Pester Lloyd - esti kiadás, 1919. július (66. évfolyam, 152-178. szám)

1919-07-01 / 152. szám

Dlkllstsx, 1. .7u1i 191?^. 3 - Bnvapest, 1. Juli. (H a u p t a b t e i l ll n g für öffentliche V e r­­pflegung.) Der Leiter der Hauptabteilung fiir öffent­liche Verpflegung des Bolksrates für Wirtschaftswesen eüsuchl die Fabriken und Betriebe, die Delegierte Zur Hauptabteilung für öffentliche Verpflegung entsendet tzaben, dieselt die ihnen Zukoutnienden Bezüge auch tveiter­­hin regelntäßig auszuzahlen. (8luszahlung der ll n t e r y a l t s b e i t r ä g c und Arbcitslohnvorgürungcn.) Diejeni­gen, die bei den Sektioneir 60/u und 60/b des VolkSkoiu­­tnissariars für Heerwesen (VH., Milsa-utca 9) Unterhalts­beiträge und Arbeitslohirvcrgütuugeu bereits behobelt haben, niögcit sich wegen solcher Gebühren dort nicht mehr meldcit, da ihneir diese Beträge per Post zug^schickt wer­den. — All jenen, denen der eingerückte Rote Toldat oder Mitglied der Roterr Wache votr der Arbeitslohlrvergütung nichts zurückgelassen hat, werdeir ituit die^ Unterhaltsbei­­träge zugeschickt. Die betreffendeir inögen sich daher wegen der Arbeitslohnvergütung nicht an die Sektionen wenden, da sic ihnen keinesfalls angelvicsen Iverden. — Fabriken und Betriebe leisten jolchcir anspruchsberechtigteir Faiiri­­lienmitgliedern Auszahlungen, deren Angehörige aus der Fabrik oder aus dein Betrieb zum Felddietrst eingerückt sind und im . Felde stehen. Tie Fabrikcit Ultd Betriebe töirnen daher für Rote -L-oldaten oder Mitglieder der Rotett Wache keinerlei Auszahlungen leisteir und zahlen nur die für die Foinilteiunitglieder zurürkgelassenett Ar­­hcitslohnvcrgütungcn und die Unterhaltsbeitrâgd aus. fBcrINähI un g.j Andor .9 r a u S in a n n uird Lilg Lukács hobcii l)cutc die Ehe geschlossen, fstatt jeder beson­­dercii Anzeige.) (V o.r trag A il neliese N n c g e.) Im gros;cn Laal Kes tvèarx.LLnin-.s'>a»ses fand gesicrn iin Rahmen einer vonr deutschen Partciselrctariat der Lozialisilsch-Ionnniltnstinhen Arbeiterpartei einberufcncu Frauenversanunlnng ein Vortrag der Schweizerin Anneliese R ueg statt, die über .das Thema „Die Räterepublik und die Proletarierfrauen" sprach. Nach­dem die Vortragende ihrer nnUerhohlenen s>-rct!de Ausdruck gegeben hatte, in der .Hauptstadt der Uitgarischeir Räterepublik sprechen zu köniicti uitd hiebei die Lügcntlachrichtcn der aiw­­trärligetr bürgerlichen Presse,die sie Vvtt einein Besuch Budapeits hätteii abhalteti sollen, gebraiidlnarkt l-alte, schritt sie an die Er­örterung des Begriffes der Proletarierdiktatnr. Die eiirmal erriinqene Macht ri'.üsse unter allen Unistättdeit fcstgehaltert tverden, ja, tveiiii cs nötig sei, auch init Gewalt. .Hierin dürfe sich das Proletariat durch liichts beirrcii lassen, aiii aller­­wenigskeir aber diirch die Treibereien der nach dein Ausland und besonders liach der Schweiz geflüchteten Bourgeoisie, deren kächerkiche Rolle die ülednerin iii treffendeit Worteii schilderte. An drnt .^ainvsc inn die Macht der Arbeitendcii inüsse aber die Frau iverktarig teilnehmen. Wenn die Fraueir Schulter ait Schulter init den Männern deir .Äainpf um die Macht führen, kötme auck) die iittperialisnsche Errtente denr Proletarierftaa^e tiichtS gnhabcn. Die Rednerin beleuchtete hiebei die Rolle, die die Frauciibciveaung !ii den Entcnieländcrni spiele, lind hob herror, das; während eine der bedeittendsten eirglischeti Frarieit­­führerinticn, farait Paiikhurst, der Bewegung einen inel)r natioiwleii Unterton gab, dere.ii Tochter Sl)lbia sich aii die Spitze der sozialisrisch-loinniunistischen Beivegnng gestellt lzabe. Auch in Amerika, dem liipischcii .