Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1928. január (75. évfolyam, 1-25. szám)

1928-01-01 / 1. szám

der Schuldenfracie, noch Lurch Anbot eines Frcundschafts­­und Nichtangriffspaktes durchsetzen, daß die srairzöstsche Außenpolitik ihre kühle Distanz zu Sotvjetrußland auf­­yab. Briands energische Jniervention hat cs sogar trotz scheiirbarer Prestigetviderstände Moskaus zuwege gebracht, chaß Frankreich -aus dem langwierigen diplomatischen Kon­flikt um die Zurückberufung Rakowskis siegreich hervorge­gangen ist,. dadurch die mittlere Linie ziehend, auf der die französische Politik zu verharren gedachte. Noch in einer ^anderen Affäre drohte der englisch-russische Bruch ernste europäische Kontplikationen herauszubeschwören: nach der Ermordung des Sowsetgesandten in Polen durch den russi­schen gegenrevolutionären Studenten Kowerda schien Moskau MNl Gegenangriff übergehen zu wollen und stellte entehrende und aggressive Forderungen an Polen. Pil­­sudskl bewahrte jedoch kühlen Kopf: an seiner würdevollen und korrekten Haltung scheiterten die Quertreibereien Moskaus und die Affäre verlief ohne ernste Konsequenzen ^lm Sande. Wichtiger als diese konkreten Folgen des englisch­russischen Abbruches war jedoch die Veränderung der inter­nationalen Atmosphäre, die hierauf einsetzte. Eine allge­meine Nervosität lag in der Luft der europäischen diplo­matischen Besprechungen. Steckten in Genf drei Diplo­maten ihre Kopfe zusammen, so wurde bereits von einer großen Einkreisungsaktion Englands gegen Rußland ge­sprochen, und die mit allen Salben geschmierten Agenten des Moskauer Preffedienstes wußten diese Nervosität durch immer neue diplomatische Detektivgeschichten wachzuhal­­ten. Bâ hieß es, Deutschland toevde gegen allerlei 5èoR- pensationen in ein alleuropäifches Bündnis gegen Sowjet­rußland einihezogen, bald hörte man von einem 'Nand­­fta-atenblock, der sich unter polnischer Führung auf englische Inspiration hin borbereite, bald brachte man -die Nother­­mere-Aktion mit der Vorbereitung eines antirusjischen Feldzuges in Verbindung — kurzum: es entstand jenes /gshöimnisvolte Gewake von Dichtung und Wahrheit, das in der Weltpresse stets entsteht, wenn in einer wesentlichen l^zichung der Weltpolitik sich eine wichtige Amderung chorbereitet. Es ist freilich gegenwärtig nicht abzuschen, was 'der cb­­'jektive Kern dieser' Vermutungen wart Nur das eine ist sicher, daß England keine unmittelbare Intervention gegen Rußland vorzubereiten braucht — dazu sind seine Staats­männer viel zu klug und realistisch —, ja nicht, einmal an dem gegenwärtigen Abbruch der diplomaiischen Be­ziehungen fcfthalten inuß, um die wirtschaftliche und diplo­matische Einkreisung Rußlands ebenso zähe und beständig zu vevfolgen, tvie es vor dem Krieg die Umzingelung des preußischen Imperialismus durchgeführt hat. Der englisch­­russische Gegensatz bildet eine der Konstanten der Welt­politik und dürfte dies auch bleiben, solange der Bolsche­wismus in Rußland sich im Machtbesitz befindet. Die englisch-amerikanische Spannung. Das zweite weltpolitisch wichtige Moment des verflosienen Jahres war die englisch-amerikanische Spannung. Diese Spannung war um so unerwarteter, als der englisch-anrerikanische Gegensatz in der chinesischen Frage sich infolge des gemeinsamen Schicksals der eng­lischen und der amerikanischen Bürger in den von den Kantontruppen besetzten Städten eher abzuschwächen schien und die Hearst-Preffe zu Beginn des Jahres sogar für einen angelsächsischen Völkerbund ei^getreten war. Freilich können solche Stimmungsmomente das welt­politische Verhältnis zweier