Pester Lloyd - esti kiadás, 1932. november (79. évfolyam, 246-270. szám)

1932-11-02 / 246. szám

• 3 ® PESTER LLOYD Mittwoch, 2. November 1932 Kaffee Kati sDohnenhaffeea: ——* ———^---------— ______._ ________________________________________________ Vom Tage. Antwort des türkischen Ministerpräsidenten auf die Begrüßungsdepcschc des Ministerpräsidenten Gömbös. Auf das Beglückwünschungstelegramm, das Ministerpräsident Julius Gömbös aus Anlaß der Jahreswende der Ausrufung der türkischen Republik an den türkischen Ministerpräsidenten Ismét Pascha gerichtet hat, ist vom letzteren die nachstehende Antwort eingetroffen: An Herrn Ministerpräsidenten Julius v. Gömbös, Budapest. Tief ergriffen durch Ihren freundschaftlichen Gruß, entbiete ich Ihnen auch im Namen der Regierung der Republik meinen aus dem Gefühl aufrichtigster Erkennt­lichkeit stammenden warmen Dank. Eie türkisch-unga­rische Freundschaft wurzelt derart tief in der Seele der beiden Völker, daß sie nunmehr weit über die Regierungs­politik hinaus zu einer nationalen Bedeutung gelangt ist. Ich bitte Ew. Exzellenz, den Ausdruck meiner ungeteilten Sympathien für Ihre Person und Ihr übernommenes ;Werk, wie auch meine besten Wünsche für das Glück und das Wohlergehen der edlen Schwesternation zu ge­nehmigen. Ismét Pascha. Ministerbesuch in Szentes. JustLzminister Dr. Lázár besuchte Sonnlag seinen Wahlbezirk Szenies und verbrachte den Tag im Kreise seiner Wähler. Den Justizminister begleiteten nach Szen­tes: der Handelsminister Dr. Fabingi und einige führende Mitglieder der Einheitspartei. Die Gäste wurden bei ihrer Ankunft vom Obergespan Dr. Farkas und dem Bürger­meister der Stadt Néggesi, sowie von der versammelten Wählerschaft festlich empfangen und nach dem Komi­­latsbaus begleitet, wo eine Wählerversammlung slaltfand. Der große Beratungssaal konnte die vielen Tausenden der erschienenen Wähler nicht fassen, und die in der Versammlung gehaltenen Reden wurden durch Laut­sprecher den vielen Tausenden vermittelt, die den gioßen Platz vor dem Komitatshaus dicht besetzt hielten. Nach Eröffnung der Versammlung ergriff Justiz­minister Dr. Lázár das Wort zu einer großzügigen Rede, in der er ungefähr folgendes ausführte: ( — Vor etwa anderthalb Jahren kam ich zum ersten Male in einer politischen Mission nach Szentes. Ich habe Ä ie Empfindung, daß die Welt damals noch anders war, äß gewisse Fragen damals noch nicht in ihrer ganzen Schärfe vor uns standen, besonders aber mußten wir noch keine Antwort auf die Frage erteilen, was uns be­wogen habe, große Aufgaben auf uns zu nehmen, und ob wir stark genug seien, den Erwartungen, die an unser [Wirken geknüpt werden, gerecht zu werden? Zur Lö­sung großer Aufgaben genügen niemals die Kräfte des einzelnen Menschen, hiezu ist die Kraft organisierter Massen, ganzer Nationen notwendig. Vor allem aber tut not, daß die Nation an sich selber und daran glaube, daß sie über die erforderliche Kraft verfüge und diese Kraft auch einzusetzen wage. Ich habe das Gefühl, daß unsere Nation sich selber und ihre Führer gefunden, und daß auch die Führer die Nation gefunden haben. Die Nation, die lange Zeit hindurch die ihr drohenden Gefahren gleichgültig oder mit dem Gefühl der Wehrlosigkeit ver­folgt hatte, ist nun wach und dessen bewußt geworden, daß die Verwirklichung großer Ziele ihrer harrt, die sich indessen nur mit vereinter Kaft, mit Ausschaltung jedes Bruderzwistes