^apiialistenstaatc, beginne der >i oininuniSiilus sich zu eiitfalteii. Nach einer aberinaligeir Auf­­forderittig an die iingarisetzeti Gctiosfinncn, mit allen Kräftcti für dci' Bestand der Räierepublik zu k.ätitpfen. schloß Fran Ri'eg ihre iiilcressanien, von strèiiger Sachlichkeit imd zivin­­gcirder t.wgit geleiteteit Ansfnhruitgen, die das Auditoriunr mit stürmischem Beifall quittierte. Eine lebhafte Diskussioit beschloß den interessanten Vortragsabend. fA i! S l'i l d n n g v o it Agitatorinnen.) Die Pro­pagandagruppe des BolkslomniissariatS für llnierrichtsweseli veranstaltet eiiicn iieucii AgiratimiskurS, unr für die Franen­­beweginig Agitatorinneii ansznbildcn. Die Leitung der Prv­­piigondagrnppe ersucht die Führer der P.irici- und Fachoraani­­fationen verläßliche Parteiinitglieder, die ait der Belveaniig bereits tcilgeii0iitincn haben, inir cnisprechcndeli Empfeiüuitgen verscsteii, zur Meldiiiig iii die Räninlichkeiteit der Propaganda­gruppe jESierhäzq-utco llO, l. Stock lü) zusenden. Tie Mel­dung ist tini so dri'.igender, als der Kurs bereits ini Laufe der nächsteii Woche unbedingt begiiiiil. Tie seinerzeit an dem ersten Agllationsturse wegen RauminangelS nicht teilnehmcn koiinten ni'rd insolgedesscii iir den jetzt geplanten, nächste Woche zii cr­­ösfiienden ziveiteii .'^urs überivieseii wurden, loerdeii eRnfallS airfgefordert. sich rasch zu nieldeii, soiist wcrdeii die für sie er­­halrencii Plätze durch andere besetzt iverden. lll m bildungs r u rS d c r P r o p aga n d a g r u p p ".) Tic Propagandagruppe des Volkskommissariats für llnrerrichtS- wcscir treransialiet neue Üchend-NinbildungSkurse, um diejenigen Parrciinilgtiedcr, die twrinögc chrcr Vorbildung und ihrer Fähigkeiten dazu geeignet sind, auSzubildeii, damit sie dann selbst ihre.^amcraden in deii Gewerkschaften, Parteiorganisa­­tioneil uird größereir Betrieben ilnterrichten lönnen. Tie Unr­­bilduiigskurse dauerii sechs Wochen. Tic Borträge lverdeir täg­lich ,zivci bis drei Stunden in Anspruch nehmen, iinmcr in den Abeildstunden. Ter Lehrplaii umfaßt alle diejenigeir volks­wirtschaftlichen, sozialen, politischen, kulturellen und etlsischen Fragen und Probleme, deren Kenntnis iir der neueii sozialen Ordnung unentbehrlich ist. Tic Propagandagruppc fordert die Getverkschaftcn, Parteiorganisationeii uird größeren Betriebe auf, diejenigen, die sie für geeignet balteii, zu solchen Vortra­­geiiLen a-uSgcbildet zti werden, mit EinpfchlungSschrcibcn iir die Lokalitäten der Propagairdagruppe des VolkskonunissariatK für UnterrichiSivesen zu entsenden, damit sic sich dann dort für den demnächst beginiierrden Kurs melden. Hier werden auch nähere Mitteiluiigen über das ausführliche Prvgrainm imd die Lrganisatioii der Schule erteilt. sTic .Kinder des StaatcS.) lkcber die Resvrmeii, bic bezüglich der staatlich erhalteiicn .Kinder geplant sind, ivird aintlichcrseits solgendeS mitgeteilt: Tie vom Staate crhalteneit Kinder sind heute nberwiegeird irr Bauerirfamilien, iir den so­­geuannteir .Kolonicii untergebracht. Iir manchen Dörferri wurde,r.zivanzig bis hundert Kiirder einzelri oder zu ziveit bei sfsieheltern, d. i. in einer Familie placiert, die gegerr staat­liche Entlohnung die Erhaltung des Kindes auf sich nimmt. Tie Behairdlung, die Versorgung, den Gesundheitszustand und den Schulbesuch dieser Kin^r kontrolliert