Pester Lloyd, März 1895 (Jahrgang 42, nr. 52-78)

1895-03-26 / nr. 73

. I »189«"5.J—Yus.73. Abonnement für die österr.-ungar. Monarchie. Für den „Pester Lloyd“ (Morgen- und Abendblatt) (Erscheint auch am Morgen nach einem Feiertage). Für Budapest: Mit Postversendung: Ganzjährlich 1.24.— Vierteljährl. 1.6.— Halbjährlich fl. 12.— Monatlich . 2.2.20 ‚Mit separater Postversend.d. Abendblattes fl.1 vierteljährl. mehr. Für die Illustrirte Frauenzeitung -- -- -- -- „2 er "Man pränumerirt für Budapest in der Administration des „Pester Kley Dorotheagasse Nr. 14, I. Stock, ausserhalb Budapest mittelst Postanweisung durch alle Postämter. — Für Wien auch bei Herm. Goldschmeidt (I., Vollzeile 6), wo­­selbst einzelne Nu­mmern zu haben sind. "Ganzjährlich fl.22.— Vierteljährl..5.50 Halbjährlich A.1R.— Monatlich _ 1.2.— Budapest,25.März. "Die Vorgä­nge im deu­tschen Reichs­­tage,die Ablehnung der»Bismarck-Ehrung«,der Rück­­tritt des Präsidenten und des Viepräsidenten,besonders aber die Entrüstungs-Depesche des Deut­schen Kais­ers an den Fürsten Bismarck Halten Die Öffentliche Meinung des Reiches” in Athen: Das am aller wenigsten belangreiche dieser Ereignisse Dü­fte wohl­­ der Rücktritt des Präsidenten ©. Levegorm sein. Dieser Herr, ein waschechter Konservativer, hat sich in­­ seäterer Zeit wiederholt präsidentschaftsmüde gezeigt und er war mehrere Male von seiner Demission die Rede. Wenn er nun wirklic zurückreitt, so mag der Grund immerhin bedauerlich sein, aber die Demission selbst wird noch nicht den Untergang der Welt herbeiführen, und darin Hat Richter vollkommen Net, daß der Reichstag ich auch ohne Levegomw und Bürklin, den nationalliberalen Vizepräsidenten, wird forthelfen können. Ungleich wichtiger ist jedenfalls die Kundgebung des Kaisers. Mean kann die Aufregung, in welche der ab­­lehnende Beschluß des Reichstages den Kaiser verseht hat, sehr wohl begreifen, zumal wenn sich die Version bestätigen sollte, daß der Antrag Levekow’s Kdirett auf Wunsc des Kaisers erfolgt es. Nichtsdestoweniger­ ist er etwas ganz Außergemöhnliches, daß ein Monarch einer Volksvertretung ein solch lapidares Tadelsvotum ertheilt. Der Reichstag it ja sozusagen ein unabhängiger gejeggebender Faktor, der seine Bedeutung in sich selbst hat, nicht, aber von der Krone entlehnt. Der Kaiser kann nun wohl im Einslange mit den verbündeten Fürsten den Reichstag auflösen, aber eine scharfe Kritik, auf welche diese That nicht folgt,­­bleibt selbst­­verständlich mu­tungslos. Das ist nun die Frage, ob, in umgekehrter Ordnung, dem Donner der Blig folgen sol und der Reichstag aufgelöst wird. Der Gedanke läge ja nahe genug, insbesondere nach den Erfahrungen, die man mit den Absichten der Majorität bezüglich­ der­­ Umsturz­­vorlage gemacht hat; dennoch fällt es uns schwer, zu glauben, daß man wegen der Ablehnung der Bismarck- Ehrung, sich zu­ dem immerhin­­ gemwagten Experiment der Neuwahlen verstehen werde. == Die reichstägige Liberale Partei hielt heute Abends eine Konferenz. Nachdem Präsident Baron­ Fridrich Bodma­­niczfy die Konferenz eröffnet hatte, nahm der Minister-Präsident Baron Desider Bánffy das Wort, und indem er auf das Resultat der im Magnatenhause stattgehabten Verhandlung über die Geseh­­entwürfe betreffend die freie Religionsübung und Die israelitische Religion verries, erklärte er, es sei der Standpunkt Der Negierung, daß das Nuntium über den Gelegentwurf betreffend die israeli­­tische Religion ohne Zuleitung an einen Ausschuß direkt im Plenum des Hauses zur Verhandlung kommen und unverän­dert wieder an das Magnatenhaus gesendet werden möge. (Allgemeine lebhafte Zustimmung.) Bezüglich der Vorlage über die freie Religionsübung erklärte der­ Minister-Präsident, daß die Regierung durch die Streichung des III. Abschnittes die Etegrität der Prinzipien verlegt erachtet. Das Nuntium über diesen Geseh­­entwurf möge an den Unterrichts-Ausschuß und an den Justiz- Anschluß geleitet werden ; die in demselben niedergelegten Prinzipien hält die Regierung in vollem Maße aufrecht und sie münscht dieselben zur Geltung zu bringen. (Allgemeine lebhafte Zustimmung.) Der Minister-Präsident skizzirte hierauf die auf die Interpellation B a­b 678 in der Affaire­­ Leypold zu ertheilende Antwort. Der Minister des Innern kennzeichnete seinerseits den Inhalt jener Antwort, welche er auf Die Interpellationen S­i­m­a’3 in Angelegenheit der sozialistischen Bewegung im Alfeld zu ertheilen beabsichtigt. Beide Antworten wur­­den zur Kenntniß genommen. = Mit Bezug auf, das nächste Arbeitsprogramm des Abgeordnetenhauses meldet , Rel. Ért." : Präsident Szilágyi wird die Nuntien des Magnatenhauses