Pester Lloyd - esti kiadás, 1930. április (77. évfolyam, 74-97. szám)

1930-04-01 / 74. szám

tHenstag, Í. April 1930 • 3 « PESTER LLOYD Triviranus. Der junge Herr Triviranus dagegen ist überraschend schnell zu seinem Amte gekommen. Dieser junge Herr galt vor einigen Jahren noch als Hilgenbergs junget Mann. Im eigenen Wahlkreis ließ der allmächtige Ge­­fceimrat ihn wählen. Das ist so etwas, wie der Hosenband­orden gewesen. Dann gab es die bekannte Palastrevolu­tion. Triviranus, auch heute noch, Jahre nach seiner Ver abschiedung, Torpedobootskommandant und ewiger ITag­­genleutnant, steuerte, Volldampf voraus, zu neuen Zielen. Das erste Ziel, das Portefeuille, ist schon drei Monate nach dem ersten Angriff erreicht. Mit ihm und Brüning tritt die Kriegsgeneration an die Spitze des Staates. Das ist gut so und man freut sich dieses Fortschrittes, um dessentwillen man selbst ein leises Bedauern darüber unterdrückt, daß ewige Flaggenleutnants es nun mit der Ministerschft genau so eilig haben, wie die sattsam be­kannten, verdienten Parteiveteranen. Dietrich. Einer, der immer auf die Butterseite fällt. Und das mit Recht. Wir brauchen ihn. Aus dem Ernährungs­­ministerium wurde er verdrängt. Aber er ist natürlich die Treppe hinaufgefallen und als Reichsfinanzminister sehen wir ihn wieder. Das hat so sein müssen.Unvorstellbar, daß es ohne die Zähigkeit und ohne die praktische Klug­heit des Musterbürgers aus dem Muschterländle hätte gehen sollen. Dietrich ist der Mann, der alles kann. Der En-tout-cas der deutschen Politik. Von des Gedankens Blässe nicht angekränkelt, sondern im Gegenteil, ange­trieben. Nun wird er, Hemdärmel emporgesliilpt, mit etwas Gottvertrauen und sehr viel Selbstvertrauen die Sache mit dem Defizit in Ordnung bringen. Wirth. Boshafte Zungen nennen ihn: Heldentenor. Das ist er aber nicht. Er ist Tragöde, Heldenspieler. Leider fehlt nun seit Jahren Rathenau, der Regisseur. Rathenau blieb bis knapp vor seinem Tod in Dunkel gehüllt. Alles Licht war auf Josef Wirth gerichtet. Und, wahrhaftig, er braucht den Lichterglanz, darin er wandelt. Es gehört offenbar zu seiner persönlichen Glückseligkeit, sich überall zu expo­nieren, wo dies auch nur im entferntesten möglich ist und überhaupt der meistumkämpfte Mann in Deutschland zu sein. Keine von Dämonen umwitterte problematische Na­tur dabei, sondern ein grader Michel, der auch vor einein allemannischen Donnerwetter nicht zurückscheut, wenn’s nottut. Ein brennend Recht fließt durch sein Herz. All­mählich setzt dieser ewige Kämpfer ein sanftes Bäuchlein an. Das ist nun einmal das Schicksal aller Heldenspieler. Die Seeabriisiungskonferenz. London, 1. April. (U. T.-K.-B.) Die japanische Regierung hat heute die auf das amerikanische Angebot zu erteilende Antwort ge­nehmigt. Die Antwort wurde sodann dem Kaiser zweks Sanktionierung unterbreitet. Man hofft, daß die Delegation die Antwort noch heute abend auf dem Kabelwege erhal­ten wird. Die Antwort ist, von gewissen Vorbehalten ab­gesehen, zustimmend. London, 1. April. (U. T.-K.-B.) Nach der Auffassung der ganzen engli­schen Presse hat die Seeabrüstungskonferenz bereits den Gipfelpunkt der Krise erreicht. In einigen Tagen wird sich, wie die Blätter meinen, das Schicksal der Konferenz nach rechts oder nach links entscheiden. Der Korrespondent des Dailg Telegraph polemisiert gegen die gestrige Erklärung Briands, und weist auf die empörende antibritische Propaganda gewisser Blätter des Kontinents hin. Er stellt fest, daß die Sonntag abends herausgegebene amtliche Erklärung dieser Propaganda gegenüber einen allzu milden Ton anschlägt. Die Italiener habe die französische Forderung eines Mittelmeerlocarnos sehr überrascht; Italien sei nämlich ebenso wie England eine der Garantiemächte