eine Inspektorin, die diese wichtige Aufgabe als fachgebildetes staatliches Organ txrsieht. Diese vonr kapitalistischen Staat eingeführte Unter­­bringungsmethode hat zahlreiche schwere Mängel. Einstweilen miiß sie aber beibehalten werden, denn werrn auch ein gründ­lich ausgearbeitetes Programnr zur Verffüguirg sicht, so kann doch leider dorr der Unterbriirgung der vèrtvâisten oder ver­­lasseiren Kinder itt Anstalten vder boir ihrer Adoption unter idealen Verhältnissen noch keine Rede seiir, derrir von heule auf morgeii kann nraii für LOtl.äOll Kinder weder geirügende Arr­­ftalten, noch Leiite, die die Kinoer zii adoptiereir geneigt würeri, hcrbeischasfcu. Bis zrir Errichtung von Anskalten iii ent­sprechender Iaht ivird eirre llteforrii der Kittderkolonieit drin­gend durchgeführt, uni diese Forin der Kiuderplaeiernng durch Abstellung der gröbsten Fehler zuinindest nbergaitgs>l>eise er­träglich zil machen. Eiit großer Fehler der Aietholx war die iriedrig bemessene NiiterhaltSgebühr. Die Iiecheltern brachteir nänilich die ans das Kind getveiideteii Kosten so ein, daß sie cs in ganz jungeir Jahreii schon als Arbeitskraft verwendeten, es Gänse und r^iveiiie hüten und allerlei .Hausarbeit ver­richten ließen. Tie Fvlgc war, daß das Kiild nicht in die Schule ging und als Analphabet auswnchs. Das Volkskommissariat für Volkswohlfahrt hat die Monatsgebühreit vvn 10 bis 15 Kroneii auf chl) bis 150 Kronen erhöht, Ivodurch eine Wahl unter deil Zieheltern, somit die bessere Unterbringung gesichert werden konnte. Auch die einige hundert Kronen betragenden Bezüge der Inspcrl.vrintten wurden bis zur Höhe eines ordent­lichen Gehalts gesteigert, damit diese Organe chr Amt nicht wie bisher als Nebenbeschäftigung, sondern als Beruf aus­üben können. Der wichtigste Teil'der Reform aber steht jetzt vor der Verwirklichung. Tie Kolonien sollen nämlich zu Musterkolonien iimgewandelt iverden. In der Hauptsache wird eine svlche aus einem Tagesheim bestehen, das solvohl die staatlich erhaltenen als die Doyfkindcr bcsiichen. Iirdcnn sie dort zusammen spielen und die gleichen Begünstigungen genießen, Ivird der Unterschied ausgesc^Itet, der leider heute zwischen den Astil- und den T-orfkindern in sehr hohem Maße besteht. Das Tagesheim umfaßt auch einen Küchen- und einen Speiseraum. Ter Küche liefert dcis zu dein Tagesheim gehörige Stück Acker, den die größeren Ksndcr unter Führung eines landwirlschaft­­lick)cn Lehrers beb.ruen, di« nötigen Lebensmittel. Dieses kleine Ackerland ist somit einerseits eine landivirtschastliche Schule für die größeren Kinder, andcrerseiis verbessert eS die dinitigc Verpflegung der Afrstkinder. fE r s o! a e^ dcr n n g arischen F ! l m i n d n st r i e.) Ter ungarische Film lzat sich bisher nicht nur im Inlandc mit Erfolg durchgesetzt, sondern findet auch schon im Aus- K.nde Beachtung,. So hat sich erst kürzlich eine jugoslawische Firma mit dem Ersuchen an den Zentralbetriebsrat der BcreinlA^n Filmindustrie, und Lichtspielbetriebc gewendet, um das Szenarium einiger Kinostückc mit türkischen und kroatischen Sujets verfilmen Zu lassen. Trm Ansuchen Ivird bcrcitwilligst Folge geleistet werden, und die kroatische Firma Ist auch schon ersucht worden, die betreffenden Tertbücher der Kunstableilimg cinzusenden, die sie Prüfen und zur Ausnchmc weitergcben wird. Dieser Erfolg liefert einen Beweis dafür, daß das Ausland unsere Filmindustrie.schätzt uud für sie In­teresse hat. iE r i n u c r u n ge n a n Franz I o s e s.) In