Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1932. február (79. évfolyam, 26-48. szám)

1932-02-02 / 26. szám

PESTER LLOYD ______________________________________ • 4 • _______ ,_________ , Dienstag, 2. Februar 1932 Kehlensaures Tannenbad wir Jet neubelebend! Preis der Tablette: —.40 Heller. is-to söhnenden Verheißungen des neuen Internationalis­mus nicht allzuviel erhofft. Er spricht von einer „eigentümlichen tragischen Polarität des autoritären Staates“, in der sich aber gleichzeitig seine eigent­liche Größe offenbart. „Er könnte gut leben, sicher leben, bequem leben, aber er zieht es vor, groß zu leben. Er wandelt auf dem gefährlichen Weg zwi­schen den Abgründen, und der gefährliche Weg ist immer der einzig große.“ Eine solche tragische Polarität wird auch in Hinblick auf den genialen Staatsmann erörtert, der auf der höchsten Stufe sei­nes Aufstiegs bereits die Keime des Niederbruches in sich trägt. Die machtpolitische Seite des Staatsbewußtseins wird nun mit besonderer Eindringlichkeit und Le­bendigkeit in dem weltpolitischen Teil des Buches dargelegt. Wir sehen, wie der moderne Hochkapita­lismus und Hand in Hand mit ihm das immer stär­ker werdende Streben nach wirtschaftlicher Autarkie der einzelnen Mächte ein natürliches Expansions­bedürfnis wachruft und Reibungsflächen schafft, die durch die gleichzeitig vorhandenen Tendenzen zur Bildung großer internationaler Verbände zum inter­nationalen Zusammenschluß überhaupt nur unzu­länglich wettgemacht werden können. Alle diese Ex­perimente zur Internationalisierung und Pazifierung scheitern daran, daß man die vitalen Selbstbehaup­­tungs- und Kampftendenzen, die für die Außen­politik der emzelnen Mächte bezeichnend sind, durch leblose juristische Verklausulierungen meistern möchte. Hierin liegt die irreparable Schwäche jedes Kriegsächtungspaktes. Auch der Völkerbund könnte nach der Ansicht namhafter Politiker nur dann zu einer internationalen Autorität erstarken, die ihren Willen im Falle nationaler Konflikte durchzusetzen vermag, wenn er über eine eigene Armee verfügen würde. Könnte aber eine solche Armee nicht leicht selbst Grund von kriegerischen Verwicklungen wer­den oder sich schließlich gegen den Völkerbund selbst kehren und zu dessen Atomisierung bei­tragen? Bei dem Kapitel „Völkerbund“1 versäumt es Grabowsky nicht, auch über die Bestrebungen zur Verewigung der jüngsten Friedensverträge, durch die in die internationale Politik das Moment einer ungesunden Statik getragen wird, einige kräftige Worte zu sagen. Durch solche und ähnliche Ein­wände und durch die scharfe kritisch-analytische Note, die sich durch das ganze Werk zieht, erweist sich diese politische Forschung allerdings als eine recht skeptische Wissenschaft. Aber ihre Skepsis steht doch in hohem Maße im Dienste der Aufklärung und dürfte einst bei der Entwirrung der politischen Widersprüche unserer Zeit eine nicht unerhebliche Rolle spielen. ________ Maschine und Arbeitslosigkeit. Von Dr. JOHANN STARK. Vor etwa hundertfünfzig Jahren stürmten die Handweber von Lanark die mechanischen Web­stühle, die sie in ihrer Existenzmöglichkeit bedroht hatten. Die blinde Zerstörungswut war ein Aus­druck ihrer verzweifelten Lage. Sie waren, durch das plötzlich hereinbrechende Ereignis über­rumpelt, außerstande, es zu verstehen und einen gangbaren Weg zu suchen. Während aber die eng­lische Arbeiterschaft schon lange aufgehört hat, ihr Heil in der Rückkehr zur Handarbeit zu erblicken, ist heute in vielen Köpfen der Intelligenz eine dunkle, von begreifendem Wissen unberührte, maschinenzerstörerische Anschauung entstanden. Und das nach einer hundert Jahre währenden Be­geisterung