Pester Lloyd, Oktober 1898 (Jahrgang 45, nr. 240-262)

1898-10-05 / nr. 240

Fa­­ . das Königin-Elisabeth- Denkmal und uns im Laufe des heutigen Tages folgende Spenden zuge­gangen von: Gulden Como B GIAN, Beltate so =. ve 2 es eti 100.— Arthur v:-Oistmenn, Dellate = ce ee > 100,— “tale ő See BEE NND 30. Braun Witwe Wilbeln Ziigmondy --- ván == 2-- 2 = dik 10.— „Soncordia“ Budapester MWohlthätigkeitsverein --- --- --- —— 100.— Zusammen c. --- 340.— Hiezu die bereits ausger­iefenen = ... = + --. --- nn 106.640,19 Totale ... ... 106.980.19 Am Spenden-Aus­weis vom 1. Oktober soll der Name eines Spenders richtig heißen : Theodor Fußel. FT 2 = T NEE Budapest, 4. Oktober, = Oo weit ums bis zur Stunde die Vorgänge in der heutigen Sagung des österreichischen Abge­­ordnetenhauses bekannt sind, dürften dieselben kaum nach irgend einer Seite ein besondere I­nteresse bieten. Die Opposition scheint sich eines, mindestens nach österreichisch-parlamentarischen Begriffen anständigen Tones zu besteigen und hat es offenbar darauf abgesehen, der Regierung jeden Vorwand zu entziehen, welcher es derselben ermöglichen würde, der Thätigkeit des R­eichsrathes auch in mit einem Scheine von Berechtigung­­ ein vorzeitiges Ende zu bereiten. Das ist übrigens eine rein häusliche Angelegenheit zwischen der österreichischen Regierung und dem Österreichischen Parlament. Deren weitere Entwiclung wie selbstverständlich mit lebhaften Interesse begleiten, deren endlichen Lösung wir aber ohne Aufregung entgegen­­sehen. Sit uns ja Doch wiederholt in der bü­n­­digsten Form erklärt worden, daß Für alle Fälle feste Abmachungen mit der österreichischen Regierung bestehen. Unter solchen Umständen gewinnen jedoch eben die Vorgänge im Schoße diesr Regierung auch für Ungarn eine erhöhte Wichtigkeit und so beschäftigt man sich in der That auch bei uns mit den Tragen: Was hat der Nachtritt Dr. Baernreither­s zu bedeuten? Wer wird sein Nachfolger sein, und wenn Dieser Nachfolger eintritt, wird das nur ein neuer Mann in dem alten Kabinet sein oder wird auf das Kabinet ein anderes werden? Wir wollen Heute noch nit Die Antwort auf diese Tragen suchen; vielleicht ist sie Heute auch überhaupt noch nicht zu finden. Wie man einstweilen in Wien über die nächste Entwicklung der politischen Lage­­ denkt, darüber liegt uns die nachfolgende Mittheilung eines gutinformirten Korrespon­­denten vor, welche einige recht interessante Andeutungen bezüglich­ einer bevorstehenden­ „Dekonstruktion des Kabinets Thun“ enthält und die wir — vorläufig ohne Bemerkung von unserer Seite — zur Kenntniß unserer Leser bringen. Man schreibt ung: Wien, 4. Oktober, d. In der Theorie ist die Lage ja ganz richtig. Oesterreich ist Tosufagen ein konstitutioneller Staat und hat eine Volfsvertretung, auf deren Menjorität die Regierung sich fragt, mit der sie regieren sol. Allein­e diese Konstitutionelle Theorie hat die Sonderung der parlamentarischen Parteien nach politisc­hen Grund­­fagen zur Vorauslegung. Eine parlamentarische Negierung soll den liberalen Parteien folgen, wenn sie die Majorität des M Parlaments repräsentiren, den Konservativen, wenn d­iese die Mehrheit bilden. Aber das it ja eben die Anomalie in Oesterreich, daß­ hier die Parteien ji, vorwiegend nicht nach politischen Prinzipien, sonden nach nationaler Zusammengehörig­keit sondern, und deß also auf eine Regierung, melche sich der Majorität durchaus ampaffen will, einen mehr nationalen als politis­chen Charakter annimmmt. Und weil nun unter­­ den Nationalitäten, i welche Oesterreich bewohnen, es zwei gibt, melde — es soll damit den übrigen duchaus nicht nahegetreten werden — durch Zahl, Intelligenz und Befich der Bollsgenossen besonder­s hervor­ragen: Deutsche und Gzechen, so muß eine N­egierung, welche nach­ der konstitutionellen Schablone sich bilden will, vor­­wiegend entweder deu­tschen oder czechischen Charakter annehmen, denn die Bolen als eine saturirte Bartel sind ebenso gut für eine deutsche, wie für eine czechische Richtung verwendbar. Als Graf Thun im März dieses