Pester Lloyd, März 1917 (Jahrgang 64, nr. 74-87)

1917-03-16 / nr. 74

" Freltag 16: Márz 1917 WÆs­chk.,zuverlässigen««noch Gustschqtsin­fe furs­« den Brotbezug, während der andere Teil der Be­völferung leer ausging. Darauf kam es am 7. März in den Abendstunden vor demXabrissgebäude der großen Brot­­fabrik, wo die Brotverteilung stattfand, zu schweren Ausschreitungen In kurzer Zeit hatten sich einige tausend Personen versam­­melt, die gegen die dort wartenden „äuperläffigen“ eine­ drohende Haltung einnahmen und schließli­ die berittenen Schulleute, die den Brotverlauf überwachten, angriffen und ver­­trieben. . Schließlich stürmte die wild gewordene Menge das ‚Kabrifögebäude, plünderte es" volständig aus, be­­woh­erte die­­ Anlagen und verlegte den Mitinhaber­­ der Firma schwer. .. " Bald erschienen Kosaken­,die auf die Menge eins trieben und sie allmählich zerstreuten Aus den­ Häu­­sern­ wurde auf die Kosaken geschossen.Die aus­gebotenen Dragonerabteilungen weiger­­ten­ sich,gegen die wieder im Sam­meln begriffene Menge vorzugehen, was von den Aufständischen mit einem Surrageiärei beantwortet wurde. Schließlich gelang es, die Straße zu säubern.­­ Am 8. März legten die Transport­­und die Metallarbeiter, soweit sie Arbeiterverbänden­ an­gehörten, die Arbeit nieder Am 10. März tölossen­­ sich dann an die Buchbruder der Aufstandsbewe­­ing an, so daß die Zeitungen ihr Erscheinen einstellten. Am selben Tage streiften insgesamt die Tran­sportarbeiter, Metallarbeiter, die Arbeiter der PButilow-Werfe, möglichh, die Zahl der Opfer anzugeben, die Arbeiter der Werften, die Fertilarbeiter, die Bud:­bruder hustric. und die Arbeiter der Hemifden Sn: "SiiiWyborgviertelkamcsschoiiamslbend bess.März zu schweren Ausschre­itungen streitender Arbeiter,w wobei wieder Truppen­ aufgeboten sin­d ein Estani zu einem­ regelrech­ten Festiergesechth bei dem es zahlreiche Tote und Verwundete gegeben hat. Es ist zurzeit nicht der­fekte Beschwichtigungsversuch der Regierung. (Telegramm des Better Lloyd) Kopenhagen, 15. März. Zu dem Ausbruch der­ Petersburger Revo­­lution bringen Nachrichten über Saparanda Wei­­tere Einzelheiten: Es h­eiß darinx Petersburg glich am­ letzten Samstag—einem­«Schlachtf­eld.Die­ Menschenmassen stürmten die Laden und wurden vom­ Militär auf den Straßen wie räudige Hunde niederge­­roffen­­ . Die Regierung hatte sich im sekten Moment bereit erklärt, Petersburg jene volk­­­ommene Selbstverwaltung zugzuge­­stehen um die Petersburg fünfzehn Jahre lang gegen die Regierung gekämpft hatte. Hiedurch wäre die Haupt­­stadt in Die Lage verfeßt worden, die Lebensmittel­­versorgung selbst in die Land auf nehmen. _ «­­ ‚Be _ · Das Signal zur Revolution. (Telegramm de3 PBester éloph) « Widerstand zu Stocholm, 15. März.­­Indirekt wird gemeldet, daß die Duma depu­­tierten sich auf­ die Kunde von der Vertagung der Duma, die­ faktisch eine Wurflösung darstellte, im Dumagebäude versammelten und beschlossen,ge­­waltsamen extremen rechten Deputierten hätten diesen Entjäluß nicht gebilligt und den Saal ver­lassen. . Der nationalistische Graf Bobrinski habe sein Amt als Vizepräsident nieder­­gelegt. Wenige Stunden nachh Dieser Beratung ei­ner Auf­­rtuhr in Petersburg ausgebrochen. Alles deutet darauf Hin, daßs der Wufruhr wohl organisiert gewesen und von eingemweihter­­­ter militärischer Seite in die Wege geleitet worden­ei. « Die A Aufständischen­ fordern in Proklamatio­­nen die­ Bürgerschaft zur Ruhe auf-u­nterrichten­ sie über die Ziele der Beweguug und sichern die­ unver­­zügliche Regelung der­ Lebensmitt­el-u­nd Transportkrise zw­­ « »k. Die Blätter werden erscheinen.Die Duma soll sich zu einer au­ßerordentlichen Session ver­­­ samm­eln.