Pester Lloyd, November 1895 (Jahrgang 42, nr. 262-287)

1895-11-01 / nr. 262

Bi­ . · 5 — 3 »­ ­, Z­.­­Graf Khuen - Héderváry wir noch immer gestützt. Der glänzende Erfolg un­serer Opposition in diesem anerkanntermaßen so patriotischen Unternehmen ON­llenbar ganz danach angethan, um alle anderwärts­­ Stabt, denen sich folge Warasbin, ... ’Zy«Zgjchet.«Aufeinande­r Emng Belovar und Semlin angeschlossen haben, strafen diese leichtfertige Annahm­e Lüge. Sie zeigen uns die Kroatische Intelligenz von dem Streben befeelt, mit dem­ ungarischen Mutterlande Gutfreund zu sein und sie sind in ihrer Beun­theilung der Agramer Bubenstreiche nicht weniger entschieden als­ des Königs Majestät und als selbst die Budapester Opposition. Und das ft das ureigenste Wort des Grafen Khuen-Hedervary, auf welches er si allerdings, dem vier­­blättrigen Kleeblatt unserer Opposition gegenüber berufen kann, das ihm aber von den­ Barcsics, Ruzics und Komfortet als todeswürdiges Verbrechen angerechnet wird, wobei ihn ein entgleister ungarischer Doktrinarismus vergebens als jenen Banıs einstellen möchte, der der kroatischen Autonomie auf Kosten Ungarns und des ungarischen Staatsrechtes zu einer weit über die durch den 1868er Ausgleich gezogenen Schranken hinausragenden Entwicklung verholfen hat. Die froatische Opposition Laßt si durch die Deduktionen dieses Dostrindrismus — vorausgefegt, daß sie dieselben überhaupt liest — nicht beirren; sie sieht und weiß, daß sie der Banus­trikte an den Ausgleich hält, daß er sig als den Vollstrecer des Geieges und als den natü­rlichen Mittler zwischen den beiden Nationen, z­wischen dem ungarischen Mutterlande und den krontisch-slavonischen Nebenländern betrachtet, daß er um feines Haares breite abweicht vom Pfade des Nechtes und der Pflicht. Die angebliche „Superfötation“ der froatischen Autonomie, welche ihm einzelne verschrobene Köpfe bei uns zur Tat legen, rechnet ihm die froatische Opposition jedoch nicht — wie dies logischer Weise vora1t­­­gejegt werden sollte — als Berdienst an, aus dem einfachen Grunde, weil sie — und zwar mit vollem Nechte — jene Thatsachen nicht anerkennt, und sie feindet ihn an, unerbittlich und unversöhnlich, als den starken Träger des einheitlichen Staatsgedankens, als den treuen Wardein der heiligen Stefanskrone, als den erfolgreichen Bortümpfer für die ungarisch-krontische Brüderlichkeit ... . Von bdiesen Ge­sichtspunkten aus müssen die gegenwärtigen Debatten in der Agramer Landstube betrachtet und beurtheilt werden, wenn man den Beweggründen und den Zielen derselben gerecht werden will. Die oppositionellen Herren im Agramer Land­­tage möchten sich auf die mauritanischen Bogenschügen auf­­spielen und Hoffen mit ihren, nebenbei gejagt, zwar gehörig vergifteten, aber doch recht stumpfen Pfeilen , aus dem Banus einen modernen Sebastian zu machen. Dieser aber fängt mit verbindlichem Lächeln ihre Geschäfte auf, wirft sie ihnen mit vollendeter Grazie zurück und all die vehementen Angriffe haben seine andere Wirkung, als daß sie das Band nur noch feiter machen, welches seit Jahren die vernünftig denkende Majorität in Kroatien-Slavonien an den vortrefflichen Dann kru­pft, mit deren Erörterung seit etwa vierzehn Tagen sich die Ham­inistische P­resse Dies- und jenseits der Drave so an gelegentlich beschäftigt ? Um aus Höflichkeit zunächst mit Agram zu beginnen, was sind die Sünden, die ihm dort vorgeworfen werden rafter zu preiset. Was thun? sprachen die — politischen — Daß er die ungarische Fahne auf Erratischem Boden Hiffen ließ, wo Dieselbe ganz­ und gar unberechtigt sei; daß die Studenten ihrer gerechten Bes­­trafung wegen Zahnenfrevels in sicherem Gemwahrsam ent»­­gegensehen ; daß er Fiume noch nicht Kroatien einverleibt hat, daß er die Macht der Opposition gebrochen und über­­haupt den sogenannten großen Aspirationen der kroatischen­­ Nation im Wege