Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1919. szeptember (66. évfolyam, 182-182. szám)

1919-09-28 / 182. szám

^der Feststellung antwortete, daß dieser Vertrag die UW» Bürgschaften biete. Unter großem Beifall warf Barth 0 u die Frage Wf» was das Schicksal Frankreichs sein Werde, wenn Amerika den Vertrag iricht katifizieren sollte. Tardieu erwiderte, daß man h^uf vertrauen müsse, daß Amerika den Vertrag ratifi­zieren werde. Aber selbst wenn dies nicht der Fall sein pllte, würde er Geltung haben, wenn drei Mroßmächte und Deutschland ihn ratifi­zieren. Barth ou erklärte sich mit dieser Antwort nicht zufrieden und verlangte, daß der Minister !des Aeußern oder der Mnisterpräsident auf seine Frage antworten. Minister des Aeußern Pich 0 n erörtert« die großen Vorteile, die der Völkerbund Frankreich bringe, iund schloß mit den Worten: Niemals stand Fr ank­ere ich geachteter da, niemals hielt die Welt es für ^mächtiger; wir hinterlassen unseren Nachkommen ein 'glorreiches, mächtiges Frankreich. > Abgeordneter Barth ou kam hieraus auf seine Eingangs gestellte Frage zurück, die er nun an den Mi­­nisterpräsidenten unmittelbar richtete. . Unter großer Spannung des Hauses erwiderte Clemenceau: Wir wissen wohl, daß der Frie­­chensvertrag von allen Ländern, die beteiligt jsind, unterzeichnet werden muß, doch können > nicht alle gleichzeitig unterzeichnen. Es wurden zwei ^Bündnis Verträge geschlossen, eben weil der sVölkerbund nicht die Aufgabe erfüllen a n ihm obliegt. Diese unterzeich­­'n e t-'e^!^e r t r ä g e behalten ihren ganzen 'Wert.'^uch wenn Amerika den Völker­­sbundvertrag nicht ratifiziert. Es wäre allerdings eine eigene Ironie des Schicksals, swenn Amerika den Völkerbundvertraz nicht ratifizieren sollte. Mit dem Bündnisvertrag chat dies aber nichts zu tun. Clemenceau schloß unter großem Tumult der Linken und Beifall auf den müderen Bänken: Wenn es sich aber etwa um seine unbegrenzte Vertagung der Abstim­­smung über den Vertrag handelt, so kön­nen Sie dies tun, sedoch ohne uns. s In der folgenden Kontroverse zwischen dem Ministerpräsidenten Clemenceau und dem Abgeordneten Warthou präzisierte Clemenceau seine Auffassung smit den Worten, daß, tvenn Barthou und seine Anhänger slogisch vorgingen, sie dieVertagung der Abstim­­smung^in der Kammer bis zur Ratifizie­­chung des Vertrages durch Amerika ver- Klangen müßten. Der Beifall, der hierauf bei den ^sozialistischen Abgeordneten losbrach, veranlaßte den Ministerpräsidenten, dem Abgeordneten Barthou zuzu­­!rufen: Das sind die Leute, für die Sie arbeiten! s Barthou verwahrte sich gegen diese Morte. Derhierauf entstehende Lärm >war so groß, daß die Fortsetzung der De­­'Latte verschoben werden mußte. (Ung. ;T.-K.-B.) ' Paris, 26. September. , Ministerpräsident Clemenceau hielt gestern in der Kammer unter großer Spannung seine Rede über 'den Friedensvertrag, zu der das Wortgefecht jzwischen ihm und dem Generalberichterstatter Barthou sin der vorgestrigen Sitzung die Einleitung bildete. s Zu Beginn seiner Ausführungen bemerkte Cle­­smenceau, daß es nun seine Aufgabe sei, in der De­­jbatte über den Vertrag das Wort zu ergreifen. Er tue dies -auch mit Rücksicht auf die kommenden Wah- Il e n. Der Vertrag, führte der Ministerpräsident aus, 'vollbringe Dinge, die einzig dastehen. Um sie zu würdi­­igen, genüge es darauf hinzuweisen, daß Frankreich mit sgroßer Freude während des Krieges einen Frieden ange­­snommen hätte, d e r i h m n i ch t 's a l s E lsa ß - L o th­­ü ingen gebracht habe. Ter Sieg habe aber 'Frankreich befähigt, darüber hinaus- HUgehen, Völker zu befreien und neue 'Staaten zu gründen. Es sei Frankreich gelungen, Idas Feld seiner auf die Befreiung gerichteten Tätigkeit sauszudehnen. i Im weiteren Verlaufe seiner Rede betonte der Mi- Misterpräfldent, daß er die U n v o l l k o m m e nh e i ten des