Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1931. július (78. évfolyam, 146-172. szám)

1931-07-01 / 146. szám

Mittwoch, T-:rJulI 1*531 DEUTSCHLAND. Blutige Kommunistendemonstrationen. Berlin. 30. Juni. (Wolff.) Bei einem Zusammenstoß mit Kommu­nisten wunde heute abend ein Polizeioberwachtmeister erschossen. Gegen 19 Uhr hatten sich in der Frankfurter Allee etwa 100 Kommunisten angesammelt, die sich zu einem Zuge formierten und nach der inneren Stadt mar­schieren wollten. Als ihnen ein Polizeiiiberfallkommando entgegentrat, wurden die Poizisten mit Steinen beworfen. Es fielen auch Schüsse. Eine Kugel traf den Führer des Überfallkommandos, den Polizeioberwachtmeister KuIl­feld, der sofort zusammenbrach. Er wurde bewußtlos nach der Rettungswache geschafft, wo der Arzt einen schweren Bauchschuß feststellte. Kuhfeld starb kurz nach seiner Einliefcrung zur Rettungsstelle, ohne die Be­sinnung wiedererlangt zu haben. Die Ansammlung wurde inzwischen aufgelöst, wobei 17 Personen zwangsgestellt wurden. (Telegramm des Pester Lloyd.) Berlin, 30. Juni. Auch im Zentrum von Breslau kam es heute zu schweren kommunistischen Ausschreitungen, in deren Verlauf mehrere Lebensmittelgeschäfte geplündert wur­den. Starke Polizeipatrouillen durchstreifen die Stadt, um weitere Ausschreitungen zu verhindern. Die meisten Ladeninhaber haben aus Furcht vor weiteren Plünde­rungen ihre Geschäfte geschlossen. Studentenunruhen in Berlin und München. Berlin, 30. Juni. (Wolff.) Heute gegen Hl&lb 1 Uhr kam es zu erneuten Versammlungen und Kundgebungen der Studentenschaf ft vor und in der weiteren Umgebung der Universität. Die Studenten brachten Hoch- und Niederrufe uns, und ver­suchten, Lieder anziistknmen. Als die Anordnungen der Polizei vielfach nicht befolgt wurden, wurden 20 Stu­denten festgenommen. Ein Teil von ihnen ist bereits wieder entlassen worden. Zu weiteren Zusammenstößen kam es zwischen na­tionalsozialistischen und republikanischen Studenten. Als die letzteren Flugblätter verteilten, wurden sie von ihren politischen Gegnern angegriffen und der Flugblätter be­raubt. Auch hier ist die Polizei energisch vorgegangen, (so daß nachmittag Ruhe herrschte. Berlin, 30. Juni. Der Rektor der Berliner Universität erließ heute abend einen Aufruf an die Studenten, worin er im Namen des akademischen Senats bei einer etwaigen Wiederholung der Ausschreitungen vom 27. und 29. Juni mit dem Ein­satz aller staatlichen Machtmittel droht. Gleichzeitig weiß sich der Rektor mit der überwiegenden Mehrheit der Berliner Studenten einig in der Auffassung, daß die Alma Mater nicht zum Tummelplatz politischer Leidenschaften erniedrigt werden dürfe. Er richtet an die studierende 'Jugend den dringenden Appell, daß der letzte und für so manche für den Abschluß ihres Studiums so entscheidende Moment der Sommersemester nunmehr voll und unge­stört ausgenützt werde. (U. T.-K.-B.) München, 30. Juni ’(Wolff.) Heute mittag versammelten sich national­sozialistische Studenten in den Gängen der Universität .und brachen in laute Mißtrauensrufc gegen den Staats­rechtslehre Professor Muwinskg aus. Es kam sogar zu Schlägereien, so daß das Überfallskommando und die 'Landespolizei zu Hilfe gerufen werden mußten. Sie räum­ten die Universität und nahmen einige Sistierungen vor. J>ie Universität ist bis auf weiteres gesperrt. Die neue Regierung in Baden. Karlsruhe, 30. Juni. (Wolff.) In der heutigen Nachmittagssitzung des badischen Landtages wurde die Wahl der neuen badi­schen Regierung vorgenommen, nachdem die Minister ihre Ämter zur Verfügung gestellt hatten. Die Opposition nahm an der Wahl nicht teil. Die Wahl des Staats­präsidenten fiel wiederum auf Minister Wittemann. Als Innenminister wurde der sozialdemokratische Abgeord­nete und Staatsrat Mager