Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1927. október (74. évfolyam, 222-247. szám)

1927-10-23 / 241. szám

Loimdass, 23. Oktober 1S27 vaterländischen 'nnd dem nbgetrennten Uncsartum bildeten, allmählich entfremdet. Und da sollen wir unseren f^einden zu Hilfe kommen, sollen wir es b!eweisen, und dazu noch unrichtigerlveise, daß in dem Zeitalter, in dem Ungarn ein Maß des SelbstbestimmungsrechteL genoß, das es durch Jahrhunderte entbehrte, die ungarische Nation nichts anderes henvorzubringen wußte, als Dekadenz, Korruption und schale Ohnmacht?! Wenn es wirklirh so wäre, dann wäre fa das UUeil, das in Trianon erflossen ist, gerechtfertigt, dann hätten wir ja gar kein besseres Los verdient! Wenn cs wirklich so wäre, wenn in fenem Großungarn wirklich alles schlecht war, hingegen in dicsen: Itumpfungarn alles gut ist, warun: sehnen wir uns dann nach den: Großungarr: zurück? Hinweg dann mit der Integrität, mit dein Jrredei:tis!nuè, und sehen wir uns nicht der Gefahr aus, in jene Dekadenz zurückzuverfallen! lUberzeugt, daß wir i:: unserer glorreichen Geichichte die stärkste u::d sicherste Quelle unserer Wi^ergeliurt be­sitzen, cinvört sich ineine Seele gegen diesen moderlre:: historischen Defaitismus, und ich bitte meine Volksge­lrossen inständigst, ihn zurückweisen zu wollen, auch wenn er ir: einein i:och so gsfälligen und imponierenden Ge­wände erscheint. _________ Detrachtrmgen ndsr IrMlamatie, Von Gllstav Erényi. d ?dach der Dèaßnahme einer grunLverschiedenti: Liturgie wurde der Weltkrieg Hübel: mrd drüben paren­tiert. Nicht nur iin Praktischen, also ii: der AustcUung der neuLi: politischel: Machtreviere, auch iin Prii:z:p:el­— ti: der: Sentenzei: Uird Perspektiven, die man anchei: Kriegsausgang knüpfte, ließ sich zwischen der ântalrtat von Siegern und Besiegten i:: den seltensten Fallei: erne Brücke schlagen. Aber in einer kriegerischen Losllng trafen sich die Vtil'ker beider Hemisphären, die i:: ihrer Ent­rüstung über dieses Kapitalverbrecher: am Menschenleben und ai: lnenschlicher Solidarität nach dem Simdenbock sahnden, a::f de:: die angehällste Erbitterung berder Lager bequemerweise abziüvälzen sei, — im Schla^^ruf: „N:e­­der mit de:: Diploinaten." Hiebe: w:rd „D:plomat:e und „Geheimdiplomatie" von dem urteilslose:: Duicch­­schnittsnörgler zunicist in der: gleichen Topf gowor-fe!: uird alles, was ii: der Vergangenhert h:nter dei: Kulrfsen nicht immer mit gewissenloser Durchtriebei:he:t um d:e Entscheidung über Krieg oder Friede:: rang, rn Barrsch u:td Boge:: verurteilt. J:n Lichte einer solche:: Aupfassung erscheint der diplomaiische Unterhändler unter allen Um­­stän^der: als eine.Art lltänkeschmied und die Geich:chre der Diplonratie als eine Folge voi: Ko::sp:rat:o::en. der sämtliche internationalen Verwicklungen entsprreyen. Ma:: erinnert.sich aus solchen: Anlaß uirwillkürlich jener gro­ße:: Stifter staatlicher ::::d dljnastischer Macht, die^ zu­gleich große Intriganten waren, wie die Merster fran­zösischer Diplomatenku::st Richelieu, Mazar::: ::nd^ de Fleurv, wie der verschlagene Martinuzz: — gleichfalls eine ausgeprägte Machtnatur, der iiides e:ne gedeih­liche Machtschöpfung unter den stiefmütterliche:: Ver­­hältnissen nach Mohács veviagt blieb — und man ge- Lenkt auch des scharfsinnige:: Theoretikers l.eder z:e.