­­lLeisten Staatsstreich gegen­ Staatsstreich. sTelegram­in des Pester Lloyd.) Gens,15.Mä«rz. »Die Korresponde an und-schaumelder: Die unmittelbaren Ursachen der plötzlichen­­­ Ueberstürzung der Ereignisse sind darin zu suchen daß das Ue Übereinkom­men zwischen Dum­a und Garnison unvermittelt erfolgte, und zwar nach längeren Verhandlungen. In der Tat­ wollte die Duma­­ einem Staatsstreich der extremen Rechten, von dem sie Kenntnis erlangt hatte, zubor= fommen. Angeblich sollte im Zusammenhang mit den Vorarbeiten für den laut Utro Rojfii bevorstehenden alleuffis­den Monarchistenkongreß die Aufhebung der Duma und die­ F­estlegung der Militärdiftatug, sowie der absolu­­ten Regierungsform erfolgen e 1dedezsavag mer vllänig age. Petersburg ist seit dem Beginn der großen Straßen­­unruhen vollständig abgesperrt. Man kann die Stadt nur mit größten Schm­ierigkeiten verlassen, da die Vidherung der Bate absichtlich verzögert wird. Auch die ganze Post wird seit Tagen vollständig zurückgehalten, Telegramme unterliegen der­ schärfsten Zensur. Alle diese Maßnahmen deuten darauf hin, daß die Unruhen in Peters­­burg viel größeren Umfang hatten, als man amtlich bisher zugestehen will. So viel authentisch bekannt ist, haben die Arbeiterunruhen bereits am 27. Februar begonnen, an welchen Tage große Massen von Arbeitern aus der Umgebung von Peters­­burg in die Hauptstadt und vor den Dumanaloft ziehen wollten, aber durch das Deilitär gehindert wurden. Aehnliche Absperrungsmaßregeln wie in P­etersburg wurden­ auch in Mostan verfügt. Nach beiden­en sind Stolafenverstärkungen . ebgegangen. (Bud.­or. — me­inen Mit schweren­­ Holzkrögen, Munitions- und Kochfiften winden sich die Soldaten tief gebeugt, sehweißtriefend, obwohl das Easwasser, von den Wänden der Höhlung ropft, immer wieder hier durch, bald auf allen Bieren laufend, dann über vereiste Steinstufen stolpernd, eine starre halbe Stunde lang für den, der den Weg genau rennt, und sich nicht, wie es uns ein paarmal begegnete, in einem der vielen Seitengänge verirrt. Im tiefer Nacht liegen hier unten auch die Unterstände der Soldaten, so lange der Schnee anhält wenigstens vor der feindlichen Sicht gesbüst,­ sicherer als in der schönen Jahreszeit, da die Artillerie­ der Italiener, die den anderen Kamm des Berges halten, immer wieder auf das splitternde Ge­­stein trommelte.­­Hundertachtzig Schritte sind hier die gegnerischen Stellungen voneinander­ entferntJb­blicke durch die Schießscharte einer Feldwache und sehe jenseits der­«feind­­lichen Drahtverhaue und Stellungen,obgleich Dunst die Sicht verhüllt,weit in die oberitalienische Ebene­ über die hellschimmernden Bänder der Brenta und des Po nach ein weites Stück hinaus.Kein­ Schuß field,heute auf die Schneem­auern derl­nserei.Die Italiener waren­ vollauf beschäftigt,die Schn­eemassen,die ihnen der Sturm des Vortages in die Stellun­gen geweht hatte nieder hin­a­u zuwerfen und nichts erinnerte an die furchtbarenstampf­­tage des vergangenen Herbstess..» .Alle,die"dort obenstehen,haben,ehe vielleicht im Frühjahr der Kam­pf von­ neuei­icht brennen wird,noch weit Schlimm­eres zu überstehen­.Wir sausten auf den Stiern wieder abwärts.Wie ich die drei jungen Offiziere vor mirsah,san­gen­ mir im­­mer wieder Schiller un­d Beethoven in die Ohren: „Freudig wie ein Held zum Siege laufet, Brüder, Eure Bahn!