Pester Lloyd, April 1914 (Jahrgang 61, nr. 90-101)
1914-04-16 / nr. 90
Tag-Siche rung Gelfionstat Dr. Gustav Grant anläßlich der Ansujut Digungen, t welche der Abgeordnete Stefan Zagorac imXand- Ka kagc·aits«18.Februar im Zusam 111e 1rhaltge«mits der Causadian Affäre gegen den genannten G Sektionstat erhoben hatte, auf eigenes Ansuchen desselben eingeleitet worden war. Nach gründlnder Untersuchung und nach Einvernahmen aller in Betracht kommenden, insbesondere der von dem Abgeordneten Jagorac selbst geführten Zeugen wurde von der Disziplinarkommission der Landesregierung der Bejdluk erbracht, daß die gegen den Gestionsrat Dr. Frank durchgeführte Disziplinaruntersuchung auf Grund ihres tatsächlichen Ergebnisses einzustellen ist. Betreffend sährliche von dem Abgeordneten Sagorac in der Untersuchung angeführten Punkte wird das Ergebnis der Untersugung eingehend verlautbart und schließlich konstatiert, daß, gemäß dieser Darlegungen keinerlei struflische Verlegung oder Unterleifung der Amtspflichten von seiten des Gelktionsrates Br grant festgestellt werden konnte. Griechswahl in Bosnien. aus Sarajevo wird gemeldet: Bei der heutigen Landtagseriegwahl aus der katholischen Intelligenzkurie wurde der Kandidat des frontischen Landtagsklubs und der Beamtenschaft Stefan Kubics nahezu einstimmig zum Abgeordneten gewählt. «Graf Exparttbrt»die Verwaltungsreform. vn Budapest, 15. April. Graf Stefan Tisa behandelt in der lettem Atummer des „Singels“ in einem gedankenreichen und instruktiven Artikel das Thema „Verstaatlichung und Autonomie”. Er weist Darauf hin, daß in dem durch den „nationalen Widerstand“ hervorgerufenen Umsturz auch Die Stage der Verstaatlichung der Verwaltung in das Chaos der allgemeinen Begriffsverwirrung geworfen wurde. Die „nationale“, Regierung habe die taube Nuß der Ler Szapary, übertrumpft um das, operettenhafte Gefäß mit einer ähnlichen posfenhaften Demonstration aufgehoben. Wie Fünftlid, diese Strömung war, beweit die allgemeine Beruhigung, der die Behaltungsreform einige Jahre später allenthalben begegnete. Es konnte auch nicht anders sein. Die Beziehung den Beamtenagenden it im modernen staatlichen Leben zum Lebensberuf fachlich gebildeter Personen geworden. Es läßt sich kein entsprechender Beamtenkörper deuten, wenn das Exhidial des Beamten von den berechenbaren Chancen der Wahl bedroht wird. Andererseits ist das Ernennungssysten die Vorbedingung einer einheitlichen Organisation der mittleren Behörden. Endlich bietet ausschließlich das Chtent. der Ernennung die Möglichkeit, die zentralen Regierungsbehörden zienmäßig zu organisieren. Die Beamten im Ministerium haben sich über die Komitatsverwaltung stets mit überlegener Geringfchäßung geäußert. Graf Tika hat diese Geringfchäßung stets verurteilt, denn die Quelle der Verwaltungsiniferen it zum Teil auch bei den zentralen Regierungsbehörden zu suchen. Es mag parador erscheinen, aber schuld daran war größtenteils das Wahlsystem, das den gesunden Blutkreislauf zwischen dem inneren und äußeren Dienst hemmte. Die Folge davon war die Anomalie, dass in den Ministerien mit wenigen Ausnahmen nur diejenigen in leitende Stellungen gelangten, die im Ministerium selbst ihren Dienst begannen, ihr ganzes Leben in den Bureaus verbrachten und die Grovinzverhältnisse blos aus den Akten fennen. ML das hat dem ı Antlpeoen Bewußtsein den Gedanken der Reform nahegelegt. Graf Stefan Tiba erörtert nun das Verhältnis zivischen Somitatsverwaltung und Autonomie. Die Autonomie entstedt sich auf eine unmittelbare Kontrolle der ganzen Beriwaltung, auf die Teilnahme an der Erledigung der Disziplinarangelegenheiten, sowie auf die Mitwirkung an den tichtigsten Vernwaltungsaufgaben. Diese dreifache Aufgabe der Autonomie wird durch das Ernennungsyftem nicht nur nicht geschmälert, sondern geradezu gefördert. Dadurch, daß gegenwärtig die Erwählten der Kommunität als Die Träger des