verwirklichen lassem. Der große Führer unserer Nation, Ministerpräsident Gömbös, verstand es, die Nation aufzurütteln und die Harmonie zwischen den Führern und den Geführten wieder herzustellen. Wir versprechen dem Lande bloß, daß wir mit der ganzen Entschlossenheit des ehrlichen Mannes alle Pläne und Gedanken zu verwirklichen trachten werden, die in un­seren Seelen leben. Die Regierung hat sich das Ziel ge­steckt, die ungarische Scholle mit Blüten zu bedecken, das Wirtschaftsleben aufzufrischen, die Tränen der Leidenden zu trocknen und ein Lächeln auf die Lippen der Müden zu zaubern, denn nur mit lächelndem Mund und mit munterem Herzen darf man sich auf den Kampf­platz begeben. Ich wünsche nicht, mich mit Einzel­fragen zu befassen und in Wirtschaftsprobleme zu ver­tiefen, ich will bloß die wunderbare Sinfonie der Ein­tracht begrüßen, deren Klänge, einem neuen Rákóczi­­marsch gleich, bis zum großen Ziele, der Auferstehung Ungarns, begleiten. Nach dem Justizminister, dessen Ausführungen von den Anwesenden mit langanhaltenden begeisterten Eljen­­rufen aufgenommen wurden, hielt Handelsminister Dr. Fabingi eine Rede, aus deren Inhalt wir folgendes hervor­heben: — Die grundlegende Idee unserer Wirtschaftspolitik bildet die Schaffung eines selbstzwecklichen Ungarn. Das nationale Arbeitsprogramm der Regierung enthält die großen Ziele, die diese Nation anstreben muß. Auch im Wirtschaftsleben ist Eintracht unerläßlich. Es ist eine tragische Erscheinung, daß die Großindustrie, deren Preis­politik besonders in landwirtschaftlichen Kreisen so viel Antipathie ausgelöst hat, heute selber in ihrem Bestehen bedroht ist, denn infolge der hohen Preise hat sie ihre Abnehmer verloren. Trotzdem muß ich gegen die Dema­gogie auftreten, die verkündet, daß wir keine Industrie brauchen. Ein Land, in dem auf einer Fläche von einem Quadratkilometer 94 Menschen leben, kann mit Hilfe der Landwirtschaft seine Einwohner nicht ernähren. Was meine künftige Politik betrifft, so sei mir erlaubt, auf eine meiner ersten konkreten Verfügungen, auf die Auflösung des Kohlenkartells, hinzuweisen. In der nächsten Woche werde ich an die Auflösung eines zweiten Kartells schreiten, denn der leitende Gedanke unserer Produktions­politik ist, dieProduklion möglichst billigund leistungsfähig zu gestalten. Die Preiskommission und die Kartellkom­mission werden wir reorganisieren, um auf die gesunde Preisbildung ei*en nachhaltigen Einfluß auszuüben. Um die Erdarbeiter und die Arbeitslosen zu unterstützen, habe ich angeordnet, daß der Ausbau der Straße Budapest— Kecskemét noch im Laufe des Winters in Angriff genom­men werde. Was den Handel betrifft, so kann ich bloß wiederholen, was ich der Abordnung der Kaufleute erklärt habe: Nicht die Freiheit des Handels sollten die Herren von mir verlangen, denn Handel zu treiben, steht jedem frei, nur ist es eben nicht möglich. Der ungarische Handel hat, wenn er unsere Unterstützung anspricht, die Aufgabe, den guten Ruf der ungarischen Ware zu verteidigen, und muß auf die gegenwärtige Überdimensionierung verzichten, denn wir wissen, wie lange der Weg vom Produzenten bis zum Verbraucher ist! Auch der Rede des Handelsministers folgte stürmischer Beifall. Nachdem Justizminister Dr. Lázár im Stadthause die verschiedenen Abordnungen der städtischen Bürger­schaft empfangen hatte, fand ein Festessen statt. Handels­minister Fabingi verließ Sonntag