Pester Lloyd, Mai 1883 (Jahrgang 30, nr. 120-149)
1883-05-01 / nr. 120
- xss - .--.. HI- a-.-»..-..»-.-».-».s-«-Tkzsss k Be : . s-.IM7"«y-z—sY-· . «garbinab in der Heutigen Situation ermuhigend festen zu gesteigerten Ansprüchen gegen den Staat und für die Kirche ? Wir wissen es, wie gesagt, nicht zu erfänden und können uns nur mit der demüthigen Annahme erscheiden, Daß nicht nur Gottes Wege, sondern auch Die feiner begnadeten Diener, dunkel sind. Herr v. Tipa hat aber ein Licht hineingepflanzt, welches etwas grell auffladerte und einigermaßen unheimlich, die ‚Wirren beleuchtete, in welche man mit derlei Ambitionen die Kirche bringen könnte. Es gang aus der Rede des Minister-Präsidenten eine Mahnung hervor, die sich etwa indem Sabe ausdrücken ließe; der Befug kann nur durch Konservativismus erhalten werden und es ist nicht ersprießlich, ihn durch Aggression zu gefährden! So klang denn die heutige Diskussion mit einer Dissonanz aus — aber sollten wir uns täuschen, wenn wir vertrauen, daß sie sich alsbald wieder in Harmonie auflösen werde ? Er war gewiß auf seiner Seite ernstlich böse gesteint, und hat der Eine gezeigt, was er will, so Hat der Andere daran erinnert, was er Tann — und in der Praxis ist das Können doch mehr als das Wollen. Wir können unsere Bemerkungen über Die heutige Dis»ussion nicht schließen, ohne der prächtigen staatsmännlichen Niede des Darons Bay zu gedenken. Als der einzige Laie und Protestant, der Heute in’S Treffen ging, erwerte der Kronleiter mit feiner Eaffischen: Beredsamteit das lebhafteste Interesse und seine Ausführungen hoben sich glänzend und wohlthuend ab von dem einherzigen Konfessionalismus, dem manche seiner Glaubensgenossen im Abgeordnetenhause das Wort geredet. Der Hochbetagte Stansmann, der sich so große Verdienste um die Sache des Protestantismus in Ungarn erworben, hat mit seiner heutigen Rede ein neues Blatt in den Kranz seiner Erfolge gefügt, und es verdient als erzfreuliches Faktum registrirt zu werden, daß Die eifrigsten Verichter der Interessen der ‚protestantischen Kirche aus den Tagen der Prüfung und des Kampfes Heute zu den eifrigsten Berichtern der Staats-Idee gehören. In diesem Zeichen wird der ungarische Staat von Sieg zu Sieg über Vorurtheil und Zurücgebliebenheit schreiten ! "sudåpyt,302-April»"»7 —Die Kirchenfürsten haben heute in der Magnatentafel für die geistigesitzung gesorgt und die Weltlichen luden sich dabei zu Gaste."Das Menu war der illustren Tafelrunde vollkommen würdig und es ist mit auserlesenem Kunstverständnisses genossen worden-Ia,es ruhte ein freundliches Behagen über der Schulgesetzdebatte,welches nicht im Mittbesten beeinträchtigt wurde,weder durch die heiligen Blitze, welche hie und da niederzucktett,noch durch das profane Donnerwetter, welches der Minister-Präsident als Amen auf die Kreuzpredigt des Kardinals Haynald folgen Tick. In der That, wie streitbar sich auch die Diskussion in manchen Momenten anließ, so konnte doch nur ein naives Gemich verkennen, daß hinter der affichirten Kampfluft das tiefste Friedensbedürfniß der geistlichen und weltlichen Mächte siberge und daß man sic) in consessu nur ereifert hat, um sich draußen den Eifer ersparen an dürfen. Das Charakteristische der bisher geführten Debatte liegt ja in der Thathé da, wohl Manche gegen den Gefegentwurf gesprochen haben. Alle aber den Gefeßentwuf annehmen Man hat es also mit einer Opposition zu thun, die in der Theorie dem eigenen Gewissen, in der Praxis aber den fachlichen Forderungen gerecht wird, und eine solche Oppotion hat wohl auf Schonung Anspruch. Auch wäre es eine schreiende Ungerechtigkeit, wollte man nicht rackhaltslos den echt patriotischen und nationalen Geist und die Hingabe an den ungarischen Staatsgedanken würdigen, wovon die Neden der geistlichen Wortführer getragen waren. Erwägt man, daß der ganze Konflikt, welcher anderwärts in kirchlichen tagen herrscht, sich eben in der Negation gegen die Staatsmacht ausdrückt, so wird man die offene Huldigung, welche