Pester Lloyd, März 1896 (Jahrgang 43, nr. 53-77)

1896-03-01 / nr. 53

— . . — ER -.-i-« itungen und berühmte —--Buvnp«e,s.t-29-.»Fseri-s, »Mits der H Substratlosigkeit der gegenwärtigen­­-Debatt"eint-Abgeordnete«11h-a1:festkchtihre —1.11aßlnse Länge gauziiki Einkinkig.Der geht ja"am­ weitesten, der nicht weiß, wohin er geht.. Keiner, von allen dem Abge­­ordneten. Die, eines Morgens ermwachten Rationalöfonomen waren, hat auch nur eine Ahnung davon, warum er jeßt soviel Athen, Weisheit und Gelehrsamkeit verbraucht. Seßen wir den Sal, der Beichtußantrag des­­ Grafen Apponyi Wäre schon angenommen, das Zoll und­­ Handelsbanonik mit Oesterreich gekündigt, und die ungarische Regierung bis über die Ohren in das ihr anbefohlene „Studium“ des selbstständigen Bollgebietes versenzt — was wü­rde dabei Positives herauskommen? Absolut nichts! Die beiden Regierungen müßten die Verhandlungen doch wieder dort aufnehmen, "wo sie dieselben unterbrochen haben unir ganz einerlei, ob sie einen neuen Ausgleich vereinbaren oder nicht, — der regige Nedeaufwand ist in jedem Falle rein­­ Hinausgeworfen. Und märe der , Ideenaustausch" wenigstens von der Art, daß die Minister davon etwas Vernünftiges pro­­­fitiren können! Aber man darf fühn behaupten, daß außer der­ heutigen These des Herrn Stefan v. Ti­a über Die Bartheile des Verbrauchs der eigenen Produktion im eigenen­­ Konsumgebiete aus nicht der Schatten­­ eines über ganz All­­gemeines hinausstreifenden volfswirthsschaftlichen Gedankens in der Diskussion auftauchte. Doch, doch, wir möchten nicht gern ungerecht sein, was Hear v. Horäangfy heute geleistet hat, als er mit geradezu Festlich gestimmten Bathos betheuerte, das Land habe seit dreißig Jahren seinen wirthschaft­­­ligen Fortschritt gemacht, das darf sich in der Studien­­mappe eines ungarischen Karlchen Meresnit mit Ehren sehen lassen. Fürwahr, die „Sarbenblindheit", die Stefan Tipa heute der Opposition in anderer Beziehung vorwarf, sie trifft auch auf Diese Unempfindlichkeit für das Licht der Thatsachen vollständig zu, es sei denn, man wollte annehmen, der geehrte Präsident der Nationalpartei habe wohl die Fähigkeit, deutlich zu sehen, wo sie aber von dieser Gabe einen Gebrauch machen — solche Annahme mögen wir oc nicht riskiren, da wir sonst Gefahr laufen, von der­­ löblichen N­ationalpartei der „Lloyalität" und der , Berz­­­üchtigung“ geziehen zu werden, genau so, wie Dies dem Finanzm­inister pafsirt ist. "Die­ verehrliche Nationalpartei is nämlich ungeheuer wehleidig und verträgt es schlechterdings nicht, daß ihre Schüffe erwidert werden. Sie hat von Gott und der Nation das P­rivilegium erhalten, nicht nur die in Thaten und Erscheinungen ausgedrückte Wolitit, sondern auch die Absichten der Regierung und der liberalen Partei zu veru­n­­glimpfen und zu verlästern; wenn Daher jemandem im Ministerium einfällt, irgend ein wäthselhaftes Beginnen der­­ Nationalpartei — und sie Hat ja der Näthjel schon eine Schwere Menge aufgegeben — auf dessen wahrscheinliche Sünde zu prüfen, so ist das natürlich Privilegiums-Beilegung und Gemwerbsstörung und dann deflamirt Herr v. Horansky Pech und Schwefel nieder auf das fündige Haupt des Finanzministers, der sie solchen Frevels schuldig gemacht haben sol. Breilich, Here v. Sutács Hat sichs mit dieser verehrlichen Gemeinde, die ja vor Allem den erhabenen Beruf hat, Schulter an Schulter mit der äußerten Linien für Die Integrität der deafistischen Ueberlieferungen zu ‚sümpfen, Herr v. Lulacs, sagen wir, hat sichs "mit — Dieser verehrlichen Gemeinde grümdlich verdorben, weil er gestern mit feiner, Weußerung über den „dauernden Charakter" der wirthschaftlichen Gemeinsamkeit das Land an Doesterrei) verkauft und verrathen hat. Nebenbei be­­merkt: Heute hat der Finanzminister die Gelegenheit ergriffen, um seinen, wie er selber