Pester Lloyd, Juni 1885 (Jahrgang 32, nr. 149-177)

1885-06-01 / nr. 149

> ‚ > g ke 4 x · · Hämmen gegenüber befolgte ideologische Politit bevakd­et worden und­­­­ werden zum Theil durch die an vielen Orten­­ sich zeigende ie Brivolität, mel e sich den durch die Geschichte Kae­enen Verhält­­nissen nicht unbequemen will, noch fortwährend bevalvirt. · AhDRahl Perjemgem welche die alten Zustände gekannt,in­­mitten derselben eine Mole gespielt und auch am Umgestaltungs­­progesie theilgenommen haben, nimmt von Tag zu Tag ab und ihre Reihen werden immer mehr gelichtet, denn die Dauer der Lebenszeit und der damit verbundenen­rbeitsfähigkeit ist bei ung Linzer, als in Anderen westlicheren Ländern Europas. sg Unter den Männern, die wir aus diesen immer schütterer werdenden Neiden verloren haben, ist einer der hervorragendsten der­ frühe dahitgeschiedene Präsident unserer Akademie, Graf Melchior Zönyay, welcher, in Anbetracht seines Lebensalters und seiner seltenen Zügigkeiten, dem Lande und unserer­ Akademie noch viele und große Dienste hätte Leisten förmen, hätte seine Laufbahn nach so manchem Elüdsmechtel nicht ein vorzeitiges Ende erreicht. Dieselbe ist aber, auch­ ungeachtet dieses ihres verhältnißmäßig­­ frühzeitigen Abschlusses so reich an Thätigkeit, errungenen großen Erfolgen, interessanten und Wehrreichen Momenten, daß zu einer allseitigen gebührenden Würdi­­gung derselben die einer Denkveve zu Verfügung stehende Zeit [mun hinreichen kann. ]. Melchior Lónya m­it der Sprasse einer vornehmen adeligen Emilie Er wurde am 6. Jänner 1822 in Nagy-Lónya geboren. Als er in seinem Testen Lebensjahre behufs Wiederherstellung seiner zerrütteten Gesundheit an den Ufern des Adriatischen Meeres meilte, ging er an die systematische Niederschreibung der Geschichte seines Lebens, gelangte damit jedoch mit bis zu­­ den Universitätsjahren. Aus der späteren Zeit liegen jedoch seine, viele Jahre hindurch fort­geseßten und oft ausführlichen Tagebuchs-Aufzeichnungen vor, welche er ohne Zweifel für seine Biographie bewust haben wide, und welche — vielleicht erft einer späteren Generation — als interessante Lektive und als werthvolle Datenquelle für die Geschichte seiner Zeit dienten werden. 2." Lönyay wuchs auf dem Lande im­ väterlichen Hause, an der Seite seiner eelsinnigen, gebildeten, verständigen und Liebenden Mutter auf, bis sein Vater Johann, der ausgezeichnete Vizegespan des D­ereger Komitats, im Jahre 1833 zum Statthaltereirathe ernannt wurde, was die Medersiedelung der Familie nach Ofen zur Folge hatte. Melchior Lónyay fegte hier bei den P­iaristen seine Gymnasial­­studien fort, bei welchen alle Tätigkeit ausschließlich auf die Ent­eignung der lateinischen Sprache Tonzentrist war.­­Wenn sie auch hie und da sehr Humane und gebildete Professoren fanden, welche mit dem­ beieprä­ften Unterrichtsstoff für das praktische Leben mehl­­befähigte Säuglinge­­ heranzubilden verstanden, so herrschte doch in vielen Schulen Noheit vor. Die körperliche Strafe figurirte als ein förmiges Unterrichtsmittel und das Ergebniß des Unterrichts war überaus gering, was am deutlichsten dann, zu Tage trat, wenn die Schüler, in die sogenannten Akademien, zum Studium von Lehr­gegenständen übergingen,­ welche­ gegenwärtig an den Gymnasien unterrichtet werdän. Die Universitätsstudien absolvixte Lönyay in Belt und er­­­­warb hier bereits in seinem achtzehnten Lebensjahre das Doktorat der Philosophie. « «» BERN | Anstalt und unter jedem System — wie schlecht das­ gelbe, auch, ein mag — Fan, man lernen und, sich bilden. An der öster Universität hat es zu allen Zeiten einzelne, hervorragende Hofessoren gegeben und sind einzelne Hörer, hervorragende Männer eworden, wie auch das Beispiel Lönyay’z bemeist. Was aber die ehter Universität damals war, wird Hauptsächlich durch die beiden Ahatfahen illuste­rt: daß die jährliche Dotation der Bibliothek 1000 Scheingulden betrug, und daß die ganze medizinische Fakultät in dem Gebäude, Ehe der Hatvaner- und Neueweltgasse untergebracht war, in welchen außerdem noch­ zwei Professoren ihre Wohnungen hatten und wo auch­­ die Administration etablirt war. 63 ist die größte Unterlassungssünde der alten Negierungen, daß sie um­ den öffentl­ichen ‚Unterricht, bezüglich dessen sie doch unbeschränkt verfügten, sich gar nut fümmerten. ZE. , Meber seine Universitätsjahre äußert sie Lönyay in seinen Aufzeichnungen folgendermaßen: „Ich stehter mir mit­­ meinen Kameraden ein edleres Ziel. Wir lernten mit Fleiß und Eifer, nicht in­folge der Schuldisziplin, sondern aus­ eigenem Entsehluß. Auf meinen Antrieb lernten wir vor jeder­ Borleiung die zum Vortrag gelangenden Gegenstände im voraus. Wir sagten einander, daß wir a Bürger des Baterland­s werden wollen und daß mir ung u diesem 3wved Kenntnisse sammeln müßten. Jene­ Zeit wird über upt doch edle Ervebsamkeit charakterisirt.