Pester Lloyd, Dezember 1889 (Jahrgang 36, nr. 331-360)

1889-12-01 / nr. 331

| ---s-«V «.·.»« Bes 9 arten, gut Vorläffen eerires einlud, war nicht inte gegen dem europäischen Eindringling, sondern mit ganz besonderen Behagen au­­­gen auch gegen den damals vornehmsten Vertreter der europäischen Monarchie gerichtet und steigerte das republi­­­­kanische Bemwußtsein ganz außerordentlich. Therichterweise hat­­ ein Theil der europäischen Presse unablässig dazu beige­tragen, Das Gefühl Dieses Gegenjabes zu film­en, indem er jede Gelegenheit vom Zaune brach, mit geringschägigem Mitleiden von den Halbwilden Zuständen in der großen Republik zur Sprechen und Gott laut­e dafür zu danken, Daß in den Monarchien do Alles so unendlich besser je. So tant sogar noch in diesem Jahre, auf Veranlassung der Sumon-Angelegenheit, nicht im den offiziellen Berhandlun­­gen, aber sehr deutlich in­ den Kundgebungen der öffent­­lichen Meinung das Bewußt­en Dieses Gegentages und Der besonderen Befriedigung zum Vorschein, daß das Deutsche Reich, der gegenwärtige prononentterte Vertreter Des mon­archisschen Gedankens, vor der entschlossenen Haltung der Republik nach so großen Anläufen zufest. Doch bescheiden zurückgemischen sei.­­ Diesem niemals aus­ dem Bewuhrsein des nordamerikanischen Volkes gekommenen, wer auch für gewöhnlich nicht zur Schau­­ getragenen‘ Gegengabe zum monarchischen Prinzip, insonderheit dem antimonarchischen Charakter der Moneve-Dok­rin wü­rde es also nur voll­­kommen entsprochen haben, wenn in dem Augenblide, wo das nordamerikanische Bolt sich zu der größten politischen Aktion aufchiebt, die es, oder die wahrscheinlich überhaupt je ein Bolt unternommen hat, das Bemwußtsein dieses Gegen­­faßes aufflammt und sie in eine That umfaßt, wenn die panamerikanischen Bestrebungen, d­. i. die höchste und rechte Verkörperung der Moonroe-Doktrin mit dem Sturze der legten Monarchie auf amerikanischem Boden inanguiert werden. Es ist die Rede davon, da­ die Wellen, die der Sturz des brasilianischen Thrones erregt hat, bis nach Europa herüberschlagen, und die Throne von Spanien und Portugal in ernste Mitleidenschaft ziehen werden. Bei den unsichern Verhältnissen Spaniens, bei der Stärke der republikanischen Bartei daselbst ist dies­ für Spanien durch­­aus nicht unmöglich, und daß dann das Kleine Portugal mit in den Wirbel Hineingeriffen würde, fast gewiß. Die­ Verhältnisse des übrigen Europa wü­rden allerdings von etwaigen Ummälzungen auf der iberischen Halbinsel nicht berührt werden. Aber wie ein strenger Spruch der Welt­­geschichte, wü­rde es aussehen,­­wenn­ dort, wo am Anfange des Jahrhunderts im­ Namen des „monachischen Prinzips" die ausschweifendsten Gemaltthaten gegen das Redr eines freien Volkes verübt wurden, am Ende dieses Zeitabschnittes die Monarchie abermals und diesmal wohl endgültig­­­zusam­menbräche. Eine vernehmliche Warnung wäre es, weniger mit solch allgemeinen und unklaren Begriffen wie „monachhischer Gedanke" und „monachisches Prinzip" zu spielen, unter denen von gewissen Kreisen recht abscheuliche Dinge verstanden werden, sondern sich je mehr und mehr zu bemühen, zu zeigen, daß die Freiheit, die Selbstbestim­­mung und die Rechte der Völker anch unter einer Monarchie volle Genüge finden können. v,spitxvakeix,Zo.sk­ovemksesk U Vom ersten Augenblick an ist die""Meinuung laut orden,daß anders ins Brasilien vollzogenen U­mwälzung die Politik­ der Vereinigten Staaten nicht Crtxz unbetheiligt gewesen sei.Besondere und bestimmte Th­atsachen,durch welche die Urheberschaft oder Miturheberi­­stschaft der großen Republik­ im 9­2 Orden des Erdtheils be­­läftigt wu­rde,sind bisher allerdings noch nicht bekan­nt geworden­,ebenso wenig ist aber auch das Gegentheil von ,i­rgendwelcher Seite her auch nur behauptet worden.Auch »·««drängt­ sich der Gedacke auf,daß die lediglich aus den «’s«meren