stehe. Nun möchten wir gern einen uns befangenen ungarischen Patrioten, welcher Couleur immer,­­sehen, der in all dem Vorgebrachten nicht ebenso viele Nahmestitel des Grafen Khuen-Hedervany erblich, und in der That waren wir Dieser Tage in der Lage, die Zuschrift eines in Kroatien begüterten Magnaten zu ver­öffentlichen, der troß seiner oppositionellen Parteistellung­ nicht anstand, den Banus als einen für seinen Bosten ger­­adezu prädestinirten Staatsmann von providentiellem Cha- Kointeressenten des Dr. grant, dem in dem "Agramer Tagblatt" und in der "Hrvatsja" zwei Organe von aller­ Tiefstem Kaliber zur Verfügung standen. Aus eigener Kraft, mit all dem Gelde des serbophoben katholischen Klerus kön­­nen wir dem Banus nit zu Leibe, da Hinter uns außer Ultramontanismus, Grenzer- und Serejdianertfum und son­tigen reaktionären Velieitäten gar nichts steht, die eigent­­lichen unabhängigen, intelligenten und produktiven Klafter aber, dem Banus gleich, treu am Ausgleich und der Annä­­herung an Ungarn festhalten. Wir werden ihn aber durch die­­ patriotische Entrüstung der magyarischen Chauvinisten von­­ binnen fegen lassen. Zu diesem Behufe wurde also den­­ Leteren ein Grund oder mindestens ein Vorwand zur „Ent­­rüstung” gegeben, zu diesem Behufe wurde das Attentat gegen die ungarische Trikolore in Szene gerebht, zu diesem Behufe mußten die Hoffnungspollen Sprößlinge des Dr. Frans Brügel m­achen werden in dem eigentlichsten und passivsten Sinne des Wortes! »Ohne diese beiden Machenschaften hätten Barcsics ,un­d,Ruzics,die parlamentarischen Hauptakteure des Ent­­·r"i­stjin­gsmeetings,zu welchem sich gestern und heute die angskrdakischekr Gerne größe der Minorität­ des Agramer Lan­dtages Instituirh nie und niemals des’Subkurses der Budapester Opposition sich erfreut, und ohne diese Machen­­schaften wäre die ganze Agramer Königsreife, als ein offenbarer und nicht hoch genug anzuschäßender Erfolg der Regierung, im ungarischen Abgeordnetenhause von der Opposition am allerwenigsten zur Sprache gebracht worden. Daß die legtere, da sie nun einmal im­­„Stürzen“ war, zunächst auch das gesammte Kabinet über den Haufen rennen wollte, das gehört eben zur Technik des Stürzens, womit sie übrigens, wir sind davon, ü­berzeugt, den Herren von der Evulenc Barcsics und Nuzies eben­­falls seine peinliche Unannehmlichkeit bereitete. Die Hauptsache für die Klebteren war aber die Entfer­­nung des Grafen Khuen-Hedering aus dem Agramer Banalpalaste, fü­r welchen Zweck sie sich der Unterftügung­­ ihrer Budapester Degenfüßler, wie wir sehen, in der einfach­­sten Weise von der Welt versicherten. Daß die Koalition Kofsuth-Agron-Apponyi gegen den Banus ebenso wenig ausrichtete, wie gegen das Kabinet Banffy selbst, dem eigentlich der Sturmlauf galt, daran war die Koalition unschuldig; ihre Absicht aber war, den Frontischen N­aditaten zu Willen zu sein und mit dem Baron Bánffy auch den zur Vermittlung des Haffischen Zeugen Pazmandy vo [den — angeschriebenen Grafen Khuen-Héderváry büßen zu lassen für die Bubenstreiche einer Opposition, die vor dem heiligen ‚Zeichen der ungarischen Staatlichkeit nicht zurück­trat, als es galt, der ihr unliebsamen Negierung den Ruhm der Agramer Königstage in dessen Gegentheil zu verwandeln, Mum denn, die Herren Barcsics, Nazies und Konforten haben sich von der Ohnmacht ihrer Budapester Suffurjuale überzeugt. Dieselbe hat mit ihrem konzentrischen Angriff­e gegen die ungarische und gegen die kroatische Regierung eine tägliche Niederlage erlitten und nun müssen sich die Anstifter der Bubenstreiche vom 14. und 16. 