des Locarno-Paktes, Frankreich' fordere also eine neue Garantie gegen eine Garantiemacht und schlage ihr außerdem auch das Recht zur Flotten­parität ab. Unter solchen Umständen betonen die Italie­ner, daß Frankreich ihrerseits auf keine Tonne Zuge­ständnis rechnen könne. ÖSTERREICH. Die Christliehsozialen und die Heimwehr. Salzburg, 31. März. (Wiener Amtliehe Nachrichtenstelle.) Auf dem hier abgehaltenen christlichsozialen Landtag kam in der Heimwehrfrage eine Entschließung zur Annahme, worin der Parteitag die Heimwehrbewegung als eine fähige und geeignete Waffe gegen den Marxismus begrüßt und die Parteiangehörigen auffordert, sich in der Heimwehrbewe­gung zu betätigen, damit die in der Öffentlichkeit verkün­deten christlichsozialen und ivolkszusammenfassenden Ideen auch realisiert werden. DEUTSCHLAND. Das neue Kabinett. (Telegramm des Pester Lloyd.) Berlin, 1. April. Der Reichstag tritt, wie schon gemeldet, nachmittags '4 Uhr zusammen, um die Erklärung des Reichskanzlers Brüning entgegenzunehmen. Nach der Regierungserklä­rung wird die Aussprache auf Mittwoch vertagt. (Telegramm des Pester Lloyd.) Warschau, 31. März. Die polnische Presse sieht in den vier neuen Mini­stern des Kabinetts Brüning offene Feinde Polens, die sich zur Aufgabe gestellt hätten, Verträge, die die frühere Regierung mit Polen abgeschlossen habe, zu vereiteln und eine Revision dev deutschen Ostpolitik herbeizuführen. (Telegramm des Fester Lloyd.) Kowno, 31. März. Nach Meldungen aus Moskau beschäftigt sich die Sowjptprcsse mit der Bildung der neuen Reichsregierung. Die Blätter erklären, das neue Reichskabinett bedeute den ersten Schritt zur Wirtschafisdiktatur. Sie bedauern das Ausscheiden der Sozialdemokratischen Partei aus der Re­gierung nicht. Man erklärt vielmehr, die Sozialdemokratie sei aus der Regierung geflüchtet, um ihren Einfluß auf die Arbeitermassen nicht zu verlieren. Uber die Lebens­dauer des neuen Kabinetts ist man in Moskau sehr skep­tisch. Man hält die Reichstagsauflösung für unvermeidbar. Kommunistische Ausschreitungen. (Telegramm des Pester Lloyd.) Leipzig, 1. April. Gestern abend ist es im Anschluß an eine national­sozialistische Versammlung in Brandis bei Leipzig zu schweren kommunistischen Ausschreitungen gekommen. Die Polizei, die gerufen worden war, wurde mit Steinen beworfen. Die Kommunisten zerstörten den Transforma­tor und setzten die Stadt Brandis in Dunkelheit. Die Polizei konnte durch Anwendung des Gummiknüttels die Ruhe herstellen. FRANKREICH. Antibolschewistische Kundgebung. Paris, 1. April. (Havas.) Gestern abend fand auf Anregung des Blattes Libcrté eine großangelegte Protestversammlung gegen die Sowjets statt. Die Versammlung verlief in Ruhe und nach ihrer Beendigung zerstreute sich das Publikum ohne je­den Zwischenfall. GROSSBRITANNIEN. Das ungünstige Finanzjahr. (Telegramm des Pester Lloyd.) London, 1. April. Nach dem am 31. März abgelaufenen englischen Fi­nanzjahr ergibt sich ein Fehlbetrag von 14,523.263 Pfund Sterling. Die Gesamteinnahmen belaufen sich auf 814,970.280 Pfund, während die Ausgaben 829,493.543 Pfund Sterling betragen. Der konservative Schatzkanzler, Churchill, hatte vor einem Jahr für das nun abgelaufene Finanzjahr einen Uberschuß von 4,096.000 Pfund Sterling veranschlagt, bei ordentlichen Einnahmen von 746,060.000 Pfund Sterling, während Snowden gezwungen ist, rund 141/2 Millionen Pi und zu decken. Der Haushalt entspricht im wesent­lichen den Berechnungen, da seil langem keine Zweifel darüber bestanden, daß Snowden im Hinblick auf die sehr wesentlichen sozialen Aufwendungen mit einem Fehl­betrag zu kämpfen haben wird. Berichterstattung über die Unruhen in Palästina. (Telegramm des Pester Lloyd.) London, 1. April. In einem Bericht des