über den Geietentwurf betreffend die freie Ausübung der Religion und über die Rezeption der Juden bereits in der morgigen Einung des Abgeordnetenhauses vorlegen und beantragen, daß das Nuntium­ bezüglich der ersteren Vorlage an den Unterricht3- und an den Justiz- Aneidub mit der Weisung geleitet werde, den Bericht zu einer Zeit vorzulegen, daß D derselbe unmittelbar nach Erledigung der gegen­­wärtig auf die Tagesordnung gestellten Retitionen und Berichte zur Verhandlung gelangen könne. Gleichzeitig damit wird das Abge­­ordnetenhaus die Vorlage über die Rezeption der Juden verhandeln, welche unmittelbar vom Hause auf die Tagesordnung gestellt wird. Man hofft,­­­iese Tagesordnung mit den beiden Vorlagen bis Donnerstag, spätestens Freitag zu erledigen, worauf das Haus seine Sigungen 518 Montag . suspendiren ı würde, an melden Tage das fön. Reskript " betreffend die Schließung der Seifion und die Eröff­­nung der neuen Session verlesen werden sol. Am Dienstag erfolgt dann die Wahl der Vizepräsidenten und der übrigen Mitglieder des Bureaus, sodann­­ Auslosung in die Sektionen, die Wahl der Nusshüffe 2. Am Samstag der nächsten Woche hält das Ab­­geordnetenhaus vor den Osterferien die legte­digung. Die Ferien welden bis zum 22. April dauern.­­ Der Finanz-NusshuRß des Magnatenhauses hält am 28. d. um 11 Uhr Vormittags eine Sigung. Zur Ber­handlung gelangen mehrere Berichte des Obersten­ Rechnungshofes . Die Borlage über die der Tochter Paul Báfárhelyys zu gewährende Unterfrügung und der Gelegentminf über die Raabregulirung. — Der voltsunwirthbchhaftliche dm Kommunifation Ausschuß des Magnatenhauses wird morgen, Diens­­tag, um 11 Vormittags die jüngst­ im Abgeordnetenhause erledigten Eisenbahnvorlagen verhandeln. = Die reichdtägige Unabhängigkeit­ und Acht­­undvdierziger-Partei (Sujth-Fraktion) hielt heute Abends eine Konferenz, in welcher in Abwesenheit des Präsidenten Justh Vize­­präsident Daniel Haviar den Boreis führte. Zur Verhandlung gab­ die Anträge Valentin M­­yEs', die Partei möge dem Abgeordneten Nikolaus Lafatos wegen Arrangirung der Trauerfeier anläßlich der Jahresmende des Todestages Lud­wig Kosfuth’s protofollarisch ihren Dant ausdrücken, ferner daß Die Bevölkerung rettenő der Wartei im Wege der Preise zur Theilnahme an der Sammlung für das Kosfuth-Monument aufgefordert werde. Die Anträge wurden einstimmig angenommen und es wurde beschlossen, den Abgeordneten Lafatos durch einen Auszug aus dem Protokoll zu verständigen und mit der Kundmachung des an die Bevölkerung­­ erlassenden Aufrufes das Präsidium zu betrauen. Hierauf ge­­angten die Serien 17—20 der Petitionen in Verhandlung. Bezüglich — Die reichstägige Nationalpartei­ hielt heute Abends unter VBorfis Ferdinand Horanpfy’s eine Konferenz. Es wurden die d­emnach mit auf die Tagesordnung gelangenden Petitionen verhan­­delt. In Bezug auf die Petition betreffend die Snartifüh­rung der Verdienste Kossuth's wird die Partei dem Antrage des Petitions- Ausschusses beitreten, wonach in einer und derselben Session eine bereits meritorisch erledigte Frage nicht mehr den Gegenstand einer neuen Beschlußfassung bilden künne. In Bezug auf die Petition betreffend die Reform des Magnatenhauses betonten mehrere Nenner den Anstand, daß die Nationalpartei bei Gelegenheit der Neuorganisirung des Magnatenhauses dieser Reform als nicht ent­­sprechend opponirte. Nun rechtfertigen die Thatjaden vollkormen den Damals von der­ Bartei eingenommenen Standpunkt; "gegen­wärtig aber halte die Partei­­ diese Frage nicht für zeitgemäß, weil die Reform­ jegt den Charakter einer Retorfion an sich tragen mw­rde und ihre Durchführung bei den­jenigen ver­worrenen parlamentaris­­chen Verhältnissen übrigens auch gar nicht möglich sei- Hinsichtlich der auf die Nationalitätenfrage bezüglichen­­ Retitionen wird Graf Apponyi den Standpunkt der Partei­ präzisiven. In Betreff der Militär-Akademie wird die Partei unter Hinweis auf ihren bisher eingenommenen Standpıimft beantragen, daß Diese Petition behufs Berücksichtigung der Negierung ausgefolgt werde. Inserate werden angenommen: Budapest in der Administration des „PESTER. LLOYD“ Dorotheagasse Nr. 14, I. Stock, ferner: in den Annoncen-Expeditionen Xinasensteim , Vogier, A. V. Goldberger, A. Mezei, Bern­­hard Eckstein, I. Blockner. Alleinige . Inseraten - Annahme für das, Frankreich, England und Belgien bei der Compagnie Generale de Publieite Etrangerc, John F. Jones & Cie., Paris 31 rue du Faubrg. Montmartre. Zweiundvierzigster Jahranen. Redaction und Administration: V. Dorotheagasse Nr. 14, I. Stock. Manuskripte werden in keinem Falle zurückgestellt. Einzelne