Pester Lloyd, September 1886 (Jahrgang 33, nr. 242-271)

1886-09-01 / nr. 242

HZ. 4 HERB 4 III­; ks . A Budapest, 31. August. (H. M.) Das Test, welches die Hauptstadt Budapest morgen im Vereine mit dem Monarchen begeht, zeugt von einem richtigen und regen bhistorischen Sinn. Zwei Jahr­hunderte sind seit der Befreiung Ofens vom türkischen 309 e vergangen, aber die Hohen Folgen dieser Waffenthat haben nicht aufgehört bis zur Stunde nachzumieten. Die Eroberung der Königsstadt ist ein Ereig­­nis, das die innige Verbindung Ungarns mit seinem Herrscherhaufe, dem es die Rettung aus der Türkennoth verdankt, seine Verbindung mit den westeuropäischen Kultur­völkern, die hier gemeinsam gegen die Barbarei fochten, dar­­stellt. Der Tag, an dem Ungarn seine alte Metropole und mit ihr die Aussicht auf die Herstellung seiner früheren Ausdehnung und Macht zurviüe erlangte, verdient verherrlicht zu werden, mehr vielleicht als irgend ein Datum unserer an Ruhm und Thränen, so reichen Geschichte. Die Dymastie, welche damals an der Spite des Christerheeres unser Land der Barbarei entriß, nimmt heute durch ihren e­rlauchtesten Vertreter, Durch Se. Majestät den König, Antheil an unserem Fete, die Nachkommen der Helden aus aller Herren Ländern, die unter Karl von Lothringen bluteten und triumphirten, empfangen den vollen Ball unserer Vietät. Denn nicht blos national ist die Feier, troßdem der alten Tradition nach Betne hházy zuerst die lange vergebens bestim­mten innen der Zeitung erftig; es ist ebenso ein Fest des Habsburg-Lothringischen Herrscher­hauses und des Kaiserstaates Oester­reich, aber auch ein Fest des gesammten Europa, welches auf dieser Wahlstatt den gemeinschaftlichen Feind: Die Barbarei des Ostens bezwang. für die Dynastie Habsburg-Lothringen bedeutet Die Einnahme von Ofen den Gipfelpunkt der glorreichen Feld­­züge, die mit dem Entlaß von Wien 1683 begannen und zum Frieden von Karlovicz und zur Befreiung Ungarns führten. Diese Eroberung bedeutet nicht blos die physische, sondern an die moralische Eroberung Ungarns Wahrhaft ergreifend spricht Dies der II. Artikel der Diät von 1687 aus: „Und mie Se f. 1. f. geheiligte Majestät (Leopold I.) mit ihren sieghaften und glorreichen Waffen den grausamen Feind des christlichen Namens in mehreren blutigen Hauptschlachten geschlagen, und mit Gottes Beihilfe von ihrem (der Stände) tödtlic bedrohten Naden vertrieben, und die berühmtesten Festungen des Neiches, insbesondere die einst so blühende Nesidenzstadt Buda dem Rachen des Erzfeindes, in dem sie zur großen Gefahr der ganzen Nation so lange geseufzt, mit einem großen Theile des Landes zugleich glücklich entrisfen, und zur Be­freiung des süßen Vaterlandes so viel verwendet und aufgehoben: so erklären die gesammten Stände des Königreichs Ungarn und seiner Nebenländer — daß sie von nun an in Ewigkeit Niemanden als ihren rechtmäßigen König und Herrn aner­­kennen als die männlichen Erben seiner Tr. u. £. Majestät.” Die Dynastie war ihrer welthistorischen Aufgabe ge­­recht geworden : sie hatte die Kräfte ihrer Erbländer und Verbündeten zur Befreiung unseres Landes vereinigt. ALs Lohn des Sieges fiel ihr Ungarn, bis dahin ein Wahlreich nach erblichem Rechte zu. Diese Anerkennung des Erbrechtes, dem übrigens die genauefte Wahrung der Konstitution zur Seite ging, führte zur pragmatischen Sanktion. Jedermann weiß, was das befreite, geeinte, einer geselischen Negierung versicherte Ungarn nach faum einem halben Jahrhundert, unter der Enkelin Leopold’s I, Maria Theresia, für sein Herrscherhaus b­at. Doch schon früher machte sich in der Weltstellung der Dynastie fühlbar, daß die so lange getheil­­ten Kräfte Ungarns nun einträchtig ihr dienten. Nicht Kaiser Leopold selbst hat seine Heere zum Siege geführt, sondern sein Schwager, Herzog Karl von Loth­ringen. Der Sprosse eines der ältesten Firstenhäuser, hatte er doch die Ländergier Ludwig’s XIV. sein Erbe verloren. Im selbst gelang