Danzers Armeezeiiung erzähtt Albert M argulti, wie vor fünf Jah­ren Franz Josef von dem Attentat in Sarajevo verstän­digt wurde. Margntti überbrachte die Depesche dsn Grafen P a a r, der sich in des Kaisers Schreibzimmer lregab, unr dem .Kaiser die Sache zu melden: Nach kaum drei Minuten — bei der Pünktlichkeit, die unter Franz Josef am .Hofe herrschte, hatte ich nrir angeudnt, auch solche Zeiten stets durch einen Blick auf die Ilhr seslzulegen — kam Graf Paar wieder unv iagte mir nun: „Morgen frül) wird nach Wien zurückgereist. Ter Kaiser speist heute allein." „Wie hat der Kaiser eigentliche das Unglück ausgenommen?" fragte ich meinen Chcs.'Dieser sah nachvcnklich zu Boden und erwiderte erst nach geraunicr Weile: „Der Kaiser ist schvn ein aller Manu; er hat in seinem Leben so viel Böses durchgenracht — weit Schlimmeres als das!" „Gewiß!" ivenLete ich ein, „aber es muß den Kaiser doch fnrchlbar angegriffen haben." „Ganz sicher," erwiderte Paar, „aber Du weißt, wie oer Kaiser mit dem Erzherzog stand; ein besonders h'erzlicheö Ver­hältnis war cs nicht. Ties lag durchaus nicht s am .Kaiser allein; das ist ja bekannt. Auch der Erzherzog tat manches, nur sich die Gefühle seines wohlmeinenden und ihm von Hans aus giltgesinnleii Onkels zu entfremden. Sie ivarén einander menschlich ent,Ve:ndet. Und nun trat noch die Heirat lsinzn. tiâer die der .Kaiser, als Ehef seines Hanfes, als eisrig­­srer Verfechter des Legimitälsprinzips, eigentlich nie hinweg­­kömmcn konnte. Diese Heirat lnu ihn vor die schwersten ScZcnkänlpse oesteiil. Selbst nach dcS Erzherzogs feierlicher Rcnunziation für seine Kinder Vermvcrpe der .Kaiser nie nud niunner eie Besorgnis loszuivcrden, daß der Er.zherzog, von seiner geistig nngewöiprtich begabten, dabei aber auch nheraus ehrgeizigen Frau augeeisert und gedrängt, einmal doch Mittel und Wege finden würde, nm seinem älteren Sohne die Thron­folge irgendwie zn sichern. Das nagte nnauchörlich und pei­nigend am .Herzen des.Kaisers. Deshalb machte er sich im stillen iurmer und immer wieder die bittersten Vorwürfe, daß er des Erzhwzogs Ehe in dieser Form zugelasfen und damit vielleicht indirekt über das ohnehin ständig von schtvercn i Erschütterungen heimgcsnchte Reich eine unter Umständen ver­hängnisvolle Kalamität lferausbeschworen habe." All dies war mir nicht neu: es paßte in die unpersönliche Art, mit der Franz Josef Pie Dinge zu beschauen gewohnt war. Icb nickte bloß stumm mit dem Kopf. Zögernd'fuhr Graf Paar fort: „Und nun — wozu Dir gegenüber hinter dem Berge halten?. Zuni heutigen Schicksalssèrg hat der Kaiser überhaupt nicht viel gesagt. Im ersten Augenblick war er wie voin Blitz ge­rührt, tief betroffen. Er schloß für einige Minuten die Tlugen und blieb ganz in Gedanken versunken. Tann aber sprach er -- nicht zu mir, sondern zu sich selbst — die Worte entrangen sich seiner Brust: „Entsetzlich, entsetzlich! Ter Allinackstige läßt sich nichl herausfordern! . . . Eine ljöhcre Gewalt hat wieder jene Ordnung hergestellt, die ich leider nicht zn erhalten ver­­j mochte..." Schließlich wendete sich der Kaiser uincr Zeichen tiefster Ergriffenheit mir zu und befahl die rnorgige Rückreise nach Wien, sowie, daß er heute allein essen ivolle. Sonst fiel kein LLort mehr." (De r verliebte (ü ri echc n kö n i g.) Aus Athen meldet Chicago Tribüne: ktzrgcn Ende vorigen Jahres traf mit einer Abteilung des amerikanischen Roten Kreuzes eine sehr hübsche Brünette mit veilchenblauen Augen in Athen ein. Sie