Pester Lloyd - Abendblatt, November 1890 (Jahrgang 37, nr. 252-275)

1890-11-21 / nr. 268

Budapest, 21. November. = Der Führer der irischen Nationalpartei Charles Stewart Parnell erachtet seine Stellung dur­ den Ausgang des Ehebruchs-P­rogesses, welcher seinen Charakter so schwer belastete, nicht erschüttert. Er betrachtet sich nach wie vor als Führer der irischen Nationalpartei und hat dengemäß an die Mitglieder der Partei vor dem Zusamm­en­­tritte des Parlaments die übliche Einladung erlassen, sich um ihn zu schaaren. Der Prozeß war einer der gemühb­­am­ Skandalprozesse, wie ‚sie zur Feststellung eines triftigen Scheidungsgrundes in England nicht ‚selten­ sind. PBarnell selbst und sein Opfer Madame O’Shea hatten sich nicht gestellt, das Beinweisverfahren wurde aber durch­ den Kläger Kapitän O’Chena und duch eine Reihe von Zeugen so vollständig geführt, daß der Richter zum Schluffe in seiner Nede an die Geschwornen ausdrücklich erklärte, es könne über die Schuld der Gefragten nicht der geringste Zweifel bestehen. Im einer ähnlichen Lage wie Parnell sich gegen­wärtig befindet, hat sich einer der Führer der liberalen Partei, der vormalige Minister Charles Dilfe, vor etlichen Jahren befunden und der Schuldspruch, der aus ähnlichem Anlasse über ihn erging, hat ihn gezwungen, si­e aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen. Er hat nunmehr seinen Raum und seine Gelegenheit zur Bethätigung seiner hervor­­ragenden politischen Qualitäten, als höchstens hie und da in der Veröffentlichung eines politischen Auftages in einer oder der anderen der gelesensten Monatsschriften. Parnell entschließt sie nicht so Leicht, zu resigniren, und das wird ihm von der konservativen Presse sehr übel vermernt. Man muß nicht annehmen, daß dahinter nur politische Heuchelei stehe, oder etwa das Bestreben, das Mißgesc­hc eines Gegners politisch zu fruktifiziren. Die Entrüstung über den Ehebrecher ist in England eine ganz aufrichtige, zumal wenn derselbe in einer Stellung it, die ihm in moralischer Hinsicht höheren Anstand und Würde zur Pflicht macht. Allerdings hat es auch in Eng­­land hervorragende­­ Staatsmänner gegeben, "Die gesündigt haben wie Herr Parnell und darum Dod­ für den öffent­­lichen Dienst nicht untauglich erachtet wurden. Auch von den militärischen und maritimen Heroen Englands, von jenen großen Anwälten sind manche in diese Kategorie einzuweihen. Aber es geht doch nicht an, das Verhalten von Männern wie For, Melbourne oder Nelson mit jenem Parnell’s in Parallele zu stellen. Ein bekanntes Wort Burke’s lautet, daß das Laster die Hälfte seines Möbels verliert, wenn es seine Gemeinheit aufgibt. Vom Standpunkte der Moralisten bleibt das Laster immer Laster , aber der Stand­­punkt der Politiker, der Männer von Welt, ist ein anderer. Sie sehen vor Allem darauf, was geziemend und äußerlich zulässig i­ bei Männern, die eine hervorragende Position im öffentlichen Leben einnehmen und die verpflichtet sind, nu­ blos ihre eigene Würde, sondern and Die Der großen politischen Vertretungstürper, welchen sie ang­e­hören, in Betracht zu ziehen. Im diesem Belange hält der , Standard" auf Grund der Ergebnisse des jüngsten Prozesses dem Führer der irischen Nationalpartei ein schweres Sündenregister vor. In der That zeigt sich Herr Parnell im Lichte Dieses Prozesses durchwegs nur in Positionen, die entweder lächerlich, oder entwürdigend sind. Wir sehen ihn durch Hinterfenster entweichen, ‚auf Leitern heimlich von Balkonen herabsteigen, falsche Namen an­nehmen und­ überhaupt Dinge durchmachen, wie man sie sonst mit dem Helden einer Posse auf dem Theater passiren läßt. Auch sehen wir, was ernster zu nehmen, bei ihm niemals die Spuren eines Bestrebens, die Reputation der Dame, die sein Opfer geworden, zu retten, oder zu schonen. A die jämmerlichen amd­schäbigen T­äuschungen, die auf­­gewendet werden, um eine Entdeckung duch den Ehegatten zu verhüten, werden offen vor dem Dienstpersonal prak­­tizier und Köchin, Stubenmädchen und Kutscher sind in vielen Fällen unfreiwillige Zeugen der galanten Aben­­teuer des Führers der irischen Nationalpartei, meld) legtere sich oft gerühmt hat, die Hinterin häuslicher Moral zu sein. Ein Mann von ernsteren Grundlagen und größerem Ehrgefühl würde Die Frau, Die das Opfer jener Verführung geworden, aus dem Hause ihres Gatten ent­­fernt und alle Konsequenzen, die Darans entstehen mochten, auf fi genommen haben. Barnell aber 309 Vortheil ans Dent Vertrauen, das der Parteigenosse, Kapitän O’Shea, in ihn, um den Parteiführer, geießt; er machte sich die Gast­­freundschaft des Gatten zumunge, um D dessen Fran’ zu verderben. In dem ganzen DBerfahren steh­t so viel Niedrig­­keit und Gemeinheit, daß