die Wiedergewinnung nicht, auch konnte er die polnische Königskrone, nach der er strebte, nicht erreichen. Aber Thaten, wie die Befreiung Wiens und Oiens bleiben unvergessen. Lothringen hat seinem Enkel Franz den Weg zur Erlan­­gung der Hand der vielummorbenen Saisertochter Maria Theresia, der Erbin so vieler Reiche, und zur Kaiserkront gebahnt. Das alte Haus Habsburg ward durch das Blut des großen Quürfenbesiegers verjüngt. Es it Symbolisch, daß gerade das Fürstenhaus von Lothringen, der Borkämpfer der Kaiserpolitik im Westen, voranging im Kampfe, der die Zukunft der Dynastie in neue Bahnen gegen DOsten wies. Für die Nation enthielt die Eroberung Ofens nicht mehr und nicht weniger als die Möglichkeit, ihrem Jahrhunderte alten Zwiespalte ein Ende zu legen und ih als gleichstrebendes Mitglied der Völkergemeinschaft Europas an die Seite zu stellen. Die Schilderungen des Historikers Salamon zeigen, was die Türkenherrschaft bedeutete... Den kulturellen, mirthrschaftlichen, moralischen Ruin, das Ersterben des geistigen, nationalen Lebens. An der westlichen Grenze hat ein Theil des ungarischen Adels seine Unabhängigkeit unter fortwährenden Kriegen erhalten, auch Siebenbürgen erfreute sich als Vasallenland einiger Unabhängigkeit, aber die große magyarische Ebene fiel unaufhaltsam der Verwü­stung anheim. Was vermochte ein so dreigetheiltes, in sich geschwächtes Bolt troß aller Begei­­sterung und aller Großthaten Einzelner im Krieg und Frie­­den zu erringen? Und so wie die Dreitheilung unseres Vaterlandes eine nothwendige Folge der Besigergreif­­ung des Herzens — Ofens — durch die Türken war, die sie wie ein eiserner Keil zwischen Westungarn und Siebenbürgen zwängten — so mußte an die Neuindisation der Haupt­­stadt nothwendig die Vereinigung Siebenbürgens nach sich ziehen. Die Autonomie Siebenbürgens, ein Hort unserer Nation so lange fie fgnad und getheilt war, ward überflüssig, ja Schädlich, nachdem die Theile sich geeinigt. Und der dritte Theil, das Alföld, erst dem Türken abgerungen, beinahe menschenleer, ward das große Gebiet ungarischer Kolonisation und friedlicher Eroberung. Nach kaum einem Jahrhundert waren die Verwüstungen verwisct und Die Busta war die Kornkammer Mitteleuropas geworden. Vor Allem aber: das Land, in dem seit Jahrhunderten, seit Mathias’ Zeiten, Seder auf fortwährendem Kriegsfuße stand, es konnte abrüsten. Es war die Möglichkeit gegeben, eine friedliche, bürgerliche Thätigkeit zu entfalten: Gene, die auf dieser Bahn vorausgingen, sind die eigentlichen Nachfolger Karls von Lothringen und seiner Gefährten. War nicht die Abrüstung mit Gefahren für die Verfassung verbunden ? War nicht, um nur den dhenglischsten Namen zu nennen, Caraffa ein Zeitgenosse der Eroberung Ofens ? Die Geschichte Hat gerichtet. Sie sieht in Karl von Lothringen den Befreier; in Denen, die das B Verhältnis zwischen Dynastie und Nation mit Wahrung der beider­­seitigen Nechte regelten, die Erhalter,­­ über die Anderen, die Ungarn als erobertes Land nach Gutdürfen behandeln wollten, ist sie hinweggeschritten. Europa war nur einer alten Ehrenschuld gerecht ge­­worden, als es Ungarn, diesem verlorenen Pfosten im Zar­­gensturm, zu Hilfe eilte. Lange genug hatten die Zringi und Dobó allein mit der Webermacht gerungen, unbezwingbar in der­­ Vertheidigung, aber zum Angriff nicht mächtig genug. Die Solidarität Europas hatte endlich gesiegt. N­ährend it 3 zu seien, wie 60 Gewerbsleute aus dem fernen Katalo­­nien Alles im Stiche ließen, um vor Ofen fü­r den Glauben zu kämpfen. Noch wichtiger aber ist es, wie die volle Be­­­geisterung für das öffentliche Wohl das protestantische ebenso wie das katholische Europa durchzog und­­ selbst die alten religiösen, nationalen und dynastischen Gegenzüge für eine Zeit niederhielt. Und fürwahr, die Lehren jener Zeit sollten nicht verloren gehen. Wie zur Zeit als Mazedonien über­mächtig auftrat, Demosthenes den Griechen zurief, daß sie wohl