5. Mt. betennen, Daß je ohne jeden Grund und ohne jeden OT Nuben drei­ Dugend armer dummer Hungen ins Unglül gefürzt und die­selben um ihre Zukunft betrogen haben. Und gleichwie die Weifern der Budapester Opposition es dem Banus zum Vorwurf machten, daß er die bübischen Exzesse gegen Die ungarische Staatsfahne nicht verhinderte, wollen ihre Agramer Bundesgenossen mit dem Banus die Hölle des­­halb heiß machen, weil die von ihnen aufgehegten Buben fü­r das von ihnen angestiftete Verbrechen­mut auch büßen sollen. Das und nichts Anderes ist der 3wed der Debatte, welche sich die Malkontenten von der Rechtspartei leisten zu missen glauben. Es ist in der That auch das Wenigste, was sie für die armen ungen thun fünnen, daß sie sich für deren — —— Preilaftung verwenden, nachdem sie dieselben zur Berühung ,­",schläflicher Zwischenfälle«veranlaßt haben.Allein jedenfalls w­äre es viel philomthropischer und vielleicht auch patrioti­­schn­ gewesen,wenn sie dem Ba.111si die Glor«ie der Agrainer "Königstage geget int 1111d die Befleckung derselben zumm­er­­mäßlichen Schaden der höchsten Bildungsanstalt des Landes un­terlassen hätten , «Dagegen­ also,was man ihm in Agrim vorwerfen ;j»«krum,sehen wir dananus an Ortmkatellc ohne’ sonderliche Anstrengung mit vollständigem Erfolg sich vor­­b­esidigen.Dagegen aber,was ihm die extremen Parteien in Budapest aus diesem Anlasse vorwerfen zu müssen ,glasubten,l­attht,der ittlungarischen Abgeordnetenhaufe "seinen Angreifer truiche Rede und Antwort stehen konnte, ,der«unngarisch«e Minister-Präsident mitDolIendcter Loyalität« vertheidigt,insofern­ eine Vertheidigung in dringen der ufzbefan­genen Elemente überhaupt n­och nothwendig war. Wasa war dentr diemeptanklage,zu deren Sprachrohr sich in­­­­­ seinem Mangel an Orientirtheit bei all seiner sonstigen­ Loyalität sogar Franz Kossuth hergab? Daß die Agramer­­ . Studenten die ungarische Trikolore im Namen und unter er Zustimmung der öffentlichen Meinung ganz Kroatiens « enHath­« aben. Die K­undgebungen der Troatijch = 2 der Hufti­­ wiederum wie sonst feinen Gel­d nachgehen könne. Die armes­nische Bevölkerung, will fagen der überlebende Theil derselben, ‚war so voll Angst und Schreden, daß sie die Häuser verließ und in den Kirchen und Konsulaten Schuß suchte. Die Zahl der Opfer wird nie genau festzustellen sein, da viele derselben ins Meer versenkt wurden, aber man geht auch nicht fehl, wenn man blos die Zahl Derer, die von den Nizams niedergeschosfen wurden, auf 500 bis 600 hat. Von den Muselmanen sollen gleichfalls einige ihr Leben ein­­gebüßt haben. Wenn dies richtig it, kann es nur aus Irrthum bei den Füfilladen in den engen Gaffen geschehen sein. Was die Nigams and Zapties nicht leisten konnten, vollzogen die Hamals, die Laft­­träger, die et­wa tausend Mann stark sind. Man hatte in der lesten Zeit bemerkt, daß die Führer dieser Hamals, die sogenannten Samal­­bafcht öfter im Konak verkehrten. Nun weiß man wohl warum. Sie bildeten die Reserve der Zapties; die Ermordung und Plünderung der armen Kaufleute in der V­orstadt Dermendéré besorgten sie ganz allein. Alle Ihatumstände ermeisen um widerleglich, daß das Mafsacre der Armenier planmäßig eingeleitet und von oben, vorm General Gouverneur dirigiert worden, ist. Dieser behauptet, die Armenier hätten für den 8. Oktober einen berwaffneten Aufstand geplant und die Nizans und SZapties seien nur zur Abwehr eingeschritten, um diesen Aufstand zu unter­­drücen. Radri Bey läßt eine Urkunde von den Notabeln aller Kon­­fessionen unterschreiben, in welcher bezeugt wird, daß thatsächlich eine Schilderhebung der Armenier geplant gewesen und dem Gouverneur für die rasche Unterdrücung der Insurrektion noch Dank und An­­erkeh­nung ausgedrückt wird . Doch weiß Jedermann, was davon zu halten und das das Ganze nur ein Märchen oder Schwindel ist. Kadri Bey gebt jener Gewaltthätigkeit noch die Krone auf, indem er ein Kriegsgericht einlegen ließ, das die Theilnehmer der angeblich bestandenen revolutionären Organisation der Armenier zu erforschen und zu verurtheilen hat. Das heißt zum Sammel no­ den Hohn hinzufügen. Kadri Bey Hat Unheil genug angerichtet. Hoffentlich