unsere Bischöfe der Staatssouveränetät darbringen, nicht anders denn als eine hanfens- und rühmensinwerthe Ausnahme von der allgemeinen Negel betrachten künneit. Wenn freilich der eine oder der andere bischöfliche Redner nach der Reverenz, welche er der Staatsidee bezeigt hat, in Bezug auf die Unterrichts und Kirchenpolitik zu Schlüffen gelangt, die mit jener Verämilfe nicht ganz im Einslange stehen, so darf man wohl annehmen, daß er mit fold Iogiehem Widerspruch nur sich selbst ins Unrecht fegen und dem gouvernementalen Standpunkte indirekt die Ehren erweisen wollte. Halten wir uns diese Motive vor Augen, so werden wir manche Härten in den Aegferungen der Würdenträger der katholischen Kirche milder beurtheilen. Nahezu uns eingeschränkte Anerkennung jedoch dürfen wir dem geistvollen und weltingen Bischof Schlauch zollen, der als erster Redner für die Vorlage eintrat. Die Gesichtspunkte, unter denen er den Gelegentwurf behandelte, sind die nämlichen, welche für die „Liberale“, oder, wenn Dieses Wort in solcher Umgebung einigermaßen odios erscheinen sollte, für die vorurtheitslose weltliche Auffassung maßgebend waren. Eine beredtere, gediegenere und weitere Vertretung der Kulturmission des ungarischen Staates, als sie in der Rede des ebenso gelehrten wie feinfühligen Bischoffs von Szathmár zum Ausdruck kam, vermögen wir uns nicht zu beufen. Mit dem Haren Blick + des weitsichtigen Politikers erkennt Bischof Schlauch in dem Kulturgedanken die Garantie der nationalen Superiorität des ungarischen Bolfes im Innern und seiner Stellung nach außen, und es bleibt in der Folgerung nicht auf Halbem Wege stehen, sondern geht bis an die äußerste Konsequenz, indem er feierlich bennt : „Das Eine, was in Hüngarn intaft bewahrt werden muß,ist die ungarische Staats-Idee!“ Diese Sentenz des hochverehrten Kirchenfürsten schließt jeden Hintergedaufen aus und sie kann selbst ein Kompromiß mit den eigenen Kautelen des gelehrten Nedners nicht gut vertragen. Gilt es als feststehend, daß der ungarische Staat auf Kosten seiner Souveränetät mit Feiner andern Potenz partiren darf und daß Die Bethätigung dieser Souveränetät nirgends mehr geboten ist, als gerade in den Kulturfragen, weil diese die Existenzfragen des ungarischen Staates bilden — so wird man in der Forderung des Bischofs Schlauch nach weiterem Spielraum der katholischen Ehe im Unterrichtswesen allerdings ein sehr achtenswerteg persönliches Postulat des Kirchenfürsten, aber keineswegs ein Bedikfuiß 98 ungarischen Staates finden künnen. Und wir sind unbefangen genug, an der einigermaßen widerspruchsvollen Aufstellung des Bischofs von Szathmar &m Anstoß zu nehmen. Wer sich fold lanterer Autentionen in polistischer Hinsicht und solch hellen Verständnisses der Kultur zwece rühmen kam, wie dieses Muster eines Prälaten des 19. Jahrhunderts, der darf immerhin das subjeftive Moment generalisiren und für den Episropat und die Konfession noch ein ausgedehnteres Maß der Mitarbeiterschaft an dem Unterrichtswesen wünschen, als ihnen bisher eingeräumt war. Freilich ist er aber an den Vertretern des Staates, sich trogdem des konstitutionellen Mißtrauens nicht zu entschlagen und nur dasjenige als sicher und zuverlässig zu betrachten, was in seiner — des Staates — eigener Machtsphäre ist . . . Dolle Würdigung verdient auch die rein Didaktische Rede des Erzbischos Samaria, — schon um der Selbstbeschränkung willen, die er sich auferlegte, indem er die politische und kirchliche Seite der Frage Fam flichtig streifte, um fast ausschließlich den fachlichen Inhalt des Gelegentwurfes zu erörtern. Nur Wenigen dürfte es gegeben sein, bei so viel Geist und imiverseller Gelehrsamkeit, wie sie der Erlauer Erzbischof befft, einer solchen Ber lehung so mannhaft zu widerstehen. Beachtung verschienen auch die Einwirfe, welche er gegen das Unterrichts= System in den Mittelschulen, gegen das Schaffenwesen und gegen die übermäßige Anhäufung des Lehrstoffes vorgebracht... Die Lage in Teiterer Hinsicht ist ja keineswegs