“ )., Nach Beendigung seiner juristischen Studien, ging Lönyay teder auf das­ Land, fand in der Landwirthschaft und im Komitatz­­ben Beschäftigung, und bereitete sich für Die öffentliche Laufbahn vor, welche ihm jegy frühzeitig­­ zu betreten gelang, indem er, kaum 21 Jahre alt, zum­ Abgeordneten für den 18430. Reichstag gewählt­urde. In dieser Zeit verzehrte Lónyay sehr viel mit dem­ veremwigten aron Sojef Eötvös und mit mir, und wir waren bemüht, ‚durch gemeinsames Streben, Ideenaustausch und Selbstbildung unwechselseitig um einander einzuwei­­en., Die Resultatlosigkeit derselben muß auf merereurnen zurü­ckgefü­hrt werde­ 1.Ess fehlte die gehörige ne die une­re Reformmacht ernstlich;ein siope behgtl der liberalen oder Fortschrittspartei endlich trat immer mit übertriebenen und unpraktischen Wünschen auf und konnte,da »das­ Weite oder Meiste forderte,das Erreichbare aber zurückwies, Inkementssele gelange er. «­»Nach de­n5­ieic­­stage des Jahres 1845 schloß Lonyay eine lücklicheChr welche für ihn und seine Familie einen providentiellen charakter gewann. In de­e ersten Jahren seiner­ Ehe weilte er bald mit dem Lande,bald fest und befatzte sich vornehmlich mit volkswirth­­schaftlichen­ Fragen­. In dieser Zeit schrieb er jene Abhandlungen,welchem­ Ege­­n Titel Hazánk anyagi erdekek­el« (Die n­ate­riellen Interessen unseres Vaterlandes) erschienen und vornehmlich von Kommunikationsmitteln, insbesondere Straßen, Wasserwegen und Sijenbahnen handeln. Denn in jener Zeit mußte das Publikum, auch Der erwähnte Reichstag beschäftigte sich mit vielen wichtigen Seine Verhandlungen exießten durch ihre Oeffentlichkeit ragen. 5 Ba­den. Mangel der freien Presse; sie führten jedoch zu seinem sammelt unter dem über die Nie­de dem ta­er Grafen Stefan Szechenyi, nichteit der Verkehrsmittel erst Tapazitirt werden. ° Flie den 1847er Reichstag wurde Lönyay wieder zum Abge­ordneten gewählt. ER Auch dieser Reichstag befaßte sich mit den verschiedenartigsten Gegenständen. Eine merkwürdige neue et war 68, daß im Unterhause als Abgeordneter auch der Graf Stefan Széchényi saß, welcher damals in der Administration an der Spibe der Kommunis­­ations-Angelegenheiten stand, ein gemäßigter Reformer, während ihm Ludwig Kossuth gegenüberstand, der, mit Szechenyi verglichen, ein radikaler Reformer genannt werden kan.­si ob dieser Reichstag ein Resultat gehabt haben würde, mein die französische Feder-Revolution nicht dazwischen gekommen wäre ? Darauf läßt sich Schwer eine bestimmte Antwort geben, und die­s vielleicht auch müßig, da daß Schicsal die Antwort er­teilt hat. Er Nachdem er das Ministerium sonstítuft hatte und­ Lóngay zum Abgeordneten gewählt worden war, ging er denselben Weg, den die große Mehrheit ging. Er ging nach Debreczin und blieb bis zu Ende Mitglied des revolutionären­ Reichstags, bis die ungarische Sache vollständig Schiffbruch erlitt und die Führer sich in das Aus­­land flüchten mußten. Und sie haben sämmtlich recht gethan, daß sie flüchteten, denn dem Sturme tragen zu wollen, würde Donquiroterie ge­wesen sein.­­ In Paris r widmete sich Longay ernsten Studien. Cr frequ­enz­ierte das College de France und Michel Chevalier, welcher im April 1848, weil er die Theorien Louis Blanc’3 angegriffen hatte, seiner Professur enthoben, aber am Ende des Jahres durch Beschluk der Konstituante in dieselbe wieder eingefegt worden war, Hatte Tauın einen fleißigeren Hörer als Lönyay.­­ É . Aus dem Exil zurü­ckgekehrt,beschäftigte dieser sich wieder mit Landwirthschaft und daneben mit volks­wirthschaftlichen Studien.« In diese Zeit fallen die zur­ Errichtung der Ungarischen Rohertkredit-An­stalt führenden Bewegungen,an welchen nächst dem Grafen Emil Dessewffy Lönyay den Hauptantheil hatte..Endlich kam nach dem italienischen Feldzuge,1860,das Oktober-Diplomaat zu­ Stande und im folgenden Jahr erst wurde der«Reichstag einbe­­rufen,welcher erfolglos bleiben mußte,weil die Wiederherstellu­­ng der Verfassung nicht mit den Komitaten und der Judex-Kriml-Konferenz, sondern mit dem Reichstag hätte beonnen werden sollen,«—-Uxid weil die vkm Wien aus oktroyirte eher-Verfassung den Ausgleich unm­öglich machte. . Der Reichstag wurde aufgelöst;der Absolutismus trat,wen­n auch in ungarischem Gewanderieder in Kraft-doch­ auch dieses war nicht haltbar.Lolnyay schrieb während dem mehrere Abh­and­­lunge,welche 1863 erschienen;besondere Aufmerksamkeit verdTeiben seine Studien ü­ber das Kreditinstitut und über die Finanzen­­ Beide haben historische Interesse.Bedeutend ist ferner seine,anläßlich der V0111011x’sche 11 Flugschrift verfaßte Abhandlung:,,Die Rolle Ungar­ns 3 in der Alimentation Europas«Magyarorszågszei-e1te Europ­xe"181- mezeseben.) 111 welchen Illusionen haben wir damals hinsich­tlich deer Po­­duktion und Ausfuhr des Getreides gelebt ! Heute geroim­en wir nicht doch die Wissenschaft, sondern durch, die Klarheit der Thatjacjen die Meberzeugung, daß wir neben der, Entwicklung unserer Landwirth­­s haft eine Industrie schaffen­ dürfen, da die Ausfuhr unserer­ No­produkte für lange Zeit in Stedung geräth. 