Pester Lloyd, Oktober 1885 (Jahrgang 32, nr. 272-299)

1885-10-04 / nr. 272

Re -., D 7s '.!«M"«It an LER - = Die reichtägige Unabhängigkeit!- und Mehr­undsierziger-Bartei_ hielt heute Abends eine Konferenz, _welche über das Demissions-Schreiben des Parteipräsidenten Daniel M­ányi beriet­. Die Partei hatte einmüthig beschlossen, Die Demission nicht anzunehmen, da sie zu ihren Präsidenten volles Ber­­trauen hege; zugleich wurde Sranyi doch eine Poputation e­rsucht, die Berathungen weiterzuführen. Sranyi gab dem­ Drängen seiner Barteigenossen nach und nahm das Präsidium wieder an.­­ Einen interessanten Gegenstand der Sigung bildete ferner die age der Susson mit der gemäßigten OOpposition Der Aufruf der Honter „Vereinigten Opposition” an die oppositionellen Wähler der benachbarten Komitate beheufs gemeinsamer Thätigkeit bewog Helfy einen Beschlußantrag einzubringen, m wonach aus­gesprochen werden soll, daß die Achtiundvierziger­ und Unabhängigkeits- Partei wohl geneigt ist, von Fall zu Fall gemeinsam mit der ge­mäßigten DOpposition gegen die Negierungs-Partei vorzugehen, jedoch nicht geneigt in, mit ihbr in gemeinschaft­liche ständig organisirte Verbindung zu treten. Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen. Solomon Thaly wünscht, es möge ein in diesem Sinne abgefaßter Aufruf an die Anhänger der Unabhängigkeit­ und A­chtundvierziger-Partei gerichtet werden. Thaly legt zugleich einen Entwurf zu diesem Auf­ruf vor. Bezü­glich der Tertirung dieses Aufrufes entspann sich eine längere Debatte, an di­ch Ugron, Mocsary, Petricz, Rallay, Bartha Justh, Sranyı, Haviar, Graeff, Bete und Di­an betheiligte­n. Schließlich fan man darin überein, den Aufruf demnächst in den Blättern zu veröffentlichen. Dem Aufruf gemäß soll die Reorganisation der Partei im ganzen Lande erfolgen und wurde ein aus Szanyi Mocsáry Gabriol Ugron Sulusz Lufläcs, Lütich, Betricz und Lufth bestehendes Komite entsendet, welches über die Art und Weise der Organisirung der Parteikonferenz einen V­orschlag zu er­statten hat. AS­al­og Buddpest,3.Oktober. ·«Wennvor su der Debatte,welche sich in der heutigen Itzung des Abgeordnetenhauses km die Antwort des­inister-Präsiden­te11 auf die Inter­­ellation in der ostrumelischchrage güpfte,alles AndereInegge bliebe 11111ärc,bis kmf die wenigen orte,mit denen der Abgeordnete Szilcigyifeine "ite Rede als­ schloß,so wäresachlich nicht das Mindeste loren und jedenfalls ein gutes Stilic­itgc­oo 1121011 ordert.Herr 11.Szilcigyi schloß nämlic­­ dmmn­t,das aus­ Jeniger an der Minister-Präsident gesagt,eigentlich keine Antwort auf die vom Interpol lantcu gestellten­ Fragen sei, s daß sich aus­ den ministeriellen Erkläruncht vielmehr die Alternative ergebe die Regierung hsxbccunucder keine be­­­stim­­m­te Politik,oder sie wolle dieselbe nicht offenbare unnd daß unter solchen Umständen die Frage­ ob 1-c111c111d die An­twort des Minister-Präsidenten zur Kenntnißnahme oder sticht?lediglich ein Vertrauensfrage schwor­­ans fid) dann wieder von selbst ergibt, dab Die Opposition, welche zu Dieser Regierung Fein Vertrauen hat, auch deren Antwort nicht zur Kenntniß nehmen könne Here v. Tipa versäumte Dem­an nicht, sofort zu erklären, hab­e die Cale in der That so erhalte ; man könnte in einem fritischen Elemente, wie der­jenige, von seiner Regierung verlangen, daß sie dich irgendwelche positive Erklärungen sich selber die Hände binde und Die Situation noch mehr komplizive, sollte die gegenwärtige Regierung das Bertratten der Majo­rität nicht Defiken, 10 müßte sie selbstverständlich zurichreten, allein auch jedes nachfolgende Kabinet müßte jede weiter gehende Enunziation verweigern und an das Bertranen des Hauses appelliren. Das it der wahre Stand der Dinge und es füllt uns gar nicht ein, denselben bemänteln und aus den heutigen Erklärungen des Minister-Präsidenten etwas heraus-, oder in Dieselben etwas hineinlesen zu wollen, was Darin