Ricsenmächte, wie sie die Vereinigten Staaten und das britische Imperium dar­stellen, nicht wesentlich beeinträchtigen, aber dennoch sollte man die Imponderabilien in den Beziehungen der beiden größten Englisch ' sprechenden Nationen nicht geringschätzen. Wenn wir also im folgenden die großen nracht- und wirtschaftspolitischen Interessengegensätze der U. S. A. und des britischen Imperiums darzustellen versuchen, tvie sie im vergangenen Jahr zum Ausdruck kamen, so möchten wir gleichzeitig darauf Hinweisen, daß die Linie einer angelsächsischen Zusam­menarbeit, namentlich in tveltto irisch aftlicher und kredit­politischer Hinsicht deshalb noch keineswegs fallen ge­lassen worden ist. Vier große Jnteressenkomplexe der beiden angel­sächsischen Mächte waren im vergangenen Jahre zum Gegenstand gespannter Auseinandersetzungen geworden: 1. Die Einschränkung der Flottenrüstungen auf der Coolidge-Konferenz; 2. die interalliierte Schuldenfragr in Anem Notenwechsel zu Beginn des Jahres; 3. die Oelftage in Verbindung mit den russischen Verträge der Staichard Oil Co. of New-Jersey, und schließlich die Interessen Englands in Mittelamerika im Zu menhang mit der betvaffneten Intervention der einigten Staaten in Nikaragua. Von dicsei: Gegensätzon koinmit dem Scheitern d Soeäbrüstuncrskonferenz zu Genf dis höchste Bedeutung zu. Schon die mangelnde diplomatische Vorbereitung der Ernber'ufung dieser Konfcvenz, die Plötzliche Initiative des Präsidenten Coolidgo höben bei den übrigen Groß­mächten ein getvisses Befremden hervorgerufen, Inas m der Nblchnüng Jtalie-irs und Frankreichs, an d ferenz jeilzunehmen, klar z-üm Ausdrück kam. t jedoch die amerikanische Regierung jedes Mi, hinisichi'lich Eder Konterk'cmerung der Genfer Abrü Vorkonferenz des Völkerbundes duvch die Coolidg feranz zerstreut hatte und nachdem überdies die rüstungsvorkonferonz des Völkerbundes mit eineni . erfolg geendet hatte, trat die Sesabrüstungskonfe­­â trois unter relativ günstigei: Auspizien zufammeru bot sich dei: Leide!: angelsächsischen Mächten eine selr günstige Gelegenheit dar, das Prestige der Englisi spMchendM Völker in der Welt außerordentlich z:: er­­höhen, wenn sie mit gutem Beispiel in der praktischen Losung der Abrüftungsfrage vorangingen. Japan wäre m m dem Falle einer Eii:i,gung der an-gelsächsischcn Machte nur mshr die Rolle eines Sekundanten auf der Konferenz zugefallei:. Doch bald nach der Eröffnung der Konferenz zeigte sich der orschreckersde Mangel ai,' sed­­weder technischen EUich begrifflichen VotbereitunEg der Be­ratungen. Während auf der Abrüstungsvorkonferenz des Völkerbundes zumindost eine begriffliche Klärung der Gegsnsätze stattgefunden hatte, gewann die Welt von der Coolidge-Konferenz Lei: Eindruck, daß deren Teilneh­mer aneinandsr vorbeivödeten, ohne cs auch :rur auf Eeinen ernsten Versuch bezüglich einer irgendwie klareren FoMnulierung ihrer Standpunkte ankoinmsl: zu lassei: Wahrend sich die drei Konferenzmächte auf der Abß rüftungsvorkonfereirz des Völk-erbundes einstimmig für das Prinzip der Limitierung der EinzeWategorien der Seeiiüstungen gegenüber dam französischen Vorschlag der^, Limitierung der Gesamttonnage ausgesprochen hätten, hat es sich auf der Dreimä-chtekonfEerenz hEerausgâstâ, daß ihre Msinurrgen darüber, was unter diesen 'Emzel­­katogorien, namentlich hinsichtlich der Kreuzer zu veri' stehen sei, wesent-lich a-useiMandergehen, so daß an Liesen;: Gegensatz schließlich die ganze Konferenz scheitern mußte< Aber außer der Frage der Einzâtegorien der KreuzA waren auch das relative Verhältnis der Flotterr^ stärken, sdtvie die absolute Höhe der