Pester Lloyd - esti kiadás, 1930. február (77. évfolyam, 26-49. szám)
1930-02-01 / 26. szám
Samstag, 1. Februar 1930 (Wunder, daß die Kolonie sich nicht cntwcikelt. Zur Zeit der Sklaverei war sie reich. Aber die Welt wird kaum dazu übergehen, wegen Surinam die Sklaverei wieder einzuführen. Wenn die Holländer aus dieser Kolonie wieder etwas machen wollen, dann wird ihnen wohl nichts anderes übrig bleiben, als sich einmal gründlich mit ihr zu befassen. Dr. G. Panstingl. Der Regierungswechsel in Spanien. (Telegramm des Pester Lloyd.) Berlin, 1. Februar. Nach einer Meldung des Berliner Tageblattes *uis Madrid gab Ministerpräsident Berengucr eine Erklärung ab, wonach er es als seine vorläutig wichtigste Aufgabe betrachtet, in ganz Spanien die Ruhe und Ordnung und ein normales konstitutionelles Regime kerzustellen. Er betont, daß das neue Kabinet keine Fortsetzung der Diktatur bedeute, die mit Primo de Rivera ihr Ende gefunden habe. Demnächst wird ein Minister des Äußern ernannt werden. Madrid, 1. Februar. (Havas.) im ersten Ministerrate nach der Eidesleistung wurde beschlossen, nach dem alten Brauch, jeden Donnerstag unter dem Vorsitz des Königs einen Regierungsrat abzuhalten. Die Presse fordert einstimmig die Aufhebung der Zensur: die Rückgabe der Preßfreiheit sei der erste Schritt zur Wiederherstellung der normalen politischen Lage. Mehrere Zivilgouverneure — zum Beispiel der von Barcelona — haben ihren Rücktritt angemeldet. Der Präsident des Magistrats von Madrid hat mit mehreren Magistralsmitgliedern abgedankt. Der Innenminister teilte den Journalisten mit, die Regierung werde die Reorganisierung der Studentenverbände — mit geringen Änderungen ihrer Verfassung — bewilligen. Ferner hat der Innenminister die Freilassung der verhafteten und nach Euesca gebrachten Artillerieoffiziere angeordnet. Madrid, 31. Januar. (Havas.) Jirstizininister Estrada erklärte in seiner Antrittsrede, er werde die Verfassung vom Jahre 11871 und alle Verordnungen der früheren Regierung „durch die Lupe“ untersuchen. Er betonte seine Absicht, die Justizbehörden zu reorganisieren und ihr Ansehen zu stärken. Madrid, 1. Februar. (Havas.) In der heutigen Sitzimg des Minislcrrats wird die Auflösung der Nationalversammlung [beschlossen. Die durch die Diktatur entfernten Universitätsprof essoren werden in ihre Ämter zurücki,versetzt. So erhält auch Unamuno, der berühmte ! Schriftsteller, seine Stelle wieder. Der Vorstand des Journalistenvereins wird deni,nächst an den Ministerpräsidenten Berenguer die i Bitte richten, die Preßfreiheit wiederherzustellen und die Sonntagsruhe der Journalisten zu sichern. und erhielten bei dieser Gelegenheit vom Ministerpräsidenten das Versprechen, daß sie, den Beschlüssen der Reichskonferenz vom Jahre 1926 entsprechend, jeder wichtigen Beratung zugezogen werden. Unte.r solchen Umständen war Macdonald gezwungen, eine Abänderung des am Donnerstag erbrachten Beschlusses von der Konferenz zu verlangen. Die amerikanischen Delegierten zeigen sich durch diese Wendung ziemlich überrascht. Man glaubt, daß die reservierten Worte des amerikanischen Sachverständigen Adams in der gestrigen Kommissionssitzung hauptsächlich dem zuzuschreiben sei, daß die amerikanischen Krese einzelne Punkte des französischen Vermittlungsvorschlages sehr lebhaft kritisierten. Tardieu vertrat den Standpunkt, daß es keinen Zweck habe, die extremen Standpunkte zu vertreten und stellte den Antrag, die einzelnen Delegationen mögen jedenfalls den französischen Entwurf erwägen. Der Korrespondent des Daily Telegraph hebt einige Schwächen der französischen Denkschrift hervor. Er weist unter anderem darauf hin, daß die Beschränkung der Tonnage sich auf verschiedene Kategorien