1864 und 1865 ent­wickelte der Landes-Agrikultur-Verein eine große UIhätigkeit; die auf dem Felde der praktischen Bolitit zur Unthätigkeit verurtheilten Kräfte gestalteten denselben zu einem förmlichen P­arlamente und Melchior Longay nahmn, al Präsident der volfswirtäfgartlichen Sektion, leb­­haften Antheil an den Arbeiten des Vereines. 1365 mußte der Reichstag wieder einberufen und in bei Sadowa der Ausgleich ernstlich in Angriff werden. Hier beginnt die thätigste und bedeutendste Epoche im Leben Lönyay’s, nach der genommen Der Ausgangspunkt des Ausgleichs warf die Sacheme­tiich angesehen—der Osterartikel Deka’s.Denselben war ez tzalzk­reichtertikel und Flugschriften vorangegangem·in welchen die Noth­­wendigkeit des Ausgleich­es,sowie desseit Modalitätenjm d Fyer Zeit aus verschiedenen Gesichtssp­nkten besprochen·zvtlxde11:d·redommu«ende Idee in ihnen allen war die,daß das­ Minutermin·1i­ederhergestellt und die«M­onarchie auf dualistischer Grundlage organisirt werden müsse. Die Idee der gemeinsamen Angelegenheiten»wurde allgemein angenommen,Divergenzen zeigten sich blosbezü­glich der Frage 11, welche die gemeinsamen Angelegenheiten sein sollen und in Haug­­ille der Reichstag auf diese Angelegenheiten Einfluß üben soll. Daß die auswärtigen Angelegenheiten gemeinsam sein müssen, darüber herrschte keine Meinungsverschiedenheit ; bezüglich der zweiten gemeinsam­en Angelegenheit aber gingen die Ansichten auseinander, ob es 003 Kriegeriejen, oder — in Anbetracht des gemeinsamen Bollgebietes — der Handel sein so­e. Dem­entsprechend divergirten die Notfäl­ge in Betreff­ der Form der Körperschaft, welche die gemeinsamen An­gelegenheiten be­­handeln sollte. Einige wollten die gemeinsamen­­ Angelegenheiten geradezu den beiden Parlamenten übertragen, welche von Fall zu Gall Deputationen entsenden sollten. Andere wollten eine Art von Zollparlament oder Zollkonferenz einführen, noch Andere seitens beider Parlam­ente alljährlich Nationen in Borschlag­­Die heutige Form der Verhandlung der gemeinsamen Angele­­genheiten oder das Institut der Delegationen, in seiner heutigen G­estalt und mit jenem Wirkungskreise­n­, mit Ausnahm­e der gemein­­sam­en Abstimmung, an welcher Dent festhielt — das Werk des Grafen Lulius Andraffy. Die innere Geschichte des Ausgleichs zu schreiben, ist Heute noch nicht an der Zeit. Ih glaube, daß auch Lönyay D­azır Groff gesam­melt hat. &3 ist indessen eine bekannte Sache, daß Se. Majestät Franz Deát und zu derselben Zeit den Grafen Lulius Andraify zu fi bejcheinen ließ und mit Sedem besonders Lon ferirte, und zwar so, daß keiner von der Berufung des Andern Senntniß hatte. Die feußerungen Beider lauteten indessen: hinsichtlich dessen, was zu thun sei, derart übereinstimmend, daß demzufolge nach dem­ unglücklichen­­ Ausgange des preußische österreichischen Krieges ungarische Stants­­männer nach Wien berufen wurden, um die Sache zum erwünschten Austrage­n bringen. An diesen Berathungen, beziehungsweise Unterhandlungen waren einerseits Georg Mailath und Baron Sennyey, er Graf Julius Andrásfy, Baron Jofef Eötvös | und Lónyay bethei út Ésa ·« = «". Ser kamen die Vereinbarungen zu Stande, welche in Form von Borschlägen vor die duch den Reichstag in dieser Angelegenheit entsendete Siebenundsechziger-Kommission und später vor den Neidig­­tag gelangten » . Am 14. August 1866 weilte Melchior Lönyay in Wien, von wo er sich anfchrcte nach Graz zu Kaiserfeld zu gehen, mit melchen zu fonferiren Andraffy und Cötvö s­ehr minschenswerth fanden. Sennyey forderte ihn auf, in Wien zu bleiben, wohin sie an­ Andraffy erwarteten, denn es sei ihr Wunsch, das Lönyay an den Konferenzen theilnehme. Leonyay antwortete, daß er dazu mir dan bereit sei, wenn Se. Majestät «u­mwünschte, oder , wenn Andraffy ihn direkt dazu aufforderte. AlS er in Belt mit Andraffy zusam­menkam, sagte dieser ihm, daß man ihn mit dem Bedeuten nach Wien berufen habe, er möge einige von seinen Freunden mit sich bringen und daß er neben Götvds aus mehreren Ursac­hen Lönyay dazu ausersehen habe, insbesondere aber deshalb, weil dieser in den finanziellen und überhaupt die materiellen Interessen betreffenden Fragen in Betreff dessen, was in Zuk­unft zu geschehen habe, die erschöpfendste Aufklärung bieten könne. Am 21. August fand die e­rste Konferenz im Gebäude der Wiener Hofkanzlei statt. Ihre T­eilnehmer waren: Beust, Hübner, Mailath, Sennyey, Andraffy, Lenyay. Mailath eröffnete die K­on­­ferenz damit, daß Se. Majestät die Vier betraut habe, mit einigen Mitgliedern der Reichstags-Majorität darüber zu berathen, was in Zukunft zu thun wäre, und das Ergebniß der Verathung Gr. Majestät mitzutheilen. Die Diskussion über Krieg und Finanzen dauerte nin Stunden. „Den Deutschen wollte es nicht einleuchten, wie die Hebennahme der Finanzen durch die ungarische Negierung ohne große­­ Verwirrungen möglich wäre; auch konnten sie