Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1930. december (77. évfolyam, 275-297. szám)

1930-12-02 / 275. szám

I GROSSBRITANNIEN. InierpeUationen im Unterhaus. London, 1. Dezember. (U. T.-K.-B.V Auf eine Anfrage über die revolutionäre Propaganda der Sowjet-Radiostationen erklärte Henderson, daß falls nachgewiesen wird, daß diese Vorträge die englische Arbeiterschaft zur Revolution aufreizen, er die nötigen Schritte unternehmen werde Auf eine Anfrage der äußerstlinken sozialistischen Abgeordneten Jenny Lee über die Wirren in Österreich erklärte Henderson: __ Ich kann mit Freude melden, daß die österreichi­schen Wahlen friedlich verlaufen sind und die verfassungs­widrigen Drohungen gewisser Kreise sich nicht erfüllt haben. Gegenwärtig ist die Lage vollkommen ruhig. Bergwerksminister Shinwell erklärte, daß in sämt- TtChen Bergwerken Englands und Wales die Arbeit im Gange ist, in Schottland arbeiten 18 Prozent der Arbeiter­schaft und es ist zu hoffen, daß das heute zusammen­getretene schottische Schiedsgericht ein Kompromiß zu­standebringen werde. Außenminister Henderson erklärte auf eine Anfrage, daß er sich aus dem Berichte des Generalsekretärs des Völkerbundes überzeugt habe, daß die Bestimmungen der Friedensverträge über das Verbot der Produktion und der Einfuhr von Giftgasen von den interessierten Staaten nicht immer eingehalten werden. Kriegsminister Shaw behauptet, daß die englische Heeresleitung die Versuche mit giftigen Gasen zunächst stets mit Tieren und dann erst mit Menschen ausfuhrt, da die Gose auf den tierischen und menschlichen Organismus ungefähr gleich wirken. Nach der Interpellation ersuchte Arbeitsminister Miß Bondfleld um die Ermächtigung des Parlaments, die Grenze der staatlichen Zuschüsse für die Arbeitslosenfonds von 60 auf 70 Millionen Pfund zu erhöhen. Die neuen 10 Millionen Pfund werden wahrscheinlich bis Mitte April ausreichen. Haussuchung bei den irischen Republikanern. London, 1. Dezember. (U. T.-K.-B.) Die Polizei hielt in den Lokalitäten der Irischen Republikanischen Partei in Dublin eine Haus­suchung und konfiszierte eine größere Menge aufreizen­der Schriften. Protest gegen die russischen Beschuldigungen. (Telegramm des Pester Lloyd.) London, 1. Dezember. Die englische Regierung wird sich nunmehr dem Schritt der französischen Regierung anschließen und in Moskau gegen die im Sabotageprozeß gegen die eng­lische Regierung vorgebrachten Beschuldigungen Ein­spruch erheben. In der heutigen Sitzung des Unterhauses erklärte Außenminister Henderson, daß er die genaue Übersetzung der von der Sowjetregierung veröffentlichen Dokumente über den Prozeß studiert habe und zu dem Ergebnis gekommen sei, daß diese Dokumente grundlose Beschuldigungen gegen die englische Regierung enthalten. Er habe aus diesem Grunde den englischen Botschafter in Moskau angewiesen, gegen diese unzutreffenden und ungerechten Anschuldigungen gegen die frühere und jetzige englische Regierung Protest zu erheben. Die An­kündigung Hendersons wurde vom ganzen Hause mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Der Bergarbeiterstreik in Schottland. (Telegramm des Pester Lloyd.) London, 1. Dezember. In der Streiklage in Schottland ist bisher keine Ver­änderung eingetreten. Die heute in Glasgow abgehaltene Konferenz zwischen den Bergarbeitern und den Gruben­besitzern, auf der eine vorläufige Beilegung des. Konflikts angestrebt wurde, ist ergebnislos verlaufen und auf mor­gen vertagt worden. Für morgen ist außerdem eine Dele­giertenkonferenz der schottländischen Bergarbeiterführer einberufen worden. Der Präsident der schottischen Berg­arbeitergewerkschaft Doonan hat an die Bezirksverbände die Weisung ergehen lassen, den Streik nicht abzubrechen und weitere Instruktionen der Exekutive abzuwarten. Als Folge des Streiks haben die Kohlenhändler in Schottland den Preis für einen Zentner Hausbrandkohle um 1% Penny erlhöhl. Attentat auf einen Polizeiinspektor in Kalkutta. (Telegramm des Pester Lloxjd.) Kalkutta. 