Pester Lloyd - esti kiadás, 1932. december (79. évfolyam, 271-295. szám)

1932-12-01 / 271. szám

Bukarest, 1. Dezember. (U. T.-K.-B.) Der Kolozsvárer ungarische Journalist Ernst Gara, der bekanntlch gestern abend iti Kolozsvár im „Café New York“ vom Mob überfallen und mißhandelt •worden ist, ist heute in Bukarest eingetrofTen. Gara, der im Gesicht erhebliche Verletzungen erlitten hat, erzählte, daß es ihm gelungen sei, durch den Keller des Kaffee­hauses zu flüchten. Denn sei er im Auto nach Apahida ge­fahren und von da mit der Bahn nach Bukarest. Die An­greifer wollten ihn vom Kaffeehaus auf die Straße schlei­fen und ihn dort dem Pöbel übergeben. Gara glaubt, daß ■er von den Spirituspanamisten angefallen wordnen sei, deren Treiben er seinerzeit enthüllt hat. (Telegramm des Pester Lloyd.) Nagyvárad, 1. Dezember. Von den hiesigen Morgenblättern berichtet nur Erdélyi Magyarság über die Demarche der ungarischen Regierung in Bukarest. Die Nachricht stammt nicht aus Bukarest, wo die Tatsache der Demarche verheimlicht wurde, sondern von dem Budapester Korrespondenten des Blattes. Irgendwelche Kommentare knüpft Erdélyi Magyarság nicht an den Schritt der ungarischen Regie­rung. Die übrigen Nagyvárader Zeitungen berichten nur in ganz .kurzen Artikeln über die Kolozsvárer Atrozitäten. Die Stimmung in Nagyvárad ist ebenfalls außerordentlich erregt, und man erwartet gespannt die weiteren Ereig­nisse. Bukarest, 1. Dezember. (Ung. Tel.-Korr.-Bur.) Einige junge Leute forderten heute vormittag den vor dem Gebäude der ungarischen Gesandtschaft diensttuenden rumänischen Polizeioffizier auf, auf der ungarischen Gesandtschaft die rumänische Nationalfahne zu hissen. Nach einigen aufklärenden Wor­ten des Offiziers entfernten sich die jungen Leute. Die Kriegsschulden. London, 1. Dezember. Die britische Note an die Vereinigten Staaten enthält etwa 10.000 Worte. Der Text soll nach Presseinformatio­nen Samstag oder Montag veröffentlicht werden. Wie Morning Post erfährt, erklärt sich Großbritannien bereit, vm 15, Dezember die fällige Schuldenrate zu bezahlen, vorausgesetzt natürlich, daß die Vereinigten Staaten an ihrem Anspruch festhalten. In diesem Falle würde die Zahlung in Goldbarren erfolgen. Gleichzeitig weist die Note auf die schädlichen Folgen der Ratenleistung hin und stellt fest, daß eine Verlängerung des Moratoriums im Interesse der ganzen Welt und somit auch Amerikas liege. Auf die Nachricht hin, daß England sich für die Schuldenzahlung in Gold entschlossen hat, zog sich die internationale Pfundkontermine eilends zurück, da die Aussichten auf bedeutende Dollarkäufe und eine Schwä­chung des Pfundkurses sich verflüchtigt haben. Infolge­dessen stieg der Pfundkurs in New York um 6 Punkte und die englischen Staatspapiere festigten sich an den internationalen Märkten. Die Erholungstendenz des Pfund Sterling führte eine zuversichtliche Stimmung herbei. In Paris hat der Pfundkurs, der seit einer Woche im Fallen war, gestern wesentliche Besserung gezeigt. Der Schlußkurs war 81.95. Paris, 1. Dezember. Nach Le Matinu mfaßt die französische Note an die [Vereinigten Staaten sechs maschinengeschriebene Seiten. Die Note soll noch heute vom Ministerrat genehmigt und nach Washington abgesandt werden. Der Ton der Note ist höflich, aber bestimmt. Sie stellt zunächst den Zu­sammenhang zwischen den Reparationen einerseits und dem Dawes- und dem Young-Plan andererseits fest und behandelt die Schuldnerpolitik Amerikas (Hoover-Morato­rium, Basler Bericht, Feststellungen des Vorbereitungs­komitees der Weltwirtschaftskonferenz). Die Note beruft sich ferner auf die Vereinbarungen zwischen Hoover und Laval und weist auf die unabsehbaren Folgen einer Er­schütterung der französischen Währung hin, die eines der wichtigsten regulierenden Organe des europäischen Wirt­schaftslebens sei. Paris, 1. Dezember. Der Finanzausschuß der Kammer nahm gestern, dem Wunsche des Ministerpräsidenten entsprechend, gegen die sofortige Verhandlung der Kriegsschuldenfrage Stellung, verlangte jedoch von der Regierung, die Kammer späte­stens bis zum 9. Dezember mit dieser Frage zu