „Eljen Stöczy! und Eljen Gimonyi! wurden laut, und ein fichterliches Gejohle entstand, wenn eine Militär-Batrouille anrücte. Als die Bemühungen der Polizei, den Bla; zu rärmen, erfolglos blieben, nahm gegen halb 9 Uhr eine Kompagnie Soldaten vor dem Komitathaufe Aufstellung und sperrte den Zugang zur Sudengasse ab. Der Pöbelteh sich durch das Erscheinen des Militärs selbst dann nicht am Lärmen hindern, als militärische Verstärkungen eintrafen, welche auch die Windmühlgasse und später die Schöndorfer-, Marien-, Kreuz- und Landstraße absperrten, um zeitere Ansammlungen hintanzuhalten. Gegen 10 Uhr machte das Militär einen Bersuch, die mittlerweile durch zahlreiche slowakische Bauern verstärkten Erzedenten auf dem Ludwigsplage mit dem Bajonnet zu verstreichen, bei welcher Gelegenheit fünf Erzedenten verhaftet „wureden. Der Böbel gab aber nur scheinbar nach, und einem größeren Haufen gelang es, auf Ummegen in die Edelgasse zu gelangen, wo er vor dem Gewölbe des Kaufmannes Kohn Halt, machte und auf Kommando eines Mannes : „Los ! Ebenerdig sind Juden, im ersten GStod Christen!" den Laden gewaltsam erbrach und total ausplünderte. Der überraschte Eigentheimer rettete sich mit seiner Familie rechtzeitig, indem er bei einer christlichen Bartei im ersten Getod Schub fand und biedrich ‚vielleicht dem Tode entrann. Denn der hiesige Böbel ist in der That zügellos. Dies beweist auch der Umstand,daß in der Nacht wiederholt Nufe: „Anzünden!” vernommen wurden. Das vorgelegten Gutten, noch auch die würdige und eingehende Behandlungsweise derselben in den Fahligungen sowohl. ‚als auch im Plenum, verdienen jene — wie sollen wir nur sagen — Geringschäßgung, welche leider dem Juristentage gegenüber geltend gemacht wird. « Jedenfalls—1ind dies sollte man unter keinen Umständen vergessen bieten aber unsere Juristen dem Staate ihre gemeinnützige,selbstlose,wissenschaftliche Mitwirkung, indem sie ohne Rücksicht auf politische oder Partei-Verhältnisse in strebch objektiver Weise nicht nur auf jene Fragen hinweisen,deren Lösung ein Bedürfniß geworden,sondern auch die Prinzipien feststellen,auf Grund deren dieselben,in Uebereinstimmmung der Anforderungen,der Wissenschaft mit jenem der praktischen Bedürfnisse ihrer besten Ueberzeugung gemäß gelöst werden müssen. Erfüllt also der Juristentag,wie wir gesehen,jene Aufgabe,welche er sich selbst gestellt,nach allen Richtlingen, so muß es denn doch in außerhalb dessen Wirkungskreises liegenden Momenten zu suchen sein,1 wenn wir sehen,daß da Interesse fast aller Kreise an dem Juristentag stetig abnimmt Und wir glemben auch nicht fehlzugeben,wenn wir diese bedimernswerthe Abnahme des Interesses nicht zum geringsten Theil efekter Stellung zuschreiben,welche unsere etwas allzu autokratisch angelegte Justiz-Verwaltung dem Juristentag gegenüber schon seitlich neu einnimmt. Kein Wort der Ermuthigung,keine Silbe der Anerkenung oder des Entgegenkommens vernimmt das lauschen wihr unserer Juristen gerade von jener Stelle,die pflichtgemäß in erster Reihe berufen wäre,dahinzuwirken,daß das Ansehen dieses so hochwichtigen freiwilligen Mitarbeiters gehoben werde. Die Lippen anderes Justizministers bleiben geschlosfen, das Schweigen ist ja der Gott der Glickchen und glücklich it doc wohl der Justizminister, der in diesem Augenblicke nichts Dringenderes zu thun hat, als lange Verordnungen zu erlassen über die Art der Verwendung des Papiers, über den Vorzug, den der „halbe Bogenpapier” wenn auch auf Kosten der Leserfichleit des auszufertigenden Urtheils vor dem „ganzen Bogen” hat, und der füh die Verbesserung anseres Sustizwesens etwas gethan zu haben glaubt, wenn er erledigte Nichteramtsstellen aus Kparungsrücksichten sechs Monate lang unbelegt läßt u. s. w., dagegen fir die aufopfernde Thätigkeit des AJuristentages oder gar für die Beschlüsse desselben weder Auge oc Ohr hat. „ES soll der König mit dem