nicht begreifen, wie drei Finanzminister sein sollten; ferner fanden sie Schwierigkeiten in der Frage der indirekten Steuern, der Zölle, der Staatsschulden, der staatlich garantirten Unternehm­ugen und der Nationalbank. Ueber all dies gab Lönyay Aufklärungen. Die Konferenzen dauerten bis zum 31. August. Am 2. September formulirten Lönyay, Edtvös und Andrasfy die Antwort auf die ihnen von den Oesterreichern vorgelegten, gegen das Glaborat der Fünfzehner-Kommisssion des ungarischen Abgeord­­netenhauses gerichteten schriftlichen Banktationen. Die ungarischen Herren wurden von Wien mit dem Bedeuten entlassen, daß Die Sache viel zu wichtig sei, als daß Se. Majestät darüber sofort einen Beschluß falsen könnte. · · · Am 31. Dezember 1866 schrieb Lönyay in sein Tagebuch : „Mein öffentliches Leben anbelangend, habe ich in diesem Jahre eine­­ Stellung erreicht, r­­e ich sie besser nie hätte hoffen, nie hätte wün­­schen können. Ich fühle ihr Gericht, ich werde trachten, ihm zu entz­­prechen. — Ich bin mir deffen voll bewußt, daß ich sie nicht ver­­dient habe, und daß ich meine Stellung — leider — nicht meinen Fähigkeiten zu verdanken habe, sondern dem Unstande, daß wir aren an Fachleuten sind.” Eine edle Aeußerung der Bescheidenheit, deren Merth dadurch erhöht wird, daß sie nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt war. In den ersten Yänner-Tagen des Jahres 1867 wu­rden Andrasfy, Eötvds und Lónyay wieder nach Wien zu einer Kon­ferenz berufen. Am 9. Jänner überreichte ihnen Mailáth einen Gelegentronf „über die gemeinsamen Angelegenheiten und deren verfassungsmäßige Behandlung“, welcher mehrere von der Fünf­zehner-Kommission des ungarischen­­ Reichstages der ungarischen Les­bislative vorbehaltene Gegenstände den Delegationen zumeisen wollte. Die­sen Entwurf nahmen die Obengenannten nicht einmal als Basis der Verhandlung an, sondern erklärten, daß nur das Glaborat der Fünfzehner-Konmission als Basis der Berathungen dienen könne, womit auf der später bei Beust gehaltenen ersten Konferenz, an welcher Mailath, Sennyey und Andräsfy, Eötvös, Lönyay theil­­nahmen, auch Die österreichisichen Staatsmänner sich einverstanden­er­ Lläxten. Die Konferenzen wurden hierauf größtentheils bei Dienst ge­­halten. Bezüglich der finanziellen Fragen schreibt Bónyay in sein Tagebuch: „Es ist mir gelungen, D­iesen Theil der Berathung zu leiten, die Besorgnisse zu zerstreuen, die Rechtsbegriffe zu mahren, den Wirkungstreis des ungarischen Reichstages intakt zu halten, die gemeinsamen Reichsinteressen zu vereinbaren — wenigstens zur Ber­­ubigung der anwesenden Minister.“ Ax1123.Jc’innerlud Lönyay zwanzig Mitglieder der Sieben-­­undsechziger-Kommission in seine Wohnung,wo Andrássy und er das in Wien Geschehene mittheilten und erörterte 11. Am 10.Feber wurden Andrász­ und Lönpay wieder nach Wien berufen und es wurden ihnen die die Revision der 1848er Gefege betreffenden Bunktationen übergeben. · · In den finanziellen Frage 1­ konferiite Löpyayynt dem öster­­reichischenJ­inanzminister Becke-Dieser las ihm ein fertig formuliertes Claborat vor,welches als Absegnuing a KE­tés „Der ungartige Finanzminister kann seine Wirksam­eit nicht beginnen, bevor der Reichstag die Steuern bewilligt.” Darauf erklärte $ónyay entschieden, daß unter einer solchen Bedingung weder er noch ein Anderer ein Portefeuille übernehme. Dieses lange verhandelte Ausgleichswerk, von welchen ich hier nie einzelne Gedentendere Phasen andeuten konnte, wurde mit der Krönung abgeschlossen. Hierauf begannen dann wieder in Wien die Spezialverhandlungen in Angelegenheit der Quoten-Deputation, der Staatsschuld und des Zollbü­ndnisses.­­ In allen diesen Angelegenheiten entwickelte Lönyay eine große Thätigkeit u­­­d Geschicklichkeit. Es darf nicht versch­wiegen werden,daß die österreichischen Minister Gracinst und Baron­ Becke,welches ihr Ungarn Sympathie hegten und dieses­ wehenden Fragen unbefangen behandelte,die Kläru­ng der Angelegenheiten bedeutend gefördert haben und daß Ungarn ihnen Anerkennnung schuldet. Indessen mußte Alles hier zuhause wieder dItr«.«den Reichstag angenommnen werden.Lönyay’s Thätigkeit beschränkt’sich nicht auf das Parla 111e 11t;ernußte die Fin­anz-Ad 11­inistratime und ihren ganzen Apparatorganisi­en.Dies gelaIt gibnt auch,oas ih­m als ein umso größeres Verdienst angerechnet werden muß,da jedoch auch er nur mit solchen Elementen arbeiten rmßte,wie sie ihm zu Gebote standen. Er selbst äußert sich in seinen Tagebuch­ über diesen Gegen­­stand folgendermaßen: „Das Jahr 1868 war für mich ein mühevolles J­ahr, das Jahr der Einrichtung. Wenn ich bedenke, wie viel bed Neuen , auf dem Gebiete der Finanzverwaltung durchführen, wie ich alle Zweige der Administration umgestalten, die ungarische Amts­­sprache ohne vorgebildete Individuen zur Anwendung Brittgen, die Finanzvorschriften umfornen, ungarisch publiziren und durchführen, daneben die Arbeiten der ersten und zweiten Delegation unaus­gefegt mit Aufmerksamkeit verfolgen, mit der Ausgleichung gegen täglicher Interessen und der Vereitigung von Kollisionsstoffen mich abmiühen mußte, so war Dies wahrhaftig Teine eine Aufgabe. Kein Wunder — fährt Lönyay, fort —, wenn ich im Jahre 1868 nicht die min in Zeit erübrigte, um in meinem Tagebuche Aufzeichnungen zu machen.