nachmittag Szentes, Justizminister Dr. Lázár blieb bis Montag nachmittag dort. Mandatsverzicht des Grafen Julius Károlyi. Aus Székesfehérvár wird gemeldet: In einer Konfe­renz der hiesigen Wählerschaft hat Obergespan Graf Viktor Széchenyi ein Offenes Schreiben des gewesenen Ministerpräsidenten Grafen Julius Károlyi verlesen, wo­rin dieser seinen Entschluß mitteilt, sich von der aktiven Politik zurückzuziehen und mithin sein Abgeordneten­­mandat zurückzulegen. Das Schreiben des Grafen Julius Károlyi lautet:' „An die Wählerschaft von Székesfehérvár! Im verflossenen Jahre beschenkten Sie mich mit | Ihrem wertvollen Vertrauen, indem Sie mir das Abgeord­netenmandat dieses Wahlbezirks übertrugen. Für dieses ehrende Vertrauen sage ic.h Ihnen wiederholten Dank, lege aber jetzt das Abgeordnetenmandat in die Hände der patriotischen Wählerschaft der Stadt zurück, weil es meine Absicht ist, fortab am politischen Leben nicht wei­ter aktiv teilzunehmen. Meinem Verzicht auf das Mandat habe ich heute dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses mitgeteilt. Indem ich vom patriotischen Publikum der altehr­würdigen Krönungsstadt Abschied nehme und zugleich meinen Dank für die warme Liebe ausspreche, mit der Sie mich während der kurzen Dauer meiner Abgeordneten­schaft beehrt haben, scheide ich mit dem Gefühl und dem beruhigenden Bewußtsein, daß ich stets bestrebt war, nach Maßgabe meiner bescheidenen Kräfte den berech­tigten Interessen der Stadt zu dienen. Gottes Segen auf unser Vaterland und die Stadt Szé­kesfehérvár berábfleherid, bitte ich Sie, mir Ihre wohl­wollende Erinnerung zu bewahren. Tiborszállás, 27. Oktober 1932. Mit vaterländischen Gruij Graf Julius Károlyi.“ Unter einmütiger Zustimmung der Anwesenden gab der Obergespan seinem tiefen Bedauern über den Mandats­verzicht Ausdruck. Er betonte, daß der zurücktretende Abgeordnete sich um die Stadt verdient gemacht hat und daß es ihm gelungen ist, die Sympathien breiter Schich­ten der Bevölkerung zu gewinnen. Es wurde sodann in der Konferenz der Beschluß gefaßt, das Abgeordnetenmandat von Székesfehérvár dem Kultus- und Unterricbtsminister Valentin Höman anzu­bieten,in dessen persönlichen Werten und auch im Auslande anerkannten wissenschaftlichen Ansehen alle jene Eigen­schaften anzutreffen seien, die das über alle Parteige­sichtspunkte erhabene allgemeine Interesse erfordert. Eine Abordnung der Konferenz wird den Kultusminister Höman um Annahme der Kandidatur ersuchen. Der Bürgermeister wurde von der Konferenz beauftragt, dem Grafen Julius Károlyi das tiefe Bedauern über seinen Rücktritt tele-, graphisch zur Kenntnis zu bringen und zugleich den Kul­tusminister Höman telegraphisch zu begrüßen. Mussolini an Lord Rothermere. Aus London wird berichtet: Mussolini hat eine Be­grüßungsdepesche Lord Rothermeres mit folgendem Te­legramm beantwortet: „Ich bin entzückt, daß die warme Sympathie, die das italienische Volk für die ungarische Nation empfindet, bei Ihnen abermals einen so begeisterten Widerhall aus­gelöst hat. Gleichzeitig danke ich Ihnen für die herz­lichen Glückwünsche, die Sie mir und dem Faszismus aus Anlaß der zehnten Jahreswende der faszistischen Revolution entboten haben. Besonders wohltuend wirkt auf mich der Ausdruck dieser Gefühle, weil er von einem Manne stammt, der stets die direkte Aktion empfohlen hat, um den wirklichen Frieden Europas auf Grund der Gerechtigkeit zu gewährleisten.