man wohl begreift, wie der Sohn der Madame O’Shea, ein siebzehnjähriger Züngling, dazır kommen konnte, in einem Briefe an seinen Vater zu schrei­­ben,­­daß er, als er „von elenden Schurken“ im Gespräc mit seiner Mutter fand, Luft hatte, auf ihn „loszugehen und­ ihn­­ niederzuschlagen“. ener Zug. von­­ Nobleffe, Galanterie, Nitterlichkeit, der font derartigen Abenteuern einen Schimmer von NRomantis gewährt, fehlt hier gänzlich. Und don ist der politische Fanatismus unter den Anhängern der­­Homerile-Bartei so groß, so sehr alle anderen Empfindungen überwiegend, das Barnell mit Grund auf die Nachsicht seiner Bartei rechnen darf. Die englischen Anhänger der Homerile sagen: „Varnell ist kein Engländer, er ist ein Irländer und nur vor seinen Lands­­leuten verantwortlich. Uns geht sein Privatleben so wenig an als das Privatleben Carnots oder Waddington’s." Und die Seländer, die sonst häusliches Leben und häusliche Sitten 10 hoch halten ? Auch sie fangen an, si mit dem Falle ab­­zufinden und ihm die besten Seiten abzugewinnen. Sie loben es, daß Parnell sich vor Gericht nicht gestellt und damit der Nöthigung entgangen, auf der Zeugenbank zu leugnen, was die Jury nachher etwa für richtig befunden hätte. Und in zweiter Reihe erinnert man sich im katholischen Irland, daß Parnell ein Protestant it und man jagt Halb im Scherze, aber auch halb im Ernst, daß die Affaire allerdings shocking it, daß man aber von einem­­ Protestanten nichts Besseres erwarten künne! » = Der wolfewirthschaftliche Ausschus Des Ab­­geordnetenhauses wird am 24. November um 5 Uhr Abends den Gelegenuuwurf über die Arbeiter-Kranken­­versicherung in Verhandlung ziehen. — In der­ am­­ selben Tage um 4 Uhr stattfindenden Situng des Inkompatibilitäts- Ausschusses wird die Angelegenheit des Abgeordneten Desider Sigmon­d fortlegungsweise verhandelt werden. der P­rovinz A Fr. in allen Berfehlerploraten.­ zzz · · . . - - . =Das Amtsblatt veröffentlicht die folgenden allerhöchsten Entschließungen: Arthorschlag sei eines mit der Leitung des Ministeriums des Innern betrauten­ u ungarischen Minister-Präsidenten enthebe ich den Geheimen Rath PaUthibicza,auf dessen eigenes Ansteehen und unter Aufrechterhaltung seiner Pensionsansprüce, seiner­ Stelle, als­­ Obergespan des Trencsiner Komitats und ernenne zugleich den Vize­­gespan des Trencsiner Komitats Eugen MarjooBin zum Ober­­gespan dieses Komitat. Gödöök[ ], 11. November 1890. Stanz Iofer m. p. Graf Lulius Szapári m. p. Huf Borihlag Meines ungarischen Ministers um Meine Berson verleibe Sch dem Geheimen Rathe und Mitgliede des Magnaten­­bauffes Raul Kubicza, aus Angas seiner selbsterbetenen Ent­­hebung von der Stelle eines Obergespans des Trenesiner Komitats, in Anerkennung seiner in dieser Eigenschaft geleisteten treuen und ausgezeichneten Dienste, das Großkreuz des Franz-Sofer-Ordens. € 55 5II­ ő, 15. November 1890. Franz Sofei m. p- Baron BleOre3ym.p. aus dem Reichstinne. Der heutigen Wegtaufungs­debatte im Ab­­geordnetenhause ging eine erregte Szene voran, melde: damit begann, daß der Präsident dem Abgeordneten Ho­c für dessen geitrige Ausfälle auf die Bischöfe eine Minge entheilte, worauf Hoc sich darüber befragte, daß ihn die regierungsfreundliche Breite in nicht qualifizirbarer Weise angegriffen. Auch der Kultus­­mini­ster selbst nahm die Gelegenheit wahr, um auf den klaren Sinn seiner vielfach mißdeuteten Bemerkungen über die Haltung des Griffopats in dieser Angelegenheit Hinzuweifen, worauf der Redakteur ‚de3 „Nemzet“, Edmund Gajari, über dessen Kritik Hod sich eigentlich beklagt hatte, denselben an das P­reßgericht verwies, meldhe ruhige Entgegnung in einigen Bänden der Linien einen merkwürdigen Spertafel verursachte, zu dessen Charakterisirung die Bemerkung ge­­nügt, daß sich Herr Sigismund Göntär an der Spite der Entrüsteten befand, der denn auch vom Präsidenten ganz besonders zur Ruhe ver­wiesen werden mußte. “­­ Die Debatte selbst wurde von dem kriegmürdigen Herrn Ko­me­lóffo mit einem recht Turiosen Angriffe gegen den Rultau­s­minis­ter eröffnet, mas gegteren veranlagte, einen Bafsus aus der Busdrift des Fürstprimas zu verlesen, aus welchem hervorgeht, daß die dogmatischen Bedenken des Epistopat3 mit der Matrikel­­führung selbst gar nichts zu thun hatten. Nach der summarischen Ab­­fertigung Komlösig’3 folgte eine glimpfliche Zurückmessung der Argu­­mentationen Györffy’s und eine geradezu prächtige Abkanzlung H0d’3, welche von der überwiegenden Majorität von Abjas zu Abjas mit stürmischen Zustimmungskundgebungen " begleitet und am Ende­­ mit nicht enden wollenden­­ Ovationen aufgenommen wurde. Nun sah sich Bela Grünwald veranlagt, dem dicht befeßten Haufe­ zu erklären, warum­ er den Beschlußantrag Sziwal’s nicht annehme, trog dem­ er mit dessen einzelnen, drei Punkten überein­stimme.