Gesamttonnage ungeklärt. Man kann sagen, daß es kaun: eine wesentliche Seerüstungsfr-age. einschließlich, der Prinzipien Les Washingtoner Abkommens, .gab, in der eine Ueberein­­stimmung Mifchei: den beiden angelsächsifchen Mächten-^ geherrscht hätte. Die wichtigste, für die 'breite Oeifsentlich­­keit unzugänglichste Frage der Konferenz toar die Limi­tierung der Z!chl der Kreuzer und der sonstigen kleineren Eiicheiten, sotvie der Unterseeboote, deren ZM durch Las Abkomme!: von Washington nicht geregelt woiLen war. Der entscheidende englische Vorschlag forderte hier, daß die Kreuzer, die init Kanonen von acht Zoll Kaliber bewaff­net sind, eine Kategorie für sich bilden, Ederen limitierte Ge­­samttonnage nicht in die limitierte Gesamttonnage der leichten Kreuzer eingerechnet werden dürfe. Nach der englischen These besitzen nämlich die Achtzollkanonen das Zweieinhalbfache der Tragfähigkeit der Sechszollkanonen, weshalb eine Flotte von Achtizollkanonenkreuzern sederzeit mit LeichtiEgkeit eine Flotte von SechszoWanonenkreuzern sich Loch das Berufungsprinzip überhaupt auf! — und so, wie Vaihinger ausführt, alle unsere Einrichtungen „Ms ob" sind: als ob des Menschen Wille nndeterminiert wäre, als ob das Recht gleich der Gerechtigkeit tväre, als ob jedes Gerichtsurteil von göttlicher Vollkommenheit strotzte: so ist ja das alles ebenso wahr, wie unlogisch, also menschlich­sittlich, aber nennen wir doch diesen Unglückshausen unl Gottes willen nur nicht Gerechti -gkeit! Denn wir verwirren den Leuten bloß die Köpfe und aus den Begrif­fen werden statt Zier- bloß Zerrpflanzen. Da nun aber der Mensch Mes doch bloß im Seurzo sieht und bloß auf schie­fer Ebene begreift, den wahren Inhalt der Erscheinungen aber niemals auszuschöpfen vermag, so nmßte er an Stelle der Gerechtigkeit eine kunstvolle Mechanik setzen: LasRecht. Fertige Normen, die für jeden Fall im Ko­dex zu haben sind, wie etwa ärarische Zigarren in den ärarischen Trafiken. Das inußte freilich so werden, wollte der Mensch Ordnung halten. Wer daß dieses formale Recht nicht identisch mit Gerechtigkeit ist, erhellt am besten aus dem obigen Beispiel der 4 gegen 11, eben weil das Recht bloß eine Anwendung der Formel auf ein Gegebenes ist, woraus sich immer Appreturfchler ergeben müssen. Das müffön schon die Alten in dem Mtsthos des Prokrustes­bettes gesehen haben, auf Lern die Formel bald kleiner, bald Wößer war, als der Tatbestand, wobei entweder das eine oder das andere zu Schaden kommen müßte. Die Geschichte vom abgehackten Kopf eines zu kurzen Bettes wegen gibt zu denkèit. Daraus ergibt sich freilich, daß Recht und Gerecht rnsofarn eine gemeinsame Plattform haben, als sie beide zur Schlichtung der Menschentragödie unfähig und un­zulänglich sind. Eine Plattform, die beiden bloß insofern gemeinsam ist, -als sie eine ist, wo sie sich nieinals begeg­nen. Das ist auch der Grund, warum man sie mit ein­ander verivechseln darf. Denn Unrecht, ihm angetan, fühlt jeder Wurmfortsatz, Mensch genannt, während er Las Recht als ein unentrinnbares Schicksal ernpfin- L-et, als die e-skalie Anankè, unter deren eiser­ner Faust er sich winden und beugen muß. Denn was der Mensch versteht, versteht er niemals voll­­ständig und lehnt sich dagegen mit allen Fängen seines! kritischen GeWes nttf. Was er nicht versteht uwd doch über sich ergehen lassen muß, das empfindet er als ein Naturgesetz. Er bekommt einen Ziegelstein auf die Schädeldecke und stirbt daran und fühlit dies als eine Rcchtsirornr. des Schicksals... Was ich nun aus dem Gesagten herauLhole, das ist die Aktualität-. Lasset dem Menschenwur-in seine Hoff­nungen und beraubet ihn nicht der Möglichkeit einer neuen Situationsmajorität, denn auch in der größt«: Untat wirb ein Teilchen persönlicher Gerechtigkeit stecken, xivtzn h/ Ooâ. Und was ich des weiteren heraushole, das ist das Unaltuello: es wird und mus; eine andere Art Gerechtigkeit kommm, keine Fiktion mehr, sondern von innen heraus menschenwürdig... Also sprach der Barrister. . I . 