Pester Lloyd - Abendblatt, September 1899 (Jahrgang 46, nr. 200-224)

1899-09-01 / nr. 200

1899, — Ir. 200, NDBLATT (Einzelne Nummern in Budapest 3 fe, in der Provinz 4 Fr, in allen Verschleiglokalen.) Budapest, 1. September. — Den preußischen Landräthen und sonstigen Beamten, Die in ihrer Eigenschaft als Landtags- Abgeordnete tapfer mit ihren komservativen Bundesgenossen gegen die Kanalvorlage, also gegen die Regierung stimmten, dürfte die väterliche Berwarnung, melche die Regie­­rung­­ ihnen angedeihen ließ, schwerli ftart imponiren. Offenbar waren sie auf eine empfindlichere Maßregel, als eine Strafpredigt, gefaßt, und wer weiß, ob sie nicht gerade genug Hartgesottene Sünder seien, um die Lektion nur mit schmunzelndem Behagen zu genießen. Jedenfalls zeigt Die milde Praxis der preußischen Regierung, Daß Diese nicht geneigt ft, sich mit den Konservativen endgültig das Spiel zu verderben. Man kann eben die alte Liebe für die „Ehdlelften der Nation“ nicht verleugnen, und wenn diese Liebe auch schnöde vergolten wird, so ist Das ja allerdings unangenehm, aber was wäre die Treue, wenn sie eine solche Probe nicht bestehen könnte! Fragt sich nur, ob der preußische Landtag, wenn er, über die Kanalvorlage wieder zu verhandeln haben wird, eine bessere Konstellation zeigen werde. Sicher ist dies seineswegs. Schon darum nicht, weil ja die Konservativen nicht zum bloßen Zeit­­vertreib Opposition machten, sondern weil das agrarische Interesse, da s je gefährdet wähnten, sie Dazu antrieb. Nun it es ja denkbar, daß diese Partei in rein politischen Fragen sich zu einem Gesinnungswechsel bequemen könne, insbesondere, wenn ihr dabei in anderer Hinsicht ein Borz­theil winkt. Aber es scheint völlig ausgeschlossen zu sein, daß sie in einer materiellen Sache, in welcher sie die Kosten der Transaktion mit Erlingen der Münze zu bezahlen hätte, sich zur Nachgiebigkeit gestimmt fühlen könne. Alsdann würden sie die Dinge in Wahrheit so gestalten, daßs die Regierung nur zu wählen hätte zwischen dem Konflikt, den sie um jeden Preis vermeiden wollte, und der einfachen Preisgebung des Kanalprojektes, + ++ Die Manöver, Reichstadt, 1. September. Se. Majestät stieg um 7 Uhr Früh zu Pferde und ritt gegen die Schmoila-Höhen. Eine große Belfgmenge, welche auf beiden Seiten der Straße Aufstellung nahm, alflamirte stürmisch den Monarchen. Das Wetter ist heute ein bisschen nebelig, so daß er jede Fernsicht erschwert. Se. Majestät ritt heute den jüngeren englischen Wallach Maria, s—--«. «., «-..·.,»-x.».-.-... . 13 .«-.-. ««.»..»... ··«-«-.«»«-·-­·-s«.«-is --»h»,--«..sz»v-v«..«.-.v.-H-.»I.,..«., » . s . - s Der Dreyfus-Broseh. Nemnes, 1. September. (Orig.-Telegr.) Zu Beginn der heutigen Verhandlung ordnete Präsident Oberst Fronaft die Verlesung der Auskünfte an, die über den Zeugen Dubreuil eingetroffen sind. Dieselben lauten günstig: Dubreuil — ein Gentleman. Dubrenil, der anwesend ist, tritt vor und vers­­pricht dem Präsidenten, ihm die ganzen Akten seines Pro­­­zesses bezüglich des Kaufes eines Pferdes zu übergeben. Er verliert einen Brief des Grafen de Neurville, seines Prozeß­­gegners, der seine Rechtschaffenheit anerkennt. Dubrenil fügt hinzu: Zabori hat mich in einer Weise angefahren, die ich aus Achtung vor dem Gerichtshofe nicht qualifiziren will. Er hat mir zu einem verdächtigen Zeugen machen wollen. 