Nummern in Budapest 6 kr., in der Provinz 7 kr, in alten Verschleisslokalen. Inserate werden angenommen im Auslande: In Wien: Bei A. Oppelik, Stuben­­bastei Nr. 2; R. Messe, Seilerstätte Nr. 2; Hansenstein,­­ Vogler, Wallfischgasse 10; J. Danneberg, I., Kumpfgasse Nr. 7; A. Niemetz, Alservorstadt, Seegasse Nr. 12; Hein­­­­rich Schalek, I., Wollzeile Nr. 14; M.. Dukes, Wollzeile Nr. 6—8. — Frankfurt a. M.: G.L. un­­­d Comp; Abonnement für das Ausland (Morgen- u. Abendblatt). Vierteljährlich bei uns mit direkter Kreuzbandsendung : für Deutschland, Serbien, Rumänien Montenegro und Bulgarien 9 fl., für alle übrigen Staaten 10 fl. 50 kr. Abonnements werden auch aufgenommen für : Belgien beim Postamte Köln 17 M. 78 Pf. Deutschland bei den deutschen Postämtern 13 M. 78 Pf., England und Amerika beim Posta­mte Köln 17 M. 76 Pf., Frankreich, Spanien und Portugal beim Postamte Strassburg 17 M. 78 Pf., Italien, Griechenland und Egypten beim Postamte Triest 10 fl., Niederlande beim Postamte Oberhausen 17 M. 78 Pf., Rumänien bei den rumänischen Postämtern 17 Fres. 20 Cts., Schweiz bei den Schweizer Postämtern 18 Fres. 30 Cts., Serbien und Montenegro bei den dortigen Postämtern 16 Fres. 60 Cts., Türkei bei den dortigen gar. Postämtern 7 fl. 88 kr., für Russland nur durch die kais. russischen Post«­ämter 27 fl. 50 kr. in Gold pro anno.­­ Unfrankirte Briefe werden nicht angenommen. » ORBITUn Su EN) Loct ROUUINTELN Fr der Reform­ des Magnatenhauses wird im Abgeordnetenhause Nanaz Helfy und bezüglich der geieglichen Smartikulirung der Verdienste Ludwig Kossuth­'s werden Nanaz Helfy und Emil Babó das Wort ergreifen. = Diet­nabhängigk­eits­­und Achtundvierziger-Bartei Graltion Bartha) hielt Heute unter Borfit des P­räsidenten Nikolaus Bartha eine längere Konferenz. Der Präsident theilte zunächst mit, daß der hauptstädtische Professor, das auswärtige Mitglied des Bartelclubs Johann Tanfe ein Memorandum betreffend die Bartel­­organisirung dem Klub em­psendete. Die Konferenz wies dieses Memo­­randum als sehr werthvolles Material behufs Bewügung dem Orga­­nisirungs-Ausschusse zu. Zur Verhandlung gelangte sodann der Refeß­­entswurf über die Ergänzung des Intrompatibilitätsgeseßes, welcher einstimmig angenommen wurde. Dann gelangten Die Serien 17—20 der Betittonen zur Verhandlung. Hinfu­lich der Petitionen bezüglich der Reform des M­agnatenhau­­es wurde Ludwig Holle, bei den Retitionen bezüglich der geieglichen Inartituferung der Verdienste Ludwig Koffjuth , Vizepräsident Ferdinand Eredersényi und schließlich bei den Nationalitäts-Retitionen Nik­laus Bartha betraut, im Hause den Standpunkt der Partei zu vertreten. Zum Schlufse wurden no) auf Antrag des Abgeordneten Franz Sima der Szegediner A­dvotat Stefan Kalmár und der Szentejer Advotat als auswärtige Mitglieder in den Parteiklub aufgenommen. sz­ur gestern waren dem Minister-Präsidenten zahlreiche Grundbesiter der ‚von der agrars­or­ialistischen Bewegung er­griffenen Gegenden zu einer Besprechung der Situation, der Ursachen derselben und der Mittel zur Beseitigung der Uebelstände eingeladen worden. Außer dem Minister-präsidenten waren die Minister Desider Berczel, Graf Andor Festetics und als Referent Ministerials rathb FeppenBly anmejend. Viele der erschienenen Grundbesiter erklärten,­­ die Ursache der gegenwärtigen Zustände­ sei in erster Reihe in der außerordentlichen Agitation der sozialdemokratischen Elemente und nur zum geringsten Theile in der schlechten Ernte und in den niedrigen Getreidepreisen zu suchen. Zum Beireifen hiefür wurde an­geführt, daß man Schnitter aus fremden Gegenden holen müsse, weil die aufgemwiegelten Bauern nicht arbeiten wollen. Ein Beschluß wurde übrigens nicht gefaßt. Wie „Magyarorkág“ meldet, sol in dieser­ An­gelegenheit dennächst noch eine Engquete stattfinden. " er « « Fliezcentraer Zbgeorenetenwalsch -Herr Gustav Tarnóczy,der bekanntlich bei der Neus­traer Wahl als Wahlpräside­­t fungirte,ersucht unst um die Ver­­öffentlichung der folgenden Erklärung: Geehrte Redaktion! Ich habe versprochen, daß ich die von einigen Blättern hinsichtlich der Neutraer Wahl absichtlich verbreiteten falsschen Gerüchte richtigstellen werde.