nicht enthalten it, in diesen Erklärungen eine Bedeutung Deizu- Tegen, welche sie ihrem Wortlaute nach nicht beanspruchen­­ können. Zur Gegentheile, wir gestehen es, num umwunden zu­: der Minister-präsident hat absolut nichts gesagt, was nicht lange vorher in allen jenen Sonenalen, welche über die Is­tentionen der Negierung unterrichtet zu sein pflegen, zu leien war, und zwar in weitaus besti­mmterer Form, da Die Ze tungen Manches aussprechen können, was in einer offiziellen Enunziation von der Ministerbank aus nicht gesagt wer­­den kan. Cs war übrigens — das fol­gern anerkannt wer­den — ein ungemein geschickter Schachzug von Seite des Minister-präsidenten, nicht, wie dies font üblich ist, jede einzelne Frage der drei Interpellationen für sich, sondern Das ganze Konvolut von Fragen kumulativ zu beantworten. Er ging dadurch namentlich jenen Spiten aus dem Wege, mit welchen, wie wir vorgestern nachgewiesen, einzelne Theile der Gazilägyi’schen Anterpellation reichlich, bespiet waren. Der Minister-P­räsident erklärte­ zunäcst, was unseren Lesern längst bekannt ist, daß­ die Kremsterer Zusammenkunft einzig und allein eine Erwiderung jenes Besuches war, welche Der Kaiser-König Franz Goser im vorigen Jahre dem Kaiser von Rußland abgestattet, daß dort keinerlei politische Ab­­machungen getroffen, daß namentlich die Fragen der Ber­­einigung­ Bulgariens und Osteumeliens, oder der Armerien Bosniens und der Herzegovina, sieleichterdings nicht zur Sprache gebracht wurden. Davon, daß isn Bulgarien und Ostrumelien seit lange gewisse Unionsbestrebungen existiren und doch Agitatoren gewährt werden, hätten sammtliche Regierungen allerdings seit geraumer Best kent gehabt; aber daß die Bewegung fest und­ in solcher Weise zum Ausdruck gelangen­ werde, sei. Feiner von ihnen in voraus bekannt ge­wesen. Nach den Vorgängen in Philippo­­vel habe unsere Regierung den Standpunkt eingenommen, daß die Union beider Bulgarien­ eine flagrante Verlegung des Berliner Vertrages und Daher unbedingt zu mißhilfigen sei; da d­ie Türkei das Recht habe, auf jede ihr zwec- Dienlich scheinende Weise den im Berliner Vertrage vorge­­sehenen Zustand aufrecht zu halten oder wieder herzustellen ; das von unserer Seite nie daran gedacht wurde, falls die Zicki hiezu das Aufgebot bewaffneter Macht nothwendig finden sollte, ihr irgendwie Hindernd in den Weg zu treten, und daß ihr auch niemals der Star­ erteilt worden sei, von ihrem Nechte der bewaffneten Intervention keinen Gebrauch zu machen. Der verfänglichsten Frage Sziligyi’s, ob Die Regierung die Einmischung einer fremden Macht für den Fall einer bewaffneten Intervention Der Z­ürdei fü­r „ausgeschlossen” Halte, wußte Herr v. Tipa mit " gyoker Gewandtheit zu entschlü­pfen. Wir haben bereits vor­­gestern darauf hingewiesen, daß diese Frage im gegenwärti­­gen Momente auch gar nicht beantwortet werden kann, weil wir weder in voraus sagen können, daß wir sold eine fremde Einmischung ode Widerrede dulden, noch auch, daß mir je unter allen Umständen zu einen casus belli zwischen und und jener fremden Macht machen wirden.. Der Minister-präsident Hat au in der That die Szile­­gyische Trage nicht beantwortet, sondern eine andere, welche Herr v. Szilágyi nicht gestellt hat. Herr v. Tipa sagte nämlich mit der unschuldigsten Mesene von den Welt: Die österreichisch ungarische Monarchie würde sie im Zugle einer bewaffneten Intervention der Zürfei keineswegs einer solchen Hindernd in den Weg stellen und sie habe anch seine Kenntniß Davon, daß etwas derartiges von einer anderen Macht beabsichtigt wäre. Was jedoch­ unsere Regierung thun wirde, Falls sie irgend­einmal von einer derartigen Absicht einer fremden Macht in der That „Kenntniß erhielte”. Darüber hat der Minister-Präsident wohlweislich geschwiegen und es hat auch Niemand bezü­glich dieses Punktes etwas Anderes als Dieses Schweigen erwarten künfes. Auch an einem Reifen, ehr