Jahres sein Amt übernahm,­­ proklamirte er eine Regierung der Koopera­tion und nahm­ politisch die intellektuell hervorragende Vertreter der beiden wichtigsten Nationalitäten in sein­ Kabinet.Da sein Vors­­änger, Baron Gautfch, den richtigen Moment zur Aufhebung der Badenischen Sprachenerlässe versäumt und sich mit deren bloßer Modifikation begnügt hatte, fand Graf Thun naturgemäß nur bei dem, national am wenigsten prononeirten Flügel der Deutschen, bei dem verfassungstreuen Großgrundbefü­ge einen Mann, der geneigt war, in sein Kabinet zu treten. Damit war­­ vorerst die Hauptsache gethan: Graf Thun hatte einen hervorragenden Deutschen und einen hervorragenden Gre­chen im Mini­sterium und das Prinzip der „Kooperation“ hatte seine individuellen Repräsentanten an Dr. RKaizlı und Dr. Baernreither. Sehr ist der Vertreter des Großgrundbefißes, einer konserva­­tiven zwar, aber doch immer deutschen Partei der Linken, welche seit einem Jahre auch kräftige nationale Accente angeschlagen hatte, aus dem Kabinet geschieden, und Graf Thun hat die Ermächtigung er­­halten, sein Ministerium aus den Reihen der Rechten zu klompletiren, oder gar zu ve­­ransteuiren Damit ist seit der gestrigen Audienz des Premiers beim Kaiser eine ganz neue Situation geschaffen: da­s Dimiterium der K­oopleration, il vera Ihmwunden, und ein Miniserium) der R­echten if im Werden begriffen Man wird vielleicht sagen, daß der Grundcharakter des Kabinets fd) nicht ändern werde, weil ja an Stelle des an­geschiedenen Mitgliedes des deutschen Großgrundbesites ein Mitglied der katholischen Volkspartei, die fi au Deutsch-Tirol vo­n Oberösterreich, also aus deutschen Provinzen rek­utizt, nunmehr treten soll. Allein die Angehörigen dieser Partei, die Anhänger Dipanl­s und Ebenbo ds, werden immer nur als „A­u­ch­deutige“, und nicht als vollwichtig nationale Deutsche angesehen, und speziell seit der Beschärfung des Sprachenkampfes duch die Badeni’schen Verorde­rungen waren sie immer in den Reihen der Slawen zu finden, während der Großgrundbesis, wenn er auch an der Obstruktion sich aktiv nicht betheiligte, doch eine wohlwollende Neutralität dieser gegenüber zur Schau trug und jedenfalls den deutschen Charakter der Partei statt betonte. 3 ist also eine national ab­wärtiglei­tende Skala, auf der Graf Than in Betreff seiner Mitarbeiter deutscher Provenienz sich bewegt, und wenn er, wie voran­sichtlich, einen der Führer der Katholischen Volkspartei in sein Kabinet aufnimmt, so wird diesem Kabinet dadurch­ der Charakter einer „Kooperation der Deutschen“ seineswegs gewahrt bleiben. Das aber st­eht bedauer­­lich. Man muß nämlich, wenn man die BVerhältnisse in Oesterreich aufmerksam beobagtet und die treibenden Kräfte rennt, die hier thätig sind, zu der Mederzeugung gelangen, daß man in Oesterreich ver­­nünftigerweise nieder gegen die Deutschen noch gegenm.die G­redhen regieren Job „a es auf die Dauer auch gar nicht kann. Piece zwei Boltsstämme sind politisch so entmwickelt und kulturell so vor­geschritten, daß seine Negierung eine wirklich ernfte Opposition wieder des einen, noch des andern Wolfsstammes auf die Länge ertragen kann. Ein großes, ein unsagbares Glück für das österreichische Staats­­wesen wäre es, wenn sich diese beiden Bollsstämme unmittelbar, von Bold zu Bolt, verständigen Fürsten ; insolange dies aber nicht der Fall ist, darf es seine Regierung geben, die aus­gesprochen Deutschfeindlich oder ausgesprochen crechenfeindlich regiert, die ich ausschließ­lich auf die Nehte wer aus­schließlich auf die Linke stößt. Jede österreichische Regie­­rung, auch wenn sie politisch einen Grundzug hat, d. h. liberal oveerfonservativist, solle in nationaler Beziehung neutral, immer zu Kompromissen, zum Ausgleich z ur Versöhnung oder mindestens zur Milderung der nationalen Gegensäße bereit sein. Diesen Charakter sollte jede österreichische Regierung aug in ihrer Zusammenfessung Ausdruck geben, sie sollte immer eine Mittelstellung, eine Art Halbrechts und Halblinks annehmen und niemals ganz rechts oder ganz links