30 Tann aber sagen, daß ich der Erste war, der Dreyfus des DVerrathes verdächtigen konnte, schon im Jahre 1886, Präsident:M­iero? Dubreuil: 39 Habe schon damals mit einem seiner Freunde gesprochen, von dem ich einen meine Aus­­sage bestätigenden Brief erhalten habe. Präsident: Was missen Sie von dem Berrath ? Dubreuil: Darf ich an­ den Angeklagten eine Frage stellen ?­­« Präsidentt(zustimmend):Gut. Dubreuil:Wann haben ihre Beziehungen zu den Eheleuten Bodson aufgehört? Dreyfu­s:Jn1 Jahre:1­887. Dubreuil:Ich­ kann bestätige11,und zwar durch zwei Kammerdiener(Heftiger Aus­bruch­ von Murren im Auditorium),daß Dreyfus bis Ende 1887 bei Bodsoxt ver­­kehrte und namentlich Nachmittags kam,Wunder-Ehe­­mann nicht zuhause war.(Erneuertes Murren im Pu­­blikum.) Dreyfus unc­ Protest b­egegenn solche unwürdige Angaben. Oberst Gendron ruft einige Worte­ die sich im­ Lärm verlierer1.(W01—ist der Verrath gegen den Staat be­­­stehen soll erfährt manvochugen nicht.Amnerkung des Berichterstatters.­ Der Stallknecht Gernmim Nach Dubreuil wurden andere von Quesnay de Beaurepaire gestellte Ze­rgen vernomm­en,und zwar zunächst der Stallkn­echt Gernmai 11.Ekel­ zählt,daß er im Jahre 1885 Pferdeabrichter ins Dhülhausen im Elsaß war und seit einigen Jahren in­ Paris lebt.Vorls oder 14 Jahren UMs Leben als er in­Vhülhausenway habe er eines Tages während der großem deutschen Manöver zwei Pferde ziszI­ richten gehabt,die bei dem­ Hause,wo er bedienstet war, bestellt worden waren,das eine fü­r einen deutschen Drago­ner- Offizier,da Gan­dere für eine Persom,svelche mit dem Deutschen wegritt.Später habe er diese andere Person gesehen­,wie sie gegen die benachbarte Batterie wegritt Nach­ einigen Jahren,im Jahre 1887,traf er diese Person in Paris wieder-Der Mann trug eine Lieutenants-Uniform. Der Zeuge wendete sich datm an einen nhn bekannten Major,der zufällig des Weges daher ka 111,1111d fingibh umdmstuen des Lieutenants.Der Major antworten-AS sei der Lieuten­ant Dreyfus. Qu­aitre Deman geläßt nun die Lernmudeu01c ü­ber denk Zeugen Germain verlesen,aus,welcher hervorgeht, daß er wiederholt wegen Veruntreuung verunstheilt worden ist. Labori:Wann war das,daß Sie de 111 Ange­­sagten in Paris in Uniform begegneten ? Germain: Im Jahre 1887. Labori: Ist das ganz bestimmt? Germain: bemis. ; SLabori: Gut, wir wollen dieses Datum fest­halten. Nun frage ich den Zeugen, Hat er Q­uesnay de Beaurepaire genannt? Germain: Wein. tabori: Wie ist also die Mittheilung des Zeugen zu Quesnay gelangt? Germain: 34 Habe von der Sache so nebenher gesprochen und Freunde von mir waren es, Die sie weiter mitgetheilt haben. P­rä­sident (zu Dreyfus) : bemerken ? Dreyfus: 30 jedem Jahre auf Urlaub , zwei Jahren wurde mir DA Reifetag von der Deutschen Botschaft verweigert und ich mußte geheim Hinreisen. Mein Vater lag damals im Sterben. 