selten, aber für feinere Ohren immerhin verneh­mbaren Vorwürfe gegen die Tü­rkei hat es der Minister-Präsident nicht Fehlen lassen, als er sagte, die oftrumelische evolution habe um so Leichter gelingen könnten, als die V­eranstalter Derselben „nirgends im Lande auf Widerstand tiefen” Damit sollte wohl auf jene Sorglosigkeit der Tü­rkei hingewiesen werden, welche wie es scheint, seine Ahnung Hatte von den Dingen, welche in ihrer unmittelbaren Nähe, in einem ihr gehörigen Lande vorgehen und Die es daher in Folge Dieser Unwissenheit — denn wir wollen nicht annehmen, daß Dabei absichtliche Pflichtversäumniß im Spiele war — an den nöthigen Ber­­ehrungen fehlen Fieß, welche vollständig Hingereicht hätten, eine Bewegung im Keime zu erfü­den, deren Folgen mut mehr ganz unberechenbar sind. Denn wernngleich­her Minister- P­räsident der Beantwortung einer weiteren Frage Szilágy­s abermals mit aller Behutsamkeit aus dem Wege ging. Der Trage nämlich, ob die Negierung es für „ausgeschlossen“ erachte, daß die Vereinigung von Bulgarien und Ostrumes L in den übrigen Staaten der Balfan-Halbinsel als begründeter Anlaß zu territorialer Vergrößerung dienen könnte? — wenn auch, sagen wir, eine Direkte Beant­­wortung dieser Frage nicht erfolgte, so deutet Doch Die Heußerung des Minister-P­räsidenten, daß bei der Regelung der orientalischen Angelegenheiten die Bostulate bey „gleich­­‚gewichtes" auf der Balkans Halbinsel im Auge behalten wer­ Den fallen, in unverkennbarer Weise darauf Hin, daß Die Regierung territoriale Veränderungen keineswegs für ausgeschlossen betrachte. Viel klü­ger als wir bisher waren,sind wir im Gan­­zen durch die heutigen Eröffnungen des Minister-Präsiden­­ten nicht geworden­—aber freilich auch durch die Repliken der Herrett Interpellanten­ nicht.Was namentlich Herr Szilágyi über die Natur des Verhältnisses zwischen den ««—ermächten sagte,das ist schon unzählige Male von ihm selbst und von Anderen gesagt worden,­­ doch steht es ganz und gar mit den Thatsachen im Widerspruch, den Herr v. Szilágyi behauptet, Diesem Verhältnisse sei nach Krenfter eine viel beschendenere, auf engere Grenzen be­schränkte Definition gegeben worden,­­ als nach Sfievm­erok­e, Herr v. Szilágyi verlas, anl Dies­ zu beweisen, einige Steffen aus der vor einem Jahre in der ungarischen Dee­gation abgegebenen Erklärung des Grafen Nám­otfy ; allein diese Erklärung ergänzt er naturgemäß durch­ jene,­­ welche " derselbe Diinister des Auswärtigen eben damals in der öster­­reichischen Delegation abgegeben hat und aus welcher, wir vor, gestern einige Zeilen zitirt haben. Aus dem Zusammenhalte Dieser beiden Erklärungen geht hervor, daß Die drei Mächte, welche in Skiernieiwice vertreten waren, dahin ü­bereinge­­kommen sind, Den doch Den Berliner Vertrag geschaffenen Rechtszustand auf Friedlichem Wege zu wahren und hierin lag, wie wie wiederholt zu betonen Gelegenheit hatten, immerhin eine gewisse E­rmuthigung für Diejenigen, die sich über Die Bestimmungen des Vertrages Hinnwegfegen wollen, obwohl es ja seineswegs ausgeschlossen wäre, Daß, wenn sich gleich jene Mächte vorläufig nur zu Fried­lichem Zusammenwirken verpflichteten, nicht, auch ein Tall eintreten könnte, in welchen sie sich — allerdings auf Grund eier neh­erlichen Verständigung — all zu ans­deren Machregeln behufs Wahrung des Rechtszustandes entschließen könnten. Allein Dieser lebtere Fall ist in so hohem Grade unwahrseinlich, daß man ihn beinahe als unmöglich bezeichnen kann, und so beküm­pfen wir Den gar nicht weiter, sondern acceptiven auch unsererseits die Ansicht, daß das vielgerääimte Hinverständniß zwischen den drei Mächten gerade für kritische Zeiten, in denen es sich eben bewähren sollte, gar keinen praktischen Wert) Habe, daß es eine Waffe it, Die nur dann brauchbar erscheint, wenn es —­­einen Feind gibt. Aber Eines sollte dabei doch nicht außer Acht gelassen werden, nämlich : daß Diese mißliche