­ch beabsichtige nicht, mich auf den Bratsch einzulassen, der den Stempel der Un­wahrheit an sich trägt. Ich antworte nur auf jene Anklagen, welche jenen, die mich nicht kennen, als möglich erscheinen können. Den Gegenstand der ersten und vielleicht ernstesten Anklage bildet mein Aufruf an das Publik­um und insbesondere jene Britte, in welchen die Bestrafung der Heger angedroht und gejagt wird, dab die Wähler untersucht werden, ob sie seine Waffen haben. Diese Punkte wurden von der Opposition dazu bewußt, eine unerhörte Heße­ zu veranstalten, ohne daß sie mich darüber aufge­klärt hätte, was denn da eigentlich ungeweglich oder unzweimäßig ist. Wenn eine meiner Verfügungen gegen das­­ Bele; verstößt, so möge man mich vor Gericht­ stellen ; wagen sie es aber nicht, das zu thun, so gestehen sie selbst­­ die­­ Un­wahrheit ihrer Behauptungen ein. Die Beurtheilung der Umweltmäßigkeit kommt nur mie und höchstens Senen zu, die mich gewählt haben; was das aber die Ab­­geordnetenhaus-Commis-voyageurs kümmert, weiß ich wirklich nicht. Wie viel immer einige Blätter drohen und zusammenschmieren wer­­den, mich werden sie nie von dem gejeglichen Wege abbringen. Das Sefeg macht die Leitung der Wahl, die Aufrechthaltung der Ordnung und jede vorhergehende Verfügung zur Aufgabe und Pflicht des­­ Wahlpräsidenten. Nehmen wir an, daß in Ermangelung der vorher­­­­gehenden Verfügungen sich die hier üblichen Schlägereien wiederholt hätten, “daß eine Wiederholung des Urbegher Blutbades die Wähler vertrieben hätte, wäre mir dann nicht Absichtlichkeit, oder zumindest ein­e Versänntniß vorgeworfen worden von jeder verlierenden Bartei und auch von meinem eigenen Gemwilten, das für mich das Maß­­geben ofte­rt ? Noch bevor ich zum Präsidenten gewählt wurde, besuchte ich sieben Gemeinden des Bezirkes. Dort fand ich eine so hochgradige Erregung und sollten Fanatismus, wie nie und nirgends zuvor. ch konnte mit dem Oberstuhlrichter nur unter Militärbewegung in die verwilderten Gemeinden gehen. In der Stadt infultirten die Mit­­glieder Katholischer Gesellenvereine die Promenirenden, wenn sie nicht pzeichen der Volkspartei trugen. Dies paffirte auch mir, der ich nie ein Abzeichen hatte. Die frommen Dorfmeister drohten, ihren Männern während des Schlafs die Hälfe durchzuschneiden, wenn sie für Latkóczy stimmen, und ihre Kinder zu zerfin­deln, weil sie die Kinder von Heiden nicht erziehen wollen. Sie waren wahre yurien geworden. Die Männer, auf welche Kanzel und Beichtstuhl nicht­­so sehr einmirkten und die lieber für den ihnen bekannten Latlocay stimmen wollten, als für den fremden Grafen 3109, trauten sich nicht, auf die Straße zu gehen. 63 wurde auch der Stadt Neutra damit gedroht, daß er am besten műre, diese jü­dische Stadt anzuzü­nden. Man kann sich denken, wie all das die Gemüther erregt hat. Jeder sprach Don der Gefahr der Stadt und ihrer Bewohner und flüchtete sich unter meinen Schuß, denn nur der Präsident konnte die bedrohte Ordnung wahren. Schläge­reien waren auf der Tagesordnung. War es nun nicht meine Pflicht, im Rahmen des Geheges für jedes wirksame Mittel zu sorgen? In meiner Erinnerung lebten die Neutraer und Staliger Vorfälle auf, welche eine Folge dessen waren, daß der­ Präsident nicht das Entsprechende vorgesehen hatte. Meine Hauptsorge war, daß die Wahl trog aller Erregung ohne Blutvergießen verlaufe. Das auf das Militär verwendete Geld konnte bei mir nicht in Betracht kommen, da ich­ — teogdem die DOpposition mich einen Heiden nennt — ein Menschenleben viel höher schäge. Der Sinn meiner Proflamation wurde absichtlich mißverstanden., Das Wort „untersuchen“ wurde mit „Leibesvisitation“ vertauscht, wovon in der Proflamation gar nicht die Nede mar.­ch habe die einziehenden Wähler mit meinen eigenen Augen inspizirt und mit Freude die Wirkung meiner Proklamation gesehen, daß Niemand einen Stod und wahrscheinlich auch seine Steine bei sich hatte. &3 wurde auch als Klage vorgebracht, daß zu viel Militär dagemesen sei. Ich tenne Die militärischen Normen nicht . Die be­­treffenden Herren Kommandanten aber sagten, sie können Die Kompagnie in solchen Fällen nur in zwei Theile theilen. An Anbe­­tracht der vielen abzusperrenden Gassen waren daher viele Halb­­kompagnien nothwendig. Ich erklärte den Kommandanten Die Lage und die Aufgabe und sie rechneten die nothwendige Anzahl Soldaten aus, ohne welche sie seine Verantwortung übernehmen wollten. Ihre Aufgabe war, die auf drei Hauptlinien heranziehenden Wähler der verschiedenen Parteien vor gegenseitigen Angriffen und vor Anfulten des Straßenpublik­ums zu hnken damit sie nicht zu­ Thät­­lichkeiten gereizt werden. So konnten sie frei auf die für sie bestimmten Pläne gelangen. . Nach dem Einzug wurde das Militär auf dem Wahlpla und zur Deckung jener Gafsen verwendet, durch welche die Wähler zu den Wahlplänen und von da nachhause gehen konnten. In Folge Dieser Verfügung standen die gegnerischen Parteien so entfernt von­einander, daß sie die gegenseitigen Spöttereien und Drohungen nicht hörten, einander nicht sahen, nicht begegneten, daher auch feine Schlägereien provoziven konnten.