Pester Lloyd, März 1909 (Jahrgang 56, nr. 63-75)
1909-03-16 / 63. szám
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Goldberger, Györi & Nagy, Jaulus , Co., Jul. Leopold, Ant. Mezei, Rud. Mosse, Jul. Tenzer, Jos. Schwarz. In Wien: bei Ed. Braun, J. Danneberg, Mr. Dukes, Haasenstein - Vogler, Rud. Mosse, Rafael Witzek, H. Schalek. im Auslande: Berlin: Rudolf Mosse, Daube & Co.; Paris : John F. Jones & 00. Einzeln : Morgenblatt in Budapest 12 Heller, in der Provinz 14 Heller. Abendblatt im Budapest 6 Heller, in der Provinz 8 Helfer, Redaktion und Administration : V., Mária Valeria-utera 12. — Manuskripte werden im keinem Falle zurückgestellt. — Unfrankierte Briefe werden nicht angenommen, 56. Jahramıg Budapes, Dienstag, den 16. März 1909 Az. 63. Sudapes, 15. März. Welche Situation ist durch die jüngste, serbische Note nesschaffen worden? Was Die bosnisch-herzegopinische stage betrifft, verharrt die serbische Regierung auf dem Standpunkt, den D diese Zirkulardepeiche vom 10. März wohl nicht präzisierte, aber erraten läßt. Gerbien sagt, die bosnisch-herzegowinische Frage it eine, europäische Frage. Serbien wünscht von unserer Monarchie nichts, weder im territorialen, noch im politischen oder wirtschaftlichen Sinne. Aber die serbische Regierung appelliert an die Weisheit der Mächte. Wozu? Um nichts zu erhalten, genügt, der eigene Verzicht vollauf. Wenn Serbien sich also an eine europäische Konferenz wendet, so, tut es das, in der Vorausstebung, von dem europäischen Forum irgendwelche Zugeständnisse zuerkannt zu erhalten. Wir wollen , auf diesen: Gedankengang , eingehen. , Nach dem Mbichluß, unserer Entente‘ mit der Türkei könnte eine Konferenz nicht, mehr tun, als das österreichisch-ungarisch;türkische Uebereinkommen ohne Diskussion zu ratifizieren. Die Botschafterversammlung hätte also lediglich eine formelle Arbeit zu verrichten. Die den großen Apparat, den eine Konferenz naturgemäß erfordert, keineswegs , rechtfertigen. mwürde.. Unser Auswärtiges Amt Hat, aber das Ententeprotokoll den Signatarmächten , vorgelegt und ihnen dadurch, wenn es eine europäische Matistration um jeden Preis geben soll, die Arbeit wesentlich erleichtert. Jede Cignatar macht Fan das Ententeprotokoll zur Kenntnis nehmen und da seine einzige der Mächte eine Crinwendung zu erheben vermag, fann ‚die, europäische Sanktion ‘auf diesem Wege sich gleichsam automatisch volziehen. Wo bliebe aber Serbien‘ in beiden Fällen, was hätte es von einer formellen Konferenz, was "von einer bloßen Zustimmung der Mächte zum» Ententeprototol zu erwarten? Nichts. Das weiß Die serbische Regierung recht wohl und doch stellt sie Serbien unter ‚den Schub der „Weisheit der Mächte‘. Hierin liegt. die beabsichtigte Zweideutigkeit. der serbischen Zirkulardepetche. Der eigentliche : Sinn: Dieses . Aitenstücke ist nicht der: Verzicht, den allzu diensteifrige Freunde der -Serben:-in die Note hineindeuten wollen... Cs. liegt in der diplomatischen Ber- Hausulierung vielmehr eine Drohung, die. Kor..ausgedrükt befagent will:Zunächst, wollen wir abwartett, „ob"die eitiounsere Forderungen. erfüllen will. vom 14. März. Das ferbiiche Kabinett Hilft sich weiter in das Dunkel feiner Zirkulardepeiche. Es tut friedlich und Lammstromm und schielt mit Heißhungrigem Blick nach der unerreichbaren Beute. Und tröstet sich , weiter damit, daß die Zeit wohl. Mat bringen werde. Nımn könnten die Verteidiger Serbiens wieder mit dem banalen Argument kommen, das serbische Kabinett müsse in diesem Augenblick zweideutige Erklärungen geben, um die erregten » Bolfsmasfen durch eine Enttäuschung nicht zu verzweifelten Schritten zu treiben. Ewig können die falschen Vorspiegelungen aber nicht vorhalten. Was würde die serbische Negierung später