Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1932. május (79. évfolyam, 96-118. szám)

1932-05-01 / 96. szám

Sonntag, 1. Maá 1932 lerieoffizier, hatte sich auf den französischen Schlachtfeldern tapfer geschlagen und kehrte ordens­geschmückt und als Oberst in die Heimat zurück. Als die Union Schwierigkeiten mit Nikaragua bekam, schickt ihn Coolidge, der die diplomatischen Fähig­keiten Stirn sons schätzt, dorthin, und als er zurück­kommt, sind die Schwierigkeiten beseitigt. Weiß Gott, dieser Anwalt, der nie Diplomat war, hat die Sähe, die heikelsten diplomatischen Knoten zu ent­wirren. Auf den Philippinen wird es unruhig — man schickt Stimson als Generalgouverneur dorthin —, es wird ruhig. Die Ära Hoover beginnt. Wieder taucht Llihu Root im Weißen Hause auf und ver­anlaßt, Stimson als Staatssekretär ins Kabinett auf­zunehmen. Kellogg ist alt und schon physisch den neu herantretcnden Anforderungen nicht gewachsen. Es war für Amerika eine schwere Zeit damals, nicht leichter als jetzt, oh nein. Überall Schwierigkeiten, — eine Reihe von Fragen harren der Lösung. Stim­­son ebnet den Weg. Unangenehmen Fragen versteht er mit viel Takt auszuweichen: er spricht einfach nicht davon. Mit Borah, dem enfant terrible des Senats, steht er nicht sehr gut. Aber nicht, weil Borah Borah ist — die Beziehungen zwischen dem Staatssekretär und dem Vorsitzenden der Außenkom­­mission sind in den Staaten nie gut gewesen. Das ist so Tradition. Die heiklen Fragen — Kriegsschulden, Reparationen, Revision — werden nicht angeschnit­ten. Fragt man Stimson darüber, wird er immer auf den Kongreß hinweisen, dem diese Dinge zustehen. Aber er kann eingreifen, wenn es das Interesse Ame­rikas verlangt, er hat es im Mandschureikonflikt gezeigt. Glaubt denn ein Mensch hier in Genf, daß es der Völkerbund war, der es bis zur Einstellung der Feindseligkeiten im Fernen Osten gebracht hat? Keiner glaubt es, und jeder weiß, daß es das Macht­wort Stimsons war, das dem Blutvergießen ein Ende machte. Die Note Stimsons vom 7. Januar war mehr wert, als alle Resolutionen des Völkerbundrates zu­sammen. Also immerhin ein Machtfaktor — das wußte Tardieu, als er ins Flugzeug stieg, um Stimson in Paris abzufangen. Ehe er in Genf Brüning und Grandi in die Hände fällt! Das würde noch fehlen! Eine schläfrige Sitzung der Generalkommission Salvador de Madariaga, der gewandte Sprecher des neuen Spanien, Bohemien der Weltdiplomatie, pole­misiert mit Litwinow. Alles polemisierte hier mit Litwinow, und darum war es nicht weiter erschüt­ternd. Aber da wird es plötzlich lebhaft im Saal: was man so Bewegung nennt, ist eingetreten, die Hälse AUCH SIE INTERESSIEREN diese Bücher: Rudolf Sieghart: Die letzten Jahrzehnte einer Grossmacht Edgar von Schmidt-Pauli: Die Männer um Hitler Sven Hédin: Jehol, die Kaiserstadt Hermann Hesse: Die Morgenlandfahrt Elisabeth Russell; Hochzeit, Flucht und Ehestand der schönen Salvatia Mora: Manón lernt die Liebe kennen E. Phillips-Oppenheim : Gewitter um Monte Carlo Róheim Géza: A Csurunga népe Francois Mauriac: Le noeud de vipéres Leihbibliothek Dr. Norbert Langer Andrássy-ut 58. Monatlich nur P 1.50 der Amerikanerinnen auf den Tribünen werden län­ger, schließlich ganz lang. Nein, nicht nur die Ameri­kanerinnen sind in Aufregung geraten, auch