mit­einander um die Hegemonie ringen könnten, gegen die Barbaren aber müßten sie zusammenhalten, so sollten auch in Europa die inneren Gegenzüge allemal ver­­stummen, sobald dem Ganzen Gefahr droht. Unser Vater­land hat es mit seinem DJ mit jahrhundertelanger Unterdrückung bezahlt, daß Diese Solidarität gegen den Türken sich erst so spät in Thaten offenbart. Unver­­fennbar ist eine gewisse Aehnlichk­eit der damaligen Weltlage mit der­jeti­gen. Nur muß man sich die Türkei an der Stelle Rus­­lands als den bedrohenden, vorwärts schreitenden Faktor vorstellen. Ein großer mitteleuropäischer Bund mit dem Kaiser an der Spike macht Front sowohl gegen Osten als nach Westen Hin. Frankreich, damals auf dem Gipfel seiner Macht, steht in diesem Bunde des Kaisers mit den Deutschen und italienischen Fürsten das größte Hinderniß seiner Pläne, und in der Zürkhei seinen Verbündeten. Der­ größte Kultur­­staat damaliger Zeit leistet der Barbarei Borjdub, der alferchristlichste König, der eben damals die Hugenotten auswies, gönnt dem Kreuze nicht den Sieg über den Halbmond; einzelne Ritter, die, wie der Prinz Conti, an dem Zuge nac­­ Ungarn theilnahmen, fielen bei Ludwig XIV. in Ungnade. Es genügt auf diese Thatsachen hinzu­weisen,um zu erkennen,daß es kein konfessioneller Kampf­ kein Kreuzzu­g war,dem wi­l die Trophäen von Ofen ver­­danken.Frankreich,damals der Hort des katholischen Glaubens,nahm daran keinen Antheil ebenso wenig de­s altersschwache Spanien.Außer den katholischen Fü­rsten Süddeutschlands,die ihrem Kaiser folgten,und dem­ Papste selbst,haben vom Auglande nur Protestanten m­itgeholfen.Es war ebett die Zeit,wonach den Stürmen des dreißigjährigen Krieges ein gewisses Gefühl der Zusam­­mengehörigkeit der Kultur trotz des Unterschiedes der Kon­­fession zur Geltung kam. Die in Ungarn erfochtenen Siege waren Triumphe dieser Geistesrichtung. « Von den Verbündeten des Kaisers stellte der große Kurfürst von Brandenburg-P­reu­ßen das zahlreichste Kontingent. Es war sein politisches Interesse, das diesen Kriegszug­ veranlaßte. Der hochstrebende Hohenzoller konnte nicht w­ünschen, den Kaiser übermäc­htig zu machen. Und doch „rissirte" man die gesunden Knochen von 8000 Mann, um den Habs­­burgern Ungarn zu ge­winnen, das das mals tiefer Orient war. Für Brandenburg erwuchs­ daraus sein greifbarer Bartheil. Umso größer war der moralische Werth. Das dur­ diese im Dienste einer großen dee erfochtenen Siege erhöhte Selbstgefühl, das Bewußtsein der entfalteten Kraft ebneten den Hohenzollern den Weg zur Erlangung der Königsfrone Die Geschichte widerspricht uns nicht, wem wir behaup­­ten, der Sieg von Ofen sei eine nothunwendige Etappe geweten auf der Bahn, auf der die Hohen­­zollern sich zum Königthum aufschwangen. Und endlich, man darf wohl daran erinnern, daß Ofen schon früher einmal der Schauplag hochwichtiger Begebenheiten für Brandenburg und die Dynastie der Hohenzollern war. In seiner ungarischen Königsburg ernannte König Sig­­mund im Jahre 1411, den 8. Juli, „am Mittwoch vor St. Ulrich­, den Burggrafen Friedrich von Nürnberg, den Ahnherrn des preußischen Königshauses, zu seinem Haupt­­mann und Berwejer in Brandenburg. Die Größe der Dynastie Hohenzollern nimmt von diesem Akte und von uns­garischem Boden ihren Ausgang. Eine solche Fülle von hochwichtigen, bis in unsere Zeit herab fühlbaren Konsequenzen reicht sich an die Helden­­that Karl’s von Lothringen und seiner Heere, daß wir hier in die nambhaftesten erwähnen künnen. Die Eroberung von Oien war ein glücklicher Wendepunkt für unser Vaterland, eine M­achterweiterung ohne Gleichen Fü­r die Dynastie, ein Sieg der über die konfessionellen und nationalen Gegensäße erhabenen Kulturidee für Europa. « Der Kriegsrufm Karl’s von­ Weber gischenxli wultem Zwei Briefe an die Redaktion des,,Pe­ter Lloyd«, Don Emile de Laveleye, L Brüsfel, im August. Sie ermeisen mir die Ehre, einige Gingelheiten über die Ereig­­nisse von mir zu verlangen, welche in neuerer Zeit die Aufmerksam­­keit Europas auf mein belgisches Vaterland gelenkt haben. 