­. Er könne, nämlich die Ministerialverordnung, , wenn sie auch gejeglich, nicht für grieddienlich halten, meint dieselbe anerkanntermaßen undurchführbar ist.. Im weiteren Verlaufe seiner Mode die vitale na­tionale Tragweite der Schaffung eines einheitlichen Eherechtes ber leuchtend, kam Grünwald dann auf die Nothmendigkeit der Aufnahme der Juden in die christliche Familie zu Sprechen, melde Nothmendigkeit er mit der geänderten mirthichaftlichen und sozialen­­ Stellung der Juden zu ermeisen bestrebt war. Zum Schluffe erklärte fi) Dee Mebner deflamirte $ 0 IL 6 ‚seine Gegengründe : Nach einer Pause gegen den FedersEtlaß,den er als den Ausfluß vielfacher jtwistische­r und materieller Irrthümer hinstellte.Mit großem Aplomb hingegen für den Antrangänyi’splaidirei1d,wurde er von seinen Signachbarn lebhaft beglückwünscht. Auf der anderen Seite entwickelte sodann seinen besonderen Standpunkt dem Feber-Erlaß und dem Szkvakschen Antrage gegen­­über Johann A Sßbóth, der­ in­­ aufmerksam angehörter Nede der Abänderung des 8:12 des 1868er Gefeges im freiheitlicher Rich­­tung das Wort redete, worauf die Debatte um 2 Uhr. auf morgen vertagt wurde, . Borgemertz. blieben noch je Redner, darunter B­olónyi und Apponyi, meld. Legterer sich während der Rede Naboth's aufzeichnen ließ. 3 . e Präsident Mégy eröffnet die Situng des Abgeordneten­­hauses: nach 10 Uhr: — Schriftführer: Esterházy, Széll, Balogh. — Auf den Minister-Fantenils:: Graf­­ Szapáry, Graf Gsaty, Szilágni : jingsten Lisung mird: verlesen: and Das Brotofoll der anibentizirt. RBresidentz Geehrtes Haust Che mir zur­­ Tageordnung schreiten, habe’ich, als der Präsident des Hauses, eine Bemerkung zu machen. (Hört! Hört!) Gesiern war es mir unmöglich, in dem großen Lärm, die Erörterungen des Herrn Abgeordneten Hod auszunehmen, in denen er den ungarischen katholischern Gpislopat angegriffen hat. (Rufe-Sinis : Er hat ihn nicht angegriffen!) In diesem­­ Hause fann man im Allgemeinen, insbesondere wenn der Medner sich von Der Präafidententribune abmendet, nicht verstehen, was der Redner pricht, und so habe 10 den größten Theil der Mede des Abgeordneten­­ Hod­ikon in Folge dieses Umstandes und wegen des großen Lärms nicht gehört. Heute kann ich jedoch seine Erörterungen nur ohne Bemer­­tung lassen. (Bewegung.) Wollen Sie nicht glauben, hab ich, etwa eine Banegyrit auf den Gypilfopat sprechen wils (Heiterkeit Iinis; großer Lärm), Ddessen bedarf der Gpilfopat nicht. Darüber steht er viel­ zu hoch; sein P­atrio­­tismus findet die Anerkennung in der Verehrung, welche ihn umgibt. 39 mill hier nur den Umstand zur Sprache bringen, daß .es über­­haupt nicht gebräuchlich ist, im Abgeordnetenhause Fene­r anzugreifen,­­ die nicht Mitglieder des Hauses­ sind, insbesondere tt es nicht üblich, , Korporationen hier anzugreifen, die Mitglieder des Magnatenhauses aber ganz und gar nicht. Denn mohin würde es führen, wenn im Abgeordnetenhause die Mitglieder des Magnatenhauses und im Magnatenhause die Mitglieder des Abgeordnetenhauses angegriffen würden. Ich bin daher gezwungen, dieses Vorgehen des Herrn Abge­­ordneten Hoch zu mißbilligen. (Zustimmung rechts. Widerspruch und großer Lärm links.) Johann Hock(in persönlicher Sache):Geehrtes Hau­s!Was in den Worten des Herrn Präsidenttetx an Ermahnuung enthalten ist, nehme ichsachtungsvoll zur Kenntniß;da abeer in diesext Worten­ mir auch eine solche Sache im­putirt wird,die nicht im Geringsten in meinerselbsicht gelegen,will ich eine kurze Bemerk­ung daran knüpfen. (Hört!links-)Ich habe über»den Episkopat...1 weder die­ Ch­i­­zeln’en,noch die Korporation betreffend,eine­ Meinung geäußert. (Lebhafte 811 stimm11 ng auf der Lisnken HB3«i.der-spr1­ ch)rec­)ts.)In meiner Rede bin ich einfach von ders Atsfassung ausgegangen,daß, wenn es wirklich­­th ist,daß der Episkopatei11 so zweideutiges Vorgehen befolgt,auch wir ein Rec­)t l)aben,so vorzugehen,wie wir vorgel­ en.