“ Nach einer solchen Niefenthätigkeit, wie sie Lönyay in­ diesen Jahren entwickelte, bhat es ihm wohl, daß er, nach Wien berufen, ur einige Zeit vom ungarischen Ministerium scheiden konnte. € 3­it Durchaus , unrichtig, daß Andraffy ihn nur habe entfernen wollen. Dies be­weift folgender Brief, welchen Graf Julius Andraffy an Lónyay richtete, als sich dieser auf seinen Wiener Posten begab u id hoffe, daß Du daran nicht zweifelst, daß, wenn auch ich Deinen Entschluß in Betreff der Resignation auf das Abgeordneten­­mandat billigte, mich dazu, Fein anderer Grund bewogen habe, als der, hab ich nicht gern eine staatsrechtliche Kontroverse provoziren wollte, wie sie die Beibehaltung Deines Abgeordnetenmandats herauf­­beschwören haben würde. Hauptsächlich aber, weil ich glaube, da Diejenigen, welche Deine Entfernung entweder so darstellen wollten, als, hätte ich Dich aus unserer Mitte hinausgedrängt, oder so, als hättest Du Deine Stelle aufgegeben, um in Wien gegen mich wirken zu können, das entgegengefegte Vorgehen gewiß in einem solchen Sinne zu mißdeuten getrachtet haben würden. Sehr gibt es, Gott sei Dank, kaum mehr einen verständigen Menschen, welcher dergleichen glauben wirde und ich hoffe, wir werden Beide Gelegenheit haben, zu bemeisen, daß zwischen uns eine Meinungsdifferenz in kleineren Dingen wohl vorgekommen ist und wahrscheinlich auch vorkommen wird, in Prinzipienfragen aber nie stattgefunden hat und, ich glaube, auch nie stattfinden wird.“ . Graf Beust, wünschte behufs Befestigung der­ Stellung des gemeinsamen Ministeriums, daß ein Mitglied desselben ein Ungar sein möge, und zwar ein so exprobter ann, ein Mann von so großer Begabung und Thath­aft, wie Lönyay, indem Beust in Leonyay eine Stüße für sich selbst fah.­­ Später, in der verwicklungsreichen Zeit des deutsch-Französischen Krieges erschien die Uedernahme der Leitung der auswärtigen An­­gelegenheiten durch den Grafen Andraffy wünschenswerth und damit kehrte Lönyay zurück und übernahm hier das Minister-präsidium. · Lönyay hatt­e in dieser Zeit grntze Kämpfe durch zimkachen Der Eisenbahnvertrag,welche 11 das vorige Ministerium unter sehr vor­­theilhafte­r Bedingnissen mit den bedeutendsten Geldkräftejt HR hatte und welchen er durchaus nicht fallen lassen wollte (welcher ich aber nach seiner­ Ansicht nicht als zeitgemäß erwies), ferner das Wahlgefeb, die serbischen und froatischen Angelegenheiten, endlich die Wahlen selbst verursachten ihm viele Sorgen und schlaflose Nächte. ... Die bekannten Parlamente,Szenen und einige Mißverständnisse zwischen ihn und seinen Kollegen hatten seinen Nicteil vom Mini­sterium zur Zollge. Bei diesem Anlasse äußerte sich Franz Desk in der am 5. De­zember 1572 gehaltenen Konferenz des Denk-Klubs über den abtreten­den Minister-präsidenten in folgender W­eise : „Die Verdienste des Mannes, der in mehreren Heiten, als in unseren Vaterlande der Konstitutionalismus außer Kraft gelebt, die Selbstständigkeit und Freiheit des Landes unterdrückt war, in der ersten Reihe Derjenigen gestanden hat, die fü­r die Ber­affung und Freiheit des Vaterlandes kämpften; des Mannes, der, als die Lage des Landes fi) zum Befreien wendete, mit seiner großen Wissens&aft und Fachleintung voll Eifer und Selbstaufopferung an dem anwe­forunıen des Ausgleichs gearbeitet hat; der, als sie dem Gelingen unü­berwindlich scheinende Hindernisse in den Weg stellten, nicht auf­­gehört hat zu vertrauen und unverzagt zu arbeiten ; der ich insbeson­­­dere um die Lösung des finanziellen Theiles der Ausgleichsschwierig­­keiten an aussprechliche Verdienste erworben hat; des Mannes, der den Baterlande ach neuerlich "bezüglich des Zustandekommens des kroatischen Ausgleichs und der glücklichen Lösung der Militärgrenz­­frage unvergeßliche Dienste geleistet hat — die Verdienste [8 Mannes können nicht, Dürfen nicht vergessen werden. Sie dürfen es insbesondere in diesem Augenblicke nicht, wo er von seiner bisherigen Stellung zucn­dtritt, — und ich würde es für Kleingeisterei, für unver­­zeihliche Engherzigkeit halten, wenn ich mich an der öffentlichen Kund­­gebung dieser Anerkennung doch jene grundlosen Verdächtigungen behindert fühlen wü­rde, welche gegen seine Rersen gerichtet worden sind, und ich wü­rde es für Feigheit halten, es nicht entschieden aus, in der Politik nicht­ zusprechen, daß ich diesen Verdächtigungen nie den geringsten Glauben beigemessen habe."