34 beeile mich, ihnen zu antworten, weil ich es als ein Glück ansehe, die genaue Wahrheit über diesen Gegenstand in einem so weitverbreiteten und geachteten Blatte, wie das Ihrige, bekannt­ geben zu können. Die Wirren, welche im vertroffenen Frühjahre bei uns statt­fanden, waren gewiß sehr bedauerlich. Eine bedeutende Glasfabrik wurde verbrannt und vernwüstet, zwei andere Gebäude wurden ge­plündert, und um die Ordnung herzustellen, mußten die Soldaten auf die Meuterer schießen, deren einige hiebei getödtet wurden. Allein­ derlei Ausschreitungen kommen in allen industriellen Zentren, be­sonders in England, vor und in britischen Rettläuften werden sie bäu­figer. Während der Epoche des Niederganges von 1820-1830, dem­­jenigen so ähnlich, die wir jeßt durchmachen, haben weit entjeßlichere Szenen, weit blutigere Kämpfe alle Manufattur-Bezirke Groß­­britanniens in Schweden verlegt. Man beobachte nur, was dieser Tage in Belfast und anderwärts im Norden Irlands sich ereignet hat. Die belgischen Unruhen sind im Auslande gerade darum so sehr aufge­fallen, weil in unserem Lande gewöhnlich vollkommene Ruhe herh­at. Die erste Frage, die Sie interessien kann, it folgende: Welches finde die Ursachen dieser Unruhen? Da muß man nun einen Unterschied machen zwischen den tiefer Liegenden und den gelegentlichen Ursachen. Die ersteren sind: erstens die zu­­nehmende Verbreitung der sozialistischen Ideen; zweitens die Krise, welche die Fabrikanten zwingt, die Löhne herabzufegen. Die Gelegen­­heit war­­ in Lüttich einfach die Nachahmung jener Szenen, deren Schau­­plat London soeben gerwesen, und im Hennegau die Einführung ge­­wisser Verbesserungen in der Glasfabrikation, welche — mie die Ar­­beiter glaubten — eine Verminderung in den Bedarfe von Arbeits­­kräften zur Folge haben würden. Ich will nur die tiefer­liegenden Ursachen besprechen. 1. Fo­rt- Schritt des Sozialismus. In meinem Buche „Der Sozialismus unserer Zeit“ sagte ich, Belgien sei eines jener Länder, wo die sozialistischen Ideen am m wenigsten verbreitet sind — und dies war noch vor drei Jahren wahr. Seither jedoch­ sind­­ diese Ideen rapid verbreitet worden, und zwar in Folge der allgemein eingeführten Wohnverminderungen. Allein. Diese Ideen­­befinden sich noch in dem Zustande ganz unbestimmter Wünsche. Mit Ausnahme von Gent gibt es nirgends organisirte Gruppen von sozia­­listischen Arbeitern. In dieser Hinsicht gibt es bei uns nichts von All­­dem, was man in Frankreich, besonders aber in Deutschland findet. Wir haben in Brüssel weniger al andersmo eine demagogische Arm­ee, bereit eine Revolution in Szene zu fegen, gleich jener, die in Paris der Stunde der Mevande für die Kommune erwartet, eine Armee, die sicherlich 100.000 entschlossene Streiter zählt. In den Städten sind ernste Unruhen nicht zu befürchten, weil sie duch die Bürgergarde sofort unterdrückt würden, die sie ausschließlic aus Bourgeois zusammenfegt und aus melcher das eigentliche , Bolt" ausgeschlossen ist, so daß dasselbe all Feine Waffen besißt. Was auf dem flachen Lande, wo es zahlreiche Fabriken gibt, etwa noch geschehen kann, das sind Griifes, Konflikte und Plünde­­rungen von Fabriken und Häusern. Es ist nun einmal unmöglich, daß unsere Soldaten überall zugleich seien. Eine andere, viel ernstere Gefahr ist die folgende. Eine Folge unseren Nekrutirungs-Systems i­ es daß unsfere Armee gänzlich aus Proletariern und Stellvertretern besteht, die an Stelle der Löhne der wohlhabenden Klasse dienen und ein sehr gefährliches Element bilden. Mit der Zeit könnten die so­zialitischen Ideen in die Regimenter eindringen ,welche sich ausschließlich aus den Arbeitern refratiren Man kann­­­­ nicht darauf rechnen, da das Bolt der Kasernen stets geneigt sein werde, auf das Bolt der Merkstätten zu schießen. In Folge dessen wird man bald auch bei uns, mit in