1. Dezember. Auf einen indischen Polizeiinspektor wurde heute von zwei jungen Indern ein Attentat auf dem Bahnhof des Ortes C hand pur in Ostbengalen werübt. Die Atten­täter feuerten mehrere Schüsse auf den Inspektor ab, der lebensgefährlich verletzt wurde. Die Täter konnten unerkannt entkommen. Dienstag, 2, Dezemlier 1930 . TSCHECHO-SLOWAKEL Beschwerden wegen der Volkszählung. (Telegramm des Pester Lloyd.) Prag, 1. Dezember. Die ungarische National partéi, die ungarische chrisl- Jichsoziale Partei, die Zipser Deutschen, die Deutsch­nationalen und die deutschen Nationalsozialisten haben an den Innenminister eine Interpellation gerichtet, in der auf einen Erlaß des Innenministers an den slowakischen Landespräsidenten hingewiesen wird, in dem geheime In­struktionen für die Volkszählung enthalten sind. Danach sollen nur staatstreue und in tschechisch-nationaler Hin­sicht verläßliche Leute zu Zählungskommissaren ernannt werden, besonders dort, wo die Verstärkung des tschechi­schen Elements erwünscht sei. In den Geibieten der Min­derheiten müssen diese Zählungskommissare die Minder­heitensprache beherrschen. Die politischen Behörden wer­den ferner angewiesen, darauf zu achten, daß das Ergeb­nis der Volkszählung von 1921 und das jetzige Ergebnis in nationaler Hinsicht nicht auffallende Verschiebungen -•zeigen. • 5 * BULGARIEN. Der Besuch Tewflk Ruschdi Bels. Sophia, 1. Dezember. (Bulg. Tel.-Bur.) Der türkische Außenminister Tew­­fik Ruschdi Bei ist mit seiner Begleitung heute hier ein­­getroffen. Am Bahnhofe wurde er vom Außenminister Burow, dem Generalsekretär im Außenministerium Dobrew und vom Preßchef Paliew empfangen und be­grüßt. Obzwar dem Besuch des türkischen Außenmini­sters kein offizieller Charakter innewohnt, wird sein Aufenthalt den üblichen politischen Meinungsaustausch ermöglichen, der sich um das Zusammenwirken auf dem Balkan bewegen wird. RUMÄNIEN. Die Lage des Kabinetts Mironescu. (Telegramm des Pester Lloyd.) Bukarest, 1. Dezember« In Bukarest zirkulierten heute den ganzen Tag über Gerüchte über einen bevorstehenden Rücktritt der Regie­rung. Ursache der neuerlichen politischen Spannung ist die Samstag erschienene Erklärung Argetoianus über die Beziehungen zwischen dem König Carol und seiner ge­schiedenen Gattin. In politischen Kreisen verlautet, daß Argetoianu diese Erklärung mit Wissen des Königs ab­gegeben habe. Ministerpräsident Mironescu hatte heute Vor- und Nachmittag lange Audienzen beim König, um mit ihm die Sachlage zu klären. Die Regierung ist nunmehr ent­schlossen, zu demissionieren, falls es sich heraussteilen sollte, daß ihre Mission nur auf die Durchbringung des Budgets beschränkt ist und daß sie dann einer sogenann­ten Regierung von „Persönlichkeiten“ unter dem Vorsitz Argetoianus Platz machen soll. Spätabends wurde ein Kommunique des Minister- I Präsidiums veröffentlicht, in dem erklärt wird, das Mini­sterpräsidium sei bevollmächtigt, zu erklären, daß das Kabinett Mironescu das Vertrauen des Königs besitze. Die Regierung wolle daher ihre Arbeit fortsetzen und hiebei die Mitarbeit aller Elemente annehmen, die grundsätzlich , und aufrichtig die Verfassung respektieren. Nach diesem Kommuniqué nimmt man an, daß die Regierungskrise einstweilen vermieden ist. Bezüglich der geschiedenen Königin Helena meldet die Lupta, daß sie von nun an die eine Hälfte des Jahres im Ausland und die andere Hälfte in Rumänien verbrin­gen werde. Vorläufig werde sie sich nach Deutschland be­geben und drei Monate im Schlosse der Prinzenfamilie von Hessen verbringen. Gummiknüppel gegen Kauileute. Bukarest, 1. Dezember. VU. T.