Dichter gehen“ und so geht das mächtige Yustizministerium mit dem ohnmächtigen Juristentage oder vielmehr neben demselben, jedoch so, daß Eines nichts vom Anderen weiß! Yeder arbeitet im der Sphäre seines eigenen Wirkungskreises und so wird es wieder Yuritentag und wieder „Suristenacht". So sind die Verhältnisse geartet, unter denen wir heute die ungarländischen Schriften neuerdings in unserer Mitte begrüßen. Trot all dem Halten wir es nicht fir nötig, einen Appell an ihren Patriotismus beizufügen, auf daß sie unentwegt weiterschreiten auf Der sehweren Bacht, und sie in ihrer Thätigkeit weder durch die momentane Erfolgslosigkeit, noch auch Durch das Sgnoriven derselben beivren Lasten. Wir können ihnen wohl keinen glänzenden Empfang bereiten, wie können ihnen nur unsere vollste anteingeschränkte Anerkennung für ihre bisherige Wirksamkeit aus dritefen, in Der festen Ueberzeugung, daß sie auch in Zukunft sie ebenso begründeten Anspruch auf die Fortdauer erwerben werden. An unser verehrtes Justizministerium aber erlauben wir uns die submilse Frage zu richten, ob es sich nicht vielleicht doch veranlagt fühlen" würde, über die von uns untorstehenden besprochenen Verhältnisse ein wenig nachzudenken und sich ein Urtheil darüber zu bilden, ob dem unsere Justizverhältnisse so glänzender Natur sind, dac eine Erschlaffung der Thätigkeit unserer Juristentage, insbesondere dem obersten Leitenden Organe der Justiz, so ganz und gar gleichgiltig sein könnte. Daß der Juristentag Die Unterftügung des Justizministeriums ohne Nachteil entbehren könne, das Hat er bereits bewiesen , ob das Justizministerium aber, jo ohne Nachteil die Mitwirkung des Suristentages entbehren Fanne, das ist bisher leider nichts weniger als erwiesen. Dar 076 e Preßburger Krawalle. Militär war doch das Erscheinen des Vöbels an einem Orte, wo man tn nicht erkwartet hatte, überrascht, und als Pie Xıgeräte Baromete erschienen, um die Plünderer guseinaen, war das Gewölbe Kohn’S bereits ausgeraubt, Beilegenheit wurde ein Grzedent durch einen Bajonnesttich, « durch einen Steinwurf verwundet. Mehrere Bersanen nun haftet. Der Pöbel zog sich nun auf den Kalkpfat zurück allgemein, daß er sich gegen die außerhalb der unter Villen wenden werde, um dort zu plündern. 63 kam dazu, da das Militär rechtzeitig dahin . beordert wurt 12772 Uhr Nachts zerstreute sich der Möbel und zog denen da sus 7 Hpends und in der Nacht sind uns von unseren 9 Korrespondenten und von einem heute nach Preßburg e Spezial-Berichterstatter Folgende telegraphische Melden gegangen: "«« Preßburg, 30. September, 4"/e Uhr Nach Drig.:Telegr.) Soeben wird folgende Kund affichirt : ü „KRundmachung s Dom Magistrat der fen. Freistadt Preßler hiemit zufolge erhaltenen Auftrages des durch das ungar. Ministerium des Innern entsendeten 16 Kommissärs zur allgemeinen Kenntniß gebracht, heute angefangen bis auf weitere Verfügung im Ge Stadt nach 7 Uhr Abends jede Amlung mit Waffengewalt verhi wird, und die Ansammlung von als 5 Personen verboten ist. Gleichei den die b. T. Bewohner verständigt, daß zu seizelnen Truppen-Abtheilung ein mit roth-weißen feintlich gemachter politischer Beamter zugetheilt wirt Aufforderung Folge zu leisten ist: „Damit nicht die macht einzuschreiten bemüsligt wird. Preßburg, 30. September 1882, Der Magi Die Verfügungen des füniglichen Kommissär faluffy zeugen von großer Ums starrer Wille,und energische trühe Thatfraft fangen aufs machen, statt der bisherigen Schwankungen, Nahestörer nun erimuthigten. Der Driniterinfen Namen: der Regierung mit Absehen von den vorderlegten Tage. Er befragt aufs tiefste Die als Deputation der Stadt, zeigt sich aber auch aber Kenner der hiesigen sozialen Verhältnisse, den Schuld beimißt, daß der Boden für solche Aısjch die in seinem Staate, der nicht selbst abdiziverdet werden können, in Preßburg vorhanden war. Presburg, 30. September, Abends. (Bo