wird man es zu hindern wissen, daß er noch weiteren Schaden stifte. " Wie , Dr. Ert." aus authentischer Duelle vernimmt, hat der Oberbauminister Graf Andor Festetic ® seine Dent­sfion ein­­­gereicht. = Der volkswirthbihaftliche Ausfdg up des Magnatenhaufes hält am 7. November eine Sigung, in welcher 19 verschiedene ministerielle Vorlagen über Bizinalbahnen und Drei Gejegentwürfe zur Verhandlung gelangen. — Am 8. November wird der taatsrechtliche und Turidische Ausschuß eine Sigung halten, in w­elcher der Gelegentwurf über das in­­ Budapest zu errichtende­ Strafgericht verhandelt wird. — Am 9. November hält­ der Berifilations-Ausschuß­ eine Situng, in welcher das Gesuch des Barons Ladislaus Solymosiy in ‚Angelegenheit des küniglichen Einberufungsschreibens verhandelt wird; gestrichen wird aus der Liste des Magnatenhauses Baron Sigmund Bohufs, während Wilhelm Tóth in die Liste aufgenommen­ wird. Budapest, 31. Oktober. = Aus Konsantinopel erhalten wir von einem durchaus verläßlichen Korrespondenten, der in der jüngsten Zeit persönlich den Distrikt von Trapezunt bereist hat, einen theils auf Grund eigener Wahrnehmungen, theils nach Erzählungen von Augenzeu­gen abgefaßtern Bericht über die Mafsijfacrres vom­­ Oktober Die h­öchst traurigen und grellen Borfälle, welche D dieser Bericht enthüllt, lasjfen ernennen, daß meitab von der Hauptstadt Dinge geschehen, die durchaus nicht in der Absicht des Sultans liegen künnen, und daß also der nothbwendige Zusammenhang feiter: Bentralehe aresitiing, mit Beh Loren Bce Hortdben­dt nicht als zuverlässig bewährt hat. Man kann dem mac mit Recht sagen, daß Alles, was dazu gedrängt hat, die Administration der betreffenden Provinzen einer stren­­­geren Kontrole zu unterwerfen, that fächlich in des Sultans eigenem Interesse­ geschehen ist. Zu münschen ist zunächst, ‚Daß 88, gelingen möge, die Ruhe und ‚das Vertrauen in jenen Ländern herzustellen und dann die Reformen, ihre wohlthätige Kraft erproben zu lassen­, noch­ wesentlicher scheint jedoch, daß aus dem Beispiele dieser fast zu spät ergriffenen Maßnahmen die richtige Lehre für jene Theile des türkischen Reiches gezogen werde, wo solche Maßnahmen noch zur rechten Zeit kümen, um nicht nur drohende Ge­­fahren abzuwenden, sondern auch alle Keime der Ent­­wiclung, die in solchen Ländern vorhanden sind, zu gedeih­­licher Entfaltung zu bringen. Nachfolgend der Bericht unseres Korrespondenten, Trapezunt war am 8.d. der Schauplan eines schredlichen Massacres, das in seinem Beginne und Verlaufe so organisirt war, daß Jedermann den Eindruck haben mußte, was hier geschehen, sei nach einem vorbedachten und bis ins Einzelne un wohlvorbereiteten Plan ins Werk gefegt worden und könne von seinem Geringeren als dem Generalgouverneur selber angeordnet worden sein. Die musel­­manische Bevölkerung in Trapezunt lebt mit den Armeniern wohl­­ nicht in bester Eintracht. Die tirlischen Handwerker und Gewerbe­treibenden sind seit jeher voll Eifersucht und Brodneid gegen die arm­enischen Berufsgenossen, welche durch ihre Anstelligkeit, Routine, Intelligenz und Geschäftstüchtigkeit ihnen überlegen sind und dem­gemäß auch zu besserem Wohlstande gelangen. Aber diese geschäftliche Nivalität hat si nie zu solcher Erbitterung gesteigert, daß sie fü­r die Türken ein Motiv bilden konnte oder gebildet hat, über die Armenier herzufallen, sie niederzuschlagen und zu berauben Viele türkische Familien waren so human, flüchtigen Armeniern bei fi ein Ag zu bieten. Der Racenhaß und die religiöse Verfolgungsfuhr inwalteten nur bei jenen Volksschichten vor, die dazu für mlich kommandirt wurden. Der Weberfall der armenischen Kaufleute begann gleichzeitig auf mehreren Punkten der Stadt, punkt 11 Uhr. Aus allen türkischen Gasthöfen, Kaffeehäusern und Läden traten plößlich bewaffnete Musel­­manen auf die Straße und tödteten jeden Armenier, der