tun, um die zu rosigen Hoffnungen aufgepeitschte Phantasie des angeblich erregten Bosfes zu beschwichtigen? Entweder, würde die nacte Wahrheit dann heilsam wirken, dann muß ihr solche Wirkung auch heute beschieden sein; oder sie würde tatsächlich den von dem serbischen Kabinett angeblich befürchteten Zustand herbeiführen ° — ‚dann wieder wide doch die Fortlegung des Trugspiels nichts gewonnen sein, es könnte also mit dem nämlichen Effekt sdon jekt beendet werden. Nein, nicht diese Erwägung, der man einen geswisfen Ernst immerhin nicht, absprechen könnte, it. es, welche die seltsamen Stilproben des serbischen Kabinetts zu Tage fordert. Die Ausflüchte haben nur den einen’ Zweck: eine ‚Klärung der Situation zu verhüten, den Frieden unmöglich zu machen und die Zeit zu fieberhaften Rüstungen zu wüsen. Wer an der Richtigkeit dieser These bislang gezweifelt haben mochte, wird Durch die eigenartige Behandlung des Handelsvertragsproblems in der serbischen Note von der Sepsis geheilt worden sein. Auch hier. Die gleiche Tendenz, wenn auch im Ton ziemlich orientalisch tangiert, Die Herren in Belgrad lagen unverdrossen, Day man sie hier als Basallen betrachte. Nun, legen sie sich einen Stil bei,, wie er im diplomatischenerkehr zwischen einem Kleinstaat und einer Großmact zumindest nicht üblich is. Was in logischer Konsequenz wieder nur Die Tendenz beweist, eine friedliche Lösung zu vereiteln. Nehmen wir aber den fachlichen Inhalt des den Handelsvertrag betreffenden Teiles der Note. Enthält er eine ‚Antwort. auf die Frage des Grafen Forgach? Nein, isn Ratschläge. Wir soll er den Handelsvertrdg” den beiden Parlamenten unterbreiten. Das als Antwort auf die Positive Mitteilung, Daß Die beiden, Regierungen der Monarchie nicht in der Lage sind, den Vertrag zu ratifizieren. Wir sollen eine Verlängerung des Provisoriums beantragen. Also eine gnädige Erlaubnis, den Kernpunkt der eigentlichen ‘Sontroverse zu vergelten. Die Forderungen der Sfupitinaresolution Forderungen sein zu lassen ‚und so zu tun, als hätte sich zwischen Belgrad und Wien überhaupt nichts ereignet, was geeignet wäre, eine Spannung hervorzurufen. Kann man aus dieser Art, eine ernste Seage zu behandeln, ‚Die Absicht heraus seien, eine friedliche Lösung all mir möglich machen zu wollen? Beim besten Willen nicht. Man mag diese Note mit der dünksten Objektivität lesen, man wird ‚nur den einen Sinn herauszufinden vermögen: die serbische Negierung: hat sich in dem, ihr liebgewordenen: ‚Zeitvertreib, die Geduld dieser Monarchie zu tarieren, wieder um einen weiten, und man muß, Hinzufügen, nicht ungefährlichen Schritt. vorgewagt.. Wollte man den Ton Dieses Schriftstückes mit einer europäisch regulierten Stimmgabel prüfen, so müßte man von einer Provokation sprechen. In diesem Falle muß man sich jedoch damit begnügen, daß die Sitten und Gebräuche von dem Kulturniveau eines Wolfes abhängig sind. Was nun? Die Demarche des Grafen Forgad; war das Ergebnis eines gemeinsamen Ministerrates, und da es fs hier auch um die Frage des Handelsvertrages handelt, l. es natürlich, daß die serbische Note den beiden Regierungen zur Stellungnahme unterbreitet wird. Ministerpräsident Dr. Weierle hat ich heute nach Wien begeben und er dürfte morgen Gelegenheit haben, sich über diese Frage mit dem Freiherrn dr. Aehrenthal zu unterhalten.. Soviel darf man wohl voraussagen, Daß Die Idee, Serbien ein Provisorium anzubieten, weder von der österreichischen, noch von der ungarischen Regierung aufgegriffen werden wird. Man wird im Gegenteil daran bestehen müssen, daß die serbische Regierung sich endlich zu einer deutlichen Beantwortung der an sie gestellten Stagen entschließe. Sie wird aus der Verschanzung, Die sie: sich zurechtgezimmert, herausraden