Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1895 (Jahrgang 42, nr. 100-124)

1895-05-02 / nr. 100

; b « «"· i . Bir, die wir ohne unser Wissen auf diese Welt kamen, von der wir einst auch gegen unsern Willen gehen müssen, mas suchen mir hier, melde Bestimmung haben mir hier ? Und wenn mir von hinnen gehen, was harrt unser ? Wie könnten wir hassen,daß die menschliche Wissenschaft diese große,diese wichtigste Frage lösen könne,da sie uns selbst hinsichtlich des Wesens der uns sinnfälligen Gegenstände keine entsprechende Auf­­klärung zu geben im Stande ist,wos sie unfähig ist,Erscheinungen zu erklären,denen wir täglich begegnen,die uns täglich zur Bewunderung zwingen? Ich will nicht in der Höhe Beispiele suchen,ich will nicht jene großen Gelehrten erwähnen,die in der Anschauung und Prüfung der in der Ferne glänzenden Himmelskörper den Namen Gottes sahen,der diese ans Firmament gesetzt­;ich erwähne nicht jene Gelehrten,die in den staunenswerthen Gesetzen,welche die Laufbahn der Himmels­­körper so strikt bestimmt haben,daß sie von ihr nicht um eine Linie abweichen könnet,die Hand des Allmächtigen erkannten,der das Uni­­versum erhält«11nd leitet sich hebe nur hier unter mehr den ein Staub­­korn auf,dass ebenso,wie jeder andere Körper ein Wesen hat,das s ein­­ wirkliches Sein bildet,das eine Kraft hat,welche es zur Aktivität befähigt und anregt,das ein Gesetz hat,­welches seine Aktivität lenkt und bestimmt. Gibt es aber einen Gelehrten,der uns sagt,was das Wesen dieses Staubkornes sei,oder der uns darüber aufklären könnte,worin jene Kraft besteht, die wir nur aus ihren Aeußerungen fennen, die nur nas den sinnfälligen Erfgeinungen, Anziehungs- oder Abstoßungs­kraft genannt wurde? Merton antwortete, als er über die Anziehungskraft befragt wurde: ,63 muß Etwas geben, was zwischen z­wei, auf einander eine­r Anziehungskraft ausübenden Körpern jenes Verhältnis zu Stande bringt, das wir Anziehung nennen; was aber dieses Etwas sei, das willen wir nit.“ Hirn, der berühmte Naturforscher, schrieb : „Selbst der störrischeste Gelehrte (le savant le plus rebelle) muß es als ermiejene Thatsache annehmen, daß im Neiche der Natur irgend etwas Unsichtbares, Unfühlbares, Unfaßbares (insaisissable) erilt­rt, von dem man weder die Natur noch die Handlungsmesse fennt." 6) Die Wissenschaft ist im Stande, durch cemische Kompositionen das Wesen der Elemente zu ändern, ihre Kraft zur steigern oder zu mindern; wo gibt es aber den gelehrten Chemiker, der er enträthseln könnte, die aus der proportionellen Mischung zweier, dem Menschen tödliccher Gifte eine, für die menschliche Gesundheit mohlthätige Medizin wird ?­­ Mir künnen uns daher nicht vor der Wissenschaft beugen, melde, fern davon, und über Die zur übernatürlichen Ordnung gehörigen Wahrheiten orientiren zu können, selbst jene 3metfel nicht zu zerstreuten vermag, die sich auf die Beschaffenheit der sinnfälligen, natürlichen Erscheinungen beziehen. Ich könnte noch die Frage enutwerfen,was die Moral der Vernunft und Wissenschaft ist? Demt es kann jemand seine Zeit mit seinem Geiste erleuchten, dabei aber mit der Sittenlosigkeit seines­ Herzens verdüstern.(Lebhafte Zustimmung). Die Systeme,welche seit dem Idealismus Plato’s und dem Realismus Aristoteles’entstanden·sind vergangen sind,ebenso wie einige unter den gegenwärtigen,verkünden Prinzipien und Morals­lehren,welche selbst solche Staaten,die sich um die Religion wenig kümmern,nicht dulden können. Wo bleiben noch die Sünden des Herzens,bezüglich deren non judicat praetor ? Und doch murgelt jede äußerlich verübte Sünde zumiächst im Herzen. Dort wird sie genährt, dort­ gedeiht sie zur Reife. Das schredliche Gelüste des Mörders, der nach dem Leben seines Nebenmenschen trachtet, Teimte in seinem Herzen auf; das Herz, der Wille gebieten, die Hand, welche den Mord verübt, gehorcht nur. Selbst nach Rouffeau „ist er eine schöne Sache, die Tugend auf den Beistand zu gründen, aber mas mird die feste Basis der Tugend sein, mein es seinen Gott gibt?" »On a beau vouloir etablir la vertu par la raison, quelle solide base peut­ on lui donner si la divinite n’est pas ?