bekannte, nicht ganz glück­­lich formulirten Sat in dem Sinne zu berichtigen, der ja aus dem ganzen Inhalte seiner gestrigen Nede klar zu er­­k lennen war und über den Niemand, der guten Willens ist, einen Augendlich in Zweifel sein konnte. Andersen, wenn wir der Opposition immerhin das echt zugestehen, sid) ü­ber eine bedenklich scheinende staatsrechtliche Idese im Super­­lativ zu entrüsten und in solchem Falle sich ausnahmsweise nur an das Wort und nicht an Die Intention zu halten — das Medgt Hat sie nicht, den reinen Patriotismus des Miinisters zu leugnen und einem Neam­e von solch selbst­ Ioser Gesinnung wie Ladislaus Lulacs „Landesverrath‘ ins Angesicht zu schleudern. Das ist eine unnerhörte Selbst­­vergessenheit, die wirklich nicht von einem Weberschuffe an wrab­ischer Empfindung Zeugung gibt. Herr Stefan v. Tipa hat in seiner Apostrophe an die Opposition ein merkwürdig bezeichnendes Wort gesprochen, indem er ausrief , einem Manne von den Qualitäten Zadislaus tutács" muthet man zu, daß er um des elenden Minister­­Fautenils willen das Baterland verrathen künne! Sa, um des „elenden Minister-Fautenils“ willen — die ganze täg­­eliche Entartung unserer politischen V­erhältnisse ist mit diesem einen Worte charakterisirt. Es kommt in Wahrheit dahin, daß edler Ehrgeiz und selbstbewußtes Talent vor diesen­­ rothen Sammtstühlen, wie vor einer Folterbank, zurückscheuen werden und die Ministerherrlichkeit nur Dem begehrenswerth erscheinen wird, der nichts mehr zu verlieren hat. Ein Par­lament und in der oppositionellen Presse ist Geder, der die Unvorsichtigkeit oder das Unglück hat, sich als Minister ein­­fangen zu lassen, so gut wie vogelfrei, und nicht nm sein politisches Thun’ und Laffen, auch seine Ehre und Würde sind der Bi­ifektion preisgegeben. Wenn es der O­pposition wirklich Gemmgthuung gemährt, solche bodenlose Verwilderung der Sitten geschaffen zu haben, so wollen wir ihre diese fatale Freude nicht verkümmern; aber sie gibt mit diesem Treiben mm allzu drastisch zu erkennen, Mea ae an ihrer eigene Regierung ® ehtiotei­ längst versteifelt Hat, demn sie kann sich doch unmöglich darü­ber täuschen, daß in dieser Meifere nicht blos dieser oder jener Meinister und auch nicht blos Diese oder jene Negierung,» sondern das Megierungsprinzip und die­­­egie­rungs­autorität überhaupt zugrunde gehben mus. Nun mögen ja die Führer der Opposition von ihrer Gottähnlichkeit vollständig durchdrungen sein; allein sie werden sich trogdem nicht einbilden künnen, daß sie auf den Ministerfigen das Negierungsansehen wieder herzustellen vermöchten, welches im öffentlichen Bewußtsein, vernichtet worden it. Freilich, all das gehört aber zum „System“. Man will der liberalen Partei und ihren hervorragenden Männern das Herrschen und Negieren so gründlich „verefeln", daß je die Minister-Parteien alles endlich­ von sich werfen. Dazu dient auch die Obstruktion, zu welcher man sich allerdings nicht offen befennen mag. Also nein, es ist Dies seine Ob­­ten­tion. Wenn man seit fünf Monaten das Budget für m­­­ir zu Tode schlägt, wenn man jeden neuen Tag irgend einen neuen „Beiwilchenfall” aufgabelt, um ihn nach allen Regeln der Klaft breit zu treten, wenn feiner von allen den „Debattern” es unter anderthalb Stunden thut, während Seder von ihnen das, was er zu jagen weiß, in fünf Minuten völlig erschöpft Hat, wenn “man das bisschen Geist, das in­­ diesem Abgeordnetenhause noch vorhanden it, in einer Fluth von Gemeinplägen und Nichtigkeiten erläuft, so ist das Feine Obsteuftion, nen, es ist Korruption, denn es wird zumächt dem Bolfe das Geld, welches Dieses nichtsnugige Getafel koftet, aus der Tasche genommen, und es wird dann noch­ Schlimmeres angerichtet : man forrumpirt die öffentliche Gesinnung in Bezug auf den­­ Parlamentarismus. Wer im Lande kümmert sich heute noch­ um das