Pester Lloyd, Oktober 1884 (Jahrgang 31, nr. 271-301)

1884-10-18 / nr. 288

sp­ — | Wohlergehen Kroatiens wünsche, daß sie zur Verwirk­­lichung dieses Wunsches der kräftigen Unterjtügung­ seitens einer großen Partei im kroatischen Landtage bedürfe, daß sie dann aber auch dieser Partei einen mächtigen NRüh­alt zu bieten entschlossen sei. So stellt sich uns heute die Situation in Kroatien dar und sie erfüllt uns für die Zu­­kunft mit dem besten Hoffnungen. Die segensreichen Mesul­tate dieser neuesten Wendung der Dinge werden nicht lange auf sich warten Waffen und es ist wohl fein. San­­guinismus, wenn wir annehmen, daß vom gestrigen Tage eine wesentliche Befreiung in den Beziehungen zwischen Ungarn und Kroatien dätigen werde. Die Kroatien Ab­­geordneten aber, die schon in­ den nächsten Tagen ihre Litte im ungarischen Reichstage einnehmen dürften, werden wir diesmal freudiger dem je willkommen heißen, a , 2 Visvapeft,17.Oktober. Wenn irgendwo in d die k­eine Nationalvertre­­tung einen so rein formellen Akt vollzieh’t,wie es die ihr gesetzlich obliegende Entsendung von Delegirten in einen an­­deren Vertretungskörper ist-so wird es Niemandem einfallem hierin einnuch nur halbwegs bemerkenswerthes politisches Preisniß zu erbliden und auch bei ung wurde bisher die Spärsache, daß der Kroatische Landtag im Sinne des Gesäßes seine Vertreter für den ungar cischen Reichstag gewählt hat, seinerlei Bedeutung beigemessen. Diesmal ist es anders und wir Tönen, nicht unthin, unsere aufrichtige Treude Darüber auszubinden, daß dieser Akt gestern im Troatischen Landtage mit verhältniß­­mäßig geringer Emotion vollzogen worden it. Bekanntlich Hatte sie die Opposition gerade aus diesem Anlasse zu einem großen Sturme gerästet, trog dem — wie wir Tirzlich nachgewiesen Haben — selbst das Unterbleiben der Wahl der kroatischen Abgeordneten für den ungarischen Reichstag, weder die Beischlußfähigkeit des Lektoren, noch die unbedingte Giftigkeit der von demselben zu fassenden Beischlüffe irgend­­wie alterirt hätte. Erfreulich ist aber dennoch die nunmehr vollzogene Wahl aus dem Grunde, weil sie einerseits den Beweis liefert, daß die Nationalpartei in Agyam sich selbst wieder gefunden hat, daß der Muth und das Selbstbewußt­ 232 fein zurückgezehnt sind, welche uns diese Partei so lange schmerzlich vermissen ließ, und andererseits, daß die Oppo­­sition, angesichts einer energischen Haltung der Majorität im Kroatischen Landtage eigentlich ganz und gar­ machtlos ist und sich höchstens auf eine Abstinenzpolitik beschränken muß, mit welcher sie Niemandem schadet und sich selber nichts müßt. An turbulenten Szenen und pöbelhaften Ausfällen hat es, wie unseren Lesern aus dem Telegramm des jüngsten Morgenblattes bekannt ist, Deffen ungeachtet auch in der­­ gestrigen Sigung nicht gefehlt; es zeigte sich aber auch, daß diese Kampfweise der krontischen Opposition bereits völlig wirkungslos geworden it. Wir begreifen es voll­­kommen, daß es anständige Menschen unangenehm berührt, sich in einer Öffentlichen V­ersammlung, gleichviel von wen immer, in ihrer privaten Ehre angegriffen zu sehen und ich Beiym­pfungen gefallen haffen zu holfen, auf welche man im gewöhnlichen Leben in einer, wenn auch nicht eben ‚parlamentarischen, aber umso drastischeren Weise zu ant­­worten pflegt. Wußte man auch, wer die Schreier sind, von denen Diese Beschimpfungen ausgehen, nannte man auch die Duelle, aus welcher Dieses unqualifizirbare Vorgehen stammte, waren auch Freund und Feind einstimmig in der Verdammung dieser Haltung der Troat'schen Opposition, welche dadurch leider nicht nur sich selbst, sondern auch den Landtag, ja sogar das ganze Land in den Augen der ge­­bildeten Welt diskreditirte, so F­onnte man es empfindlicher angelegten Naturen doch nicht verübeln, wenn sie ich vor jeder Berührung mit so anrüchigen­lementen Shen zurückzogen und Lieber das politische Feld räumten, da mit gleichen Waffen zu­samm­en ihnen ihre eigenes An­standsgefühl untersagte. Diejenigen aber, die dennoch aus»­hielten, fühlten sich eingeschlichtert und zogen sich sehon in ‚eine gewisse Vassivität zurück. Wenn man in einer DBer- Sammlung, deren M­itglieder sich der Immunität erfreuen, "also für ihre Hengerungen nicht verantwortlich sind und nicht gezwungen werden können, vor dem ordentlichen ‚Nichter die Wahrhaftigkeit ihrer Behauptungen zu beweisen­­ oder Dieselben zurückzuziehen und feierlich Abbitte