gewählt. ITALIEN. Der bevorstehende deutsche Ministerbesueh. Rom, 30. Juni. (Stefani.) Giornale d’ltalia befaßt sich mit dem be­vorstehenden Zusammentreffen Brünings und Mussolinis und schreibt, bei dieser Gelegenheit dürften die beiden Staatsmänner die allgemeinen Probleme und dann auch die die beiden Staaten besonders interessierenden Fragen erörtern. Zwischen Italien und Deutschland, schreibt das Blatt, gäbe es gewisse Berührungspunkte und eine be­stimmte Zusammenarbeit in der allgemeinen europäischen Politik. Es gäbe aber an einigen Punkten auch Wider­­spri 'he, die in Rom zweckdienlich bereinigt werden könnten. Tribuna schreibt der Zusammenkunft eine große Bedeutung zu. Die beiden Staatsmänner werden be­sonders die Hooverschen Vorschläge, die Vorbereitung der allgemeinen Abrüstungskonferenz, sowie den Plan der deutsch-österreichischen Zollunion besprechen. Das Blatt ist der Überzeugung, daß es zwischen Italien und Deutschland zu vielversprechenden Vereinbarungen kom­men kann. Beide Blätter drücken die Meinung aus, daß die Zusammenkunft Ende Juli oder Anfang August statt­­linden dürfte. ÖSTERREICH. Der Kampf um das deutsche Studentenrecht. Graz, 30. Juni. (Wiener Amtliche Nachrichtenstelle.) Die deutsche Studentenschaft der beiden Grazer Hochschulen hielt heute wegen der Frage des deutschen Studentenrechts eine von mehreren hundert Studenten besuchte Versammlung ab, bei der der Rektor der Universität erklärte, daß die beiden Rektorate gemeinsam mit der Studentenschaft auf ein neues verfassungsmäßiges Studentenrecht hinarbeiten wollen und sich darin mit der Wiener Universität soli­darisch fühlen, í ' In einer einstimmig angenommenen Entschließung wird festgestellt, daß der Verfassungsgerichtshaf den volksibürgerlichen Grundsatz als Organisierungsprimzip an­erkennt und durch seine Entscheidung selbst den Weg gewiesen hat, wie künftighin ein verfassungsmäßiges Sfudentengesetz zu erlassen sei. Die Grazer Studenten­schaft verbürgt sich für die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung, und will gemeinsam mit den Wiener Kom­militonen im Kampf um das Studentenrecht Zusammen­arbeiten. Alle politischen Parteien und maßgebenden Faktoren werden dringend ersucht, die Regelung dieser Frage im Gesetzeswege zu beschleunigen, weil nur dann eine Gewähr für die ruhige Entwicklung an den öster­reichischen Hochschulen gegeben sei. GROSSBRITANNIEN. Die Krise der Liberalen Partei. (Telegramm des Pester Lloyd.) London, 30. Juni, Der Auflösungsprozeß in der Liberalen Partei macht weitere Fortschritte. Nach dem Ausscheiden von Sir John Simon, Robert Hutchinson und Ernst Brown aus der liberalen Fraktion hat heute der bisherige Schatzkanzler der Partei und finanzielle Organisator des liberalen Frei­­handelsieLdzuges Viscont Alcndalc sein Amt nicdergclegt. Alendale begründet seinen Schritt mit seiner Unzufrieden­heit mit der Führung der Partei durch Lloyd George. Wie er weiter erklärte, trete er aber nach wie vor für die Prinzipien der Liberalen Partei voll ein. Von mehreren anderen liberalen Unterhausmitgliedern heißt es, daß sie nur noch den Verlauf der Unterhaussitzung von Donners­tag abwarten wollen, um sich dann dem Schritt der vor­genannten Abgeordneten anzuschließen. Meuterei auf einem englischen Kriegsschiff? (Telegramm des Pesier Lloyd.) Malta, 30. Juni. Beträchtliche Überraschung hat hier die völlig un­erwartete Rückkehr des englischen Kriegsschiffes „Ramil­­lies“ aus Argosloli in Griechenland hervorgerufen. Die Rückkehr des Schiffes soll mit einer Meuterei an Bord in Zusammenhang stehen, über deren Charakter strengstes Stillschweigen bewahrt wird. Eine kriegsgerichtliche Verhandlung soll vor Wiederauislaufen des Kriegsschiffes in Malta abgehalten werden. Zunahme der Arbeitslosigkeit. (Telegramm des Pester