Pester Lloyd - Abendblatt, Juli 1899 (Jahrgang 46, nr. 149-173)

1899-07-03 / nr. 149

" - »(Einzelne Nummer"n in Budapestskr» in der Provinz 4 fr. in allen Berichteskloralen.) Budapest, 3. Juli. — Sämmtliche romanischen Völker haben jet schmwere ‚Reifen zu überwinden, die sich zum Theile in gewaltsamen Ausbrüchen manifestiren. Der französischen Mer publik figt die unglückelige Affaire noch immer wie ein Pfahl im Leibe, und die Parteien, die sie über Frankreich Heraufbeschworen haben, betreiben die schmachvolle Heye mit­­ allen den infamen Mitteln weiter, die sie bisher handhabten. Freilich, neue Fälschungen sind jegt nicht mehr gut möglich, aber man sucht das Kriegsgericht von Nennes zu Gunsten des Justizverbrechens zu bearbeiten. Früher hieß es, Das K­riegsgericht werde sich auf die Prüfung­ der dem Kassa­­tionshofe vorgelegenen Alten und Spengenaussagen zu beschränken und darnach sein Urtheil zu füllen haben; fest behauptet man, daß neue Zeugen vernommen und neues Material herbeigeschafft werden sollen. Die Ansichten über den Aus­­gang der Revision sind daher sehr getheilt ; nicht alle Welt hat Die Zuversicht, daß die Angelegenheit nun doch endlich­ im Sinne der Gerechtigkeit und Wahrheit erledigt werden wird. — In Belgien ist eine Lösung der Krise noch nit erfolgt. Das M­inisterium ist nicht zurücketreten, die Wahlreform ist nicht zurü­cgenommen, und die bei dem König ruhende Entscheidung scheint eine ungemein schwan­­kende zu sein. Neuestens ist davon die Rede, daß die Mer­gierung in der Wahlreform ein Kompromiß mit der Oppo­­sition herstellen wolle, es ist indessen sehr wohl begreiflich, wenn die oppositionellen Parteien sich mit dieser Negierung, der sie jede erdenkliche Heimtüce zutrauen, in Verhandelungen überhaupt nicht einlassen wollen. „Jedenfalls muß bis morgen eine entschiedene Wendung eingetreten sein, soll die Lage nur einen äußerst bedenklichen Charakter nnehmen. — $n .­ Spanien nimmt die revolutio­­üre Bewegung zu. Im C­alencia gab es Straßen­­und Barrikadenkämpfe und es ist nicht abzusehen, wie Die­inge sich weiter entwickeln werden. Ein Nichtschlag des un­­glückkichen Krieges auf die Volksstimmung in Spanien war ja allerdings zu erwarten, und fast wie, ein Wunder ers­­cheint es, daß die Bewegung erst jet zum Ausbruch tun. Daß man es übrigens mit einer Prätendenten-Agitation zu tun hat, versteht sich von selbst, man­ hält­ eben die Gelegenheit für günstig und möchte sie nicht verpassen. Bis heute scheint jedoch der Geist der Armee noch unbeeinflußt­­ zu sein. Zu einer großen Gefahr konnte die Bewegung ich nur gestalten, wenn, wie dies in Spanien üblich, ein militärisches Pronunciamento käme. — In Italien it der parlamentariige Kampf eingestellt, weil das Parlament vertagt ist. Ob die Opposition und Obstruktion im Boste starfen Anhang, hat, läßt sich nicht erkennen. Die Regierung scheint es nicht zu glauben, denn sie trägt sich mit dem Plane, die Kammer aufzulösen und Neuwahlen auszuschreiben. Zu dieser M­aßregel würde sie sich nicht verstehen, wenn sie nicht überzeugt wäre, daß die Opposition durch die Wähler besavouirt werden wird. — Der österreichische Minister-präsident Graf Franz Thun ist in der Hauptstadt eingetroffen, um in einigen den Ausgleich betreffenden Fragen mit dem ungarischen Minister-Präsi­­denten zu konferiren. In Oesterreich wird der­ Ausgleich bekanntlich auf Grund des § 14 im V­erordnungswege ins Leben treten. Die Besprechung einzelner Termine und sonstiger technischer Details ‚der zu erlassenden österreichischen Verordnungen hat nun eine Verein­­barung mit der ungarischen Regierung "erfordert, derenthalben­­ der österreichische Minister-präsident Herrn v. S­z­E. Heute Morgens 49 Uhr und später um die Mittagsstunde im Ministerz­immer des­­ Abgeordnetenhauses besuchte. Wie wir vernehmen, ist zwischen den beiden Minister- Präsidenten eine vollkommene Einigung in Betreff aller zu besprechenden Fragen erzielt worden, so daß Graf Thun heute bereit die Nachreise nach Wien antreten wird. Die kaiserlichen Ber­­rönungen, mit welchen der Ausgleich in Oesterreich ins Leben treten wird, werden zur selben Zeit erscheinen, waren die ungarischen Geseße sanktionirt und im Amtsblatte promulgirt werden. — Wie die „Bud. Korr.” meldet, wurden von den beiden Minister-Präsidenten fommt­ die Modalitäten betreffend die Perfektionirung des Ausgleiches auf Grund der Neziprozität festgestellt. — Dem „Ungarischen Telegr.. Korr.