Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1930. április (77. évfolyam, 74-97. szám)
1930-04-01 / 74. szám
Dienstag, 1. April 1930 Vom Tage. Außenminister Walko über seine türkische Reise. Ein Mitarbeiter des Ung. Tel.-Korr.-Bureaus suchte Außenminister Ludwig Wallen auf und befragte ihn über seine Eindrücke in der Türkei. Der Außenminister erteilte folgende Antwort: Im türkischen Volke lebt das Bewußtsein eines getneinsamen Ursprungs mit dem ungarischen Volke viel stärker, als gemeinhin angenommen wird. Hiedurch läßt sich der warme, freundschaftliche Empfang erklären, der mir in allen Teilen des Landes bereitet worden ist. In Angora hatte ich Gelegenheit, mit einem großen Teil der führenden Intelligenz der neuen Türkei zusammenzukommen und ich habe mich überzeugt, daß viele aus ihren Reihen Ungarisch sprechen, und daß sie auch durch die Betonung dieser Tatsache ihre Sympathien für das ungarische Volk bekunden wollen. Diese Gefühlsbande sind schon aus dem Grunde überaus wertvoll, weil sie uns an ein lebensfähiges, intelligentes, arbeitsames Volk knüpfen, das seine Energie durch Taten bewiesen hat. Wer in die Türkei kommt, muß anerkennen, daß die im Bau begriffene neue Hauptstadt und die im Lande sich vollziehende zähe Rekonstruktionsarbeit von Fähigkeiten des türkischen Volkes zeugen, die jeder Nation zur Ehre gereichen würden. Es sind alle Vorbedingungen dafür vorhanden, daß sich zwischen dem ungarischen und dem türkischen Volke die engsten Freundschaftsbande entwickeln, und es ist ganz bestimmt von Nutzen, ■wenn die Regierungen der beiden Staaten auch eine persönliche Verbindung aufrechterhalten. Deshalb habe ich seinerzeit den Budapester Besuch des türkischen Außenministers mit so großer Freude empfangen, und ich bin behufs weiterer Entwicklung des persönlichen Kontaktes nach Angora gefahren. Ich sprach wiederholt eindringlich mit dem Ministerpräsidenten Isméd Pascha, dem Außenminister Tewfik Ruschdi Bei, mit mehreren Mitgliedern der Regierung, mit führenden Funktionären des Außenministeriums und den Abgeordneten der großen Nationalversammlung. Besonders eingehend besprachen wir die außenpolitischen Fragen, die für die beiden Staaten von Interesse sind, und wir konnten feststellen, daß die zwischen Ungarn und der Türkei bestehende Freundschaft immer inniger wird. Wir alle stimmen auch darin überein, daß das Bestehen und die weitere Ausgestaltung dieser Freundschaft ein gleich wichtiges Interesse dieser beiden Staaten ebenso wie des allgemeinen Friedens ist. / Die nun eingeleiteten Wirtschaftsverhandlungen werden in dein Geiste stattfinden, der der zwischen den beiden Staaten zur Entwicklung gelangten freundschaftlichen 'Atmosphäre entspricht und zugleich deren berechtigte Interessen berücksichtigt. Wie ich bereits vor den zuständigen türkischen Kreisen betont habe, werde ich bestrebt sein, den Weg der Vertiefung der kulturellen Bande zu ebnen. Wir müssen die Sympathien dieses fortschrittlichen Volkes sowohl vom politischen als auch vom wirtschaftlichen und kulturellen Gesichtspunkte kultivieren. Wir dürfen nicht aus-den Augen verlieren, daß die türkische Außenpolitik, wenngleich sie bislang in erster Reihe dem Schutze der sich an die eigenen Grenzen knüpfenden Interessen zugewendet war, nichtsdestoweniger ein stetig zunehmendes Interesse auch für den ost- und südosteuropäischen Fragenkomplex bekundet. Telegrammweehscl zwischen den Ministern Baron