brasilianischen Zuständen hergeleiteten­ Erklärungen des so in diesem Augenblick doch völlig unerwartet gekommenen Ssammenbrichs des brasilianischen Kaiserthums keinestwegs so lückenlos und so genügend sind,wie er neben ihnen nicht auch ««noch die Heranziehung einer von außen her wirkenden Ursache sehr am Platze wäre.Endlich liegen unzweifelhaft schluß­­­fähige Gründe vor, welche jenen Gerüchten eine gewiisse innere Wahrscheinlichkeit verleihen, und zwar sowohl Sr­inde rein thatsächlicher, wie auch solcher Art, welche unter einer doktrinär-theoretischen Arenseite einen that­­sächlichen Kern verbirgt. An erster Stelle liegt es nahe, einen Zusammenhang — —— zwischen den gegenwärtig sehr ernsthaft nach Verwirklichung — ringenden, in das erste vorbereitende Stadium der Verwirr­­­­­ung eigentlich schon getretenen panam­erikanischen Be­­strebungen und den brasilianischen Vorgängen zu suchen. Das praktische Endziel des panamerikanischen Gedankens­ ist, die Republik der­­­ereinigten Staaten zur sichtbaren, un­angefochtenen und unanfechtbaren Varmacht des gesammten amerikanischen Festlandes zu erheben. Der Gedanke hat augenscheinlich in ganz Amerika gezündet, wie man schon aus der allgemeinen Besolidung des ersten panamerikanischen Auch sind ja, bei allen von uns i ‚außen allen anderen amerikanischen Staaten so weit und so unanfechtbar voran, daß ihnen in einem panamerikanischen Bunde die thatsächliche Stellung der Varmacht so unbedingt sicher ist, daß selbst die bindendsten entgegengelegten Bestim­­mungen in Wirklichkeit daran nichts ändern könnten und nichts Ändern würden. Nur einen Staat auf dem­ amerika­­­nischen Lettlande gab es, welcher — möglicherweise — ber Vormachtstellung der­­­ereinigten Staaten ein Pfahl im Steifche fein, oder wenigstens sich nach und nach zu einem solchen heranbilden konnte. Das war Brasilien. Das Kaisert­um Brasilien war zunächst in Bezug auf Ausdehnung für Südamerika das, was die Gersn­gtenn Staaten für Nordamerika waren. Wenn sein inneres Ges­­üge auch ein ziemlich loderes und wenn auch seine Be­­deutung in der Weltpolitik nicht von ferne an die der Ver­einigten Staaten heranreichte, so bildete es doch ein einheit­­liches Staatswesen, welches immerhin sich mehr nach der Richtung der Konsolidirung bewegte, als in der entgegen­­gelegten. Die Möglichkeit war sogar nicht ausgeschlossen, sondern lag sehr nahe. Da­ im panamerikanischen Bunde Brasilien aus der ihm fast von Natur zufallenden Rolle eines Gegengewichtes gegen die sonst Alles überwältigende Anziehungskraft und den übergewaltigen Druck der Ver­­einigten Staaten auch fir sich selber ein starres Moment der Stärke gewinnen, daß dieser neue Inhalt seines staat­­lichen Berufes ein neues und z­wingendes Band der Eini­­gung für die desperaten Elemente seiner Bevölkerung ab­­geben, daß es von den national und konfessionell ver­­­wandten kleineren Staaten Süd- und Mittelamerikas als the­matü­rlicher V­orkämpfer, betrachtet und auf diese Weise allmälig und vielleicht bald zu einem wirklichen, wahrhaften Nebenbuhler der Vereinigten Staaten in dem SKampfe um die Vormachtstellung werden würde. Die Erhebung Brasiliens zu dieser Rolle konnte möglicherweise sogar dazu beitragen, den brasilianischen Thron auch ü­ber das Leben des regigen Kaisers zu festigen, wenn nämlich seine Nachfolgerin diesen Gedanken zu dem ihrigen machte und auf diese Weise sich als Trägerin einer großen Sendung ihrem Volke darstellte. Wenn die große nordamerikanische Republik in der That die Absicht hatte, doch den Umsturz des brasilianis­chen Kaiserthrons die mögliche künftige Nebenbuhlerschaft in der Geburt zu erftillen, so mag das Mittel dazu wohl ein geschiett gewähltes genannt werden können. Denn bei einer Betrachtung über die zukünftige Gestaltung Brasiliens it an erster Stelle mit der Wahrscheinlichkeit zu rechnen, daß sich dasselbe in