-Bureau“ zufolge hat es sich um die detaillirte Feststellung jener Modalitäten gehandelt, unter denen die gleichzeitige Publikation der Ausgleichsgelege und der diesen entsprechenden fazierlichen Verordh­nungen zu erfolgen haben wird. + Aus dem Reicjetage. Das Abgeordnetenhaus gab heute seinem Schmerze über das Ableben seiner Mitglieder. Koloman v. Radó und Jos Ziambokrethy im Protokoll Ausdruch, votirte die in der jüngsten Lagung angenommenen Vorlagen in dritter Lesung und begann hierauf die Verhandlung der legten Gruppe­ der Aus­gleichsgelegentwürfe. Zunächst wurde die Vorlage über die gegenseitige Belassung von Ak­tengesellshaften, V­ersicherungsunternehmungen, Öffentlichen Grmwerbegesellschaften und Gewerbegenossenschaften in Berathung gezogen, welche im Auftrage des volkswirtsschaftlichen Ausschusses Attila Szemere zur­ Annahme empfahl. Ludwig $ éva­n benahte die Gelegenheit, auf die veratorie­chen Maßnahmen des österreichischen Afjeturanz-Negulativs gegen­­über den Filialen ungarischer Versicherungs-Unternehmungen hin­­­­zumeisen und die Einweihung der Versicherungs-Reformvorlage zu urgiren, wobei er der Negierung empfahl, allen in Ungarn miz­­enden Gesellschaften die Verpflichtung aufzuerlegen, ihre P­rämien­­reserven in inländischen Papieren zu placi­en und ausländischen Bereicherungsgesellschaften von zweifelhaftem Nufe die Niederlassung in Ungarn zu erschweren. Auf die beifällig aufgenommenen Anregungen éva­ns erwiderte Handelsministier Hegedüs, auch er pfliche ver > Ansicht bet, daß auch die in Ungarn seßhaften Bereicherungs-Unternehmungen­­ M Werthpapieren und Immobilien­anlegen Lövay aug die Verfolgungen erwähnt hatte, welchen in jüngster Zeit die ungarischen Papiere in Oesterreich ausgefest sind und erklärt hatte, auch vor Metorfionen in dieser Hinsicht nit zurückzuschreden,reflektirte der Handelsminister aug hierauf und gab die beruhigende Versicherung, es sei zwar noch nicht gewiß, daß der bezügliche Exlaß der niederösterreichischen Statthalterei wirklich so laute, wie ihn die Blätter mittheilten, daß aber der Finanzminister troßdem bereits Schritte in dieser Angelegenheit gethan habe und zu hoffen sei, daß diese zur Zufriedenheit Ungarns werde erledigt werden. Nach dieser mit allgemeiner Zustimmung begrüßten Aufklärung des Ministers wurde der Gefäßentwurf votirt. Das Haus ging sodann auf die Verhandlung der Bank und Balutavorlagen über, deren wesentlichen Inhalt Referent Nugusti Bulgoty in eingehender Meile beleuchtete. Komjathy, der die Geschichte der gemeinsamen Bank seit 1867 bis heute ent­widelte, gab sich als Anhänger der selbststä­ndigen Bank natürlich nict mit der Aufrechthaltung der Gemeinsamkeit der Bank zufrieden und reichte im Auftrage seiner Partei einen Beschlußantrag ein, laut welchem die Negierung angemieten werde, je früher in An­­gelegenheit der Errichtung der selbstständigen ungarischen National­bank am 1. Jänner 1900 einen Gejegentwurf einzureichen. Dasselbe Lied variirte nach einer Baufe Kofjfutdh, der gleichfalls behauptete, daß eine selbstständige Bank zu den unerläß­­lichen Barbedingungen der staatlicen Selbstständigkeit und der nationalen Wohlfahrt gehöre. Insbesondere bemängelte er, daß die Oesterreichisch-Ungarische Bank langfristige Wechsel ausschließt und sonach seitens der Landmwirthe­­it in­ Anspruch genommen werden ihre Reserven in müsfen. auölűnöifden ungarischen Dies werde in­ der D Versicherungsvorlage aug zum Anspruch kommen. Da könne. "Die Valutaregulivings: Vorlagen werden un8 nur eine Enttäuschung bringen, da das Gold wieder hinausfließen wird. Der lette Redner hätte Boltzner sein sollen, allein bere selbe seheint nicht vorbereitet gewesen zu sein und suchte alle möglichen Ausflüchte, um seine Nede erst morgen halten zu dürfen, was ihm 008 Haus Schließlich auch gestattete. Morgen werden nach Beendigung der Verhandlung über die Bank und Vanutavorlagen auch die Geietentwürfe über die Auf­­theilung des Spirituskontingents und über die Rosten der Budapester Gendarmeriekalerne berathen werden. Eventuell wird der Minister- Präsident, wenn nach Erledigung dieser Vorlagen noch genug Zeit übrig ist, auch Intervellationen beantworten. L­eitung des P­räsident Desider Werszel eröffnet die VHbgeordnetenhauses um 10 Uhr Vormittags. Schriftführer: Graf Koloman Esterházy Molnár, Major Auf den Ministerfantenilis: Széll, Jutács Hegedüs, Mlasjiecz, Blóg Eseh. Das Protokoll der jüngsten Lisung wird verlesen und authentizirt. Präsident: .. 