Abgeordnetenhaus? Nur die stets sich erneuernden Skandale ziehen noch ein lüsternes Publikum an, die sonstigen Vorgänge sind den Ungebildeten, wie den Gebildeten so­­ gleichgiltig, wie irgend­ein totales Ereigniß in Hinteritdien, aund wie in einem luftleeren Raume würde all das wüste Budapest, 29. Yeber. —n— So ungefähr wie heute die Abelfinier und Italiener mögen einst auch die Babylonier und Assyrer mit­einander Krieg geführt haben. Die enormen Schwierigkeiten, mit denen General-Lieutenant Baratieri im abelsinischen Hochgebirge zu sümpfen hat, welches bei Boatit die Höhe von 1660 Metern, bei Asınara eine solche von 2370, bei Adigrat sogar von 2545 Metern erreicht, müssten allerdings gewürdigt werden. Diese Schwierigkeiten waren indessen den Italienern sicherlich bekannt, bevor sie­ den Entschluß gefaßt hatten, von der Klüste des Rothen Meeres bei Mafjallah in die abessinischen Alpen hinauf zusteigen. Die noch immer andauernde Klage über den Mangel an Naulthieren, der die Kolomnen Baratieri’s operationsunfähig macht, muthet daher den unbefangenen Beobachter schon etwas sonderbar an. Seit Anfang dieses Monats stehen auf dem abessiniischen Hochplateau 30.000 Italiener mit 50 Geldüten — und der Kommandant Dieses Korps gefällt si noch immer in der Rolle des Fabius Eumetator. Man wird sich erinnern, Daß General-Lieutenant B­ar­zatieri während des vorigen Sommers einige Wochen in seiner südtirolischen Heimath weilte und vor der Nad­­fehr nach Mafjauah eine Rundfahrt durch das Trento für dringend geboten erachtete. Auf derselben ließ er sich durch die ihm zujubelnden Italianissimi allerorten in einer jeden Zweifel ausschliegenden Tendenz feiern. Als wohlerzogener Mann war er zwar so tastvoll, sich jeder Aeußerung zu enthalten und nirgends eine Nede von sich zu geben. Seine Blide und Händebrüche sagten jedoch den Predentisten so viel, daß diese ihn ziemlich ungenivt als bder einstigen Er­löser betrachten wollten. Die Leistungn Baratiertis, welche wir recht zu sehen bekommen, lassen uns indessen ver­­muthen, daß wenn die südtirolischen Irredentisten ihre stolzen Hoffnungen just auf diesen General gejegt haben, sie noch lange, ja sogar recht lange sich mit der christlichen Tugend der Geduld werden wappnen missen. Damit sol­lfeineswwegs die bisherige Unthätigkeit Baratieri­s im Allgemeinen abfällig beurtheilt werden. Wir wissen recht gut, daß die Mangelhaftigkeit des Traing, welche namentlich in unkultivirten Gegenden und im Hoch­­gebirge jede ausgreifende Unternehmung hindert, nicht auf das Rerbholz des Korpskommandanten allein zu sehen tt. Das Kriegsministerium in Rom, insbesondere die Intendan­­tur hätte sich schon von allem Anfange gegenwärtig halten müssen, daß der Zweck einer Kolonialpolitik nicht Die Hebung in der Sparsamkeit sein kann. Will man sparen, so bleibt man zu Hause und begimmt nicht Fühne Eroberungszüge nach Afrika. Daher war es mehr­ als ein Fehler der römi­­schen Regierung, es war eine aivetät, nach der Eta­blierng der italienischen Herrschaft in der Erythräischen Kolonie, die ja ohnehin ein Gebiet von 248.000 Quadratkilometern umfaßt, mit einer schwachen Brigade die italienischen Ermwer­­­bungen fortlegen und ein Reich­ unter italienische Botmäßigkeit bringen zu wollen,­­das viermal so groß ist, ab­ Tirol und die Schweiz zusammengenommen. Der Appetit tam eben während des Essens. Nicht zufrieden mit der Erwerbung der Erythräa, wurde die erste Gelegenheit vom Zaume gebrochen, um im­ Dezember 1894 das benachbarte Königreich Tigre (63.000 Quadratkilometer mit 45.000 Einwohnern) der Erythräischen Kolonie einzuverleiben und den Ras M­a­te­gasjch­a kuzmweg ‚seines Thrones fir verhaftig zu erklären. So wurden die Italiener auf einmal Nachbarn der­ Königs­reiche Ambara, Vollo-Gallas und Schon. Auch mit Diesen glaubte die römische