neu und gewiß ist viel Wahres an der Behauptung, daß der Geist der Jugend unter der Masse des Materials zusammenbrechen müste. Allein wir stehen zu dieser Frage in dem nämlichen Verhältnisse wie zur Abrüstungsfrage. So lange alle Mächte die ungeheure Vilitärlast tragen, Füunen wir uns Die Bürde nicht erleichtern, und so lange in allen zivilisichen Staaten der große Luxus in der Bemessung des Unterrichtsstoffes herrscht, können wir us Feine Einschränkung gestatten, ohne unsere fundirende Jugend zur Isferiorität gegen die Umgebung zu verurtheilen und ihr die Konkurrenz auf wissenschaftlichem Gebiete zu erschweren. Die eigentliche Kampfrede des heutigen Tages aber war die Rede des Kardinal Haynald; sie trug einen duchaus aggressiven Charakter und sie suchte ihre Storfe mehr in der Polemik, als in der Beweisführung. Durch welchen äußern Ana sie provozirt wurde, das wissen wir nicht, und vermögen es — aufrichtig gesagt — nicht einmal zu errathen. Die Vorlage selbt bietet nur geringe Ans · ! Vielleicht sind dafür jene Motive, wirksam gewesen, welche wir eingangs Dieser Zeilen gekennzeichnet haben. In der sehr erpankten Stellung, auf einer der höchsten Höhen kirchlicher Autorität, mochte der verehrte Kardinal sich vielleicht sagen:; der Staat ist so vorzüglich vertreten, daß es ihm nichts Schaden tan, wenn ich Die Kirche und diese allein vertrete. Wir bitten um Verzeihung, wenn wir die Intention Sr. Eminenz etwa falsch interpretiren, allein anders vermöchten wir und in seiner Rede nicht zurechtzufinden. Denn vor allen Dingen gilt es die Wahrheit zu erwägen, welche der Minister-Präsident it seiner beträchtlich scharfen Entgegnung zu beherzigen gab, daß manlich durch den Gefjegentwurf Teinexleiches stehendes Recht der Katholiken angetastet wird, während allerdings der Rechtskreis der Protestanten eine Einschränkung erfahren hat. Thatsächlich bleiben ja die Katholiten nach wie vor im haltspunkte für ein solches Auftreten, wollen Befüge derjenigen Befugnisse im Unterrichtswesen, die sie bisher ausgeübt, und da drängt ich natürlich die Frage auf, was denn dem verehrten Budageit, 30. April, —n— Der im unserem jüngsten Artikel erörterte Gefegentwurf, betreffend die Heberweisung von 2192 Meserve-Offizieren und solchen Unteroffizieren, die aus Einjährig- Freiwilligen hervorgegangen, im den Urlauberstand der Honvede Armee. Schafft nach der Natur der Sache nur ein Balliativ zur zeitweilign Ergänzung des D 1ved-Offizierstorps David, dank dem Entgegenkommen des Kriegsministeriums, das Landesverteidigungs-Ministerium fest schon die Offiziere und Unteroffiziere der Reserve-Fahrgänge 1873—1876 vorzeitig nehmen kann, so werden nahezu vier Jahre, d. i. bis zum Ausgange des Jahres 1886 gar keine Elemente mehr aus dem stehenden Heere in die Landiwehr überlegt, welche das Landwehr-Offizierstorps ergänzen würden. Erst im Dezember 1887 kommen die eservisten des Abentjahres 1877 an die Neihe, in die Landwehr überjegt zu werden. Daraus erhebt, daß wenn die Wilden im Urlauberstande des Honved-Offizierstorps durch Die in Nede stehende Maßregel momentan gedeckt werden, diese Deckungen stehen vom Dezember I. an, sobald nämlich die Landwehr-Offiziere des Affentjahres 1871 ausgedient haben und ihren Abschied nehmen, geringer zu werden beginnen. Sie erfahren naturgemäß in jedem folgenden Dezember weitere Verminderungen, so daß im Syänner 1887 der Urlauberstand der Houved- Offiziere beiläufig wieder Dort stehen wird, wo er heute steht. Üebrigens jagen wie mit Vorbedacht beiläufig. Eine Besserung der Standesverhältnisse wird zuversichtlich aus jener Bestimmung des novellifirten Wehrgefeges sich ergeben, da Einjährig-Freiwillige unmittelbar in die Landewegr eintreten können. Nach Ahnen 8 des $. 4 (al §. 