54­ versichere aber, daß ich niemals den deutschen Manünern beigemahnt habe und ach erinnere ich mich nicht, wie der frühere Zeuge behauptete, ‚jemals mit einem deutschen Offizier gespeist zu haben. Was haben Sie zu Der Zeuge Germain tritt nun ab und es wird Major D’Infreville als Zeuge vorgerufen. Das soll der Major sein, welchen Germain als den Offizier bezeichnet hat, der ihm den Namen Dreyfus genannt habe. Unter großer Bewegung des Publitums erklärt nun der Major demgegenüber wie folgt : Das Einzige ist richtig, daß ich den Germain nannte. Ich hatte mit ihm in Sachen von Pferdeläufen zu thun ; alles Andere aber, was er erzählt, ist völlig unmahr. (Sensation.) Bei einer­­ Ge­legenheit hat mir Germain die Geschichte erzählt, er konfun­­dirt aber die Thatsachen, wenn er behauptet, daß ich es gewesen­ sei, der ihm den Namen Dreyfus genannt hat. Im Jahre 1887 habe ich Dreyfus überhaupt gar nicht gefannt und ich habe Germain zum ersten Male im Jahre 1894 gesehen ; 10 konnte ich ihm natürlicher Weise im Jahre 1887 auch nichts von Dreyfus gesagt haben. P­räsident gibt den Auftrag, den Zeugen Ger­­main wieder vorzurufen. Dieser wird mit dem Major d’i­nfreville konfrontirt. Bräsident (zu Germain) : Kommandant d’ynfre­­ville, auf den Sie sich berufen haben, erklärt, daß er Ihnen niemals Dreyfus’ Namen genannt habe. Was sagen Sie dazu ? Germain (in großer Berlegenheit) : Vielleicht habe ich mich geirrt. Bräsfident: Der Major sagt, daß er Sie ü­ber­­haupt im Jahre 1887 nicht kannte und erst im Jahre 1894 kennen gelernt habe. Germain Aber ficher war es ein Offizier, erklärt dann auf eine weitere Frage , welcher mir­­ Diese Mit­­‚theilung gemacht hat. $ Bräsident: Xa, wo it denn dieser Offizier? Germain: Daran erinnere ich mich nicht, Germain tritt wieder ab. Hierauf wird der Zeuge Sulmann, der Schwager des vormaligen P­olizei-Divessors und Bot­schafters Andrieur vorgerufen. Er war früher Pferde­händler und in der britischen Zeit Vorstand der Wagen­­gesellscchaft von Mülhausen, bei welcher Germain von 1885 bis 1886 bedienstet war. Kulmann gibt an: Im dem Augenblick, als sich dieser Vorfall zu Mülhausen abgespielt haben soll, war Germain in der That bei uns bedienstet. Er war leichtlebig, ja, er verdiente auch, schärfer beurtheilt zu werden. Was seine Aussage betrifft, so stelle ich derselben ein formelles Dementi ent­gegen. Es ist mir bekannt, daß er Dreyfus nannte, 88 wurden aber bei uns niemals Pferde während der Manöver für eine oder zwei P­ersonen bestellt und Germain hat seine Pferde für solche 3wede zugerichtet. Der Zeuge­­ gibt " mehrere Anhaltspunkte zur Beschäf­­tigung fein­er Erklärung, indem er unter Anderem anführt, daß­­ es­ in den Jahren 1885 und 1886 in der Garnison Mülhausen überhaupt seine Artillerie gab. s. Maitre Demange: Germain sagt, daß Dreyfus sich speziell zu den Schießversuchen nach dem Habsheimer Play begeben hat. Kulj nannt Das ist eine noch größere Erfindung, denn niemals gab es Geschütze auf dem Habsheimer Platzs Wetjanerx nannt wirklich)«einem­ französischen Offizier gesehen h­aben soll,welcher den Manövern beiwohnte,s­o kann­ dies nur Oberst Landherr getwesen sei­t.Ich war m­it dem­­ Obersten Landherr in­ intimster Weise befreimdet; seine Rüch­­tigkeit war eine ıumnbesschreibliche, und er war es, der mir eines Tages anvertraute, Dab er den deutschen Mandvern beimahnen werde. Hierauf wird­ Kapitän Lemonnier vernommen, welcher vom Negierungskommissär Carritre als Zeuge zitirt worden ist. Kapitän Lemonnier, der im Jahre 1393 im Generalstab