Situation nicht erft doch die Zusammenkunft von Skierniewice oder Kremszer, sondern­­ von Durch den Berliner Vertrags selbst getgaffen wurde, der, wie wie Schon oft hervorgehoben, seinerlei Sanktion hat, der Die Zustände auf der Balkan-Halbinsel in allen Details, und mitunter gegen die Wünsche der Betheilig­­ten, regelte, ohne gleichzeitig zu besti­mmen, wer im Falle eines Widerstandes­ mit der Dachführung zu betrauen se, wer über die Aufrechterhaltung des wergeschaffenen Nedis­­zustandes zu wachen und jede ettwaige Verlegung Desselden abzuwehren habe. Unter folgen Umstä­nden st­ingend eine einzelne Mat, welche jenen Vertrag mitunterzeichnet hat, oder eine Gruppe derfelden, gar nicht bereiftigt, sich im Falle einer Beriegung des Berliner Vertrages eigens mächtig das Necht 3 europäischen Exefutors anzummaßen, sondern es bleibt eben nichts Anderes Hörig, als was in Die­sen Nonente geslieht, nämlich, daß die j­ämmtlichen Unterzeichten des Berliner Vertrages, nachdem­ sie nicht in vor­­aus in allgemein bindender Weise fü­r alle jene, Fälle vor­­gesorgt haben, in denen eine Verlegung 023 Berliner Ber­­teages vorliegen sollte, sic), mindestens bezüglich, des fest ein­getretenen konkreten Falles über ein gemeinsames V­orgegen verständigen. Sind sie der Mıfiht, daß in Seitenmessen Der Status quo ante in jeden Breis wiederhergestellt werden mü­sse, was jedenfalls nur Dich­tai­wen­dung nrterieller Zwangs­­m­ittel möglich wäre, dann haben sie das Organ für for eine europäische Evolution nnd Die Bedingungen ihrer Durgführung zu bestimmen. Halten sie die Anwendung eines jolgen Zwanges für wagwedmäßig, dann werden sie darü­ber zu beschließen Haben, ob es gi fässig sei, daß der Berliner Vertrag blos an jenem einen Bunkte eine Wenderung erfahre, am weldjiut Die oft numesi­­schen Rebellen ein ‚großes Lo Hineingeschlagen Haben, oder weile weitere Modifikationen int Interesse des „Gleich­­gewichtes auf der Balkan Halbinsel" notwendig erscheinen. Bis Heute haben­ einerseits die hierauf bezüglichen­ Beratsuur­­gen zwischen den Minchten Tauen noch erhebliche Tortigritte gemacht, andererseits aber Laffen die Vorgänge in Serbien, Mazedonien, Griechenland u. |. w. keineswegs die Möglich­­keit ausgeschlosfen erscheinen, daß über Nacht weitere vollendete Thattfaden geschaf­fet werden könnten, welche die heute gefaßten der Schlüffe der Diplomatie wieder über den Haufen werfer wird morgen eine abermalige Renderung derselben not­wendig machen könnten. In­itten einer solcher Situation konnte der nega­­tische Minster-Präsident bezü­glich helsen, was die Regier rung in nächster Zukunft zu thun gedenke, nichts Wesent­­liches sagen und­­ er hat an nichts gesagt. Die Wijo­­rität des Abgeordnetenhauses aber Hat dessen umgeachtet und eben in Berb­sichtigung der momentemen Lage seinen Augen bie gezögert, die Erklärungen so wie sie eben gegeben wırden, einfach zur Kenntniß zu nehmen und damit aus­­zubrüchen, daß sie im Diesent Augenblicke nicht mehr erwartet habe, nicht mehr verlange und andererseits die vertenuens­­volle Ueberzeugung Hege, die Negierung werde,­­ wie immer si) die Verhältnisse gestalten mögen, mit Klugge u­­­nd Fertigkeit alles Dasjenige thun, was fir das Untereffe der Monarchie und somit auch fir jenes Ungarns zweidienlic erscheint. Ein solches Vertrauensvotum auf Grund ein­er — wir geben Das zu — so wenig Positives enthaltenden Antwort beweist aber seineswegs, daß, wie von oppositioneller Seite gesagt wurde, der Parlamentarisıng, namentlich in auswärtigen­ Fragen, eine Komödie sei. Gerade bei uns und gerade iut vorliegenden Falle fan dies weniger denn je behauptet werden. Es scheint merfweit volbiger Werse ganz Übersehen zu werden — wenigstens erinnern wir uns nicht, Daß dies von irgend einer Seite hervorgehoben Wurz den wäre —, daß mit ©.