den anderen Ländern, die pers­­önliche Dienstpflicht einführen müssen und man wird dann eher auf­ eine Armee zählen können, zu der fortan auch die Bourgeoisie ge­hören wird. Wie wenig jehhr noch irgend eine Revolution zu fürchten ist, bemeist der Umstand, daß man die jüngste Manifestation vom 15. August gestattet hat, welche, wie man sagte, 100.000 Arbeiter hätte nach Brüssel führen sollen. Die Negierung hat sich der Ankunft der Manifestanten in der Hauptstadt nicht nur nicht widerlegt, sondern sie hat ihnen auf den Bahnen für jede Gruppe von mehr als 20 Per­­sonen, die es verlangte, besondere Züge zu halbem MBreife beigestellt ; man hat alle Gesänge, alle Bahnen, sogar die rothe Sahne geduldet, und man hat Nedgt gehabt. An Wahltagen stehen die selikalen Wähler rothe Kofarden und Bänder, die liberalen blaue auf. Warum sollen die Arbeiter nicht dasselbe thun dürfen, wie die Kleinkalen ? 63 gehört übrigens zu den großen Vortheilen der vollständigen Frei­­heit, daß die Unzufriedenen offen ihre Klagen darlegen können und aufhören im Dunkeln zu Fonspiriven. Ihre­ Gegner,­ welche ihre Kräfte rennen, vermögen sich , zur Vertheidigung vorzubereiten. Und endlich hören die Konservativen auf, sich zu entfegen, und die Diktatur zu teffamiren, um sich vor einer in Wirklichkeit nicht bestehenden Gefahr zu festigen. .· Was die Manifestanten—deren es—höchsten 20.0009ab­— verlangten,waren keine kommunistischen Maßregeln,sondern das allgemeine Stimmrecht Bekanntlich,maß man in Belgien,um das Stimmrecht zu haben,42 Franc-Zan direkter Steuerzahlen,und somit ist das Stimmrecht bei uns beschränkter als irgendwo,denn auf mehr als 51­, Millionen Einwohner kommen nur 115.000 Wähler. Allein die Herablesung des Zensus sett eine Veränderung der Verfassung voraus, was nur unmöglich, aber schwer zu erlangen ist. Wederdies erscheint ein Land, in welchen man ein Stimmsystem einrichten mußte, welches Zensusmännern von 42 Frances, d­ie nicht einmal lesen können zu stimmen gestattet, für das allgemeine Stimmrecht wenig vor­­bereitet. Dieses Wahlsystem hätte zur Folge, daß die Macht voll­­ständig und definitiv in die Hände der Bischöfe überginge. Was die Arbeiter bei uns nie in Leland bewegt, ist Feine politische, sondern eine soziale Frage, eine „Magenfrage, wie die Deutschen sehr richtig jagen. “ gibt bei uns Feine repu­­blikanische Partei, und dies aus zwei Gründen, erstens weil unser König nur die Wünsche der Majorität befolgt und weil er wahrhaftig dem allgemeinen Wohl ergeben ist ; zweitens, weil das Bolt sieht, daß die Republik bei unseren südlichen Nachbarn keineswegs das geträumte sozialistische Eden herbeiführt und weder die Lohntate für den Arbeiter, noch den Kornpreis für den Landmann erhöht. In Belgien ist keinerlei Revolution zu fürchten Wir sind darauf gefaßt, noch­ mehr solche Un­­ruhen zu erleben, wie wir sie im legten Frühjahr hatten, vielleicht auch noch ernstere, denn ein industrielles Land ist davor nicht gescheißt ; allein wir werden die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten missen und wir werden niemals unsere fostbaren Freiheiten preisgeben, um unter dem Dechmantel des Mitleids eine trügerische Sicherheit zu suchen. > Aus der Provinz, —11-- Temesvar, 30. August. Orig. - Karl) Temesvár und die Nevindilations-Feier. — Sanitäts-Reformen.] Bürgermeister Dr. Karl Telbip wurde aus der legten Generalversammlung als Vertreter des städtis­­chen­ Munizipiums nach Budapest entsendet, um an der Nevindi­­lationg-Feier teilzunehmen. Dr. Telbip begibt sich morgen mit einer Anzahl von Repräsentanten, die sich freiwillig der Deputation angeschloffen haben, nach der Hauptstadt. — Landes - Sanitäts­­inspektor Dr. Julius OL&h meilt bereits seit nahezu zwei Wochen in Zemesvár und studirt ununterbrochen die Sanitätszustände, dieser Stadt. Er untersuchte bis gestern die vorhandene, sowie die projektirte Kanalisirung, die Spiritusfabriken, die Zündhölgchen- und