sic zeigte. In dem Momente als der General-Gouverneur Kadri Bey in ganz unge­wohnter Weise und Zeit auf dem Plage (Meydan) erscgten, rückten von drei verschiedenen Seiten Nizams, Zapties und bewaffe­neter Böbel heran, welche auf Kommando der Führer die arm­enischen Kaufleute, die hier ihre Waarenlager hatten, niederschossen, ihre Ma­gazine erbrachen und plünderten. CS ging Alles wie auf Kommando. Zuerst wurden die armenischen Kaufleute am Meydan-Plage und in der Bankwasse, die al die reichsten Handelsleute gelten, attakiet, dann erst ging es an die ärmeren. Hauptsächlich war es auf die Mitglieder des armenischen Kirchenvorstandes abgesehen, denn dieser hatte sich des Verbrechens schuldig gemacht, die Forderung des General-Gouverneurs auf Auslieferung jener zwei flüchtigen Armenier, die ein Attentat gegen Badri Bajba verübt hatten, nicht zu erfüllen, einfach weil er das Berfted der beiden Attentäter nicht fannte. Bezeichnend für die in jedes Detail gehende Organisation des Mederfalls ist die Thatsache, daß die Mahomier, Barkenführer, melcte eben eine Lichtung am Dampfer des Oesterreichischen Lloyd begonnen hatten, beim ersten Schuß, der aus der Stadt zu ihren Ohren drang, sofort Die Arbeit einstellten, den Dampfer im Stich­wepen und in kleinen Barken, welche Waffen enthielten, dem Molo zueilten, wno sie ihre armenischen Kame­­raden überfielen und schonungslos erschoffen oder mit Messern er­stachen. Dieser Kampf, oder vielmehr diese Abschlachtung wurde sogar in den Barken auf dem Wasser fortgelegt. Daß eine Abtheilung Nizams und 200 Gendarmen, Zapties, an dem Maffacre mitthaten und auf armenische Passanten, wie in die Fenster der armenischen Häuser Schoffen, m­uß besonders fonstatirt werden. Alles das vollzog sich ohne den geringsten äußeren Aulaß, ohne daß irgend ein Streit oder eine zufällige Nauferei dazu den Vorwand gegeben hätte. Griechen und Katholiken blieben vollständig unbehelligt, ihr Hab und Gut war seiner Antastung ausgesegt. Frauen und Kinder wurden gleichfalls geschont. Aber sämmtliche männchch erwachsenen Armenier, welchen es nicht gelungen aus den abgeschlossenen Waffen zu entkommen, oder sich zu verbergen, wurden erbarmungslos erhoffen, oder niedergestochen. Bei Stunden dauerte dies fürchterliche Geniegel. Dann wurde auf ein gegebenes Signal das Feuer eingestellt und die Menge zer­­streute sich so rasch, wie sie gefommen war, verkündete sodann der öffentliche Ausrufer in den Straßen im Um 4 Uhr Namen des Bali, bag die Gefahr beseitigt und Ledermann | 4 = Die Gestion für Volks- und Fahjehulmesen des Landes: I­nterrichtsrathes hielt jüngst zwei Sigungen, in­ welchen die ‚Berichte über die Besuche der Mitglieder in den Volksschulen und­­ über die schriftlichen Arbeiten der VBräparandistnnen verhandelt wurden. Da diese Arbeiten den Anforderungen nicht entsprachen, wird die Sektion die Aufmerksamk­eit des Unterrichtsministers auf die hier zu Tage tretenden Mängel senfen. — Eine Sophianer Zuschrift der , Bol. Korr.” er­klärt alle Meldungen, denen zufolge in Angelegenheit der Taufe des Kronprinzen Boris nach orthodoxem Mitus auf den Fürsten Ferdinand, oder von­­­iesem auf seine Familie ein Druck ausgeübt werden sol, als vollkommen grundlos. Es sei mehr als mahrfeinlich, daß eine Entscheidung in dieser Angelegenheit nicht unmittelbar bevorstehe. E3 könne mit voller Bestimmtheit versichert werden, daß in dieser Frage Regierung, Synode und der überwiegende Theil der Negierungsmehrheit, wie selbst der Opposition die Ent­­scheidung ganz und gar dem Fürsten allein überlassen wollen. “ In seiner gestirnen Nede hat Lord Salisbury auf die „indis” Treten Heußerungen” Gladstone’s angespielt, welche die Schwierigkeiten vermehrten. Damit ist ein in den Blättern veröffentlichter Brief gemeint, welchen Gladstone in Betreff der armenischen Frage auf eine Anfrage der Frau Novikoff, die derzeit die Rolle einer Art rufsischer Agitatorin in England spielt, geschrieben hat. Derselbe lautet: Shlod Hamarden, 22. Oktober 1895. Liebe Frau Novitoff!