3h muß mit Schmerz melden: ‚Daß während der kurzen Bane, für melche das Haus seine Berathungen­­ unter­­brochen hat, zwei Abgeordnete aus dem Leben geschieden sind. Aın 1. d. starb in Karlsbad plöglich unter Abgeordnetenkoltege, Sr. Majestät wirklicher geheimer Mann Koloman Rad­do v. Szent- Márton. Der nunmehr Verblichene war von 1869 bis 1875 Mit­­glied des Abgeordnetenhauses, von 1886 bis 1894 der allgemein beliebte Obergespan des Oifenburger Komitats und auch Mitglied des Magnatenhauses. Im­ Jahre 1896 wurde er vom Wahlbezirke Felsö-Bör zum Abgeordneten gewählt. In all diesen Stellungen befundete der­ Verblichene tiefen Patriotismus, gemissenhaften Eifer, patriotische Tugend und Charaktertüchtigkeit. — Gleichfalls am­ 1. h­­at in Ziambofreth der Abgeordnete des Nyitra-Ziambokrether M­ahl­­bezirks, Soft Ziambofret ihn, gestorben. Der Verblichene gehörte seit 1869 mit kurzen Unterbrechungen dem Abgeordneten­­hause an und war eines seiner ältesten und eifrigsten Mitglieder. — Das­ Haus wird gewiß seinem schmerzlichen Bedauern über­ das Ableben dieser beiden Abgeordneten im­­ Protokoll Ausdruck geben. (Allgemeine Zustimm­ung.) Das Haus ermächtigt zugleich den P­räsidenten, die auf die Vornahme der Neuwahlen bezüglichen Verfügungen zu treffen. Die Petition des­ Kanzlei-Oberdirektors des Abgeordneten­­hauses Johann Negele um Gewährung einer Gehalts- und Du­artiergeherhöhung wird an den Wirthschafts-Ausschuß geleitet. Ambrus Szeményi unterbreitet den Bericht des Finanz Ausschusses über den Gelegentwurf betreffend die Auftheilung­­ des Spirituskontingents. Georg Szerb u unterbreitet den Bericht des Finanz-Ausschusses über die in Budapest zu errichtende Gendarmeriekajerne. Beide Berichte werden sofort nach Erledigung der Bank- und Balutavorlagen in Verhandlung gezogen werden. Die in der jüngsten Ligung des Hauses erledigten Gesekenu­­mwürfe werden in dritter Lesung votirt. Folgt die Verhandlung des Gelegentwurfes über die Ab­änderung des § 8 der im G.­U. XXII.1878 unartifulirten Konven­­tion betreffend die gegenseitige Zulassung der A­ktiengesellschaften in Oesterreich und Ungarn. Weiteres im Morgenblatte. ; ; Generalversammlung des Landes-Mittelschul-­­ Profelloren-Bereins. Erfter Tag. Der Landes-Mittelscchul-Professoren-V­erein hielt gestern, Sonntag, Vormittags im Situngssaale der Ungarischen Akademie unter dem Präsidium des Ministerialrathes und Universitäts-Pro­­fessors Dr. Biolt Be öt­hy seine. XXXIII. Generalversammlung. Zu­­ dieser Generalversammlung waren zahlreiche Mitglieder und Deputationen erschienen, unter denen wir bemerkten: in Vertretung des Kultus. und Unterrichtsministers Ministerialrats Dr. Otto Höman, die­­­berdirektoren Koloman Gereffy, Karl Hofer und Dr Emil Rombauer, den Geltionsrath Dr. Ernst Finäczy, den Universitäts-Profesor Dr. Sigmund Simonyi die Mittelchul-Direktoren Anton Bartal, Dr. Slorian Cherven Fran­z Rainer Hofe Fels­­mann, den Gouverneur des Franz Fosef-Internats Dr. Michael Demesgty, den Direktor des Götvös-Kollegiums Géza Bar­­ton­ef, den Oberdirektor Emerich DöczY, in Vertretung der Ungarischen Akademie Paul Gyulai in Vertretung des Künstlervereins die Maler Julius Kardos Ludwig Markt und Bartholomäus RKarlovichy. Das Ungarische Museum war auch den Ruitos Solef Szinney­ren, die Historische Gesellschaft­ durch Ludwig DE zZ­­­Y und der Ungarische Ornitholo­­gische Verein duch Julius B­ungur vertreten. Am 9­ Uhr Vormittags eröffnete Präsident Beöthy die Generalversammlung und brachte die folgende, aus Wien ihm zu­gegangene Depesche des Kultus- und Unterrichtsministers Dr. Julius Wlaffics zur Verlesung : „Durch Amtsgeschäfte ferngehalten, kann ich zu meinem größten Bedauern an der Feier nicht theilnehmen, doch habe ich sie einen Stellvertreter auf der Feier gesorgt; auch Dich ersuche ich, an den Verein meinen Gruß zu melden.” Diese Depesche wurde unter entgusiak­tichen Gljenrufen zur Kenntniß genommen und beschlossen, dieselbe telegraphisch zu be­­antworten. Y . 