hiesj Josephine Marie Kellw gebürtig aus Chicago, Nichte von W. .Hiflard, Besitzer As New-Iorker HviklS Lorrciine. Eines Tages begegnete sie bei Bekannten den: ju° ! gendlichen König Alexander — und da war es nm diesen ge­schehen! Seit jenem Tage jagte der griechische Ntonarch jeder Gelegenheit nach, die ihn mit Miß Kelly zusammenführen konnte. Bot sich eine solche Gelegennheit zu selten, so bediente er sich schleunigst seiner königlichen Freiheit, und lud kurz ent­schlossen die âerikcmerin zu einer Gesellschaft in sein Stadt­schloß oder in seine Sommerresidenz Tatoi ein. Im Auto durchsaustcm sie eifrig und anhaltend ganz .Hellas. Gelegentlich solcher Fahrten durch dcis Land und die Gefilde beseligendlm Alleinsems soll König Alexander das Bekenntnis abgelegt l-aben, daß er sich nichts Besseres wünsche, als ein freier Mensch zn sein und ein Weib nach seiner' Wahl heimfiihren zu können. Bald Ivar es so Ivcüt gekvminen, dcrß ^Alercrnder der Verliebte ncit jedem Zerenivnicll brach. Er forderte den Skandal geradezu heraus, ttielegentlich eines Balles im .Hosrheater wartete König Mex-­­ander nicht erst ab, daß ihm die Amerikanerin, wie es die Sitte erl'eischt, zngesührt wurde. Er stürzte, sobald er ihrer ansichtig wurde, auf sie zn und hielt sie in einem längeren Gespräch fest. TaS junge Mädckien bat ihn schließlich, dcâ alle Welt die Angen ans sie gerichtet lsielt, einen besseren Platz zunl Plaudern zu tvählen als ün Biittelpunkt des Ballsaales. „Ganz meine Meinung," lachte der König, „gehen wir auf den Balkon." Das " geschah auch. Ans eine crneuts Bitte von Miß Kelly hin wurde aber auch diese intimiere Unterhaltung bald abgebrochen. Daher richtete der König es wenigstens so ein, daß er sie in einer Quadrille zum Gegenüber lzatte. Seitdem ist in Athcui; das Frage- und Antwortspiel irr Mode gekomnien: Wird der König die Miß heiraten oder nicht? Die hübsche Amerikanerin hat inzwischen: — wahrscheinlich ans Verabredung — Atheir zunächst ver­­lassen. Aber nur Athen. Sie hat in Patras ihre Dienste beim Roten Kreuz wieder aufgeiwminen, gedenkt jedoch dWnächst wieder nach Amerika zurückzureisen. zwischen dem König und Miß Kelly verabredet ist, weiß natürlich niemand zsi sagen. Die Athener aber würde es durchaus nicht wundern, wenn es eines schönen Morgens hieße: Alexander der Ver-« liebte ist zu Schiss nach Chicago; der Athener Königsthr-Nl ist billig zu hab-en. sDie reichen Australier.) Sie haben sich, W'e englische Blätter berichten, dieser Tage zum erstenmal mit einer größeren Aktion an die Oeffcntiichkcit gebvcgt. Wie nwn-. lich die Londoner Blätter durch das Sekretariat des austra­lischen Ministerpräsidcntcn .Hughes verständigt wurden, die in London ansässige australische .Kolonie einen Betrag von 10.000 Pfund Sterling als' Preis für einen Flug England- Australien ausgeschrieben, der gewisse kurze. Zwijchcnlan düngen unterivegs gestattet, aber im ganzen und großen iii einem Zuge durchgeführt iverden uiu'ß. Und zwar soll del Flug im September dieses Ial)res sxatrfindcu, weil um diesc Zeil auf dem Ozean die günstigsten Witteriingsverhältnisst herrschen. Bei dieser Gelegenheit bringen die illustrierten Blätter die Porträts der namhaftesten australischen Persönlichkeiten, die sich gegenwärtig in London aus­halten, nnd Tailii Nenw stellcii die Tatsache fest, daß seit Kriegsbcginn mehrere hundert wohllzabende Familien aus Australien nach England übersiedelt seien, die sich hier an gekauft .hätten vder in vornehmen Hotels