absch­wenfen. Schon von diesem Gesichtspunkte aus ist der Müdtvitt Baernreither’s Tebhaft zu bedauern, weil er dem Grafen Thun Anlaß, woilk­ommenen oder unmill­ommenen Anlag gibt, sich ganz und gar der Nechten in die Arme zu werfen. Bors­läufig geht der Weg von­­ Baernreither zu Dipauli. Dieser Weg stellt, von der politischen Seite ganz abgesehen, auch in nationaler Hinsicht eine schiefe Ebene dar und muß zu einer Entwicklung führen, bei der eines Tages auch das Deutschthum der Herren von der katholischen Volkspartei nicht mehr mitthun will. Dann ist man bei dem nationalen flavischen Oesterreich angelangt, bei dem Versuche der vollen Föderalisirung dieses Staatewesend. Das it aber ein Experiment auf Leben und Tod, und einem solchen Experimente sollte jeder österreichische Staatsmann meilenweit aus dem Wege geben.­­ .­....’ .— ... ’ Budapest, 4. Oktober. S. Die Literatur ist in einem freien­ Staate stets das treue Spiegelbild der allgemeinen­ Bestrebungen und des Fortschrittes auf den betreffenden­ Gebieten des staatlichen Lebens. In ihren Produkten gelangen zuerst bescheiden die Wünsche nach Reformen zum Ausdeude, melde von den veränderten V­erhältnissen, von­­ den Errungenschaften des Rettgeistes in anderen Ländern diftirt werden. Nach und nach gewinnen Diese Winsche immer mehr Anhänger; sie erhalten eine treibende Kraft, bis die maßgebenden Kreise ihre Verwirklichung ermöglichen. Und dann ist es wieder Die Literatur, welche die Erörterung, Verallgemeinerung, Popu­­larisrung der neuen Schöpfungen übernimmt, die Bestim­­mungen der Gesee, Dieser­ Verkörperungen der so lange propagirten Ideen in das raj pulsicende Blut des öffentl­ichen Lebens hineinträgt. Namentlich in Ungarn Hat Die Literatur nach beiden Richtungen schon überaus Ersprießliches geleistet. Er verdanken wir es ja in erster Reihe, daß unsere nationale Sprache nach Jahrhunderte langen Kämpfen und nach noc gefährlicheren Stagnationen endlich die ihr zusommende Herrschaft erlangt hat, und man kann es daher wohl sagen, daß sie auch die Hegemonie der ungarischen Nationalität wesentlich mitgefördert und befestigt hat. Aber auch in dem enormen Aufschwunge, den unser Vaterland in den verfroffenen drei Jahrzehnten aufweist, gibt es kaum eine bedeutende Reform, deren Vorbereitung und Einbürge­­rung nicht in der Literatur und durch sie erfolgt wäre. Am auffallendsten it Diese Erscheinung auf dem Gebiete der Rechtsliteratur Diese Thatsache ist einerseits dem Umstande zuzuschreiben, daß bis vor ganz Kurzem die Rechtswissenschaft sozusagen die universelle Wissenschaft in Ungarn war, mit der sich Jedermann beschäftigen mußte, der nur irgendwie mit dem öffentlichen Leben in Verbindung trat. Andererseits­ findet sie aber ihre Begründung darin, da­ eben deshalb der Nahstand Ungarns Hinter anderen zivilisieren Staaten nirgends so lebhaft empfunden wurde, als auf dem Gebiete unserer Rechtspflege. Mit Stolz und mit Freude kannen wir aber fon ftativen, daß unsere Rechtsliteratur jeßt schon bei dem zweiten Stadium ihrer Aufgabe angelangt ist. Die zahl­­reichen Reformen, welche hier in dem erwähnten Zeitraume geschaffen wurden, das zielbewußte, alle Zweige des Rechts­­lebens umfassende Programm der Justizverwaltung, Die zähe Ausdauer und der emsige Fleiß, mit welchen dieses stufenweise und harmonisch verwirklicht wird, all dies enthebt unsere juridischen Schriftsteller der Mühe, füt Die Nothwendigkeit zeitgemäßer Reformen überhaupt erst über­­zeugend einzutreten. Dadurch wird es ihnen aber auch möglich, alle ihre Kräfte der anderen, heute viel michtigeren Aufgabe zuzumenden und die zweikentsprechende Durch­­führung der neuen Gesehe, ihre ersehnten segensreichen Wirkungen zu sichern. Und die uns vorliegenden zahlreichen einschlägigen Erspeinungen des ungarischen Büchermarktes zeigen, daß unsere Autoren diese Aufgabe richtig erfaßt, sich ihrer Lösung mit seltenem Eifer eingegeben haben, wobei mit besonderer­ Genugthuung Hervorzuheben ist, daß zu diesen Autoren zumeist jene Sachmänner zählen, welche [chon an dem