Lloyd.) London, 30. Juni. Die Arbeitslosenziffer ist in der letzten Woche um 6455 gestiegen. Die gesamte Arbeitslosenziffer beträgt 2,627.386. Das bedeutet eine Zunahme von 812.440 gegen­über der gleichen Zeit des Vorjahres. TSCHECHOSLOWAKEI. Schwierigkeiten der Regierung in der Frage der Getreideeinfuhr. (Telegramm des Pester Lloyd.) Prag, 30. Juni. Die durch den Kampf um das Getreidemonopol ent­standene Spannung in der Regierung hat eine derartige Zuspitzung erfahren, daß mit der Möglichkeit einer Re­gierungskrise gerechnet wird. Die Verhandlungen über die Regelung der Getreideeinfuhr sind auf einem toten Punkt angelangt. Um aber die letzte Konsequenz: den Rücktritt der Regierung zu vermeiden, sind die Parteien bestrebt, das Parlament in die Ferien zu schicken und die Ent­scheidung über die wichtige Frage zu vertagen. Die Krise wäre aber dadurch nicht gebannt, denn die Agrarier ha­ben erklärt, daß sie den Handelsvertrag mit Ungarn nicht zulassen werden, wenn ihre Forderungen bezüglich der Getreidebewirtschaftung nicht erfüllt werden. Die übrigen Parteien bestehen darauf, daß der Vertrag mit Ungarn auf Grund der letzten Instruktionen (Präferenzzölle und Kontingente) abgeschlossen und auf Grund des handels­politischen Ermächtigungsgesetzes in Kraft gesetzt wer­den. Es gehen Gerüchte um über die Einsetzung einer Beamtenregierung oder die Bildung einer großen schwar­zen Koalition. Diese letztere Kombination würde bedeu­ten, daß die Agrarier, die mächtigste Partei seit dem Um­sturz, in Opposition gehe. Der Strafprozeß gegen den kommunistischen Ab­geordneten Major. (Telegramm des Pester Lloyd.) Pozsony, 30. Juni. Wegen der blutigen Vorfälle in Kossuthfalva, die drei Todesopfer gefordert haben, hatte sich heute der kom­munistische Abgeordnete Stefan Major zu verantworten. Nach der Anklageschrift hat Major die Menge mit den Worten: „Kinder und Frauen vorwärts!“ gegen die 'Gendarmen gehetzt. Als ein Mann aus der Menge dem kommandierenden Oberleutnant den Säbel habe ent­reißen wollen, habe der Kommandant Befehl „Bajonett auf!“ gegeben. Im selben Augenblick sei aus der Menge ein Revolverschuß abgegeben worden, worauf der Ober­leutnant Feuer kommandierte. Durch die Gewehrschüsse wurden drei Personen getötet und zwölf verletzt. Major erklärte sich für nicht schuldig. Er habe die Aufforde­rung, daß die Menge auseinandergehen soll, nicht gehört. Die Leute hätten geschrien und einige seien auf die Gen­darmen zugelaufen. Er habe sie beruhigen wollen, sei aber umringt und durch einen Kolbenschlag nieder­geschlagen worden. Er sei in Ohnmacht gefallen und erst nach der Salve wieder zum Bewußtsein gekommen. Er bestritt, die Worte: „Frauen und Kinder vorwärts!“ ge­sagt zu haben. Der Verteidiger stellte fest, daß alle Ver­letzten von rückwärts getroffen worden seien. Die als Zeugen vernommenen Gendarmen erklärten übreinstim­mend, daß sich die Menge sehr aggressiv benommen habe, und daß deshalb der Gebrauch der Waffe notwendig ge­wesen sei. Die Verhandlung wird morgen fortgesetzt. PESTER LLOYP JUGOSLAWIEN. Zwei geheimnisvolle Bombenexplosionen. (Telegramm des Pester Lloyd.) Belgrad, 30. Juni. In Jugoslawien ereigneten sich heute zwei geheim­nisvolle Bombenexplosionen. Die Explosionen erscheinen besonders deshalb rätselhaft, weil sie mehrere hundert Kilometer von einander entfernt, jedoch unter den gleichen Umständen erfolgt sind. Die eine Höllenmaschine explodierte in einer leeren Garnitur, die auf einem Nebengeleise des Belgrader Rangierbahnhofes stand. Menschen kamen nicht zu Schaden, der angerichtete Materialschaden ist aber bedeutend. Die zweite Explosion erfolgte in Spalato, ebenfalls auf dem Rangierbahnhof, in einem auf einem Nebengeleise stehenden leeren Waggon. Die Eisenbahndirektion hat in beiden Fällen