­ch werde, und dies aus vielen Grün­den, meine Gedanken für mich selbst behalten. Ich sehe in meinem Geiste diesen unseligen (wretehed) Sultan, den Gott der Menschheit zum Slud­ in die Welt gesendet, triumphirend feine Flagge fegivingen, und die Feinde zu seinen Füßen sind Rußland, Frankreich und Eng­­land. 68 liegt mir wenig daran, wie sie die Schmach untereinander vertheilen. Ich hoffe nur, daß mein Vaterland (zu seinem eigenen daran bewußt und dafür nur vor der Beiten) Sich seines Antheils Welt bloßgestellt werden wird. Möge Gott in seiner­­ Gnade,der Per­­­gierung des Türken und dessen Miffetyaten ein baldiges Ende bereiten! So sagte ich, als noch meine Stimme galt, und ich thue es noch manchmal in meiner politischen Altersshmwäsche bis in den Tod. Immer hr ergebener W. G. Gladstone Gelem­amme des „Wester Lloyd“. Das neue Französische Ministerium. Paris, 31. Oktober. Nach neuerlichen Konferenzen, in welche Bourgeois heute Vormittags mit £odroy, Peytral, Hanotang, Cavaignac und Doumer Hatte, begab er Bourgeois Mittags­ ins Balais Elysee, um dem Präsidenten über den Stand der Verhandlungen Bericht zu erstatten. Die Nachmittags fortgejebt werden. Bor­rgeois wird sich um 7 Uhr Abends abermals ins Elysée begeben, um dem Präsidenten eine definitive Antwort zu ertheilen. Paris, 31. Oktober. Hanotaur hat die Ueber­­nahme des Portefeuilles des Auswärtigen definitiv abg­e­lehmt. Beytral wird bei der Zusammengegung des neuen Kabinets nur in Betracht kommen. Bourgeois febt seine Bemühungen fort. Barid, 31. Oktober. Um 7 Uhr begab sich Bourgeois in das Elysee, um dem Präsidenten Taure mitzutheilen, daß er die Mission Der Kabinetsbildung übernehme. Baris, 31. Oktober, 8 Uhr 50 W Monuten Abends. Das neue­ Kabinet­­t in nacstehender­ Weise gebiet: Bourgenis — Präsidium und Inneres; Nicard — A­ustiz und Kultus; Ravaignac — Krieg; Lodroy — Marne; Berthelot —­ Unterricht; Doumer — Finanzen; Guyot ist für das Worte­­feuille der öffentlichen Arbeiten, Messureur für das Handelsrefsort und Bombes für das Vortefeuille der Kolonien ausersehen. Es sind sohin noch die Portefeuilles des Auswärtigen und des Aderbanes zu belegen. Baris, 31. Oktober. Dem Bernehmen nach soll der gegenwärtige Französische Botschafter in Bern Barrette zum Miniister des M­enpert und Dem­minac zum Aderbauminister in Aussicht genommen sei. Eröffnung der Gohranje. Sophia, 31. Oktober. Ein Hier allgemein ver­­breitetes Gerücht, wonach Fürst Ferdinand anläßlich der Eröffnuung der Sobranje-Seffion der Regierung gemisse­n Zusicherungen in Betreff des Uebertrittes des Prinzen Boris zum orth­odoxen Glauben gemacht hätte, rief hier große und freudige Aufregung hervor. Fürst Ferdinand bildete auf dem Wege zur Sobranje den Gegenstand entänstaftlicher Kundgebungen seitens der Bevölkerung. Sophia, 31. Oktober. Der heutigen Eröffnung der National­versammlung wohnte Fürstin Marie Louise in einer Loge bei. Der erste Theil der Thronrede, welcher sich mit den inneren Angelegenheiten beschäftigt, hebt hervor, daß die legte Kammersession troß ihrer kurzen Dauer so erfolgreiche Arbeiten bemältigte, daß der First und die Regierung dem Wieder­­erscheinen der Deputirten zur zweiten Session mit Freude entgegen­­sahen. Tief überzeugt von der Nothwendigkeit, eine systematische innere Organisation zu schaffen und die Gesettgebung auf die Höhe jener der liberalen Nationen zu bringen, hat die Reg « «- A 4 so wichtige Vorlagen ausgearbeitet und wird dieselben einbringen. Bor­ge Allem ist ein Strafgefet-Entwurf, ein Handelsgefeg und ein Reglement für die Beamten in Aussicht genommen. Der Fürst gibt seiner Ueber­­zeugung Ausdruck, daß die Kammer ihren ganzen Patriotismus und Eifer dem Studium dieser