« (Emile.) Hodaeehrte Generalversammlung ! Unsere Gesellschaft ist fieberfrank. Wir stehen vor einer großen Krisis, nicht nur wir, sondern die ganze Menschheit. Wird ja überall die Frage aufgeworfen, an die man bisher nicht rühren mochte. Alles wird prekär gemacht; mit der Religion wird gleichzeitig Alles bedroht: die Autorität, der Gehorsam, das Eigenthumsrecht, das Vermögen, der Charakter, das Leben, die Ehre. (Lebhafte Zustimmung). Die Atmosphäre it erfü­dend. Wir fühlen das Herannahen des Sturmes, welcher, einmal ausgebrochen, vermüften oder furchtbare Spuren hinterlassen kann. Nicht mit den stolzen Worten der unerschütterlichen Tapferkeit : »Si fractus illabatur orbis, impavidum ferient ruinae« sehen mir dem Sturme entgegen, sondern um dessen Abmendung flehen wir in der Demuth unserer Herzen, mit dem Gebete der Jünger: Domine salva nos! In Deinem heiligen Namen eröffne ich die Lisung. (Anhaltende lebhafte Elfenrufe und Applaus). Sodann legte Vizepräsident Dr. Béla A. Kisfaludy seinen Bericht vor. Er gedenkt zunächst des jüngsten Besuches des Nuntus Agliardi, welcher der Thätigkeit dieser Gesellshhaft im Namen des Statthalters Christi Anerkennung und Lob gezollt hat und vertheidigt dann die Gesellschaft gegen den laut gewordenen Borwuff,­­ als sei sie nicht genug lebendig, als sei ihre Wirksamkeit zu sc­mwer­­fällig, ihr gesellschaftlicher Einfluß zu gering,­ ihre literarische Thätigk­keit zu unbedeutend. Der Bericht geht dann auf die Besprechung der seit langem geplanten Reformen in Betreff der Mitgliedschaft, der Provinz- Agenturen und der Errichtung einer eigenen Bruderei über und schildert den Stand all dieser Angelegenheiten. In pietätvoller Weise wird der verstorbenen Mitglieder gedacht. Die Editionen der Gesellschaft haben im verfloffenen Jahre nicht weniger als 7.940.000 Bogen umfaßt. Das Vermögen der Gesellschaft, welches 236.451 fl. 58 fl. beträgt, hat im vertroffenen Jahre um 37.000 fl. zugenommen. Sowohl dieser, wie der vom Direktor Dr. Kif8 und der vom Sekretär Ferdinand Hummer vorgelegte Bericht wurden zur Kenntniß genommen und auf Grund des Berichtes der Rechnungs­­repiforen wurde dem Kaffter Domherrn Anton Benczell das­ ­ Abfolutorium extheilt und Dank notirt. Für das laufende Jahr wurden 157.258 fl. 22 Tr. an Ein­­nahmen und 138.780 fl. 25 fl. an Ausgaben präliminirt. Dr. Johann Kif8e wurde mit Afflamation auf weitere fc­8 Jahre zum Direktor gewählt. An den Ausschuß wurden Sofef KRapoly, Stefan Kandcz, Dr. Edmund Gyürky und Dr. Medard Kohl entsendet. Die Liste der vom Fürstprimas bestätigten neuen Mitglieder der Wissenschaftlichen und literarischen Klasse it die fol­­gende: Dr. Ludwig Baróthy, Remigius Beleffy, Karl Ember, Dr. Tibor Hajdu, Árpád Hellebrandt, Paul Jedlicsta, Zosef Kapoly, Dr. Géza Kerepty, Ludwig Kisfaludon, Julius Vozary, Dr. Eduard Margalitz, Andreas Boda, Dr. 3. Pipier und Dr. Johann Reiner. Die B Versammlung votirte auf Antrag Dr. Merander Balogh3 dem Heiligen Vater den üblichen P­eteräpfennig. Ein Antrag Dr. Franz A Robicseffs in Angelegenheit der Regelung der Mitgliedschaft wurde an das in dieser Angelegenheit bereits ent­­sendete Komité geleitet. Nac Erledigung der Tagesordnung dankte Kardinal-Fürst­­primas VBnBary dem Direktions-Ausschuß, wie den Beamten für ihre eifrige Thätigkeit und erklärte, den Gegen Gottes auf die Eft. Stefan-Gesellschaft herabflehend, die Generalversammlung für geschlosfen. Nachdem der Beifall­ verrauscht war, mit welchem die Ver­­sammlung diese Rede aufgenommen, bat Graf Ferdinand Zichy den Fürstprimas, zu gestatten, daß die Rede veröffentlicht werde, das Ge. Eminenz bereitwilligst zusagte. 91m. ©. 2, . N 5 « ·zum Opfer­"Die«Lage der Landwirthe ist eine trekurige,»die Außsicht auf die Ernte eine überaus schlechte­ Krieg im Frieden.­ In einem Wirthshause in Debreczin kam es am vorigen Sonntag zwischen Soldaten der ge­­meinsamen und der Honved-Armee zu einem blutigen Handgemenge. An einem der Tische saß der Honved-Hußaren-Zugsführer Franz Kıss mit vier Kameraden, an einem anderen Tilde unterhielt sich Der Hußaren-Korporal der gemeinsamen Armee Balafja mit drei Hußaren. Balafia wurde mit Riss handgemein, worauf die anmesen­­den Hußaren ji in die Affaire mengten und mit den blanken Waffen einhieben, wodurch alle Betheiligten mehr minder verlegt wurden, Balajfa aber, wie es scheint, lebensgefährlich verwundet, ins Spital befördert werden mußte. In der gegenüber liegenden­­ Honvedfaserne wurde die Schlägerei wahrgenommen, worauf viele Honveds zu den §­ie hinaussprangen und mit blauken Waffen ins Wirthshaus türmten. Die Husaren der gemeinsamen Armee hatten jedoch das total auf einem anderen Wege verlassen, was die Honveds derart erzüh­nte, daß sie die ganze Einrichtung zertrümmerten. >­n der Mundsperre gestorben.