­­ Von dieser Zeit an fand Graf Lónyay­­ wieder im Vordergrund, aber auf dem sozialen und Assoziations­­gebiete und in der Literatur entreidelte er unausgefeßt eine große Thätigkeit. Die Theißregulirung, die Bodenfredit Anstalt, chemie, sowie die Angelegenheiten seiner eigenen Kirche und Kon­fession boten seiner Arbeitskraft und Thätigkeit Hinreichenden Bau. In dieser Zeit schrieb er auch sein Werk über die Bankfrage. Es it dies ein instruktives Buch für Leden, der in der Bankfrage Orien­­tirung furcht . Der praktische Theil desselben jedoch fulminirt in der Ansicht, daß Ungarn auch ohne Herstellung der Baluta eine selbst­­ständige ungarische Dant, und noch richtiger, auch mehrere Banken errichten könne.­­3 üt dies ein Ban, welchen in einer Auffassung nach ein vom besten Glauben und Wollen erfüllter Staatsmann von der Op­­position aufstellen und vertheidigen kann, welchen er aber fallen Lassen wird, sobald er zur Regierung gelangt. Bei dem­­ Verhältnisse, in welchen wir zur anderen Hälfte der Monarchie stehen, könnte die selbst­­ständige Bank vor der Herstellung der Baluta endlose Wirren heranf­­rs , welche dur) das Mehr-Banden-Systen nur noch vermehrt mü­rden. Zwei Jahre vor seinem Tode begann Lönyay in Folge des vielen und angestrengten Arbeitens zu fränteln ; daneben wirkten auf Unglücksfälle in der Familie auf seinen Zustand ein. Die Xerzte sandten ihn in ein milderes Klima, und nach seinem Aufenthalt in Abbazia schien sein Gesundheitszustand auch eine Wendung zum Defreren genommen zu haben, doch fehten dies nur so, denn er wurde ‘ estve Meistens gebenden Elemente wollten durchwegs brachten zu wählende gemeinsame Depus­­­i >­ efeg die Atlas Feuilleton. bd + + ++ zei Enge in Gickenbu­rgen, Seo der zahlreichen Schienenstränge, welche seit so vielen Jahren das „größere“ mit dem „kleineren“ Ungarn verbinden, sind uns Land und Leute jenseits des Königssteiges noch ziemlich fremd geblieben. Außer den zahlreichen Abgeordneten-Kandidaten, welche in regelmäßigen Turnus die wegen ihrer Gastlichkeit berühmten sieben­­bürgischen Wahlbezirke heimsuchen und außer den vielleicht noch zahl­­reicheren Handlungsreisenden, die jahrans jahrein jenseits des Königssteiges erscheinen, verirrt sich in selten ein ungarischer Tourist nach diesen von der Natur so reichgesegneten und von den Menschen 19 arg vernachlässigten Gegenden, nach diesem merkwürdigen Schmelz­­tiegel arischer, turanischer und semitischer Rasen, in welchem der Amalgamirungsprozeß noch immer nicht zur Ruhe gekommen ist. Sa, unsere landläufigen geographischen Kenntnisse bedürfen da einer ans­tiebigen Erweiterung. Freund Bublifus würde gewiß große Magen machen, wenn man ihm sagen wü­rde, daß das „Königreich Bihar" nicht nur die Tata Morgana der Bukta Hortobágy, sondern an allerlei Feenburgen und Hochlandschaften befigt, die an Großartigkeit und Lieblichkeit zugleich hinter seiner berühmten Gebirgsgegend zurü­c­­stehen und Schreiber dieses, der Schon so manche landschaftliche Zele­­brität im übrigen Europa mit Baedeler um die Wette beschrieben, muß tiefbeschämt befennen, daß er von der Schönheit und dem eigenartigen Netze einer Fahrt von Großmardein nach dem Innern Siebenbür­­gens seine richtige Vorstellung besaß,. Und doch kommt der Fahrplan der Eisenbahn allen Wünschen des Touristen entgegen. Mit dem grauenden Morgen entführt ihn das Dampfroß, welches von Großmardein an eine fast englische Ge­schwindigkeit entwickelt, dem Bereiche der Ebenen, ıten ihn, dem Körös Zhale folgend, binnen einer Stunde in die romantischeste Fels- und Stottenwelt zu verießen. Die grünen Wellen des Taurischen Flusses hü­­nden immer wieder um die Ede und die Stahlbahn muß sich en durch die Kalksteinberge hhindurch einen Weg fuhren, will sie­­ übermüthigen Gesellen nicht für die Dauer aus den Augen ver­­ereim­stellenweise stürzen auch malerische Wasserfälle über die it vor­en Adern durchzogenen Felsen hinab und das Nauschen der Kaskaden, das Gemurmel des Flusses mit dem Ednanfen und Brauchen und Pfeifen der Lokomotive vereint, gibt eine gar prächtige Neifemufit. Da oft der Zug aus einem Tunnel tritt, stets breitet sich vor dem entzüdten Auge ein neues Bild aus. Und al­liese Welten und Grotten hat die Volkssage umsponnen mit ihrem zarten, glänzend schillfernden Gewebe. Sie hat die Burgruinen bevölkert mit tapfern Rittern und treuen Knappen, und sie hat in die Grotten zärtliche, aber unglücklich Liebende Baare verfebt, von deren tragischem Gesihce die rüfhrendsten Lieder erzählen. Aber auch die Geschichte­­ hat diese Engpässe zum Schauplane denkwürdiger Ereignisse gewählt. Im Spätherbste des Freiheitskampfes zog durch diese Schluchten eine lange, lange Reihe von Wagen, mit Frauen und Kindern be­laden und neben den Wagen Tiefen andere Schaaren von Frauen und an Kindern, nothdürftig befreidet, Hungernd und frierend einher, ihnen die wilden, blutlechzenden Horden, die vom Fanatismus gegen die „Herren“ aufgeboten worden waren und im wilden beiden eine Handvoll Nationalgarde und drei Gefüge. Die Partie war zu un­gleich, und das gräßlichste Mafsaere war fehier unausbleiblich, als der Kommandant