für den technischen Fortschritt! Dieser Umschwung ist nur als Reaktion auf die vorherige populäre Auffasung zu werten, die in der Verdrän­gung der Menschenarbeit durch die Maschine keine Gefahr sah und von einer harmonischen Auswir­kung des technischen Fortschrittes überzeugt war. Nun, da sich diese Voraussetzung als falsch er­­wisen hat, wird die Maschine als Menschenfeind gebrandmarkt und als Quelle allen Übels bezeich­net. Dabei vergißt man das Selbstverständliche: die Frage so zu stellen, wann die Maschine günstig und wann sie schädlich wirkt. Um so mehr ist es Aufgabe der Wirtschaftsdenker, die Zusammen­hänge in der neuen Lage wissenschaftlich zu klären und die alte, sogenannte Kompensationstheorie zu revidieren. Diese Theorie nahm an, daß die durch Einstellung neuer Maschinen von ihrem Arbeits­platz verdrängten Arbeiter wieder vollzählig in der Wirtschaft beschäftigt sein werden, sobald die zu­sätzlichen Gewinne der aus der Maschinenarbeit profitierenden Unternehmen wieder produktiv in vestiert sein werden. Heute liegt die Annahme nahe, daß diese Theorie nur in der Zeit einer rapiden Ausdehnung der Gesamtwirtschaft die Tatsachen decken konnte. Der Professor der Uni­versität Berlin Emil Lederer nahm die Aufgabe auf sich, in einem theoretischen Gesamtbild die Um­stände aufzuzeigen, unter denen technische Fort­schritte eine andauernde Arbeitslosigkeit ver­ursachen können. Sein Gedankengang ist ungefähr der folgende: Stellen wir uns ein sogenanntes statisches Wirt­schaftssystem vor, das sich gleichmäßig ausdehnt, d. h. ein System, in dem sich das investierte Kapital und die Arbeiterzahl in jedem Produktionszweig í von Jahr zu Jahr um den gleichen Prozentsatz er- I höht, wobei die Art und die Technik der Produktion ! unverändert bleibt. Nun soll in einigen Betrieben ! eines wichtigen Produktionszweiges die Möglichkeit i eintreten, durch Veränderungen der Arbeitsmetho­den den Arbeitswirkungsgrad zu erhöhen. Es wird z. B. in einem Fünftel der Betriebe des Kohlenberg­baues die Abbaumethode verbessert werden können, so daß die gleiche Kohlenmenge mit der halben Arbeiterzahl gefördert werden kann. Diese Ände­rung der Produktionsmethode erfordere aber eine j über die normale jährliche Investitionsrate hinaus- J gehende Mehrinvestition, z. B. eine Erhöhung des ! Kapitals dieser Betriebe um ein Drittel. Schalten wir I die Möglichkeit einer Kreditschöpfung durch Ban­­| ken aus, so muß das Kapital aus anderen Produk­­j tionszweigen herangezogen werden. Nach Durchfüh- I rung der Verbesserungen wird die gleiche Kohlen­menge mit emem um ein Drittel vermehrten Kapital und mit einer um die Hälfte verminderten Beleg- I schaft gefördert. Ist die Durchführung der Neuerung ohne Reibungen gelungen, so ergibt sich in diesen „dynamisch“ gewordenen Betrieben ein Übergewinn, i aus dem das neu herangezogene Kapital höher ver­zinst werden kann als in den Produktionszweigen, | denen es entzogen wurde. Für den Kohlenbergbau ergibt sich also eine Verringerung der Arbeiterzahl. Damit ist aber die Wirkung der Neuerungen auf den Arbeiterfassimgs­­raum nicht erschöpft, denn die Heranziehung des zusätzlichen Kapitals aus fremden Produktions­zweigen verlangsamt das Wachstum dieser Gruppen. Dadurch wird dann hier das normale Anwachsen der Arbeiterzahl verhindert. Im gleichen Grade wird auch der Wert der Gesamter zeugung dieses statisch gebliebenen Zweiges Zurückbleiben. Das umternor­­male Wachstum des Arbciterfassungsraxunes in die­sen Industrien kann sich in der Weise auswirken, daß die auf dem Arbeitsmarkt erscheinende nor­male Zusatzquote der jungen Arbeiter keine Beschäf­tigung findet oder nur nach Entlassung