Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1931. február (78. évfolyam, 26-48. szám)

1931-02-01 / 26. szám

Sonntag, 1. Februar 1931 ■ zeichnet. So kommt es, daß im Parlament tiefer­schürfende Ideen über die geistige Richtung, die Ungarns allgemeine Politik zu befolgen hätte, nur spärlich lautwerden. Die Opposition redet sich damit aus, daß ihre Aufgabe sich auf die Kontrolle der Regierungspolitik beschränkt und es nicht ihre Sache ist, die Politik mit programmatischen Gedanken zu hefruchten. Die Majorität hinwieder bedient sich der bequemen Ausflucht, daß nicht sie, sondern die ver­antwortliche Regierung berufen ist, politische Ge­danken anzuregen und sie in konkrete 1 aten umzu­setzen. Die Regierung endlich stellt sich auf den Standpunkt: Was wir an Gedanken haben, das gießen wir in die Form konkreter Gesetzentwürfe, — alles Programmgeschwätz ist daher überflüssig. Abseits des Parlaments ist aber solche Ode nicht vorhanden. In den Herzen regt sich das Seh­nen nach einer Politik, die die Hindernisse des nationalen Aufstiegs aus dem Weg zu räumen ver­heißt; in den Seelen keimen Gedanken auf über die beste Art und Weise, wie der nationalen Auf­erstehung der Weg zu ebnen wäre; und in den Geistern sprießen Energien und Initiativen, geheizt von dem Streben, aus den Verirrungen der Vergan­genheit nützliche Lehren für die Zukunft zu schöpfen und der Frage nachzusinnen, wie das Werk der nationalen Auferstehung am wirksamsten in die Strömungen des herrschenden Zeitgeistes ein­geschaltet werden könnte. Das hier besprochene Buch ist nicht frei von Fehlern. Manches in seinen Urteilen ist zu streng, manches andere zu nachsichtig. Aber in der Haupt­sache trifft es den Nagel auf den Kopf, und auch wer nicht mit jedem seiner Worte einverstanden ist, wird es mit Nutzen lesen. Wer Gedanken in der ungarischen Politik sucht, muß sie unter den gege­benen Umständen in erster Reihe in Büchern suchen. Glücklicherweise fehlt es nicht an solchen Büchern. Das hier besprochene ist eines von ihnen Auf einige andere wollen wir demnächst zu sprechen kommen. Genfer Entscheidungen. Von WILLIAM MARTIN, Redakteur des Journal de Généve. Landwirte ihren Verbrauch an industriellen Erzeug­nissen behindert, und daß dies mithin eine der un­mittelbarsten Ursachen der Arbeitslosigkeit in den Weststaaten sei. Seit dem Monat November hat die Zollkonferenz sich sehr bemüht, Mittel zur Erleichterung der Lage in den Agrarländern ausfindig zu machen, doch konnte sie nicht zu einer einheitlichen Stellung­nahme in bezug auf die Forderungen dieser Länder gelangen, die für die europäischen Ackerbauprodukte eine Zollpräferenz verlangen. Einzig Deutschland hat sich geneigt gezeigt, diesen Weg einzuschlagen, aber auch seine prinzipielle Geneigtheit erschien wesent­lich begrenzt durch seine internationalen Verpflich­tungen. Die einzige Frucht dieses guten Willens be­stand mithin darin, daß Frankreich den lebhaften Wunsch offenbarte, seinerseits etwas zu tun, um das Fußfassen des deutschen Einflusses in diesen Län­dern zu verhindern, die Frankreich — wenigstens zum Teil — als seine natürlichen Verbündeten be­trachtet. Die Delegierten der Agrarländer haben jedoch auf die Idee der Zollpräferenz nicht verzichtet. Nach wie vor