und jagen missen, i wie sie sich die Erfüllung der in der Sfupitinaresolution vom 3.. Januar festgelegten Forderungen ohne Die Weisheit der Europamächte denkt. Und sie wird vornehmlich erklären „müssen, daß sie, die N Rüstungen, die doch nit dem Friede dienen können, einen Verzicht zu kräftigen, wieder abstellen will. , Die Farce, den Frieden "zn beteuern und selbst die Greise vom Ojen wegzuladen, um sie zu bewaffnen, und Weiber auf den Schießplag zu stellen, kann unmöglich noch länger aufgeführt werden. Die Friedensliebe. dieser Monarchie hat, man fann es angesichts dieses Gegners, jagen, ohne ‚der eigenen Würde, etwas zu vergeben, gewaltige Geduldproben bestanden. Das war gut so, denn. die Kräfteverhältnisse verpflichten uns zu einer» gewissen Nachsicht. Sie, gestatten uns auch, und mehr um die Sache als um den Ton der serbischen Erklärungen zur bekümmern.. Aber die Sache ist'3, Die ende sich einmal geklärt werden soll. Das muß den Herren im Belgrad zu Gemüt geführt werden. Sie müssen zur Erkenntnis gelangen, daß man hier nicht geneigt ist, eine weitere, Bersschleppung zu dulden. « " Die Haltung Frankreichs. ‚Feuilleton. Wiener Künstlerhaus. Von Ludwig Beveri.. «.—,12.Stärz. «Ein"Winter oh"ne alle bildende Kunst ists vergangen, Keine Detkmäler,keine Ausstellungen,keiner Ausrottungen Otto Wagners,l-Winter.schlaf der Sezessioy des Hagenbundes,sder-Galerie-Miethke,der Künstlergenossenschaft,der Klimtgruppe(sogar,Snobund,Antisnpbim Waffenstillstand——’m«cmerkennt die»Wiener»nicht«mehr. Bei Miethke war einmal eine modern starke Bilderausstellung Wilhelm Trübners,in der Sezession kürzlich eine Prachtausstellung von Frank Brangwyns Radierungen,unter denen auch etliche leicht hin gewaschene Aquarelle vo1 sfeijster Qualität hingen.Im Künstlerhause sah man bloß der Aquarellistenklsub,massenhaft und«unbedeutend, durch ganzes KörperschafteIfadestermittel-westdeutscher iiftes verstärkt,d.h.geschwächt.Nun ist der wunderschöne Monat März da und die ersten nospen springen, mögten aber bei. Diesem falten Nebel zeigen den Sprungfieber zurücknehmen. Das Künstlerhaus geht voran und eröffnet morgen:s eine 35. Jahresausstellung. Die Anwesenheit. St. Majestät wird ein Fest daraus machen, wie alljährlich. seit einem Menschenalter. Treue. zur Kunst, das. ist einer: der helfften Charakterzeige. des. Monarchen. Glücklichersweise wird er diesmal. seine: öde . Büttenet - betreten," wie in.den legten Jahren. Der. Nahmwuchs, der malende , namentlich, it erstarkt und ‚es‘ bot fi. auch Gelegenheit, einige Kapitalstücke zu schaffen, mitten aus der Zeit heraus. Ein großes Repräsentationsbild , und viele Porträts ziehen : selbst. das große Publikum an; jeder wird diese Dinge: sehen wollen. Was der Genossenschaft fehlt, sind heute nicht die Talente, sondern »eine äußerste Linke. Sie it ein Parlament ohne jede :Opposition. Selbst, die frischiesten Zeitschlinge , hüten sich vor jedem Barstoß, Wagnis, Flünftleri den Neuversuch. Seder sucht möglicht bald in ein Geleise zu fommen, in dem er , gefahrlos ‚weiterkommtz,. macht sic . frühzeitig seine Schablone, und wird nach seiner Manier selig. Die Porträtmaler ;ragen zwar auch so. Es läßt si, niemand mehr malen, sie müssen ihre eigenen Kinder Tonterfeien, wenn sie nicht müßig gehen wollen. Der sie malen zur Geldent, eine Schöne. Künstlerin, eine bejahrte Berühmtheit. Die Naffe der Auftraggeber scheint im Aussterben begriffen zu sein. Voriges Jahr gaben sich Adams und Schram gar selber den Auftrag zu zwei großen Wandgemälden: für die Ausschmüdung des Rathauses; sie waren , aber danac, Verlegenheitswerte des Lokalpatriotismus. Diesmal hatte einer der Jungen, Josef Jungwirth, einen wirklichen, großen Auftrag, vom niederösterreichischen Landesausschuß. Eine