21) sind nämlich jene Einjährig-Freiwilligen, welche in stellungspflichtigen Alter ajjentirt werden und die nach dem Ergebnisse der Stellung, beziehungsweise Kontingentsabrechnung, gemäß ihrer Alterstraffe und Losreihe zur Landwehr entfallen, auch dahin zu überlegen. Diesen Einjährig-Freiwilligen steht die Wahl ihres Dienstjahres bis zum 25. (bei Medizinern bis zum 27.) Lebensjahre ebenso frei, wie jenen des Heeres. Nur können sie ihren Garnisonsort nicht so frei wählen wie lebtere, da Die Garnisonsverhältnisse der Landwehr und somit auch die Gelegenheit zur Ausbildung der Freiwilligen viel beschränkter sind. Diese Maßregel ist bei der Heurigen Affentirung zum ersten Male durchgeführt worden nd es werden Yahre vergehen — denn Die jeßt zur Landiwehr Divest afjentirren. paar Freiwilligen werden ihrer Studien wegen offenbar den Antritt des Dienstes noc Hinausschieben —, bis aus dieser Neuerung dem Urlauberstande der Honvéd ein Nahmuss an Offizieren zugute kommt. Immerhin wird das schon der Fal sein, wenn bei Ausgang des Jahres 1886 aus den oben entwickelten Gründen die Standesverhältnisse des Honvéd Offizierskorps sich denjenigen wieder nähern. Eine weitere, allerdings auch nicht wesentliche Vermehrung wird endlich fünfzighin durch den Umstand bedingt werden, daß es dem Neferve-D Offizier nunmehr nicht gestattet ist, nach erfüllten zehnjähriger Dienstpflicht die restlichen zwei Jahre in der Neferve des Heeres zu verbleiben. Viele Haben Lebreren vorgezogen, theils weil sie wußten, daß sie wahrscheinlich im Frieden zu keiner Waffenübung mehr einberufen wurden, theils weil sie die Kosten der Anschaffung einer neun Maiform scienten,, die sie höchstens noch bei einer einmaligen achtwöchentlichen Uebung brauchten. Siebt werden aber alle derlei Neserve-Offiziere imperativ in die Landwehr überfegt. Man darf sonach behaupten, daß wenn auch die jegt vom Reichstage zu der er Maßregel nur eine provisorische Abhilfe schafft, so erden aus den vorstehend entwickelten Gründen si allemälig doch etwas Höhere Ziffern im Urlauberstande des Landwehr-Offizierskorps ergeben. Ein Abgang wird aber, namentlich im Meobilisirungsfalle, immer bestehen, wie er ja auch im der Österreichischen Landwehr besteht. Die Dedkung deselben im Kriege läßt sich dan nur im Einvernehmen mit dem gemeinsamen Kriegsministerium erzielen, indem die Ueberweisung von Reserve-Offizieren zur Landwehr, wie sie jegt im Frieden blos ausnahmsweise geschieht, dann im Sinne des Wehrgefeges normalmäßig und ohne legislatorische Weiterungen bewirkt wird. Hat demnach der erste der beiden in der vergangenen Woche vom Landesverteidigungs-Minister dem Reichstage unterbreiteten © efegentwürfe die provisorische Vorsorge für die Vollzähligkeit in Urlauberstände des Honvéd Offizierskorps zum Gegenstande, so betrifft der zweite Vortrag die Vorforge für den Nachwuchs der aktiven Landwehr-Offiziere De Ken der Sache ist der, daß in der Ludovita-Akademie zu Budapest eine Kadetenschule nach dem Muster jener des stehenden Heeres geschaffen wird Migt mehr — nicht weniger. Und da das Alles ist, so verstehen wir nicht das Echauffement einiger Wiener Blätter über den „großen Erfolg“, den Ungarn angeblich durch „Schaffung einer magyarischen Militär-Akademie” errungen haben soll. Eine Militär - Akademie, oder genauer, eine Militär- Lehschule in „dem Sinne, wie eine solche in Diener-Neustadt oder in der Stiftsgasse zu Wien besteht, wird auch nach der neuen Organisation die Ludovita-Akademie von wenig sein wie heute. Sie wird einfach eine adetenschule, also eine Mittelschule bilden, in der räumlich— mó nicht lehrplanmäßig verseinige — noch zwei Kurse untergebracht sein werden, deren 063 „Bester Alp" RAPM hergetka ePeserkyiNr 118 vom einer übrigens schon seit zehn Jahren besteht und seine organische Renderung erfahren sol. Auch gegenwärtig sind in dem Gebäude der Akademie drei Kurse etablirt: ein Vorbereitungs-, ein allgemeiner, ein höherer Offiziers- Bildungskurs. Der Vorbereitungskurs, der von 250 Landwehrmännern besucht wird, die mindestens das Untergymnasium oder die Unterrealschule absolvirt haben, hat die Bestimmung, diese bildungsfähigen Leute, nachdem sie die achtwöchentliche Nefruten- Periode durchgemacht, in der Zeit vom Dezember bis Ende