zu leisten "— wenn in einer solchen Versammlung einem Manne von ‚anbefaltenen Charakter der Vorwurf ins Gesicht ge­schleudert wird, er Habe silberne Löffel gestohlen, so wird ‘sich Derselbe vor eine unter allen Umständen peinliche ‚Alternative gestellt Sehen; entweder er Schweigt um ‚Dann finden sich sofort eine Menge Leute, die den Finger ‚an die Stirne legen und mit bedenkliche Miene den weisen Ausspruc­hhun, es müsse „Doch etwas daran sein”, weil ‚der Betreffende nicht ein Wort der Abwehr findet, oder der Angeschuldigte s­pricht, d. H. er bemüht sich, in conspectu­­ populi zu beweisen, daß er — sein Dieb sei.. Was dies für fer Gin. ‚einen feinfühlenden, ehrenhaften Menschen bedeite, brauchen wir nicht erst zu jagen und man begreift es, daß angesichts der zunehmenden Frechheit der Starosevicsianer etwas wie ein Alp auf der Brust aller anständigen Elemente im Kroa­­tischen Landtag lastete. Das scheint nun glücklicherweise vollständig über­­wunden zu sein und die Opposition­ hat das gerade Ge­­«»­gentheil dessen erreicht,was sie eigentlich anstrebte. ifie Tag für TagSchmähungen auf Schmähungen häufte und den Landtagssaal zu einem Tummelplatz für die ab­­«­Zcheulichstenc Gemeinheiten rechte,fing man endlich an,da­­ man die Sache 1­u­ einmal nicht ändern konnte,sich damit zu gewöhnen und unbekümmert um die eines Parlaments unwürdigen Szenen mit mannhaftem Muthe jenen Weg zn ungarischen Reichstag war­­­endem „se viele Feldherren und mie wenig Soldaten,” rief ein französischer Marigal aus, als seine vom Schlachtfelde­­ geflohenen Soldaten ihn mit Mathjálagen bestürmten ; sein Ausruf in das Signum unserer Zeit. Daß Fein namhafter Feldherr existirt hat, welcher für seine Verson die Wissenschaft des Krieges nicht ernstlich gepflegt hätte, das zu bestreiten fällt mir nicht im entferntesten ein. 354 behaupte nur, daß es nicht lauter Feldherren geben darf, son­­dern daß auch ausübende Krieger nothwendig sind. Der aus­übende Kriegsberuf ist aber von dem leitenden wesentlic verschieden, denn Dieser ist Kunst, jener Hingegen mehr Handwerk. Was das Iebtere erfordert, das eignet sie der Soldat im Laufe seiner Dienstzeit an, sofern nöthige Schmiegsanleil des Geistes für seinen Stand vom Hause aus mitgebracht hat — die Schule für ihn in die Erfahrung­ verfolgen, melden politische Einsicht und das Aufereffe des­sen diese Schule nit genügt, dem wüßt auch Feine andere. Mie wenig aber die Erfahrung jebt gilt, wie gering sie in der Werthschäßung Steht! Zehn Monate Schulbank werden Höher geschäßt, als eine nach Dezennien zählende Erfahrung! Man vergißt, d­endes vorzeichnet Die gestern erfolgte Wal­l der kroati­­schen Abgeordneten für den der erste praktische Erfolg des wieder erwachten Selbst­­bewußtseins und wir dürfen nun mit Bestimmtheit darauf rechnen, daß die Menjorität des Kroatischen Landtags ‚auch fernerhin bei dieser Haltung verharren werde, welche sich gestern als so erfolgreich erwiesen hat. 307 Muth brachte diesen Erfolg zu Stande und der erzielte Erfolg wird ihren Muth erhöhen. € 3 ist zwar noch die „Xdrehdebatte” ausständig, welche heute beginnen sollte, jedoch für nächsten Montag vertagt wurde, weil der Adreentwurf Nummer Drei, näm­lich der Entwurf der „Unabhängigkeits- Partei” (auch der Frontische Landtag i­ mit einer solchen gesegnet) erst heute vertheilt wurde, als ob die Herren­ Un­­abhängigen nicht Zeit gehabt hätten, mit ihrer Weisheit auch schon zwei Tage früher fertig zu werden. Allein wir billigen D diese Zuverkommenheit der Majorität gegenüber der O­pposition, nachdem deren Ohnmacht durch den Vollzug der Reichstagswahlen zur Evidenz erwiesen war, während es uns weniger verständlich ist, wientan die amtliche , Agranter Zeitung" wegen Veröffentlichung des Adreßentwurfes Nummer 3 wei­ß(Staresevics), dessen wesentlichen Inhalt wir an einer anderen Stelle des vorliegenden Blattes mittheilen, konfisziven Bonute,­­ Die Sprache, welche Herr. David G Staresevics in Diesent Altenstück gegenüber dem Träger der Krone führt, ist aller­­dings eine in monarchischen Staaten ganz unerhörte und wenn uns nicht versichert würde, daß Here Starcsevics " derlei Ungeheuerlichkeiten in nüchternem Bustande zu­m Schreiben pflegt, würden wir glauben, derselbe habe in wein­­seliger Laune Se. Majestät den Kaiser von Oesterreich un - König von Ungarn für ein Mitglied des kroatischen Land­­“tages gehalten, welchem gegenüber die Ausbrüche der Adresse, ‚mit