—Diese meine Bemerkunt getz habe ich jedoch an die Prä­­missen geknüpft und auf jenen Grundlagetk auf gebaut,welche der Herr Minister in seiner Rede niedergelegt hat­(Lebhafte Zustimmung auf der Linken.)Wenn somit meine Worte etwa dir letzte des ent­­hielten,war diese Verletzung nicht meine Absicht,­sondern blos eine Variation jenes Themas, mit welchem der Minister einen Tag, vorher d­ai Rede sich beschäftigt hat. (Lebhafte Zustimmung. auf der unten.) Das­ geehrte Haus wolle mir nun noch eine Bemerkung ges­­tatten, welche rein persönliger Naturr ist. (Hört!) Sch­ faffe, geehrtes Haus, meinen Abgeordnetenberuf so auf, daß ich nicht bloß aus per­sönligen Nachsichten genöthigt bin, v denselben zu fügen, sondern vornehmlich aus dem Gesichtspunkte der Wü­rde jener Stellung, die ich einnehme. (Lebhafte Zustimmung auf der Linken.) Die Würde­­ des Abgeordneten halte ich für­ einen Gemeinschas, welchen zu schüßen das Haus Grund und das Recht hat (Zebhafte Zustimmung auf der Rinsen) ; besonders dann, wenn diese Wü­rde in einer solchen Person angegriffen wird, welche vermöge ihrer amtlichen Stellung nicht in der Lage ist, Dieselbe auf ritterlichem Wege zu schüren. (Lebhafte Zustim­­­mung auf der Linien; Bewegung rechts.) Und nachdem die geehrte regierungsfreundliche Freie fi in die Kritik solcher Dinge einläßt, die nicht blos meine Rede betreffen, sondern auch so unritterlich it,­­ mich in meiner Abgeordneten-Eigenschaft und in meinem Charakter anzu­­greifen, welchen ich aus Nachsichten, die sich aus meiner Stellung er­­geben, nur hier vertheidigen kann, erkläre ich, daß dies nicht mehr Barter-Eifer ist, auch nicht der Dienst irgend einer politischen Richtung, sondern etwas, wovon ich meine eigene Meinung habe. (Lebhafter Beifall siniS; Bewegung rechts.) Präsident. Der zweite Theil der Nede des Herrn Abgeord­­neten, derjenige nämlich, welcher sich auf­ die Presse bezieht, gehört, glaube ich, auf ein anderes Gebiet, al zu den jesigen Berathungen des geehrten Hauses, weshalb ich Denn Diese Angelegenheit hiemit für erledigt erkläre. Kultus- und Unterrichtsminister Graf Albin Csatyg : Geehrtes Haus! (Hört! Hört) Im Laufe der Debatte werde ich jedenfalls noch Gelegenheit haben, auf jene Bemerkungen zurückzuformen, welche von einzelnen Abgeordneten gegen meinen Standpunkt vorgebracht w­urden. Wenn ich fest das Wort nehme, so zwingt mich dazu nur die soeben vernommene Aenkerung des Herrn Borredners. Der geehrte Herr Abgeordnete hat schon im Verlaufe seiner gestrigen Nede und je&t wieder gejagt, meine Erklärungen und in Diesem Hause gemachten Mitteilungen , hätten ihn g­endhdigt, den­ Erlass es entschieden bekämpfte,aber,s kein Einziger,welcher ein Dogma Spiffopat fo zu charatterisiren, wie er es­­ gestern, gethan.. Ich weiß nicht, geehrtes Haus, wie der Herr Abgeordnete dies zu bemeisen wers ‚mag, ich bin jedoch in der Lage, das Gegentheil davon zu wissen. Wollen Sie sic an das zurückerinnern, mas ich mit Bezug­ auf. Diese Ange­legenheit gesagt habe. Ich habe lediglich den Thatbestand in uarerer Meile dargelegt und dabei . Feinerlei Verdächtigung, Anschuldigung, Smeidentigkeit, Unverläßlichkeit , oder Mangel an­­ Verläßlichkeit ere mähnt. (Lebhafte Zustimmung rechts.) Mit denselben Worten kann ich es wiederholen ; ich sagte, daß ich «mit kompetenten Organen, mit Katholiken und Nichtkatholiken ‚konferirte, daß unter: denselben, — dies bemexte ich — Fein Einziger michh zu ‚dem Erlaffe ermunterte; es gab ‚unter ihnen Solche, die mehr minder­­ Skrupel hatten, insgesammt mar nur ein Einziger unter ihnen, welcher die Hinausgabe des ewähnt hätte. (Zustimmung rechte.) Ich meik und verstehe daher nicht, wie man aus meinen Worten herauslesen konnte, als hätte ich mit Bezug auf jene Bischöfe oder auf den Cpiffopat­ gesagt, daß sie zweideutig vorgegangen wären. Wenn von einer Deutung überhaupt die Rede sein kann, so ließe sich nur sagen, daß sie eindeutig vor­­gegangen sind. Diesen Worten­­ habe ich nichts­ hinzugefügt, und ich glaube nicht, daß sich aus diesen Worten überhaupt die Schluß-­folgerung ziehen läßt, die der Herr Abgeordnete aus denselben ge­­zogen hat. (Lebhafter Beifall rechts.) Edmund Gajak­: Geehrtes Haus! Ich glaube, der Herr Abgeordnete Hodh hat die Prefse aus dem Grunde vor das Abgeord­­netenhaus gebracht, weil zufällig in jenem. Theile der Breffe, in der­ em gestern seine Rede in entsprechender Weise gewürdigt wurde, auch ein Faktor seinen los hat, meldet zufällig auch Mitglied dieses­­ Hauses it. Seine Reflamation kann kaum einen anderen Sinn haben, da die Angelegenheiten der Presse do­­chmerlich vor den Richterstuhl dieses Hauses gehören. (Zustimmung rechts.) ch ergreife daher nur ‚aus dem Grunde und zwar mit ganzer Objektivität das Wort, damit es nicht den Anschein habe, als mollte ich vor seiner Neußerung ‚den Rückzug antreten. (Bestimmung rechts) Der­ Herr Abgeordnete ver­­übelt es der regierungsfreundlichen Breffe, daß sie sich mit feiner Rede und feiner­ Wirksamkeit in einer Richtung beschäftigte, welche Nichtung ein­ schlechtes Licht auf ihn wirft, und er sagte, über dieses­ Vorgehen habe er sein eigenes Urtheil, weil der Betreffende, welcher über ihn die Kritik übte... « « »Johat·anock:Das ist keine Kritik,es war sein persönlicher Angriff.