die bla­sierte Pressetribüne gerät in Wallung. Sitzenbleiben! ruft man, als man in den vordersten Reihen auf­steht, um besser zu sehen. Ein Geraune setzt ein, Madariaga spricht für die Wand, von Mund zu Mund, von Ohr zu Ohr wird geflüstert: Stimson ... Stimson... In der Tat: der Staatssekretär hatte, von Nor­man Dawis begleitet und vom Botschafter Gibson an der Tür empfangen, den Saal betreten. Für wen spricht Madariaga jetzt noch? Denn auch auf den Delegiertenbänken reckt man sich die Hälse aus. Inzwischen hat sich Stimson gesetzt, zwischen Paul- Boncour und Gibson. Paul-Boncour wußte, was er Amerika schuldig ist: er erhob sich von seinem Sitz, verneigte sich mit gebührendem Anstand, die weiße Künstlermähne kam in Schwung: er begrüßte Stim­son. Der russische Pressechef beugt sich über Lit­winow und flüstert dem Volkskommissär etwas ins Ohr. Da reinigt Litwinow schnell die Brillengläser, die schlauen Äuglein sind auf Stimson gerichtet, alles schaut jetzt dorthin, Madariaga, etwas aus der Fassung gebracht, redet nun auch schon zu Stimson hin. Jetzt bahnt sich Titulescu, der Rumäne, einen Weg durch die schmalen Gänge und geht als erster — man kann nie wissen, wozu das gut ist — auf .Stimson zu. Es macht guten Eindruck, ad oculos der staunenden Versammlung zu demonstrieren, wie man den Staatssekretär persönlich kennt! Morgen, ach, wird das ja nicht mehr ziehen: morgen werden Stim­son zwar nicht alle, aber immerhin eine ganze Reihe von Delegierten schon auch persönlich kennen. Titu­lescu verstand wieder einmal, die Stunde zu nützen, die Begrüßung wurde geknipst! * Als Stimson aus dem Sitzungssaal» herauskam, setzte der Sturm der Photographen ein. Es war ein Generalangriff der internationalen Photoreporterwelt. In einigen Minuten wird er ein paar hundertmal ge­knipst. Es war ein Kreuzfeuer, wie man es in Genf noch nicht gesehen und nicht gehört hat! Schließ­lich schritt die Geheimpolizei ein, drei Beamte wichen überhaupt nicht von Stimsons Seite und machten, wüe sie sagten, diesem Unfug ein Ende. Stimson stand später in einer verschwiegenen Ecke Verlässliche 7eiiautt>«"ahrUn9 Kutnewsky Zeitgemässe Preise! mo ív., Knstóf-tér g. Tel. su-to mit Sir John Simon und Paul Hymans, dort hatte ilm mein indiskretes Reporterauge erwischt. Aber Hymans stand nicht als belgischer Außenminister hier, sondern — das ändert die ganze Sache — als Präsident der außerordentlichen Vollversammlung des Völkerbundes. Aber Reporter haben auch in* diskrete Ohren: kurz und gut, es ging bei dieser Unterhaltung, wo auch Dokumente gezeigt werden, ausschließlich um die Mandschureifrage. Damit de* montierte sich Stimson seihst, der erklärt hatte, sein Genfer Aufenthalt hätte nichts mit der fernöstlichen Frage zu tun. Und wie steht es nun mit den Ge­rüchten über seine Fülüungnahme mit Litwinow? Es sind nicht nur Gerüchte: beide Seiten wollen sich mal anschauen, besciinuppern, daran ist kaum noch ein Zweifel. Die Erklärungen, die Litwinow den deutschen Journalisten am zehnten Jahrestage von Rápallo abgab, schienen weniger an Deutschland als an Amerika gerichtet. Der Satz, daß Rapallo gezeigt habe, wie ausgezeichnet sich die U. S. S. R. mit einem kapitalistischen Staat vertragen könne, mußte frappieren. Die japanische Expansion in China, das Vordringen