Juli mit den humanitären und militärischen Elementargegenständen vertraut zu machen, soweit dies innerhalb 7—8 Monaten überhaupt zu erreichen ist. Die Frequentanten des Vorbereitungsfurjes, welche zur Hoffnung berechtigten, daß sie bei weiterer Fortbildung die Eignung zu Offizieren erlangen tmürden, treten in den allgemeinen Offizierskurs, in welchen Landwehrleute, die absolvirte Gymnasiasten oder Oberrealschüler waren, auch unmittelbar eintreten konnten. Der Kurs dauerte vom 1. November bis Ende Juni, worauf praktische Hebungen bei der Truppe folgten. Der Höhere Offizierskurs endlich wird nur von Offizieren — 20 von der Infanterie, 5 von der Kavallerie — besucht, welche in der Qualifikationsliste vorzüglich beschrieben sind und sich in dem ebenfalls achtmonatlichen Knie die Fachkenntnisse für den Generalstabs- oder höheren Adjutanten-(Konzept3-)Dienst bei den Kommanden und Stäben aneignen sollen. Dieser Höhere Offiziersturm bleibt unberührt und behält seine bisherige Beraffung. Die beiden anderen Kurse jedoch werden aufgelassen und an ihre Stelle treten eine vierklassige Kadetenschule nach dem Lehrplane jener des Heeres, und ein einjähriger Kurs für Offiziere des Urlauberstandes. Da in die Katenschule jedes Jahr 60 Frequenztanten aufgenommen werden, so zählt dieselbe in allen vier Klassen zusammen 240 Besucher. (In der Armeesfladetenschule zu Budapest sind 340 Pläte systemisirt.) Daß Die oben erwähnten, nunmehr zur Auflaffung gelangenden zwei Kurse nur unvollkommen ihrem Frede genügten, liegt auf der Hand. In dem Vorbereitungs- und Offiziersbildungs- Kurse, deren jeder nur acht Monate dauerte, fanden sich viel zu ungleichartig vorgebildete Elemente zusammen, als daß in den verhältnißmäßig kurzen Zeitraume jener Lehrstoff hätte bewältigt werden künnen, welcher das Minimum der an einen Front-Offizier heute unumgänglich zu richtenden theoretisch-praktischen Forderung darstellt. Gleichwohl mußte sich die Landwehr damit behelfen, solange sie mit der Ausbildung ihres Offiziers-Nachwuchses auf nicht mehr ganz junge, sondern bereits im wehrpflichtigen Alter stehende und also schon offentirte Personen angewiesen war. Das Columbus- Ei hat nun Graf Roaday damit auf die Tischplatte gestellt, daß er mit dem auch in dieser, wie in der ersten Angelegenheit bereitwillig, entgegenkommenden gemeinsamen Kriegsminsterium eine Vereinbarung getroffen hat, die es ermöglicht, daß unter Aufrechthaltung der wesentlichen Bestimmunngen des Wehrgefeges die Landwehr doc, geradeso wie das Heer noch nicht wehrpflichtige junge Leute als Kadetenschüler aufnehmen kann. Gelangen diese in das mnwehrpflichtige Alter, so werden sie allerdings dem Gefege entsprechend zum Heere affentivt, jedoch wieder vom Kriegsministerium zur Landwehr überfegt. Auf Diese Art gewinnt die rebtere junge Leute genug, die sie mit Mufße und Gründlichkeit gestadeto wie Das Heer vier Jahre lang zu Berufsfadeten heranbildet. Und sie kann nun den bisherigen Nothbehelf eines unzulänglichen Systens über Bord werfen. Das Landesverteidigungs-Ministerium ist dabei in der bez neidensnwerthen Lage, für Die Neuorganisation der Ludovita- Akademie vom Staate nit nur seinen Helfer in Anspruch nehmen zu müssen, fordern beg klingt fast um glaublich ! — es schenkt sogar dem Staate noch große miüthig Etwas. Ist nämlich das Uebergangs-Stadium zu dem neuen Systen vorüber, so verringert ss das Jahres- Erforderniß der Akademie nach den Berechnungen des Motivenberichtes um 7000—80009 Gulden. Die Auflösung dieses merkwürdigen Näthfels liegt in der Heranziehung von Interessen solcher Stiftungen, die nach dem Sinne der Stifter bei der gegenwärtigen Einrichtung der Akademie nicht verwendet werden konnten und daher unverwerthet gelassen und zu den — nebenbei bemerkt, sehr beträchtlichen Kapitalien geschlagen werden mußten. Nach der vom Grafen Räday entworfenen Organisation können jedoch die Spätereffen dieser Kapitalien wieder für „Stiftpläge” verwendet werden, so daß der Staatszuschuß, troß der von der