HZustandek­ommen der betreffenden Gesete wader mitgearbeitet haben. E83 wird immer eines der größten Verdienste bleiben, die sich Defidr Szilágyi als Justizminister erworben, Daß er es dank seiner Menschenkenntniß, seinem scharfen Blide und seiner selbst­­losen Liebe für die Surisprudenz es verstanden hat, Die Kodifikation in neue Bahnen zu lenfen und eine Schaar be­­geisterter, strebsamer Künger um ft) zu versammeln, die sich unter seiner weiten Leitung ausschließlich dem großen Werke widmeten, dessen 3weil die moderne Umgestaltung unseres Justizwesens ist. Ministr Erdély hat nun diese unschäßbare Hilfstruppe an sich zu fesfeln verstanden. Durch den an dieser Stelle bereits wiederholt gewürdigten aus­­gezeichneten Plan der Kodifikation des ungarischen allgemeinen bürgerlichen Geiegbuches Hat er sie in vortheilhafter Weise vermehrt und gestärkt und die bisher erzielten Erfolge haben nicht wenig dazu beigetragen, den Eifer all dieser werk­­thätigen M­itarbeiter noch mehr anzustaicheln. Da ferner durch den fortwährenden lebhaften Kontakt, in welchem die Kodifi­­katoren mit ihren Werken erhalten werden, ein immer engeres Band zwischen den Urhebern und dem Produkt ihrer nicht eben mü­helosen Arbeit entstand, so betrachten sich jene gleich­­sam verpflichtet, auch­ nach der Sanktionirung der Gesebe für deren weiteres Gedeihen zu sorgen. Gleich besorgten Vätern geleiten sie die Kinder, die ja auch ihrem Geiste das Dasein verdanten, in die Fährlichkeiten des täglichen Lebens Hinaus und trachten, durch entsprechende Kommentare, durch Erläute­­rungen sie gegen jede Unbill zu fchtigen. So finden wir denn, um Rang und Alter einzuhalten, den unermüdlichen M­inisterialrat­ Bartholomäus v. Langi unter den Kommentatoren, in deren Reihen wir den Namen des Universitäts-professors Dr. Franz Nagy, der fünfg­­­iden. Tafelrichter Dr. Eugen Balogh, Dr. Franz Bargha, der königlichen Gerichtshof-Richter Dr. Desider Markus, Dr. Armin %ondor, ferner der Beamten im Justizministerium Dr. Johann Marschalid, Dr. Karl Szladitz, Dr. Kofef It­­­és, Dr. Wilhelm Saar, Dr. Valentin Kkolosváry und des Unterrichters Dr. Ludwig Benyovits wiederholt begegnen. Diese an­­sehnliche Schaar begeisterte J­ünger der mit Leib und Seele an jeder einzelnen ihrer Schöpfungen und Treistet unserer Rechtspflege au­ßerordentliche Dienste, indem sie Die richtige Anwendung der neuen Gejebe, deren sinngemäße I­nterpretivung sowohl dem rechtsuchenden P­ublikum, als auch den Organen des Justizdienstes ermöglicht und erleichtert. Die besondere Vorliebe für ihre spezielles Tach, das lebhafte Interesse, das sie an der ersprießlichen Durchführung der Gefee nehmen, bei denen ihnen zumindest die Bathenschaft zugenommen ist, hassen sie nicht bei einfachen Kommentaren und Erläuterungen stehen bleiben. Der Heiße Wunsch, daß die Nothwendigkeit und Zweckmäßigkeit der modernen Gesehe in das allgemeine Bewußtsein übergehe, daß deren Segnungen Syedermann gleich leicht zugänglich seien, führt sie zu dem Versuche, diese jüngsten Schöpfungen der Gesettgebung in leichtverständlicher Form, Iosgefhält aus den starren technischen Rahmen, dem großen Publikum in einer Ausgabe zu bieten, welche auch dem Nichtfachmann willkommen sein und als aufklärender Führer dienen mag. Was der Yustizminister jüngst anläßlich der kommissionellen Verhandlung seines nächstjährigen Budgets als nothwendig anerkannte,die Popularisirung der Gesetze,das finden wir schon in einer ganzen Reihe nett ausgestatteter Hefte ver­­wirklicht, welche als einzelne Theile der von der Karl Grils­­chen Hofbuchhandlung ecirten »Jogi Könyvtär« erschienen sind. Bisher kamen fünf Lieferungen auf den Markt, in welchen die echte und Pflichten der Gesd­mornen von Dr. Bargha, das Adoptionsmwesen von Dr. G­a úr, das Recht außerehelicher Kinder von Dr. Martus, das Erbschaftsver­­fahren von Dr. Marshalto und das eheliche Güterrecht von Dr. Kolosväry in der angedeuteten Nichtung mit ebenso­ viel Verständnig als Erfolg befanden werden. In demselben Beilage erschien ferner ein Kommentar