(Sturmisch­ e Zustimmung links­)­­" Edmund cvajck­i(fortfahrend):...invorm­einwissen .k0«UUke­,dckß,sich Herr Johann Hock in Folge seines geistlichen Standes keine ritterliche Sattsfaktion nehmen kann. «·" ···s· Sohann Hodz Das it Feigheit! (Lärm rechts ; Zustimmung in : . Edmund Gajáki : Die Kritis­­ ist auc, dann Aufgabe der Presse, wenn sie eventuell mit derselben auch ‚Solche ‚peinlich berühren ‘muß, die zur ritterlichen Gatisfartion absolut unfähig sind. . · Die·Thatsache·rtdek Vergangenheit·haben dies erst jüngst Prederberatefen.Dies hatzn die Presse nicht abschrecken,Kritisc YbenSolchen·gegenü­ber,die vermöge ihrers Geistlichens Stellung nicht In der Lage stanjch cmfs ritterlichem Weges Genugthuung zu holen. Denn·dieSa·trsfak·tron auf ritterlichem Wege ist nichts die einzige­­ Art, sich Satisfaktion zu verschaffen. Wenn­ die­­ fompromittitenden Dinge, welche geschrieben wurden, nicht wahr­­ sind,; dam­ it der De: Abgeordnete nagy dem Wreßgeiege berechtigt, ‘am betreffenden Sorte fich Genugthuung zu holen. (Langanhaltender Widerspruch und ‚Lärm auf der Zinten.) Der betreffende Artikelsschreiber, fann ganz und gar nichts dafür,­­ menn in jenen unz­weifelhaften­ Thatsachen, ‚die er zum Gegenstande ‘der Kritik machen mußte, die­ Ehrunwürdigkeit, des geitlichen Zalars, mit dem Charakter des­­ betreffenden Individuums an Konflikt geräth. (Zanganhaltender großer Lärm links und auf der äußersten Linien.) "— jedenfalls,eine Kritik zu giben.A,1·tc·h·sic·h­abe es,oft erfahren,daß man Präsident-Geehrteshaus«! Die Aufgabe der Presse At 8 über­ michh Kritik übt und ich dulde. e3 “gerne. · Mögen auch die HerxenAb­­geordneten,t·hreAngelegenheiten-Jetzt·der Presse iree der Presse au·stragen,«sich aber mit ihnen hiert­i·­Hause nicht beschäftigen.(Lang· anhaltender Lärm auf der äußerten Linien. Csatár spricht _fort­­während mit lauter­ Stimme.) Den Herrn ‚Abgeordneten Csatär "er übergehen. ·· fudge ich, aber, er wolle sch­weigen,­­ da- mir. jet. zur, Tagesordnung ' ·.«H·;eraufs wird die Pera-Wang­ des Busdgets des »Mi­ nt«tte,rrums«.sü·r«Ksusl»ts’u-s-uns-d-U,n«t"erst’i·ch­ t9«so"et­­gesest—«.««..d"«..«· ae Franz stomb­ffb Sucht dem Kultusminister gegenü­ber nachzu­­­weisen, daß sein Grlaß gegen­ die Dogmen der katholischen Kirche, ver­­stoße;­der Minister mußte davon aus dem Schreiben des Fürstprimas Kenntniß haben und wenn er dennoch behauptet, der. Opistopat habe im dem Ersasse seine Kollision mit dem­­ Dogma­­ erblidt und wenn der­­selbe in seiner Nede dennoch das Gegentheil behauptete, so bedeu­tete dies nur eine Verdrehung der Thatjachert: Nedm­er will dann nach­weisen, daß das Verhalten des Kuratklerus in diesen Falle vollkommen forreit geriesen. Der Minister müse jenen Erlag im­nteresse des Landfriedens abändern, z. B. sollte in den Mattifeln die Religion der Kinder von im Milchehe lebenden , Eltern gar mit ersichtlich gem­acht werden, so daß der Gemissenszwang­­ für die­­ katholischen Matritelführer­ ganz entfiele. Er reicht auch einen Beichlußantrag in diesem Sinne ein.­­— Minister Graf Albin CSAtV : Geehrtes Haus! (Hört! Hört!) Mit pflichtgemäßer Geduld mollte ich­ die Diskussion bis zu Ende abmarten, um dann auf jene Argifrente zu reflektiren, welche gegen meinen Standpunkt vorgebracht werden, und nothmendigen­­ Falles, den Standpunkt nur noch­ zu festigen, an­ welchen. ich­ stehe­n und, welchen ich jüngst mit ganzer Offenheit, vor den " geehrten Haufe darzulegen die Ehre hatte. Allein, geehrtes Haus, nach dem, was der Abge­­ordnete Komlófin fest gesagt, kann ich’ nicht mehr warten. Wenn der Privatm­an­n das Recht hat, auffeite Ehre besonders eifersü­chtig und­ empfindlich zu sein, dann hat dazu­­— weil er auch seine Pflicht ist — ein­ Doppeltes Recht der Minister, "welcher in­ seiner amtlichen Stellung auch mit seinem Charakter Stand halten muß. (Lebhafte Zustimmung.). Wenn daher der Herr Abgeordnete mit dem „Magyar "Allam" — nicht mit unserem ungartigen Staate, fordern mit­ seinem „Magyar Allam" — sic) allitrénd (Lebhafte Heiterkeit), mir nachweisen will, daß ich missentlich eine Unmehrheit behauptet habe’ (Bewegung),­­ dann, geehrtes Haus, fann sich es nicht­ zugeben, daß das Haus auch nur einen Augenblick lang unter dem Gindrude dieser Aeulie­­rung stehe. (Lebhafte Zustimmung: Nufe: Hört! Hört!) Wiederholt habe ii­­eg gesagt, in meiner jähaften Rede und aug heute, daß bei seiner­ einzigen Gelegenheit vor“mir mit Bezug auf­ die Matrizeln ein Dogma erwähnt wurde und dem gegenüber sagt der Herr Abgeord­­nete: siehe, der Herr Minister hatte das an den Minister Trefort gerichtete Schreiben des Fürstogtu­ms, im Händen, in welchem deutlich auf ein „Dogma Berufung“ geschieht, der Minister habe dies abge­­leugnet, der Minister, habe die Same ‘gedreht und :gedeutelt. Nun geehrte3 Hans, ich bin sein Freund der ndisfretionen ; bisher habe