Akademie in Hinkunft geförderten höheren Zwecke, si sogar verringert. It es bei solchen Bewandtnissen nicht ein wahres Vergnügen, ungarischer Landesvertheidigungs-Minister zufen? ... personen, davon die Mehrtal Artillerieoffiziere verhaftet. Gleichzeitig sind Verhaftungen in Berm und Selaterinoslamw vorgenommen worden. Man ist, wie es heißt, einer ziemlich unweit verbreiteten Militär - Beschwörung auf die Spur gekommen. Die Verschworenen fanden mit den früheren Terroristen in engen Beziehungen und hatten ihre eigenen Grelativ-Komites gebildet. Das Hauptromite scheint seinen Sit in Smolensk aufgeschlagen zu haben, By die Komites in Petersburg, Berm und Selaterinoslaw wur. Filialen waren. Der Zweck der Verschmwärung sol der Umsturz der Selbstherrschaft gewesen sein und direkt die Dynastie Romano bedroht haben ; ferner war es die Absicht der Verschwörer, „womöglich“ eine republikanische Negierungsform in Aubland einzuführen. An Smolenst sind sehr wichtige Schriftstücke aufgefunden worden, aus welchen hervorgeht, daß die Aktion der Verschwörer gleich, nachdem die Krönung stattgefunden hätte und die Krönungsfeste abgeschlossen wären, beginnen sollte. Die Krönung selbst soll weder von den Terroristen, noch von anderen Revolutionären gestört werden. Die famosen rothgedruckten kleinen Zettel, welche die Bebreter des Auslandes vor eventuellen Unglücksfällen in Moskau warnen und sie bitten, nicht dahin zu kommen, werden durch von der Partei der russischen Revolutionäre ausgegebene Zettel als eine Mortifikation erklärt. In Petersburg gingen die Verhaftungen ganz still vor so nur in GSmoenst wurde von beiden Seiten gesroffen. Dort fand man an eine große Anzahl der neu verbesserten Wurfgeschoffe mit Dynamitladung“ ") Siehe Morgenblatt = Das Oberhaus wird am 1. Mai, 10 Uhr Vormittags, eine Eitung halten. = Der Wehr: Ausschun des Abgeordnetenhauses diskutivte in seiner heute stattgehabten Litung den Gelegentwurf über die Modifikation des Gef.-Art. XVI : 1872 betreffend die Ludovika- Akademie Nachdem Präsident Ladislaus Tifa die Sittung eröffnet hatte, wurde die Verhandlung begonnen. ES Koloman Esify als Referent motivirt die Vorlage und empfiehlt dieselbe zur Annahme. · » Vinzenz Tischler schließt sich im Allgemeinen den Austrikriteigen Kolomnap Cskkyjsaw Durch den Gesetzentwurf werde es ermölicht,daß die Offiziere unserer Landwehr eine den heutigen hohen Anspruchen vollkommen entsprechende Ausbildung erhalten-Er pilligt es vollkommen,«daß«—entgegen dem heute bestehenden Systeme— miq vorlage separertem Kurs für die aktiven und einer für die Offiziere des Beurlaubungsstand systemisirt ist, denn ganz andere Ansprüche müsse man an die aktiv dienenden und ganz andere an die beurlaubten Offiziere stellen. Er nimmt die Vorlage an. Stefan Nagy holt dem Landwehrminister bereitwillig Anerkennung für die Vorlage und da diese für die Landwehr vortheilhaft ist, nimmt er sie auch an, jedoch nur in der Vorauslegung, daß hiedurch nicht die See der ungarischen Offiziersakademie zu Gabe getragen werde. Minister Graf Naday betrachtet die Vorlage gewiissermaßen als Grundstein der Zukunft der Landwehr, weswegen er diese in seinen Zusammenhang bringt mit jener Frage, die Stefan Nagy aufgeworfen. Auf eine diesbezüglich von Ferdinand Eber gestellte Frage antwortet der Minister, daß er die systemifirten 60. Stellen nicht für zu viel halte, wenn es finanziell möglich gewesen wäre, hätte er im Gegenteil 120 Stellen systentifirt ; er hoffe, daß sich Aspiranten in genügender Anzahl melden werden. · Hierauf wurde die Vorlage im Allgemeinen, und in der Spezialberathung mit stylarischen Modifikationen der SS. 2 und 5 angenommen. : & = Die reichstägige Liberale Partei nahm heute ohne Debatte die Vorlagen über die galizischen Eisenbahnen, über das Zaumanıv Petroleum-Bassfin und über die beiden Nachtragskredite an. Sodann wurde die Finanzgerichts-Vorlage vorgenommen. Nachdem Neferent Hegedüs die Vorlage motivirt hatte, entspann sich eine Diskussion, an der