der N­ationalgardisten, Hauptmann Blauhorn, am Waldesrand Halt machend, einige Duchende der gewaltigen Eichen am Jägen ließ, worauf er am anderen Ende der Schlucht seine Kanonen­ entfahren ließ. Im Momente, als die Verfolger die Schlucht passirten, stürzte mit fü­chterlichen Gepolter der Urwald über den bestialischen Horden zusammen ; einige mehlgezielte Schüffe hatten die Bäume vollends gefällt und­­ die Flüchtlinge waren gerettet. Durch­ diese Schluchten zog einen Monat später Ben nac Siebenbürgen, um­ seinen glorreichen Feldzug zu eröffnen und im nächsten Donner flohen die Reste des ungarischen Heeres, von den Ruffen gefolgt, doch diesen Engpaß nac­h Bilágos. Und vom Morgenanbruch bis zum späten Abend führt Einen das oft mit unheimlicher Geschwindigkeit dahinrasende Dampfroß über Berg und Thal, an schneegekrönten Bergen und an raushenden Mäffern, an Städten und Dörfern, an Schösfern und Burgen vorbei durch das Land, auf welchem alle Kulturvölter der Gefehrte von den Phöniziern an ihre todten und lebendigen Spuren zurückgelassen haben ; ihre todten Spuren im Schoße der Berge, wo sie nach edeln Metallen gesucht, und in den Städten, die sie gegründet ; ihre Leder digen Spuren in den Zügen der heutigen Bevölkerung, welche eine Musterfarte aller möglichen Nasenkreuzungen darstellt. Mich führte mein Weg diesmal in das Marvsthal in die Bahnstation Pi SE i­, die sie unweit der Brücke befindet, die durch Bem’s Genie eine der wich­­tigsten Etappen in der Geschichte des großen Jahres geworden. Um­ weiten Umsteife von blauenden Höhenzügen umgeben, breitet sich die Kolonie inmitten der Gemarkung dreier Ortschaften aus, melde auch in derselben ihre Gerechtsame üben. Dieselbe Gasse, ja oft dasselbe Haus kommt zumeilen in verschiedenen Gemeinden zu liegen. Aber nicht nur verschiedene Gemeinden, auch verschiedene Boitz- und Sprachenstände flogen da zusammen und er gewährt einen ganz besonderen ethnographischen Netz, in der Biskier Wolfs­­fule, die den Stolz­ und den Augapfel der ganzen Kolonie bildet, die verschiedenen Nuancen von Blond und Kastanienbraun zu studiren, welche auf den ersten Blie die Angehörigen der verschiedenen Mithracen unterscheiden lassen. Zu den merkwirdigsten Spezialitäten dieser Gegend­­ gehören aber unstreitig die rumänisch spresenden Szétler, für deren Nemagyarisirung seit Kurzem viel gethan wird. Die Leute unterscheiden sich in Tracht und Gehalten kaum von den übrigen Rumänen, doch sind sie reformirter Konfession, während jene bekanntlich zumeist nach griechisch-orientalischem Ritus selig zu werden hoffen. Diese N­umänen Szeller Nationalität sehen auf die Rumänen rumänischer Nationalität mit einer Art von Hedm­uth herab und sie waren nicht wenig empört, als man ihnen eröffnete, daß ihre Kinder von nun an mit denen der griechisch-orientalischen Rumänen in eine Schule gehen sollten. „Wie — sagten sie — wir figen nicht einmal im Wirt­shaus mit ihnen am selben Tisch, sie dürfen auf unsere Tanzpläge nicht kommen, und sie sollen mit unseren Kindern zusammen­lernen? Nummermehr!” Der schlaue Schul-In­­spektor Rethy mußte aber ihren Widerstand zu besänftigen und sie ließen sie die vom Staate erhaltenen Cimultanregulen wohl gefallen. Sie haben von ihren Kindern auch schon das ungarische Batenunser gelernt und ihre Ceelsorger hoffen, daß sie sich der nächsten Gene­­ration ihrer Gläubigen auch schon verständlich werden machen Einen. Und diese selben GSzeiler, die sich, n­achdem sie die Sprache ihrer Vorfahren vergessen haben, auf ihre Superiorität Etwas zugute halten, diese­selben Szeiler werden die erbittertesten Magyarenfeinde, wenn sie mit ihrer Muttersprache auch ihren „ungarischen Glauben“, d. i. die evangelisch-reformirte Konfession ablegen und zur rumäni­­­cher Kirche schwören. Wo daher die Széiler von dem rumänischen Meere umfluthet, in ihrer Sfoli­theit den Kampf um die Nationalität und um den Glauben zugleich aufgegeben haben, dort hat der Nacenhaß seine zähesten und fanatischesten Sänger erzogen. Unzählig sind aber die Stefler Dörfer, die, unfähig einen eigenen Seelsorger zu erhalten, in) der doch die Macht ihrer Masse herrschenden rumänischen Kirche anschlossen, so daß beispiels­weise im Hunyader Komitat das magyarische Elem­ent kaum mehr als fünf Perzent der Bevölkerung mehr bildet. Diesen N Romanisirungsprogeß der Széller hat nun die Piskier Kolonie einigermaßen zum Stillstand gebracht. Die Erste Sieben­­­­bürgische Eisenbahn, welche dieselbe gegründet, hatte gewiß nicht im Entferntesten daran gedacht, als sie sich entschloß, an diesem Knotenpunkte ihrer Linien ihre Reparaturwerk­tätten auf offenem Welde zu bauen. In dem Maße aber, als sich das Grabliffement erweiterte und für die Beamten und Arbeiter Wohnungen beschafft werden mußten, entwickelte ich rings um das­ Bahnstationg- Gebäude und die Werkstätten eine ganze Kolonie, welche nun bereits eine sechsflaffige Bollajehufe und eine im Bau begriffene Kirche