­ Man schreibt aus Gifegg : V­orgestern starb hier Frau Rosa Csongrádi geb. Graf eines seltenen Todes. Die bevauernsmwerthe junge Frau erfranzte nämlich an der Mundsperre, so daß sie meder Speise not Trank zu ich nehmen konnte und nach dreitägigem Krankenlager starb. (Jubiläum des Wiener Korps „Kimbria“.) Eine der­ hervorragendsten Wiener Studentenverbindungen, das Korps „Simbria”, feiert in den nächsten Tagen ein seltenes Jubiläum, den „Jahrestag seines fnfundwanzigjährigen Veltandes. Für die bei diesem Anlasse veranstalteten Festlichkeiten gibt sich das regite Interesse fund. Die Beteiligung wird aus der ganzen Monarchie eine sehr rege werden. Die Eier nimmt mit einer Begrabung auf der Korps­­mneipe, I., Arfaden-Gast, am Freitag, 3. Mai, Abends 8 Uhr, ihren Anfang. Am Samstag, 4. Mai, folgt die feierliche Auffahrt, zur Universität. Abends­ findet ein solerner Festfommers im Brachtsaale des Stablissement Nonacker statt, der einen besonders glänzenden Verlauf zu nehmen verspricht, zumal Einladungen zu demselben an alle Honoratioren des Landes und der Stadt ergangen sind. Sonntag Vormittags folgt ein Frühschoppen auf der Kneipe, Nachmittags eine gemein­same Sprckfahrt. E­twaige Zuschriften gegen Ausfolgung von Scheilnehmerfarten, insbesondere zum Festsommerfe, an dem auch Damen theilnehmen sollen, werden thumlichtt berücsichtigt und sind an das Komite­ I, Artadın-Cafe, Universitätsstraße, zu richten. Berfehlersnachricht.) Laut Mitt­eilung der Direktion der fün. ung. Staatsbahnen wurde die in Folge Damm­bruches auf der Strecke R­agy-Enyed—Felvincz eingetretene Verkehrs­­störung am 30. v. M. behoben und der Gesanmttverfehr zwischen den genannten Stationen wieder eingeleitet. .­«, (Diel.k.t«.rin.Donau-Dampdechifsfahrt Gesellschaft)gibt ktmd,dass A1111·«ijc1i die Stettio 11 Jcögrád-kasröczc sowohl­ für den Pers­on-,wie auch fü­r den Güterverkehr eröffnet wurde.­­ Fortsetzung in d dhexlage). " x + .­­Ongesmenigkeiten. In der Beilage­ finden sie die Berichte über die geltrige Sagung des Abgeordnetenh­auses, über Barteikonferenzen, über je Mai-Feier, die Fortlegung der „T­ageswenigkeiten“, die Rubrik ‚Kommunal-Angelegenheiten und Handel und Börsenachrichten. Befeh­e in Temesvár.­ Man schreibt uns aus Teme3vär: Die spontanen Sympathie-Kundgebungen, mit denen Geheimrath Dr. Weierle bei seiner Ankunft empfangen wurde, wiederholten si in gesteigertem Maße am ersten Maimorgen anläß­­lich der Trainung des Polizeistadthauptmanns Emilo. Barboloff mit dem Fräulein Irma v. Nehmalfty, Toter des Kavallerie-Brigadiers GM. v. Nehmalsky. Trot­zer frühen Morgen­­stunde — die Trauung war auf 64­ Uhr angefegt — harrte ein nach vielen Hunderten zählendes Publikum der Ankunft des Er-Premiers, der in Begleitung seines Sch­wagers und Gastfreundes Obergespans Dr. Vik­or v. Molnár herangefahren kam und mit brausenden Gljenrufen begrüßt wurde. Dr. Weklerle fungirte seitens der Braut, seiner Nichte, der Bürgermeister von Temesvár aber, fün. Rath Dr. Karl Telbiß seitens des Bräutigams, al Beistand. Die Menge har­te geduldig auf das Ende der Zeremonie und hielt die Gaffe und den anstoßenden Pla­ge fest. Nach der Trauung gratulirte Weierle dem Brautpaare und souvertirte kurze Zeit mit dem er­­schienenen Divisionär MI, von Gatimelli, worauf er sich auf die Straße zur bereitstehenden Gguipage begab, die ihn zur Bahn bringen sollte. Das Publikum afflamirte den populären Staatsmann abermals in begeisterter Weise und während der Fahrt wurde der Wagen mit Maiblumen überschüttet. Am Bahnhofe war der Korps­­kommandant FZM. Freiherr v. Waldstätten zur Begrüßung Welerle's erschienen, der vorher eine Karte bei dem Korpskomman­­danten abgegeben hatte. Die Stadt wollte Dr. Weierle als ihren Ehrenbürger offiziell empfangen, dort unterblieb Dies auf direkten Wunsch Str. Exzellenz. (ÖM? Gabriányi Tr.) Wie uns aus Wien gemeldet wird, ist dort gestern der pensionirte FML. Sofef v. Gabriányi, der als ehemaliger Blasfon­mandant von Budapest hier in bester Erinnerung ist im Alter von 73 Jahren gestorben. Ssofef dv. Gabriányi, der einer alten ungarischen Familie entstammt, wurde in Kezdi-V­asarhely im Jahre 1843 zu den Szeller-Hußaren offentirt; er brachte es bis zum Lieutenant, welche Charge er nach dem Freiheits- Tampfe quittirte. Er nahm jedoch schon 1851 wieder Dienste, indem­ er als Lieutenant in das 6. Husaren-Regiment eintrat. 