älterer, weniger leistungsfähiger Arbeiter eingestellt werden kann. Das Gesamtergebnis der technischen Neuerung : ist also, daß der Wert der Erzeugung in den moder­­| nisierten Betrieben gleich geblieben und in der sta­tischen Gruppe ein Ausfall entstanden ist. In beiden Gruppen ist dagegen die Ausgabe für Löhne, ent­sprechend der Einschränkung des Arbeiterfassungs­­raumes, gesunken. Der Lohnverlust ist also größer als die Verringerung des Produktionswertes, und ; die Differenz ist gleich der Gewinn Steigerung der | dynamisch gewordenen Gruppe, i Die Frage ist nun, ob zu erwarten ist, daß die vom technischen Fortschritt ausgelösten Veränderun­gen selbsttätig zu der Herstellung des Gleichgewichtes : des ganzen Systems führen werden, in dem alle frei- i gesetzten Arbeitskräfte wieder vollzählig Beschäfti­­j gung finden. Meistens nimmt man an, daß die in- I folge des Lohnerspamisses erzielten Gewinne wie­der produktiv investiert werden, wodurch sich Fas­­sungsraum für die entlassenen Arbeiter bilden soll. Näher angesehen, zeigt sich aber, daß dieser Vor­gang darin besteht, daß die den Unternehmern durch Lohnersparnisse zugekommene Kaufkraft sich in neu zu erzeugende Produktionsmittel innisetzt. Deren Fabrikation seihst kann aber keine solche Erhöhung der Arbeiterzahl zur Folge haben, daß die eingetre­tene Arbeitslosigkeit wieder verschwindet. Denn diese Kaufkraft war ja schon früher vorhanden ge­wesen, nur war sie in der Hand von Lohn- und Ge­­haltempfängem und wurde daher für Konsummit­tel ausgegeben. Anstatt eine Mehrbeschäftigung zu erzeugen, wird also meistens lediglich eine partielle Umstellung der bestehenden Produktionen von der Konsununittelerzeugung auf die Erzeugung von Produktionsmitteln erfolgen. Andererseits schafft aber die Inbetriebnahme der neuen Produktionsmit­tel seihst Fassungsraum für die früher freigesetzten Arbeiter. Hier zeigt sich nun aber wieder die Schwierigkeit, daß der Gewinn einer Produktion« Periode (ein Jahr) in diesem Falle nicht dazu aus reichen wird, neue Produktionseinheiten in solchem Maße betriebsreif herzustellen, wie es aus dem Ge sichtspunkt der Arbeitsuchenden erforderlich wäre. Denn es wird erstens ein Teil dieser Gewinne von den die neuen Produktionsmittel erzeugenden Pro­duktionszweigen zur notwendigen Erweiterung ihrer eigenen Einrichtungen absorbiert werden. Zweitens ist der Übergewinn nur ein Bruchteil der Kapi al­­summe, die die arbeitslos gewordenen Arbeiter früher beschäftigte. Ein Übergewinn besteht ja nur insofern, als die Lohnerspamissc die Verringerung des Produktionswertes übersteigen. Es kann alse mehrere Jahre lang dauern, bis die notwendigen neuen Betriebe vollzählig fertig sind. Wird nun in­zwischen wieder ein technischer Fortschritt ge­macht, so werden die Profite der älteren Betriebe vermindert und der Übergewinn kann ganz ver­schwinden. Daraus ist ersichtlich, daß wenn das Tempo der technischen Entwicklung zu schnell ist, die Nachfrage nach Arbeitskräften dauernd hinter dem Angebot zurückbleibt. Eüie selbsttätige Kom­pensation sei also in diesem Falle nur für einen Bruchteil der freigesetzten Arbeitskräfte gesichert. Es ist klar, daß dieses Beispiel einer Steige­rung der Ergiebigkeit der Arbeit ohne gleichzeitige Erhöhung der erzeugten Menge auf Allgemeingül­tigkeit kaum Anspruch machen kann. Meistens war ja die Entwicklung der Wirtschaft mit einem absoluten Wachstum sämtlicher Daten verbunden, so daß die Arbeitslosigkeit überwunden werden konnte. Das meint ja aber auch Prof. Lederer, in dem er sagt, daß zwar die Entwicklung der Ge­samtwirtschaft dafür sorgen kann, daß die techni­schen Fortschritte sich nicht in