befibt. Die Schule ist interkonfesionell und die Piskier möchten beinahe, daß auch die Kirche eine gemeinsame sei für alle Riten, da sich doch jede Konfession nicht eine eigene Kirche bauen kan. Allein die Kirche übt Bischof Lönhart bauen und von einem katholi­gen Bischof kann man füglich den Bau eines intertonfessig­­nellen Gotteshauses nicht erwarten. Für diese katholische Kirche hat ein Insasse der Kolonie bereits einen Altar gefasst; dieser Altar­­bauer it ein aus Mähren stammender Eisenbahn-Säloffer, der dem Hotheger Dechanten, so derselbe die Kolonie besuht und in einer M­agenrenife die Meise Left, minitrirt, in Ab­wesenheit desselben aber Küster­ und Todtengräberdienste versieht, den Sterbenden die rechte Beichte abnimmt und für das Geelenheil der Gläubigen auch sonst aus besten Kräften sorgt. An dem von einer hohen Kuppel gekrön­­ten Altare hat er volle zwei Jahre gearbeitet und der alternde Mann hat, um sie für seinen künftigen Beruf als offizieller Küster vorzu­­bereiten, sogar das Dorgelspielen erlernt, das er nun auf einem alten Harmonium übt. Da Spielt er nun mit den von schwerer Arbeit ermüdeten Händen die frommen Kirchenlieder, deren Melodie ihm der hoc­unwürdige Herr auf breiten Linealen in einer merkwürdigen Noten­­schrift zurecht mat. Anstatt Der Notenzeichen, die der Sohn der Hanna nicht mehr erlernen konnte, wird ihm nämlich die Melodie in Buchstaben mit Bezeichnung der Tonart mitgetheilt und die Methode hat sie prächtig bewährt. Bor diesem alten Wunderkinde der Kolonie hätte ich aber den Schulmäzen derselben, den Stationsvorstand Span v. Ba­nale erwähnen sollen, dessen edle Bassion nicht genug gerühmt werden kan. Man denke sich einen eleganten jungen Mann, der­ sich im Besitz eines Vermögens befindet, das ihm den Aufenthalt in einem größe­­ren Kulturzentrum gestattete, einen gemetenen flotten Uhlanen-Offizier, der sein edleres Vergnügen fennt, als sie — neben der treuen Er­füllung seiner Berufspflichten — der kö­rperlichen und geistigen Er­­ziehung armer und verlassener Dorfkinder zu widmen. Er hat sänmt­­lichen Knaben der Schule — und dieselben bilden bereit ein stattliches Bataillon — eine jehmudte Uniform machen lassen, er leitet ihren Turnunterricht, er schafft die Turngeräthe und die meisten Ecjul­­requisiten an und in Wintersgeit, da die armen Kleinen, die sich aus den Dörfern der Umgebung relvativen, den weiten Hei­mweg zur Mittagszeit nicht antreten kormen, läßt er den Hungernden vom­ Stationswirthe eine warme Suppe verabreichen. Er ist der uner­­müdliche ES hulturator und die unerschöpfliche Schulwaffe zugleich. Selbstverständlich sind die Kinder "von der Schule begeistert, deren M Wohlt­aten ihnen in so einleuchtender Form zutheil mer­den und ach Die rumänischen D­auern, glücklich Darüber, daß es ihre Kinder so gut haben, beeilen sie, dieselben zur Schule zu finden. Selbst Bopen aus der Nacharfaft finden ihre Mädchen hieher, wo man sie nägliche Dinge lehrt und es kam auch fon vor, daß sechsjährige rumänische Dreifüfeltocs ihren Eltern entliefen, un sie­ in Die prächtige Schule aufnehmen zu lassen, wo man fo­rden spielen und singen lernt. Da, das Singen, das hat es den rumäni­­schen Bäuerinen angethan. Den Vermuten, deren Gesang ein melans­cholisches Gedudel ist, kommen die melodiösen Lieder, die namentlich die Mädchen in der Schule lernen, wie Engelschöre vor und wenn eine Kaffe sie­ in mehrstimmigen Gesang übt, übernommt es das Landovol wie eine Offenbarung des Schönen und E­rhabenen. Wahr­­lich, wenn das Bürgerthum für selbstloses und Hochherziges Wirken im öffentlichen Unteresse Eichenfränze zu weichen pflegte, diesem Dianne müßte der erste Kranz gereicht werden ! Aber auch die übrige Intelligenz der Kolonie nimmt thätigen Antheil an dem Emporblühen der Schule. Wenn es nur seine Mittel erlauben, steuert zur Beschaffung von Lehrmitteln und Prämien bei, Techniker ertheilen den vorgeschritteneren Anaben Unterricht in der Mathematik und Geometrie, Andere unterfrügen die ärmeren Kinder, kurz: Die Biskier thun alle ihre Pflicht ; mir die große Allgemeinheit bleibt mit ihren Leistungen Hinter dem V­ebi­fniß zurück, und so font er, daß die zahlreichen rumänischen Kinder wegen Beschränkt­­heit der Schulräume abgeriesen werden und daß die Lehrer die Kolonie verlassen müssen, weil sie selbst für das Doppelte und Dreifache ihres Quartiergeldes in der übervölkerten Kolonie Feine Wohnung­­ erhalten. Wenn das Ministerium oder Die Ungarische Staatsbahn, oder auch beide mit vereinten Kräften für einige Tausend Gulden ein geräumiges Schulhaus bauten, so könnte sie das Kleine Piski in kurzer Zeit zu einem wahren Bollwerk der ungarischen Staatsidee € 3 mare in der That sonderbar, wenn dieses geringfügige Mittel zur Erreichung eines so großen Zweckes nicht versuc­ht würde. “auf einem arg bedrohten Bosten herauswarhsen. ee Hlsert Sturm. Hinter en . .­­ _ ' '

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