­­sichere:: 9iä::kepolitik Nicolo Näachiavelli, der ::ichtsdesto­­weniger gerade ai: das Diplomate::ha::dwerk ngorose ethische Änforderunge:: stellte und de:: florentinischen Geiandte:: am Hofe Karls II. in den: Sinne unterwies, daß ein Diplomat nicht zu den Leuten, die anders denken Ich gelangte aus dem Dorf i::s Freie u::d streckte niich au: Rand'eines Wiesenpfades ins Gras. Meine Er­­fiiidung war ungeheuer. Aber man mußte vorjichtig sein. In N'iclü ganz einer Stunde hatte ich nun schor: eins, zwei, drei, vier, süiif, ja sünf Persone:: unschuldig mit ihr ge­opfert: Bartolo verb^lutet, seine Fran und Tochter ver­nichtet, de:: Kellner i:: einer: Esel und der: Commen­­datore ir: einer: Vulkar: verwandelt. Ich grübelte lange vor mich hin. Doch schließlich: Jede große Erfindung hat rroch Opfer gefordert. Ich kalkulierte die rndustriân Aiiweridungsrnöglichkciter: rrreiner Erfindung aus. w:e Sonrre war ilereits im Sinken. Aber ich rithrte mich nicht vor: der Stelle. D-cun. trotz meiner Erregung war :cl, mcht zufällig gerade ar: jenen Wiejenpfad ^gelangt, den Baldo, der reiche Wirt des „Heißsporns", entlang komrnen mußte, -wcnr: er abends vor: feinem Weinberg nach -vauje ging. Wie sollte ich ihm die Sache nur klar macken. -.M Westen, der tiefblaue Himinel stand voll roggen^wolk». Und in der F-ernc sah ich BaUo auf dern kleinen Pfad auf­tauchen. Er schlenderte gemütlich dahin, paâackig und glattrasiert, mit einerr: sanft gerundcten Bauchlern. Erne Havanna rnuchend, karn er langfarn naher. Ich Ntt^w und versuchte :neiner Erregurrg Herr zu werden. ch suchte nach einen: geeigneten Gruß, der ihn m:r vor: vorn­herein qervoge:: mache:: sollte. Und mittlerweile kam er immer 'iiäher. Das zartrosa Geivolk E blauen Himmel streuis sanfte Lichter ilber sein fleischiges Gmcht, ler:chtend und rot wie eine volleril>l:lhte Blume. Nur noch ^dre: Schritte trennten ih:: vo:: mir. Als er-::::ch !«!>'öffnete sich sei:: Mund zu einem sreundlichen Lächeln. tat, als würde ich erst jetzt seiner getoahr. „Oh," sagte ich, „oh, .Herr Baldo, welch lieblich fäuselnder Zephir flrhrt denn Sie dèr?" . Und plötzlich began:: ei:: lindc:' Wind aus Erden zu wehen, ei:: sanfter Zephir hob ih:: ganz sacht vom Boden auf und trug ih:: dahin, iiber die Wiesen, über dre Zaune, iiber die Wipfel der Bäume. Ich folgte ih:n mit rnenien Blicken: Da schwebte cr dahin, Herr Baldo, auf de:: Flügeln des chue:: und leichtfüni-gen Zeiw/rrs. büber und höher, iinmer tveit-er hinein in den lichten Himmelsraum, bis der Rauch feiner .Havanna in dem Gewölk zerfloß und^ fein Gessicht, rot und leucksiend wie eine vollerblühte Blume, sich iin rosa i^iinmelsgrun-d verlor. sAutorisierte Uärsetzung aus bcur JtcrliienischM von Thcodor Lücke.) als sprechen, gehören dürfe. Die inodernen Widersacher aller diplomatische:: Ueberlieferung gehe:: irgendwie vo:: -der Voraussetzung aus, als ob es keine unabiveislichen historische:: und ökononrische:: Vorgänge gäbe, in dere:: Bannkreis selbst Diktátoré:: und Intriganten größten Maßstabes oft nur eine Vollstreckerrolle zukom:nt, als ob unrwälzende Geschichtsepoche:: oder vernichtende Heeres­züge in einer Geheimsitzung, oder durch den Federstrich eines Getvaltige:: allein entschieden werden könnten, u::d sie vergessen, indern sie ftir großes lUrheil i:: jede::: Falle das diplomatische Spin::engewebe haftbar machen, jener Verdienste, die sich ku::dige