3 Ministerrakard Dr. Hóman ergreift nun das Wort, um im­ Namen des Ministers, wie auch in seinem eigenen Namen den Berein zu begrüßen, welcher so verdienstvoll sowohl mit Rath, als auch mit That in vielen, an der Tagesordnung stehenden pädagogi­­schen Fragen die Unterrichtsverwaltung unterstütze. Er bringt auch der Generalversammlung zur Kenntniß, daß der Minister, die ges­teim­üßige Thätigkeit des Vereins wü­rdigend, für­ die Zwede des­selben 1000 fl. anmeisen ließ. Braufende Eljenrufe folgten dieser Mittheilung. P­räsident Beöthy hielt nhm die Eröffnungsrede, in der er vor Allem darauf hinwies, daß aus der Arbeit der Mittelshul- Brofessoren die Kultur der Nation ersprießt; aus dieser nationalen Kultur entspringt dann­ die Würdigung der Arbeit und der Stellung des Professors. Diese Würdigung kann sich verzögern, sie kann auch auf kurze Zeit gehemmt werden, wenn aber Herz und Verstand am rechten Plage sind, fann der Durchbruch dieser Würdigung doch seine Macht aufgehalten werden. Dies sei der Glaube, die Kraft­ und die Zukunft eines jeden Professors. Präsident betont den beispiellosen Fleiß und die Ausdauer, welche der Verein, dessen Mitglieder und die Provinzkreise bei dem Sinnleben treten und der­­­orbereitung der Reform der Studienordnung entfalteten. Redner weist noch auf die Vietätsarte hin, welche der Verein ans­­äßlich der Enthüllung des Szarvas-Denkmals und der Veranstaltung einer Gedenkfeier für Johann Klamarik begeht, und schließt sodann mit folgenden Worten: „Das Szarvas-Denkmal vereinige uns in dem­ Glauben und in der Liebe der Kultur, das Andenken Klamaris’s aber in dem Bestreben, daß nicht nur Die Lehrer der Anstalten mit ungarischer Unterrichtssprache, sondern daß sümmte liche Lehrer unseres Vaterlandes mit uns je früher und je inten­­siver vereint sein mögen in gemeinsamer, nationaler Arbeit.” Die Eröffnungsrede des Präsidenten wurde mit Applaus und stürmischen Elsenrufen aufgenommen. Generalsekretär Dr. Ladislaus Nagyessy­ legt nun seinen Bericht vor. Er widmete vor Allem einige, tiefergreifende Worte dem Andenken unserer verstorbenen Königin und flitzirt dann die wissenschaftliche Thätigkeit des Vereins. Er weist auf zahlreiche didaktische Fragen, speziell auf die Frage über "den Unterricht der Kunst in den Mittelschulen und auf die Fragen der Schulferien, der Vorbereitung einer Dienstpragmatik für Mittelschul-Professuren 2c. hin. Dieser Bericht wurde zustm­mend zur Kenntniß genommen, ebenso der von Kaffter Foley Müller vor­­gelegte Kassenbericht, welcher bei einem Ausgabenetat von 7038 fl. mit einem Weberschuffe von 463 fl. schließt. Hier wurde die Generalversammlung unterbrochen und die ganze Gesellsshaft begab sich nach dem Franz-Fofer-Plage, wo die duch den Mittelfehul-Professoren-Verein errichtete Szarvas­ Statwe feierlichst enthüllt wurde. Nachdem die Klänge des „Szczat” verhallt­ waren, bestieg Präsident Dr. Zsolt Beöthy die Tribüne, um Worte wärmster Vietät dem Andenken und den P Verdiensten Gabriel Szarvas’ zu midmen. An der Mittelschul-Professoren-Verein — begann Redner — während seiner am 12. Oktober 1895 gehaltenen Sibung Die Komnde von... Tode : Gabriel­­ Szarvas" erhielt, beschieb der Verein allsogleich eine Durch, den­ Verein einzuleitende , öffentliche Sammlung zu veranstalten. und. Gabriel­ Szarvas ein Standbild zu­ errichten. Nicht der Gedanke eines Einzelnen,­­­­ sondern unter gemeinsamer­­ Szarvas ein Öffentliches Denkmal Gedanke mar es, daß Gabriel gebühre. Denn er mar einer unserer Meister, und wir fühlten, daß er unser Meister auch ferner bleiben wird. Redner fizziet nun die Kämpfe und Resultate unserer Sprachforscher­­ und schreitet dann zur Würdigung der Thätigkeit Gabriel Szarvas, wobei der Redner , betont, daß wir­ nicht nur Szarvad’ eminentes Wissen feier, Sondern auch feinen weiten Blick, feine tiefe Ueberzeugung, feine zähe Ausdauer und feinen hell lodernden Enthusiasmus. Diese Statue — Schließt der Redner — legt Zeuaniß davon ab, daß wir, Szarvas einfache Kollegen, aus deren Mitte er emporragte, eine Lehren verstanden hatten. (68 ist das erste Denkmal, welches Mittelschulprofessoren einem Kollegen gelegt haben, dasselbe steht