Aeerbo und Mayer. Der italienische Ackerbauminister Baron Aeerbo hat aus Tarvisio an den Ackerbauminister Mayer das folgende Telegramm gerichtet: ELI DA SEIFE ölida Qualität . P. —.80 Der Erfolg des ständigen Gebrauches von ELI DA Favorit-Seifeist höchste,na~ türliche Schönheit, die immer triumphiert. Ihr zarter Teint wird feiner, als er jemals war. Großes, handliches Stück, erfrischend, durch und durch parfümiert. jSEIFE „Meine Frau und ich senden innigsten Dank für die unzähligen Beweise der Zuvorkommenheit, mH denen ich von Ew. Exzellenz und von den ungarischen Behörden bedacht worden bin. Ich freue mich, daß ich in der Lage war, feststellen zu können, mit welchem Ernst und mit welcher Ausdauer das ungarische Volk bestrebt ist, den Boden zu bebauen und auch dadurch den wirtschaftlichen Aufschwung des Landes zu fördern. Es wird mir zur unendlichen Freude gereichen, wenn ich Ew. Exzellenz nichts weiter. Sie haben sich übrigens wunderbar konserviert —, wenn man sich die paar Fältchen unter den immer feurigen Augen und das Grau der Haare wegdeukt, sitzt der schneidige, der unwiderstehliche Aristide Aubriche von damals vor mir... Tja, die Gesundheit, und keine Kinder .. Aristide fuhr auf. „Lassen Sie diese Dummheiten, Mallineau — zur Sache! Ich habe zu arbeiten ...“ „Selbstverständlich — ein fabelhaftes Bild, das Sie da gerade aufschlugen —, diese Photographen machen wirklich aus dem unscheinbarsten Girl eine Aphrodite! Ja, also was ich sagen wollte — erinnern Sie sich an den dritten November des Jahres Neunzehnhundertundvier ? ‘ ‘ Aristide machte eine unwillig kurze Kopfbewegung. „Gut. An diesem glorreichen Tage beförderte der Studiosus der Rechte Aristide Aubriche seinen vormaligen Freund Armand Mallineau nach verdammt kurzem Zweikampf ins Hospital. Auf Zureden der Ärzte faßte dieser nach Wochen den lächerlichen Entschluß, doch am Leben zu bleiben. Zu dumm, was? Wenn man nämlich an den Folgen solch ritterlichen Amüsements jahrzehntelang laboriert...“ „Daran bin ich vollkommen unschuldig, Mallineau! Es ging alles kommentmäßig vor sich. Wir beide standen damals unter dem Zwange gewisser Prinzipien. Wir waren jung ...“ „Richtig, Aubriche — wir waren beide jung. Und ich liebte Margot mit jenem komischen Überschwang, dessen nur die Jugend fähig ist. Wie sagt man — meine Seele lag ihr zu Füßen! Da kam mein Freund Aristide, der Günstling der Götter und Göttinnen, die beste Klinge der Stadt, hinter mein sorgsam gehütetes Geheimnis. Margot war jung, unerhört jung, der herrliche Aristide überrannte solche Widerstände immer, ach! so leicht — kurz und gut, ich hatte Gelegenheit, mich ‘ in Rigolettogefühle einzuleben. Aristide wußte genau, wie wenig ihm ein Säbel in meiner Hand schädlich werden konnte. Im Bewußtsein der Überlegenheit brachte er es dahin, daß ich, gewissen Prinzipien zuliebe, mich von ihm auch noch krumm und klein schlagen lassen mußte. War’s nicht genau so, Monsieur?“ „Nein.“ Aristide wurde heftig. „Sie schildern die Sache nicht objektiv — es hätte sich alles . . .“ „Es war so, wie ich sage. Jahre der Krankheit überzeugten mich davon, daß wir eigentlich nicht quitt sind, Aubriche — noch nicht quitt.“ Er schöpfte asthmatisch Atem. „Meine Frau starb nach der Geburt meines Sohnes. Der ist leider ein Tunichtgut geworden, hat nichts, wie Weiber und Duelle im Kopf — schade um den hübschen Jungen! Vielleicht war auch meine Erziehung falsch, ich habe ihn beinahe zu einem — Aristide Aubriche erzogen . . . Kurz, mir macht das Leben nun einmal keine rechte Freude. Drum, Monsieur, will ich heute am Jubiläumstage ihre Schlamperei korrigieren, mit diesem niedlichen Ding hier, sehen Sie?