ic) die Diskretion in jeder Hinsicht.. bewahrt, wenn aber der Herr Abgeordnete mich provozirt, it es auch­ meine Pflicht, dieses Gebiet zu betreten. (Hört !’Hort !) « Hier, geehrtes Haus, ist der Brief, auf den er sich berufen hat; gestatten Sie, daß ich den hierauf­ bezüglichen Baffus verlese und wollen Sie dann daraus beurtheilen, ob ich oder jemand Anderer eine Unwahrheit behauptet hat? (Hört!) Der Baffus lautete (der Minister hieft) : „Diese Ministerialverordnung habe ich mit den Bischöfen zum Gegenstand eingehender Berathungen gemacht und mir sind zu der Ueberzeugung gelangt, daß mir ungeachtet der hingeben­­den Verehrung, mit welcher­­ wir alle Verordnungen der hohen Regierung zu empfangen pflegen, in Diesem alle unserem­ eigenen Gewissen Zwang anthun müßten, wenn wir bei Mit­­thbeilung der obigen Regierungsverord­­nung den unserer kirchlichen Behörde unterstehenden Gees­t forgern nicht zugleich jene in den Dogmen der katholisc­hen Kirche­ wurzelnden und eben deshalb durch uns, unter feinen­ Umständen, abänderlichen Tischlichen, Gesichtspunkte ans Herz legen würden, auf welche ‚die Seelsorger angesichts einer so strengen und — wie: 3 haben werde — in­ a unseren vaterländischen Gefegen nicht enthaltenen Verfügung der­ Taufe der aus denselben stammenden Kinder. werden achten, hohen Regierung bei Schließung der gemischten­­ Ehen und der müssen.“ un, geehrtes Haus, mo ist hier das Dogma, welches gegenüber der Regelung der Matrikeln vorgebracht wurde? (Zustimmung rechts.) Sagt der Primas hierin nicht, Daß. die Verordnung. der. .niedern . Beu­tlichkeit hinausgegeben werden kann, ebet a es dabei seine Pflicht i­, dieselbe darauf aufmerksam zu machen, wie sie­ bei der Schließung­ von Wiichehen und bei den Taufen vorzugehen habe. (Zustimmung rechts.) Dies bewegt sich auf einem ganz anderen Gebiete und stimmt­ nit im Geringsten mit dem überein, was der­ Herr Abgeordnete gesagt­ hat. (Lebhafte Zustimmung.) Und der Herr Abgeordnete geht noch weiter, indem er wieder­­holt, was ich schon seinerzeit gehört habe, daß nämlich der Minister mit Umgehung der firdligjen Oberbehörden über die Führung der Matrizeln verfügt hätte, während doch nach dem bisherigen Vorgange stets im­ Wege der kirchlichen Oberbehörden Verfügung geschehen it. Geehrtes Haus! Auch dies entspricht nicht der Wahrheit, denn der Erlaß wurde an die Vernwaltungsorgane, zu gleicher Zeit aber auch): an die firchlichen Oberbehörden gerichtet; an die Verwaltungsorgane natürlich aus dem Grunde, weil in der Verordnung ihre Funktion in Betreff des Verfahrens fetgestellt ist, an die kirchlichen Oberbehörden zu dem Zmede, daß sie die Verordnung den betreffenden Seelsorgern übermitteln. Zu gleicher Zeit wurde somit die Verordnung an beide die kirchlichen Oberbehörden hatten somit zu der=. Behörden erlassen; " selben Zeit Kenntniß_hieven, als sie Den" Bermwaltungsorganen zur Kenntniß gelangte. (Lebhafte Zustimmung.) Der Herr Abgeordnete Györffy hat mit einer fast erschrechenden Argumentation nachzumessen gesucht,­ daß es, nachdem der 6.9. LI. 1863 seine Sanktion erwähnt, far sei, die Geießgebung habe eg ge " ‚münicht, daß die im Gefege enthaltene Disposition nicht durchgeführt werde. Er hat nachgewiesen, der Gejegartikel habe den Willen der Eltern nicht einschränzen­­ wollen und hat hieraus natürlich den Schluß gezogen, der Minister habe gegen das Geseß gehandelt, indem er eine strafrechtliche Sanktion statuirte. Aus dieser Behauptung des deren Abgeordneten könnte man — in einfachen Worten ausgedrückt — den Schluß ziehen, Daß die 1868er Gereggebung, indem sie den &.­X. LIU schuf, etwas Anderes wollte, als mas sie sagte (So it’ ! rechts), sie habe große Prinzipien als Blendewert hingestellt (Beifall­­ rechts), mit der Absicht, sie nicht zu vollziehen. (Beifall rechts.) Mit Berlaub : „einer Geieggebung eine solche Breideutigkeit zu imputiren, it Die größte Infulte, Die man ihr ins Gesicht schleudern . tann. (Lebhafter Beifall. rechts.) So will meine Meinung darüber sagen, weshalb die Spiet­­gebung eine strafrechtliche Sanktion nicht für nöthig en­thört ! Hört!) Deshalb nicht, weil sie die von ihr festgestellten Prinzipien für 10 erhabten, so wahr, so unanfechtbar hielt, daß sie überzeugt war, die wahre christliche Nächstenliebe werde sich derselben überall unterwerfen. (Lebhafte Zustimmung rechts.) Sie hat es ferner deshalb nicht gethan, weil sie es nicht für geziemend, nicht für würdig hielt, der Verkündung ls großer, erhabener ‚ Prinzipien gleich die fleinlichen polizeilichen ‚Verbote und­ Strafen folgen zu lassen. (Lebhafter Beifall Rechts). Sie hat es endlich deshalb nicht gethan, weil sie mußte, daß das Land eine verantwortliche Negierung habe, welche