erstreckt. Vom englischen Standpunkte sei besonders zu bemängeln, daß die Übertragung der Tonnage von einer Kategorie in die andere keinerlei Beschränkung unterworfen ist. Der erste Lord der Admiralität, Alexander, hat im Namen Großbritanniens erklärt, die Übertragung der Tonnage müsse unter allen Umständen auf die niedrigen Kategorien beschränkt werden. Amerika teilt in dieser Hinsicht die englische Auffassung. Auch in bezvg auf die Tauchboote und die Kreuzer bestehen sicherlich Meinungsverschiedenheiten zwischen England und Frankreich. Nach der Haager Konferenz. Prag. 1. Februar. (U. T.-K.-B r Ceské Slovo meldet, im Kreise der Bevölkerung sei eine Bewegung eingeleitet worden, um idle Reparationsverpflichtungen der Tsehecho-Slow akei durch nationale Sammlung aufzubringen und in einem Betrage zu begleichen. Das Blatt lehnt den Plan ab und führt aus: Falls der Staat die Sammlung ! anordnete, wäre dies ungerecht, weil an der Sammj lung nur ein gewisser Prozentsatz der Bevölkerung jteilnähme, der übrige Teil daher von allen Finanzjasten befreit würde. Die Seeabriisttmgskonferenz. (Telegramm des Pester Lloyd.) London, 1. Februar. Daily- Expreß veröffentlicht in großer Aufmachung *>inen Bericht seines Flottenmitarbeiters, wonach der am Mittwoch durch die englische Regierung angekündigte Verzicht auf den Bau von zwei 10.000-Tonnen-Kreuzern nicht, wie allgemein angenommen wird, auf die beiden Kreuzer „Surrey“ und „Northumberland" des Bauproprarums 1928/29 bezogen haben, sondern auf zwei Kreuzer des Bauprogramms 1929/30. Tatsächlich seien von der britischen Regierung innerhalb 48 Stunden vier Kreuzer, darunter ein 13.000-Tonnen-Kreuzer und eiu 6000-Tonnen-Kreuzer gestrichen worden. In Floltenkreisn wird diese Haltung der Regierung aufs schärfste kritisiert, weil die britische Flotte gerade in der Kreuzerklasse außerordentlich schwach sei. In einem Leitartikel des Daily Telegraph werden ■diese Streichungen als verfrüht und taktisch verfehlt bezeichnet, da dadurch von englischer Seite alle Möglichkeiten für Zugeständnisse auf der Flottenkonferenz voreilig aus der Hand gegeben worden seien. Die arbeiterparteiliche Regierung wird wegen ihrer Flottenpolitik und wegen unzureichender Rücksichtnahme auf die Flottenwünsche der Vertreter der Dominions heftig angegriffen. London, 1. Februar. Tardieu erklärte einem Journalisten, daß der gestern abend veröffentüchle französische KompromifSvorschlag den endgültigen Standpunkt Frankreichs darstelle. Man sei Sbereingekommen, daß auch die übrigen Delegationen dem Generalsekretär der Konferenz bis spätestens Dienstag ihre Vorschläge überreichen werden. London, 1. Februar. Die Vertreter der Dominions hielten gestern unter dem Vorsitze Macdonalds eine vertrauliche Besprechung • 3 • DEUTSCHLAND. Mißtrauensantrag gegen den Ministerpräsidenten Brauns. (Telegramm des Pester Lloyd.) Berlin, 1. Februar. Die Wirtschaftspartei hat gemeinsam mit mehreren Abgeordneten der deutschen Fraktion im preußischer Landlag aus Anlaß der Neubesetzung des Kultusministeriums einen Mißtrauensantrag gegen den Ministerpräsidenten Dr. Brauns' eingebracht. Die kommunistische Bewegung. (Telegramm des Pester Lloyd.) Berlin, J. Februar. Die politische Polizei hat Freitag abend bei einer I ersammlung Funktionäre der Kommunistenpariei verhaftet, darunter mehrere. Abgeordnete der kommunistischen Reichstags- und Landtagsfraktion, von denen man annimmt, daß sie die Führer eines für Samstag geplanten kommunistischen Aufstandsversuches seien. Wie die Vossische Zeitung erfährt, sollen bei sämtlichen Teilnehmern der aufgehobenen Versammlung Waffen gefunden worden sein. Die Polizeibeamten glauben, daß die Verhafteten die Führer des für Samstag geplanten