1864 führte er als Oberlieutenant die Baronetse Hermine Studer-Weyers­hofen zum Traualtar. Im Jahre 1868 zum Major befördert, finden mir ihn acht Jahre später, 1876, als Obersten und Kommandanten des 10. Husaren-Regiments, in welcher Stellung er bis März 1881 verblieb, worauf er zum Wlaskommando in Budapest eingetheilt wurde. Nach dem im November 1882 erfolgten Ableben des damaligen Vlabkommandanten GM. v. Bars­tussa wurde Gabrianyi zum provisorischen und im Mai 1883 zum wirik­en Plasfonsmandanten ernannt, worauf im November 1883 seine Beförderung zum Generalmajor erfolgte. Anläßlich der Uebergabe der hiesigen Franz-Sofef-Kavalleriekaserne an die Militärbehörde verlieh der König, welcher bekanntlich bei der Feier der Schlußstein­­legung anwesend war, Gabh­ängt für seine Verdienste um das Zustandefomm­en D dieser Kaserne den Eisernen Kronen-Orden III. Klasse. Im Mai 1889 zum Feldmarschall-Lieutenant befördert, trat er im Juli 1892 in den bleibenden Ruhestand, bei welcher Gelegenheit er durch die Verleihung des­ Eisernen Kronen-Ordens II. Klasse aus­­gezeichnet wurde. — Die Familie Gabrianyi hat folgende Trauer­anzeige ausgegeben : ‚Lieutenant d. R., Beleger des Gisernen · Herm­ine Gabriänyi v.Ziegtlye geb.Baronin Stücker-Weyers­­hofen gibt hiemit im eigenen,sowie im Nennen ihrer Kinder Karl, Stefan und Hermine, ihrer een Marie, ihres Schr­ieger­­sohnes Karl Colombini, f. u. f. Hauptmann im Infanterie-Regiment Nr. 71, und aller übrigen Verwandten tiefgebeugt Nachricht von dem Ableben ihres innigst geliebten, unvergeßlichen Gatten, Sr. Erzellenz Zoff Gabriänyinv Reg B­és Lu Ef Feldmarschall- Kronen-Ordens II. Klasse, der Kriegsmedaille, des Offiziers-Dienstzeichens II. Kaffe, Großoffizier des f. rumänischen Ordens Stern von Rumänien, und des persischen Sonnen- und Somen-Ordens I. Klasse 20: 2c., meldet am Mittmod), 1. Mai 1895, um 347 Uhr Früh, nach langem schweren Leiden im 73. Lebensjahre sanft in dem Herrn entschlafen it. Die Hülfe des theuren BVerblichenen wird am Freitag, 3. Mai 1895, um 1/22 Uhr Nachmittags, im Trauerhaufe, III. Bezirk, Kegelgasse 11, feierlich eingesegnet, sodann auf den evangelischen Friedhof nac Ort Maßleinsdorf überführt und im eigenen Grabe zur Ruhe, bestattet. Personalnachrichten.­ Hofrat­ Stefan BPapay hat sie, wie man uns meldet, mit seiner Gemahlin und seinem Sohne für 14 Tage nach Italien begeben. — Der Eigenthümer und Kurarzt des beliebten steiermärkischen Badeortes Tobelbad, Dr. Anton Blumaner, it zu kurzem Aufenthalte hier eingetroffen. Der Danf des Nuntius) Noch am Tage seiner Rückkehr nach, Wien hat Nuntius Agliardi an den Kar­­dinal Shlauc folgendes Telegramm in lateinischer Sprache abgesendet: N­­ An Se. Eminenz den Kardinal Shlaud. in Großmwardein. Mag Wien zurückekehrt, erneuere ich meinen Dant für die unzähli­­gen Neu­erungen Deiner Herzlichen Güte, deren Andenken nie in Betgoffenheit gerathen wird. (Gez.) Der apostolische Nuntius. Der Großmardeiner Domherr Balotay, welcher den Muntius bis Wien begleitete, it am Sonntag Abends von dort zurück­­gekehrt; am Samstag hatte Aaliardi ihm zu Ehren ein Diner gegeben, zu welchem auch einige in Wien mahnende ungarische reich­e Wür­­denträger geladen waren. Feldbischof Belopotoczfy war nicht anwesend, da er sich gegenwärtig auf einer Inspektionsreise in Bosnien befindet. Der Nuntius sandte dem Kardinal Schlau­ seine Photographie mit eigenhändiger Widmung; ein ähnliches Bild hat auch Domherr Balotay erhalten. (Der h­auptstädtische Magistrat) ver­handelte heute den Grlaß, den der Minister des Innern in Angelegen­­heit der Arbeiter-M Wohnhäuser an das Munizipium der Hauptstadt gerichtet hat. Es wurde beschlossen, zunächst eine Realierung des Ministers in Betreff aller jener Fragen zu Provoziren, melde das Munizipium in seiner, das Substrat des ministeriellen Grlaffes bil­­denden Repräsentation berührt hat, namentlich aber darüber: melde Steuerbegünstigungen, die Regierung gemilst műre für den Bau von Arbeiter-Wohnhäusern einzuräumen. Erst wenn die hier erwähnten Erklärungen vorliegen werden, sollen die vom Minister geforderten Verfügungen meritorisch behandelt werden. — Ferner beschloß der Magistrat, für die duch Hochmaffer geschädigten Ber­ohner von Déva und Umgebung 100 fl. und für die von Szerb-Bóta 30 fl. als Unter­­stüßung zu bewilligen. — Einem Neger