englischen Palästina-Ausschus­ses wird festgestellt, daß die Araber am 23. August mit den Angriffen auf die Juden begonnen haben, die aber die vorgekommenen Ermordungen von Arabern und Ju­den nicht rechtfertigen würden. Dig Unruhen seien nicht einheitlich im ganzen Land ausgebrochen, sondern hätten sich auf Grund der Vorgänge in Jerusalem auf das Land ausgedehnt. Die Vergeltungsmaßnahmen seitens der Juden werden vom Ausschuß ebenfalls scharf gegeißelt. Die Un­ruhen haben sich keineswegs gegen die britischen Behör­den gerichtet. Der Ausschuß fordert die Regierung auf, eine unzweideutige Erklärung für das ganze Mandats­gebiet abzugeben und die Richtlinien für die Einwande­rung festzustellen. ' POLEN. Die bevorstehende Regierungserklärung. (Telegramm des Pester Lloyd.) Warschau, 1. April. Ministerpräsident Slawek wurde gestern vom Staats­präsidenten empfangen. Über den Inhalt der Unterredung bewahrt die polnische Presse Stillschweigen. Nach der Beratung beim Staatspräsidenten begab sich Ministerpräsident Slawek ins Ministerpräsidium und ver­handelte mit dem Arbeitsminister Matakicwicz. Es verlautet, daß spätestens am Mittwoch mit einer Regierungserklärung in der Presse zu rechnen sei. Ferner heißt es, daß Senatsmarschall Szymanski un­mittelbar nach seiner Rückkehr aus Wilna einen länge­ren Auslandurlaub antreten wird. GRIECHENLAND. Die Hanger Abkommen vor dem Parlament. Athen, 1. April. (Havas.) Das Abgeordnetenhaus hat die Haager Ab­kommen in erster Lesung votiert. CHINA. Neue Kämpfe. (Telegramm des Pester Lloyd.) London, 1. April. Nach Meldungen aus Schanghai ist es dort zu den ersten Zusammenstößen gekommen. Etwa 15.000 Mann Schanzitruppen sind Samstag in die Provinz Schuntung einmarschiert und haben die Regierungstruppen zuriiek­­geschlagen. Die Schanzitruppen haben inzwischen weitere Verstärkungen erhalten und man rechnet damit, daß nun ein Angriff größeren Stils gegen Nanking beginnen werde. Dienstag im Rundfunk! „Lustigei* ßbercd“ Arrangement: Tibor Hegedűs Tagesneuigkeiten. Requiem für König Karl IV. Heute jährte sich der Tag des tragischen Dahin­scheidens König Karls IV. zum achten Male. Die öffent­lichen Gebäude der ungarischen Hauptstadt hißten aus diesem Anlaß die Trauerfahne. In der Krönungskathedrale in Ofen wurde ein Trauergottesdienst veranstaltet. Vor dem Gotteshause hatte eine Ehrenkompagnie mit der Regimentskapelle Aufstellung genommen. In der Kathe­drale war vor dem Sanktuarium in einem Haine süd­ländischer Gewächse ein Katafalk errichtet, den in mehre­ren Reihen Kandelaber mit brennenden Kerzen flankier­ten. Auf dem schwarzbehangenen Bahrgerüst waren die Krönungsinsignien und die Auszeichnungen des verstor­benen Königs gereiht. Auf dem Deckel des Sarges stand zwischen zwei Kerzen ein Kruzifix, davor lag der bei der Krönung verwendete Hermelinhut. Die Ehrenwache hielten Leibgardisten und Kronwächter in voller Gala, Zur Trauerfeier waren zahlreiche Notabilitäteii und Würdenträger erschienen. Im Oratorium saßen Erz­herzog Josef Franz und die Erzherzoginnen Isabelle, Anna und Gabriele. Im Sanktuarium haben ihre Plätze der Präsident des Oberhauses Baron Julius Wlassics, der Präsident des Abgeordnetenhauses Ladislaus Almásy, die Minister Alexander Wekerle und Ludwig Walko, die Minister a. D. Graf Aladár Zichy, Béla Földes, Graf Josef Somssich, ferner Graf Josef Hunyady, der Präsi­dent der königlichen Kurie Andor Juhász, die Staats­sekretäre Ferdinand Gévay-Wolff, Stefan v. Bärczy und Karl Mayer, Oberbürgermeister Franz Ripka, der Quästor des Abgeordnetenhauses Eugen Karafiäth, Vizebürger­meister Eugen Berczell, der stellvertretende Chef der Kabinettskanzlei Desider Uray, der Rektor der Techni­schen Hochschule Koloman Szily, der Rektor der Tier­ärztlichen