war, berichtet über eine Ilnterredung, die er mit Dreyfus über die DBebedungstruppen in den Bogesen hatte, Dreyfus sei derart umterrichtet ge­wesen, daß er den deutschen Manövern Hätte folgen können. Uebrigens habe Dreyfus auch selbst gesagt, daß er eines Tages den deutschen Manövern zu Pferde gefolgt sei. Durch die Art, wie Dreyfus im Elsaß lebte, sehe er übrigens den Beweis geliefert, daß er mindestens in höflichem Verkehr mit den D­eutschen Be­hörden gestanden sei. Dreyfus erwidert, daß er die Bogesenlinie nannte, weil er sich in der Kriegsschule mit diesem Thema besonders beschäftigt habe. Dann erklärt er noch einmal, daß er seit dem neuen MBagregime niemals frei in Mülhausen war, sondern in insgeheim dahin kam und sie während seines Aufenthaltes dort versteht hielt. Er fügt Hinzu, er habe niemals offiziell oder offiziös den deutschen Manövern gefolgt. Er konnte vielleicht gegenüber Lemonnier gesagt haben, daß er manchmal zwei oder drei Regimenter in der Umgebung von Mülhausen Habe­mandvr­ren gesehen. Hierauf wird ein weiterer Zeuge aus Der Duesnay de Beaurepaire­s, Der Dar­mjaitenfabrikant V­illon aus­­ Lyon vorgerufen. Das ist der Zeuge, welcher im Jahre 1893 eines Tages auf einem Ausflug nach Berlin in dem­ dortigen Zentralhotel die Unterhaltung zweier deutscher Offiziere belauscht haben will, welche von ausgelieferten Dok­ummenten sprachen. Ex behauptet, daß er von den Offizie­­ren doch eine Portiere getrennt war, so daß sie ihn nicht wahrnahmen, er aber ihre Konversation Hören konnte. Einer von ihnen sagte, es sei doch, schredlich zu sehen, wie Offiziere des Französischen Generalstabes ihr Land verkaufen. Die Unterredung habe noch lange gedauert und Billon habe dabei auch den Namen Dreyfus aussprechen gehört. Auf Die Frage des V­ertheidigers Demange zeigt Billon eine Bestätigung vor, wonach er im J­ahre 1893 in Berlin gewesen sei; die Bestätigung stam­mt aber aus dem Jahre 1899. Seine Spezialformissar Fischer, welcher aus­ als Zeuge vernommen wird, deponirt über die vor dem Jahre 1894 in Bourges vorgenommenen Bet­­räthereien, wo die schuldigen Unteroffiziere Th­o­mas ımd Greiner befam­ilic verurtheilt wurden. Artillerie-Kapitän Bernbeint wird hierauf vorgerufen. Braäsident: Der Zeuge wid von der Ber­­theidigung angerufen. Ich­ bitte mir zu jagen, worü­ber der­­selbe befragt werden soll. Maitre Demange: Kannten Sie Esterhazy ? Bernheim: Ich lernte ihn im Jahre 1894 fennen. . . Demange:Wo geschah dies? Bernheim:In Rouen,wo er sich damals auf­­hielt in einem befreundeten Hause. Maitre Demounge:Er wendete sich damals an Sie mit einer Bitte,möchten Sie dieselbe definiren. Bernheimn:Esterhazy hatte mir gesagt,daß er sich viel mit Schieß-Angelegenh­­eiten befasse und hat sein­ Gespräch wiederholt auf diesen Punkt gelenzt. Später­­ ver­­langte er von mir das Schießhandbuch, ch erwiderte ihm, ich könne ‚es ihm ohne Erlaubnig meines Kommandanten nicht geben. Darauf bat er mich um ein Artillerie-Schief-Reglement: Am, be­züglich Dieses Buches existirt Feine besondere Auftraktion ; ic) gab es ihm also. ‚Er behielt es zwüd und ich war gendm­igt, es zu reflamiren, aber ungeachtet aller meiner Reflamationen hat er mit Esterhazy niemals zurückgestellt. Sodann wird der