die Hewen Telepty, Buceticd, Ele3 Brilepty Mandel, Borubpky, Kajudu und Kapißtöry theilnahmen. Auch Minister Graf Szápáry, dem Ministerialratdr Márffy assistirt, nahm wiederholt an der Debatte theil.Die Vorlage wurde hierauf im Allgemeinen und in den Details angenommen. Die gemäßigte Opposition hat heute die Gefebenumwürfe betreffend das Petroleum-Hafenbaffin in Fiume, die ungarischgalizische Eisenbahn, die Nachtragszahlungen für gemeinsame Angelegenheiten pro 1882 und die Finanz-Verwaltungsgerichte diskutirt und im Allgemeinen angenommen. Für die duch das Avancement des Sektionschefs Ladislaus Szögyeny Maxrch in Ministerium des Yeußers in Erledigung genommene Stelle eines zweiten Sektionschefs soll, wie die „Ung. Bott“ berichtet, der bei der Berliner Botschaft zu getheilte Botschaftsrath Baretti ernannt werden. — Von der Abberufung May 18 aus Bukarest sei nicht die Rede. = Ueber eine Militärs Verschwörung in Nußland wird der „Bresle“ aus Petersburg berichtet: ‚Am legten Dienstag wurden hier in aller Stile acht Offiziere verhaftet, darunter ein D Oberst, Lehrer an der Konstantinow-Junkerschule, zwei Artillerie-Offiziere und drei Marine.Offiziere. Vorher Hatte man in Smolensk sechzehn Gelegt. Depefiken a, „Zeller Dach“, Wien, 30. April. Orig. -Telegr) Der Klub der Bereinigten Linken hat gestern einstimmig beschlossen, seiner Befriedigung darüber Ausdruck zu geben, daß der Klub des liberalen Zentrums gegenüber der reaktionären Tendenz der Schulnovelle in überzeugungstreuer und ausdauernder Bundesgenossenschaft mit der Vereinigten Linken für das beiden Klubs gemeinsame Ziel fortschreitender Volsbildung eingetreten ist. — In der heute begonnenen, vom Gewerbe-Ausschhsse veranstalteten Enquete über den Normal-Arbeitstag und die Kinder und Frauenarbeit sagte der Arbeiterführer 9öger unter Anderem, daß die achtjährige Schulpflicht fr die Arbeiter zur Erlangung einer genügenden Bildung nothwendig sei. Leider sei dur die Schulnovelle die einzige liberale That der früheren Majorität, das Schulgefeg, zu Grabe getragen worden. Wenn die liberale Majorität seinerzeit die Lage der Arbeiter durch wirthschaftliche Gefeß besser gestaltet hätte, dann wäre das Schulgefeß gegen jeden Angriff sicher gewesen. Bei Besprechung der Sonntagsrude sagte Höger: Wir Arbeiter haben uns größtentheils das Meisehören schon vollständig abgemöhnt, wir glauben an fein Jenseits mehr. Wir sind Materialisten und wollen, daß es und schon auf Erden gut gehe. Den avista-Wechsel auf das Senseits, auf den die Majorität des Abgeornetenhauses das Bolt verwies, betrachten die Arbeiter als werthloses Stüd Papier. Graz, 30. April. Die „Grazer Zeitung“ publizirt das Programm für den Aufenthalt Sr. Majestät in Graz. Berlin, 30. April. Meldung der „Nordd. Allg. Ztg." : Die Regierungen des „Monitene de Rome“ bestätigen die Befürchtungen, daß die konservative Refolition zu den Windthorst’schen Anträgen für den Fortgang der Verhandlungen nachtheilig sei und die Aufgabe der Regierung erschwere. Den gesteigerten Erwartungen des Vatikan gegenüber werde Schlözer einen viel schlimmeren Stand haben, als noch vor acht Tagen. Berlin, 30. April. Die „Nordd. Allg. Jg.” bespricht die Vorfälle im österreichischen Abgeordnetenhause gelegentlich der Berhandlung der Schulnovelle und hält der „N. fr. Breffe" entgegen, daß die Unterlassung der Auflösung des Abgeordnetenhauses, zu wels, der das Ministerium verfassungsmäßig berechtigt st. lediglich auf Konto seiner Sondolenz gefeßt werden müsse, welche Taaffe in so reichem Maße dem Parlamentarismus erweise; daß die Linke nicht Schon lange auf eine solche Mairegel gedrungen hat, verrathe deutlich, daß die Chancen bei den Neuwahlen sehr erheblich duch die Fünfgulden-Männer und Nachnießer der Gemwerbeordnungs-reform beeinträchtigt werden und zwar keineswegs zum Vortheile der Opposition. Wenn Taaffe es bisher unterlassen hat, Gebrauch vom Rechte der Auflösung zu machen, so erkläre sich dies daraus, daß er vor der Welt, den Beweis führen wollte, daß