Vertrages nicht verkenne. Er verlange keine Verhimmelung des Vertrages und keinen Ausdruck der Begeisterung, aber im Vergleiche zu anderen Ver­trägen der Vergangenheit steht der Vertrag auf ^Gründung einer Koalition der Be­­sfreiunzeinziginderGeschichteda. Er müsse 'als Ganzes betrachtet und angenommen werden. Als lsolches sei er ein guter Vertrag. Redner wies sodann auf !die Zeit vor dem Kriege hin, da Frankreich unter der Mherrschung der Welt durch Deutschland gestanden^ sei. Aber noch schmerzlicher sei es für ihn gewesen, daß er !auch während des Krieges gegen eine Partei zu kämpfen chatte, die zu einem Kompromiß mit Deutschland geneigt 'war. Sowohl im Jahre 1870, als auch im Jahre 19 14 ss«i Frankreich durch denKriegüberrascht worden. Man muß sich so einrichten, daß Ähnliches nicht mehr geschehen könne. Ohne auf die Zwischenrufe zu reagieren, setzt der iMinisterpräsident seine Rede fort. Er weist auf die Dienste 'hin, die die Verbündeten Frankreich geleistet haben. S o wie während des Krieges rechne er auch cheute auf Amerika, auch wenn es keinen ^geschriebenen Vertrag geben würde. Es siei richtig, daß Pr äs ident Wilsoninder Frage ches Völkerbundes nicht in jenem Maße erfolgreich gewesen sei, wie er es ge­wünscht habe. Er habe aber die Schlüssel gegeben, chie das Tor einer neuen Welt öffnen. Ob sich ein Erfolg einstellen wird, wisse Redner nicht: , ! Zu den Vorgängen in Amerika bemerkte der Mi. nisterprästdent, daß er fest auf die Ratifizierung des Ver­trages durch den Senat rechne. Den Republikan ern, die ihre Sympathien für Kankreich bei jeder Gelegenheit zum Ausdruck bringen, rufeerzu, siemögensich beeilen, den Völkerbund zu schließen» der ein großer Triumph der Menschheit s e i n w i r d. Ueber die Arbeiten der Konferenz bemerkte er, daß die Konferenz anfangs schlecht gehandelt habe. Man habe Reden gehalten und nichts getan. Dann sei die Methode geändert und der Viererrat geschaffen wotden. Man habe gearbeitet und der Erfolg habe sich eingestellt. Sein (Clemenceaus) Ziel sei gewesen, einen Frieden der Solidarität zu schließen. Ein solcher komme nicht plötzlich durch Befehl von oben. Er brauche Zeit, damit das Wort sich in die Tat umsetze. Dann sagte er, er habe den Verbündeten Zeit gelassen, sich in der ftanzösischen Atmosphäre zu baden. So sei der Einfluß Frankreichs auf den höchsten Punkt gelangt. Der Name Frankreichs sei höher geschätzt und bewundert als jemals in der Welt. Unter großer Bewegung im Hause und Unter­brechungen auf der äußersten Linken fährt der Minister­präsident fort: Packen Sie entschlossen den Berttaz an, wie Sie es mit dem Kriege getan haben. Er wird groß und fruchtbar seim Mit der Diskreditierung des Vertrages diskreditieren Sie auch die Sieger, die so d ast ehe n, als ob sie un­fähig wären, dem Lande den Frieden zu geben, der Sicherheit verbürgt. Sie würden Frankreich statt eines Instruments zum Leben ein totes Instrument geben. Der Verttag ist nichts, als der Anfang des Anfanges. Auch in der Frage der Entwaff­nung Deutschlands auf dem linken Rheinufer sei für Redner die S o li d ar i t ä t d er V e rb ü n d e t e n das wichtigste gewesen, das er niemals geopfert hätte, außer wenn ihm unannehmbare Bedingungen ge­stellt worden wären. Clemenceau reflektierte sodann auf den Vor­wurf, den der Abgeordnete Martin ihm gemacht, indem er sagte, daß Frankreich durch den Vertrag auf eine Po­litik der Wachsamkeit heruntergeschraubt werde. Martin irre, wenn er glaube, daß nach eimm solchen Frieden Frankreich der Wachsamkeit enthoben werden könne. Der Friede bringe Frankreich viele Opfer, viel Elend, viele Lasten und Schwierig­keiten, leider werde dieser Zustandauch lange dauern. Die Menschheit ändere sich nicht so rasch. Die Konferenz habe den Völkerbund gemacht. Nun handle es sich darum, ihn zu beleben, indem sichFrank­­reich imnier enger an