­ch mußte sie daher vor den Angriffen des Straßenpöbels und vor den Ladungen der Kartere durch Militärkordons Ihüsen­waffen. Nur so konnte das Recht eines jeden Wählers gesichert werden, frei für seinen Kandidaten zu stimmen, ohne Sufulten ausgelegt zu­ sein. Dies war übrigens in einer, so liberalen Stadt nur zu Gunsten der Opposition. Auch die dort eingetroffenen Abgeordneten äußerten sie über­­ diese Verfügung anerkennend und billigend, weil sie damals noch nicht mußten, daß sie unterliegen werden. 68 ist bezeichnend, daß der Herr Abgeordnete Ladislaus Tomcesanyı, als er meine Dispositionen erfuhr, in Gegenwart der anderen Herren Abgeordneten, ohne deren Widerspruch, ja sogar mit Zustimmung Einiger fi mit dem Nuse entfernte: Cs Iebe der Präsident! Sobald sie tig aber überzeugten, daß sie in Minorität sind, schmieden sie (ic) hoffe mit Ausnahme des Herrn Tomcsányi) aus den früher belebten Verfügungen Anklagen. Eine weitere Anklage ist, daß ich der Opposition so schlechte Blüte designirt habe, wo nur ein kleines Wirthshaus war, so daß sie durchnäßt wurden und froren, ja daß ich sie sogar aus einem Schupfen vertrieb, wohin sie fid, vor dem Negen geflüchtet hatten. Diese unmenschliche That it erdichtet; ich erfuhr erst aus den Zeitungen davon. Behnfs Erleichterung der Appropisionirung habe ich für die Opposition drei Pläte bestimmt, auf denen sid) 11, und in deren Nähe sid) noch weitere Wirthshäuser befinden. Wer das Gegentheil behauptet, der it ein Verleumder. In Neutra gibt­ es seinen zweiten Blat, wo so viel Wirthshäuser sind. ES uwiderspricht ferner der Wahrheit, daß ich die Wähler nicht in die Wirthshäuser hineinließ und daß ich sie von diesen duch Militär absperrte. Als ich die Wähler zum Abstimmen rief, erfundigte ich mich­­ wiederholt, warum sie unter freiem Himmel stehen und sich nicht in die Zimmer begeben, da es ja dort Wirthshäuser gibt (mie das Spaczefiche), wo 300 Leute bequem Plag haben. Man antwortete mir, daß die Herren Pfarrer, die dort als Karteie fungirten, es unter ihrer Winde hielten, in die Gasthäuser­ der Juden zu gehen, gegen Die sie bis zum Morgen dieses Tages Die unmenschlichsten Ar­magen predigten, und daß sie, das Bolt allein nicht, hinein­ Iassen mollten, da sie fürchteten, daß Die Leute sich dort betrinfen und abtrünnig werden ; so wollten sie daher, indem sie sich auf ihre Selbstaufopferung beriefen, ihre Gläubigen zu Märtyrern machen. Trogdem mollen sie jeßt für die im fairen Negen aus­gestandenen Leiden mich verant­wortlich machen. 30. muß bemerken, daß auf diesem Plage die meisten Wirthshäuser sind; hier stand seinerzeit auch Die Bartei des gewesenen Ministers Wilhelm Toth. Ich habe drei Tage lang die Stadt studirt, um die besten ‘läße auszusuchen. Dasselbe b­aten wir einen halben Tag zu Wagen mit den Kommandiren den General und dem Oberst. Wir sprachen auch in etwa zehn Privathäusern vor, welche jedoch ablehnten,oder ungeeignet waren. wi mollte den Gasthof „zum Hirschen" für sie haben, der Eigenthum des Bischofs ist, der Gastwirth weigerte sich aber, mit der Begründung, sein Gasthof werde an diesem Tage ohnedies überfüllt sein. 68 waren feine besseren Blüte zu finden, als die ich für sie bestimmte; ich berufe mich auf den Herrn General Palkovich und auf den Herrn Oberst, die mit mir Diese besten Pläge aussuchten. A­l ich den Barteiführern diese Pläne sehen vorher, behufs besserer Appro­­visionirung bezeichnete, nahmen sie dies anerkennend auf und machten nur die Bemerkung, daß ich sie auf drei Wlagen­ untergebracht habe, as ich mit dem schlechten Wetter motivirte, weil ich auf einem ein­­zigen Blage nirgends so viel Gasthäuser und Wirthshäuser gefunden hatte,­die genügt hätten und meil das S Konzentriren der überaus erregten Menge immer gefährlich it. Auch die liberale Partei war auf zwei Plänen­­ untergebracht. Alle­ übrigen hierauf bezüglichen Details sind erdichtet und. Verleumdungen. Die absichtlich verbreitete Nachricht, daß ich ihnen Brod unter dem Bormwmande wegnehmen ließ, es sei schimmelig, und die Meldung von einem G­roßfransen Wierde habe ich erst aus den Zeitungen erfahren. Gegen solche Klage halte ich es unter meiner Wü­rde, mich zu vertheidigen. x . Was aber den Kortesfriff mit den drei Grafen Zichy betrifft, ist das ein veralteter Wis,­mas auch. Schon daraus hervorgeht, daß die Opposition darauf vorbereitet war, so daß­­ sie schon vorher aus­gestellte Designations-Erklärungen in der Tasche hatte. Daß diese mit den Kandidationen nicht­s übereinstimmten, has­st ihr Fehler. Nach dem klaren Wortlaute des § 70 des Wahlgesäßes konnte ich die Kandidationen nicht zurückmetsen. Ich