Dr. Franz Nagys zu dem Gesete über die wirthschaftlichen und gewerblichen “ Kreditgenossenschaften, ein Handbuch von $ányi über die neue Geschäftsordnung der Bezirks­­gerichte und der erste Band des großangelegten Kommentars der neuen Strafpeozel-Ordnung von Dr. Balogh, Dr. Karl Edin, FILES und De. Bargha. Schon diese einfache Negistierung der Titel verräth die Mannig­­faltigkeit des hier bewältigten Stoffes. Wir glauben, seinem der genannten Autoren Unrecht zu t­un oder zu schmeicheln, wenn wir über ihre Arbeiten das kumulative Urtheil fällen, daß dieselben allesammt tiefe Sagfenntnik, Hingebungsvolle Liebe Für die betreffende Materie und Klare, erschöpfende Behandlung des Gegenstandes aufweisen. Dabei muß noch der regen Thätigkeit gedacht werden, welche die meisten der genannten Berrater in der Sachpresse entfalten, so daß sie parallel das Interesse der Fachkreise und das Verständniß­ der breiten Oeffentlichkeit fü­r Die Rechtspflege nach zur erhalten wiffet. Unsere Rechtsliteratur läßt es sich jedoch an der eben großen Aufgaben der geschilderten, wenn auch noch so ersprießlichen Aufgabe allein nicht genügen. Sie will unseren Bit au in die Ver­gangenheit richten, damit wir aus der Entwicklungsgeschichte unseres Rechtes für die Zukunft lehr reiche Folgerungen ziehen, und sie trachtet, auch dort aufzuklären und den richtigen Weg zu zeigen, wo ein einheitliches Gebet diesen noch nicht finden läßt. Dem ersten Zweck dient unter den jüngsten jueidischen Editionen der zweite Band der Meaterialien­­sammlung zu dem strafrechtlichen Entwurfe aus dem Jahre 1843, welche im Auftrage der Ungarischen Akademie Der Bissenschaften der gelehrte Universitäts-Professor Dr. Ladislaus Bayer redigirt. Wir haben die Bedeutung dieses Werkes schon bei dem Erscheinen des fersten Bandes nach Gebühr gewürdigt und können fest nur wiederholen, daß Dr. Fayer sich bat dessen Redaktion um den Dant jedes Juristen, ja jedes Patrioten verdient gemacht hat, da er es allgemein bekannt macht, wie weit vorgeschritten unsere Geießgeber fon in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts geriesen und hat die damals beabsichtigte Kodifikation des ungarischen Strafrechtes seither mehreren europäischen Staaten als Vorbild gedient hat. In der legterwähnten Richtung finden wir geradezu eine Side ausgefüllt durch ein die internationale Rechtshilfe behandelndes Buch des dem­­ Justizministerium zuget­eilten Unterrichters Dr. Ludwig Benyovits, der hier die­ diesen Gegen­­stand regelnden zahlreichen zerstreb­ten Gejege nach einem gut duchdachten G System zusammengefaßt hat. Wer Die Schwierigkeiten dieses Theiles des internationalen Verkehrs fennt, der wird diese Arbeit des Dr. Benyovits nach ihrem wahren Werth zu wü­rdigen wiffern, und dies umso mehr, da die praktische Auftheilung des Stoffes nach dem Verkehr der Behörden unter­einander und dem Crefationsverfahren die Handhabung dieses Leitfadens und das Zurechtfinden in dem­ Labyrinth der bezüglichen gefeglichen Bestimmungen außerordentlich erleichtert. Dr. Benyovitz arbeitet jegt an einem Standbuche über den internationalen Rechtsverkehr im Allgemeinen. Seine Werke sind für Advok­ten und Gerichte von besonderem Vortheil und sol ihnen daher deren Er­werbung vom Justizminister Direkt empfohlen worden sein, da es ihnen an der Hand dieser Zusammenstellungen ein Leichtes sein wird, allfälligen Meißverständnissen und un­­richtigen­­ Verfügungen vorzubeugen, wie­ solche eben in. Dem. fraglichen Angelegenheiten bisher leider nicht­ zu den Selten­­heiten gehörten. Themis hängt­­ = Mit der österreichischen Quoten-Deputation treffen an . Minister-Präsident Graf Thun und Finanzminister Dr. Kaizl am Samstag, 8. d., hier ein, an vie steht, In Balneologie physiologischer als hat sich und eiilleton. V. internationaler Gongreh für Hydrologie, Klimatologie und medizinische Geologie, Rküttieh, 1. Oktober. Mittelpunkte des industriereichen Wallonenlandes, das­­ Europa die tüchtigsten Soldaten geliefert und wo heute das Musterbild friedlicher Arbeitsarkeit