1927. ävl ' 8 k IG MI »» .ismLstllöri rsnslliLlUtâsvllM SKW »-..I vlVL-voii»». >8 A g SK^k0IG0!^â S SW . b-Ä» lo8töll61ots8odl) S Vas Weib und die Spieler. Abenteuer auf Ceylon. Lou Franz Friedrich Obrrhanser. Auf einer VeuaNda, im lauen Schatten eines Aätter­­daches, sitzen Spieler. Tisch und Stühle sind primitiv. Dünne Matten aus hellgelben: Bast, die der KaÄfchanflechter im Eingeborenen­viertel unermüdlich flicht, hängen auf die Straße,. An den Wänden leuchten wie gläserne Küchte hellgelbe Bananen­­büNdel. Ein Singhalese in weißem Leinenrock bringt eisge­kühltes Soda mit Zitronen. Durch die Gassen Lieser fremden, tropischen Stadt kommen Frauen, verheißungsvoll wie unerwartete Melo­dien. Sie sind wie unbekannte und Loch erlebte Lieder. Wie ein LiSd der Einsamkeit, der Verlockung und d-er Treue; wie ein Lied entflammter Leidenschaft. Manche von den unbekannten Frauen gleicht einem dunklen, lang­samen Aveläuten. Sie koinmen durch die schattenlose Gasse, an deren Ende die 'blaue Seide Lcs indifchân Meeres, die Augen schmerzend, blinkt. Die Häuser in den Gassen sind niedrig, die Dächer flach, und stchpn lveit über die Wände. Die Hitze füMt die Zimmer, dts Straßen, die ganze Stadt, Die Schatte:: der Palmen sind ktrrz ::nd trennen sich vom Dinge kaum. Die Frauen tragen blendend Miße Kleider; Tücher aus hellfarbener chinesischcr Seide. Einzelne 'der Fremden sinid mit Eminem dünnen Schleier geschmückt, der über Haar und Stirn und Augei: fällt. In Len Händen lebt ein rast­loser kleiner Fächer. Ein zauberhafter Rhythmus trägt ihren Körper. UebELr allem liegt ein gch-eimnisvolles S-chwiWen. Das ganze Löben wendet sich; Prunkhaft sind 'die Färber: der Natur; die Sinne schwelgend, Unnennbar gewandelt in einem Spiel kaum erträumter, unbegrsiflicher Erleb­nisse ... Ji: flirrender Höhe sckÄvelgt der Duft von Lotos­teichen und Hibiskusblüteru Und hinter den Reisterrafsen begegneit man dem Dunst des Dschungels. Die hEeiden Spieler kämhfLn mit den Karten. „Sie sollten sich mit den Einsätzen Zeit lassen, Foll­­cott," sagte der Mischlin-g Aalmon, der, Lurch ausgebeutete Pevlenbärike reich geworLen, in der Gesellschaft göduldet wurde. Er zog das Geld ein. Follcott schwieg. DerMann widerte ihn M. Spiel um Spiel hatte er verloren. Jetzt ärgerte er sich darüber, daß er mit Ualmo n spi elte. Er hatte immer Glück seh ab t. Was war es heute? Er nahm den Rest des Geldes und schob ihi: in die Mitte des Tisches. „Sie sollten sich Zeit lassen, FoTeokt.. „Geben Sie!" sagte Follcott, ohne aufzMicken. Aalmon teilte. FoUcatt 'verlor. „Halloh!" rief Eher Mischling mit seiner fEetten, klang­losen Stimme, „was fangen wir nun in der verteufelten Hitze bis zum Wend an? Vielleicht kann ich Ihnen...?" Er sprach nicht weiter. Sein Blick glitt über die Veranda hinaus auEf die Straße. Ein junges Weib kan: vom glühenden Strande herauf. Es ging langsam. Jeder Schritt war voll voi: starker Jugend. „Ist dEüs nicht Sinda?" ftagte Ualmon, und versuchte gar nicht, seine aufwalbenLe Erregung zu dämpfen. „Sinda ..., das junge Weib, um das man euch beneidet, Follcott!" Follcott folgte dem Blick seines Partners. Er sah das sMdchen träumerisch die Straße herauskommen. Er ^olMtLse. 1. ckanE 1925

Next