hatte nur zur untersuchen, ob Diejenigen, welche die Kandidation aufstellten, Wähler in diesem Bezirke sind. Auf die Kandidaten nicht abstimmen zu lassen, wäre ein Grund zur Annullirung gewesen. Man wils er zu einer großen Sache aufblasen, daß ichh die Bewohner der in die militärische Bemwachungslinie fallenden Gaisen aufmerksam machte, sie mögen sich für jenen Tag mit Lebensmitteln versehen; dies wollte aber nur Grntgegenkommen meinerseits sein, damit die Lebensweise auch in den abgesperrten Straßen seine Ber­einträchtigung erfahre und Niemand zum Fasten verurtheilt sei, der nicht fasten will. Zu gestehen wagt man es zwar nit, allein man läßt es dachfcheinen, daß ich etwa die Wähler des Grafen Zichy auf Lattolczy abstimmen ek. Daß, dies nicht eine Behauptung mala fide, sondern eine verhüllte Verdächtigung it, wird die Untersuchung aufklären ; bis dahin erkläre ich dies als niederträchtige Lüge, denn dies geschah in­ seinem einzigen Falle. . Die an Lattöczy entfallenen 929 Boten sind nachweisbar lauter far und rein auf ihr abgegebene Stimmen. ‚ berechtigter Wähler, denn Diejenigen, die unter angenommenen Namen Stimmen mollten, wies ich, ebenso wie beim Grafen Zichy, ab. Ich schulde der Wahrheit, die Erklärung, daß es Solder im Lager des Grafen Zichy viel mehr, gab. Hier gehörte es nicht zu den Seltenheiten, daß man den Vater, für den Sohn und den Sohn für den verstorbenen Vater stimmen hassen wollte, ja es kam sogar häufig vor, daß Individuen unter­ angenommenen Namen stimmen wollten, und als dies in Folge meines strengen Inquirirens zu Tage kam, übergab mancher der Betreffenden jene Zettel, aus welchen sie die falschen Namen, das falsche Alter und sonstige Daten auswendig lernen mußten. Damit diese leiteren mit den Daten der Konskriptions­­liste übereinstimmten, und die­ Ginsichtigeren gestanden dann auch noch, daßs sie die­­ Zettel von ihren Pfarrern erhalten hätten und von diesen auf den Betrug eingedrillt­­ wurden. Andere wieder schwiegen bartnädig über die Person Derjenigen, die ihnen ihre Handlung foufflirt hatten. Besonders zahlreich waren solche Fälle zu Zalten des Herrn Pfarrer­s Karjai-Bogränyi, den ich des­­halb rügte und aufmerks­am machte, daß Dies Sittenverderbniß, eventuell eine strafbare Handlung und nur der Kartete von Pro­­sek­tion, nicht aber eines Pfarrers unwürdige Handlung sei, wegen deren ic eine Anzeige wider ihn erstatten würde, wenn ich sein geistliches Kleid nicht in Betracht zöge. Ein irregeleiteter alter Mann meinte, als ich ihm zusprach, und er versprach, er werde nie wieder in der Haut eines Andern erscheinen. Das sind charakteristische Dinge, allein davon schweigen die geehrten Oppositionellen. Sie nennen mein Vorgehen überstreng und inquirirend, hätte ich aber­ die Sache minder ernst genommen, so würden zweimal jo viel Wähler als der Bezirk hat, ihre Stimmen abgegeben haben; allein selbst so konnte ic nicht streng und vor­­sigtig genug sein, da auch jo ein unbefugtes Snotovidum auf Zichy stimm­te; als der wirkliche Träger des angegebenen Namens erschien, hatte bereits ein Anderer unter seinem Namen abgestimmt. Man nennt mein Verfahren übermäßig langsam; man mollte ich allerdings­ seine Zeit für das Kartenspiel aufsparen; ich nahm­ meine Aufgabe ernst, hörte die Vorsteher und die Kommissions- Mitglieder an, und wenn ich oder ein Kommissions- Mitglied hin­sichlich der Personenidentität Zweifel hatte, suchte ich durch Kreiz­fragen die Wahrheit herauszubekommen. Ich hatte eben eine schwere Pflicht übernommen und suchte sie ernst zu erfüllen. Daß die Abs­­timmung nicht so rash ging, al es wünschenswerth ‚gewesen, daran sind die Vertrauensmänner des Grafen Zichy Schuld, da sie die Addikation des Grafen Zichy nicht mit sich brachten und ich­ deshalb ihnen zuliebe drei Viertelstunden wartete. Sie wollten ferner wieder­­holt den Präsidenten belehren, und da Graf Zichyg selbst in einem Briefe mich bat, mit seinen Wählern Ordnung zu machen, mußte ich die Abstimmung suspendiren; ich entsprach den gestellten Wünschen und das foftete Zeit. 68 kam hier auch dem Herrn Grafen Zichy zugute, daß ich zum Schuße seiner Partei über die nöthigen Kräfte gebot, während die Blätter mir Vorwürfe wegen des vielen Militärs machten; obgleich „Magyarorkág“ in seiner Nummer vom 21. b. M. Schreibt, die Zatkóczy-Partei Habe Zusammenstöße gesucht, versagt mir das Blatt doch die Anerkennung, daß ich dies unmöglich machte. 