­U. VIL.1879 der Berli­­ner Bertwang seinem vollen Wo­rtlaute nah unter die Landesgefeße inartifu­­lirt worden ist, daß d­erselbe also ein fürstliches Sejeg bildet, welches in Allen und Sedem nach dem Grundlage zu behandeln ist, daß eine Abänderung d­esselben der Zustimmung aller jener Faktoren bedirfe. Deren Uebereinstimmung bei der Startitulierng nothwendig war. € 3 zeigt sich­ fest, wie sehr die Opposition im Unrecht gewesen, als sie seinerzeit von der Thatsache der Smartitulierng des Berliner Vertrags mit solcher Geringfrägung sprach. Gerade Diese Thatsache bildet im Augenblick ein fostbares V Präzedens. Denn so wie Damals der Berliner Vertrag selbst, so­mit fortan an jede etwaige Aenderung desselben, als die Abände­­rung eines ungarischen Gefeges, vor das ungarische Parlament gebracht, ad sie tun nur, wenn Die P Menjorität zustimmt, unter Die Gefege des Landes eingereiht werden. Darin aber, glauben wir, liegt volle Bürgfchaft dafü­r, daß unsere Negierung Feiner Modifikation des Berliner Vertrages zustimmen künne und werde, von welcher sie nicht in voraus überzeugt it, daß sie den Interessen Ungarns entspreche und auf die Fustim­­mung der Majorität des ungarischen Parlaments zu regnen habe. Denn man man allenfalls darü­ber streiten, 064 foll ein internationaler Vertrag dadurch­, daß ihn die Majorität des ungarischen Parlaments ihre Zustim­­mung verweigert, seine Geltung für die Monarchie verliere ; daß aber ein ungarisches Weinisterium, welches solch einen internationalen Akt dem ungarischen Parlament zur Genehmigung und Suartitulirung vorlegt und diese Genehmigung nicht zu erwirfen vermag, nicht eine Stunde länger im Amte bleiben könnte, darüber, glauben wir, faun sein Zweifel obwalten und wir denken, es liege hierin eine genug wirksame Waffe für den Fall, als wider alles Erwarten das Bertranen, welches der Regierung durch das heutige Votum entgegengebracht wurde, sich nachträglich als ein ungerechtfertigtes erweisen sollte. = Das Magnatenhaus. wird am 6. Oktober am 10­, Uhr vor der allgemeinen Konferenz eine Situng halten, in welcher das auf die Einberufung der Delegationen bezügliche allerhöchste Hand­­soreichen zur Verkündigung gelangt. = Wie „og“ erfährt, tt. die geplante Anzahl der zu ervide­renden Feinstischenr Tafeln eine größere, als bisher gemeiniglich angenommen wurde : dasselbe Blatt meldet: ferner, daß der Sig der neu zu­­freivenden Obergerichte zweiter F3nstanz nicht durch die Legis­­lative, sondern­ im Verordnungsswege durch den Justizminister festges­­egt werden: sol Aus Bulgarien, Bonn einemzgmeiten Berichterstatter) Goptia, 27. September. In ganzen Lande mwaltet heute einzig, und allein: das Kriegs­­gefeg. und jeder­ Bürger unterliegt demselben ohne Ausnahme: Zu dieser starten Machregel Hat die Regierung Racamelom’s aus dem Grunde Zuflucht genommen, weil die liberale Bartei unter Fantom in einer geheimen Bartei-Ligung den Beschluß­ gefaßt hat — den russischen Ömmerationfil „im Namen der Nation“ um die Vermitt­­lung zu­ bitten, daß die ganze von Karamelom inszenirte oft räumelische Affaire doch den Czar rückgängig gemacht werde. Diese Absicht der Zanfom’schen Parteimänner wurde jedoch, in Folge Proklamirung des Kriegszustandes in ihrer Auslügeung, vereitelt. Die Regierung Karawelows hat es überhaupt verstanden, die von Regierungssucht geleiteten Parteiregungen zu erft­den. Heute stehen schon fast männliche Redakteure unter Gewehr in Neid und Brted,­­ die Breffreiheit it aufgehoben. Nach der Demissio­­nierung des einfaschen Generals Fin Kantakızen ist der bulgarische Artikeriehauptm­ann Nififorom zum Leiter des Kriegsmini­­serims ernannt worden. Lesterer it ein Mann von umfassender humanistischer und militärischer Bildung, somit von einer anerkennungs­ merthen Energie, was am besten aus der­ von ihm inaugurieren waschen Mobilifirung hervorb­ratet. Freilich muß man zugeben, daß der ganze bulgerische Mobilisirungs-Apparat ziemlich hintend ist, aber bei der Unvollkom­menheit­ der militärischen Organisation, som wie bei dem großen Mangel­ von tüchtigen und geschulten Offizieren, muß :das rasige Ginvüden der Reservisten, sowie die äußert rührige­ Werbung der Freiwilligen von Ledermann bewundert werden. Der neue bulgarische Rrisgominister wendet als Spezialist der Artilleriemaffe dieser Septeren seine ganz­ besondere Auufmerksamkeit zu. Die Zusammenstellung und Komplettvgurg des noch­ unfertigen Artillerie- und Munitionsparkes ist fest dessen Zuge. Vorläufig sind sämstliche Friedensgarnisonen an die osteumelische Südgrenze abgerückt.