meinen sie — und Herr Marinkovics hat ihre diesfälligen Gründe dargelegt —-, daß jede andere Methode ihnen nur eine augenblickliche Hilfe zu bieten vermöchte. Sobald der Landwirt im Erlös sei­ner Produkte nicht einmal deren Gestehungskosten ersetzt bekommt, kann jede ihm gewährte Finanz­hilfe lediglich die Not des Augenblicks lindern, ohne jedoch die eigentlichen Ursachen seiner Notlage fühl­bar zu mildern. Diese Argumente haben ihren Eindruck nicht verfehlt, dem Problem der Zollpräferenz aber konn­ten sie eine leichte und rasche Lösung nicht sichern. Der Europa-Ausschuß hat sich mithin darauf be­schränken müssen, die Frage an einen Unteraus­schuß zu leiten, und um die Agrarländer nicht mit leeren Händen heimziehen zu lassen, hat er sich sofort der Frage des Agrarkredits zugewandt, der seiner Auffassung nach raschere Lösungen gestattet. Der Finanzausschuß des Völkerbundes, der parallel mit dem Europa-Ausschuß tagte, hat also einen Unter­ausschuß eingesetzt, der bis Mai einen Protokoll­entwurf zu verfassen haben wird, den man im Ver­laufe der nächsten Ratstagung den interessierten Staaten zur Unterfertigung wird vorlegen können. Wenn wir gut unterrichtet sind, liegt diesem Ent­wurf die Schaffung eines Zentralorgans unter der Autorität des Völkerbundes vor, das eine interna­tionale Anleihe zu emittieren und deren Verwendung zu überwachen hätte. Diese Anleihe, deren Betrag 100 Millionen Dollar ausmachen soll, wird unter die solidarische Garantie der Getreideausfuhrstaaten gestellt sein. Sie soll eine Laufzeit von 20 bis 30 Jahren haben und zur Rückzahlung der kurzfristi­gen Schulden verwendet werden, die zurzeit so schwer auf den Bauern lasten und deren periodische Erneuerung ihnen unerschwingliche Bürden auf­erlegt. Gleichzeitig würde das Freiwerden von solchen Schulden die Liquidität in diesen Ländern erhöhen und solcherart auch dem Handel einige Erleichterung bringen, woraus auch den Industrie­ländern ein mittelbarer Vorteil erwüchse. Obzwar man hier in dieser Hinsicht optimi­stisch gestimmt ist, möchten wir nicht zu behaup­ten wagen, daß die ins Auge gefaßten Fristen sich Etwa eine Stunde später betrat ein eleganter junger Mann mit schwarzbraunem Gesicht den Laden. Er war mit isabellfarbigem Gabardine be­kleidet und trug den traditionellen „Tarbusch“ auf dem Kopf. Er stellte sich vor: „Herr, mein Besuch wurde bereits von meinem Vater angekündigt. Ich komme um die bestellten Juwelen. Einer Ihrer Angestellten mag mich zu meinem Vater begleiten, der ihm die Schmuckstücke zahlen wird, die meine Mutter wählt... Einver­standen ? ... Bitte, zeigen Sie mir jetzt alles, was Sie an Ringen mit Saphiren und Brillanten oder an Armbändern mit Smaragden und Diamanten haben!“ Der elegante junge Mann nahm in einem Fauteuil Platz und wählte klug. Mittlerweile ließ Herr Kramer einen seiner Angestellten in sein Bureau treten und sagte ihm dort ungefähr fol­gendes: „Sie werden Radheb Bey begleiten und die Juwelen, die er wünscht, in diesem kleinen Koffer zu seinem Vater bringen. Aber wenn auch die Ehrenhaftigkeit der Familie jeden Verdacht aus­schließt, seien Sie doch wachsam! Insgeheim, na­türlich ... Sie können allenfalls auch einen Scheck als Zahlung für den gekauften Schmuck annehmen.