Regierung ohne weiters fertig werden zu künnen. Sie übernahm über dieselben die „Schußherrs­­chaft“ und erklärte daher, daß deren auswärtige S Politik fürderhin in Rom gemacht und betreut werde. Solche Ansprüche wären von den Ambchariten, Tigrenen, Gallas und Schoanern verpettirt worden, wenn die­­ Italiener in Abelfinien imponirend aufgetreten wären. Das war aber nicht der Fall, und so erklärt es sich, daß die Abelfinier troß ihrer inferioren Bewaffnung den Muth fanden, sich gegen die Italiener zu erheben. Sie versuchten es, der Ueber­­legenheit der italienischen Waffen die ungeheure Heberlegen­­heit der Zahl entgegenzufegen. Und mit welchem Erfolge, das zeigt der für die Italiener wenig günstige Verlauf des nun schon drei Monate währenden Krieges. Die erste Schuld an der prekären Situation in Abessinien trifft das Kriegsm­inisterium in Rom, welches für die angemessene Auslistung der erythräischen Brigade seine Vorfjorge getroffen hatte. Zu dieser hätte vor Allem gehört, daß die Truppen in der Erythräa auf dem Striegsfuße­ belassen worden wären. Kommanden und Truppen hätten mobil bleiben und daher ihren Kriegstrain behalten müssen. Und da die Beschaffung der für den Gebirgstrain unentbehrlichen Tragt­iere an der Küste des Norhen Meeres und in dessen Hinterlande nicht zu bewirken war, so hätte die erforderliche Anzahl während normaler, friedlichen Zeitläufte in Italien und Nordafrika getauft und stets in der vollen Höhe er­halten werden müssen, damit man im plönlichen Bedarfsfalle nicht gezwungen sei, Dieselbe exit in aller Haft mit enormen Kosten zu beschaffen und an Ort und Stelle zu bringen. Wären die Italiener glei­ nach der Katastrophe von Amba-Alabji am­ 7. Dezember in der Lage gewesen, wenigstens mit einer Brigade bis an die Grenze der Königr­reiche Tigré und Schoa vorzmnden und ihre dortigen Stellungen durch den sofortigen Nachschub der aus Italien in Mafsallah eintreffenden Truppen immer mehr zu ver­stärken, so hätte die Bewegung der abelsinischen Königreiche und Fürtenthl­mer niemals die heutige drohende Dimension annehmen künnen. Und hier beginnt die Schuld des Gouverneurs der Erythräa, des Generallieutenants Baratieri, daß es so weit genommen. Hätte sich der zweite General ein bisschen weniger mit den P­hantasien über die „Befreiung des unter dem tyrannischen österreichischen Lache“ schmachtenden Trento befaßt, sich aber Dafür desto eifriger der Sicherheit der seiner Obhut amvertrauten Erythräischen Kolonie gewidmet, so hätte er doch erfahren müssen, was sich dahinten in den Bergen Aethiopiens vorbereitet. Aber der edle General saß bis in die Mitte des Dezember ruhig ein Mafjanah, möglicherweise tiefsinnig über Pläne zur Erlösung der „gefiebelten“ Süd­­tiroler brütend, bis ihn die Schrecensfunde von Amba-Alapdji aus seinen Träumen riß. Sehr entsandte er freilich Lärm­­deperchen nach Nom, während er sich selber auf die Alpen­­höhen bei Adigrat verfügte. Dort rückten nach Neujahr auch die ersten aus Italien eingetroffenen Verstärkungen ein, und fast jeder zweite Tag brachte ein frisches Bataillon oder eine neue Gebirgsbatterie aus der Leimath. Allein die zur­ Bildung des Verpflegs-, des Munitions-, des Sanitäts- und des Bagagetrains unentbehrlichen, im Gebirgskriege fünfmal 10 zahlreichen Pferde, Mault­iere und Maulesel konnten nicht so rasch zur Stelle sein wie die Menschen. Fett rächte sie der Mangel an Boraussicht Baratieris, berauscht von den Südtiroler Opationen, während seines Aufenthaltes in Rom wahrscheinlich nicht die Muße gefunden hatte, der Regierung bezüglich der Mobilitäts-Erfordernisse zehn Tagen sein Wasser zum Kochen mehr im Wort, und seit vier Runde zwanzig Stunden war auch der Teste Tropfen des rauchigen Zweinswassers verschmunden. War also Baratieri nach dem Gejagten stark mitschuldig, daß er des mangelnden Trains