Starosevics’schem­ Maße gemessen, allerdings noch immer , sehr höflich zu nennen wären. Allein derlei Verrüctheiten ‚folgten nicht fonfiszirt, sondern möglichst verbreitet werden und es ist schade. Da­ man den Herren Starcsevicsianern ‚seitens der Behörde” in den Arm fällt, wenn diese Partei sich selber moralisch den Bauch anfihligen will, zudefsen . können uns diese Exzese glücklicherweise ziemlich gleichgiltig lassen angesichts der von uns oben gekennzeichneten erfreu­­lichen Wendung, welche die Dinge in Agram überhaupt­­ genommen haben. Nicht genug anzuerkennen ist dabei das Verdienst bei Barxs, an dessen Ernennung sich in Anbetracht der Jugend des Grafen Khuen und seiner langen Entfernung von Kroatien vernünftigerweise nicht allzu weitgehende Hoffnungen geknüpft haben machten. Graf Khuen hat jedoch selbst die Fühnften Erwartungen weit übertroffen ; es ist ihm gelungen, die vernünftigen Elemente in Kroatien zu einer kompakten­­ Regierungs­­­partei zu vereinigen, dieser Partei das Bewußtsein ihrer Stärke wiederzugeben, die eigene Energie auch auf sie zu übertragen und­­ ihr die beruhigende Ueberzeugung beizu­­­bringen, daß die ungarische Regierung das aufrichtige welche Summe von Erkenntnib auf dem dornigen Wege dr Erw­fahrung erworben wird, welche Summe von­ herber, aber be­gehrender Enttäuschungen fie Hinter diesem unsceinbaren Wörtgen birgt. Die Erfahrung stählt den Charakter und Härt das Wissen ; sie­ht im mensch­en Leben der Gährstoff, welcher den jungen Most zum feurigen, alten Wein hat, den mottenstürmenden Süugling zum thatkräftigen Mann. Das Maß seiner Erfahrung ii es in erster­ Linie, was dem Krieger angerechnet werden sol, sie allein sol über seine Fähigkeit entscheiden. Wie oft habe ich im Kriege und „Frieden Gelegenheit gehabt, das imponirend-ruhige Beherrschen aller » einstiemenden Bok­ommnisse seitens des erfahrenen Soldaten I. gegen die topflos umherschießende Rathlosigkeit de3 militärischen Stubengelehrten abzuwägen. Das ist eben der Vortheil der Erfahrung, daß Fein Schreden ihr zu groß und Feiner ihr zu nen­nt, während der Bücherweisheit die Bügel immer aus der Hand entwunden werden, so oft die raue Wirklichkeit sich anders gestaltet, als die Schrift besagt. Es sollte sein Rückchluß aus dem Umstande gezogen werden, daß dermalen am Ende ein Mann einem maßgebendsten Worten ohne praktische Kriegserfahrung vorsteht und es sollte deren Werth deshalb nicht unterschäßt werden; die Aus­­­­nahme darf eben nicht zur Regel werden. G3 ist also meine Meinung, daß die Befähigung zum Stab3- Offizier nicht im Wege eines Schulfurfes, sondern im frischen und­­ bewegten Leben des Truppendienstes ermieten werden sollte. Keine hohe Wissenschaft, aber Tüchtigkeit des Charakters, Energie, freier Ueberblic‘, das seien die Gesichtspunkte der Erprobung. Ich will diese Idee näher ausführen. Bekanntlich bildet die” Hoge’sche Thematik, wie sie in der Armee eingeführt ist, einen ganz guten Probestein der Auffassungs­gabe. Jeder Hauptmann macht alljährlich vier folge Themas; wenn dieselben nun der Begutachtung des Brigadiers und Divisionärs jedesmal vorgelegt werden, so ist es diesen Vorgefegten Leicht, sich mit der Zeit ein ganz zutreffendes Untheil über die Befähigung der­­ Hauptleute zu bilden und dasselbe in der Dualifikation gfifte zura darin Liegt nun der eine Arhalizp­unkt­­ Ausdruch zu bringen­ für die Erprobung. Den zweiten. bildet der Auftand der Kompagnie; ‚weiter wäre dann noch die physiische Tauglichkeit zu berücksichtigen und so künnte kaum je ein Fehlgriff in der­ Beförderung geschehen, auch ohne Stabs-Offizierskurs, ja rund heraus gejagt, würden sie weniger geschehen können als dermalen. G3 ist gewiß nicht nothwendig für das Wohl der Armee und sogar ein arger Fehler des sebigen Systems, daß unseren alten und bewährten Haudegen die Karriere doch irgend einen Taktikprofessor abgesgnitten werden fan, der ihnen in Bezug auf *) Der hier veröffentlichte Artikel hätte in der gesteigen Num­­­mer der „Armee- und Marine- Zeitung“ extgeinen sollen , wie unseren Lesern bereits bekannt ist, jedoch eben wegen dieses Artikels konfiszirt. Der Verfasser des kon­fiszirten Artikels war nun so freundlich, ung denselben zur Verfügung zu stellen, und da wir nichts darin finden, was mit dem ungarischen P­reßgefeße­ im Widerspruch Stände, veröffentlichen wir ihn seinem ganzen Umfange nach D. Red. d. „Vester Lloyd“. wurde diese Summer | ; : ja 7 Der Stabsaffisiera-Rufe.”) „Die gelehrte Luft wirkt — so beginnt der Artikel — entner­­ved auf den Kriegergeist, die Ueberpfropfung mit Kenntnissen hindert den freien Ueberbiick und knechtet die Selbstständigkeit des Denkens; die ewige Federfuchterei drüht und findt den Tühnen, freudigen Soldatensinn an der Wurzel, und die Bedanterie, d­iese Nierenangel für alle gelehrten Stodftiche, fängt endlich den gesunden Menschenverstand ganz und gar ab. Wenn uns einerseits Die Geschichte lehet, daß Fein großer Teldherr Die Theorie vernachplässigte, so zeigt uns doch die Erfahrung, welch’ ein Kapital-Konfusionsrath so ein überfluger Herr sein kann, der auf der Schulbank Strategie und Hämorrhoiden, militärischen Mederbiid und vollkommene Kurz­sichtigkeit fi abgeholt.” Diese in Nr. 58 Ihres geschäßten Blattes sepublizirten Wortes von einem deutschen Soldaten” führen mich darauf, einem Weberlebfel des weilend „preußischen Schulmeisters“ wieder einmal an den Leib zu rüden und mich gegen das „Schul­m­achen-System” im Kriegsberufe zu wenden. Unser Stabsoffiziers-Kung ist ein militärisches Unikum. In seiner anderen Armee beider Hemasphären findet er ein Gegenstück und in seiner Heimat ist er die „bestgehaßte” Institution, die je bestanden. Männer, die im Dienste ergraut sind und die in der Hochschule der Kriegs-Erfahrung auf verschiedenen Schlachtfeldern das Reifezeugniß ihrer Tü­chtigkeit erworben haben, werden zum Ab­­schlusse ihrer Laufbahn wieder auf die Schulbank kommandirt, um den grünen Baum des Lebens in grauer Theorie zu versengen- Man fragt si unwille­nlich nach dem Bmwede dieser Maßregel — und ist um die Antwort verlegen. Entweder hat der Mann fi in der viertel­undertjährigen Berufs-Brazis bewährt, oder er hat sich nicht bewährt. Im ersteren Falle ist er nicht notabwendig, ihn nochmals zum „Schüler“ zu degradiren, im sppteren Falle aber it 68 ganz zweclos, weil die Versäumnisse eines Menschenalters sich nicht in zehn Monaten nachholen lassen, so oder so; jedenfalls wird das Bestehen eines obligatorischen Unterrichtsfurfes zur theo­­retischen Vorbereitung für die Stabsoffiziers-Charge duch Die nacte Regis der Thatjachen ad absurdum geführt! Das gelahrte Unkraut maudert fest üppig und­ unterbindet den fliegerischen Sinn. Die alten Haudegen mit den feurigen Sünglings­­kerzen müssen mit der Zeit aussterben, denn Bücherstaub und Alten­­stöbe sind nicht die Atmosphäre, in der sie gedeihen; das Schwert verrottet in der Scheide und seine Schärfe geht verloren, wenn alles Heil nur in der fßigen Feder liegt. Die Tabellen, Winkel und Linien der hohen Wissenschaft beginnen und allüberall über den Kopf zu wachsen, wo man hinblicht, überall mat figg eine ungezügelte Her­mensucht breit . Zweifelspalterei und Hypergelehrte Kalküls verdrängen die frische und Fahne That, zierliche Nebensarten und gelehrte Zitate verdrängen das „Dreinhauen”. Wir Soldaten der Lektzeit sind auf Ahmege geraten, die Urmüchtigkeit des Kriegemesenő geräth über schwülstiger Gelehrtenunweisheit in Verfall. Mian vergleiche die einzelnen Gefechte:Episoden früherer Feldzüge mit jenen der neuen Zeit und­­ wird finden, daß die Kriegslente degeneriren : sie wägen zu viel und­­ wagen zu wenig. Und doch ist der Krieg in seinem Wesen fi gler geblieben, denn nach­ wie vor bildet das , furstlose Dreinhauen” das Um und Auf unseres Standes, nach wie vor Liegt nur darin des angabenden Soldaten ganze Weisheit und all’ der Büge tief­­militäriscen Scharfbild und auf Energie lange nicht ebenbü­­tig, ge­schweige denn überlegen ist, ja, der vielleicht noch gar nie Gelegenheit gefunden hat, diese Dinge im Kugelregen zu erweisen­­; nicht jeder Taktikprofessor ist eben ein: Soße oder Drahtschmidt, Männer, die chevaleresten Sinnes, feine persönliche Kantäne gekannt haben Will man noch ein Uebriges thun, so kann immerhin noch eine kommissionelle praktische Prüfung stattfinden, wobei der P­üü­­fungskandidat irgend­eine Aufgabe mit gem­achten Waffen in­ der bet treffenden Uebungsperiode vor einer Prüfungs-Kommission zu Lösen hätte. Dieser Prüfungs-Kommissionen könnten etwa drei für die ganze Monarchie aufgestellt werden. Nicht verschweigen mag ich noch einen Umstand, der für unsere PBPrüfungs-Kommissionen Ü überh­aupt gilt Die Besten nämlich, wo beim Soldaten das Mort frei war, sind so ziemlich vorüber und­ des Dichters Ausspruch: „Vermöchte der Soldat Fed zu handeln, dürfte er nicht