Arbeitslosigkeit auswirken, daß aber keine Kompensation im Kreise der bestehenden Produktionseinheiten selbsttätig eintreten wird. Er besteht eben darauf, daß der technische Fortschritt „zu schnell“ werden kann, nämlich zu schnell im Verhältnis zur Kapi­talbildung und Bevölkerungszunahme. Das Tempo des technischen Fortschrittes hat in den letzten Jahren die Tendenz, zu schnell zu werden, u. zw. beeinflußt durch die Vertrustung der Industrien und durch die alles mit sich reißende Rationalisie­rungswelle. Wie man sich auch zu den Gedankengängen Prof. Lederers in ihren Einzelheiten stellen möge, so ist es unleugbar, daß sie uns in sehr eindring­licher Weise aus dem passiven, fatalistischen Har­ren auf das automatische Inkrafttreten einer Kom­pensation, von der wir die Überwindung der struk­­turell gewordenen Arbeitslosigkeit erwarten, herausreißt. Ja, es ergeben sich von seinem Ge­sichtspunkte aus ganz wichtige praktische Folge­rungen für Maßnahmen zur Krisenbekämpfung. In einer unlängst im Archiv für Sozialwissenschaf­­ten erschienen Studie entwickelt er interessante Vorschläge zu einem Vorgehen gegen die Arbeits­losigkeit. Damit ein Aufschwung wieder eingelei­tet werde, sei eine Wiederherstellung der freien Kommunikation der Kreditmärkte, eine Nivellie­rung der Preise und eine Erleichterung der Schul­denlast der Unternehmungen durch eine der Geld-. Wertsteigerung entsprechende Schuldenstreichung durchzuführen. Außerdem ist es aber notwendig, eine derartige Umgestaltung der Wirtschaft vorzu­nehmen, die sicher zu einer Ausdehnung des Ar­­beitsfassungssraumes führen würde. Ein wahlloses Ausstreuen von Krediten reicht hiezu keineswegs aus, denn diese könnten, in den bestehenden Indu­strien verwendet, zu neueren Freisetzungen von Arbeitskräften führen. Der richtige Weg dagegen wäre, außerhalb des Kreises der bestehenden In­dustriezweige solche neue Produktionen entstehen zu lassen, die die Einstellung von Arbeitskräften in großem Maßstabe ermöglichen. Das Beispiel einer solchen Neugestaltung wäre z. B. eine Umstellung der ostdeutschen extensiven Landwirtschaft auf Edelprodukte mittels einer großzügigen Siedlungs­politik. Das Ziel wäre die Erhöhung des Wertes der Produkte, und zugleich die Befreiung der Ge­samtwirtschaft von den Lasten der Subventionie­rung eines unrentabel gewordenen Produktions­zweiges. Diese Umgestaltung würde zu keiner Frei­setzung von Arbeitskräften führen, sondern durch Ausrüstung der Siedlungen mit Wohnungen und Geräten auch die vorhandenen Industrien beschäf­tigen. überhaupt sei für den Fall, daß die Ausdeh­nung der Kredite wieder möglich wird, eine Len­kung dieser Kredite durch eine wirtschaftlich ab­solut sachkundige Zentralstelle notwendig, die solche Produktionen bevorzugt, die den Arbeits­fassungsraum wirklich erweitern, statt ihn einzu­engen. Aus der Einsicht, daß für die heutige Krise nicht allein monetäre Störungen verantwortlich zu machen sind, folgt zugleich, daß mit monetären Maßnahmen allein der Weg aus der Krise nicht ge­funden werden kann. Die Krise kann nur durch einen, vom Standpunkt des Arbeitsmarktes aus ge­sehen. optimalen Ausbau der Wirtschaft bekämpft werden. Ohne eine gründliche Lösung der Arbeits­losenfrage, für die die Sozialpolitik allein nicht ausreicht, ist keine Gesundung der Wirtschaft und Gesellschaft zu erwarten. Dienstag jm Rundfunk: Übertragung aus dem Königstheater: „Die Blume vom Hawrai“ A mp* * SÍJrTla täglich 'lie lerne» Anzeigen in Fester T.toyd (Morgen 'WmY'»SS^MgjlJ|f ** S blatt), Sie finden da in den verschiedenen Rubriken Ml «richtige Anzeigen die Sie werden. Lesen Sie

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