seine verschiedenen Bestandtheile. Fü­r die bisher der gemeinsame Herrscher, wenn nicht das einzige, so Doch eines der wenigen Bänder der Einigung darstellte, völlig auflösen, oder jedenfalls so weit lodern wird, daß es nicht mehr im Stande it, den festen Kern eines Gegengemichtes gegen die Vereinigten Staaten abzugeben. Und wenn die Dinge demnächst nicht von selber Ddiesen Verlauf nehmen, wird ja während des Weitergangsstadiums zur neuen brasi­­lianischen Staatsbildung weiblich Gelegenheit gegeben sein, in dieser Nichtung nachzuhelfen. Neben dieser rein praktischen Absicht der nordamerika­­nischen Republik it es seineswegs unmöglich, daß auch noch der Gegental zwischen dem republikanischen und dem m­onarchi­­sen Prinzip dabei seinen Ausbruch gefunden hat. Wie wenig die Vereinigten Staaten zur Zeit auch Veranlassung haben, sich Befürchtungen in dieser Richtung hinzugeben und wie wenig gar das brasilianische Kaiserreich geeignet war, solche zu erwecken, so ist doch das Bemwußtsein von dem Gegentage des amerikanischen Staatswesens gegen­ das mon­­archische Prinzip immer war daselbst sehr lebendig geblieben, und es gemährt dem am­erikanischer Volke,­ach den politisch zuständigen Schichten desselben, und Diesen vielleicht exit recht, eine gemeisfe Genugthuung, demselben von Zeit zu Zeit Ausband zu verleihen, und auf diese Weise wird die an und fir sich von Dofteinäre Frage zu einer fünfretpolitischen Schatsache. Die geschichtliche Grundlage der Vereinigten Staaten in die ausdrückliche und feierliche V­erwerfung des monachischen Prinzips, und viele Ereignisse haben seit der Unabhängigkeitserklärung dazu beigetragen, diesen Gegensat dem amerikanischen Wolfe immer aufs neue wieder, einzu­prägen. Die Verbindung der Monroe-Doktrin bezweckte nicht nur die Freihaltung des amerikanischen Bodens von der Einmischung irgendwelcher europäischen Politik, sondern sie bedeutete zugleich die Zurückwerfung des monachischen Staatsrechts und die Anerkennung der antimonarch­ischen Grundlage­ der Vereinigten Staaten und­ für die südamerika­­nischen Republiken. Die energische und schleunigen Gehorsant herrschende BREUER, mit welcher der Mann im Weißen Hanje ben Katjer Napoleon, den damals műdtigjten aller Mon» Mockmals Industrie und Fideikommise, Herr Gustav Beffics hat meinen Erörterungen über einige Kapitel seines Buches „Uj korszak és politikai programmja“ im „Pester Lloyd“ vom 21. November eine Erwiderung folgen lassen, der er die­ These an die Spibe stellt : „Die V­erhältnisse, die Aufhebung oder Konzentrirung des Grimdbefiges ü­ber auf die politische und soziale Gestal­­tng einer Nation großen Einfluß.“ Dies bestreiten zu wollen, bin ich gewiß der Lebte, aber gerade weil die Ver­hältnisse des Grumndbefiges und seine Gestaltung von jo bhervorragendem­ Einfluß auf das Wohl und Wehe einer ganzen Nation sind, erfordert jede diesbezügliche Maßnahme, jede Menderung die größte Vorsicht, die grümbdlichste Erwägung. Herr Belfics sagt, daß er bei Untersuchung des Grund» befstes und der Population die Agrikultur abgesondert von der Sudustrie vor Augen hatte. Ich­­ gestehe, daß ich­ diesen Zustand nicht berückichtigte, weil er in Ungarn nicht mehr besteht, auch Herr Bekfics selbst denselben für Ungarn nicht wünscht, im Gegentheil die Förderung der Industrie neben der Landwirthschaft in allerdringendster Weise empfiehlt. Ich will mich daher auch heute nicht lange dabei aufhalten zu untersuchen, wie ein Land als reiner Agrikulturstaat am besten aufzutheilen wäre, und nur in Kürze erwähnen, daß wenn ein solcher Staat seine Handelsbilanz aktiv erhalten und nicht der Verarmung anheimfallen sol, er ‚mindestens den gleichen Werth in Landwirthschaftlichen Produkten aus gegen einen­­­räftigen führen müßte, für welchen er­ndustrieartikel aus dem Aus­­land bezieht. Daß dem eine Heine­ Auftheilung wenig ent­spricht, habe