ein angenehmes Le­ben fjihrten. Veranlassung zur Nebcrsiedlung boten vielfach geschäftliche Transaktionen, Kriegslieserungen «rller Art, dis das Oberhaupt der Familie bestimmten, seinen Aufenchalt iik London zn nehmen, und da diese Unternehmungcu nicht si^ech ausgefallen zu sein schienen, ließ er bald darauf semc Aw gehörigen nachkwnmen. Wie der Australier daheim sich nichs genug aus seine demokratischen Einrichtungen und Gcwichn­­hciten zugute tun kcmn, so geht, wenn er Englands Boden bs treten hat, sein Streben dahin, in die Gesellschaft aufgenou,» men ^il werden, Bezichungen zy den „höheren" Kreisen auzuc knüpfen, nnd obzwar er eS, wie das Blatt meint, lwrtnäâif leugnen wird, zielt doch sein höchster Ehrgeiz darauf ab, irgend, wie den Titel „Sir" oder „Esquire" zu erlangen. Aber damit' hält eS sehr schtver. Die englische Aristokratie ist sehr exklusiv indische Nobilitären, die geadelt iverden, bringen von znFHaus« die Gewähr einer edleren Abstammung mit, aber dem Austra-! licr hastet iruu einnial-, so sehr seine Tüchtigkeit irl Euglank. auch anerkannt wird, noch immer das Vorurteil an, daß diese» ferne Erdteil eigentlich in früherer Zeit eine Sträflingskolo nie war und im übrigen auch sonst nur Leute dahin 'auszu wandern pflegten, die gute Gründe batten, ihre Äcrganqerchei veraessen zn machen. Freilich hat sich seither viel geändert un) ülustralicn hat während des Krieges durcl) reichliche Truppen transpvrtc dem Muttcrlandc' so große Dienste erwiesen, das dieses seine entfernicren Vettern schon eines näheren gesell­­schasilichcu Unrganges würdigen könnte. So hatte cs in austra­lischen Kreisen einigermaßen verstinimend gewirkt, daß anläß­lich der großen Ordens- nnd Adelsverleihnngen im Mai In dien und auch Kanada zicinlich reich bedacht wurden, währen) inan für die Slnstralier bloß einige niedere Medaillen übrie Halle. Li« sehr alter Mann. Bud ap e st, 1. Juki. Ein schr altci. Bèann ist gestorben, den ich gekanut hab«. Ich glaube, er wahr schon beinahe hundert Jahre alt. Er ihattc sich eine gewisse Iugcndfrischc bewahrt, denn er sah aus wie cin Siebziger. Tic Jahre drückten seine Schullern und bcugteit seinen Gang. Aber die Augen blinkten noch seheud durch die Brille, die kleinen Lettem der vielen, vielcit Zcitun» gelt stellten sich im Gehirn zu Worten und Sätzen auf und Kompanien von Worten bildeten Gedanken. Früher trat der sehr alte Mann täglich um fünf Uhr an meinen Tisch, und ivenn er sich nstdcrsetzte, stand ich aus. So wie Bettgeher ein­ander auf der Schlafstälte ablvsen, der Tagarbeiter den Nachl­arbeiter, oder, um es gebräuchlicher, aber nicht uickvüchsiger zu sagen: wie die ausgehende Sonne dem N^onL mit ihren Strahlensingcrn zuwinkt, zum Zsickfen, daß er bleichend vcr­­schwinde: so begrüßte mich der alte Mmin, ich hatte zu gelxcn. In der nächsten Minute lxatte er bereits den Kopf in daS Abendblatt des „Pester Lloyd" vergraben. : â Später wurden wir bekannt. „Was glauben Sic, junger ! Mann^ wie alt bin ich eigentlich?" sagte der sehr alte Maiu» und lächelte, es sollte verschmitzt sein, ging aber nicht so recht» denn es felylken ihm schon viele Zahne. „Erraten Sie mal' junger Mann!" ! „Siebzig!^ „Weiter!" „Fünfundsiebzig!" „Noch ein bißchen!" . So kletterte ich bis zu neunzig empor, und noch ein gcrvH ! wenig darüber. Endlich sagte er: Io, und tvar riesig erfreut, ol» ! ich es ihm nicht glauben Wollte. Er Protzte geradezu mit seinem Alter.

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