auf ungarischen Boden und preist einen ungar­rischen Gelehrten. Das Denkmal bestehe ewig, wie die Wahrheit und das Gefühl, welches dasselbe errichtete !" Mach diesen Morgen fiel die Hilfe von der vom Bildhauer Julius Sankovics hergestellten und mit Balmenz­weigen und erotischen Gemälden gezierten Statue Gabriel Szarvas. Die von dem Mittelschul-professoren-Vereine, der Naturunwissenschaftlichen und PBpilologischen Gesellschaft gespendeten: Mosen- und­ Sorberfrünze ihmiücdtn den Sodel des Denkmals. Der­­ Sahberenger Brofessor Alexander S­ad­dellamirte unter stürmischer Anerkennung die von ihn verfaßte Ihmung- und gedankenreiche Teflode, worauf Biter­präsident Karl Hoffer die Statue in die Obhut der Haupt­­stadt empfahl, in deren Namen Bürgermeister Sobonn Halmos das Derkmal übernahm. Mit der Abfingung " 083 Kölcsey’schen Hymnus fand die Enthüllungsfeier ihr Ende. Das Denkmal Gabriel Szarvay,eine in Brnt 13e gegosserte Bü­ste,ru­l­t auf einem Postament von Kalkstein und ein blutjunges,noch unentwickeltes Mädchen—das Symbol der jungs­fräulichen ungarischen Sprache­ reicht ihn in den Palmenzweig der Dankbarkeit-Dieses Sujet ist das vorneblige Geistesproduttx des­ Universitäts-Professors Zsolt Beöthy,der Bildhauer Jans­kovics hat sie mit schlich­ter,ungekünstelter Technik ausgeführt- Das Denkmal­ 2 Meter 80 Centimeter hoch-vereinigtEr­ ist mit Stimmungsgehalt;die Figur des jungen Mädchens Ebenfalls aus­ Brause­ ist zart,vielleicht allzu­ zart modellirt.Dah­mze spricht eine reine,w­akellose Sprache ohne Schwulst,ganz so,wie Szarvas die nationale Sprache behandelte.Und nun hat der kam­pfesfrohe Gelehrte,der zu Lebzeiten die Gegner eine scharfe, stachelige Federfü­hlett ließ,eine poetische Wandlung erfahren aus seinem Denkmal spricht nur versöhnende,lyrische Weichheit. Nach­ der Enthüllungsfeier begaben sich die Mitglieder des Verein 15—200 a 11 der Zahl—in den Prunksaal des»Hotel Erzherzog Stefm1«,wo ein Festbattket veranstaltet wurde. Bei dem vierten Gang erhob sich Präsident Beöthy, um exit sein Glas auf die Gesundheit Sr. Majestät des Königs zu leeren (Stürmische Elfenrufe), und dann das Wohl des ersten ungaris­­chen Bupfeifers, nämlich des Kultus und­ Unterrichtsm­iisters Dr. Julius Wlaffics auszubringen, den Nedner als das Spear eines­­ mit ungarischem Temperament ausgestatteten Staats­­mannes hinstellte. Direktor Krank­­tonftirte auf den Ministerial­­rath. Dr. Dito Hóman, der Vrofessor aus Rimaponıbat, B­örvös, ließ den Präsidenten Dr. Stolt Beöthy Hocleben. Vrofessor l­exte sein Glas auf das Wohl des Künstlers Sulius Yantopics, während der neunundsiebzigjährige, aber noch sehr rüstige Professor am Nimaßombater Gymnasium,“ Ferdinand Baffay, ein hervorragender Schriftsteller, einen gelungenen Toast auf den P Vizepräsidenten Karl H­offer ausbrachte. Direktor Johann Yonás lobt den­ Dichter der Festode Alexander Sajó hochleben, Generalsekretär Dr. Ladislaus Négyen­y leerte sein Slos auf das Wohl der anmesenden Damen. An den Unterrichtsminister Dr. NMulius Mlaffics wurde das folgende Telegramm abgesendet: Die Generalversammlung­ des Landes-Mittelschul-Professoren-Vereins ‚begrüßt: Em. Erzellenz mit huldigender Achtung und dankt wärmstens für die Entsendung eines Vertreters, wie für die großherzige Spende. Sie wünscht Em. Erzel­­len, zur V­ermöglichung ihrer großen Konzeptionen Kraft und En Siolt Beöthy, Präsident, Ladislaus NEgyesfy, General­­ekretär. Die Gesellschaft besichtigte nach dem Banket unter Führung des Direktors Franz M­ajner die Lokalitäten der jüngst eröffneten im VI. Bezirk gelegenen Staatsoberrealschule. Zweiter Tag. P­räsident Dr. Ziolt Beöthn eröffnete heute um 9 Uhr vormittags die zweite Ligung der Generalversammlung. Präsident legt zunächst Die Depesche des Großmardeiner Weihbischofs Johann Nogall vor, der den Verein­ herzlich begrüßt. Den ersten Gegenstand der heutigen Verhandlung bildete die Gedenkrede des Oberdirektors Emerich Doczi über Dr. Yo­­hann Klamarit,­ der in seiner mehr als A0jährigen Amtsthätigkeit die traurige Epoche der 50er Jahre, wie auch die Systemlosigkeit der 60er Jahre durchlebte. Doczi schildert nun die administrative Thätigkeit Klamarit’s, welcher mit der Durchführung des auf Die Mittelschulen bezü­glichen 1883er Geheges betraut