ich in meinen Betrachtungen am 18. November nach Erweiterung und Kräftigung der Inöufth­e­nt wohl allgemein, auch die Negierung wirft mit allen zu Gebote stehenden Mitteln darauf hin, und zwar nicht blos um etwa überschäffige Arbeitskräfte zur beschäftigen, sondern um den allgemeinen Wohlstand zu heben. Fü­r die meiste I­ndustrien sind aber besondere, von der Landwirthischaft unabhängige Arbeiterklassen nöthig, die sich heranbilden mü­ssen, und in dieser Beziehung habe ich gewiesen und jenen Zustand als den besten bezeichnet, wo die Landwirthischaft nicht mehr Hände in Anspruch nimmt, als zur zweckmäßigen Bestellung des Bodens erforderlich sind, und die übrigen Arbeiter in der Industrie beschä­ftigt wer­den. Daß es ihnen dabei im Allgemeinen nicht schlecht geht, beweist, daß Amdustrie- und Kohlenarbeiter in Belgien, Deutschland und Böhmen gestrift haben, bei Löhnen, deren Höhe die Landwirthschaft nie gewähren Fan. Daß ich mic hiemit micht Bauernstand werde, der die solide Basis jedes Staatsmesens ist, geht aus meinen früheren Erörterungen hervor.­­ erörtert. Herr Bekjics sagt dabei, daß die Bevölkerung ‚Ungarns sichh ohne Industrie nicht mehr mehr oder nicht mehr lange im bisherigen Verhältnis vermehren kann, daß also die unga­­rische Landwirthschaft Arbeitskräfte mehr als gegenwärtig nicht mehr lange beschäftigen kann. Wer Ungarn seit 60 Jahre 11 kennt und sich erinnert,­ daß nun damals tagelangs auf den großen Pußten des Alföld fahren konnte,ohne vielmehr als Viehherden und eine Csärda zu sehen,daß im Banat noch ein Joch bestetr Bodens um 7Okr.ö.W.als Viehweide verpachtet wu­rde, daß in Siebenbürg meinmethindfleisch mit 6 kr.W.W., in Oberungarn oft ein Mesen Hafer mit 1 fl. 99. W. = 42 fl. 5. ®. bezahlt wurde u. s. w. und wer dem "heu­­­­tigen Zustand betrachtet und die heutige Ausfuhr mit der damaligen vergleicht, der wird konstativen, daß Ungarn sich in seinen landwirthschaftlichen Verhältnissen mehr gehoben hat, als irgend ein anderes Land, aber jeder gebildete Land­­wirth Ungarns wird mix beistim­men, daß auch im der bertz tultivirten­ Gegenden, mit weniger Ausnahme, noch immer viel zu thun, im den entlegeneren aber ein großes Arbeits­­feld offen it, wofür auch die niederen Preise, zu denen Güter aller Größen dort noch immer verkauft werden, sprechen. Große Flächen werden noch nach dem einfachen Dreifelder­­system bewirthschaftet, eine rationelle Waldfah­­r hat erst in neuester Zeit begonnen. In Böhmen gibt es Herrschaften und Güter, die für 10.000 bis 40.000 fl. Obst in guten Jahren verpachten, das in nördliche Länder ausgeführt wird, was kann Ungarn noch liefern, dessen Boden und Klima günstiger it?! Für Verbreitung des Seidenbaues wirkt die Negierung eifrig. Zur Beschäftigung einer ansehnlichen Zahl Ländlicher Arbeiter it da also noch für geraume Zeit Gelegenheit. Aber Niemand will ja, daß Ungarns Bevölkerung auf die Landnwirthschaft allein angemieten bleibe, der Wunsch­e 88 d De Mi­efiger, die auf dem Lande leben, gehen mit ihrem Beisp voran und bilden mit ihrer Itelligenz das belehrende Element. Weshalb die Stabilisirung dieses, im öffentlichen Interesse so hochwichtigen Vaktors. Der Fideifommilje „unrichtig, ja schädlich“ wäre, wie Herr Beffics, der doch s ein unbedingter Gegner der Fideifommilfe zu sein scheint, sagt, ist nicht erflärlich. Daß früher in Ungarn die Fideifomm­­lfje nur den verschwindend keinen Theil von 1 Perzent einnahmen, ist natürlich, da fast aller Boden avitisch gebunden und den Familien und Stämmen gesichert war, für die Gründung von Fidhettommiffen überdies die Zustimmung der Anwärter wohl oft schwer zu erlangen war. Seit der Aufhebung der Aostizität it aber eine beträchtliche Zahl großer und mitt­­lerer Familien zugrunde gegangen und ihres Relhtes ent­­äußert worden ; wenn sich daher seit dem langen Zeitraume, von der Aufhebung bis jegt, die