Chemikalien­­fabrik, die Spodiumfabrik, einige Mühlen und überhaupt alle Grabliffe­­rments, die vom Standpunkte der Salubrität von’ besonderer Wichtigkeit sind. Die wahrgenommenen Mängel hat Dr. D­­ah in einer mit ‚den Fabritsbefigern heute Abends gepflogenen Konferenz dargelegt und wird sich morgen Vormittags auch über ‚die allgemeinen Sanitätsverhältnisse Temesvars im Plenum der Sanitäts-Kommission äußern. Dr. Cláh unterschägt, wie von eingemeihter Seite mit­­getheilt wird, die Bedeutung und die günstigen Folgen der geplanten Kanalisirung keineswegs, auch findet er in den prachtvollen Parks und Allee-Anlagen unserer Umgegend eine namhafte Vorbedingung günstiger Sanitätszustände,­­ er findet aber, daß eine ganz ent­­schiedene Befreiung nur dann zu gemärtigen wäre, wenn die Yeltungsmälle und die sich zwischen­ denselben dahinziehenden immensen Schanzengräben beseitigt, oder doch ihres jegigen schädlichen Charakters entfleidet werden möchten. Die Vorgänge in Bulgarien. Das „Fremdenblatt“ schreibt: Der Artikel der „Nord­­deutschen Allgemeinen Zeitung“ in der bulgarischen Frage gibt den journalen Gelegenheit zu verschiedenen Schluß­­folgerungen. Mit Recht wird aus den Ausführungen des Artikels der Hinweis darauf hervorgehoben, daß die Suter­­essen Serbiens Defterreich-Ungarn näher tangiren, als die Situation in Bulgarien. Wenn aber hieraus gefolgert wer­­den will, daß das mehrfach behauptete Hinverständ­­niß zwischen Defterreich-Ungarn und Nuppland über die Auftheilung der Suterettensphäre auf der Ballan- Halbinsel that fächlich beriftert, fönnen wir dies als untichtig bezeignem ess * Mie der , Bol. Korr.” aus Sisto­ma telegraphisch gemeldet wird, ist das dem Fürsten Alexander zugesendete Be­glücwünschungs: Telegramm des Königs: Milan von Serbien Gunterem erst in Sistoria zugenommen. Fürst Alexander hat das Telegramm, welches den Fürsten in den märksten Aus­brüchen der Freundschaft des Königs versichert, sofort auf teles­graphischem Wege mit einer gleich herzlichen Kundgebung beantwortet. Der Fürst wollte gestern Abends in Tirnova eintreffen, fangt am Donnerstag in Philippopel und am Samstag in Sophia an, woselbst eine Modifikation des vom Für­ten provisorisch bestätigten Kabinett, wie es durch die Regentschaft Stambulom gebildet worden war, vorge­­nommen werden wird. Der Enthusiasmus, mit welchem der Fürst seinerzeit beim ersten Eintritte in das Land begrüßt wurde, blieb weit hinter der Begeisterung zurück, mit der diesmal in Rustichus und Giurgevo seine Wiederkehr gefeiert wurde. Die sonst in Rustichuk vor Anker liegende fü­rstliche Yach­t­­so schreibt man uns­ war am Freitag,also ein Tage vor dem Attens tat donauaufwärts beordert worden.An Bord des Schiffes wurden vier Offiziere und eine Kompagnie Soldaten aufgenommen.In Lompalanka attgekommen­,fand sie den Befehl zur Rückkehr nach Nahova vor,wo Fürst Alexander­ und sein Bruder nebst der sie be­­gleitenden Eskorte von Militär-Eleven an Bord gebracht wurden. Während der Führer der Letzteren den Steuermann der Yacht bestun men wollte,das Schiff nach der nächsten­ rumänischen Eisenbahn- Station,also nach Turn Severin zu dirigirent erklärten die von Rustschuk mitgekommenen Offiziere,daß sie gemessene Obdxe hätten,donauabwärts zu fahren-Fürst Alexander hoffte nun,In Giurgiuan’s Land gesetzt zu werden.Aber die Yacht,deren Ste­uer­­mann und Maschinist für den Fall,­als das Schiff festfahren oder gegen Befehl geführt werden sollte,mit dem Tode bedrohtn zurdem ging an Giurgiu mit vollem Dampfe vorüber,zur großen Enttäus­­chung des Fürsten,welcher nun über das ihm zugedachte Loos umso­­weniges­ in Zweifel sein konnte,als die Peinlichkeit senker Üb­ers­­achung nichts zu wünschen übrig«ließ-DiszVoxfcill F in Reni sind bekannt."Doch dürfte es noch nicht in wettere Kreise ges­crunen sein,daß der Kom­mandant der militärischen Eskorte,welche den«kijirsten nach Reni gebrachtJchon während der·Zeit,als das Schiff vor Reni lag,von der mittlerweile in·Sophia«an’s Ruder gekommenen Regierungsb­egenrevolution die Weisung erhalten­ hatte,den Fürsten wieder zurückzubringen.Die Nichtbeachtt­ng dieses Befehles sollte den militärischen Helfershelfern der Revolution schlecht bekommen.