wurde. Nichts charakterisirt besser die Thätigkeit Klamaris­’s als daß während seiner Amtsthätigkeit 110 neue Mittelschulen gebaut wurden. V­ortragender erwähnt nun, wie viel Dr. Klamaril im Interesse der protestan­­tischen Mittelsschulen und deren Professoren getyan und charakterisirt schließlich den prakttichen Pädagogen­­ Alamarit. Auf­ Antrag des Präsidenten votirte die Generalversammlung dem vortragendene Dant und Anerkennung. An­ Stelle des abmejenden Professors Dr. Bernhard Alexander liest Direktor Franz Rajner dessen Vortrag „über den revidirten Studienplan der Mittelschulen und über die zu­ demselben zu verfaffenden Synstruktionen“ vor. Mit dem neuen Studienplan it Neferent ganz zufrieden. Was nun die zu dem­selben zu verfassenden Instruktionen anbelangt, so wären diese über» flüssig, wenn wir gute Lehrbücher hätten; da aber D diese fehlen, so müssten detaillirte Instruktionen verfaßt­ werden. 3 wäre aber unwünschenswerth, wenn Die Verfassung. b derselben in einer Hand konzentrirt. märe. Der­ Vortrag wurde mit lebhaftem Interesse angehört. Stefan SzEtely Nagy-Szeben) ist fire die Einführung der Klature bei den Schulbüchern. .­­Jgnquu dos.Budapest ist der daß Die Schüler Alles in der Schule lernen sollen, wird auch das Schulbuch überflüssig werden. Johann Waldapfel hält die ganze Diskussion fü­r über­­flüssig, da wir vor einem fait accompli stehen. Dr. Bozary beantragt, daß­ dem Kultus- und Unterrichts­­minister für die neue Studienordnung Dant votirt werde. Dieser Antrag wurde einhellig angenomm­en. 63 folgt nun der Vortrag Milhelm Szuppan’s, des Direktors der Budapester höheren Töchterschule, über­­ die Reform der höheren Töchterschule. Der V­ortragende resumirt vor Allen die in den Provinzvereinen über diese Frage stattgehabte Diskussion und den heutigen Stand dieser Angelegenheit. An den Provinzkreisen wurde bei der Diskussion biesler Frage insbesondere die gym­­­nasiale Ausbildung der Mädchen in Betracht gezogen. In­zwischen führte Minister Wlaslics an der Budapester höheren Töchterschule den Unterricht in gymmasialer Richtung ein. Der Vortragende ist von der Nichtigkeit dieser Spnstitution überzeugt, da kann die völlige Regelung dieser Frage exit nach Sahren erfolgen, wenn wir genug Erfahrung gesammelt haben werden. Deshalb beantragt der Vortragende, die Generalversam­mlung solle in dieser Frage seine Resolution laifern. Direktor Szuppan ist der Meinung, daß von den Lehrerinen das Mittelschul-P­rofessoren- Diplom gefordert werden solle. Die Möglichkeit des Uebertrittes von den Bürger- und höheren Töchterschulen in die Lehrerinen-Bildungsschule will Vortragender aufrechterhalten. Anstatt des Titels „Höhere Töchterschule” empfiehlt Direktor Szuppäan die Namen Mädchen-Mittelscule oder Mädkyen- Lyceum. Schließlich wünscht der Vortragende, daß die Frage der höheren Töchterschulen auf beleglichem Wege geregelt werde. Diretor Neon (Erlau) glaubt, die Anträge, welche der Referent gestellt hat, dürften genügen, um die höhere Töchterschule wieder zur Blüthe zu bringen ; er beantragt nur, daß solche Anstalten dort errichtet werden, wo schon eine Mädchen-Bürgerschule erilu­rt. Die Generalversammlung nahm diesen Antrag einstimmig an. Hiemit war­ die Tagesordnung erschöpft und die General­versammlung schritt nun zur Wahl von 39 Ausschußmitgliedern. Als gewählt erscheinen: Dr. Bernhard Alexander (Budapest), Safo Avéd (Karlsburg), Dr. Franz Bapdics (Budapest), Stefan Baffay (Rimakombat), Peter Balogh (Budapest), Dr. Emanuel Be­te (Budapest), Justinian B Hd­ij 3 (Győr-Lit.­­Márton), Johann Buza (Sárospatat), Florian­ Cherven (Budapest), Ignaz Czigler (Balkhau), Dr. Michael Demespsiy (Budapest), Dr. Roloman Dem­tó (Budapest), Emerich D­ó­czy (Deb­­reszen), Dr. Béla Erd­di (Budapest), Aladár Felt (Fiume), Stefan Frantl (Szabadfa), Mar Grefits (Lofoncgz), Ladislaus Hödoly (Ungvár) Tiny Ynezédny (Fünfkirchen), Sohann Fonds (Brebburg),­­ .. Albert KardosS (Debreszin), Dr. Hugo­­ y.­­Károly (Budapest), Karl Kárpáti (Szegedin), Dr. Mathias Lafy (Temesvár) Melchior Marifovnßfy­­ (M.­Sziget), Alexander Molnár (Budapest), Stefan Orlonpfy (Buda­­pest), Emerich Birhala (Mreßburg), Ladislaus Rácz (Buda­pest), Martin Roth (Selo), Dr. Bart. Schöningly (Temes­vár), Dr. Moriz Staub (Budapest), Anton Stöhr (Rafdau), Stefan Szefely (Hermannstadt), Wilhelm Szuppán (Buda­pest),­­ Gabriel Téglás (Déva), Dr. Alois Wagner (Buda­­pest), Johann Zimann (1916), Samuel Zortoczy (Brekburg).