Namens Alphons Lefeune alias Coffe-Nander wurde, auf Empfehlung des Unterrichtsministers, die Berwilligung ertheilt, in den städtischen Mittelsc­hten Vorlesungen über die Verhältnisse in Ostafrika zu halten. Das Entree hat für Kinder 15, für Erwachsene 20 fl. zu betragen. — Ein Gesuch des Zirkusdirektors Wulff, die Sperzentigen Spertafelgebühren mit 4000 fl. ablösen zu dürfen, wurde abgelehnt. — Schließlich wurde ein Grlaß des Ministers des Innern zur Kenntniß genommen, daß zur Kontrolitung der Hauptstadt, beziehungsweise, der von derselben in Betreff der Kehrichtausfuhr getroffenen Verfü­gungen ein Konzipist Namens Alerius Horváth ermittirt worden sei. (Gine große gewersbrunit mithete gestern in der Ortschaft Khaffa- Ujfalu in der unmittelbaren Nachbarschaft von Kajdan. Der herziehende Wind trug die Flammen des in Brand gerathenen Hauses so rapid weiter, daß binnen kurzer Zeit sechs­­unddreißig Häuser Feuer fingen und bis auf den Grund nieder­­brannten. Auf Ansuchen des Vizegespans erschienen die Feu­er mehr von Kafhau und eine Kompagnie Soldaten auf dem Brandorte und nur den vereinten enormen Anstrengungen der anderen Leute it­e3 zu danken, daß nicht der ganze Ort eingeäschert wurde. Unbegreif­­licherweise jedoch fanden die­­ menschenfreundlichen Bestrebungen der nie und des Militärs bei den Bauern des Ortes seine Wür­­digung, da Diese — mie Dies bei einem ähnlichen Anlasfe vor sechs Fahren ebenfalls vorgenommen it — nicht nur Die Feuerwehr­ in brutaler Weise angriffen, sondern ein Bauer sogar dem Führer der Soldaten einen Sieb auf den Kopf versetze. Schmafferschäden.­ In Folge des ununterbrochenen Megens, der seit mehr als vier Tagen dauerte, haben die Raab und die Pinfa, wie aus Steinamanger gemeldet wird, im Körmender Bezirk die Gemarkungen der Gemeinden Pinfa-Mind­ent, Esátány, Bafalla, Horvath-Magyar-Nadalle, Körmend, Szecsod, Hollós und Rába-Hidvég überschwem­mt. An den Saaten und an Feldern wurde hiedurch großer Schaden angerichtet; die Kommunt­­ation ist an vielen Stellen unterbrochen, da das M Wasser zahlreiche Brüden megschmerkte Auch ein Menschenleben fiel dem Hocmailer entseelts ! «»So·1n1nprfr»isol­lererhaltcr­ die feinsten Klaviere und Pummosm Mietljetmchwiersalon Bereßtäly,VåeZi-k61-iit21. Jakob Roshberger,k.u.k.Hofliefera111,Yudapest,·W’äczi-11tpz?23.Elegente Herrenkleiderzxtstaunend billigen 1111 dUxen Presserym reichsterleIstrahl. . gokalszt mäjmärtem Budapester Nennen) Das die Nennen besuchende Publikum wird aufmerkfan gemacht, die Gintrittäfarten zu seiner eigen­en Bequemlichkeit in den auf den Plakaten namhaft gemachten Trafifen zu­ lösen, da bei den Salfen auf dem Wettrennplage, obgleich es dort deren 18 bis 20 gibt, stets ein großes Gedrärige­berricht. Ferner wird bemerkt, daß die Eintrittsfarten stets sichtbar zu tragen sind, um Nachfragen der Kontrolorgane zu vermeiden. (Zirkus Wulff) Direktor Eduard Wulff begann gestern seine Vorstellungen im Zirkus im Thiergarten. Selbst­­verständlich war laut Budapest bei der Premiere anwesend. Beim Erscheinen in der Manege wurde Direktor Wulff, welcher sich als Budapester Bürger bei uns einer ganz besonderen Popularität erfreut, mit minutenlangem Applaus begrüßt. Die Vorstellung selbst war in jeder Beziehung eine musterhafte. Vorerst ist Herr Wulff zu nennen, welcher uns neuerliche Bennweise seines unvergleichlichen Dressurtalentes lieferte. Besonders die Leistung des Tigerhengstes „Sharlee“ als Schaufelpferd steht einzig da. Die vom Vorjahre bekannten Hengste , Emperor" und „Prinz“ werden fest mit einem 50r-Terrier vorgeführt. In Me Dudley aus dem Cirque d’hiver in Paris lernten wir eine äußerst wichtige Schulreiterin lennen. Großartiges produzirte der Reitkünstler Mr. Charles Glatte in feinen­ Doppelpironetten und Saltomortales auf ungesatteltem Pferde. Eine graziöse Erscheinung h­­eiß Annie Clarre in ihren Tanz­touren auf­ trabendem Pferde und in der Doppeljonglage mit Mr. Charles auf zwei Pferden. Die Produktionen der amerikani­­schen Luftgymnastiker Nestor und Nerian und der italienischen Strobaten-Truppe „Les Harrison" vervollständigten in vortrefflicher­­­eise das Ensemble. Israelitischer Gottesdienst. Im 1r. Kultus­­tempel beginnt der Freitagabend-Gottesdienst bis auf weitere . Ver­­fügung um 7 Uhr. Neues Tageblatt) Geit­geitern besitz die ungar­­ländische Sozialdemokratie ihr eigenes Tageblatt; das seit 22 Jahren erscheinende