Artillerie-Offizier der Neserve Bruydre vernommen. Er erklärt, daß er den Schiegübungen in Chalons im Jahre 1894 gefolgt sei, daß er bei­­denselben mit Muße Die "Canon 120 courts prüfen konnte und sich dabei mit dem Reglement in der Hand die Kombinationen der Hydropneumatischen Bremse erklären ließ. Diesen Uebungen seien auch viele Infanterie-Offiziere und selbst fremde Offiziere gefolgt. W­asdpas Shieshbandbudh betrifft, ‚Towar nichts leichter als sich ein solches zu verschafften. Bruyere Hatte eines um 20 Centimes bekommen und hätte ohne Schwierigkeit auch noch mehr Exemplare bekommen können. Er betrachtete dieses Regle­­ment für so wenig Tonfidentiell, daß er das feinige an einen Infanterie-Offizier verliehen habe, ohne daß jemand darüber etwas zu jagen gefunden hätte. Kapitän Lerond, der sich auf der Zeugenbant be­findet, verlangt das Wort. Kapitän Lerond erklärt,daß er es gewesen1 sei, der im Jahre 1894 die Batterie beim Schießen kommandirt habe und kein fremdo­ffizier sich der»canon 120 coxirte( habe nähern können. General Roget(vo­rdchengenbank),Herr Prä­­sident,ich bitte ebenfalls ums Wort IJch habe mitzu­­theilen,unter welchen Umständen die Demission des Zeugen Bruydlse erfolgte.Er ist um seine Demission eingekommen und zwar in einem vier Seiten langen Brief in außer­­ordentlich heftiger Sprache,worin er sagte,es sei eine Schande,in der französischen Armee zu dienen. Bruggere protestiit auf das heftigste gegen General Noget. Er ruft mit lauter Stimme, Daß das nicht umnahrtei und General Roget die Worte des Briefes entstellt habe. General Roget: Das war wenigstens der­ Sinn des Briefes! (Große Bewegung und Höhnende Nufe im Publikum.) ·. « Artillerie-Direktor General Deloye bittet ebenfalls um’s Wort und erklärt,daß er dem Minister über den Brief Bericht erstattet und der Präsiden­t der Republik das A11kks­­scheiden­ Bruyåre 75 aus der Armee bewilligt habe. Hierauf wird der pensionirte General Sebert vernommen. Er drüht in seinen einleitenden Worten seine tiefe Bewegung darüber aus,­ daß er habe kommen können, um mitzuhelfen an der Gutmachung des schweren Ya­rt­isz­ivrithbums der an­ Dreyfus begangen wurde. General Lebert prüft zunächst den Inhalt des Borz dereaug, indem er sagt, gleich sein erster Eindruck bei der Zeffu­re desselben war der, daß es unmöglich von einen Artilleristen sein könne. Ein Artillerist hätte das Geschäß nicht »Canon 120 court« genannt, sondern Jeder von der Branche wußte, daß es nur »Canon 120 court de compagnie« hieß. Ein Artillerie-Offizier hätte auch nicht von einer „Hydraulischen” Bremse gesprochen. " Syeder " Artillerist wußte vielmehr, daß sie Hydropneumatisc­he­r Bremse heißt. Andererseits ‚den mir, daß die Mitteilungen "des Bordereaus " einer ‚fremden Meatht sein wirkliches I­nteresse bieten könnten. Das ganze Material, welches im Bordereau angeführt " war, dürfte seit Zangen den betreffenden Legieriungen bekannt gewesen sein. Die Bersuche mit der Hydropneumatischen Bremse, fährt er fort, gehen nach meinen Erinnerungen wenigstens bis zum Jahre 1888 zurnd Berfuche mit dem vollständigen Material fanden im Jahre 1890 statt. Um meine Gedanken zu­ erklären, will ich Ihnen nur Hinzufügen, daß das Geheim­­niß über die Konstruktion eines