Sideilonmife, gegenüber der früheren, fast allgemeinen Gebundenheit, nur nur 3. P­erzent vermehrt haben, so ist darin sein ‚Bedenken erregendes Maß“ zu erbliden . Denn wenn Dieselben selbst wie, in Mähren auf 8­ Verzent, oder in Böhmen auf 11 Perzent an­wachsen, würden, wozu noch lange seine Aussicht ist, so bliebe zur Auftheilung aus dem großen und mittleren Grundbefiß, wenn man selbe fir winschenswerth hält, noch mehr als 40 Perzent, also das D Vierfache der Fideitommiffe. Nach offiziellen Daten des Herrn Ober-Landforstmeisters Ministerialvat dr Bedő betrugen­ 1885 die Fivettommißgmälder 6.77. Verzent der gesammten Waldfläche Ungarns, die land­wirthschaftlichen Grundstücke verselben müssen also weniger als den Durc­sc­hnitt von 4 Werzent betragen. Daß in Deutschland und Böhmen der mittlere Grundbefis zu Gimftel des Großbefiges oder gar der Fideilommifje seit zwei­ Jahr­­hunderten sich vermindert Hat, muß ich entschieden in Ab­­rede stellen. Ich kenne beide Länder sehr genau. Jn Böhm­en, mo Die Landtafel als Grundbuch Für alle ehemals mit obrigkeitlichen Rechten ausgestatteten Güter seit Jahrhunds­terten besteht, in welcher jede Herrschaft und jedes Gut in seiner vollen Gestammtheit eingetragen ist, auch wenn sein Bei im mehreren Gemeinden liegt, läßt sich leicht ton­stativen, daß die Zahl der Güter nicht abgenommen, sondern si in letter Zeit sogar etwas vermehrt hat, ein Beweis, daß einige Abtrennungen, nicht Zusammenlegungen von Gütern stattgefunden haben. Um darzuthun, daß in­ Ungarn der mittlere Grund­­beiig in seinem Pferzentrag nicht abgenommen hat, habe ich dieselben Zahlen des statistischen Landesamtes bewußt, welche nach dem veröffentlichten Auszug Herr Betjics selbst arm geführt hat und aus welchen dies bei unbefangener Prüfung hervorgeht. Wenn aber diese Zahlen nicht genau sein sollten und die Behauptung des Herren Beljics­ich bestätigt, daß sich der mittlere Grundbesich wirklich vermindert hat, so liegt der Grund wohl darin, daß, bedingt durch die billigen Bodenpreise, große Kapitalien im ungarischen Gütern aus­gelegt und viele davon zusammengetauft wurden. Gegen eine derartige Verminderung aber läßt sich seine gewegliche Maßnahme treffen, als eben die Bindung der Güter an bestimmte Familien. Wenn man auf diese Art ungarische Familien im Besib ihrer Güter und des damit zusammen­­­hängenden Einflusses erhält,­ so ist das unzweifelhaft auch ein nationales Interesse und eine Stage der ungarischen Staatsidee, mögen­ diese Güter im Alföld, der Somogy in Siebenbürgen oder Oberungarn liegen. Ich sehe davon ab, Weiteres über Fideikommiffe zu jagen, denn für Unbefangene genügt­­ es, sich ein Ur­theil­ zu bilden, prinzipielle Gegner aber sind nicht zu überzeugen. Keine menschliche Einrichtung ist ohne Mängel, die Gfter sehen nur diese und ignoriren ge­hen noch so sehr­ überwagen. Zum Schluffe w869te in noch erörtern, ob es dem wirthschaftlichen und for­men Interesse entspricht, wenn der Mittelgrundbefig­ni­ch­ der Einwirkung der Erbgesehe in kleinere und selbstverständlich nach und nach immer kleinere Bestse vertheilt, sofern er aus der Auftheilung der Latifundien Erja erhält, wie Herr Betjics sagt. Bei Allen fragt es sich Hiebei, ob aus den Kindern und Enfeln dieser wohlhabenden Gutsbesiter nach solchen Theilungen zus­friedene Heine Wirthe, und endlich wohlhabende Bauern oder ob Dieselben Teicht so viel verwirthschaften können, daß anzunehmen ist, sie Fünsten in der Regel aus den Latifundien so viel erwerben, um si wieder zu wohl­habenden Gutsbefibern aufzuschwingen. Leider ist dies er­­fahrungsmäßig äußerst selten der Fall; durch fortgejehte Theilung verarmen solche Familien, kommen schließlich ganz um ihren Befis und vermehren das halbgebildete Brole­­taviat, das ein gefährliches Element it. Was niht es diesen herabgekommenen Familien, wenn auch die Familien der Stoßbefiger duch fortgefegte Theilung immer kleiner in ihrem Befiő werden und nach und­ nach ebenso­ ver­­armen und herabfon­men, wie sie selbst.