Ted weven auch“, bat seinen praktischen Werth mehr; in neun Fällen unter zehn stimmen erfahrungsgemäß die Kommissions - Mitglieder mit dem Präses überein, um es sich mit ihm „nicht zu verderben“; sie wollen ja auch noch avanciren und haben auch ihre Heinlichen Sorgen und Rücksichten, auch sie sind ja von "des Lebens Aengsten" geplagt. Das Alles macht den Werth der Prüfung illusorisch, weil es vorkommt, daß einzelne Kommissions-Mitglieder gegen ihre eigene Weberzeugung sich dem Antheile des Vrätes unterordnen. Um Dem vorzubeugen, möchte ich vorschlagen, daß die Aufgabe jedem einzelnen Kommissions-Mitgliede zugestelt und von diesem dann die seiner Weberzeugung nag berte Disposition (Truppen-Vertheilung) mit wenig Worten zu fizziren, dann gesondert dem Brüfes zu übergeben sei. Vor der Besprechung der durchgeführten Uebung wären dann diese einzelnen Dispositionen der Kommissions-Mitglieder zu öffnen und zu besprechgen; so würde sich dann zeigen, wie viele Meinungen über die Lösung derselben Aufgabe existiren und Ungeregtigkeiten gegen den Prüfungs-Kandidaten wären verhindert, Ungerechtigkeiten, die darin bestehen, daß m­an dessen Anordnungen ohne weitere Bes­gründung einfach abspregend beurtheilt und dessen Erläuterungen sein Gehör schenkt. Wenn es übrigens unbedingt noch eines Kurses bedarf, um für die höhere Offizierscharge vorzubereiten (was ich persönlich jedoch Stark bezweifle), so wäre es gewiß zweckmäßiger, ihn auf prak­­tischem Fuße einzurichten, etwa so eine Art Schülenschule (auch deren zwei oder drei, etwa noch in Prag und Budapest) mit ein­jähriger Dauer, in melde nac und nach alle Oberlieutenants der Armee kommandirt würden; das wäre allenfalls eine Schule, die dem Truppenoffizier naht. In ihre könnten dann die­ Reglements der I­nfanterie giftig interpretirt und deren Sinn und Geist eingehend zergliedert werden. Wenigstens würden wir dann vor den NAufen nach „NormalGefehts-Formen”,in welche jecht so viele hervorragende Militär-Schriftsteller ausbrechen, endlich exlöst. Für die anderen Waf­fen konnten analoge Kurse errichtet werden. Einerseits Stabs-Offiziers-Kurs, auf der andern Seite die Nute nach Normalgefechtsformen! Kein größerer Kontrast it denkbar und doch liegt so viel Logik darin, denn: „Auf die Sünde folgt das Uebel Wie die Thräne auf den herben Zwiebel, Und Hinter dem U fonımt das W Das ist die Ordnung im ABE." Ein System, das seine Lorbern darin sucht, erfahrene und ergraute Krieger auf die Marterbank zu bannen, hat aber sein Ver­ständniß für das frische Treiben des Krieges, für seinen blutigen Ernst, der Männerherzen braucht; Herzen, die nicht ruchen, wenn auch der Tod sie tausendfach umdräut. Laßt Euch das gesagt sein, Ihr Rapiersoldaten, die Ihr unseren Thatendrang mit Büchermoder zu ersu­den droht: die Kriege fechten wir mit unserem Herzblute am SHlaätfelde aus, und nicht $hr mit Eurer Druder ihm wärze ! Mag fein, daß es sceint, ich sei zu weit gegangen, mag fein, daß sich ein höhnisches Achsel zu den und ein vornehmes tant de bruit, pour une omelette” über meinen Wehruf hinmegiebt, aber er ist der M Wehruf eines seinem Stande warm ergebenen Soldaten, der in der allzu breitspurig einherstolzgirenden galmi Gelehrtheit einen rapiden Verfall des kriege­rischen Sinne und der kriegerischen Tugen­den sieht und der nicht 3 m weiter wüünscht al dab dad praktische Wissen wieder über die Stubengelehrtheit, daß das Können und seine Mutter, die Erfahrung, wieder in ihre Nechte eingefegt werden. Wir sind auf einen schlüpfrigen Weg gerathen mit unserem Schulmeisterthfum im Kriegswesen, es ist ein Franshaftes System, das uns jebt beherrscht und der Stabs-Offizier Kurs ist ff einhäufigster Ausmıda. Ein Offizier der alten Säule länger Artikel, der fi eingehend mit dieser Stage­ beschäftigt, leider gestattet es uns der von der Ville des vorliegenden Stoffes zu sehr in Anspruch genommene Raum unseres Blattes nicht, 19 wie wir es mollten, den vortrefflichen Artikel seinem ganzen Anfangenac zu reproduziren ; wir beshhränten uns demnach nur auf die Wiedergabe der Schlafpartie, die folgenden Wortlaut hat: Da die gewählten Beamten in zwei Richtungen abhängt sind: von der Zentral-Regierung und von dem Publikum, von beiden ihre Wahl abhängt, ist er nicht zu verwundern, wenn sie in seiner einzigen Richtung zur gie siebt , sind. Es ist nicht zu vermindern, wenn sie Die Bosität Siebenbürgens befolgen, RN dieses den Türken und Oesterreichern unterworfen war und das dem­ Großheren Huldigte, ohne dem österreichischen Kaiser den Gehorsam zu sündigen. CS ist nicht zu verwundern, wenn die gewählten Beamten sich nicht von dem Druce der totalen Interessen und der Totalen öffentlichen Meinung zu emanzipiren vermögen, daß­ sie demnach seine verläßlichen Träger der staatlichen Interessen sind. 7 Traurige Erfahrungen haben in Hi Beziehung besonders die lebten Jahre geliefert. wenn Ungarn einen fertigen Verwaltungs-Organismus befist, als die sozialen Wirren eintraten. Hätte man das Uebel mit Hilfe dieses Organismus im Keime unterdrücken können. 