Wochenblatt „Nepkava” und dessen Berblatt „Bolfs­­stimme“ wird nun täglich ausgegeben. MS verantwortlicher Medat­­teur zeichnet Desider Bofanyı. (In Berlust gerathen) Der Gemahlin des Groß­­bändlers Herrn August Rohner ist gestern auf dem Wege vom Elisabethring in die Ziingigasse Nr. 16 eine Brosche, aus einem vier­­zigen Smaragd mit Brillanten-Einfassung bestehend, abhanden gekommen. Dem Zustandebringer des mit 800 Gulden bemerk­eten Schmudes werden 100 Gulden als Belohnung zugesichert. (Mit einem Eisenbahnzug farambolirt) Ein aufregender Vorfall trug sich gestern auf der Eisenbahnstrecke Budapest— Soroffar zu. Ein Zug der Vizinalbahn kam daher, als plöglich bei einer­­ Wegübergebung ein von einem jungen Manne gelenzter Wagen rasch über das Schienengeleise fegen wollte. Die Distanz war jedoch zu uma, im nächsten Augenblick lag der Wagen, von der Lokomotive erfaßt, zertrümmert auf den Schienen. Der Kutscher, der bei dem Fuhrmann Satob Weisinger bedienstete 22jährige Anton Knapp, dankte seine Rettung nur dem Umstande, daß er in den­­ Straßen­­graben geschleudert wurde und auf diese Weise nur geringfügige Kontusionen davontrug. Ach die Pferde wurden nur leicht verlegt. Attalirter Konstabler­ Gestern Nachts kamen aus dem Scheffer'schen Gasthaufe in der Großen Rochusgasse Nr. 21 mehrere Arbeiter. Sie machten auf der­ Gafse einen solchen Spertafel, dag­ei der dort auf dem Westen stehende Konstabler Ladislaus Herväczi bemüffigt fand, die Kramallmacher­ zur Nähe zu ver­­meilen. Einer der Arbeiter — ein gewisser Josef­­ Pareicz — ließ sich diese Ermahnung nicht gefallen; er schlug mit einem Steine nach dem Polizisten und verlegte Diesen ziemlich schwer im Gesichte. Hierauf ergriff Pareicz die Flucht. Bisher ist es nicht gelungen, seiner habhaft zu werden. Falssches Gerücht­ J in der Hauptstadt verbreitete sic in den Nachmittagsstunden das Gerücht, daß in Steinbruch ein Haus eingestürzt sei, bei welcher Gelegenheit mehrere Personen ums Leben gekommen wären. Glücklicherweise reduzirte sich später die Sache dar­­auf, daß bei der Demolivung eines Hauses in der Hölgygasse zwei Arbeiterinen durch herabfallende Ziegel verlegt wurden. Selbs­tmordchronit­ Heute Nachts jagte sich im Stadtwäldchen, nächst dem Fehty’schen Panorama ein unbekannter, anscheinend der Arbeiterflosse angehörender Mann eine Revolverkugel in den Kopf und blieb sofort todt. — Die 12jährige­ Dienstmagd Eiter Singer trank gestern Abends in selbstmörderischer Absicht eine Zangensteinlösung und erlitt ziemlich ihmere innere Verlegun­­gen; das Mädchen meigert sich. Die Ursache des Selbstmordversuches befannt si geben. — Bei Kun-Szent-Märton wurde weiterl ein elegant gekleideter Mann von einem Zuge, des Budapest-Zimonyer Schwelguges guillotinirt. Aagenzeugen berichten, daß der Unbelannte — in Desfen Taschentuch der Jlame , Anton" eingemärft üt — si in selbstmörderischer Absicht vor den Zug geworfen hat. Der Leich­­nam wurde nach der Hauptstadt gebracht und­­­ in der Morgue zur öffentlichen Besichtigung ausgestellt. Blutige Schlägereien.­ Heute Nachts kam es im Stadtwäldchen zwischen den Fleischhauergehilfen Leopold Keller und Ladislaus Dudas zu einem Wortwechsel und in der Folge zu einer Schlägerei, in welcher Keller von seinem Gegner einen Messer­­stich erhielt. Der schwer verlegte Keller wurde ins Spital befördert ; der Thäter wurde verhaftet. — Der a jährige, aus Baja gebürtige Ti­gler Stefan Szatácsi wurde heute Nachts in der Sgondygalie mit einem unbekannten Uhlanen-Soldaten handgemein. Lebterer machte von seiner Seitenwasfe Gebrauch; Szatács wurde lebens­­gefährlich verlegt von der Freiwilligen Rettungsgesellschaft ins KRochusspital befördert. Die P­olizei erstattete von dem Vorfalle dem Plaskommando Meldung. (Unfälle) Gestern wurde in Steinbruch das ajährige ohne Aufsicht belassene Töchterchen der in der Wedgasse Nr. 29 mah­­nenden Witwe Sofef ESEL von einen Waggon der Stadtbahn überfahren; das Kind wurde ins Modusspital transportirt, wo es Abends seinen Verlegungen erlag. Den Waggonführer trifft sein­­er Schulden, da das Mädchen aus kurzer Distanz direk­ dem Waggon entgegengelaufen war. — Der 33jährige in der Violagasse Nr. 33 wohnende K­utscher Anton Hub­ser­tfiel gestern auf dem Rudolfs- Dual von seinem Wagen, vermictelte sich in die Stränge und wurde von den Pferden eine weite Strede fortgeschleift; hiebei wurde dem Huk­ser der rechte Arm gebrochen. — Der Ab Taglöhner Vin­­zenz T­o­th gerieth gestern auf dem Ostbahnhofe während des Nan­­girens eines Zuges z­wischen die Puffer von zwei Waggons, ihm die rechte Hand vollständig zerquetscht wurde. 