“ Eine Viertelstunde darauf bestiegen der Sohn des Paschas und der Angestellte des Juweliers einen Wagen. Wie mit goldenem Regen überstäubte die Sonne die Stadt. Ein leises Lüftchen kräuselte die ! Wellen des Nils und bewegte kaum merklich die Wipfel der hohen Palmen auf der Insel Gezireh. Sie fuhren über die große Brücke von Kasr-el-Nil. Dann hielt der Kutscher vor einer prächtigen Villa am Boulevard Gizeh. „Wir sind am Ziel,“ sagte der elegante junge Mann. „Geben Sie mir den Schmuck, damit ich ihn meiner Mutter zeige, die selbstverständlich keine männlichen Besuche empfangen darf. Sowie sie ihre Wahl getroffen hat, werden mein Vater und ich Ihnen zahlen, was wir Ihnen schuldig sind.“ Der Angestellte zögerte. Wohl wußte er, daß es unschicklich wäre, den jungen Mann bis in die Gemächer seiner Mutter zu begleiten. Außerdem i Genf, Ende Januar. Der Europa-Ausschuß und der Völkerbundrat haben im Verlaufe ihrer jüngsten Tagungen Ent­scheidungen getroffen, die insbesondere die Staaten Mittel- und Osteuropas nahe angehen. In erster Reihe denken wir dabei an die Entscheidungen des Europa-Ausschusses über die Krise der Agrarländer, sowie an den Ratsbeschluß betreffend die deutsche Volksminderheit Oberschlesiens, wodurch dem internationalen Minoritätenschutz eine Realität und eine Nachdrücklichkeit verliehen wurde, deren er sich bisher nur selten hat erfreuen dürfen. Der Europa-Ausschuß hat seine Aufmerksam­keit hauptsächlich den osteuropäischen Agrarstaaten zugewendet. Er ging davon aus, daß die wirtschaft­liche Zerrüttung dieser Länder, hervorgerufen durch das katastrophale Sinken der Getreidepreise auf dem Geldmärkte, als eine der wesentlichsten Ursachen des europäischen Mißbehagens zu betrachten sei. Es ist in der Tat einleuchtend, daß die Notlage der Kupfer stechen. Dekorationen und Kostüme be­kamen, dank der Phantasie des Herrn Gustav Oláh, den richtigen Ton und Reiz. Herr Laurisin hatte einen brillanten Abend. Sein Tenor konnte schon im Monolog des ersten Aktes („Genug, genug...“), selbst bei stärkster Anschwellung des Orchesters, lichtvoll durchdringen, und die Stimme behauptete sieh bis zum Schluß. Überraschend war auch das Spiel. Wie er im zweiten Akt, trotz der naturalisti­schen Frische, durch eine beklommene Haltung, eine unschlüssige Geste, einen scheuen Blick es an­deutet, daß Sly zu träumen glaubt, das brächte auch dem besten dramatischen Schauspieler einen Sieg. Und alles, was Frau Vilma Tihangis (Dolly) groß­artiger Sopran enthält, ergoß sich über Bühne und Zuschauerraum: der Glanz, die strahlende Wärme, der melodische Zauber. Dolly muß von falscher Pose zu inniger Liebe modulieren; diese Bekeh­rung ist der Künstlerin vortrefflich gelungen. Die Herren Szende (der Graf) und Maleczkg (John Plake), ebenso wie eine bunte Reihe von Episodisten, sind feste Stützen der Aufführung. Der junge Pascha. Von MAURICE DEKOBRA. ln seinem prunkvollen Geschäft auf der Charia­­el-Manak in Kairo stand Herr Kramer und unter­suchte mit der Lupe einen sechskarätigen Diaman­ten. Da läutete das Tischtelephon. Der Juwelier nahm den Hörer: „Hailoh! ... Ja, am Apparat... Wer dort?... Rad'heb Pascha? Guten Morgen, Exzellenz!... Was steht zu Diensten?