Aufslandsversuchcs gewesen wären und daß die Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung unter diesen Umsäinden unterbleiben wird. (Telegramm des Pester Lloyd.) Berlin, 1. Februar. Zu der Verhaftung von 76 Funktionären der Kommunisten am Freitag abend wird vom Polizeipräsidium noch mitgeteilt, daß sich unter den Verhafteten kein Reichstags- oder Landtagsabgeordneter befindet. (Telegramm des Pester Lloyd.) Berlin, 1. Februar. Der heutige 1. Februar, für den von den Kommu nisten eine besondere Aktion angekündigt worden war, ist bis Mittag ruhig verlaufen. Auf Grund der erhöhten Alarmbereitschaft durchfahren Sehnellwagen ununterbrochen die Straßen. Man vermutet, daß heule nachmittag von den Kommunisten versucht werden wird, tiotz des Verbotes durch Zusammenrottungen und Demonstrationen die Stadt zu beunruhigen. In Flugzetteln, die in großen Massen verteilt worden sind, werden die Arbeitslosen aufgefordert, sich um 17 Uhr 30 Minuten an gewissen Punkten zu Protestdemonstrationen und zur Vorbereitung von Straßenkämpfen zu sammeln. Wie die B. Z. am Mittag berichtet, ist bei der gestrigen Festnahme von 76 kommunistischen Funktionären auch eine Menge Material beschlagnahmt worden, unter dem sich die genauen Pläne über die trotz des Verbotes beabsichtigten Demonstrationen und Aufmärsche sowie über die weitere Aufreizungskampagne der Kommunisten befinden. Entgegen der von der Roten Fahne aufgestellten Behauptung, daß Teile des 5. und 6. Infanterieregiments von Ostpreußen nach Berlin gezogen worden sind, wird von maßgebenden preußischen Stellen mit Entschiedenheit versichert, daß die Aktion gegen die Kommunisten allein von der Polizei geführt wird. <Telegramm des Pester Lloyd.) Hamburg, 1. Februar. Im Hamburger Gängeviertel wurden heute vormittag zahllose Flugblätter verteilt, in denen es heißt, daß erneut Arbeiterblut in Hamburger Straßen geflossen sei. Zur Stunde seien ein Toter und mehrere schwerverletzte Arbeiter das Ergebnis eines „brutalen Überfalles der Polizeikosaken“. ln den Flugblättern wird zur Stillegung der Betriebe und zum Massenstreik aufgefordert. Die kommunistische Hamburger Volkszeitung hatte zum heutigep Samstag zu einer Bezirkserwerblosentagung aufgefordert. Diese Tagung findet zurzeit im Holsteinschen Hause in den Kohlenhöfen statt. Die Kohlenhöfe und die umliegenden Straßen sowie das Gängeviertel überhaupt werden wiederholt durch sehr starke Polizeipatrouillen begangen. Bisher ist es zu Zwischenfällen nicht gekommen. In verschiedenen Stadtteilen sind Plakate an Säulen und- Mauern angeklebt worden, in denen zu Massenkundgebungen auf dem Rathausplatz um 19 Uhr abends aüfgefordert wird. (Telegramm des Pester Lloyd.) Hamburg, 1. Februar. Der Senat hat das Erscheinen der kommunistischen Hamburger Volkszeitung und ihres Beiblattes, der Nord- PESTER LLOYD ----------------------------------------------------------------------------1 deutschen Zeitung einschließlich aller etwaigen Ersatz-« blätter mit Wirkung vom 1. Februar bis auf weiteres ver* boten. (Telegramm des Pester Lloyd.) Lübeck, 1. Februar. Trutz des Verbots versuchte eine große Anzahl Lübecker Kommunisten mit Parteigenossen aus der Umgebung auf Umwegen nach Hamburg zu kommen, sie wurden jedoch von der Polizei angehalten. Es handelt! sich um etwa 50 Personen, darunter auch zwei Mitglieder' der Lübecker „Bürgerschaft“. In Schwurzcnbcck wurden vier Personen verhaftet, die im Verdacht standen, sich auf den Hungermarsch nach Hamburg zu begeben. Unter ihnen befindet sich auch ein Sträfling, der am Mittwoch.1 ausgebrochen ist. Japanreisc des Rciehsbankpräsidcnten Dr. Schacht, Tokio, 1. Februar. (Havas.) Nach einer hiesigen Meldung wird der deutsche Reichsbankpräsident