7 Taschendiebe auf dem Bolfsfeste.­ Das Volks­­fest im Zugle bot auch den Taschendieben eine gemünschte Gelegenheit zur Ausübung ihrer Singerfertigkeit. 68 wurden mehreren Personen die Geldbörsen, durchwegs jedoch mit kleineren Beträgen, gezogen. Außerdem wurden dem Schuhmachergehilfen Johann György und wobei­­ dem Drechsler Karl Bopale­gk­ die silbernen Memontotrubren abgezeicht. (Feuer) In der Dreherischen Bierhalle kam geitern in der Malzdarre eine Feuer zum Ausbruch, welces von der eigenen euer mehr gelöscht wurde. Gerichtshalle. Plenarfigung an der fön. Kurie. Geltern fand an der Fön. Kurie eine­r Plenarfigung statt, in welcher der neuernannte Richter an dieser Gerichtsstelle, Ludwig Myers, den Amtseid in die Hände des Präsidenten Nikolaus v. Szabó ablegte­­. Budapester Fön. Strafgericht. Der Zust­gminister wird wie wir bereits gemeldet, demnächst dem Parlament einen Gegeb­­entwurf über die Loslösung der Strafabtheilung des Budapester fün. Gerichtshofes von der Zivilabtheilung und die Errichtung eines selbstständigen Budapester Fön. Strafgerichtes unterbreiten. Der Justize­minister hat noch im vorigen Jahre den derzeitigen Leiter der Straf­abtheilung des hiesigen Gerichtshofes Leo Sfitnay mit der Aus­­arbeitung eines Organisationsent­wurfes betraut und Hinsichtlich ein­­zelner wichtiger Fragen einigen hervorragenden Gerichtsräthen — darunter den Richtern Stefan Czárán Dr. Isidor Baum­garten und Dr. Franz Bargha — Gutachten abverlangt. Als Kandidaten für die Präsidentenstelle des Bu­dapester­ Strafgerichtes werden in Nichterkreisen Der derzeitige Vizepräsident des Gerichtshofes Leo Zsitvay und der Richter an der Raaber fün. Tafel Ludwig MERELY genannt. ‚Breßprozeg. Der Advokaturskandidat Rudolf Martovich hatte im vorigen­­ Jahre gelegentlich einer Tagfahrt mit dem Leiter des Suröez-Szt.Martoner Fön. Bezirk­sgerichtes, dem Zün. Tafelrichter Nikolaus 3­ötete eine Auseinanderlegung, in Folge deren Marko dich, der Peservelieutenant ist, von dem Bezirksrichter ritterliche Ger­ingthnung forderte. Al der Richter dies mit Hinweis darauf, daß er den Advokaturkkandidaten in amtlicher Funktion zurechtgewiesen habe, ablehnte, veröffentlichte Markovich in der "Narodny stovine" an 30. Juni­ d. h. eine Erklärung, in welcher er den Vezirberichter Sefete einen Weigling nannte, der ohne Grund und Recht Andere verlege. Dies hatte die Einleitung eines Preßprogesses seitens der tön. Oberstaatsanwaltschaft gegen den derzeit in Budapest domizi­­lirenden Wovokaturskandidaten Markovic) wegen öffentlicher Ver­­leumdung eines behördlichen Organs und wegen Ehrenbeleidigung zur Folge, worü­ber heute die Hauptverhandlung unter dem Vorsize 0608 Vizepräsidenten Leo Sfitvay stattfand. Die Anklage vertrat Vize­­staatsanwalt Dr. Betr Agorapta; Privatträger Nikolaus Delete war persönlich anwesend. Dagegen fehlte der Angeklagte Nudolf Markovich, der durch ein ärztliches Zeugniß sein Ver­bleiben entschuldigte und um Bert­a der Verhand­­lung bat. Um 1192 Uhr theilte der­t mit, daß der Gerichtshof behufs Untersuchung des Zuft­ngefragten einen der Votanten des Senats, den Gerichtsra Lenk in Bes­gleitung des Gerichtsarztes Professor Aerander Astan in die Wohnung des Markovich entsendet habe. Hierauf erstattete Gerichts­­rath Lenk den Bericht, demgemäß Markovich sich heute zeitlich Mor­­gens aus seiner Wohnung mit dem Bemerfen entfernt habe, daß er zu einer Verhandlung gehen müsse. Gerichtsarzt Brofessor Altay erklärte: ‚Die im ärztlichen Zeugnisse erwähnte Krankheit heiße im gerwöhnlichen Leben Schnupfen und Tönne nicht als Hinreichender Grund zum Fernbleiben gelten. Auf Grund dieses Gutachtens Ders fündete hierauf der Präsident den Beschluß, demgemäß­ die Ver­­handlung in Abwesenheit des Angeklagten durchgeführt wird. Es folgte die Auslosung der Gesd­mornen, worauf dann aus dem Unter­­suchungsprotokoll das Nationale der Angeklagten festgestellt ward. Nach Schluß des Bemweisverfahrens beantragte VBizestaatsanwalt Dr. Agorapto die Schuldigsprechung des Angeklagten und dessen V­erurtheilung in contumaciam. Die Geschmornen bejahten die Schuldfrage der öffentlichen Verleumdung mit 10 gegen 2 Stimmen, worauf der Gerichtshof den Angeklagten Rudolf Martovig