seine Verbündeten anschließt, so daß nichts die Banden sprengenkönne. Der Ministerpräsident schließt mit den Worten: Mit Hilfe unserer Verbündeten haben w i r g e s i e g t. W i r s i n d d i e H er r e n. Das Frank­reich des Vertrages wird sein, was Sie aus ihm machen. Die Verwünschungen der Nachwelt werden aber auf Sie fallen, wenn Sie verkennen, was er für chie Zukunft Frankreichs enthält. Der Vertrag eröffnet eine neue Aera für di« Welt. Sein Wert wird aber davon abhängen, wie Sie ihn verwirklichen. Unter anhaltendem Beifall fordert Redner die Kammer zur Einigkeit ohne jeden Hinter­gedanken auf, die in den Interessen Frankreichs wurzelt. Der sozialistische Abgeordnete Renaudel, der nach Clemenceau sprach, erklärt sich mit dessen Rede nicht zufrieden. Der Vertrag zeige nicht eine Entwicklung der internationalen Politik. Zu ihrer Einleitung wäre die vollstän­dige Entwaffnung Deutschlands nat­ív e^n d i g gewesen. Nur die vvllständize Ver­nichtung des deutschen Militarismus hätte Ber'uhigung bringen können. Die Sicherheit der Zukunft liege ausschließlich beim Völ­kerbund. Renaudel warf dem Ministerpräsidenten vor, daß er den Völkerbund preis gebe. Da der Präsident der Vereinigten Staaten nach dem Vertrage berufen sei. den Völkerbund zum ersten Male einzuberufen, könne es niemals dazu kommen, wenn die Vereinigten Staaten nicht im Völkerbund seien. Der Völkerbund habe vor allem wirtschaftliche Beziehungen zum Gegenstand. Man müsse sich entscheiden: Entweder bleibt es beim wirtschaftlichen Krieg, der den anderen nach sich ziehe, oder es werde ein dauerhafter Friede der Versöhnung der Welt aufgerichtet. Es müssen internatio­nale Beziehungen mit Einzug Deutsch­lands geschaffen werden. Die Arbeiterorgani­sationen werden zur Aufnahme dieser Beziehungen wert­volle Dienste leisten, wie sie dies schon in der Frage der Zulassung Deutscher und Oesterreicher zum Arbeiterkongreß in Washington getan haben. Es sei nicht möglich, daß der Völkerbund auf wirtschaftlichem Gebiet etwas erreiche, wenn 3 0 0 M vl lionen Deutsche, Oesterreicher u nd Ru s s c n i hm n i ch t angehören. Ohne eineinternationalewirtschaftlicheSoli­­darität »v erden wir Hungersnot haben. Redner wirft den Friedensunterhändlern hauptsächlich vor, den Deutschen die Kolonien weggenommen zu haben, wodurch Deutschland zu der Kolonisation Rußlands ge­trieben tverde. Von den deutschen Sozialisten verlangt Redner, daß sie die Verantwortlichkeit am Kriege selbst bestrafen. Die Regierungen haben — sagt Red­ner — ihre n Friedengemacht, aberdieVöl­­kerv erlangen einen anderen. Zur Affaire Caillaux übergehend, führt Renaudel aus, der Mini­sterpräsident habe fünfzig Jahreparla­mentarischer Verbrechen hinter sich, er schone seirie Gegner nicht, auch dann nicht, wenn sie gefallen 8oliv?L8. 28. 8vpisnidsr 1919 .4. seien. Er werfe Caillaux den Verttag von 1911 vor, ver­­gesie aber, daß er selbst den Verttag von 1909 unterzeichnet habe, der Marokko germanisiere. : - Uom Tage. B u d a p e st, 27. Septemr«». Zur Aohkenkrise. Von wohlinsvrmierter Seite erfahren wir über den hie­­sigen Aufenthalt des amerikanischen Obersten Causey soch gendes: Oberst Causeh, Präsident des Interalliierten Eisens bahnkomitees in Wien und Delegierter der Vereinigten Staaten in der Internationalen Lwnaukamnrission, hielt sich in Angelegenheit derKohlenversorgungUngarns einige Tage in Budapest auf und ist im Laufe des gesttigen Tages nach Wien zurückgekehrt. Herr Oberst Causey hatte hier mit den ungarrschen Kohleninteressenten Besprechungen. Zweck seiner BeratunMn war, im Interesse der Hebung der ungarischen Kohlenpraduktion eine Lösung zu finden und den Grubenholz, und Sprengmittelbedarf der heimischen Kohlm­­berKverke sicherzustellen. > Dor seiner Reise nach Budapest suchte Oberst Causey die Regierungstteise in Belgrad ! hssf^ KU gewinnen, daß ein