63 it unsere feste Heberzeugung, ‚daß fest Ausnahmsmaßregeln ü iberflüssig wären, wenn man vor­ drei Jahren die staatliche Administration ein­­geführt hätte. Die Zentralgewalt hätte rechtzeitig , ihren Einfluß im Söntereffe der staatlichen und sozialen Ordnung einem blöden und bösen Fanatismus gegenüber zur Geltung bringen können. Der Boltszorn hätte heute auch seine Partei im ungarischen Parlamente, diesem wäre der traurige Ruhm erspart geblieben, daß er die einzige Vertretung it, in welcher eine Partei auf Racene und Klasjenhaß begründet is. Und vielleicht würde die Staatliche Nominiftration au in Zukunft die ungarische Gesellschaft und selbst die Staatsidee vor vielen Erschütterungen bewahren. Diejenigen, die so denken, urgiven gewiß die Verwirklichung der staatlichen Administration. Wir künnen daher unsere bekannte individuelle Ansicht mit umso größerem Ge­wichte neuerdings ausdrücken, da wir uns nicht zu täuschen glauben, wenn wir annehmen, daß viele und angesehene Männer in der liberalen Partei diese unsere Ansichten theilen. ex die entsprechenden Anlagen und die­­­ eine = Bor Kurzem­ext wurde berichtet, daß unsere Regierung an die österreichische das Anfuchen gestellt habe, bezüglich der bevorstehen­­den Verhandlungen über die Erneuerung des österreichisch­­ungarischen Zoll- und Handelsbündnisses schon heute die Zusammenstellung von Material vornehmen zu lassen, um die Bera­­thungen zwischen beiden Regierungen möglichst rasch und geräuschlos durchführen zu können. Damals meldete das „Fremdenblatt“, die österreichische Negierung sei bemüht, diesem Ansuchen insomell zu ent­­sprechen, als der transleithanische Standpunkt unverrückt der üt, eine Kündigung des bestehenden Zoll- und Handelsbündnisses vermieden und die einfache Verlängerung des­jebigen Ausgleichs, so weit der­­selbe die Zoll- und handelspolitische Aktion betrifft, aktivirt zu sehen. „Die Sache gewinnt aber — so schreibt dasselbe Youm­al heute — sofort eine andere Gestalt, wenn die ungarische Negierung sich den Anschauungen des Adreßentwurfes der liberalen Partei des ungaris­­chen Reichstages anschließt, welcher behauptet, daß der feit bestehende Ausgleich so weitgehender Modifikationen bedarf, daß eine Kündigung nötdig erscheint. Erfolgt diese Kündigung de facto seitens Ungarns, dam­­it es doch gewiß Sache der ungarischen Regierung, die Punkte bekanntzugeben, welche sie im neuen Ausgleich enthalten wissen will und Sache unserer Regierung wird es dann sein, diesen Vorschlägen gegenüber Stellung zu nehmen. Hiebei heben wir nochmals besonders hervor, daß man jede aug no so berechtigt erscheinende Forderung welche im öster­­reichischen Interesse liegt, stellend der Re­gierung gern unausgesprochen läßt wenn dadurch, die Möglichkeit gewahrt wird, das Bolt und Handels­­bindung, wie es jecht besteht, unverändert und ohne vorherige Kü­n­­digung universehet zu erhalten. Es ist daher eine­­ selbstverständliche Cacre, daß man sich hierseits zur Stellung auch nicht der geringsten zollpolitischen Forderung herbeilasfen wird, bevor nicht die unga­­rische Regierung ihre Propositionen gemacht haben wird und daß es daher nichts­ als Phrase ist, wenn Budapester Berichte die Meld­ung bringen, daß eimaige Renderungen im­ Appreturverkehr Ungarn sich­theuer bezahlen Tasfen wird, und zwar durch Steigerung der Agrar­­zölle. Die Sache liegt genau umgelehrt Während früher die Österreichische Regierung ihre Propositionen stellte und die ungarische ft auf den Standpunkt der Negation und Kritik begab, wird diesmal, falls Kündigung des Zoll- und Handelsbindnisses seitens Ungarns erfolgt. Die dortige Negierung ihre Desiderien formuliren müssen, und sollten dieselben in Erhöhung der Agrarzölle bestehen, dann erst würde man hier sie in Prüfung der Angelegen­­heit einlassen und die Gegenproposition duch Aufstell­ung von Industrialzöllen machen. Vorläufig ist eine Kündigung noch nicht erfolgt, aber es is immerhin gut. Die gegenseitige Stellung beider, Reichötheile, im Tale eine solche erfolgt, von heute genau zu präzisiren.