Japans zu den Gestaden des Pacific bietet jetzt Gelegenheit zu einer russisch-amerikani­schen Annäherung. Daß dies auf Kosten des Völker* bundes gehen muß, braucht nicht gesagt zu werden. Immer war Stimson von auffallender Zurückhaltung, wenn es um die Propaganda gegen die Sowjetunion in Amerika ging. Übereinstimmend sagen es alle amerikanischen Journalisten in Genf. Wenn es in ■ r m». vasárnap d. u^baa.a.ká,éhaZ) Or. Here»**®® ®0 Tel. 43-l-°6-Vil., Damjanich-ucca OksM tett j a® JÜ&usszapnai 1/2 kg.=a& *At&us Adziszappan 60 fittét j bald in das Buch, bald in das Manuskript blickend. Zum Schluß erhob ich mich verblüfft und erklärte, daß der Verleger im Recht sei. „Warum er es waT? Macht keinen Versuch, das zu erraten. Ihr seid im Irrtum. Es war nicht das Manuskript eines anderen Romans, das er hinein­geschmuggelt hatte. Es war tatsächlich die fließende, künstlerische, stellenweise von dichterischem Schwung beflügelte Übersetzung des „Geheimnis­vollen Schlosses des Grafen Wiczislaw“. Ihr seid wiederum im Irrtum. Kein einziges Mißverständnis kam darin vor. Schließlich konnte er in der Tat Eng­lisch und auch Ungarisch. Ratet nicht weiter. So was habt Ihr noch nicht gehört. Etwas anderes war hier das Malheur, etwas ganz anderes. „Ich bin auch nur langsam, von Stufe zu Stufe hinter die Sache gekommen. Hört mich an. Der erste Satz des englischen Originals lautete: „Alle sechsunddreißig sturmgeprüften Fenster des al­ten Schlosses glänzten. Auf dem ersten Stock im Tanzsaal gossen vier Kristallkronleuch­ter ihr verschwenderisches Licht aus...“ Dann blickte ich in die ungarische Übersetzung hin­ein, wo dieses stand: „Alle zwölf sturmgeprüften Fenster des alten Schlosses glänzten. Auf dem ersten im Tanzsaal gossen vier Kristallkran leuch­ihr verschwenderisches Licht aus .. .“ Ich riß die Augen weit auf und las weiter. Auf der dritten Seite schrieb der englische Romancier: „Graf Wiczislaw zog mit höhnischem Lächeln die Geldbörse aus der Tasche und warf die verlangte Summe, tausendfünf­­hundert Pfund, auf den Tisch.“ Der Übersetzer über­trug dies so: „Graf Wiczislaw zög mit höhnischem Lächeln die Geldbörse aus der Tasche und warf die verlangte Summe, hundert fünf zig Pfund, auf den Tisch.“ Nun war ich bereits von bangen Ahnungen erfüllt, die in den folgenden Minuten sich, leider, zu trauriger Gewißheit verstärkten. Denn weiter unten auf der dritten Seite der englischen Ausgabe las ich: „Gräfin Eleonore saß in einer Ecke des Tanzsaales in Abendtoilette und trug ihren alten Familien­schmuck: auf dem Kopf ein mit Diamanten besetztes Diadem, das sie noch von ihrer Urahnin, der deut­schen Kurfürstin, geerbt hatte, an ihrem Schwanen­­busen funkelte opalisierend eine echte Perlenschnur, während ihre Finger von den Brillant-, Saphir- und Smaragdringen ordentlich steif geworden waren — Zu meiner großen Überraschung gab die ungarische Übersetzung die obige farbenvolle Deskription fol­gendermaßen wieder: „Gräfin Eleonore saß in einer Ecke des Tanzsaales in Abendtoilette...