-K.-B.) In der heutigen Sitzung der Kammer protestierte Professor Cuza dagegen, daß sich einige jü­dische Journalisten während der Sitzung im Sitzungssaal des Abgeordnetenhauses aufhalten. Er ersuchte das Prä­sidium, die fremden Personen im Sinne der Hausordnung aus dem Saal zu entfernen. Der oppositionelle Abgeordnete Leon führte aus: Se. Majestät hat erlaubt, daß man vor dem königlichen Palais Demonstrationen veranstalte. Trotzdem seien heute die demonstrierenden Kaufleute mit Gummiknüppeln ausein­andergetrieben worden. Der Staatssekretär für Inneres Calinescu erklärte in seiner Antwort, die Kaufleute hätten nur verlangt, daß sie das Grab des unbekannten Soldaten bekränzen können, aber dies sei anscheinend bloß ein Vorwand gewesen, um einen Aufzug zu veranstalten und die Schaufenster jener Kaufleute einzuschlagen, die an dem heutigen Streik nicht teilnehmen und ihre Geschäfte nicht schließen wollten. Bloß dies habe die Polizei verhindert. Die Kaufleute hätten den Polizeikordon gestürmt, die Nummer der Po­lizisten von deren Brust gerissen und viele Polizisten schwer mißhandelt, worauf die Polizei natürlich von ihren Gummiknüppeln Gebrauch machte. Abgeordneter Leon erklärte in seiner Duplik, daß er persönlich feststellen konnte, daß die Polizisten die schutzlosen Kaufleute brutal angegriffen haben. Er for­derte ein strenge Untersuchung, der die Kammer auch zu­stimmte. Der oppositionelle Abgeordnete Caesoglu forderte im Interesse des Kampfes gegen die Arbeitslosigkeit die Aus­weisung der ausländischen Arbeiter und die Herabsetzung der Arbeitszeit von 12 auf 8 Stunden, wie dies gesetzlich vorgeschrieben ist. Die Kammer ging sodann zur Tagesordnung — Fort­setzung der Adreßdebatte — über. Avarcscu als Kläger. Bukarest, I. Dezember. (U. T.-K.-B.) In Kolozsvár wurde heute das Urteil in dem Prozeß gegen den Verleumder des Marschalls Ava­­rescu verkündet, der in dem Kolozsvárer Blatt Chemarea Avarescu beschuldigte, er habe während des Bauernauf­standes von 1907 nicht weniger als zehntausend Bauern ermorden lassen. Der Journalist Gruja, der den Artikel verfaßt hat, wurde zu einer Gefängnisstrafe von 15 Tagen und zu einer Geldbuße von 3000 Lei verurteilt. Der zweite Punkt der Anklage, in dem Avarescu der Unterschlagung von 13 Millionen Lei beschuldigt wird, konnte nicht verhandelt werden, da Goga, gegen den sich der Angriff ebenfalls gerichtet hat, nicht vor Gericht er­schienen war. POLEN. Die Regierungsbildung. (Telegramm des Pester Lloyd.) Warschau. 1. Dezember. Der mit der Regierungsbildung betraute Oberst Slawek hat heute den ganzen Tag über seine Besprechun­gen fortgesetzt. Ein abschließendes Ergebnis dieser Ver­handlungen dürfte nicht vor Mittwoch zu erwarten sein. In politischen Kreisen verlautet, daß sämtliche Wirt­schaftsressortminister auch in dem neuen Kabinett auf ihren Posten verbleiben sollen. Marschall Pilsudski wird seine geplante Auslandreise erst nach der Neubildung des ..Kabinetts, in dem er. das Portefeuille des Kriegsministe- PESTER LLOYD Játék, Ajándék, Karácsonyfadísz KertészTódor és Uleszely István R.-I. Budapest, IV., VAci-ucca 9. Kérjen árjegyzéket! kbo Kérjen árjegyzéket! riums innehaben wird, antreten. Über das Ziel der Reise des Marschalls will das oppositionelle A. B. C. erfahren haben, daß sie nach Madeira, Spanien oder Italien führen werde. Polnische Darstellung der Vorgänge in Ober­schlesien. Warschau, 1. Dezember. Im Zusammenhänge mit den tendenziösen Informa­tionen der deutschen Presse über die letzten Wahlen in Oberschlesien übermittelte das polnische Ministerium des Innern folgendes Kommuniqué an die po’nische Presse: — Die Behörden haben die Ruhe, sowie die Sicher­heit in dem Zeitraum vor den Wahlen, wie auch am : Tage der polnischen Senatswahlen und der schlesischen : Sejmwahlen