Vertrauens der Wähler die Beamtenstellen befreideten, verblaßte Die Staatrolle und das Interesse für die fünfreien autonomen Angelegenheiten rückte in den Hintergrund. Denn die Kommunität empfand instinktiv, Daß ihr Einfill auf die Geschäfte dadurch gewahrt sei, daß sie ihre Leute in die Renterfekte. Das wird anders werden, wenn die Kommunität enannter Beamten gegenübersteht. Wenn die ungarische Gesellschaft überhaupt die genügende Fähigkeit der autonomen Betätigung befsst, so wird der Umstand, daß der Beamtenkörper nicht von ihr sein Mandat erhält, die Wachssamkeit der Kontrolle und das Interesse für die Fonfreien Angelegenheiten Schon an sich steigern. · · ..·Ein weiteres Argument für die Reform ist die zweckwidrekte Organiiation der autonomen K«c«rpers kafte11.Die autonome"Tätigkeit des Komitatss konzentrierte sich«bisler» auf die Generalversammlung,die mit ihr zu mehreren lzz undiert Mitgliedern,ihren zwei bis vier Sitzungen jährlich,ihrer Schwerfälligkeit eine fachgemäße Erledigung beeschäfte einfach unmöglisch,nmchte.Die Generalversammlunngzoll in ihrer heutigen«:")usammensetzung aufrechterhalten bleibe11,doch soll sdjh dhr Wirkungskreis nur azkidste großen Angelegenheiten von öffer1t1i«:k)«emJ11teresse beitränfen. Die übrigen Angelegenheiten sollen in den Wirkungskreis Körperschaften verwiesen werden, Die für die in denen derjenigen fachgemäße Erledigung geeigneter das Nichtbeamten-, also das autonome Element in der Majorität ist. «Solche Körperschaften sind der umgestaltete Verwaltungssachuß und der neu aufzustellsende Bezirksausschuß.Neben den zehn bis zwölf ernannten Mitgliedern des Verwaltungsausschusses werden wenigstens zweimal so viel Nichtbeamte von der Generalversammlung gewählt werden. Diese aus dreißig bis vierzig Mitgliedern bestehende Körperschaft wird die allgemeinen Angelegenheiten in Polenarfißungen, die von freien Bernwaltungsangelegenheiten in Fachausschußfigungen erledigen. Auch in den Fachausschußfigungen hätten die Nietbeamtenmitglieder die Majorität,. Wie Körper würde den maßgebenden Einfluß der unabhängigen Elemente der Gesellschaft auf die wichtigsten Verwaltungsjachen sichern. Dahin gehörten die Disziplinarangelegenheiten der Beamten, ferner solche Angelegenheiten, die derzeit teilweise in den Wirkungskreis der Generalversammlung fallen. Diejenigen Fragen, die weder vor die Generalversammlung noch vor den Bewaltungsausschuß gehören, sollen dem Bezirksausschuß übertragen werden. Dieses neue Organ könnte umsere Beuwaltung t wesentlich verhelfen und auch die Teilnahme des autonomen Elements beleben. Es it eine Lüde unserer heutigen Verwaltungsorganisation, daß sie seine autonome Körperschaft zwischen die Gemeinde und das Somitat stellt und sämtliche Gemeindeangelegenheiten vor die Generalversammlung verweist. Dadurch wird diese überlastet und auch ihr Interessen ein geringeres. Jahreiche Gründe geben die Erklärung dafür, warum. Die ungarische Geießgebung, unter unseren komplizierten Berzhältnissen die autonome Organisation der Behörde nicht auf eine kleinere Einheit zu gründen ,wagte als das Komitat. Man muß diese Gesichtspunkte an bei der Verwaltungsreform hunorieren. Dies steht aber der Aufstellung des Bezirksausschusses nicht im Wege, es it nur erforderlich, daß der Ausschuß von der Generalversammlung gewählt werde und eine mit einer gewissen Tonfreien Berwaltungskompetenz beneidete Expositue des Komitats sei. Durch den Bezirksausschuß, dessen Wirkungskreis sehrrei ausgebaut werden kanr, woürde die Autonomie zu lebendiger Wirklichkeit werden. In seine Kompetenz fielen , beispielsweise Gemeindehaushaltungs- und Rechnungsangelegenheiten, die Bertwaltung der Bizinahwege, landtwirtschaftliche Verwaltungsangelegenheiten und Boltsschulen. Die sachgemäße Inspektion der Volfsschulen it mit der Bezirkseinteilung in Einklang zu bringen. Den Bezirksausschüssen wären die in die Kompetenz den