wegen dem Fort Matalle seinen Entrag bringen konnte, so steigert sich Die Schuld des Generals noch sehr wesentlich durch­ die weitere Entwillung der Situation in Tigré. Eigentlich war es ja, wie, wir Dies schon bei einer früheren Betrachtung der dortigen Vorgänge dargethan haben, eine große Dummheit der Abelfinier, vom 7. bis zum 23. Jänner sich ohne Noth vor dem Kleinen Matalle aufzuhalten. General Baratieri b­at aber nichts zur Auswügung Dieses Tehlers.. A. die Abelsinier — angeblich schon 30.000 Mann stark, aber wer hat diese Schaaren gezählt? — mit den Schoanern, unter Nas Malonnen an der Seite, sich am 24. und 25. Jänner in nordwestlicher Richtung in Bewegung jetten, um die Stellungen der Italiener bei Adaha-Gamas und bei Aigrat zu umgehen, verharte Baratieri noch immer in Unthätigkeit. Und doch war jebt der Moment ge­­kommen — conte que conte! — den Abelfiniern entgegen­­zutreten und sie entweder zum Kampfe zu zwingen oder sie am Weitermarsche aufzuhalten. Ende Männer, also nach sechs- oder siebenwöchentlicher Mobili­­sirung, mußten die — Berräumnisse der Vergangenheit denn doch schon so weit wettgemacht sein, um wenigstens mit dem Gros des Korps in jenem Momente vorrüden zu tönen, in welchen­ sich die Abelfinier eine große Blöße gaben. Dieselben ungingen nämlich die italienischen Stellungen im weiten Bogen, indem sie im Flußthale des Tafafe in die waldreichen Gebirgslandschaften von Tembee, Scire und Agame zogen. So kam Ras Masonnen gegen den 10. Feber nicht nur in die Nähe der Heiligen Stadt Arunt, wo die fortbarsten religiösen Schäge der griechisch-orthodoxen Abessinier in einer Metropolitankirche gehütet werden, sondern die Gallas-Reiter und plündernde Schaaren tauchten selbst in der Umgebung von Adua, Asmare und Senafe auf, also im Süden der Italiener, deren Verbindung mit der Küste nun bedroht war. Mit Staunen fragt man, wie konnte sich die Armee einer europäischen Kulturnation von den schlecht bewaffneten, unorganisirten und undiszipliniten Schaaren eines halb­­barbarischen Volkes so etwas bieten lassen?! Wo war denn die Ueberlegenheit der europäischen Bewaffnung und Kriegs­führung? Ms Ras Makonnen und Hinter ihm die Schaaren des Ras Michael, Ras Olie Teflla Ajmanot, Ras Gobaje Ras Mangafha und Mangafiha Alihe durch das Thal des Takaje”) marsch­ten, zeigten­ sie mindestens während acht Tage ihre Staufe den Italienern. St ichon jeder Flantenmarsch an und für sich gefährlich, wie exit im Gebirge, wo die dünnen langgestreckten Kolonnen nur auf Karrenwegen und Saum­­pfaden mühsam vorwärts kommen! In dieser Periode hätte ein kräftiger italienischer Stoß auf eine der abelsiniischen Marschkolonnen eine Katastrophe über das Heer Menelis’s heraufbeschwören können. Die Italiener Haben die Nepetitz­ge­wehre, Gebirgsgeflüge, Schnellfeuer-Kanonen, mit denen sie auf weite Entfernungen wirten können, während sie die Abessinier nur altartige Gewehre haben und sie die wenigen Schnellfeuer-Geschüge, welche ihnen ein eifriger Agent angehängt hat, "gar nicht zu gebrauchen " ver­­stehen. Ein selbst mit großer Meinderzahl ausgeführter italienischer Angriff auf die im Plantenmarsche bef findlichen abelsinischen Schaaren, vorausgejegt natür­­losh, daß er mit Umsicht eingeleitet und mit aller Energie ausgeführt worden wäre, hätte den Feldzug zu Gunsten der Ialiener entscheiden müssen. Aber Bar­a tieri that gar nichts! Es ist vielmehr seit dem 10. geber d­ar, daß den Italienern um ihre Verbindung mit der Basis an der Küste bange ist. Diese schlecht be­­waffneten und schlecht gerüsteten Abeffinier, deren wungeschulte und ımgeschierte Führer ih zu wiederholten Malen aufs füllige Blößen gaben, diktiven seit Anfang Feber das Gejäß auf dem tigrinischen Kriegsschauplage. Mit dem gesunden Sinne der Bergvölfer haben sie alle Schrecen des Gnerilla­­krieges