herrshht — sofern man die hier vornehmlich betriebene Fabrikation von Gemehren und Gefhügen zu den friedlichen Gemerben zählen darf —, versammelte sich diesmal der V. internationale balneologische Kongreß. Von den hervorragendsten französischen Fachärzten der Hydriatit vor zwölf Jahren ins Leben gerufen, gewinnt diese internationale Zusammenkunft immer mehr an Bedeutung. Wenn es an mit Nachsicht auf den erheblichen volls«­nd­etnschaftlichen Werth der Bade-Industrie wissenschaftlichen Spätereffen der die Bestrebung eines jeden Landes bildet, je weniger Badegäste zu exportigen und aus den anderen Staaten die Klientel für feine Bäder heranzuziehen, feinen Bä­derlehre feine Grenzpfähle und der gegenseitige Austausch von Ideen und Erfahrungen hat Schon bisher die schönsten Resultate für die Hydrologie ergeben. Medizin entfaltet und reiht sich nun ebenbürtig den anderen Fächern der Heilwissenschaft an. Parallel mit dem Ausbau der Balneologie geht auch­ allmälig die Reform der Bäder einher, welche langsam, aber bestimmt zu mächtigen offenen Sanatorien für Chronisch-Kranke heranwachsen, und den Niemand dn Hilfsmittel zu erfassen, bezweifelt heute mehr den absoluten Mert­ der Bäder und klimatischen Kurorte, wo die műgtigsten physi­­kalischen Heilfaktoren — Wasser, Wärme, Kälte, Luft 2. — ihre Wir­­kung zu entfalten haben. Ebenso haben sich die Pflichten und Aufgaben der Nerzte in den Bädern gründlich geändert. Sie sollen und müssen Spezialisten der physikalischen Heilmethode sein, denen welche wohl durchdacht nichts ferner maitre de plaisir für das Badepublikum abzugeben. Und da bedarf es eines stetigen Spezialstudiums, sowie hinreichender Erfahrung, bis es gelingt, Wesen all jener von der Natur ge- und richtig endet, unseren Ivanien Mitmenschen zur Genesung oder Linderung elfen. Es drängen­ si diese Gedanken auf bei der Zar­enhassung der am Kongresse gebotenen vielseitigen Arbeiten; sie eifen das hohe Niveau der balneologischen Forschung, meldet sondern auch Gebiete der sozial­­gienifen Einritungen tangirt. Mit Recht wies Ministter De Bruym anläßlich der feierlichen Eröffnung des Kongresses hin auf die wichtigen, vom D Organisationsfomu­dl vor­­gelegten Fragen, deren Erledigung nicht nur theoretisches Interesse darbietet, sondern auch berufen ist, in das praktische Leben eine­zugreifen. Die Verunreinigung des Trinkwassers, dessen Sterilisation, die Frage der wohlfeilen Sanatorien, der Duellenfassung und des Duellenfihußes, die Ableitung der Grubengase sind so bedeutungsvoll, daß sein Kulturvort dieselden umgehen kann. Einige dieser Fragen, wie jene des Trinkwaslers, des Duellenschubes, der Heilstätten für unbemittelte Kranke sind ja gerade bei uns aktuell und hoffen wir, daß der beim Kongreß anwesende offizielle Vertreter Ungarns, Dr. Rornel Breyß, aus dem Ministerium des Innern, es nicht vers abräumen werde, die Tempetenten Behörden auf die Resultate der Verhandlungen aufmerkssam zu machen. Speziell die Sanatorien- Angelegenheit fand in der Rerson des Brüsseler Professors Felix einen warm empfindenden Referenten. Er geht von dem Standpunkt aus, daß der immense Fortferitt auf allen Gebieten kultureller Thätigkeit, wie nicht minder der Dämon Alkohol so viel Elend im Gefolge haben, eine so bedeutende Degeneration, Morbidität und Mortalität der fulturellen Mitarbeiter verursachen, daß die Anwendung der mächtigsten Heilagentien, wie Wasser, Klima, nicht von der Hand ge­wiesen werden kann. Felie fordert vier Arten von Sanatorien, wobei er vom belgischen Gesichtspunkte ausgeht: für Tuberkulose, Blutarme und Nervensirmwache, für Nekonvaleszenten und endlisch für die in den Kongo-Kolonien erkrankten P­ersonen. Bei Anwendung der größten Einfachheit in den Einrichtungen sollen der Staat, die Industriellen und die Öffentliche Wohlthätigkeit zur Beitragsleistung herangezogen werden.