Diplomáié:: i:: áufrcibenden Kleinverhándlungen als lierufene Mittler und Schlichter u::: die lLrhaltung des internationalen Gleichgewichtes in unzähligen Male:: erworbe:: haben. U::d wie Len:: jede :ieue Losu::g zugleich de:: Keim neuer Proble:::st.ellunge:: ::: sich bürgt, so sühlt. sich der Denkende auch infocl-ge der jü::gste:: diplomatenfeiitdlichen Gesühlslvelle durch ei::e Reihe inhaltsschtverer Einwe::­­dungen bestürmt. Vermag :nan — so lautet die erste Gegenfrage — alles, tvas unter de:: Begriff vo:: „Geheilrrdiplomatie" fällt, in der Tat durch einen .zwische::völkische:: Beschluß gleichsam aus der Welt zu schaffe::? Ist dieser Kanrpf gegen das diplomatische Welt­­gefüg-e — unbeschadet -aller beachtenswerten Teilerfolge, die er i:n Htnblick auf intsrparla-mentarische Beziehunge:: beschert — ::: bezug auf!di-e -großen Zusammenhänge des historischen Werd-ens niehr als eine bloße Spiegelfechterei Scheint das Handel:: und Verhandel:: hinter verschlos­senen Türen nicht auch im außenpolitische:: Brauche ebe::so ivie i:n Wirtschaftslebe:: ein -unentbehrliches Requisit der :;:e::schliche:: U-vnatur, die sich vo:: jeher ger:: durch die All-srweltsargum-ente einer unter öffenlikicher Kontrolle stehe!:de:: Tribilnenrhet-orik bestechen ließ, um sich große En-tscheidmrge:: doch in:n:er wi-ed!er durch ver­­icvrgene L-e::ker:nächte auf::öti-gen zu lsssen?. lind an solche Fragen anknüpfen-d, sorscht man auch in der pvli­­-tische:: Praxis vergeblich nach einem universale:: .Heil­mittel, das die hergebrachten diplomatische:: Unterh-and­­lungsmerhoden aus alle:: zwischensiaatlichen Relationen ohne anhaltende N-achb-eschlverd-e:: auszuj^reib-en vermöchte. Die den:okratische Staatsforn: :::!t ihren viel-fältige:: pa-r­­lainerrtarischen Ventile:: ivar ::icht in:stand-e, den: Sorrder­­spicl der Diplomat-e::ku::st Einhalt zu bieten. Sie trieb just i-:r Frankreich, dieser Geburtsstätte demokratischer Welta::-schauung, die üppigste:: Blüten. Die neueste:: Enr­­-hüllun-gen über die im Jahre 1921 -stattgefundene:: fran­­zön'-b-n::garische:: Verhandlunge:: beweisen, daß Geheim­beratungen zu einer Zeit, -da der .Kr-ieg -gege:: '^-'heinre Diplomatie am ::-a-chdrücklichste:: verkündet lvurde, in Wirklichkeit hoch i:n Kurse startden. Der Völkerbund, so­­f-cr:: cr sich irn Lause seiner iveitere:: Entwicklung bc­­festig-e:: u::d beivährc:: sollte, bedeutet zcoeifellos eine:: Fortschritt auf de:n Pfade internationaler Aufrichtigkeit u::d Ei::tracht. Doch wird niemand von der Schlagfertig­keit des Ge::fer Kapitols jemals -erlvarte:: -dürf-cn, die ver­trauliche Fühlungnahnre vo:: Staat zu Staat restlos zu überwölben und iiberslüssig zu :::achen. Inmitten einer solche:: Erregungswelle, vo:: der sich die altehrwürdige Dipl-o-matenzunft -u:nbrandet fühl:, e:npfä:-:gt :na:: ger:: eine literarische Stellung::ah:ne zur Sc::du::g des Diplonraten, zunr-al tuen:: sie uns von einen: Einge-tveihten, wie -d-e:n Ièest-or des europäischen Diplo:natenkorps, Jules C-arnb o::, geboten wird, der mit spr:che::de::: Geist, aus Grund reiclsiter historischer Emittlunge:: und Erlebnisse, gleichsan: aphoristisch in die verschiedenen Verquickunge:: des Problems hinein­­leuchtcl.