Entwürfe, sowie der Erledigung des Budgets zuwenden werde, damit lebt er es sowie das frühere das Gleichgericht im­ Staatshaushalte beibehalte. Sophie, 31. Oktober. Heute fand die feierliche Er­­öffnung der zweiten Session der achten National­­versammlung statt. Vom schönsten Wetter begünstigt begab sich Finfz Ferdinand unter großer Entfaltung militärisc­hen Gepränges nach­ dem Balaste der Sobranje, wo er von den versammelten Ministern und dem Präsidium der Kammer empfangen wurde. Die Thronrede be­schäftigt fi zumächt mit den inneren legislativen und budgetären Fragen und streift die auswärtige Politik mit folgendem Bafjus: „Meine Regierung unterhält gute und freinndtchaftliche Relationen zu allen Mächten. Die Vorbereitungen zum Abschluffe endgültiger Handelsverträge mit einigen derselben sind im besten Zuge. Im Verlaufe dieses Jahres hat sich eine Deputation nach Petersburg begeben, um einen Kranz auf das Grab des unvergeßlichen verstorbenen Czars als Zeichen der Pietät der bulgarischen Nation zu Hinterlegen. Das Wohl­­wollen, welches Kaiser Nikolaus der Deputation angedeihen ließ und der treffliche Empfang, welchen dieselbe sowohl in­­ den Kreisen der russischen Regierung, als in den Schichten der russischen Gesellschaft gefunden, sind für uns eine Garantie, daß unter Aufwand von Beharrlichkeit und Geduld d Die Beziehbungen zwischen Det Derreienden Shmwen erhatten und unserem Baterlande sich zu folcenge­­gauten werden wie.ıie ein­ yollen. Der Aufland betreffende Bajjus wurde mit gespannter Auf­­­merksamkeit vom Hause angehört. Die Reformen in der Ticker, Konstantinopel, 31. Oktober. Beim armenischen Patriarchate fehlen Nachrichten über die Ereignisse in Kleinasien, da der Bestverkehr zwischen den dortigen Sirchengemeinden und dem Patriarchate seit Monaten eingestellt is. Nur von Marash ist eine Depesche­­ der armenischen Gemeinden gregorianischen, katholischen und protestantischen Ritus über die am rechten Freitag begonne­­nen Schlägereien und drohenden Gefahren eingetroffen. In­folge dieser Nachricht wollte der Patriarch beim Groß­­vezer vorsprechen, er wurde jedoch nicht empfangen. Der Patriarch wandte sich sodann an die Botschafter mit der Bitte um Schug für die armenischen Christen. Er erhielt jedoch die Antwort, da k­eine S­ntervention vorläufig unmöglich sei, da eigene Berichte über die dortigen Ereig­­nisse ausständig seien und die Pforte ausschließlich den Armeniern die Schuld an den Mosereien beimißt. Nichts­­destoweniger wurden der forte von einigen Seiten Diese bezüglich freundschaftliche Vorstellungen gemacht und der Nath ertheilt, die aufgeregte mohamedanische Bevölkerung zu beruhigen und weitere Meßeleien zu verhindern. Nach nichtmiiesischen, bisher jedoch unbestätigten Nachrichten seien der Meßelei in Bitlis viele Hunderte Armenier zum Opfer gefallen. Und an anderen Orten sei die Zahl der armeni­­­erlust auf türkischer Seite »schen Opfer eine große,der dagegen verhältnißmäßig unbedeutend Konstantinopel, 31. Oktober. ODrig-Telegr.) Mel­dung der „Pol. Korr.": Mahal Shafir Baia ist in Gr­zerum eingetroffen. — In den lebten Tagen wu­rden die Sojtas verschiedener Medressen in Stambul abermals mit Fleisch und Geld von Seite der Fatferlichen Zivilliste beschenkt. Diese Maßregel ver­­folgt den Zied, die noch immer erregte Stimmung Dieser Kreise zu beruhigen. Berlin, 31. Oktober. (Orig-Telegt. Die meisten Blätter raffen die gestrige Nede Salisburys als Rückzug hinsichtlich der auswärtigen Volitif auf. Die „Nationalzeitung“ meint, die Nede solle wahrsceinlich ein weniger geräuschvolles Auf­­treten gegenüber der Türkei einleiten. Die Bolitit, durch Aufrollung­­ der türkischen Frage Rußland in Dostarten lahınzulegen, seheine sonach aufgegeben, und es werde zunächst darauf anlonmen, ob England in Ostasien zur Wahrung seiner Interessen ein Einvernehmen mit Ruß­­land oder mit Japan