­­­­Auf Antrag des Ausschusses werden zu Ehrenmitgliedern die Oberdirektoren Dr. Rudolf Maurig und Cmerig Docay gewählt. Als Ort der nächsten Generalversammlung wird Temesvpár designirt. Nachdem noch die Generalversammlung der Ungarischen Akademie, dem Handelsminister, der Buchbrucerei „Athenäum“ und der Ganzen Fabrik Dank­­ votirte, wurde die Versammlung unter lebhaften Eljenrufen geschlossen. Um 1 Uhr fand in Gundel’s a „Hotel. Erzherzog Stefan“ ein anfet statt. " Baul Gerecze Meinung, dann ««. + Die Dreyfus-Affairen. Dreyfus’ Nachehr nach Frankreich, Brest­ 1.Juli.Die»Sfax«ist Abends hier eingetroffen. Niemandh erhielt die Erlaubniß,das Schiff zu betreten.Die Man 11­­schafe wird heutenmä H nicht ans Land gehett. Breit­ 1.Juli.Die Ueberfahrt der»Sfax«erfolgte ohn­e b­ischenfall.Dreyf1­s,dem eine Offizierskabitte angewiesen war,befand sich im Augenblicks­ der Ausschiffung im besten Wohlsei. Als die«Sfax­«am 18.Juni bei Kap SS Vincent angelegt hatte,um­ Kohlen einzunehm­er1,erhielt sie von der Negierung den Auftrag, Drei­inson in Juni in Quiberon auszuschissen. Wrest­.2.Juli·Die Offiziere der,,Sfax«sind gestern hier eingetroffen.Sie erklären,daß das physische un­d moralische Bes finden Dreyfus’ein gutes war.Dreyfux s sehe,wie die Offiziere glauben,mit sehr großer Zuversicht dem Ausgange seines Prozesses entgegen. Paris,3.Ju­li.(Ok­a.-Telegr­).Der,,Figarowerk fährt aus dem Munde des Direktors der Staatspolize, Vigui, über die Landung Dreyfus noch einige neue und charakteristische Einzelheiten. Die K­nfanteriekompagnie, welche bei der Ankunft Dreyfus! herangezogen wurde, mar —ı das Leben bietet solche Zu­­fälligkeiten — von demselben Kapitän Commandirt, welcher Dreyfus vor fünf Jahren nach der Deportations-Z­wischenstation St. Martin erfortirt hatte. Der Kapitän, Namens Lauge, hatte Dreyfus ganz gut woiedererkannt und ihn nicht einmal ehr verändert gefunden. Eine ausgemachte Sache ist es’— fährt Viguie fort —, daß man den Herren Journalisten­ nicht entwischen kann. Wir stießen bei der Landung auf zwei, deren einer als Matrose verkleidet war. Dreyfus trat ohne Mühe auf das Land, er fehien nur den Boden unter den Füßen zu prüfen, wie wir dies Alle nach Geereifen thun. Er sprach sein Wort und beschränkte fs darauf, militärisch zu Salutiren. Al­id — erzählt Biguié weiter — Dreyfus in den Wagen einsteigen­­ laffen will, der ihn zur Bahnstation bringen sol, läuft der Agent des Sanitätsdienstes hinter mir her. „Erlauben Sie,“ sagte er, „ich darf den Passagier nicht hinaus­­laffen, er kommt aus den Kolonien und hat keine Rapiere." Um 5/2 Uhr Früh langten mir in der Nähe von Nem­es an, wo unfer zwei Zandauer und­ berittene Gendarmen harrten. Man bemerkte dem Schranfenwächter, er werde Dreyfus zu sehen bekommen. „Wer it das, Dreyfus ?" fragte er treuherzig ; er hatte in seiner Einöde nie etwas von der Affaire Dreyfus gehört. Nm legten Augenblicke ereignete sich noch ein kleines Malheur. Die Gendarmen hätten neben dem Wagen Dreyfus’ einherreiten sollen, aber sie irrten sich in dem Landauer und umringten auf der ganzen Fahrt nach Rennes bis zur Pforte des Mili­tärgefängnisses den Wagen des Polizei- Direktors. Baris, 3. Zul. (ODrig-Telegr) Nachdem die „Siar“ in der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli Dreyfus ans Land gelegt hatte, fuhr das Schiff weiter nach Brest. Niemand erhielt Erlaubnis, das Schiff zu betreten. Ein authentischer Bericht über die Neffe der „Siar“ liegt erst recht im „Temps“ vor, dessen Bericht erstattet den Kapitän des Schiffes, Coffiniere 3, interviewte. Der Kapitän erzählt:­­ Dreyfus hat jetzt eine etwas gebückte Haltung,er ist auch kühler geworden-sein Gesicht ist gealterh aber seine physische Verfassung ist gut.Er weiß sich enorm zu beherrschem Bei der Abreise von der Teufelsinsel schien­ er niedergedrückt,das rührte aber von der heftigen Seelenatheit hey die ihn bei der Ueberführung von der Teufelsinsel an.Bord der,,Sfax­«in der Schaluppe überfiel.An Bord angekommen,­ grüßte er militärisch und begab sich sogleich in seine Kajüte,wo er sich entkleidetes und zu Bett legte.Seine Ueberführung auf die,,Sfax«.war am 9.