er nach Möglichkeit auch mit der gegebenen Zusammenlegung des Abgeordnetenhauses die reformatorische Aktion des Negierungsprogramms durchführen wolle. An diesen Stande der Dinge werde das provozirende Gebahren der Oppositionsredner schnerlich etwas ändern, das moralische Defizit verbliebe unverrüdbar auf jener Seite des Hauses, welche bei der vorgestrigen Endabstimmung an ein numerisches Defizit trug. ER Paris, 30. April. Auf Verlangen des Minister- Präsidenten beschloß die Kammer, am Samstag die Wahl der Budgetkommission vorzunehmen. Ferry sprach die Hoffnung aus, daß die Konvention mit der Lyoner Eisenbahn im Laufe dieser Woche unterzeichnet werde. In Baris, 30. April: Der „Telegraphe” versichert, daß der französische Gesandte in Beling Burce, welcher zurückberufen war, seitdem aufgefordert wurde, bis auf Weiteres in China zu verbleiben. Nom, 30. April. Der „Diservatore Romano“ publizier Auszeichnungen anläßlich des jüngsten Webereinkommens des Ballfanz mit Rußland; Giers und Graf Dimitry erhielten das Großkreuz des Bius-ordens. Morz, 30. April. Wie „Diritto“ von vertrauenswürdigster Seite erfährt, sieht man in Rom bestimmt einem privativen Besuch des deutschen Kronprinzenpaares entgegen. Morz, 30. April Der Prozeß wegen dr Oberdank- Demonstration am GSciarra-Blage, beginnt am 16. Mai gegen 22 Angeklagte vor dem Schwurgerichte. Stockolm, 30. April. Die Kammer lehnte den Antrag bezüglich der Neutralisirung Schwedens ab, nachdem der Minister des Heupern erklärte, es sei allen Regierungen bekannt, daß Schweden nur zum Schuße seiner Selbstständigkeit Krieg führen werde. Die Ges rnchte über heimliche Verträge oder dynastische Uebereinkünfte Schwedens sind höcít unbegründet. , aanten nennen Bi M 54 FE Szenicz, 30. April. Meldung der „Ungarischen Bolt”: Der Obergespan des Neutraer Komitats Graf Ladislaus Berchtold bereiste die nordwestlichen fünf Bezirke und wurde auch hier mit großem Enthusiasmus empfangen. E 3 find dem Obergespan Banderien entgegengerüct und Abends fand eine Fabelserenade statt, wobei mehrere Reden gehalten wurden. Szegedin, 30. April. Meldung der „Ung. Bolt": König Karl von Rumänien langt mittelst Separatzuges der Oesterreichisch-Ungarischen Staatsbahn morgen Nachmittags 50 Uhr hier an und versteilt hier 10 Minuten, innerhalb welcher Zeit er in der Bahnrertausration das Diner einnehmen wird. Maros-Bafärhely, 30. April. Meldung der „Ungarischen Bolt": Der Obergespan des Maros-Tordaer Komitats und der Stadt Maros-Bafarhely legte heute Vormittags um 10 Uhr in der Generalversammlung des Komitats und um 11 Uhr in der städtischen Jurisdiktions-Ausschuß-Sigung den Antreid ab. Am Komitatshause begrüßte ihn DObergespan Barabály und im Stadthause Bürgermeister Kovács. Die Antrittsreden des Obergespans wurden lebhaft alflamirt. Um 2 Uhr Nachmittags fand im „Hotel Transsylvania” ein Galadiner mit 250 Gededen statt. Fisnte, 30. April. Meldung der „Ag. Bost" : Gouverneur Graf Szápár 9it, nac dem der Gesundheitszustand seines Vaters sich zum Befrern gewendet hat, wieder hieher zurückgekehrt. Wien, 30. April. Neidung der „Ung. Boft“: Baron Fedor Nikrolicz, Zivil-Atatus von Bosnien und der Herzegovina, is aus Sarajevo hier angenommen und wird heute an einem Diner beim gemeinsamen Finanzminister Kallay theilnnehmen, zu dem auch der Direktor der breften Unionbank Minkus geladen ist. Wien, 50. April. Orig - Telegr Gegen Schinerer, der sich noch immer des Wagner-Kommerses halber in gerichtlicher Untersuchung befindet, soll nun seitens der Staatsbehörde eine zweit, und zwar wegen der Vorgänge im „Hotel Zillinger“, eingeleitet werden. Bekanntlich beabsichtigte damals Schönerer zu Ehren der elegirten Studenten einen Kommerz abzuhalten, ohne hierüber die werblich vorgeschriebene Anmeldung zu erstatten. Gegen den einschreitenden Polizei-Beamten benahm sich der Zwettler Abgeordnete derart erzeitig, daß ihm die Entfernung aus dem Versammlungslokal Schritte weise abgerungen werden mußte. Nach heutigen Verurtheilung der 4