«Denn als die Yacht,»nachd­em sie den Fürsten in Kenia besetzt,den Rückweg einschlug,wurde ihr unmittelb·arunter· Kaleu­stria vom bulgarischen Dampfer,,Golubschkk«,auf . Ueber die Donaufahrt des Fürsten von Bulgarien als Gefan­­gener der revolutionären­­ Vershmwörung sendet uns unser Buta­rester K­orrespondent nachträglich einzelne Details, welche auf den Charakter der raffophilen Konspiratoren­ sein besonders günstiges Sc­hlaglicht zu werfen geeignet sind. . -- - : welchem sich außer einem Stabsoffizier und mehreren anderen Offi­­zieren eine Delegation der­ Stadt Rustchuklos und der W­­eg­" verlegt.Nun mußten wohl die Imamen—der fü­rstliche»Re­­gentschaft als gefangen ertrauten Offiziere der Gskorte an den mittlerweile voll EEE Umscrhwung der Verhältnisse in Bulga­­rien glauben und sich janımt den an Bord der fürstlichen Yacht be­­findlichen Eleven der Radetenschule, welche den Fürsten nach Rahova gebracht hatten, in eine Kaserne von Silütria abführen. Taffen. Der Dampfer „Solubichit“ und die fürstliche Dacht fuhren stromaufwärts nach Ruftichuf, wo sie am 27. gegen Mitternacht ankamen. . Telenramme des „Belter Lloyd“, Tirnova, 31. August. Gestern Abends hat vor der­ Desidenz des Fürsten eine große Ovation statt­gefunden. Distrittsschulen­ Inspertor Kitantschem hielt­­eine Ansprache, in welcher er, dem Fürsten für die Milch sehr dankend, namens der Bevölkerung die Todesstrafe für Heute hielt der Fürst eine Revue über die Garnison und reiste sodann die Derräther verlangte­ nach Elenar weiter. — Wie verlautet, sollen Major Gruew m und Kapitän Benderem heute unter Estorte hier eintreffen, um vor das Kriegsgericht gestellt zu werden. Bukarest, 31. August. (Orig -Telegr.) Der Chef der bulgarischen Armee, Mutsurom, it an Der Sorge der ıumeliotischen Armee Heute in Sophia eingerückt, wo er glänzend empfangen wurde. Die Ankunft des Fürsten wird für übermorgen erwartet. Bukarest, 31. August. Orig-Telegr. Mel­dung der „Bol. Korr.”: Minister-Präsident Bratiano­ begab sich gestern zum König nach Sinai. — Zahlreiche, durch die Theilnahme an der Empörung gegen den Fürsten Aerander Fompromittirte Berjonnen treffen in Rumänien ein; es steht noch nicht fest, in welcher Weise­ die rumänischen Behörden sich gegenüber diesen Flüchtlingen­ verhalten werden. Bufarest, 31. August. Den gegenwärtig in Buta­rest befindlichen bulgarischen Flüchtlingen wurde bedeutet, Domizil wo immer zu wählen, nur iit 19 Donau-Distrikten Man motivirte die Maßregel mit der vollständig neutralen Haltung Rumäniens gegen­­über Bulgarien bezüglich­ der in dem Rumänien befreunde­­ten Bulgarien vorgekommenen Ereignisse. Der bulgarische Minister des Reußern Natfdevitfd­it gestern Abends eingetroffen. Adrianopel, 31. August. Orig-Telegr.­ Meldung der „Pol. Korr.”: Die Pforte hat mit Nadfigt auf die Ereignisse in Ostrumelien verfügt, daß der Divisionsgeneral Dagestany Mustapha Bajda, der­ sich in Adrianopel befand, si unvermeilt nach Mustapha- Pascha an der rumelischen Grenze begebe; ebenso ist der Brigadegeneral Mehbemed Ali mit 7 Bataillons nach dem genannten Punkte abgegangen. Ferner wurde dem Eintreffen von 50 weiteren Bataillon aus Konstantinopel entgegengesehen. Konstantinopel, 31. August. Orig-Telegr.­ Meldung der , Bol. Korr.":. Der Ankunft der ottomanischen Kommissäare Gadban Erendt und Mapdjid Bajda, welche Sophia bereits verlassen hatten, ward für gestern entgegengesehen. — Nach türkischen Preßquellen hätte die Pforte die Aufstellung einer Reserve-Armee in Adrianopel beschlossen, deren Kommando der Militär- Befehlshaber, des Bilajets Koffomo, Beisfjel P Bafdya, an­vertraut werden sol. Letterer bereitet seine Abreise nach Adrianopel vor. Konstantinopel, 31. August. Orig-Telegr.