sichergestellt. Die Ruhe wurde nur in eini­­j gen Ortschaften wegen zu lebhafter Agitation gestört. Am auffallendsten wurde der ruhige Verlauf der | Wahlen gestört durch das provokatorische Auftreten der ; polnischen Bevölkerung gegenüber einem gewis­sen Harlfinger, der seit einigen Jahren von seiner auf­wiegelnden Tätigkeit bekannt ist, derentwegen der Funk­tionär der Polizei Sznapka durch eine deutsche Stoß­truppe ermordet wurde. Es wurden auch zwei polnische Staatsbürger deutscher Nationalität verprügelt, sowie einige Lokale in Brzezie demoliert. Endlich wurde auch der polnische Arbeiter Stelmach in Nowa Wies erschla­gen. Entgegen den tendenziösen Meldungen verlor kein polnischer Staatsbürger deutscher Nationalität sein Leben. — Außer den angeführten Fällen fanden keine ernstlicheren Zwischenfälle statt, die die Störung der Wah­len zur Folge hatten. In allen festgestellen Fällen der Ruhestörung wurden sofort Nachforschungen gegen die Ruhestörer, wie auch gegenüber den Behörden einge­leitet, deren Aufgabe die Sicherung der Ruhe war. Bis jetzt wurden im Zusammenhänge mit den Zwischenfällen einige Personen verhaftet. Unabhängig hievon kamen einige kleinere Ausschreitungen, wie das Zerschlagen von Fensterscheiben, Raufereien auf den Wahlversammlungen usw. vor. — Man muß bei dieser Gelegenheit feststellen, daß die Aufgabe der Behörden durch die Verleumdungen ge­wisser Organe der deutschen Presse systematisch er­schwert wurden, die sich wahrscheinlich zum Ziele setz­ten, die polnisch-deutschen Beziehungen zu verschärfen und die geringsten Vorfälle auf diesem Gebiet zum Scha­den für die Eintracht der dortigen Bevölkerung in ver­größeren Dimensionen darzustellen. Zugleich muß man die Aufmerksamkeit auf die. Tatsache lenken, daß die polnische Bevölkerung seit geraumer. Zeit durch die revi­sionistische Kampagne gewisser deutscher Faktoren, so­wie durch die Nachrichten über das Los der polnischen Bevölkerung jenseits der Grenze alarmiert sei, wo jüngst Angriffe auf die polnische Bevölkerung, sowie Demolie­rungen von Schulen und Wohnungen stattfanden. Warschau, 1. Dezember. (Poln. Tel.-Bur.) In Anbetracht der bedrohlichen Lage in Oberschlesien hat sich der Leiter der oberschle­sischen Sektion der polnischen Gesandtschaft in Deutsch­land Szczepeniak an den Präsidenten der Gemischten 1 Kommission Calonder gewendet und diesen über die An­griffe informiert, die deutschnationale Gruppen gegen die polnische Minderheit in Kolajki und Oslava Dabrova unternommen haben. Szczepeniak lenkte ferner die Auf­merksamkeit Calonders auf die gefährlichen Folgen der polenfeindlichen Kampagne in Deutschland, und be­schrieb die Ereignisse, deren Schauplatz die Gruben Hohenzoliern und Kursten-Zentrum gewesen sind. Hier wurden polnische Arbeiter durch Hitlerleute angegriffen und geschlagen. Jene Persönlichkeiten, die vor der Öffentlichkeit die polnische Minderheit vertreten, erhal­ten fast täglich Drohbriefe. RUSSLAND. Nachrichten über Bauernrevolten. Riga, 1. Dezember, (Havas.) Nach den Berichten der Rigaer Presse sind in mehreren Provinzen Rußlands Bauernrevolten ausge­brochen. Nach der Meldung eines Blattes konnte man vom Turin der Kirche von Ehnse, die nahe zur Grenze liegt, beobachten, daß in den letzten Tagen mehrere Dörfer an der Straße Lünaburg—Leningrad durch russische Artil­lerie bombardiert worden sind. Infolge des Bombarde­ments sind Brände entstanden. Nachts war der Himmel, auf weiten Strecken rot. London, 1. Dezember. (Ung. Tel.-Korr.-Bureau.) Von der lettischen Grenze treffen stets neue Meldungen ein, die von heftigen Kämp­fen zwischen den Sowjettruppen und der Bauernschaft berichten. Drei lettische Monteure wurden von Sowjet­­truppen gefangen genommen und zwei Tage lang auf der

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