­­Der Fr Diese­ Familien verloren gehende Befis kommt aber selten und zum Heinsten Theil dem­ Bauernstand zugute. “Ein solcher Vorgang kaum daher unmöglich den wirthschaftlichen, sor­­ialen und nationalen Interessen des Staates entsprechen. Endlich möchte ich bemerken, daß die willkürliche Ab­­theilung in Meittelgrumdbefig und Großgrumdbefis, ü­ber 1000 Zoch und unter 1000 Koch, durch nichts begrü­ndet it und den faktischen V­erhältnissen in Feiner Weise ent­spricht. Es gibt Befibe unter 1000 Zoch, die weit mehr werth sind, als andere, die mehrere 1000 och umfassen und Befiber Heiner Gitter, deren soziale Stellung weit über Anderen it, die viel mehr besigen. Jeder Gutsbeftger, gleichviel ob er über oder unter 1000 Boch befist, Hat ein gleiches Interesse an den Wohl des Staates und der Nation, und wenn er ich bestrebt, seinen Einfluß zum Resten der Gemeinde, des Komitats und des Landes, über­­haupt der allgemeinen Interessen einzufegen, so verdient er gleichen Schub und gleiches Wohlwollen von Seite des Staates. Anfang schon bewies also, daß Graf Taaffe den Versöhnungsgedanken jedenfalls etwas ge­waltsam auffaßte und daß er si­cie V­ersöhnung als­ eine Art administrativer Pazifizirung Böhmens durch Nieder­­drücung der Deutschen vorstellte. Die Folge hielt, was der Anfang versprochen hatte. Die diversen Sprachenverordnungen der Regie­­rung, welche das Geltungsgebiet der deutschen Sprache in Schule und die unzufriedenen vorgefunden, die Grechen, exit zufrieden, die Deutschen aber, um sie für den Ausgleich weich zu neten, zur Unzufriedeneit gemacht werden müßten, ehe die Verhältnisse weif zu befinden seien fi­e das Ber­öhnungsunwert. ER Soweit es sie um die Unzufriedenheit der Deutschen handelt, hat Graf Taaffe dies Program­m glänzend durchgeführt. Was er daran zur „Lösung“ übrig gelassen, hat in seiner eben abgelaufenen Session der Böhmische Landtag mit Meisterschaft vollendet,. Die gegen die Deutschen‘ gerichteten Trusbeichlüfse­­ der­­ böhmischen Landesvertretung die, wenn auch auf einem Wnmege beschlossene Subventionirung des­ czechischen Schulvereins ; die, ebenfalls auf einem Umwege­­ bewertstelligte En­ziehung. der Landessubvention für das Neid­enberger Museum, das­ Gefeg betreffend den Sprachenverkehr bei den autonomen Behörden, joipte endlich der dem Landtage vorliegende Gefegentwurf über, die Minori­­täts-Schulen, welcher in erster Linie auf die Verwendung von Landes­­mitteln zur Errichtung czechischer Schulen in deutschen Gemeinden abzielt: alle diese Unternehmungen des Prager Landtages haben eine Währung in der deutschen Bevölkerung Böhmens erzeugt, welche an Berbitterung und Leidenschaftlichkeit allenfalls nur mit der Stimmung aus den Tagen der Fundamentalartikel-Xera zu vergleichen ft. Die täglich ft mehrenden Protestkundgebungen deutscher Gemeinde Vertretungen gegen die Beschlüffe des böhmischen Landtages und die zu gleichem Zivweg in Aussicht genommene Veranstaltung von Massen­­versammlungen sind das sprechendste Zeugniß dafür, daß das deutsche Bolt in Böhmen die Grenze fehlneigenden Duldens bereits zu über­­schreiten im Begriffe und fest entschlossen ist, den ihm aufgedrungenen Kampf mit allen Mitteln der Geffegmäßigkeit, aber auch mit der äußersten Zähigfeit und Ausdauer bis ans Ende zu führen. Prazifizirt sind also die Deutschen Böhmens nie weniger gewesen, als gerade fept. Wie aber steht es um den zweiten Am des Hebel, mit welchen­ das Verständigungswort vom Flede gebracht werden sollte: um die Zufriedenstellung der Gehen ? Auch die Antwort auf Diese Frage kann in den stenographischen P­rotokollen der Prager Landtags- Verhandlungen nachgelesen werden. Die Berichte über die staatsrecht­­liche Adrekdebatte am Beginn und über die