auf dem wilden Hochplateau von Tigre entfesselt. Seit 10. Feber bringt beinahe jeder Tag Drahtmeldungen über kleinere Kämpfe auf dem tigrinischen Hochplateau. Die Scypaner, Ambchariten und Gallas, welche im Gefühle ihrer inferioren Bewaffnung stets nur in starken Haufen auftreten, überfallen isolirte eine Voften, zerstören den Z Telegraphen, überrumpeln Schachtvieh-Stolonnen oder Berpflegstransporte, plündern, zerstören und zünden, wo sie nur dünnen und was sie nur hinter der italienischen Front finden, und wenn eine italienische Truppe naht, zerstrebt der Haufen nach allen Richtungen im Gebirge. Eine solche Kriegführung gegen einen schwer faßbaren Feind ist fir eine reguläre Truppe fuch­tbar aufregend und aufreibend, ohne daß dabei eine, Entscheidung ‚nach der einen oder der anderen Seite fiele. E53 gab einen Moment, in welchem dem jegigen Guerillatriege hätte vorgebeugt werden könnten. General­­lieutenant Baratieri hat es aber versäumt, während des erwähnten Flanfenmarsches der Abelfinier über Diese herzufallen und ihnen im Gebirge eine Niederlage zu bereiten, welche bei der überlegenen italienischen Bewaffnung furchtbar Hätte werden müssen. Warum Baratieri diesen britischen Moment nicht genügt ?? Vielleicht hat er von dem Flantenmarsche der Abeffinier überhaupt nichts gewußt und von demselben exit erfahren, als die Abeffinier schon in seiner Flante standen und dem Metropolitan Kapitel in Arum eine riesige Kriegskontribution auferlegten. Bei dem äu­ßerst mangelhaften Nachrichten und Aufklärungs­­diente im italienischen Lager ist diese Möglichkeit seineswegs ausgeschlossen. Oder war vielleicht in den legten Männer­­und ersten Feiertagen der italienische Train noch immer so unvolständig, daß die Truppen nicht einmal auf einige Zagemärsche über ihre Stellungen hinausrüden konnten ? Die Ursache mag diese oder jene gewesen sein, die heutige mißliche Lage der S­taliener auf dem tigrinischen Hochplateau ist Die natürliche Folge des geschilderten Bersäumnisses. „Was du dem Augenblide Ewigkeit mehr zurück.“ ausgeschlagen, Bringt seine lang­­­­jährigen bulgarischen Deputation nach B­urg, nimmt sie als ein Zeichen, daß bei Bewegung der Minister­­stellen in Bulgarien gegenwärtig Schon Rußland mitzureden hat. Noch auffälliger deutet sie die Th­atsache, da Nacsevics als M­inister des Auswärtigen resigniren mußte, und daß dieser Bosten, den provisorisch Minister-präsident Stoilow verwaltet, eigentlich offen gehalten werde. Nacsevics war wohl immer ein Anwalt der V­erführung mit Rußland, aber er gilt zugleich als ein eifriger Verfechter der Selbst­­ständigkeit und besonders der wirthschaftlichen Unabhängigkeit Bulgariens. Vielleicht, daß dies der Grund gewesen, war iım er, zwar im Ministerium belassen, aber auf einen Boten geseßt wurde, auf welchem er in der großen Politik nicht mitzureden hat. Wie gesagt, so voll Mißtrauen äußern sich englische Blätter, insbesondere die „Morning Bost", der man nicht nachjagen kann, daß sie ihre Artikel nie um der Sensation willen schreibt. Num, es wird sich ja bald zeigen, welches die wahre Tendenz der Kabinetsrekonstruktion ist. Wenn ert der MWosten des Ministers des Henkern definitiv beseßt wird. Dann wird man „wohl erfernen, wie der Hase läuft. Mittlerweile wird ein Schritt der bulgarischen Regierung angekündigt, der Die neue Richtung ihrer Politik drastisch illuste­rt. „Nachdem nun der Friede mit Rußland vollzogen ist — so wird aus Sophia ange­kindigt —, liegt natürlich sein Grund mehr vor, diejenigen Offiziere noch in der Verbannung zu lassen, die sich um die Beseitigung des ersten Sürn­enbeiit­­zers verdient gemacht oder spätr in den Kämpfen gegen die Regentschaft Stam­­bulomw’s Hervorgethan Hatten.” Besonders ver­­dient gemacht und hervorgethan ! Wohin gerät das neue Regime des Fürsten Ferdinand, wenn es die gewaltsame Entführung eines Fürsten als V­erdienst, die Ermordung eines ‚Staatsmannes als hervorragende That gelten läßt? Iit die Bethätigung solcher Gesinnung nicht eine V­erhöhnung des monarchischen Prinzips und aller Gerechtigkeit und Gefech­­lichkeit? Die Offiziere, um die es sich da handelt und deren Name aus allen Beschmwörungsgeschichten und M­ords­anschlägen der lesten zehn Jahre wohlbekannt ist, sind Major Grujew Hauptmann Benderemw, Hauptmann Dimitriew 2. 