63 wären wohl kaum zehn Zichy-Wähler in der Stadt geblieben, hätte ich nicht die als ftatarial verschrieene Proklamation erlassen und hätte ich nicht für genügende Kräfte zur Aufrechthaltung der Ordnung gesorgt. Dem genannten Blatte märe es allerdings lieber gemesen, hätte man dem Präsidenten und der Kommission die Köpfe ein­­­geschlagen. und Die­ Protokolle zerrissen, wie Dies. bereits vorge­­nommen. . « .« Daß ich bei der Ausfolgung von Freigarten den Abgeordneten, Grafen 2c. gegenüber keine P­rotestion walten ließ, wird mir von den Blättern übel genommen,­­ allein ich konnte im Geiste des 48er Geieges keinen Unterschied machen, ich kannte nur Wähler und Nichtwähler; den Ersteren mußte Blat gegeben werden, den Legteren nur nach Maßgabe der Möglichkeit — selbst dem zur liberalen Partei gehörigen Abgeordneten Herrn Albert Schober und mehreren guten Freunden konnte ich — aus Prinzip — seinen Blut gewähren. 34 hielt, meiner Natur, entsprechend, das Gesäß und die Ordnung streng ein. Man liebt Das nicht in unserem Vaterlande, allem man muß si schließlich daran gemöhnen. G Selbstverständlich drängt sie die Frage auf, was mit den übrigen Wählern geschah ? 2200 beträgt die Gesammtzahl derselben ; von diesen waren etwa 200 verstorben, Frank oder abwesend ; abge­­stimmt haben 1331 — megen Trunkenheit und weil sie die Namen ihrer­ Kandidaten nicht angeben konnten, wurden bei der einen Kommission 37, bei der anderen 33 Wähler beider Parteien zurück­­gerieten. Bleiben fraglich, 600 Wähler. Wegen der von beiden Seiten geübten Pressionen enthielten sich in der Stadt Neutra allein mehr als 200 Wähler der Abstimmung ; die anderen 400, Wähler vom Dorfe, wollten nicht warten, namentlich weil ihre Pferde feine Ställe fanden und dem furchtbaren Sturm ausgefegt, froren; aus Angst um die Gesundheit der Thiere flüchteten in Folge dessen Wähler beider Parteien ; sie baten mit aufgehobenen Händen, man möge sie nachhause ziehen lassen; so kamen aus den legten 17 Dörfern nur mehr Wenige zur Abstimmung, namentlich als Graf 3idy seine elatante Minnorität sehend, seine Partei_­entließ. Dafür fan aber, wohl der Präsident nicht. Es ist wahr,daß ich zu­m Du­ell gefordert wurde,aber es ist nicht wahr,daß ich nicht innerhalb 24 Stunden meine Sekundanten gesandt hätte,gleichwie eiJ Verleumdung ist, das­ Duell«zurückgewiesen hätte. .» ·Ci21st·1«wahr,daß vier verkommene Ex-Herren mich auf der Straßenzengisse11,alleiths ist Verleum­dung,daß ich reticirte zum Gegenthei1,«Ich«zwang mit dem Stilet die Angreifer zum­ Rückzuge, solangte,bis ich in meinen Gasthof gelangte;­—ich ließ mich weder vim meinem Wege ablenken,noch aber konnten sie mich berühren. Icht wurde telegraphisch aufmerksam gemacht,daß die Abgeordneten deshalb nach Neutra gereist seien,Um mich thätlich zu Inf1tltiren,«alle 111 außer der Provokation geschah absolxxt nichts.Das ,,Exekutiv­komitee der Volkspartei bedrohte mich brieflich mit dem Tode, allein es hat sein Urtheil weder an mik noch­ an dem Schriftführer vollstrebt. DBerzeihung, daß ig aus Erschöpfung und wegen Zeitmangels 19 nachlässig schrieb. Hochachtungsvoll Budapest, am 25. März 189. . Gustav Zarnóczh. Herr Gustav Tarnoczy veröffentlicht auch­ ein Offenes Schreiben, in welchem er den Wählern des Neutraer Bezirks, der Stadt und dem Komitat Neutra, den Militär-, Gendarmerie- und P­olizei-Organen, welche bei der Aufrechterhaltung der Ordnung mit­wirkten,­ fir ihre Bemühungen und ihre Aufopferung besten Dant sagt. Nur so — sagt Tarnóczy — war es möglich, trot­zes ohnedies außerordentlich erregten Gemüthszustandes, welchen die Heber und die dahin gepilgerten „privilegirten Heber“ hervorgerufen hatten, die Wahl ohne Blutvergießen und fast ohne jede Störung der Ordnung zu Ende zu fü­hren. é ; an Angelegenheit der Neutraer Abgeordneten­wahl haben heute die V­ertrauensmänner der außerhalb der Parteien , Stehenden, der Nationalpartei und der Agron-ra­tion der Unabhän­­gigkeits-Partei eine gemeinsame Konferenz gehalten. .. Die Abgeordneten, welche bei der Wahl anwesend waren, berichteten darü­ber, was sie vor den­­ Wahlkommissionen und in der Stadt erfahren haben. Auf Grund dessen wurde beschlossen, daß in der morgigen Situng des Abgeordnetenhauses jeder der erwähnten Abgeordneten all das vorbringen wird, worin er einen Wahl­­mißbrauch oder eine Verlegung der Immunität und der Wahlfreiheit erblickt. Sie werden den Präsidenten des Hauses auffordern, in Angelegenheit der Verlegung der Immunität die nöthigen Ver­fügungen zu treffen, überdies beantragen, gegen den Wahlpräsidenten, wie auch gegen einige V­erwaltungs- und richterliche Beamte das Disziplinarverfahren einzuleiten und eine parlamentarische Kommission zu entsenden. In den oppositionellen Klubkonferens­zen kamen heute die Vorgänge bei der Neutraer Wahl zur Sprache. Jan«1ub«der Nationalpartei betonten