Sibung des Landtages zu malen, im Jahre 1908, mit 120 Bildnisfiguren, jede nach der Natur. Das ist richtige Kunstförderung, und sie hat ich selbstbelognt durch einen großen, künstlerischen Erfolg. Der junge Maler, der zwei Jahre schärfster Arbeit an diese Aufgabe wandte, hat sich unplößlich in die erste Reihe der Wiener Hoffnungen gestellt. Er hat im Künstlerhause einen ganzen Landtagssaal belegt, ‚denn eine Wand . ist mit ‚feinen, ‚großen 'Bilde bedeckt, die anderen, mit den vielen großen und Heinen Delftudien, unter, denen: die Lebensprühenden Heinen Porträts, besonders interessieren. Man darf natürlich nur an Herkomers Gemeinderatsfißung zu Landsberg, denken, mit lebensgroßen Figuren, die eine ganze Wand des Sibungssaales, bedecken. Das kann sich der Gemeinderat von Landsberg gestatten, weil ers nämlich vom Künstler geschenkt Fliegt. Wir focjen mit Waffe, aber es ist wenigstens Hocquell, und nicht einmal mehr „gedrosselt“. So eine gemalte ‚Szene sieht übrigens heutzutage! ganz anders aus aleinst. Gelbst in Terborhs ‚Wetfälischen Frieden‘, in der Londoner Nationalgalerie, sind die sechzig Porträtköpfe, schön regelmäßig hingedlebt, wie. Briefmattenim einem Sammler Budapest,15.März.s Die Haltung der französischen Regierung und der tonangebenden Pariser Presse während der ganzen Dauer der Verwicklungen im nahen Orient war eine der Erhaltung des Friedens überaus günstige und wir hatten wiederholt Veranlassung, der Bemühungen Franke reich8 in dieser Richtung rühmend zu gedenken. Exit im den. lechten. Tagen hat ji darin wohl seine Aenderung des Prinzips, doch aber eine Modulation des Torres bes merkbar gemacht, die dem politischen Feingefühl nicht entgehen konnte., In unserem Blatte wurde ‚schon darauf album. Slabeys „Wiener Kongreß“ und Anton dr. Werner „Berliner Kongreß“ sind Calonparaden ohne Leben. Heute muß selbst ein Landtag malerisch sein, wie Menzels „Eisenwalzwert“. Als wenn der Landmarschall vor allem einem Lichtphänomen zu präsidieren , Hätte, Durch die Fenster links kommt ein Falter Wintertag herein, während , rechts , mehrere elektrische Kronleuchter Wärme spenden. Diese zwei Gegentübe von Kalt und Warn führen ein unendliches Sampfspiel um die Figuren auf, die in einem sprühenden Nesterleben agieren. Auf der Galerie stehen auch noch elf Lampen mit grünen Schirmen, Die eine Reihe pifanter Lichter in das Hell“ dunkel legen. Und die Köpfe, die auf den meisten solcher Bildern wie eine Schnur farbiger Zampions ausgespannt sind, haben hier die Freiheit zu einen: als Gefühlslinie‘ entlang : Schwingenden , Reigen, dem, oben auf. Der Galerie ein zweiter als unregelmäßiger Widerhall, folgt. »Und: die, Figuren: selbst sind so: natürlich gestellt und gejekt. Dies Sprechenden, Horchenden, Notierenden, die auf dem Sprunge stehende DOpposition, einen Mann hoch, den Sozialdemokraten CSeib. Sein Mensch hätte dem Künstler eine solche Rollprobe von Leistungskraft zugetraut. Mar wird sich den Namen Jungfirth merken müssen. .« Unter den großen Porträts steht das des Deutschen Kaisers»von»Viktor Staukffer voran.Es wurde schon mit Spannung erwartet,schon wegen seines zeitgeschichtl licheanbus.Es ist ein Geschenk Kaiser Wilhelms an den Grafen Hans Wilczek auf dessen Burgs Kreuzenstein der Kaiser voriges«Ja«hrzU Besu·cigeweil.In der gothischen Welt Kreuzensteins wird das Bild auch zu dauserndem Gedächtnis seinen Platz fü1 de 11.Undespapi «cruch hinein,wegen des historischen Kostüms,das die neuzeitliche Uniform verdeckt.Der Kaifer trägt nämlich über der blendendweißen Garde du Corpsäniform den roten Samtmantel des Schwarzen Adlerordens,«der die ganze Gestalt umhüllt.Das Weiße wird nur an dem Vorder·ärmely»«sch-tbar,«dadseß Kaiser beide Hägde Haxtjz « Y- -N;,«.-,:7;»