­ Meldung der „Bol. Korr.": Trog aller türkischen Rüstungs­­maßregeln kann von einer Aktion der Pforte seine Rede sein und es ist sicher, daß die Pforte zu einer abwartenden Politik entschlossen ist. Die Stimmung ist angesichts der Wendung der Dinge in Bulgarien, eine besorgte, da man Komplikationen mit Ruß­­land befürchtet. «­­Konstantinopel,31.Augu­st. «Agence Havas­«:Gerüchtmeise verlautet,Fü­rst Alex an­ der Meldung er werde nach vollständiger Herstellung der Ordnung frei­­­willig abdanken. Berlin,31.Diugust.(Orig.-Telegr.)In­ hiesigen unterrichteten Kreisen glaubt man nicht, daß dem Fürsten Alexander, sei es von Berlin, jei er von Wien aus der Nath ertheilt worden wäre, nach Bulgarien­ zurückzukehren. Der Fürst, so sagt man, konnte als erfah­­rener Politiker hieher auch eine diesbezügliche Anfrage gar nicht richten, da er auf Dieselbe eine befriedigende Antwort unmöglich erwarten durfte. Die aufmunternde Zustimmung zur Rückkehr hätte unter Umständen auch eine unbequeme Garantie für die Aufrechterhaltung der Herrschaft des Battenbergers in Bulgarien bedingt; eine Abmahnung dagegen wü­rde eine Anerkennung der Revolutionspraxis niedrigster Art gegen­­über dem Legitimitäts-P­rinzip und dem­ Vertragsrechte in­­volvirt haben. Gleichwohl dürfte man in maßgebenden Berliner und Wiener Kreisen den Entschluß des­ Fürsten , Alexander, nach Bulgarien zurückzukehren, nicht miß­­billigen.­­ Auch theilt man­ hier, wenigstens für: eine ‚nahe Zukunft, die persimisttische Beurtheilung, nicht... welche, der Schritt des Fürsten mehrfach erfahren hat. Mar hält die­ Gefahr einer russischen Offupation für umso weniger wahr­­scheinlich, als es hier bekannt ist, Daß Kaiser Alex­ande LIL entinienden genen 2ine IBLya Offupation. ist und man von der Aufrichtigkeit der friedlichen Gesinnung des Czars nach wie vor überzeugt it. Wenn Fürst Merander gewaltthätige Afte vermeidet, sein Menschenleben opfert und sich formell an seine vertrags­­­­mäßigen Pflichten hält, wird er von hier und wahrscheinlich­ auch von Wien aus auf eine wohl­wollende Neutralität rech­nen dürfen. Berlin, 31. August. Orig-Telegr) Die Nachricht der „Köln. Zeitung” von einer Mobilisie­­rung der Türkei wird von Hochoffizielfer Seite” dementirt. — Das Zustandeflammen einer bulga- TIL­ +» Jerbish cu­man einen Allianz, wird ff angez­weifelt, besonders an die Betheili­­gung Rumäniens wird nicht geglaubt. Aus Darmtadt wird gemeldet, ein Wiener Bankhaus Habe dem Fürsten Alexander für den Fall seiner Nackehr nach Bulgarien­ einen persönlichen Kredit von fünf Millionen­­ Gulden angeboten. a . Berlin, 31. August. Die "Nordd. Allg. Jg." sagt Die. „Morning Bolt" beurtheilt die europäische Lage völlig; Falseh, wenn sie die Ungewißheit und Besorgniß,­­ von welcher in ihrem gestrigen Artikel die Nede ist, in den bul­­garischen Verhältnissen sucht. Wir haben MD AG E­ve TET gar kein Interes­e; Me Verhältnisse dort lassen uns gänzlich unberührt und würden deshalb seinen einzigen Soldaten unter den Waffen halten. Die Nöthigung für unsere RRistun­­gen geht von Tranfreid aus Un­aufhörlich steigern die Franzosen ihre Kriegsmacht. Jede französische Zeitung liefert den Beweis, wie rapid Die fran­­zösischen Streitkräfte vermehrt werden, welche finanziellen Opfer man bringt, um die Schlagfertigkeit der Armee zu erhöhen. In England weiß man doch sehr wohl, daß Deutschland seinen Blick beständig nach Westen gerichtet hab­en muß, man sollte also dort auch darüber nicht, in Zweifel­ sein, daß lediglich Frankreich für die Situation­ Mitteleuropas verantwortlich ist. Einen Fausalen Zusammen­­­hang zwischen dieser Situation und den bulgarischen Ver­hältnissen zu Konfteuiven, heißt mit den Thatjachen sich in Widerspruch jeßen. Mon, 31. August. Orig.» Telegr.­ Meldung­ der „Pol. Korr." ; Was die Reifen des italienis­chen Kriegsministers General Ricott politischen ein provisorisches: in den - - »

Next