Dr. Schacht demnächst eins! Reise nach Japan unternehmen. FRANKREICH. Der Fall Kutjepow. (Telegramm des Pester Lloyd.) Paris, 1. Februar. Nach einer Meldung aus Moskau dementiert dte< Moskauer Regierung die Gerüchte, wonach der russische General Kutjepow durch sowjetrussischc Agenten entführt worden sei. Man ist sich jedoch in Pariser Kreisen darüber klar, daß dieses Dementi nur darauf abzielt, einem Schrill der französischen Regierung in Moskau vorzubeugen, der auf alle Fälle stattlinden wird, um Auf-, klärungen über diesen Anschlag zu erhalten. Die in Paris erscheinende Zeitung Renaissance er-j hielt vor einigen Tagen einen telephonischen Anruf, indem ihr die Entführung des Generals mitgeteilt wurde; der Anrufer weigerte sieh jedoch, seinen Namen zu nennen. Das Blatt bietet nunmehr 100.000 Francs Beloh^ nung an, wenn er sich meldet und Angaben macht, di« zur Eruierung der Täter führen. Victoire führt gegen Sowjetrußland im allgemeinen, gegen die russische Botschaft in Paris im besonderen schwerstes Kaliber ins Treffeu und spart nicht mit Kraftausdrücken gegen die französische Regierung, die die Dummheit und die Feigheit habe, Sovvjetrußland überhaupt anzuerkennen. Jedermann wisse auch ohne die Aussagen Bessedowskis, daß die russische Botschaft in Paris keine gewöhnliche Botschaft sei. Man müsse die russische Revolution wirklich nicht kennen, um zu wissen, daß die Russen sofort nach ihrer Anerkennung durch dia französische Regierung ein wahres Revolutionshauptquartier in Paris eröffnet haben. Sie müßten schwachsinnig sein, wenn sie das ihnen von der einfältigen parlamentarischen Republik Frankreichs angebotene unverletzliche Asyl nicht ausnützen würden. Es sei sogar möglich, daß man Kutjepow in die Botschaft gebracht habe. Tardieu täte gut daran, nach Paris zuriiek/.ukehren, denn alldas sei viel wichtiger, als die Londoner Redereien über die Flottenabrüstung. Paris, 1. Februar. Mehrere Zeugen bekräftigten bei der Polizei, daß be! der Verschleppung des Generals Kutjepow auch ein Mann in Polizistenuniform mitgevvirkt habe. Der Betreffend» sei bereits seit Tagen in der Umgebung gesichtet worden. Als die Einliefermig des Generals in das Automobil gelungen war, soll angeblich auch dieser falsche Schutzmann im Wagen Platz genommen haben. Die Augenzeugen der Szene meinten, die Polizei habe einen Verbrecher verhaftet. Am Vormittag des Tages, an dem der General verschwunden war, brachte ein Unbekannter den Fall der Redaktion des Pariser russischen Emigrantenblattes Auferstehung zur Anzeige. Die Polizei fahndet nun nach dieser Person. Die Freunde des Generals haben demjenigen, der die Spur des Verschwundenen entdeckt, eine Prämie von 100.000 Francs in Aussicht gestellt. Der neue japanische Botschafter. Paris, 1. Febru.i.. An Stelle des scheidenden japanischen Botschafters Adatéi, dessen Ernennung zum Mitglied des Haager Internationalen Gerichtshofes bevorsteht, wird, nach einer Information des Matin, der gewesene japanische Gesandte zu Nanking, Joshisawa, zum Pariser Botschaftei ernannt. uROSSBRITANNIÉN. Snowden über die finanzielle Lage Englands. London, J. Februar. Finanzminisler Snowden hielt gestern beim Bankett der Handelskammer von Leeds eine Rede über die finanzielle Lage Englands. Wenn die Einnahmen aus der Einkommensteuer — führte er aus — in den folgenden beiden Monaten keine bedeutende Besserung zeigen, so w-ird es unmöglich sein, den Budgetvoranschlag einzuhalten. Er habe nicht die Absicht, stalt des Ertrages des Kapitals das Kapital selbst anzutasten, wie dies Churchill getan habe, der während der letzten vier Jahre 50 Millionen Pfund Kapitalien verbraucht habe, um die Steuerlast des Kapitals zu vermindern. Diese Politik könne nicht mehr