“ — Wir flogen über steile Hänge Hinab, daß die Diamanten unter unseren Typen hoch aufsprühten, daß der mächtige Schwung uns jenseits haushoch wieder emportrug. Aber dann fan eine sonnige Berglehne, die zu überqueren war, und als wir darüber glitten, seien der ganze Berg seine mächtige, tiefe Stimme zu erheben und sprach warnend etwas, das wie ‚Schrrumm‘ ang. Aus der Berg, in die menscliche Sprache­­ überjeßt hieß das: Achtung! Ahr geht. über Lawinen! — Und wir ließen es uns nit zweimal jagen, gingen durch weite Abstände voneinander getrennt weiter, bis­ das­­ Bergland wieder freundlicher wurde. Es gibt für den Skifahrer im Kriegsgebiete besonders inter­­essante Hindernisse, tief ausgetretene Wege und vor allem die vielen quer durch Die Natur kaum dreiviertel Meter über dem Boden gespannten Telephondrähte, unter denen man durchkommen muß. Für drei Stunden lang waren wir­ bergauf gegangen ,und in fünfunddreißig Minuten waren­ wir bis zum Sommandeo zurückgefahren. Dann mußte ich­ zurück in die Täler. Es war nicht ganz einfach. Die Strafen und Skiwege wegen Lawinen­­gefahr gesperrt, die­­ Seilbahn, deren Drähte , eben­ frisch gespannt­ wurden, stundenlang stillstehend. Der Schneeige Berg dort gegen her­von, dessen Epipe­ aus unter Kaiser und König als Thronfolger den Vormarsch des Frühjahr gelenkt hatte, war rusig, erglüht und wieder­ gelblich), fahl geworden, als ich endlich in dem Kleinen Kittchen der Deil­­bach­r abwärts glitt. Dann ging’s in einem Bauernfuhr­­wert die halbe Nacht ang talauswärts, durch das felsige, trostlose Terram­olotal. Die Südtiroler behaupten, es heiße so, weil Napoleon nach dem ersten Blick in diese lange, enge Felsfluft ausgerufen habe: „Terram­­ hanc nolo!”“(„Dieses Land mag’ ich mict!”) Run sind Die Steinbehausungen dieser blutarm­en, pellagra verm­­u­teten­­ Bergbauern zeri­offen, starren aus leeren Fensterhöhlen die Berge ab, während Seilbahnen nach allen Stichtungen hin hoch droben Kriegsgeräte tragen. So unendlich teüb ist dieses Land, daß der Krieg darin fast nichts mehr zu ber­­üsten hatte. ! Georg Bittner, m­ a O PESTER LLOYD Die lette Sigung der Duma. Kopenhagen; 14. Mi­ ne 4 Die) sondern vielmehr Die Gründe für die am 12. b. M. erfolgte Ver­tagung der Reichsdpuma und Des Reich­hs rate sind oh unaufgeklärt. Doch scheint es, daß diese Gründe m­it in dem­ bisherigen Verkaufe der Zagung der geießgebenden Körperschaften zu suchen sind, jung der inneren Verhältnisse des Rei­­h­es, die die weitere Tagung der Reichsdame für die Regierung gefährlich erscheinen liegen. Nach den Berichten der russischen Zeitungen verlief auch die dritte äußerlich­ ruhig. Bei der Verhandlung der Reichsduma Interpel­­­lation über die Lebensmittelbesheffung sagte Abgeordneter Sawitíd namens der Fraktion der ländlichen Ostobristen: Da mir immer Rahım­en­schaftliche Erzeugnisse ausführten, lebten wir in der Borz­ung, da wir an diesen Ueberfluß hätten. Das war ein ungeheurer Redenfehler.