ferem Spezial-Berichterslatter.) Stunde, 8 Uhr Abends, ist Alles ruhig, Alles, bei Gemüther. Man fürhtete für heute Nicht ; den mit Brandlegung gedroht wordendem Lande tobt ein heftiger sürmischer Bund, Bon die drohten, ist noch keiner gefaßt woden, obıwo Einem hart auf dem Leibe ist. Ju de SKomptoi Haderngeschäftes, wo tausend Zentne Waare tief ein betrunfener Arbeiter Heute hinen: Nachts angesteht, die Lunten vor Tebengen büäbch weit!" Die Anzeigi wurde un an den Königlichen Kommissär Sekfellaluffy Er lieg Militär ins bedrohte Haus Teen und ma Stadthauptmann verantwortlich, ihm jen drohend beiter, dessen Namen genannt worde war, gerte machen. Bisher ist der Mann noch nichtruht, faluffy’s tutes, entschiedenes, ruhjes Auftr macht überhaupt den besten Eindeud in der fertig, s beint lache und bei der Loki-Polizei, die den Kopf verloren hatten, ja es feheln, selbst auch Erzedenten, Deren Führer Dordre gegraben sollen fürhenteichig zubl Mächtig unterfrügt wird des Kommisärs Auftrete die Truppen, die halbfonpagnieweise tambour battace den Borstädten ziehen, und durch Lavallerie-Batro die Dragoner sind nämlich präzis 4 Uhr aus N an See einmarschirt,nfanterie aus Irenesu Komorn kommt auf Selfaluffy’s Befehl um 1 an. Die Führer ír Bewegung hatten so ganz mitgenirt gehandelt, daß sie gedungenen Phoel für mliche A fungen auf ®eir und Schnaps quas ausgaben, die es bestimmten Di anstandslos Hanorirt wurden. Wirthe ihre Bons gegen Baar umzusepen haben, öffentliches Gheimmiß im der ganzen Und der kompetenten Behörde nicht? D. Ned, Erzedenten rerrativen si zum größten Theile aus gemeinsten Kalibers innen umliegenden Steinbrit aus Heinen, zugrundegegangenen Handwerkern, den Slowaken Devere Gebirgsgegend, Die zu Taufenden zur Wagärtnerarbeit hieher komme aber in Folge Mifwjies im Weingebirg fehle werb haben, — furzus Allen, was man jpeg V Preßburger Poletariat nennt Unt Leitern, die als solch stadtbekannt sind, finden ss auch Leute der Integenz, Pensionisten u. dgl. dem Gerüchte, daßch auch viele Hörer der figen Aladene an den Krawallen beiheiligt veröffentlicht die „teßburger Zeitung“ im ihren blatt Folgendes : „Heute Vormigd erschien ein Professor der hiesigdemie in unserer Nestion und sagte, er könne die Erflä geben, daß die Nadirten, als ob die akademische gen jüngsten Exzessend nur in welche immer aktiver Weit nommen hätte, auf den Vermuthlungen berufen und gefalig seien. Waben diese Erklärung mit großer Ber entgegengenommen und münchen nichts sehnlichen, unsere diesbezüglie Meldungen, die uns übrigens verstattern zusamer welche sich als Augen- und D ausgaben, fiar fernerhin als gänzlich falsch exwei Das Professorenillegium der hiefigen Nechtsakademie Vormittags einerisung abgehalten und beschlossen, um mil die Zugenden Aufruf zu erlaffen, sich an den n überhand nehmen Krawallen unter seiner Bedi betheiligen. Da dies aber von Einzelnen dennoch würde, so wilrd der Schuldige dies senotamischen Strafen Laffen in Ten Im Namen der akademischen heute Mittagser Rechtshörrer Tomfa mit noch 3 Rechtshörern unserer Redaktion erschienen und baten, Namen Desssen, der in unserm Blatte die Nachricht Lichte, daß arademische Jugend an den jüngsten Kra genommen . Wir verwiesen die Herren auf jene welche wen einem Herrn professor der NRechtsaf gegeben Ei, worauf die Herren ihr Griuben Nennung 3 Autors zurückzogen und ih 3 Aus dem Ende dieser Herren, welche sich auf das na gegen die inuation, als hätten sie mit dem Möbel gleiche Sac gemacht, verwahrten, erfuhren wir, daß „Akacmiaitärsasker“ in jener über ® PBorgänge der jüng feinejolle Mißbilligung at irgendhi Fener zu Eingrei der höheren Gewalt,von bester Hoss in turirrenden Kreisen aber weiß man,daß die H priester der Zusammen geute nach einem«beim Kommaxx direnden rathenden Lokalverhältnisfeit angemessenen Blancernirt halten und Die tign haben, "bei der geving nitg geben | 1 ! !