S­riegsmaterials gar nicht länger bewahrt werden kann, als während der Sch­affungsperiode. Sowie ein Kriegsmaterial fertiggestellt ist, kommen die, Detail Sehr rasch zur Kenntniß Der fremden Mächte. General Sebert erörtert nun ausführlich­ die technischen Details und fährt dann fort: Was die Madagaskar-Note betrifft, ist es Far, daß sie überhaupt sein großes Interesse Für fremde Regierungen haben konnte. Höchstens für England, Was aber Das Shießhandbuch der Feldartillerie anbelangt, so habe ich auf den ersten Blick die Bemerkung ge­­magt, daß der Titel wun richtig wiedergegeben ist. Die Art der Abfassung De Bordereand machte auf mic­ den Eindruck, daß es sein Artillerie-Offi­­zier geschrieben Haben konnte, wenn man namentlich in Er­wägung zieht, daß die Korps-Offiziere auf ihr Verlangen das Schießhandbuch stet, erhalten Fünnen und Daß sie es auch behalten können. Speziell eines ist mir aber noch­ auf­­fallend erschienen, ich meine nämlich, ein Artillerie-Offizier hätte nicht von seinem Korps, sondern von seinem Re­gimente gesprochen und hätte ferner nicht von Manövern, sondern von Schiegübungen gesprochen. Lebert schließt mit den Worten:­­Die Prüfung des Bordereaus ergibt, daß Dasselbe weder von einem Artillerie- Offizier, noch­ von einem Offizier einer anderen tec­hnischen Waffe geschrieben worden sein kann. Wären aber noch einige Zweifel da, so müßten diese doch das System Bertillon, sowie duch die von gelehrten Professoren der Ecole des hartes gegebenen Aussprüche vollkom­men zerstört werden. Die fantastischen Ausführungen Bertillon’s vermochten nicht die französische Wissenschaft in Schatten zur stellen. Er drüct­e no einmal seine Freude Darüber aus, daß er Kapitän Dreyfus­­ Gerechtigkeit widerfahren­­ lassen konnte und schliegt mit dem Appell an das Kriegsgericht, daß es Eintracht und Frieden in das Land bringen möge. Militärische Zeugen unter­einander, Mach Tiger Unterbrechung wird Kapitän Carvalho vernommen. Er bestätigt die A­ussage Brumeres und bezeugt, daß bei den Schiefübungen in Poitiers gar feine V­orsichten getroffen wurden, um Die Berjude mit der »Canon 120 court« geheim zu halten. Vom 7. April 1894 angefangen hätten die Offiziere die vollständige Beschreibung der Hydro­­pneumatischen Bremse gehabt. Als der Zeuge auf mehrere Erklärungen des Kapitäns Lerond anspielt, erhebt sich D dieser und erwidert, daß, was sich in Boitiers zuzeng, ich nicht in Chalons ereignet habe, wo er bei den Schießübungen war. Carvalho fügt Hinzu, daß man in der deutschen Armee dieses Schießhandbuch sehr Leicht hätte kaufen können, da man es sehr leicht in Pariser Buchhandlungen haben könne. Carvalho legt bei Diesen Worten ein Schießhandbuch vor. .&ab;o.r­ verliert einen Brief Coning­es, worin dieser erklärt, da­ ein solches Schießhandbuch von ihm im Jahre 1896 einem Agenten B. (Banizzardi) in Gegenwart des Agenten A. (Schwarstoppen) fopirt worden­ ist. Oberst B­iequart bestätigt diese Thatsache, indem­ er sagt, es Handle sich um ein Schießbuch­ vom Jahre 1895. Lat­ und Leon — fährt Biequart fort — uwissen gleich­falls Diese Thatsache. Sant bestreitet Dies und erklärt, es sei Kapitän Baldau, welcher den Zwischenfall sennt. Er entspinnt sich nun über Coniage eine lebhafte Diskussion