in contumaciam zur zwei Monaten je 50 fl. Geldstrafe und zur Zahlung der Kosten ver­­urtheilte. Der strittige Feuilleton. Das Blatt „Sofai“ hat ein Feuilleton Thomas Köbor’s, welches in der Novellensammlung „Asphalt“ bereits erschienen war, mit Nennung des Namens des Verfassers mitgetheilt. Da jedoch das Blatt die Duelle, welcher das Feuilleton entnommen war, nicht genannt und Köbor seine Gin­­roilligung zur Veröffentlichung nicht ertheilt, hat, strengte er gegen den Medak­eur des „Solar“, Ludwig D. Kelett den Karl E5t»58 vertritt, doch Dr. Moriz Füredi einen Prozeß gegen Wurptrung des Autorenrechtes an. Im Laufe des Prozesses ver­­antwortete fi Kelett dahin, daß die Uedernahme von P­robe- Seuilletong aus einer kurz vorher erschienenen Sammlung literarische Gepflogenheit sei und er habe seiner Pflicht dadurch vollk­ommen genügt, daß er den Namen des Autors unter das Feuilleton feste. Auf Verlangen des­ Klägers holte­­ der Gerichtshof das Gutachten der Autoren-Sachverständigen-Kommission ein, welche unter­­ dem Prä­­sidium Mori­ Jolkars auf Grund de von Mar Falk er­statteten Referates sich dafür aussprach, daß die Uebernahme von P­robe-Feuilletong wohl zulässig sei, jedoch nur mit deutlicher Be­­nennung der Duelle und daß die einfache Nennung des Autors nicht genüge. Der Budapester sen. Gerichtshof hat auf Grund dieses Gut­­achtens Ludwig D. Keleti wegen Usurpirung de Autorenrechtes zu 20 fl. Geldstrafe, eventuell zu 2 Tagen Gefängniß, zu 205. Schaden­­erlag und zu 108 fl. Gerichtsfosten verurtheilt. ‚Telegramme des „Deiter Lloyd“, Paris, 1. Mai. Der „Gaulois“ meldet, Rus­­land hätte Deutschland und Frankreich eingeladen, eine Note mit zu unterzeichnen, welche­ die bei Kapan er­­hobenen Reklamationen prägtfist. Diese Nekla­­mationen bezogen sich lediglich auf die Ausland beunruhi­­genden Territoriale Konzessionen. Der „Gaulois" fordert die Regierung auf, auch bezüglich der lediglich Frankreich interessirenden Gebietsabtretung zu reflamiren. Paris, 2. Mai. Das Journal , Matin" glaubt zu missen, daß die japanische Regierung geneigt sei, in Paris, Berlin und Petersburg wegen Regelung der Angelegenheiten des Äußersten Ostens zu unterhandeln. London, 1. Mai. Den , Times" wid um Kobe gemeldet: Offenbar besteht eine ernste Krise in den Be­ziehungen zwischen Japan und Rußland. Der Presse wurde verboten, hierüber zu berichten. Einer Meldung aus vertrauenswürdiger Quelle von Hiroshima zufolge wird an­genommen, daß die Minister eine entschlossene Haltung gegen die russischen Forderungen einnehmen werden. Diese leugnen, daß Ruhland das Recht habe, sich einzumischen und Miß­­trauen zu hegen, und glauben, daß die russischen Streitkräfte im Osten nicht kräftig­ genug seien, um die Forderungen Naßlands zu unterfragen. Die fremden Kriegsschiffe sammeln sichh in den japanischen Häfen. Die französischen Schiffe wurden ange­wiesen, sie für alle Fälle bereit zu halten. London, 2. Mai. Die , Times" melden aus Peking, daß bezüglich der Ratifikation des Vertrages von Simonofeli noch seine Entscheidung erfolgt sei. Li-Hung- Tihang wurde vom Kaiser in Audienz empfangen. Tientsin, 1. Mai. Auf Befehl Des Kaisers von China it Li-Hung-Tihang gestern Abends nach Peking abgereist. Die Ratifizirung des Frie­­d­ensvertrages duch den Kaiser gilt fest als­ wahrs­­cheinlich. Ofohama, 1. Dat. Graf Uto begibt sich heute nach Kifu, wo die Ratifikations-Urkunden ausgetauscht werden sollen. Allein die Ratifikation Durch San ist der japanischen Regierung wo nicht notifizirt worden,­­­­. Wien, 2. Mai. Orig-Telegr) Der Budgets Ausschuß des Abgeordnetenhauses hat in seiner gestrigen Ligung die Resolution wegen der Verhandlungen mit Ungarn über den Mahlverzehr angenommen und den Abgeordneten Halle­wich zum Referenten bestellt. Ferner wurde der Antrag auf Gewährung von Steuerbefreiungen für Neu und Umbauten in Laibach angenommen. Berlin,1.Mai.Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet,habe die polni­sche Reichs­tags- Traktion gestern beschlossen,gegen die Beschlüsse der Kommissionc in der Umsturzvorlage zu stimmen. Berlin,1.Mai.Nach­ Mittheilungen aus parlamen­­tarischen Kreisen. beschloß gestern Die Reichspartei, gegen die Umsturz-Vorlage in der von der Kommission be­­antragten Fassung zu stimmen. — Der „Post“ zufolge wird die Reichspartei bei Beginn der zweiten Zeiung der Umsturz-

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