­Juni um 9 Uhr Vormittags erfolgt­ Die Ueberwachethreyfus’auf dem Schiffe war ähnlich der eines Offiziers,welcher Hausarrest hat..An seiner Thür war eine Schild­­wache postert,­doch blieb ihm jede mündliche Mittheilung untersagt und der Verkehr mußte schriftlich sein.Seine Schrift verriet­ keine Nervosität.Auch als er das erste Mal mit den Worten«Kapitän Dreyfus««unterzeichnete,zeigte er nicht die geringste Aufregung.Kurz, in diesem Menschen lebt eine außerordentliche Energie.Während der vollen zwanzig Tage,die seine Seereise nach Frankreich dauerte, zeigte er sich nicht ein einziges Mal schwachmüthig.In dem Tagebuche eines unserer Offiziere stehen die Worte:»Seine Haltung sch­int auz Geringschätzu­­g und Ironie zusammengesetzt zu sein.«Und das ist richtig-Der Schiffsmannschaft war es verboten sich mit Dreyfus zu beschäftigen,welcher,laut derausgegebenen Parole,als,,der Offizierspassagier·«bezeichnet-mitbe-Mit diesem Namen wurde er immer auf dem Schiffe genannt.Dreimal des Tages­ von 9—10 Uhr Vormittags,von 11—12 Uhr Mittags und von 5——6 Uhr Nachmittags­ machte er unter Ueberwachung Promenaden auf dem Verdecke,rauchte,blickte schweigsam und nachdenklich ins Weite.Er konnte sich zu jeder beliebigen Stunde schlafen legen,mußte aber Früh­zeitlich genug aufstehen,um die vorgeschriebene Promenade zu machen. Täglich fanden bei ihm ärztliche Visiten statt,und zwar zwischens und 9 Uhr Vormittags.­­ Der Interviewer hatte auch Gelegenheit,die Kajüte Dreyfus’ zunehmen war eine einfache,kleine Kabine mit einem Bette, Kleiderschrank und Waschtisch,das Fen­ster war auch hier vergittert. Das Genänch blieb in demselben zustande,wie Dreyfus es verlassen; die Wettdecke war zu­ Boden geworfen,auf dem Tische etwas Zingrew­asche verstreut,die Zigarrenschachtel in der Ecke gänzlich geleert. Ein Lieutenant, unter dessen spezielle Obhut Dreyfus gestellt war, und der ausnah­memeise auch mündlich mit ihm verfehren durfte, nahm Veranlassung, ihm zu bestätigen, daß er vor dem Kriegsgericht in Nennes erscheinen werde, wovon Dreyfus nur eine­ Depetche seiner Gattin bereits unterrichtet war. Dreyfus er­widerte, daß er glücklich sein würde, wieder in die Armee eintreten zu künnen, Die zu lieben er nie aufgehört habe. Er fügte hinzu: „Ich trage Niemandem etwas nach." Ueber seinen Prozeß und die Vert­eidigung sprach er sein Wort. Der Lieutenant Namens Champagn­a­c lieh ihm alle seine Bücher, nachdem Dreyfus eines Tages nachstehenden Zettel an ihn gerichtet hatte: „Da die Abende lang sind, wäre Kapitän Dreyfus sehr verbunden, wenn ihm der Herr Sefonde-Offizier einige Marinewerke und eine Karte des Atlantischen Ozeans zur Verfügung stellen wollte.” Eines­­ der Bücher fdichte Dreyfus zurück, ohne es gelesen zu haben, " da ihm der Stoff zu troden sei. Das geschah erst einige Stunden vor der Landung, der Offizier vermuthet­ daher, daß Dreyfus in Wahrheit von tiefer Aufregung ergriffen gewesen sei, die ihn am Leben verhindert habe. Bemerkt sei noch, dach, als der Kapitän des Schiffes Befehl erhielt, sich nach der Teufelsinsel zu begeben, die Offiziere das Neffen­ziel nicht kannten. Der Kapitän verriet­ es Niemandem. Erst auf offener See erfuhren die Offiziere ihre Mission. Der Dampfer fan in Frankreich pünktlich an, aber wegen der Stürme konnte der Anifo­­dampfer, welcher Dreyfus aufnehmen sollte, nicht einfangen ; erst nach vierstündigem Zögern konnte man das Boot ablasfen, welches Dreyfus ans Land brachte. Der Gefangene befundete riesige Freude über die Ausschiffung. Baris, 3. Zul. (Orig.-Telegr) Der Fürst von Monaco richtete an Frau Dreyfus folgendes Schreiben: Madame! Sie haben die ihre Ihres Gatten mit bewun­­derungsunwürdigem Muthe vertheidigt und die siegende Gerechtigkeit zollt Ihnen schuldige Genugthuung. Um mich den ehrenhaften Menschen beizugesellen, die ihrem Gatten so viel Schmerz und Leid vergessen machen wollen, lade ich ihn ein, zu mir auf Schloß Marhais zu kommen, sobald das erhabene Werk der Gerechtigkeit beendet ist. Die Unwesenheit dieses Märtyrers, melden fs das Semwissen der Menschheit in seinen­ Bek­emmungen zumendet, wird mein Haus ehren. Unter den Sympathien, die Ihnen, Madame,

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