zwischen Zabori und Lauth, in welcher­ Negie­­rungskommissär Carriere interveniren will, allein P­rä­­sident Fonaft Schlieft die Auseinanderlegung mit den Worten : „sieht habe ich genug !" Carritre brummt einige Worte und befragt, daß er niemals reden könne. General Se­bert, der wieder vorgerufen wird, Trilie, firt die Haltung des militärischen Experten Balerio, in welcher das Findische System Bertillon’s halbwegs verständlich gemacht habe, aber Lichtvoll Habe er es doch nicht machen können, weil eben sein Ausgangspunkt ein falscher war. Hierauf wird «­­ «­­Alajor Dueros vernomm­en.­­­­Ich kannte Dreyfuts,sagtest,aber nur in sehr vager Weise.Im Jahre 1891 wurde er mir als Lieutenant durch einen­ Kameraden vorgestellt.Niemals,­,sagt der Zeuge,schien er mir zeitgierig oder gar verdächtig zu sein. Ich erinnere mich an Folgendes : Ein Professor der Kriegsschule hielt einen Vortrag über neue Untersuchungen und über Arbeiten,aufdmnstn biete der Feldartillerie.Ich traf dann mit Dreyfus zusam­­men und bot ihm zur Vervollstän­digI an seiner,­du­rch diesen Vortrag erworbenen Kenntnisse ein Rendezvous an,"in we­lchem ich ihm weitere Aufschlu­ssgu­theilm und auch mehre eigene queen mittheilen würde.Als er erklärte,beschäftigt zh sein,ju doch ihn ein, mit mir zu früh stücken.Ich wollte ihm das Artillerie- Atelier zeigen,und ihn ü­ber das,was darin geschieht, orientiren.Dreyfus nahm die Einladung nicht anz er erschien niemals im Artillerie-Atelierl und suchte keine Gelegenheit,,mich zu sehen.Nach einiger Zeit trcff sich M­­it DreIans,der inzwischen Kapitän geworden­ war, miederzusam­men.Gsagtemir,erarbeite gegenwärtig an einem Werke des Generals Villet,unter dem Titel:»Die Kanone der Zukunft«,und bot»mir da­s erste Exemplar der­ Uebersetzung an.Jchnathx­ das Auer bieten dankend an.»Bei dieser Gelegenheit ließ ich ihn noch einmal ein,flüchtig in das Artillerie-Atelier 311 kommen, er nahm aber die Einladung ebenso wenig an,als zum vorigen Male. 34 fragte ihn, was er treibe. Er antwortete, er sei im Generalstabe und baut seiner Kenntniß Der deutschen Sprache sei es ihm gelungen, die deutsche Haubige, deren Wesen Damals unbekannt war, zu veranstralten. Ich fragte, ob er von anderen Neuigkeiten wisse. Er sagte, er wisse nichts.­­. Jeder­ Hörerin,da Dreyfus meine Einladungen immer refu­sirt hat,b­estimmt das mit seiner an­gebliche­­ Neugierde für wichtige Neuerungen,»von der man hier ges­­prochen hat. Generol«.Mercier verlangt das Wort und vers­langt von Ducron zu wissen,wann der Zwischenfall be­­zü­glic­­­ der Kanoxxe zwischen Deport und Ducros sich ereignete. Ducros:Das war im Au­genblickero Dreyfu­s beauftragt zutrde,das­ Werk deh­ne mls Billet zu überlegen. Dreyfus: Es war im März 1894. Ein Requiem für Henry. ... »Major Hartmann wird nm einvernormcen.Cx sagt­ er habe eine sehr wichtige Bemerkung zu m­achen.Nach der geheimen Verhandlung habe ihr1«Generral Chantoike autorisirt,die Dokumente zu prüfen,die stch Gerichtsgebäu­de sind,und er habe die Konstativung über das Schrap1iel gemacht,welche er als—entscheide­ Iich ansehe.«»I­ch bitte Sie —sagt er hier Präsident etx gewendet-mich darüber zu vernehmen.