Bertvchtungsausschüsse gehörigen kleineren Schulangelegenheiten zu übertragen. Die unmittelbare Einbeziehung der ungarischen Gesellschaft in den Dienst des Boltsjhulwesens würde das Interesse für die Bezirksautonomie und zugleich auch für den Boltsschulunterricht steigern, das Zusammentwirken zwischen dem Lehrkörper und der ungarischen Intelligenz entiideln und dermaßen auf die künfzige, kulturelle Entwickung der Nation weithin reichenden Einfluß üben. Der Artikel konkludiert dahin, daß die neue Reform nach alledem Die Autonomie nur vertiefe, indem sie aus der Kompetenz der Generalversammlung Angelegenheiten ausschalte, , deren Verhandlung bis heute ohnehin nur eine Fiktion genannt werden könne, sind und.. « Die Balkanstaaten, Albanien. Das österreichische Albanienkomitee in Durazzo. . «·.«-z.«-»s·.Durazzo,15.Aprilk.Die Mitglieder der vom österreichischen Albanienkomitee veranstalteten Studienreise sind an Bord dcepumtdampfers,,(s)raz«des Oesterreichischen Avin heute nachmittag hier eingetroffen.Präsident Graf Harrach wurde vom Fürstenpaar in Audienz empfangen,wobei Schürstin ein goldener Pokal mit einer Tasse überreicht wurde.Die Gesellschhaft besichtigte im Laufe des Tages die Stadt. Telegramm des „Bester Lloyd” Wien, 15. April. Die „ A banische Korrespondenz“ meldet aus Dizrazzo: Jurt Wilhelm wird morgen den Präsidenten des österreichischen Albanienkomitees Geheimen Rat Grauen Harrad, sowie den stellvertretenden Borsitenden Dr. Eduard Prinzen von und zu Ziehtenstein und Die vom Albanienkomitee noch auszuwählenden Herzen in Audienz empfangen. Darauf werden Graf Darrad, Prinz Eduard und Prinzessin Olga von Liechtenstein von der Fürstin Sophie empfangen werden. Die Audienzen erfolgen um 12 Uhr. Hierauf findet eine Hoftafel statt, der Graf Harrach, solcie Prinz Eduard und Prinzessin Olga von Liechtenstein zugezogen werden. Zum Diner an Bord des Lloyddampfers „Graz“ wird in Vertretung des Fürsten Ministerpräsident Turshan Bajda mit allen Mitgliedern des Kabinetts und dem gesamten Hofstaat erscheinen. General Potapow in Cetinje. A Getinje, 15. April. Der russische General Potapow, Mitglied der nordalbanischen Grenzkommission, ist hier eingetroffen. Montenegrinische Vorkehrungen an der albanischen Grenze. (T ellegramm des»Pester Lloyd«.) Wien, 15. April: Die „Südflavische Korrespondenz” meldet aus. Cetinje: Die montenegrinische Heeresverwaltung hat in den legten Tagen längs der albanischen Grenze größere Truppenverschiebungen vorgenommen und die Stände der Grenzkordons bedeutend erhöht. An amtlicher Stelle wird diese Maßnahme als mit Nacsicht auf die Vorgänge in Albanien nötig bezeichnet. 2 Die Kämpfe im Epirus. Wien, 15. April Nach Informationen von nichtgriechischer diplomatischer Ecite scheint die Lage im Epirus in den legten Tagen eine für die Albanier günstige Wendung zu nehmen. Diesen Informationen zufolge haben im Laufe der besten Woche ungefähr fünftausend albanische Irreguläre, die gut bewaffnet sind, in mehreren geschlossenen Zügen eine energische Aktion unternommen. Salonisi, 15. April. An hiesigen griechischen Kreisen verlautet, daß sie die griechische Negierung der Absicht der Führer der epirotischen Bewegung, nach der Räumung Bighitas, als Yasis der Operation Kastoria zu wählen, widerlegen werde. Es heißt, Zographos habe die Führer der Bewegung angemiesen, neue Instruktionen abzuwarten, ehe sie zum Angriff auf Korige schreiten. f j nr Bes· ALLE-türkisch-Verhandlungenx Kiclogrammischster Lloyd«.)