*) Der ::un:nehr Zweiund-ach-tzig-jähri-ge e::t­­sta-nmt eine:n Tip-lo-:natengeschlecht, und hat somit nicht nur die technischen Finesse:: des .Handwercks, sonder:: auch das selbstverständliche Empfinde:: für die ange­­stamrnte Kulturbed-eutung dieser BerusAsphäre im Blute. Mit -anerkennende:: Worten gedenkt er seines jüngst ver­storbenen Bruders Paul Cambon, der — während einer Zeitdauer v-o:: mehr als zwanzig Jahren -Botschaft-er in London — ebenfalls zu den Vollblutdiplo:::!ale:: zählte, u::d er sieht in ihm einen -cbertbürtig-e:: Zeitge::.ossen des vieljährige:: französische:: Botschafters i:: Ro:n, Camille Barrère, der durch seine Z-älhe, zielb-ewußte WerbelätiFkeit :::ehr -als sonst ei::er dazu beigetrage:: hat, Italien dem Entent-skurâ zu verpflichten. Er selbst h-ckt eine bunt­­bswegte Laujbcrh:: hinter sich, erlebte -als au-sstrebe::der junger Man:: die Entstehungsjahre der drsirte:: Republik -an der Seite -vo:: Thiers, von dem er einige bezeichnende Aussprüche -a::führt, weilte sp-Äier als diplomatischer Verträrer Frankreichs i:: Algier, Was!hi::gton, M-cidrid und dann bis Kriegsausbruch i:: Berlin, un: zuletzt auch noch als Sachverständiger sür E-ls-aß-Lothring-en und Vorsitzender der Botsch-afterkonferenz eine bedeute::de Rolle zu spielen. Aus allen Himmelsrichcungen ströntie:: dieserart neue Ei:Hchten auf den Menschenkenn-er ein, der seine Heimat dennoch in Stil und Gesinnung viel­mals verleu-g::et: amerikanischen Erinnerungen -verdankt -er lvohl zuvörderst ei::en ausgeprägten Opportunitäts­sinn, Spanien eriveckt sei:: Verständnis für die konser­vierende Macht zeremonieller Bräuche, und selbst deut­sches Wese::, mit den: ihn seine S-endu::g in eine:: ver­hängnisvollen Konflikt verstrickt, ringt ih:n Töne auf­richtiger Anerkennung ab. So entsteiht ei:: kosmischer UeiberSlick i:: Miniaturformat, und wiewöhl aus jeder Zeile dieses schlank gebauten Diplom-atenwerkes der schwärmende Franzose spricht, der für die Größe seines Vaterlandes lebt und wirl>r, schlingen sich doch i:n philo­sophischen Grundrisse des Buches die Weis-e::sznge des „Diplomatischen" und des „Menschlichen" aufs glück­lichste ineinander. Aus Viele:: launigen und markigen Details fügt Cambon das von historischen und hysterischen Wandlungen s WL0S-/G V« unabhängige Bild des Jdcaldiplomatcn zusamlnen. Ev bezeichnet sein Metier als das vielseitigste unter sämtliche:: Berusskategorien, das zugleich -die :::eiste Zähigkeit i:: der Verfolgung gesteckter Ziele erfordert, wobei dann freilich der Erfolg doch vo:: einer Reihe zufälliger Umstände ab­hängt, als ei:: .Handwerk, das eine entsprechende Sch:llung, ci::en feste:: Charakter und unabhängige:: Geist gleicher-^ weise vora:lssech. Der schrnähende:: Äpostrophierrmg La Bruljéres, ::ach -der die ganze Politik des ge-borenen Diplo:nate:: darauf abziele, zu betrügen, ohne selbst be­tröge:: zu werden, stellt er Lc: Roch-esoucaulds Ausspruch entgegen, daß :::a:: in der Regel u::: so :::ehr betröge:! -wird, je mehr :nan andere z:: betrüge:: beabsichtigt. Gewiß: Ort, Gelegenheit und Charakter der Me::schel:, :l:it dL::e:r ma:: zu tu:: hat, wollen berücksichtigt werden. Der gute Diplo:::at ist a::passu::gsfähig'u::d zurückhaltend zugleich. Das soll in Frankreich, wo :::a:: die U::ab-Hängigkeit des Geistes und logische Zusa:nmenhänge unter alle:: Um­­stmrden gelte:: lasse:: will, die Oeffentlichkeit vielfach gegen die ,chiploinatische Gehei:::::iskräl:ierei" ein::e-ht::e::. In Deutschland hat Ca:nbo:: ein ei::vernehmlicheres