“ Des Paschas Stimme erwiderte: „Ich wollte Ihnen nur sagen, Herr Kramer, daß ich in einer Stunde meinen Sohn zu Ihnen schicke. Er wird Ringe und Armbänder ansehen, und, be­gleitet von einem Ihrer Herren, mir eine Auswahl bringen, die ich meiner Gattin vorlegen will. Ich kann mich doch auf Sie verlassen?“ „Selbstverständlich, Exzellenz,“ ! als hinreichend erweisen würden, um die Emission einer Anleihe zu gestatten, deren Erfolg im wesent­lichen von dem Vertrauen der amerikanischen und der englischen Kapitalisten abhängen muß. Auf ! Grund dieses Zweifels eben erschien es angezeigt, j zugunsten der europäischen Landwirtschaft auch | noch etwas Unmittelbares zu unternehmen. Herr I Loucheur hat sich mit den Regierungen der Ge- i treideeinfuhrstaaten in Verbindung gesetzt, um j durch eine Vereinbarung unter ihnen und durch j einen Druck auf ihre Großkaufleute zu erreichen, j daß der noch unverkaufte Rest aus der letztjährigen Í Ernte der Ausfuhrländer aufgekauft werde. Man ist ! der Ansicht, daß diese Operation in ihren Modali­­j täten und ihrem Zuschnitt nicht über die in West­­! europa bestehenden Möglichkeiten hinausgeht und daß sie den Völkern Osteuropas immerhin einige Erleichterung bringen würde, die ihnen gestatten könnte, die Flüssigmachung der Agrarkredite abzu­warten, in deren Besitz sie dann das Ergebnis der hatte er Angst, einen guten Kunden Herrn Kramers zu verletzen, wenn er ein unangebrachtes Mißtrauen zur Schau trüge. So händigte er endlich Radheb Bey den Schmuck ein, und während jener in der Villa verschwand, schritt er längst der Einfahrt auf und nieder. So vergingen zehn Minuten. Dann war eine Vier­telstunde vorbei. Dann zwanzig Minuten. Der Ange­stellte behielt die Villa im Auge und ihn wunderte, daß kein diensthabender „Barbarin“ vor der Türe Wache stand. Da entschloß er sich, einen schwarzen Diener anzusprechen, der auf der Schwelle eines Nachbarhauses lungerte. „Dies ist doch der Sitz von Radheb Pascha?“ „Jawohl,“ erwiderte der Schwarze. „Doch weder Radheb Pascha ist hier, noch eines seiner Familien­mitglieder. Sie reisten vorgestern nach Europa.“ Dem Angestellten trat kalter Schweiß auf die Stirne. Er eilte schleunigst zur Brücke und traf dort einen Polizisten. Dieser hörte ihn an und mußte zu­­geben, daß die Möglichkeit eines Diebstahls sehr augenscheinlich sei. „Laufen wir zur Villa zurück,“ rief er. „Wenn es nur noch nicht zu spät ist!“ „Sahen Sie, wie der Dieb in das Haus eintrat?“ „Nein, ich sah ihn das Gebäude umschreiteo und meinte, er werde eine Seitentür benützen.“ Der Angestellte und der Vertreter der hohen Obrigkeit standen atemlos vor der Gartentür. „Schnell hinein! Jede Sekunde ist kostbar!“ Sic hatten die Allee kaum betreten, als der Poli­zist rief: „Da ist er ja! Dort hinten im Garten!... Er springt über die Hecke und flieht in die Gasse hin­aus!“ Die Verfolgung gestaltete sich bewegt. Aber das Gesetz behielt die Oberhand und der elegante junge Mann mit dem tadellosen „Tarbusch“ mußte sich er­geben. Bald darauf betrat das Trio die Polizeistube des Stadtviertels. Der Angestellte des Juweliers wie­derholte seine Klage vor dem diensthabenden Kom­missär und der elegante junge Mann mußte gestehen, daß er nicht die entfernteste verwandtschaftliche Be- • 3 • PESTER ELOYB

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