die zum Vollzuge des Geieges nothmendigen Berfügungen zu treffen weiß. (Lebhafter Bei­­fall rechte). Der geehrte Herr Abgeordnete erzählt uns dann seine Ansicht über das natürliche Recht der Eltern in Betreff der Wahl der Reli­­gion und­ der Erziehung ihrer Kinder. Später sagt er, wenn wegen der Wegtaufung jemand bestraft werden muß, so sollen die Eltern bestraft werden, die ihre Kinder zur Taufe bringen, nicht aber der Seelsorger, der mit der Taufe nur seine Pflicht erfüllt. Mit Berlaub : ich hab­e die Berufung auf das natürliche Recht — aufrichtig gesagt — für eine leere Phrase (So ist’s­ recht),­­ und zwar deshalb, weil ich in der staatlichen Rechtsordnung, in den durch die gesellschaftlichen Regeln geschlossenen Lebensformen, wohin ich auch bilden mag, immer ‚und­ überall nur die Einschränkung des Naturrechtes sehe. (So ist’ä.! rechts.) Das Naturrecht it vornehmlich ein Medgt des­­ Gtürferen über den Schwäceren. (Zustimmung- reits; lebhafter Widerspruc auf der ‚äußerster. Linken. , Eine­­ Stimme: Das­­ Faustrecht­­ ist Fein -Naturrecht.) Gottlob, daß dieses Naturrecht aus dem Staatlichen und sogialen Zeben sogusagen ganz ausgeschlossen ist. ‚Nehmen ir das väterliche Recht. sit, Ddasselbe nicht vornehmlich­­­ ein Naturrecht und ist es nicht Durch unsere Gefege vielfach beschränft?­­ Muß der Bater sein Kind nicht erziehen lassen? Darf er es z. B. quälen? Ich glaube nicht. Solche Beispiele könnte man sich aus unserem ganzen öffentlichen und­ Privatleben holen; man könnte ‚Hunderte von Fällen anführen, in welchen die Verfügung der Gefeg­­gebung das Naturrecht in einem gemissen Maße beschränkt. Es ist aber eigenthh­mlich, daß der Herr Abgeordnete, welcher das Naturrecht den, Eltern wahren will, dann selbst sagt, man müsse eher die Eltern strafen als die Priester. (Heiterkeit rechts.) ch gedenke dies nicht zu thun, weil ich das echt der Eltern im Familienleben , auf dem Ge­biete der Erziehung wahren will, ich Strafe aber‘ auch nicht , den Briester,­ welchen der Herr Abgeordnete den Eltern gegenübergestellt hat, denn ich komme mit­ dem Priester nicht in Berührung, wohl aber strafe ich den­ Matrifelführer (Zustimmung recht3), welcher im Sinne­­ unserer Gefege ein öffentlicher­ Beamter ist und Derjenige, der Dies ist, die Verpflichtung hat, die Gesete pünktlich zu vollziehen. (Zu­­stimmung recht) :Oder sichert "vielleicht der Umstand, dag unsere ‚Gefege Die Matrifeln für­ öffentliche­ Urkunden und den Matrifel­­führer als öffentlichen Beamten deflariren, dem Lebteren eine, solche Immunität, daß er als öffentlicher Beamter den Staategeseen wider­­sprechende Aus­weife führen darf? Ich­ glaube, das ist vollkommen absurd. (So its! rechts.) · . Der Herr Abgeordnete sagt ferner, ich­ habe mich durch meine Verordnung in "Religion­sangelegenheiten gemengt, habe auf dem­­ Gebiete derselben­ verfügt, und­ natürlich folgert­ er hieraus in logischer­­ Weise, der Minister sei ungeleglich vorgegangen, da das­ Verfahren „in­ religiösen Angelegenheiten ja nicht auf das Vermwaltungsgebiet, sondernt ‚auf­ den Gerichtsweg gehöre. Ich muß mit Bedauern fonstatiren, daß­­ der Herr Abgeordnete sich mit dem Sinhalte meiner Verordnung "entweder gar nicht, oder nur oberfräglich “beschäftigt hat.“ Denn toas­­t in derselben enthalten ?. Grftens daß man taufen,­ oder, wer es beliebt, meataufen, darf. —. mas bisher nur geduldet war. Prestens daß die Taufung in die Matriteln eingetragen­­ werden darf — mas bisher ‚verboten war; ja es gab Fälle, in welchen die Eintragung gestrichen wurde. Drittens daß der betreffende Priester die Eintragung in’ seiner eigenen internen Kirchenverwaltung, auch, verwenden“ darf. Ich glaube, geehrtes Haus, daß ich bei Dieser Verfügung den Kreis der religiösen Angelegenheiten “nicht tangirt habe, daß in derselben feine Einmengung enthalten ist, melde eine Kollision zwischen mir · (Jttstimmung recht­ s). Darmhabe1d),wie erwähin über den Matrikelführer verfügt,dem Ich es zur Pflicht gemacht,den Auszug dem andern Geistlichen zu ü­b­ermitteln,was ich umso eher thun konnte,weil diese Praxis­ wie es schon bemerkt habe—an vielen Orten faktisch geü­bt wu­rde. (Sstimmung rechts).. . Der geehrte Herr Abgeordnete sagt ferner,der Minister habe durch seine Verordnung den Frieden gestört,und daß er für all das verantwortlich ist,w­as in Folge derselben geschehen wird.Auch h­ier muß ich zu meinem Bedauern konstativen, daß der geehrte Herr Abge­­ordnete die Lage nicht kannte, in welcher ich die Verordnung erließ, aber er­ hörte nicht, was­­ ich jüngst bezüglich­ der Grlaffung der Ver­ordnung gesagt habe. Er konnte die Lage nicht fennen, denn sonst müßte er, daß der ?Frieche nicht vorhanden war. ALs ic das Ministerium übernahm, waren etwa­ 200 Klagen­ angem­eldet,­ die ‚fortwährend? zu­­nahmen und Feder Tann es aus den Blättern willen, daß diese immer Kollisionen hervorriefen and am wer­den.Geistlichen die Ursache­ eriger Reibereien­­md Zwistigkeiten bildeten. (Zustimmu­ng rechts.) Der geehrte Herr Abgeordnete hat aber auch meine jüngste Nenkerung nicht gehört, in welcher ich umständlich erwähnte, mie ich die ruhige und friedliche Annahme der Verordnung zu sichern und bestrebt mar, dur) diese Verordnung den Frieden herzustellen. 