gegen Rußland anstreben wird. . ‚Großtwardein, 31. Oktober. Die Konferenz des refor­mirten Kirchenau­ftritts jenseits der Theiß begann Heute mit einem Festgottesdienste, bei welchem der Bereg- Bandter Senior Johann Szabó die Predigt hielt. Aus der Kirche begaben sich die Konferenz-Mitglieder in den großen Saal des S Komitatshauses. Der Fichliche Präsident Edmund Lutäacs hob in seiner Eröffnungsrede die wichtigeren Ereignisse der jüngsten get hervor und forderte die Grschienenen auf, zu den Gegenständen der Tagesordnung zu sprechen. Sodann wurden Aussepußwahlen vorgenommen und der von Ludwig ECLify vorgelegte Entwurf betreffend Die innere Mission einstimmig acceptirt. Der Kraftser Seelsorger Sulus Serencay­ hielt über den Kirchenerhaltungs­­fond einen Vortrag, im welchem er die Regelung der materiellen Verhältnisse der internen Beamten beantragt. In der Nachmittags fortgelegten Sigung mwinden weitere, das innere Kirchenmesen betreffende Vorträge gehalten. Um 2 Uhr Nachmittags Bat ein bei welchem Bischof KRijs den ersten Toait Bnnket stattgpfnndit auf di1 König sprach. « Agram, 31. Oktober. Die heutige Situng des Lands­tages begann um 113­ Uhr. Abgeordneter Dr. Nuzicd stellt folgende Interpellation : n Barum hat­te­ Erzellenz zum Schube der bestehenden Hin­richtungen und Vorschriften nicht verboten, daß an öffentlichen Gebäuden in Kroatien gelegentlich der Ankunft und der Anwesenheit Sr. Majestät,des Königs von Kroatien in Agyam hier gejeglich nicht erlaubte ahnen ausgehängt werden ?" Banus Graf Khuen-Héderváry antwortet, daß beide Yahnen, die serbische und Die ungarische, geieglich gestattet seien, weshalb besondere Vorkehrungen, oder ein Verbot nicht nothunwendig und nicht geießlich waren. Ruzics, welcher die Antwort nicht zur Kenntniß nimmt, mirft dem Banus vor, daß er für die serbische Fahne nicht so sehr aus Liebe für die Serben, als vielleicht aus Haß gegen die froatische Nas­tion spreche. In­folge dieser Beleidigung des Banus beantragt der Pr­ä­­sident die Ausschließung Ruzic! für fünfzehn Situngen, welcher Antrag in der nächsten Ligung verhandelt werden wird. Das Haus nimmt sodann die Antwort des Banus zur Kenntniß. Abgeordneter Gjurlovics interpellirt wegen der Erzeffe gegen die serbische Fahne auf dem Gemeindehause und der St­che. Diese Erzeffe hätten die größte Erbitterung bei allen Serben Da­bei sie die­ Unwesenheit Sr. Majestät störten. Die Existenz einer serbischen Kirchenfahne sei seine Provokation, weil sie durch die Tradition und die V­orschriften gestattet sei. In Bosnien sei dieselbe gleichfalls erlaubt. Die Katholiken Bosniens benüten die _ Froatisch-[lavonischen Landesfarben als konfes­sionelles Abzeichen. Auf seinen Fall sei der Wöbel berufen, solche Fragen dur Ghzeife, auf der Straße zu erledigen. Die­ Serben hätten nie­ katholische Bischöfe infultivt oder Kirchen und Pfarrhäuser mit Steinen und Tinte betrorfen. Die Polizei habe nicht ihre Schuldigkeit gethan und nicht rechtzeitig intervenirt. Wären die Glandale vor der serbischen Kirche nicht gemesen, so wären ihnen auf nicht jene gegen die ungarische Fahne gefolgt. Aber die aufgehegte Male habe sich nicht halten lassen und sei daher "bei dem usprünglichen Programm nicht geblieben. Nedner bedauert, daß der Agramer Gemeinderath in begreiflicher Aufregung bei der Berurtheilung der Gr­eife die vor Der fer­bischen Kirche vergessen habe. Die ungartigen ahnen wu­rden während der Unwesenheit des Kronprinzenpaares im Jahre 1883 sind während der Ausstellung im Jahre 1891 nicht injultirt; diesmal sei er geschehen, und zwar trug. der Unwesenheit Sr. Majestät. Die subjektiven Ursachen der Erzeife seien handgreiflich, die nur das Mittel zu persönlichen Frieden waren. Deshalb hatte sein einziger Seuche an den Exzessen theilgenommen. Die offenbar­­­­­­­­­­­­­­ gerner und die Verurtheilung der gebildetejt Welt gefunden,

Next