­ Die Miliz versieht­ den Garnisonsdienst. Sie ist schon zum großen Theile unter den Waffen und exerzirt von Früh bis Abends mit einem geradezu fanatischen Eifer. Ganz Bulgarien ist überhaupt in ein Kriegslager aufge­­andelt worden, und wenn auc viele Mängel sowohl in militärischer als au in admini­­strativer Beziehung zu Tage treten, so wird doch jeder Militär vom Bad zugeben müssen, daß b dieses vor sieben Jahren geschaffene Bul­­garien in militärischer Hinsicht weit mündiger ist, als man er nach seinem Lebensalter zu tah­ren geneigt ist. Natürlich könnte die gegen­­wärtige bulgarische Armee vor einer numerisch gleich starken wohl­­disziplinieren türk­schen Teuppe Fan Stand halten ; bei ariden ist aber das bulgarische Soldatenmaterial ein gute, und man macht si eine ganz falsche Vorstellung, wenn man glaubt, daß die bulgarischen Truppen mit Leichtigkeit von den Türken geschlagen werden m wü­rden. Die Bulgaren haben ja auch die Schule der zägen ruffiigen Kampf­reise duchgemacht. Zudem­­­ auf bulgari­ger Seite ein zum min­­desten eben so großer Fanatismus wie auf Seite der Türken zukaufe und das ist schon an und für sich ein Faktor, mit welchen man bei einem eventuellen Zusammenstoße rechnen muß. Die Bulgaren scheinen es nun zu fühlen, daß sie in dieser Affaire auf sich selbst angewiesen bleiben dürften. Zu dieser Erkennt­­nis mußten sie unzweifelhaft gelangen, als vor zwei Tagen eine Depu­­tation der Nationalversam­dlung beim wuffischen General­ Konsul vor­­sprechen und um seine Vermittlung beim xuffischen Czav bitten wollte. Bei dieser Gelegenheit wurden die Vertreter der bulgarischen Nation von dem russischen Diplomaten gar nicht vorgelassen! Dieser em­ifante gal vussifscger Ungnade bedarf gewiß seines­ Kommentars. — 28. September. Die Antwort des Czars auf das von der bulgarischen National­versammlung abgesendete Bitt-Telegramm behufs Unterftügung der bulgarischen Unternehmung in Diteumelien­it — bei allem darin ausgesprochenen Kaiserlichen Wohlwollen — dennoch so Fügl in ihrer Ballung, daß sich hierzulande allmälig die Befü­chtung rege macht: — es könnte das ganze so energisch unternommene national-bulgarische Werk allenfalls in die Brüche gehen. Der „Weiße” Czar hat sein Wohlwollen für die bulgarischen Bestrebungen allenthalben aus­gesprochen; jedoch hat der Beherrscher aller Neußen auch betont, daß er für das, ohne sein Borwissen inszenirte Unternehmen die Verant­­wortung nicht tragen kann. 5 Dies st fchon an und für fig ein ganz deutlicher Wink, daß die Bulgaren — jem­­al gesagt — die eingebrachte Suppe selbst effen sollen. Die Kaiserliche Antwort hat auf die Vertreter Bulgariens wie ein Falter Wasserstrahl gewirkt und die besonnenen Elemente fragen, was wird in nächster Zukunft geschehen Welge Lösung wird Die bevorstehende Konferenz in der Gabe bringen? Wie immer das Urtheil Europas ausfallen mag, so ist body Eines gewiß, daß Fürst Hierander, welcher sich jer Fürst von „Nord­ und Südbulgarien“ nennt, den entscheidenden Schritt über den osteumelischen Rubikon nur unter dem Einflsse der nationalen Verhältnisse gethan hat. Wenn Fürst Alexander dem Rufe der Numelioten nicht so rasch gefolgt wäve, so würde dort ein blutige Chaos unfehlbar eingetreten sein und im Fürstenthum selbst wäre bei den erhigten Gemüthern eine Bewegung­ ausgebrochen, deren Unterdrückung sowohl dem Fürsten als auch seiner