­­insbesondere will er den Abgaben nag dem Alkohol an den Leib gehen, welche bei der immensen Verbreitung der Truntsucht in Belgien über 61 Millionen Francs, bei einer Bevölkerung von 612 Millionen, jährlich ab­werfen. Die Diskussion gestaltete sich äußerst lebhaft, es wurde allseitig beigestimmt und gereicht es uns zur vollen Genugthuung, daß Ungarn Schon in der V­ermirklichung dieser Schönen Soeen begriffen ist und einer der ersten Staaten sein wird, wo ein Heim für unbemittelte Lungenkränke geschaffen wurde. In anerkennendster Weise wurde dies am Kongreß festgestellt. Nicht minder anregend gestaltete sich die Debatte der Duellen­­schußfrage, welche in den meisten Staaten nur in Hinreichender Weise geregelt ist. Die diesbezüglichen Verhältnisse in Ungarn­­ w­rden in einer Broschüre zusammengefaßt zur Kenntniß der Ver­­sammlung gebracht. Die Franzosen zeigten sich höchst konservativ ; sie wünschen die Rechte einer jeden neuen Duelle oder das Duellen­­suchen auf das engste zu beschränken und einigte man sich dahin, daß ein internationales Komite dem nűgsten Kongresse Vorschläge er­­statten möge, Damit eine möglichst konforme Gereggebung angestrebt werden könne. Bei dieser Gelegenheit zeigte es sich, wie viele gerechte Klagen von Seite der Bäder noch immer laut werden. Speziell die französischen Bäder genießen offenbar nicht den genügenden Schuß der Behörden, was wohl damit­ zusammenhängen dürfte, daß die Hazardspiele in den Bädern dem seriösen Heilcharakter der Kurorte wesentlichen Abbruch thun. Bekanntlich fehlt feinem Dchieser Orte die Spielhöhle — Kasino genannt — und es bilden diese eine stete Gefahr für die Gesundheit und die Tasche der Kranken. Auch hier in Belgien steht die Gabe nicht viel besser; es erfolgten in einem der belgischen Kurorte in der jüngsten Sommersaison neun Selbst­­morde, ein ganz hübscher Rekord fü­r drei Sommermonate. Allerdings hat die Geießgebung den Zutritt zu den Kasinos­ durch Einführung der Anmeldung und der Ballotage erschwert, doch so lange nicht radial eingeschritten wird, kann der demoralisirende und gefährliche Einfluß des Spiels, welcher dem humanen Charakter und der Ber­stimmung der Kurorte Direkt zuwiiderläuft, nicht paralysirt werden. Nun, auch in dieser Beziehung sind die einheimischen Bäder, menn aus lang­weiliger — aber besser daran und darf an dieser Stelle fonstatich werden, daß der wirksame Schuß, den der Leiter unserer Sanitätssektion Dr. Ch­ry 3er den Kurorten zutheil werden läßt, den Keim einer günstigen Entwicklung in sich birgt. Nicht so vortheilhaft zeigen sich leider unsere Verhältnisse, wenn bezüglich der Trinkwafferfrage eine Parallele gezogen wird und hätten wir gern neben den »Echevins« von Lüttich jene der ungarischen­­ Hauptstadt in den Zuhörerbänfen gesehen — auch jenen der ungarischen Provinzstädte hätte es nicht geschadet, — damit sie es einmal aus dem Miunde fremder Fachautoritäten vernommen hätten, welch enorme Gefahren aus dem schlechten Trinkwasser entstehen, wie jeder Defekt in dieser Einrichtung unsere Mitmenschen einmordet und mit welchen dratonischen Maßnahmen gegen jedwede Verunreinigung, in­s­besondere jene duch Mikroben, angedämpft werden muß. Der Direktor des bakteriologischen Instituts zu Lüttich, Malvoz, propos nirte, eg mögen zur Gewinnung vergleichbarer Gesichtspunkte gemein­­same Normen aufgestellt werden, gemäß welchen sämmtliche bakterio­­logischen Untersuchungen der Trinkwarfer zu erfolgen hätten. Der Borschlag begegnete allseitiger Zustimmung. Die Sterilisirung des Trinkwassers mittels Zugabe von Perchlorid und jene duch Ozon sind die neuesten und verheißungs­­vollsten Prozeduren, welche die besondere Aufmerksamkeit der Mitglieder erregten. Die Ausführungen der vortragenden Marnier (Lille), Renmna, Berger (Gironde) konkludirten dahin, daß bei der­­Verläßlichkeit, Gleichmerthigkeit und absoluten Unschädlichkeit beider Methoden, rein der Kostenpunkt zu entscheiden hat. Die Sterilisation durch Perchlorid it jedenfalls derzeit die mehrfeilste, raum 1/a Gentime per Helioliter, doch wird bei V­ervollkommnung der auf elektrischem Wege erfolgenden Darstellung des Ozons wahrscheinlich dies vorgezogen werden, da bei dieser Methode seine Beimengung einer fremden Substanz erfolgt, sondern lediglich ein V­ermengen des Wassers mit dem Ozon Die­­ Keimfreiheit erzielt. Viel beachtet wurde der Vortrag des Wiener Professors Wintering, des eifrigsten Vorlämpfers für den obligas­­torischen Hydriatischen Unterricht auf den Hochschulen. Unablässig trachtet er für die Verallgemeinerung seiner Ideen und dürfte der volle Erfolg nunmehr in allen Staaten sich einstellen, da selbst der Wasserheilkunde fern stehende Autoritäten, wie Leyden, Ztemffen, sich für die Sache erklärt haben. 