sämmtliche Redner,daß11 i d diesem Falle nicht nur das Wahlgesetz,sondern­ auch das Immunitätsrccht einzelner Abgeordneter verlegt wurde die Konferenz beschloß, im Lause die Ahnd­ung der Mitbräuche nach beiden Nichtungen hin zu fordern. „Im Klub der Nichtundvierziger und Unab­­hä­ngigkeits-Part­ei Fraktion Bartha­ ergriffen : zu Dieter ‚stage Gabriel Ugron, Géza P­olönyi, Ladislaus Ofolicsányi, Akos Ugron, Jósias Molnár, Franz Sima, Nikolaus Kun, Ferdinand Szederfenyi und Dionys PBazmandy das Wort. Die Konferenz be­­traute den Abgeordneten Akos U­gron, in der morgigen Situng des Abgeordnetenhauses bezüglich der Entsendung einer parlamentarischen Untersuchungs-Kommission einen Antrag zu stellen. Sodann votirte die­ Konferenz den Abgeordneten Bázmándy und Diolicsängi Dant, die bei dieser Wahl die Rechte des­­ Volkes in Schuß nahmen. Die­ andere Fraktion der genannten Partei beschloß, zu fordern, falls die Wahl mittelst Betition angegriffen würde, daß die Erledi­­gung der Frage rasdh erfolge; sollte jedoch der gewählte Abgeordnete auf sein Mandat verzichten, dann wird die Entsendung, einer­ parla­­mentarischen Untersuchungs-K­ommission beantragt werden.­­ Im Namen der Partei wird Abgeordneter Ignaz Helfy das Wort ergreifen.­­ Ueber die neue Wahlbewegung im New­traer Bezirk wird uns aus Neutra telegraphirt. Der Ober­­notar. Emerich Janics wurde vom Obergespan nach Budapest berufen und fährt heute Nachts dorthin. Er soll der neue Kandidat­ für das Neutraer Mandat sein. Die Aufregung ist hier groß.. Die Zichy-Partei hat ihre Fahnen wieder aufgeh­ebt und Tortes fedirt aufs neue mit den alten Mitteln, s­­­o daß der­ Herausforderer. Telegramme desø.,Yesterxiodas. Berlin,25.März.(Orig.-Telegr.)Meldung der»W.Allg.Ztg.«:Heute fand eine Sitzung des Staats­­ministeriums Unter dem Vorsitze des Fürsten Hohen­­lohe statt und man glaubt,daß die Frage:Wasmut einen­ der Hauptpunkte dieser Sitzung bildete.Außerdem berieb­ das Staatsministerium über den Text einer Gra­­tulations-Adresse,welche die Regieruug dem Fsigstett Bismarck zu seinem Geburtstage übersenden wird. Ueber die Ank­unft des Kaisers in Friedrichs­ruh wird gemeldet: In Schwarzenberg (Station vor Friedrichsruh) it eine Schwadron des Skürasfier-Regiments angekommen, dem der Fürst angehört, ferner eine Kompagnie Infanterie und eine Batterie Artillerie. Es heißt nämlich, daß der Kaiser morgen Vormittags vor dem Fürsten Bisz­­mard eine Parade abhalten und dabei dem Fürsten Die gruppen vorführen wird, eine Ehre, die sonst nur gefrönten Häuptern zutheil geworden it. Berlin,25.März.(Orig.-Telegr.)Der,,Lokalanzeiger««. meldet aus Friedrichsruhz Mittags um 11X2 Uhr kam Fürst B­ismarck trotz des starken Windes zu­ Fuß auf den Bahnhof. Er begrüßte die Abgeordneten­ mit den Worten:Seien Sie willkommen in Lauenburg! Dann sprach er einzelne Abgeordnete an, meist in : « Aus allen Theilen des Reiches langets.»E«nt­­"ri­stung"s-Kundgebungen über das Votum des Reichstages ein;folgende sind am bemerkenswerthesten­: der Berlinche rein deutscher Stud«enten,«hat tu den Kaisers folgende Depesche gesandt:Das erlösende Kaiserwort Ein Majestäts für den Fürsten Bismarck findet Widerhall in den Herzen der ganzen deutschen Jugend. Desgleichen hat der Verein an den Fürsten Bismarck folgende Depesche gerichtet-:m­pört über den Beschluß der­­deutschen Volksvertretung hat er wir mit Em Durchlaucht zuversichtlich,daß durch den Reichstag späterer Jahrzehn­te k ein and­erer natio­naler Halt schweben wird.Die Milit­är­«s­vereine folgendes Telegramm gesandt: Der königlich sächsische Militärverein des Bezirkes Leipzig, 120.000 alte Soldaten, in deren Sinn und Geist Ew. Majestät die für das deutsche Bolt so schimpfliche Ablehnung der Ehrung Bismarc’s durch den Reichstag so trefflich gekennzeichnet haben, wagen es, Em. Majestät den ununterthänigsten Dant hiefür zum Ausdruck zu bringen. Gott fchtige und segne unseren Kaiser ! Berlin, 25. März: 170 Mitglieder des Neichetage- und Herrenhauses und 264 Mitglieder des Abgeordnetenhauses begaben sich heute Vormittags nach Friedrichsruh zur Beglücwinigung des Fürsten Bismard. Friedrichsruh, 25. März. Mitglieder des Abgeordneten­­hauses, Reichstages und Herrenhauses sind in drei Sonderzügen hier­ eingetroffen. Dieselben wurden von den Grafen Herbert und Wilfel­ Bismard, dem Grafen Mantan und dem General Waldersee im Bahnhofe empfangen. Sämmtliche Gäste wurden dann vor dem Schlosse vom Fürsteen Bismarc empfangen. Der­ Präsident des Abgeordnetenhauses v. Köller hielt eine One sprache an den Fürsten, welche derselbe erwiderte. «"« Des­ Bezirkes Leipzig haben an den Kaiser:­­ EHRE

Next