68 konnte nicht meine Ab­­sicht sein, den Kampf zu Schaffen, sondern nur dem bestehenden­ Krieg, den bestehenden Differenzen ein Ende zu machen. (So ists­­rechts.) Auch fest leitet mich die Kontention des Friedens und der Umsstand, daß die Vereinbarung besteht, auf welche auf der Herr Minister- Auen hin­wies, um den Frieden zu erhalten, eventuell auch die ‚Bioilmatrifeln einzuführen (lebhafte Zustimmung rechts und auf der äußersten Linken), um dadurch den Stein des Anstoßes zu ent­­fernen. (Zustimmung rechts und auf der äußersten Linken). « Jetzt gestatten Sie mir,daß ich mich kurz m­it dem Harnisch­­geordnetenspock befasse.(Hört!)Wenn man mit einer so ersten Sache Scherz treiben könnte,würde ich su gemqnidnd hooP«(Heiterkeit.) Der Hert Abgeordnete schildert zu­ erst in sehr tragischen Farberl de­r Zustand jener armer Elter 11,die-unter dem Lange des Gesetzesgs­­beugt,in 1ber die Religion ihrer Mutter nicht entscheiden können,die­—­­wie ersagt—-gezwungen sind-fü­r ihre Erziehu­ng zu sorgen,wäh­­rend sie über ihre Religion­ nicht zu entscheiden haben-Weiß der Herr Abgeordn­ete,was die moralische Basis dessen ist,wenn Eltern ihr eigenes Kind in einer anderen Religion erziehen wollen als die, zu seinen ‚welcher, sie selbst­ gehören ? Wenn ein katholischer Vater z. B. ‚Sohn in der protestantischen Religion erziehen will, so Fanın die einzige anwehnbare moralische Basis nur die sein, daß er Die protestantische Religion für besser hält als die römisch-katholische. (So it's) Wenn dem aber so ist, warum tritt er nicht selbst zu jener für besser ‚erachteten Religion über? Wenn er dies nicht thut, so bemeist er damit, ‚daß er das, was er thut, nicht aus religiöser U­eberzeugung,­ sondern " wegen allerlei Nebenumstän­de thut (So ist’! · · rechts und auf der äußersten Linken), diese aber können nicht solche sein, welche gegen­über dem Gehege überhaupt Gewicht­ besäßen. (Lebhafte Zustimmung. So­its! rechts und auf der äußersten Linken.) Der·Her·I­·Abgeordnete brach damr darüber,daß die Regierut­g eventuell die Zkytlm­atrikelfü­hri­ng einzuführen gedenkt,m­ein großes ·Wehk·l­ige11Zur­ Fund hat sich,·um seine Gedanken besser zu erklären­, axtfe1n·Gleichniß:den biblischen Gedeon berufen.Die Gleichnisse trinken in der Regel ziIn höchsten Maße aber hinkt das Gleichn­iß des Hexen Abgeordneten. Denn mal war das Hauptmoment der Geschichte ‚Sedeon’s? Er war schmächer als sein Gegner und ging in finsterer Nacht mit großem Lärm auf denselben zu, um ihn glauben zu machen, „daß ihrer Viele kommen. Wir aber stehen Denen, die anderer Ansicht sind, am hellen Tage gegenüber und befinden uns in weit größerer Anzahl als sie, aber wir kommen nicht mit hohlen B­rafen, Bosaunen und Trompeten, sondern mit Argumenten, welche sie bekämpfen mögen, ‚wenn sie es im Stande sind. (Stürmischer Beifall recht‘.) ‚Wenn aber der Herr Abgeordnete das einen Niüdzug nennt, daß mir eventuell die Zivil-Matrizeln einführen wollen, dann ist der Herr Abgeordnete wieder im Irrthum, weil er nu­­mweib, was es eigentlich heißt, Zivil-Matrifeln einführen. Er heißt dies, daß der Staat selber die Matrifeln führt, zugleich aber auch die­­ Muthentizität der lirhlichen Matriteln beseitigt, und dann m wird der geehrte Herr Abge­­ordnete in die Lage kommen, wie einst ein ungarischer Krieger, der ausrief: „Ich habe einen Türken gefangen, aber er läßt mich nit aus.“ (Große Heiterkeit.) Und wenn der Herr Abgeordnete vielleicht darin einen Nachzug erblicht, daß wir mit der Einführung der Zivil-Matrizel­ zugleich die Gemissensfreiheit und die Respektivung der religiösen Ueberzeugung aussprechen, dann sieht er nieder falsch ; denn man kann sie doch nur dorthin zurückziehen, was hinter uns ist; wir aber haben diesen Standpunkt niemals verlassen; wir haben Die Gewissensfreiheit und die religiöse Ueberzeugung bis zur äußersten Grenze stets verpettirt, weil mir mußten, daß Ungarns Geregelung nicht anders vorgehen kann. (lebhafter Beifall rechts.) «, » für den Antrag 3rányi s. · . 4 Ehre ich meiter unten zu entwickeln. ‘die | « « | n ‚und diesen Angelegenheiten hervorrufen Fünfte LT | · nme en: = en ?­­,­­. 3 4 48

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