2c., wozu sie alle anführen, die sich doch ohnehin die Unsterblichkeit im panflavistischen Himmel gesichert haben. Diese Offiziere sollen nicht blos zurückkerufen, sondern alle mit erhöhten Mange als Oberste in die bulgarische Armee eingereiht werden; denn auch die Kameraden dieser Offiziere seien Heute Oberste in der bulgarischen Armee. a, diese Kameraden haben eben rechtschaffen gedient. Haben ihre Pflicht gethan, ihren Eid gehalten, haben als gut bis­­ziplinirte Soldaten ihrem Vaterlande Ehre gemacht. Von all dem haben die Verbannten das Gegentheil gethan. Sie haben D­isziplinwidrig in politische Konspirationen sich­ein gelassen, haben ihren Fahneneid gebrochen, ihr Vaterland nicht vertheidigt, sondern verrathen und für all das sollen sie nun den Kameraden, die ehrlich gedient haben, gleich­­gestellt werden. Zur Kräftigung der Disziplin, zur Hebung des militärischen Geistes kann diese Maßregel wohl nicht beitragen, aber auch sc­hwerlich zur Sicherheit des Prinzen von Koburg. | ar der, | der vo | . ez Die Veränderungen, welche jüngst in der Zus­­ammenlegung der bulgarischen Ne­­gierung sich vollzogen, sind außerhalb Bulgariens im Allgemeinen ziemlich gleichgiltig hingenommen worden. Wen sollte es auch besonders interessiren, ob der oder jener Boz litifer in Sophia auf dem Minister­ Fauteuil fißt, und ob der bulgarische M­inister des Aeußern so oder so heißt. Zudem hat die Regierung in Sophia verkünden lassen, die Rekonstruktion des Kabinett sei von keinerlei politisc­hen Mo­­tiven eingegeben und werde auch keinerlei politische Resultate zur Sorge haben. Die englische­n­resse jedoch, offen und rücksichtslos wie sie einmal ist, scheut sich nicht, gerade­­heraus zu jagen, daß sie dieser Erklärung der bulgarischen Me . ") Aug Tacazze genannt; es ü­ derselbe Fluß, der später Setit und dann Atbara heißt und in den Jul mündet. =Die volkswirthschaftliche Kommission des Akagnatejn­ae hält am Montag, 2. März, vormittags 11 Uhr, eine TBung. — In Folge der Grmmennung des Reichstags-Abgeordneten Lulus Vincz zum Obergeivan­nt das Mandat des Felide., Vifver Wahlbezirkes (Máramaroser Komitat) erledigt. Wie „Nemzet“ mittheilt, haben die liberalen Wähler des Bijóer Bezirke, ihren früheren Vertreter, den Professor am Budapester Bolytechnikum Edmund K. Jónás einhellig zum Abgeordneten kandidirt. Professor Jónás erfreut sich im erwähnten Bezirke, wo er begütert it und auch ein Schloß befist, so hoher Popularität, daß von einem Gegenkandi­­daten gar nit gesprochen m wird. Brofessor X. Jónás trifft in­ der nächsten Woche in eljd-Vifo ein. — In Belgrad hat sich bereits Die Reaktion gegen die Triftlih genährten ruffomanen Demonstrationen bei liberalen und der Ser­iehrittspartei eingestellt. Das Hauptorgan der radikalen Partei, der „Ddjel”, macht fi über diese Demonstrationen, welche die Regierung dur eine Subvention von 700 Frances aus dem Dispositionsfond unterstüßte, lustig und zitier aus älteren Nummern des offiziösen „Bid­elo“, wie die Fortschrittspartei noch vor ganz ganzer Zeit über Rußland und den Panslavismus gedacht habe. Der „Ddjef“ tonstatigt vorerst, daß sich die Radikalen bei den Kamaroff- Demonstrationen reserviet und auf dem Mittelwege gehalten haben. Am 19. Juni 1887 habe „Videlo“ erzählt, daß Rußland wiederholt Desterreich- Ungarn die Annexion von Serbien angeboten hätte. Nach demselben