“ Das politische Erbe Gaston Gaals. Mit dem Ableben Gaston Gaals ist die Frage der Führerschaft der Partei der Unabhängigen Landwirte aktuell geworden. Die Frage ist nicht so einfach, weil in dieser Partei schon immer starke Rivalitäten wahrnehm­bar gewesen waren, die das Ansehen Gaston Gaals wohl niedergehalten hatte, die sich aber jetzt wieder zu regen begannen, und zwar so sehr, daß Reichstagsabgeordneter Dr. Tibor Farkas, eines der angesehensten Mitglieder und Gründer der Partei, mit allem Nachdruck den Standpunkt vertrat, daß Personalfragen presente mortis nicht be­reinigt werden sollten. Trotzdem hat die Parlamentsfrak­tion der Partei in einer Montag abgehaltenen Konferenz Dr. Tibor Eckhardt zum Präsidenten der Fraktion ge­wählt. Daraufhin hat Dr. Tibor Farkas sein Ausscheiden aus der Partei angemeldet. Nach der Wahl Eckhardts zum Parteipräsidenton wurde fni"encle parteioffiziöse Er­klärung veröffentlicht „Die Partei der Unabhängigen Landwirte, die sich nunmehr als Partei Gaston Gaals betrachtet, gibt ihrer» unerschütterlichen Entschluß kund, am politischen Erbe Gasion Gaals in Liebe und Anhänglichkeit festzuhalten und die Arbeit ihres verstorbenen Führers mit größtem Eifer fortzusetzen. Wir werden das ungarische Volk, das sich um die Fahne unserer Partei schart, nie verlassen und, die Selbständigkeit unserer Partei wahrend, um die Verwirklichung des Entwirrungsprogramms Gaston Gaals, in der Hoffnung auf Gottes Segen, alle Mühe und Kampf in brüderlicher Eintracht und mit ganzer Entschlossen heit auf uns nehmen.“ Zu ihrem Kandidaten im Lengyeltötier Bezirk hat die Partei schon am Sonntag den Sohn Gaston Gaals, des Großgrundbesitzer Oliver Gaal proklamiert. Oliver Gaal, den von diesem Entschluß Reichstagsabgeordneter Dr, Turchángi, Oberhausmitglied Valentin Szijj und Partei­sekretär Dr. Tildg in Kenntnis setzten, nahm die Kandi­­dierung an und erklärte, bis zu seinem Lebensende ein treuer und selbstloser Kämpfer der Partei sein zu wollen. Die Partei der Nationalen Einheit wird Oliver Gaal keinen Gegenkandidaten stellen. Die Aussichten auf eine einstimmige Wald scheinen aber bereits geschwunden zu sein, da die Christlichsoziale Wirtschaftspartei sich, wie in politischen Kreisen verlautet, um das Mandat mit aller Kraft bewerben wird. Ihr Mandat ist Graf Andreas Jan­­kovich-Bésan, der frühere Abgeordnete des Ugoder Be­zirks. Angeblich werden außer ihm auch der Balaton­­lelleer Grundbesitzer Emil Meixner (parteilos) und Ludwig Fodor (Einheit, nicht offiziell) kandidieren; der letztere war anläßlich der allgemeinen Wahlen im Sommer 1931 der Gegenkandidat Gaston Gaals. Eintritt des früheren Justizministers Dr. Emil Nagj in die Partei der Nationalen Einheit. Ministerpräsident Julius Gömbös hat am 29. Oktobes an den Abgeordneten Emil Nagy, früheren Justizmini ster, einen Brief gerichtet, worin er diesem Dank sagt für die sympathische und anerkennende Aufnahme, die Emil Nagy in seinen Zeitungsaufsätzen dem Regierungspro­gramm angedeihen ließ, und an diese Danksagung war auch die Anfrage geknüpft, ob Emil Nagy es nicht als begründet ansehen würde, der Partei der Nationalen Ein­heit beizutreten und dadurch das zwischen ihnen beiden auch bisher schon bestandene seelische Band zu festigen und fortab unmittelbarer teilzunehmen an der Arbeit die die Verwirklichung der auch von ihm mit Verstand nis und Wohlwollen aufgenommenen