· Berlin, 15. April, Die „Bofsische Zeitung” meldet aus Konstantinopel: Der Finanzminister sprach Freunden gegensüber die Ueberzeugung aus, daß die demnächst wieder aufs zunehmenden Verhandlungen in Deutschland im kurzer Zeit beendet sein, würden. Er werde mit dene Deutschen Angiärtigen Amte, über die vierprozentige Zollerhöhung, über die Monopole und über die Batentsteuern, sowie mit der Deutschen Bank über Bahnfragen verhandeln. Die türkisch-bulgarischen paarenvertragsverhandlunge in Konstantinopel, 15. April. Es heißt, daß um die Handelsvertragsverhandlungen zwischen Der Türki uw Buchgarten zu beschleunigen, Finanzminister Djavid Bey den Vorsis der türkischen Delegation übernehmen wird. Die anatolischen Gouverneure, Konstantinopel, 15. Ai, Die Pforte hat auch Vermittlung des österreichische ungarischen Botschafters Markgrafen Pallavicini als Doyens das diplomatische Korps verständigt, daß sie aus der ihr überreichten Liste von fünf Kandidaten für die Stelle zweier Generalinspektoren für die anastolischen Reformen den ehemaligen Gouverneur vom Niederländisch-Indien Geftened und den norwegischen Major Hopf gewählt hat. ’·««" Griechischemagen über türkische Verfolgungen.In Athen, 16. Apt. Die „Agence DAthines" erhält zuverlässige Machjarichten aus Riza, aus Lüleburgas und Kirkfilifie, wonach die griechische Bevölkerung in diesen Gegenden grausam verfolgt, unterdrückt und bedroht werde, damit sie das türkische Gebiet verlasse. In den griechischen Dörfern bringen die türkischen Behörden mittels manische Flüchtlinge aus den serbischen Provinzen unter und zwingen die Griechen, den Meufelmanen ihre Wohnstätten zu überlassen. D mehrere solcher Flüchtlinge Durdja ziehen bewaffnet die Dörfer. Es heißt, Die Lokalbehörden handeln nach Konstantinopeler Instruktionen. Ein begnadigter Major. ·« Ne ues... Konstantinopel, 15. April. Der frühere Kommandant von Benghast, Major des Generalstabes Abdul Aziz Ali, ein. Negypter, der wegen Hochverrats während des libyschen Krieges und wegen anderer Verbrechen kriegsgerichtlich zum Tode verurteilt worden war, wurde zu fünfzehn Jahren Zwangsarbeit begnadigt. Wie verlautet, Habe eine Botschaft zu seinen Gnften interveniere 188 Rumänien. Empfang bulgarischter DelegierthttJ» »Bukardst,1«5.April.·» Die bulgarische xtDelegierte 11·für dip."Vershandlungen betreffend den Bau der Donaubrücke wurden heute vom König in Audienz empfangen. Griechenland. Die griegische Torpedobootflottille. a. 3] dt El Ferrol, 15. April. Die aus Santander ausgelaufene griechische Torpedobootflottille mußte infolge Sturm Aviles anlaufen. Serbien, Neffe des Kronprinzen Alexander. Belgrad, 15. Meil, Kronprinz Alexander, Ministerpräsident Bafics und Minister des Innern Broths begeben sich zu mehrtägigem Aufenthalt in den neuen Gebieten heute nach Skoplje. Der Kronprinz wird in der Historischen Oracanica Kirche die heilige Kommunion nehmen. Mittehr des Gesandten Zovanovich nach Wien. Belgrad, 15. April Der serbische Gesandte in Wien Jovanovices it nach Wien abgereist, um die serbischen Ostern im Kreise seiner Familie zu verbringen. »J« « Ba. ER 2 Oesterreich. Resolutionen der ruthenischen Abgeordneten· (Telegramm des ‚Bester Lloyd‘) Czernomwit, 15. April, Unter Borfit des Abgeordneten R. v. Waffilia 7 fand hier eine Vollversammlung fäntlicher ruthenteichen Busowinacı Reichsrat» und Landetansabgeordneten stat. Dr. Halip ergriff von Eingang in die Tagesordnung das Wort zu einer Erkärung über das Verbot der Szewezenstd«afeier in Rußland. Er gab, dem Protest und den Entrüstung gegen das kulturfeindliche Vorgehen der rufenden Behörden Ausdruch. Hierauf referierte Abgeordneter R. v. Wafsilio in mehrstündigen Ausführungen über die aktuellen politischen Fragen. Mit Genugtuung registrierte er Die gefesterte taktiiche Führung der Nuthenen ims Parlament, wodurch die Aufhaltung der Obstruktion erfolgen konnte, so daß das Daium der Mitschuld am der Arbeitsunfähigkeit des Abgeordnetenhauses die Ruthenen nicht treffe. Die Beschwerden dr Kulturliga 7 in Bukarest über die angebliche Bedrübung der rumänischen Bevölkerung in der Buldewina bezeichnete er als taktischen Vorwand Rumäniens, um das Abrücken vom Dreibunde zu begründen und in den rumänischen“ Maffen "hegailinkihs eine feindliche Richtung gegen Desterteth "zu popularisieren, © | 7