“ General Deloye, der befragt wird, widergebt sie der Verbringung­­ dieser Sache in öffentlicher Verhandlung, "da dieselbe gefährliche Andiskretionen im Gefolge haben künnte. Nach einigen Bemerkungen wird darauf festgelegt, daß nach der öffentlichen Übernehmung Hartmann’S der betreffende Punkt in geheimer Verhandlung erörtert werden sol. Die Verhandlung dauert fort. Baris, 1. September. Drig.-Telegr.­ Gestern war es ein Jahr, seitdem Oberst Henry seinen Selbstmord verübt hat. Aus diesem Anlasse wurde in der Kirche der Dirtschaft, wo Madame Henry fest wohnt und ihr Gatte begraben liegt, eine stille Messe gelesen. « —­­ Das Komplot gegen die Republik. Paris,1.September.»Figaro«meint,der Staats­­gerichtshof werde nicht vor dem­ 1­5.September einberufen werden.Die Blätter melden,daß die Unter­­suchung in Angelegenheit der Verschwörung sehr rasche Fortschrittetkreicht.»Echocharis«willwissend, Untersuchungsrichter Fabre hätte jon den ersten Bericht festgestellt, welcher für den Prozek vor dem Staatsgerichts­­hofe als Grundlage dienen sol. « ve bereits erklärt, ich war in Mülhausen. In den legten . und die — . « ——...--·-.--· Gagesuenigk­eitem (Landesvertheidigungs-Ministers Baron Fejärváry)hat gestern dem Minister-Präsidenten Koloman­ v.Szällin Rätdi einen Besuch abgestattet und ist heute Früh nach Budapest zurückgekehrt-Handelsminister Hegedekistrisst heute Abends hier ein « "«..­« (Ausschankgeschäfte.)Der Handelsminister erklärt in einem heute an das Munizipium der Hauptstadt gelangten Erlasse, daß die Ausschankgeschäfte(Wirthshäuser,Weinschänken,Bierhäuser,­ Branntweinschänken)nur in Betreff der Gesch­äftslizenz­ von den Bestimmungen des G.-A.XXXV:1888 ausgenommen seien,i­m­ Uebrigen aber nicht aufhören, gemerkliche Betriebe zu sein, als welche sie auch­ fernerhin­ den Verfügungen des G.-A. XVII : 1884 unterliegen. Das Munizipium wird demnach aufgefordert, die in den Ausikantgeschäften Angestellten mit Arbeitsbü­chern versehen und bei den Ge­werbebehörden anmelden­ zu lassen. Die Geschäftsinhaber seien ferner gehalten, ihre Angestellten, ausgenommen Diejenigen, melde mehr als 4 fl. täglich, als Salaii erhalten, bei der auf gefebs­licher Basis wirkenden Kranfenunterfrüsungslaste anzumelden. Aus ärztlichen Kreisen.) Universitäts-Dozent Dr. ©. Stern ist von seinem Urlaube wieder nach Budapest zurückgekehrt und hat seine ärztliche Praxis aufgenommen. Defrandation bei einer Bank) Bei der Ungarischen Estempte- und Wechslerbank­­s man einer Defraudation in der Höhe von 50.000 Gulden auf die Spur gelongen. Der Thäter it der in dr Innerstädter d­ikitale der Bank angestellte Buchhalter Béla 3enovich. Seine jraudalose Manipulation wurde duch das Kontrollnureau entdeckt. Angesichts des erblüdenden Beweismaterials mußte der junge Mann sein anfänglich versuchtes Leugnen aufgeben und sie zu einem vollen Gingeständnisse bequemen. Er wurde auf Grund der erstatteten Anzeige von der Polizeibehörde in Haft genommen, wo er sein Geständniß wiederholte, worauf er der ft. Staatsanwaltschaft übergeben worden ist. Zenovich ist 26 Jahre alt und aus Balkan gebürtig. Er galt als ein überaus befähigter Beamter, der das volle Vertrauen seiner Chefs befaßt. Seine Ver­mögensverhältnisse waren die besten. Im Vorjahre Hatte er in der

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