­ große Reserven. Die Bauern verkauften alles, um die Stewer Bezahlen und Schnaps laufen zu können. Die Dorfbepul­­ferung selbst hungerte. Bei dem sekr bestehenden Alkohol­­verbot und der Entwertung des Rapiergeldes ziehen die Bauern es vor, die Erzengriffe der Landiwirtschaft für ká zu behalten. Dagi kommt, bak jebt in der Landiwirt- Haft überall die nötigen Arbeitskräfte­fehler, 1vas auf den Sfonomischen Zustand des Dorfes eine einschneidende Bilfung hat. »Der Nationalist Schuldingsatek Minier Rittich kam­ mi­t dem Aufruf zu gegenseitighm Pe . Er mag sich mit dieser Aufforderung zuerst an­­ den Mi­­nisterrat werden, in dessen Mitte selbst von gegenseitigem­ Vertrauen nichts zu finden ist. Die Regierung wendet den sogen­annten Kriegssozialismus nur einseitig Dentraland wird bei müßte ein anderer an Gali&yn Regierung stehen. alles '··« Im enteignet, aber ad alles der Bevölkerung zurückgegeben. Bet una nimmt man ebenso alles fort, gibt aber der Bevelt nichts zurück. Um das deutsche Chitem , du­rchzuführen, an der Spike unserer . Bei der Verhandlung der Interpellation bezüglich der Verhaftung der een B­s Kriegsindustrieausschusses verteidigte der Vizepräsident des­­ Kriegsindustriemisihu­m­es, Kadett Konow­alomw, die verhafteten Arbeitervertreter "gegen die Vorwürfe der Regierung, bag sie für die Vor­­bereitung der Revolution tätig gewesen Serie, und verbütete sich für die Vaterlandstreue der Arbeiter­­vertreter. Einige Mitglieder der Arbeitergruppe hätten sogar den Aufruf an die Wetersburger Arbeitermassen verfakt, worin sie aufgefordert würden, die Ausstände einzustellen und auf Arbeit in den Munitionswerkstätter zurückzukühren.­ Die­ Verbreitung jedoch von den Behörden Dieses­ A­­frufes mırrde (Aus der Rede Konoiwalotws erfährt man zum erster ı Male von öffentlicher Stelle von der Existenz "von Streiffs in den Wertstätten für den Kriegsbedarf. Bisher hat die Zensur Streng darauf geachtet, daß in der russischen Breffe nichts über‘ solche Streif3 verlautet.) - s« · Nach Konowolow ergriffen die Abgeordneten Tscheidze und Kerenski das Wort.·"Sie­ legten­ entschiedene Veri­ahrung dagegen­ ein,daß bü­rg­er­­liche Abg­eordnete den Arbeitern­ einen Kriegspatriotismuss zumuten, der ihrer kosmopolitischen Weltanschauung widers­preche « . ‘Die Interbellation wird mit überwiegender Mehrheit angenommen. 2 i in der bedro­hlichen Entwid­ Sigung der Wir­belalten niemals der Bebölterung N verboten. . att. ,·. 2 Die Lebensmittelfrage ber der Dame. Telegramm des PBester­s Iv0yb. Stodholm, 15. Mar Die Lebensmittelfrage mit ihren Folge­ernennungen fand während­ der Dumatagung, die nur s von kurzer Dauer war, im Vordergrund. Das Plenum der Duma nahm Donnerstag nach scharfen­ Reden des Sozialisten Stobelew und die Arbeiter­führers Kerenski, deren Wiedergabe verboten ist, die von Miljulow vorgeschlagne Hebergangär­formel­ an. Der Inhalt dieser­ Formel Lautete dahin, das nach Petersburg und allen größeren Städten Lebensmittel zugeführt werden sollen. Deren Verteilung die Munizipalbehörden und Die Arbeiter, die in den Munitionsn­fabriken arbeiten, übernehmen möchten. Die Vorschläge Kerenskis sind nit näher ange­­geben. Die Formeländerung drang mit 117 gegen 111 Stimmen durch, ob er die Blochmaios r­tät, mit Ausnahme ihres reiten­lügels, auffallender­­weise mit den Soz­ialisten und Arbeitern timmte. " Da­s Abstimmungsergebnis it für die Beurteilung der Situation bezeichnend um erklärt auch, warum die R­egierung die Duma Vers tagte, zumal Kerensti wegen seines früheren scharfen Angriffes zur gerichtlichen Beranta­mortung gezogen werden sol. «»7 Freitag wurde dann die A­bensmittela­debatte fortgefeßt. Die schärfsten Angriffe der Ophn­­sition, wie die Reden Noditschews Libeidzes um Ot­renssis wurden von der Vensur­ unters­­üct.­­ Das Dumam­itgliedQ­takogo1i erklärte,die jetzige Lage sei schwieriger als vor z­­ei Jahre­n, wo bekanntlich nicht genügend Munition vor­­handen war.Der Hunger sei bedeutet idistichs

Next