gewisser Teil der Produktion des Zttchlenrevlers von PècS dem lmaattschen Bedürfnis zur Ver­fügung geftellt tverde. Das Ergebnis der Beratungen CauseyS kann dahin zusammengefaßt werden, daß die jugo­slawische Regierung sich erbötig machte, einen Teil der Pècser KoMenproduktron Ungarn zu überlassen, tvomit die Donaudampffchiff, fahrt für gesichert erscheint. Bezüglich der Einfuhr preu­ßischer Kohle sind die Verhandlungen mit den kompeten- WM ^tevessenten toohl noch im Zuge, es besteht jedoch leider Waum eine Hoffnung auf einen gimstigen Ausgang dieser Ver- Handlungen. Oberst Causey, der schon mit den Taylor- und Coolii^-Missionen in Budapest tveilte, behandelt di« Fra^s der Kohlenbeschickung Ungarns mit der größten Sachllchkeck urch mit allem Wohlwollen. ' Deutschosterrerch. Der Vertragsentwurf der österreichischen Nachfolgestaaten. DersailleS, 28. September. Der Fünferrat hielt heiüe vormittag unter Vor­sitz C a m b o n s eine Sitzung ab. Ergenehmigteden Vertragsentwurf, den die österreichischen^ Nachfolgestaaten untereinander abschließen sollen, ohne ihre Beziehungen betteffend Handel, Transit und Verkei^ zu berühren. (U. T.-K.-B.) Die Rev«l»1ik Dentschlaird. Gerüchte über die Auflösung der Nationalversammlung. Berlin, 35. September. Die Vossifche Zeitung meldet aus Hesien: Der Rhei­­nksch-Westfälischen Zeitung wird aus parlamentarischen Kreisen mitgeteilt, daß gewisse Anzeichen darauf Hinweisen, daß sich die Regierung mit der baldigen Auflösung der Nationalversammlung beschäftige. (U. T.-K.-B.) Rücktritt des ReichSmimsters für Aeußeres. Berlin, 26. September. Wie die Vosiische Zeitung meldet, herrscht in Ab­geordnetenkreisen vielfach die Meinung, daß der Reichs­minister des Aeußern Müller von seinem Amte scheiden und es eventuell mit irgendeinem Botschafter­posten vertauschen wird. Als sein Nachfolger wird der bisherige Reichsminister des Innern David genannt, (U. T.-K.-B.) Sndslawisches. Die Fiumaner Frage. Mailand, 36. September. Wie Corriere della Sera erfährt, habe Bissolatf eine radikale Lösung, nämlich di« Vereini­gung Fiumes mit Italien, vorgefchlagen. Für die Vereinigung waren ferner Bm^ilai, M«lda und Federzoni^ sU. T..K..B.) Mailand, 36 September Corriere della Sera zufolge echielt Clemenceau von Wilson eirre Note, wonach baS Nebereinkommm von Claire Fontaine nicht radifiziert werden solle, dagegen werde die Wiederinkraftsetzung des ehemclligen Vorschlages der ita­lienischen Friedensdelegation verlangt, tvonach unter Ver­zicht auf eine Volksabstimmung aus Fiume ein selbständiger Staat zu bilden sei. sUng. T..K..B.) Belgrad, 26. September. Das Südslawische Preßbureau erklärt die Nachricht de: Pariser Ausgabe der Chicago Tribüne, wonach die Italiener und die Jugoslawen ein Abkommen geschlossen hätten, durch das alle ihre Streitigkeiten beigelegt werden und daß wahr­scheinlich Fiume, sowie andere, das Adriatische Meer betreffende Angelegenheiten zwischen ihnen direkt geordnet werden würden, ferner daß Präsident Wilson erklärt habe, er hätte gegen eine derartige Verein­barung, wenn Jugoslawien ihr zustimme, nichts einzuwenden, für unrichtig. sU. T.-K.-B.1 Paris, 26. Septcmbrr. . Echo de Paris zufolge meldet Washingwn Post, man solle wissen, daß kein Amerikaner eine Politik billisgen werde, die in der Fiumaner Frage Amerika auf feiten der Gegner der italienischen Regierung stellen würde, "'' ________ ' " . Italie«. Ein wichtiger Kronrat. Mailand, 26. September. Nach Corriere della Sera haben sich die Teilnchmer am Kronrate zu strengem Stillschweigen verpflichtet. Immerhin will das Blatt wissen, daß Giolittis Erklmmngen folgende fünf Punkte umfassen: 1. Volles Vertvauen in die gegenwär­tige Regierung. 2. Schleunige Demobilisieumg. 3. Besetzimg! Fiumes durch reMläre Truppen. 4. Auflösung der Kammer.

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