Pläne bezweckt. In Beantwortung dieses Briefes hat Abg. Emil Nagy den Ministerpräsidenten verständigt, daß er mit vollei Hingabe und Treue die Regierungsbestrebungen zu unter stützen wünscht, die im Programm des Ministerpräsiden ten enthalten sind, und daß er mithin fortab im Ver­bände der Partei der nationalen Arbeit sich dem Dienste der durch den Ministerpräsidenten vertretenen Idee der nationalen Einheit zu widmen gedenkt. Demgemäß hat Abg. Emil Nagy am 31. Oktober dem Parteipräsidenten Sztranyavszky seinen Anschluß an die Partei angemeldet Eine Gedenkfeier für Stefan Tisza. Wie alljährlich am Sterbetag des großen Märtyrers, hat der Stefan Tisza-Geselligkeitsklub dem Andenken Stefan Tiszas am 31. Oktober auch diesmal eine pietät­volle Feier gewidmet. Es hatte sich zu dieser im Fest­saale des allen Lloyd-Klubs ein sehr zahlreiches, vor­nehmes Publikum eingefunden. Die Reste des einstigen Heerlagers Stefan Tiszas waren fast vollzählig da, und in den Reihen des Publikums war alles zugegen, was sich irgendwie zu der gewaltigen Individualität des Märtyrers und dem Geist des edlen altungarischen Liberalismus hiii­­gezogen fühlt. Der große Saal war bis zum Bersten voll. Wir sahen den Erzherzog Josef, die Minister Dr. Pukg, Dr. Lázár, Dr. Keresztes-Fischer, Dr. Hómán und Dr. Fabingi, den Präsidenten des Abgeordnetenhauses Dr. Almásy, den Präsidenten des Oberhauses Geheimen Rat Baron Wlassies, den Geheimen Rat Dr. v. Berzeviczy, zahlreiche Oberhausmitglieder, Reichstagsabgeordnete und Ober­­gespäne, hohe Militärs und Staatsfunktionäre, sowie an­dere Notabilitäten des öffentlichen Lebens. Nach einer kurzen Eröffnungsansprache des Gehei­men Rates Ladislaus Beöthy, des Vizepräsidenten des Oberhauses, hielt Reichstagsabgeordneter Dr. Koloman Flegedüs, einer aus der ehemaligen Garde Stefan Tiszas, dem toten Führer die Denkrede. Er sprach über das mo­ralische Evangelium Tiszas, schilderte seine strahlenden sittlichen, geistigen und patriotischen Tugenden, indem er besonders hervorhob, daß für ihn in seinem ganzen Wir­ken immer nur Liebe maßgebend war, und fuhr daun folgendermaßen fort: — Das moralische Evangelium müssen wir an der Triumphpforte des ungarischen Gemeinwesens anschlagen, dieses moralische Evangelium müssen wir wie neue Zehn Gebote in die Seelen übertragen und mit dem Glau­benseifer der sittlichen Neugeburt durchführen. Ist das möglich? Es ist möglich, weil es sein muß. Das ist der kategorische Imperativ der ungarischen Auferstehung. •Stefan Tisza war kein Moralprediger, aber unerbitb lieh hat er mit denen abgerechnet, die durch laute Ver­kündigung der öffentlichen Moral die Aufmerksamkeit von ihrer eigenen moralischen Achillesferse ablenken wollten. Und unerbittlich war er in der Ahndung der Sünden gegen die öffentliche Moral. Er hat die Moral nicht verkündet, er hat sie geübt, er hat nicht gedroht, sondern gestraft. Wehe dem, der in der Arena des öffentlichen Lebens um Geltung ringt und gegen die Ge­bote der Sitten sündigt. Aber hundertmal wehe dér Na­tion, deren Führung Männer in die Hand nehmen, de­ren öffentliches und Privatleben das strengste Maß der Kritik nicht erträgt. Die Massen, die entbehren und lei­den, blicken nach oben, und was können sie von oben er­warten. wenn von dort nicht die lautere Luft der reinen Moral nerabströmt? Die Stände und Klassen der ungari­

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