Jahre 1876 — vor zwanzig Jahren dem König Milan die Offe­rung der Verfassung dringend angerathen. Im Jahre 1887 sagte „Bidelo“, daß Rußland­­ stets die Snnnationalisirung aller Slawen anstrebe und darum müßte sich Serbien gegen den Einfluß Rußland wehren. Einem Interviewer des „Better 2%Logod“ habe Sarafhanin im Jahre 1886 erklärt, daß er alles Andere als ein Slave oder Slavophile sein möchte. Der „Ddjel” meint, daß die ruffophile „Mobilisirung der Geister” in Serbien resultatlos verlaufen werde. Man werde fortan den Hortschnittlern weder in Wien noch in Petersburg glauben. Blatte habe General Tichernajeff — der Chef Komaroff’s aus dem V Berlin, 26. Feder. Orig.-Korr­ 63 ist von der öffentlichen Meinung überall dankbar empfunden worden, daß die beiden vorwöchentlichen Reden desfkaisers, beim Diner des brandenburgischen Provinzial-Landtages und bei der Nekriten-Vereidigung in Wilhelmshaven, es sorgfältig vermieden haben, der sensationslüsternen Diskussion der Tagesfragen irgend» welche Anhaltspunkte zu bieten. In voller Nebeneinsti­mung mit der Nede des Neidskanzlers bei der Jubiläumsfeier des Bundesrathes hat der Kaiser in seinen beiden Ansprachen gewiissermaßen nur ethische Gesichtspunkte berührt, was umso mohrthätiger empfunden wurde, je­­dürfer damit ein Gegenfalh zu den rein , m­aterialistischen Strömungen sich) darstellt, welche während der legten Tage unser öffentliches Leben beherrscht haben. Der Kampf Aller gegen Alle könnte schwerlich je schärfer in Erfcher­mg treten, wie Dies die sogenannte landwirthschaftliche Woche. Die Parlamentsverhandlungen, über die Börsenreform, der große Strafe in der Konfessionsbranche und die hierauf bezüglichen Erörterungen in den Nominalen während der legten Tage geleistet haben. Allerdings war in dieser Tagen nach mancher Richtung ein „Marimum” erreicht; nach britischen Tagen erster Ordnung beginnt stellen­weise eine Reaktion sich geltend zu machen, vor allem in dem Strche der Konfektionsarbeiter, der­ bereits an verschiedenen Bünften und in einigen Branchen mit Konzessionen der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer zum Abschluß gebracht ist. Noch kann man nicht von normalen V­erhältnissen in dieser enorm ausgedehnten und für den deutschen Export so bedeut­­samen ndustrie sprechen, aber die Gefahr einer tieferen Schädigung der Lebensbedingungen des deutschen Konfessionsgeschäftes ist über­­wunden, und gleichzeitig der erfreuliche Beweis geführt worden, daß die sozialdemokratische Agitation auf den Verlauf­ wirklicher Krisen im Erwerbsleben einen bestimmenden Einfluß zu üben nicht im Stande ist. Unter dem Drucke der gesammten öffentlichen Meinung "kommt der Friede in der Konfessionsbranche allmälig, aber sicher zu Stande: der Beruuch, die Tausende fleißiger Arbeiterinen Dieser Industrie ad majorem gloriam der sozialdemokratischen Heilslehre mochenlang hungern zu machen, it. an dem praktischen Sinn. . dieser Arbeiterschaft gescheitert und daran wird auch­ die partielle Fortdauer dieses Strffes nichts mehr ändern können. Nicht so leichten Kaufes gibt sich die agrarische Agitation geschlagen, die in ihren verschiedenen Wach- und Jahresversammlungen vom 20. d. a. alle Prätentionen des agrarischen Programms mit einer Leidenschaftlichkeit betont hat, die sich stellenweise bis zu uns anständigen Anwürfen gegen die Regierung als den verantwortlichen Träger der bestehenden Ordnung steigerte. Man braucht diese Raisonnements nicht allzu tragisch zu nehmen; die führenden Männer haben auch fon wieder verschiedene Schritte zurück­gethan und sogar Hearn v. Dieft-Daber von einem Zmedelfen ausgeschlossen, als der Landwirthschaftsminister es ablehnte, gemeinsam mit diesem alten Rottonneur aus einer Schüffel zu eilen. Aber Herr v. Dieft- 8 ; 4 _ "

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