Negierung nur den größten Schaden hätte bringen müssen. — 29. September. Durch die waghalsige Unternehmung von einigen serbischen Emigranten hätte Bulgarien bald in ein neues und drohendes Verhältnis zu Serbien gerathen können. Der Chef der hier lebenden serbischen Emigranten, Nikola Pafics, sammelte nämlich aus serbi­­schen Emigranten und aus den stets Tampfluftigen Montenegrinern ein Freiwilligenstorps und stellte Dasselbe der hiesigen Regierung an­scheinend zur Verfügung. Die Leute erhielten nun Gewehre und Munition, so wie andere Freiwillige, und gingen in dem allgemeinen Rummel bei Nacht und Nebel ab. Bei der losen Disziplin, welche hier — namentlich­ bei den Freiwilligen — berreiht, konmte dies Leicht ge­­schehen. Die ganze Welt hatte nicht anders denken können, als daß die Abtheilung Pafris’ sich mit den übrigen Freiwilligen nach Dit­rumelien begeben werde. Der ehemalige Chef der serbischen Radikalen sast nach Südosten zu gehen, ging er nach Nordwesten geit der Timorgrenze zu, um in sein eigenes Vaterland die Brandfade der Revolution Hineinzutragen.­ Dank der Wachsamkeit der bulgarischen Grenzbehörden wurde jedoch Pafics sammt seinem Addjutanten, dem berüchtigten Befo Bavlovics, angehalten und dingfest gemarht. Die Bande, welche mit den beiden Helden ging, wur­de entwaffnet und internirt. 63 sein, daß Die bul­­garisce Negierung die Tragweite des von Majics und Velo Pavlo­­vics unternommenen­ Fuges richtig "erfaßt hat und nunmehr ent­­schlossen ist, mit der nimmer michenden serbischen Emigration auf hag entjehtebenste ud grü­ndlichste aufzuräumen, 1 Geleny. Depefigen a. „Bester Zig Berlin, 3. Oktober. Orig-Teleg? „Rrefazeitung“" meldet, , e8 herrsihe vollstän­dfbereinsimmung zwischen Den Sdad, Oesterreich- Ungarn und Rußla Die „Norddeu­tsche Allgemeine Zeitung“ bezweifelt, Serbien, obwohl dessen schnelle Mobi­lisirung simpanirend. Teer ya va ungewisse Sr­egäabertener Muttern werde, Berlin, 3. Oktober. Der neuernannte türkische Minis­ter Des Auswärtigen Said Balıha hat sich gestern nach Baden-Baden begeben, um sich vom deutschen Kaiserpaar zu verabschieden und reift von dort biízelt nag Konstan­tinopel. Kopenh­agen, 3. Oktober. Wie verlautet, wird der Czar die bulgarische Deputation heute Mittags in F­redensborg empfangen. Konstantinopel, 5. Oktober. Orig-Telegr­ Gestern Fand auf der italienischen Botschaft die erste Borberprechung der Botschafter statt, welche noch keinen offiziellen­ Charakter trug. Die Vertreter der Titefei hielten si noch fern. FBiddin, 3. Oktober. (Drig-Telegr) Die Bulgaren konzentriren ihre Streik­kräfte bei Adlije gegenüber Bajcsarz, wo im Jahre 1876 Osman Bafıha gestanden is. Das Lager soll kaum tausend Mann stark sein. Zajesar hat eine Truppenverstärkung aus Anjazevac bekommen. Eine Iituasion der Bulgaren an dieser Stelle ist unmöglich­ ge­­macht worden. A DLije liegt südwestlich von Widdin nächst der serbisch-bulgarischen Grenze gegenüber von der serbischen Ortiheit Z­ajesar. Zwischen­ beiden Orten läuft der Grenzfluß Timor, an dessen Ufer südlich von Zajesar Kıjas zevac liegt.­ Belgrad, 3. Oktoberr. Orig. -Zelegt) Hier verlautet, Oesterreich- Ungarn verstärkt seine Truppen im Limgebiete, was hier einen giftigen Eindruck macht. (Hier ist von einer derarti­­gen Dealregel unserer Monarchie nichts bekannt. D. Ned. Des . pb. EL) Die Türken sollen sich aus den Lim­gebiete ganz zurückgezogen haben un­­d am der Grenze Serbiens und in Mazedonien­­ ton­zeuteiven. Erd, 3. Oftoder. Orig.