die Unter­suchung eingeleitet. Nach einer amtlichen Meldung sollen die Explosionen durch Selbstentzündung der Gas­heizung entstanden sein. Die Urteilsbegründung im Schlegl-Prozeß. (Von unserem Korrespondenten.1 Agram, 30. Juni. Die Verlesung der Begründung des Urteils irrt Schlegl-Prozeß wurde erst in den Nachmittagsstunden beendet. Der Vorsitzende fragte sodann die Angeklagten, ob sie Berufung einlegen wollen. Alle Verteidiger mel­deten den Rekurs an. Der Staatsanwalt appellierte mit Ausnahme der zwei Todesurteile ebenfalls bei allen An­geklagten. Die Verteidigung beantragte hierauf die sofor­tige Enthaftung der freigesprochenen Angeklagten und jener Verurteilten, die nicht mehr als anderthalb Jahre erhalten haben, die durch die Untersuchungshaft als ver­büßt erscheinen. Das Gericht ordnete trotz des Wider­spruches des Staatsanwaltes die sofortige Enthaftung dieser Angeklagten atu BULGAREN. Das neue Regime. (Telegramm des Pester Lloyd.) Sophia. 30. Juni. König Boris empfing heute die Mitglieder der zurückgetretenen Regierung Liaptschew in Abschieds^ audienz und beschenkte sie mit seiner Photographie und wertvollen goldenen Tabatieren. Die neue Regierung hielt heute ihren zweiten Minister­rat ab, in dem einige Reformen besprochen wurden, die die Regierung durchzuführen beabsichtigt. Es wurden auch die neuen Präfekten’ ernannt, die in der Mehrheit Demokraten sind. SPANEN. Minister Prieto über die Wahlergebnisse. Madrid, 30. Juni. (Havas.) Finanizmlnister Prieto erklärte, daß daf überraschende Anwachsen der sozialistischen Mandata. auch die Verantwortung der Partei vergrößert habe. Did Partei wird in der für den 10. Juli einberufenen Kon­ferenz die Frage entscheiden, oh sie angesichts der Ver­schiebung der Lage an der Regierung teilnehmen werde oder ob es ratsamer sei, die mit der Regierung verbun­dene Verantwortung abzulehnen. Nach der Meinung Prie­tos müßten die Sozialisten an der Regierung teilnehmen, denn würden sie sich abseits halten, so könnte die Re­gierung einen reaktionären Anstrich bekommen. Prieta fügte noch hinzu, daß eine Lerroux-Regierung auf die Unterstützung der Sozialisten kaum rechnen könnte. POLEN. Beamtenabbau in den Staatsämtern, (Telegramm des Pester Lloyd.) Warschau, 30. Juni, Im Rahmen der Budgeterspamngsaktion wurden» heute in fast sämtlichen staatlichen Ämtern Kündigun­gen vorgenommen. In einigen Ministerien erreicht die Zahl der gekündigten Beamten zehn Prozent. In erster Linie belroffen sind verheiratete Beamtinnen, deren Gatten einen Verdienst halign, sodann Beamte, gegen die einmal ein Disziplinarverfahren anhängig war, und schließlich Beamte, die außer ihrem Gehalt eine Pension beziehen. BRASILIEN. Brasilien und der Plan einer amerikanischen Zollunion. Von der hiesigen Gesandtschaft Brasiliens geht uns. die folgende Mitteilung zu: Zum Plan der chilenischen Regierung bezüglich der Errichtung einer amerikanischen Zollunion hat sich der Außenminister Brasiliens. Dr. Mello Franco Zeitungs­berichterstattern gegenüber geäußert, daß Brasilien der chilenischen Anregung im Prinzip beipflichtet. Er fügte hinzu, daß diese Frage zunächst von einer aus wdrt-i schaftlichen und finanziellen Sachverständigen zusam­mengesetzten Kommission geprüft werden sollte. Das Ergebnis dieser Prüfung würde dann bei späteren Ver­handlungen den Regierungen als Richtschnur dienen können. Der Außenminister Brasiliens nahm jedoch Stellung gegen den finanziellen Teil des chilenischen An-, träges, weil ein Moratorium den Auslandkrcdit des Lan­­des möglicherweise stark schädigen könnte. Das Volk Brasiliens hat, dem Appell seiner Regierung Folge leistend, sich zu allen Opfern bereit erklärt, um die Regelung der Staatsfinanzen Brasiliens zu ermöglichen. 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