“ Wie die „WVreffe” erfährt, hat unsere Negierung die öster­­reichiige davon benachrichtigt, daß sie exit bei den Verhandlungen selbst mit ihren Forderungen hervortreten werde. In erster Linie — so sáreibt die „Breffe” — handelt es si um Erhöhung der Agrarzdelle Die ungarische Negierung wisse, daß Oesterreich am Tiefsten die unveränderte Vrolongirung des Bünd­­nisses sehen wide, sie muß also wünschen, daß man österreichischer­­seits gleichfalls Forderungen geltend mache, denn muß so 0 fann Ungern erwarten, daß seine Wünsche in consanter Weise realisirt werden. = Sener Bajlus im Mdreßentwurfe der gemäßigten Opposition, welcher für die Ver­­staatlichung Der Admminifiration plan­irt, hat bezüglich dieses Gegenstandes eine völlige Verschiebung in der Stellung der Bartel-Fournale zur Folge gehabt. Jene Organe, welche sich als Anhänger der Regierung befennen, und zu diesen zählen wir auch uns, haben sich offen und dezidivt für die Verstattlichung der Ver­waltung und in fetter Konsequenz auch für die Ernennung der Beamten ausgesprochen, während die Bartei-Journale der Oppo­­sition immerfort noch für die Anfesththaltung der alten m­unizipalen Weltordnung ihmwärmen. Heute finden wir im , Nemzet' inen . Der Raritätenlasten unserer vaterländischen Geshtwors­nengerichte ist heute um ein Brachtexemplar von einem Verdifte reicher geworden , und zwar stammt die sonderbare Mißgeburt dies­­mal nicht aus der Provinz, sondern sie hat in der Hauptstadt selbst das Licht der Welt erblicht. Unsere Surg bleibt sich eben überall gleich, ob sie nun jegt in Arad oder Debreczin, in Preßburg oder im Ofner Fortunagebäude die bürgerliche Rechtsanschauung von einem Dubend unbefangener Männer im Gegensage zum „gelehrten” Nichterspruche zu repräsentiren hat. Unsere­ Leser kennen das Substrat des heute hier verhandelten Vießprozesses, das Verbild selbst haben wir bereits im Abendblatt mitgetheilt und nun möchten wir mit Beiseitelaffung aller persönlichen Mom­ente nur an den meintortigen Inhalt des Vers­eiltes einige ganz harmlose Bem­erkungen knüpfen. Wir unterfischen nicht, wer der Kläger und wer der Gefragte it, wir prüfen nicht, ob der Gefragte im Untereffe der Würde der Preßfreiheit eine Strafe verdient hat oder nit; wir möchten nur die folgenden Thatsachen Tonstativen: 1. Der heute in Ofen verhandelte Sal­vangirt nicht unter die politischen P­reßprog­zesse, er gehört demnach auch nicht zu jener Sorte, von der man bisher gleichsam zur Entschuldigung unserer Geschwornen an­­nahm, daß sie sie mit derselben noch nicht genug vertraut gemacht haben ; was heute der hauptstädtischen Jury zur Beurtheilung vorlag, das war die Frage, ob eine­­ Privatperson verleumdet und in ihrer Ehre verlegt w­urde oder nicht, und wenn ja, ob der Gefragte dafür schuldig zu sprechen sei. 2. In dem vorliegenden Halle ist der Kläger bereits einmal von seiner Klage abgestanden, weil der Geklagte vor dem Gerichte öffentlich Abbitte geleistet und erklärt hatte, er bes­cauere die Veröffentlichung des inkriminieren Artiseß, er halte vielmehr den Kläger für einen vollkon­­men ehbren werthen Mann. Nur aus prozessuahiisen Gründen, die nicht hierher gehören, wurde das damals in Folge dieser Erklärung des Gefragten und in Folge des Nach­trittes des Privatklägers von der Klage eingestellte Verfahren wieder aufgenommen. 3. frot alledem erklärten heute die Gefirmwornen mit 9 gegen 3 und mit 8 gegen 4 Stimmen, daß der Gekragte den Kläger verleumdet, beziehungsweise in seiner Ehre beleidigt habe, und sie erklärten weiter mit 8 gegen 4 Stimmen, daß der Geklagte dennoch nicht schuldig sei, so daß dieser freigesproc­hen wurde. Das sind die nacten Thetrahen und nun sollten wir unsere Bemerkun­­gen daran knüpfen do­­ch märe wahrlich .Jehade um die Druderschwärze, denn mas wir zu bemerken hätten, drängt sich Ledermann mit solch unab­weisbarer Macht auf, dab es total überflüssig wäre, bei dem helfen Lichte, in welchem die wider­­spruchsvollen Beriihte unserer Geigewornengerichte erscheinen, noch eine Kerze anzuzünden. Eine einzige Bemerkung aber können wir uns doch nicht versagen, und das ist die, daß man im Bublitum bereits beginnt, si an die Fehlgeburten