68 wäre nur ein AfL der Pflicht, wenn die Universitäten der Hydriatil, dem lebens­­kräftigsten Heilmethode, das volle Bürgerrecht verleihen würden. Daß nun außer diesen Fragen von allgemeinem Interesse eine ganze Reihe hochstehender Fachmittheilungen, Forschungsresultate und Erfindungen dem Kongresse vorgelegt wurden, s­ selbstredend, waren doch die tüchtigsten Aerzte aus allen Ländern Europas mit anwesend. Viel bemerkt wurde unter Anderem ein­­ elektrischer Heilluft- Apparat 068 Dr. Lindeman (Helgoland), mit dessen Hilfe einzelne Körpertheile zu Heilzwecken einer Luft bis 1500 G. ausgefegt werden können, und sah der Erfinder bei einigen Formen von Gelentgkrank­heiten besonders günstige Erfolge. — Die Aeußerlichkeiten des Kon­gresses waren jene der internationalen Zusammenkünfte, nur das massenhafte Erscheinen der französischen Kollegen, die in , geschloffenen" Reihen, aufmarschirten, verlieh­­ dem Kongresse ein "eigenthüms­liches Gepräge. " schien, als hätten sie­ A­ngst, über die „Affaire“ interpellirt werden zu k können, und­ zogen es vor, eine patriotisch-unzugängliche Liga zu bilden, konnte doch einer der ihrigen es sich nicht versagen,­­als er in der Hand eines Kollegen die „Aurore“ sah, ihn mehlmollend aufmerksam zu machen, daß die Wahrheit dort nicht zu finden sei und es sich mehr empfehle, den „atranfigeant” zu lesen. Immerhin ein Sym­ptom für die Gesinnung der gebildeten französischen Kreise. Die Ausflüge war Ostende, Middelferke, Aimonschamps, Span, Chaudfontaine waren höchst instruktiv. In Middelferke, dem gefährlichen Rivalen des theuren und stets überfüllten Ostende, wo alle Einrichtungen im größten Style im Zuge sind, sahen wir das großartige Kinder Seehospiz der Stadt Brüssel, eine Stiftung des Noger de Grüns« berghe, unter Leitung eines trefflihen Chirurgen (Dr. Caffe), der es verstand, die Vortheile der chirurgischen Kunst mit den Segnungen des Seeklimas zu kombiniren, und bei den traurigsten Formen der Erkrankungen von Knochen und Drüsen solche Resultate erzielt, wie sie nirgend anderemo erreicht werden könnten. Und menn an seinem anderen Orte, im Seehospiz von Middelferse mußten es Alle sehen und gestehen, doch wenn die Natur den Menschen mit Krankheiten beimfugt, auch die Natur es­st, welche die mächtigsten Heilmittel dem Leidenden darbietet. Es ist das unvergängliche Verdienst der Balneologie, dies erkannt und zum Teile der Menschheit erfaßt­ zu haben. Dr. Béla Borányi, aus der primitiven hemilcher z höhere Aufgaben zufallen­de Bäderlehre allein beschränkt, Bafis Empirit ruhenden zu einem Zweige der Die auf Der und welche Tange nicht mehr sich auf belgische | | | ! 7 In der morgigen Sibung des Magnatenhausen wird Präsident Graf Tibor Károlyi über seine Theinahlme am Leichenbegängnisse Ihrer Majestät, sTomte über seine Audienz beim König und darüber berichten, daß er heute, am Namenstage Gr. Majestät, die Glückwünsche des Magnatenhauses an die allerhöchste Stelle gelangen ließ. Dann wird der Gelegentwurf über die Sn­­artitulirung des Andenkens der veremwigten Königin Elisabeth in Verhandlung gezogen und voraussichtlich mit Umgehung der üblichen Verhandlungsformen einstimmig angenommen werden. —= in Angelegenheit des Gelegentmwurfes über die Inartitulirung des Andentend der Königin : Elisabeth hat der staatrechtliche und Justiz-Aussehuß des Magnaten­­hauses (Präsident Graf Julius Szapáry, Referent Dr. Friede­rich Korányi folgenden Bericht an das Plenum vorgelegt:­ ­­ ­ £ u Rt

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