“ Er zog rasch einen nickelglänzenden Browning hervor. „Sitzenbleiben, —- wenn Sie sich rühren, mache ich Schluß, so leid mir das täte!“ Aristide fiel wieder in den Sessel zurück. Der andere tändelte mit der Waffe. „Wahnsinn, so ein Duell . . . Nicht genug, daß Sie mir die Liebste stahlen, schlugen Sie mich auch noch zum Krüppel. Ritterliche Austragung, höhnen die Narren . . . Nein, die Austragung muß noch kommen, Aristide! Ich denke mir das so: Ich werde mir hier, vor Ihren schönen Augen, in diesem feudalen Salon eine Kugel ins Hirn schießen. Dem Teppich wird nicht viel geschehen, schätze ich . . „Mallineau, — machen Sie doch keine Späße! Stecken Sie das Zeug wieder ein . . .“ Seine Stimme bebte vyr Erregung. „Späße — ach, über dieses Alter bin ich hinaus! Aber Sie meinen, wozu das alles? Nun, natürlich nicht ganz ohne Zweck. Sie sollen ein bißchen Scherereien haben. Monsieur Aubriche... Ich habe | ehestens in Rom begrüßen kann und Gelegenheit haben werde, Ew. Exzellenz die Fortschritte zu zeigen, die die italienische Landwirtschaft unter der Führung des Duce gemacht hat. Ich bitte Ew. Exzellenz, Ihren hervorragenden Mitarbeitern und den Leitern der ungarischen Agrar organisation meinen Dank zu verdolmetschen. Aeerbo, Ackerbauminister.“ Ackerbauminister Mayer hat an Baron Aeerbo das folgende Danktelegramm gesendet: den Behörden einfach geschrieben, daß der alte Haß zwischen uns noch lebte, daß wir neuerlich ein kleines amerikanisches Duellchen vereinbarten, bei dem ich wieder Pech hatte, verstanden? Nun war ich offenbar bei Ihnen, um Gnade zu erflehen, «ber Sie scheinen unerbittlich geblieben zu sein — angesichts des Toten liegt zumindest diese Vermutung nahe, nicht wahr? Nun, und da Sie mich doch nicht leicht unbemerkt von hier fortschaffen können, meine ich eben, daß Sie gewisse Scherereien haben werden!...“ Er kicherte und wies mit dem Lauf der Waffe auf den Zuhörer- Im Vorzimmer ging die Türe. „Ah, Ihr Mädchen kommt mit dem Sekt! Den werden Sie dann mit Madame schlürfen — ich will nämlich jetzt gehen. Hören Sie? Hab’ mir's überlegt — es könnte dem Teppich da doch schaden ...“ Er trat schnell, Gesicht und Revolver Aristide zugewandt, zur Türe. „Ich habe dich als Feigling gesehen, Aubriche — mehr wollte ich nicht. Apropos — grüße dein bezauberndes Weibchen von mir, die süße Denise! Mein Sohn, der Teufels junge, hat mich gebeten, sein erstes zärtliches Beisammensein mit ihr ein wenig zu behüten, und das habe ich hiemit besorgt. Ich führte die beiden glücklich zusammen, im Bridgeklub war das kinderleicht. Unter uns — überschwenglich liebt er sie gerade nicht, aber er war, während wir hier plauderten, sicher nicht unliebenswürdig gegen sie... Ruhig, ruhig, mein Freund — das Ding geht beim leisesten Fingerdruck los! Nun, Gott befohlen, Aubriche, und frage sie beim Champagner nur recht diskret aus, sie wird entzückend lügen, glaube mir! Frangois steht dir natürlich gern zur Verfügung, er ficht und schießt noch viel besser als der junge Aristide .,. Mit dem alten bin ich jetzt quitt.“ Er stob durch das Vorzimmer und zündete sich unten im Hausflur die Zigarre an, und zwar an seinem Browning, der eigentlich ein Feuerzeug war. • 3 • PESTER LLOYD