Hukdebatte am Schluffe der legten’ Landtagssession führen eine so "Drastische und gemeinver­­ständliche Sprache, daß jede weitere Erläuterung von Ueberfluß wäre. Zu dem alten, etwas veriliffenen Nationalgößen des crechischen Stadts­­rechts ist ein neuer blinfender Hinzugekommen: der Huffitismus. Ein unwesenloses Schlagwort mehr, aber es hat die Wirkung, welche die junge zechtsche Bartei davon erhoffte, in vollem Maße gethan, es hat gezü­ndet ı und den Feuerbrand der nationalen Leidenschaft in Der" csehischen Bevölkerung in­ so hohem Maße gesteigert, dab die Rettungsmannschaften der Negierung, die Altezehen und der feudale Großgrundbesis, außer Stande, ihn zu Leihen, um auf die Rettung ihrer parlamentarischen Habe bedacht sein mü­ssen, weil sie schon heute zu befürchten haben, bei den nächsten Reichsrathswahlen als bettelarme Abbrandler dazustehen. Da ist es denn allerdings begreiflich, daß die Organe der Regierung, von der quälenden Vorahn­ung einer solchen Katastrophe gepeinigt, nun wieder einmal anfangen, nach der Ver­ständigung zu freien wie der Óirjd nach frü­hen Wasser. Und wieder sind es die Deutschen, an die der Hilfs- und Mahnungseuf­gerichtet wird. So auf welchen Grundlagen follen denn sie die Versöhnungsaktion in die Hand nehmen? Als sie vor zwei Monaten sich zur Beiwirkung einer Ausgleichs-Konferenz unter der Bedingung bereit erklärten, daß die Regierung vorher über ihre Stellung zur Frage des czechischen Staats­­rechtes Aufklärungen gebe, da wurde diese ihre Forderung als unstatt­­haft, a limine, verworfen. Seither hat sich allerdings Manches ver­­ändert, aber nicht zu Gunsten, einer Verständigung. An den damals­ geforderten Erklärungen könnten es sich die Deu­tschen heute gar m­it mehr genügen Lassen, selbst wenn die Regierung zu deren Abgabe bereit wäre. Für den Gesammtstaat­­ ist freilich, da die böhmische Königer­krönung cum sua causa heute noch ein frommer Wunsch, ist mie,vor zwei Monaten,­ die Frage eine rein akademische geblieben. Nicht so für die Deutschen in Böhmen. Schreitet der böhmische Landtag auf der von ihm betretenen Bahn weiter, erhalten das von ihm beschlossene Sprachen­ und das zur Beschlußfassung bewilligende Schulgeiet die Sanktion der Krone, und ist die von Mieger beantragte Errichtung einer czechisch-theologischen Fakultät erst einmal Thatsache geworden, dann ist Amt, Schule und Kanzel in ganz Böhmen für die czechtische Sprache erobert und die Deutschen in Böhmen leben thatsächlich unter der­ praktischen Iroingherrschaft des czechtischen Staatsrechts, so daß für sie von ihrem national-provinzialen Standpunkt aus die böhmische Königskrönung v­ieklich bald nur das bedeuten wide, wofür sie der Altezeche Dr. Zuder erklärte, „eine blos firdliche Zeremonie”. Har­­doh Dr. Rieger felbet „die Einheit und U­ntheilbarkeit des Königreiches Böhmen und die sprachliche Gleichberechtigung“ als die­ wesentlichsten Postulate des’czechiischen Staatsrechtes bezeichnet. Indem , also der­ böhmische Landtag die oben erwähnten Gefege beschließt, wird er­ nut nur den staatsrechtlichen P­ostulaten gerecht, sondern er errichtet gleichzeitig Barrikaden gegen die Forderungen der Deutschen, melde nach­ wie vor auf der nationalen­­ Aegrenzung der­­ Bezirke beharren: Im Angesichte von Barriladen aber kämpft man wohl, jedoch man parlamentirt nicht. Und wa auch fände: sic­h die­ Partei, welche den heut­­igen eine Gewähr für die Erfüllung ihrer berechtigten For­derungen geben könnte? Die altezechlichen Abgeordneten sind heute nur noch Mandatare ohne Mandanten, denn die Bevölkerung geht nicht mehr hinter­ ihnen und wilde eine­­ Verständigung mit den Deutschen, welche vor einigen Jahren noch als eine nationale Errungensjaft gefeiert worden wäre, lebt unter dem Banne der jung­­ezehn­ten Agitation als einen Verrath an der Nation brandmarken. Mit dem feudalen Großgrundbefise allein