Nebew­­einanderbe-stehe:: der beide:: Ausfassunge:: beobachten können. Er sand dort die Ui:terwersu::g unter eine Zlvangsregelu::g des täglichen Lebe::s mit einer grenzen­lose:: Freiheit der Geda::kc::gäl:ge gepaart: überzeugte Sozialisten leisteten ihre:: Militärdienst ohne Anstand, und der literarische Ketzer Rena:: wäre — so äußerte M Cambo:: gegenüber ei:: hervorragender deutscher Staats­­:nann — in Deutschland ganz gewiß als Bischof o^r Domherr gestorben. U::geachtet -desse:: schildert Cambon Frankreich als das klass:sche Land der Diplomaten, und bei eitler zutreffende:: Parallele zwischen den mächtigen Zeitgenossen Metternich und Talleyra::d zieht der erste den kürzeren. Während nämlich Fürst Metternich bei allem Geschick i:: der Stistung von Verträge:: und Alli­­anze:: sich zu guter Letzt doch durch die Ereignisse einer neue:: Weltordnung übertölpel:: ließ, erwies sich Talley­­rand als ein Meister des Ab-wartens. So sah er — nach dem Wiener Kongreß sich abseits haltend, — :nit den revolu­tionäre:: Ereignisse:: von 1830 seine Stunde wieder ge­­komrnen. „Er hatte — wie Ca:nbon sinnig bemerkt —­­die Auge:: forschend auf. de:: kommende:: Tag gericht-eh und dieses „Morgen" bestimmte sein .Handeln." Es ist eine auf -hohein Pi-ed-e-stal stehende sittliche Kraft, eine aufrechte Gesinnung trotz aller unentbehrlichen Pfiffigkeitett, die Ca-t::bor: von dem seinen Beruf voll erfassende:: Düplornatel: sordert. Mit ei::em Hinwei-s auf Lirdtvigs des Fünszehnte:: Minister Ehoiseul stellt er fest, daß „die lvckhre Finesse darr:: besteht, die Wahrheit zu sagen, manchmal mit Entschiedenheit, aber stets m-it An­­:::ut". Um ::ie zu verletzen, u::: die Gepflogenheiten des Landes, für das er akkreditiert ist, in jedem Belange zu respektieren, aber auch, urn seine eigene Regiemrrg über d-ie herrschende:: Meinungen und S'tim:::unge:: stets aus dem lvusen-den halten zu können, muß der tüchtige Diplomat sich viel und frei i:: der Gesellschaft bewegen. „Klugheit im U-:ngang erfetzt bis zu einem gewissen Grade die Erfahrung ... Die auswärtige Politik -ist kerne Gefühlssache. Ihre Aufgabe ist es, die Zusälligkeite:: den ewigen Gesetzen anzupasscn, dener: die Geschichte der Völker unterworse:: sind ... Die Interessen der Völker wechseln nicht, sonder:: werde:: durch l>ie Natur, ihre geographische Lage und ihre Eigenart bestimmt... Montesquieu erzählt, daß die Rö:ner die besiegten Völ­ker vielfach- zwange::, ihre Streitfragen einem Schieds­gericht zu unterbreite:: und ihre Flotte zu versenken. Es ist nicht lange her, daß :nan andere ebensn handeln sah wie die Rö:ner. Es gibt eben nichts Neues unter der Sonne." Man könnte hinzufügen: selbst dieser Aus­spruch des Rabbi Akiba ist keineswegs neu; — und ohne daß er es güvollt hätte, gibt uns hier der Autor eine zutressende Kritik des Vertrages vo:: Trianon. Wie vechält sich Ca:nbon zu de:n Kapitel „Geheim­diplomatie"? Er bchaupteir, daß sich die diplomatischen Haupttugenden mit den: wechselnden und schivankenden Charakter der öffentlichen Sti:n:nung schwerlich reimen lassen. Zu den wichtigsten Vorbedingungen diplomatischer Evsolge g-chört das W-artenkönnen. Anläßlich einer Ver­ *) „Der Diplomat", von Jules Cambon, frarizäsi­­schem Botschafter in Berlin 1907—1914, Verlag von Reimar Hob- Ling, Berlin. . 3 .

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