“ Sonst war nichts zu lesen. Das mit Diamanten besetzte Diadem, die Perlenschnur, die Brillant-, Saphir- und Smaragd­ringe waren verschwunden. „Versteht ihr, was unser unglücklicher, eines besseren Schicksals würdiger Sohriftstellerkollege getan hat? Er hat den Familienschmuck der Gräfin Eleonore einfach gestohlen, und mit ähnlichem, un­verzeihlichem Leichtsinn beraubte er auch den übrigens so sympathischen Grafen Wiczislaw, dem er von seinen fünfzehnhundert Pfund bloß hundert­fünfzig ließ. Ebenso fehlten zwei Kristallkron­leuchter des Tanzsaales, und auf eben diese Weise unterschlug er von den sechsunddreißig Fenstern des stumigeprüften alten Schlosses vierundzwanzig. Die Welt drehte sich mit mir im Kreise. Meine Ver­blüffung erstieg jedoch ihren Gipfel erst, als ich m einer jeden Zweifel ausschbeßenden Weise feststellen konnte, daß dieses Vorgehen in der ganzen Arbeit unseres Freundes durchgefiihrt wurde. Wo die Feder des Übersetzers bloß hinkam, überall schädigte er die handelnden Personen Ohne Unterschied des Alters, des Geschlechts und der Konfession. Beweg­liches und Unbewegliches in gleicher Weise nicht schonend, trat er die Heiligkeit des Eigentumsrechtes mit Füßen. Er arbeitete auf verschiedene Art. In den meisten Fällen verschwanden die Wertsachen öhneweiters. Von den Teppichen, Panzerschränken und Silbergegenständen, die berufen waren, das literarische Niveau des englischen Originals zu heben, war in dem ungarischen Text nicht die ge­ringste Spur. Sonst schnipfte er von den Sachen etwas, die Hälfte, oder zwei Drittel. Wenn jemand fünf Koffer in den Waggonabteil tragen ließ, er* wähnte er bloß zwei. Für mich war all das nieder* schmetternd — denn dies war schon ausgesproche* nes Übelwollen und Mangel an Männlichkeit —, daß er die Edelmetalle und Pretiosen nicht selten gegen wertlosen und untergeordneten Tand um tauschte, Platin gegen BleCh, Gold gegen Messing und Diaman­ten gegen böhmische Steine und Glas. „Mit langer Nase verabschiedete ich mich von dem Verleger. Aas Neugierde bat ich ihn um das Manuskript und das englische Original. Nachdem mich das wirkliche Rätsel dieses Detektivromans reizte, setzte ich zu Hause meine Nachforschungen fort und legte von den gestohlenen Gegenständen ein genaues Inventar an. Von mittags ein Uhr bis halb sieben Uhr morgens arbeitete ich ohne Unterbre­chung. Zum Schluß hatte ich eruiert, daß unser auf Abwege geratener Schriftstellerkollege während des Übersetzens aus dem englischen Original unrecht­mäßig und unbefugt 1,579.251 Pfund Sterling ent­wendet, außerdem 177 Goldringe, 947 Perlenhals­bänder, 161 Taschenuhren, 304 Ohrringe, .435 Koffer, ungerechnet die Güter, Wälder und Weiden, die Schlösser von Fürsten und Baronen und andere Kleinigkeiten, wie Taschentücher, Zahnstocher und Glocken verschwinden ließ, deren detaillierte Auf­zählung zu langwierig und vielleicht auch zwecklos wäre. „Die Untersuchung, wohin er diese Mobilien und Immobilien getan, die schließlich doch nur auf dem Papier oder im Reich der Phantasie vorhanden waren, was er mit ihrer Entwendung bezweckt hatte, würde zu weit führen, ich will da auch nicht nach­forschen. Aber all dies brachte mich zur Überzeu­gung, daß er noch immer der Sklave seiner sträflichen Leidenschaft oder seiner Krankheit, seine Heilung aussichtslos und er daher der Unterstützung der wohlanständigen Gesellschaft nicht würdig sei. In meiner moralischen Entrüstung habe ich ihn denn auch ganz und gar fallen lassen.“ • 8 • BESTER LLOYD

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