könnten die Deutschen, selbst wenn sie es wollten, doch unmöglich den Ausgleich abschließen, denn ach sie sind durch die Bedingung der Mitezechen auf den Punkt ange­­langt, Heerführer ohne Armee zu werden. Bliebe noch die Regierung. Allein „was diese von der Minute ausgeschlagen, gibt­ ihr die Gmngzeit nicht zurü­c“. Hätte sie, als Herr Mieger no Macht und Einfuß im Lande besaß, als der nationale Befibstand noch nicht so sehr zu Ungunsten der Deutschen verschoben war, mit seiner Hilfe den Ausgleich in die Hand genomm­en, sie hätte ihm zu Stande bringen können. Gegenwärtig it Rieger ein halbtodter Mann, den seine Mitwirktung am Ausgleichswerte uns vor­ der Zeit ganz­ todt machen könnte. So­lt man denn von dem­ Wege der Verständis­gung, fü­r welchen die materiellen und persönlichen Grundlagen fehlen, heute viel weiter entfernt, als man es je unter diesem oder einem früher­­en Ministerium ge­wesen. Böhmen ist,­tatt administra­tiv purifiziet worden zu sein national in­ furgirt an allen Ehen und Enden. Was wirde da der Regierung alle Bereitwilligkeit der Deutschen helfen, dem Nothschrei nach der Verständigung Gehör zu geben? Wie besigt die Macht nicht mehr, die radikalen Strömungen in der czechiischen­ Be­­völkerung einzudäm­ten und den Deutschen jenes unerläßliche Mini­­mum nationaler Existenzmittel zu und zuerstatten, welche ihnen under dacsternreise im Wege von Verordnungen und Landtagsbeschliffen entrissen worden sind. Die Verständigung aber ist eine Nothwendigkeit im Interesse Böhmens, im Interesse Oesterreiche, im Untereffe : der­­ Monarchie, das hat Graf Taaffe jederzeit anerkannt. Die logische Kon­sequenz daraus ergibt sich ganz von selbst.­­Heute Abends fand ein mehrstündiger MisnisiL B­rath statt, auf das nördliche Böhmen Hin­­:­­ die Vorzüge, wenn sie werden, Kurt Graf Zedtwiß. _ " · Dr " + ++ + + Eine deutschäfterreichisce Stimme, Or­iginal-K­orrespondenz 068 „Bester Lloyd“, Wien, Ende November. & Die Zustände in Böhmen treiben einer Entwicklung ent­gegen, welche einer minder leichtlebigen Regierung als der des Grafen Taaffe min endlich doch die Frage nahelegen müßte, ob ihr System nicht bereits hart am Rande des unabwendbaren­ Unterganges­ stehe und ob eine Korrektur­ der großen Neb­enfehler dieses Systems über­­haupt noch im Bereiche der Möglichkeit liege. Die „Versöhnung“ war das Programm, mit welchem vor nun mehr als zehn Jahren Graf Taaffe­rs Amt trat. Versöhnung! Darunter verstand und konnte ja alle Welt nichts Anderes verstehen, als die Ausgleichung der Gegen­­säße z­wischen­ den verschiedenen Nationalitäten, vor Allem aber zwis­­chen den Deutschen und Erechen in Böhmen, denn hier zunächst lag damals seit zwei Jahrzehnten der unwunde Bunt der österreichischen Staatskunst. Böhmen bildete nicht nur die Schalammer, sondern auch die Burlverkammer des Reiches, von welcher gegen alle Regierungen Oesterreichs vor und seit dem Duralismus unausgeregt Minen auf­­flogen. Das Vorhaben des Grafen Taaffe, dort den Zündstoff weg­­zuräumen oder doch möglichst zu vermindern, wäre daher seinerzeit roohl­ang von den Deutschen mit etwas weniger Mißtrauen aufgenommen worden, wenn es nicht vom Hause aus mi einer Miederrumpelung der Deutschen begonnen hätte. Der : "­­ — Der Minister des Innern, Graf Géza Tele­ki, wird sich, wie „D. Ért." mittheilt, bei der Verhandlung eines Budgets, das wahrscheinlich von am­ nächsten Montag auf die Tagesordnung gelangt,­­ über die Verstantlichtu­ng der Verwaltung, sowie über die in Aussicht genommenen Bermwaltungs-Reformen überhaupt äußern. — Wie „M. A.“ aus Tonpetenter Ouelle erfährt,­­ soll der Kultus und Unterrichtsminister in Angelegenheit der unberechtigten Zaufhandlungen, welche dem katholischen Klerus so viele Une... annehmlichkeiten bereiteten. Dennächst eine Verordnung erfüllen, um­­­­ .:

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