Hochschule Franz Hutyra, Oberstadt­­hauptmann Nikolaus Bezegh-Huszägh und unter Führung des G. d. I. Otto Ferjencsik die Generale der Garnison. Eine große Offiziersdeputation hatte in den Bankreihen des rechten Kirchenschiffes Platz genom­men. Die Notabilitäten wurden vom Vizepräsidenten des Landes-Katholikenvereins, Obergespans a. D. Stefan Zsembery empfangen und von den Ministerialräten im Ministerpräsidium Aladár Barsy und Stefan Balla ins Sanktuarium geleitet. Genau um 10 Uhr« traf Kardinal-Fürstprimas Dr. Justinian Serédi, der die Trauermesse pontifizierte, vor dem Gotteshause ein. Er wurde vom Tifularbischof Anton Nemes an der Spitze der assistierenden Geistlichkeit emp­fangen und zu seinem TJirongestühl geleitet. Gleich darauf kam das Auto des Volkswohlfa'hrtmini.sters Dr. Josef Voss angefahren, der den Reichs ver weser vertrat. Während dér feierlichen Messe trugen der Chor und die Kapelle der Kirche unter der Leitung des Regenschori Oberregierungsrates Viktor Sugár Griesbachers Requiem vor. Nach der Messe sprach der pontifizierende Kirohen­­fürst, indem er zur feierlichen Handlung mit seiner Assi­stenz an den Katafalk herantrat, die Libera. Zum Schluß sang die Trauergemeinde den ungari­schen Hymnus. In der Universitätskirche zelebrierte heute vormittag Prorektor, apostolischer Protonotar Alois W olkenberg ein Requiem. An diesem Trauergottesdienste nahmen unter Führung des Rektors der Universitätssenat, der Profes­­sorenkörper und die Universitätsjugend teil. • Aus Wien wird uns telegraphiert: Die köti. ung. Ge­sandtschaft in Wien veranstaltete heule in der Kirche des Malteserordens am Todestage des Königs Karl IV..einen Trauergottesdienst, an dem die Mitglieder der Gesandt­schaft, die Delegierten der Wiener ungarischen Institu­tionen und Vereine, sowie die Mitglieder der ungarischen Kolonie teilnahmen. Die Messe zelebrierte der Gouverneur des Pazmaneums, päpstlicher Prälat Dr. Karl Kiss, unter glänzender Assistenz. Während der Messe intonierten die Zöglinge des Pazmaneums Kirchengesänge. Die Feier schloß mit dem Absingen des Hymnus. Graf Albert Apponyi in Italien. Aus Rom wird uns vom 1. d. telegraphiert: Graf Albert Apponyi und Gräfin Apponyi sind heute hier eingetroffen und haben im „Hotel Eden“ Absteigquartier genommen. Graf Apponyi erfreut sich der besten Gesundheit und arbeitet täglich drei Stun­den, um das politische Material aufzuarbeiten, das er in Ägypten sammelte. Er stellt auch die Denkrede fest, die er noch im Laufe dieses Monats in der Akademie der Wissenschaften halten wird und in der Leben und Wirken des Grafen Julius Andrássy d. J. volle Würdigung finden sollen. Der berühmte ungarische Staatsmann fand ebenso wie in Ägypten auch in Italien eine herzliche Aufnahme. Er hielt sich einige Tage in Taormina auf, wird eine Woche in Rom und Venedig verbringen und vor den Oster feier­lagen nach Budapest zurückkehren. In unserem Blatte erscheinen demnächst neue Artikel aus der Feder des Grafen Apponyi über seine Eindrücke in Ägypten, die sicherlich ebenso großes Aufsehen erregen werden, wie die bisher veröffentlichten Beiträge des ausgezeichneten Staatsmannes. Der tote Clemenceau gegen den toten Foch. Das erste Kapitel der Memoiren Clcmenceaus ist in der Illu­stration erschienen. Man weiß, daß Clemenceau nach zehn Jahren Stillschweigen nur deshalb wieder zur Feder ge­griffen hat, weil er sich durch ein hinterlassenes Me­­moirenwerk des Marschalls Foch, das von seinem Sekre­tär herausgegeben wurde, angegriffen und beleidigt fühlte. Clemenceaus Temperament und Charakter entsprechend, ist aus einer Verteidigungsschrift ein Angriff gegen den Mar­schall geworden. Schon in der Einleitung macht Cie-

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