-Telegr­­Cs wur­den folgende Gefeßvorlagen in dr Sfupstina eingebracht: Eine Vorlage, wonach das zurb­gezogene Kupfergeld (gegen 1.300.000 Francs) wieder in Ver­eht gebracht werden sol, ein Gefe­ß, ein Gefeg für die neue Staatsschule, ein Ein­quartierungs-Gefeb und ein Gefeg Über den Einkauf von Kriegsbedürfnissen in Kriegszeiten Ale diese Gefegvorlagen wurden den Ausschusse, in welchen Birocsamnac präsidiet, übergeben. Midi, 3. Oktober. Orig -Telegra De Einundzwanziger-Ausfegung der Stupftina Hat die beiden Vorlagen des Finanzministers Qulafin P­etrovics, über die Anleihe und da Tabafmonopol, mit unbedeutenden Bewerbungen einstimmig ange­­nommen Die nächste Skupstina-Sigur ist morgen Nachmittags und kann in derselben an der Schluß duch, Königlichen Ufas erfolgen. Der Volkswirthschafts- Minister wird morgen der Skupstina einen Gelegentwurf vorlegen, nas welchem die Emmission von Banknoten zu zehn Francs der Nationalbank erlaubt wird. Diese Bank­­noten haben durch Silber fundirt zu werden. Stisch, 3. Oktober. (Orig. -Telegr.) Bei dem König Milan von der hiesigen Bürgerschaft gelegentlich seines Einzuges in Nish gebraten Sadelzuge be­grüßte Georg Nefhies den König und wünschte ihm ver Glück in den schweren Zeiten, damit er die gutereffen Serbien wahren Töne. Serbien habe seine Mission noch nicht erfüllt. An dem Könige und dem Volke liegt es, Die­­selbe zu erfüllen. Der König antwortete: , Glauben Sie, da 34 und Meine Regierung allen Verhältnissen Mediz­iung tragen und daß Wir Unser Möglichstes thun werden. Die Lage ist so ernst, daß di Ihnen von Diesem Plate weder Meine noch Meiner Regierung Absichten jagen Fan. Dies werde icH in der Skupstina thin." Diese Ansprache wurde mit Begeisterung aufgenommen. Mitch, 3. Oktober Drig.-Telegr) Weber eto Bavlovics noch der Bope Zarko bilden eine Freiwilligen-Legion, wie dies in den Blättern Fälschlich ge­meldet wurde. Ljubibratics wohnt in Bel Haufe im Seife Azıze. Die serbische Miliz ist nicht mobilisirt worden. Belgrad, 3. Oktober. Orig-Telegr­­­ek­dung der „Bol. Korr."r Die im Königreiche Serbien sebr­haften Mazedonier und Serben us At Serbien richteten eine Adresse an den König Milan, in welcher sie ihn um die Befreiung Mazedoniens mit Alt Serbiens bitten und sich zu allen Opfern bereit erklären. Heute ist das 6. Regiment mittelst Eisenbahn nach der Grenze abgerückt; das 8. Regiment folgt morgen nach. Im ganzen Lande herrscht großer Enthustiasmus. Belgrad, 3. Oktober. Orig. -Telegr.) Mel­dung der „Neuen freien Breffe” : Die frielische Throns rede um die beruhigenden BV­ersicherungen des Königs. Daß die bisherigen Vorkehrungen nur zur Wahrung der serbischen Interessen und Aufrechthaltung des Status quo dienen sollen, hat große Befriedigung hervorgerufen ; man fü­rh­tet trop­­hen, daß Serbien dich die Vorgänge in Bulgarien und doch äußere Einflüsse in den Krieg getrieben werde. Anderer­­seits wird die friedliche Sprache der Thronrede nur als Masse der wahren Absichten Serbiens angesehen. Mein behauptet, daß die Bolfsvertretung, welche in einer geheimen Gegung über den wahren Stand der Dinge aufgeklärt wurde, die Initiative ergreifen und Die Regierung zur Aktion Drängen werde. Dich die kliegerischen Vorbereitungen sind Die Radikalen Heinlant geworden. Die Belgrader Führer der Partei beabsichtigen die gedrückte Stimmung durch das Wiedererscheinen des "Doljek" zu heben. Sie sprengen­ die Nachricht aus, daß Serbien für Nehmung Oesterreich-Ungarns Mayer dronien und Alt-Serbien von den Albaneren und Türken erkämpfen und doch eine österreichisch-unga­­rische Militär-Konvention und Zoll-Union entschädigt wer­­den sol. Diese Eventualität, jagen die Nadikalen, wü­rde die­­ Vernichtung ihrer Partei und den­­ Zusammenbruch alter Hoffnungen­­ auf die Vereinigung der serbischen Wolfes bedeuten. — Die bereits außer Kurs gefegten Kupfermünzen im Betrag von einer Million Dinar wurden wieder in Umlauf gefest. grad, der Bope Zarko Liegt sehr schwer Frank zus. Athen, 3. Oktober. Eine Ordonnanz des Königs, welche die Kammer für den 23. Oktober einberuft, besagt,­ die Einberufung erfolge­­ wegen der Wotk­ung dringender Gelegentwürfe, welche g­r­oße Zuntereffen des Landes betreffen. — Die Vertreter Englands, Oesterreich-Ungarns undt Rußlachs hatt­­­e„ Tabafmonopol3 “ a í

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