unserer­ Geschwornen zu gewöhnen, weil sie zu den alltäglichen Erscheinungen gehören und „Schon dar so oft dagemesen“ sind. Dieser Sudifferentismus gegen das Uebel ist unserer Ansicht nach ebenso fehlsmm wie das Vebel selbst. Wir wollen übrigens stets das Unserige dafur beitragen, daß die unerfaß« Yichen Verdikte unserer erschwornengerichte nach ihrem wahren Werthe­roffifiziet werden. —= Bu der in den französischen Sammern bevorstehenden Debatte über die auswärfige und Kolonials­­eolitit fämen der Regierung in erster Reihe günstige Meldungen aus China gelegen. Man sind solche, sowohl was die Operationen der von starken inesischen Streitkräften bedrängten französischen Land»­truppen in Tonling, als auch was die Säuberung der Ysel Formosa betrifft, eingetroffen. Namentlich auf der Insel Fornosa bei Tamjut sollen die Chinesen neuestens eine sehr blutige Niederlage erlitten haben. Der neuverlangte 10-Millionen-Kredit wird nun wohl von der Kam­mer mit demselben Enthustiasmus votirt werden, welcher den französischen Senat bereits zu einem solennen Dantesvotum an die im­­ China-Feldzuge engagirten Streitkräfte und deren Kommandanten veranlagt hat. Die Haranguen mehrerer der Regierung nahestehenden­ Journale, man müsse durch größere Nachfchübe nach Tonking endlich einen Hauptsnlag führen, um China zum Frieden­ zu zwingen, deuten darauf hin, daß das Kabinet Ferry entschlossen ist, die Tonking-Frage nicht verschleppen zu lassen. Die Ankunft des für die Höfe von Wien, Berlin, Rom und Haag designirten neuen chinesischen Gesandten Tun-Tjin-Treyen, welche für den 20.d. in Berlin angesagt it, wird vermut­lich einen Anknüpfungspunkt für Friedens­­verhandlungen bilden, zu denen die Geneigtheit in Folge der neuesten Ereignisse auf dem chinesischen Kriegsschpauplag nunmehr auf beiden Seiten vorhanden sein muß. Man war übrigens in Paris in den jüngsten Tagen nicht ohne Besorgnisse über die Lage der Landtruppen in Tonfing, und diese Stimmung gelangt auch in dem nachfolgenden Schreiben unseres Bariser Korrespondenten vom 12. b. zum Ausdruch: Die Kämpfe bei Rep, Relung dm Tamfuin haben bis zu Evidenz dargethan, daß die Franzosen zu Lande und zur See zu Schwach sind, um China zur Unterwerfung zu zwingen. Der Sieg bei Kep hat keineimwegs die Tragweite, welche ihn vom General Briere de Lysle anfänglich beigemessen wurde. Den Chinesen wurde der Naczug nicht abgeschnitten, wie es anfangs hieß, sondern General Briere, de P’ysle sieht sich vielmehr gezwungen, die Truppen nicht nur­ den Sieg nicht verfolgen und nicht gegen Lang Son vordringen zu lassen, sondern sich vielmehr angesichts der Meldungen, daß die Chinesen noch immer Verstärkungen­ nachdieben, nach sücmärts zu Tonzentriren und sich auf die Vertheidigung des Deltas zu beschrän­­ken, in der er von den Kanonenbooten ausgiebig unterfragt wird. Er braucht also namhafte Verstärkungen, wenn er die Stipulationen des Friedens von Tien-Tsin nun, da die gute Saison begonnen hat, mit Waffengewalt durchfegen soll. Andererseits Hat die französische Flotte in fünfzehn Tagen vor der Angel_Formosa Teine nennensnwerthen­esultate erzie­­len können. Bor, SKelung it man kaum viel weiter, als man vor dieser mit­ so großem Pomp angekün­­digten Operation war. Admiral SCourbet hat das Fort Element befegt und si in demselben verschangt, aber er konnte die Operationen nicht fortlegen, weil diese auf der Kooperation von Tamfui aus hasirten, die ausblieb, da Womiral Lespes den von Terpilles vertheidigten Hafen nicht zu foreiren vermag, weil er sich nicht zum Hören des Fort machen konnte, von welchem die Zünd­­leitungen auslaufen, denn er kann dieses mit feinem Feuer min­era um dieses Ort zu Land Dabei stehen den Chinesen die anderen Häfen der Insel offen, um Truppen und Material nachzuschieben, wogegen die französischen Kreuzer in der Meerenge von Formosa unte­r niger auszurichten vermögen, als sie Schiffe unter fremder Flagge nicht untersuchen dings eine Präzisirung des Kriegszustandes dürfen. — Admiral — Courbet sol also menet verlangen , jeden«­falls aber die Blofade gegen die Formosa-Häfen erklären wollen, was unausweichlng zu Schwierigkeiten mit den neutralen Mächten führen wird und doc geschehen muß, wenn die Operationen zur Pfand­nahıne von Kelung nicht ganz in Frage gestellt werden sollenn reichen. Auch hat es zu wenig Truppen,­­ angreifen zu lassen. :

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