befassen. Der Vorsitzende des Finanzausschusses Malvy be­suchte in den späten Abendstunden den Abgeordneten Marin, um ihn zur Zurückziehung seines Dringliclikeits­­antrags in dieser Frage zu bewegen. Marin war nicht be­reit, diesbezüglich ein Versprechen abzugeben, so daß die Frage wahrscheinlich heute nachmittag die Kammer wie­der beschäftigen wird. Die Regierung wird auf Grund der Ausschußbeschlüsse die Vertagung der Debatte verlangen und in diesem Zusammenhang aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Vertrauensfrage stellen. DEUTSCHLAND. Die Krise der Reichsregierung. Berlin, 1. Dezember. In unterrichteten Kreisen hat man heute vormittag den bestimmten Eindruck, daß Hitler nicht nach Berlin kommt. Dagegen besteht die Möglichkeit, daß zwischen ihm und General v. Schleicher auf andere Weise Fühlung genommen wird, und zwar wahrscheinlich nicht über einen Mittelsmann, wie in einem Berliner Morgenblatt vermutet wurde, sondern unmittelbar auf telephonischem Wege. Da man im Augenblick nicht weiß, wann diese Fühlung zustande kommt und über welche Zeit sie sich erstrecken wird, so ist es auch noch ungewiß, wann die allgemein erwartete Ernennung des Generals v. Schleicher zum Reichskanzler erfolgt. Zunächst ist eine erneute Be­sprechung beim Beiclispräsidenten zu erwarten. Der Zeit­punkt (hiefür ist noch nicht bekannt. Berlin, 1. Dezember. Auch der heutige Vormittag hat die von allen Seiten gewünschte Klärung der innerpolitischen Lage noch nicht gebracht. Bis zur Mittagsstunde ist noch kein Termin für ® 8 « (■Donnerstag, 1. Dezember 1932 PESTER LLOYD die in Aussicht genommene neue Besprechung beim Reichspräsidenten angesetzt. Es wird auch wieder als zweifelhaft bezeichnet, ob die Entscheidung heute noch kommt. Das gilt namentlich für die Betrauung des Ge­nerals v. Schleicher mit dem Kanzleramt. Auch jetzt steht die Kandidatur Schleichers weiter als einzige im Vordergrund. Es scheint aher, daß der General immer noch Möglichkeiten sieht, die die Basis seines Kabinetts nach der Seite der Nationalsozialisten hin verbreitern könnten, und diese Möglichkeit will er offenbar in aller Ruhe und Geduld aussdhöpfen. GROSSBRITANNIEN. Die jugoslawische Minderheitenfrage im Unterhause. London, 30. November. Der liberale Abgeordnete Mander richtete an den Außenminister Sir John Simon die Frage, ob er bereit sei, sich über die jugoslawische Lage zu äußern. Der Außenminister verneinte dies, worauf Mander die weitere Frage stellte, ob beim Völkerbund Petitionen der kroatischen Minderheit eingelaufen seien. Nach der ausweichenden Antwort Simons stellte R. J. Davies in einer Anfrage fest, daß die Minderheiten­bestimmungen der Friedensverträge, die auch England unterzeichnet habe, ständig verletzt werden. Er fragte den Außenminister, ob England Schritte unternehmen werde, um die Achtung vor den Friedensverträgen zu sichern. Außenminister Simon führte in seiner Antwoft aus, daß es nicht angehe, die in einem fremden Staate herr­schenden allgemeinen Zustände im Rahmen einer parla­mentarischen Antwort zu schildern. Er sei sich der Wich­tigkeit dieser Frage bewußt und widme ihr die gründ­lichsten Studien, doch müsse das Haus zugeben, daß er auch sonstige wichtige Probleme zu behandeln habe. FRANKREICH. Der tägliche Finanzskandal. (Telegramm des Pester Lloyd.) Paris, 1. Dezember. Le Matin zufolge ist ein neuer Finanzskandal, dies­mal in Nancy, aufgedeckt worden. Im Verlaufe eines vor dem dortigen Appeliationsgérichtshof verhandelten Pro­zesses sei bekannt geworden, daß ein während des Krieges beschlagnahmtes Werk der Firma Röchling in Wider­spruch zu den bestehenden Gesetzen nicht in öffentlicher Versteigerung, sondern durch geheime Transaktionen zu einem viel zu niedrigen Preise verkauft worden sei. Da­durch sei das Schatzamt um vier Millionen Francs ge­schädigt worden. Der Abgeordnete des Departements Meurthe et Moselle erklärte dem Blatte, daß er an den Finanzminister und den Justizminister in dieser Angele­genheit eine Interpellation richten werde. RUMÄNIEN. Verhaftung von Kommunisten. Bukarest, 1. Dezember. Die Polizei von Ploesti bat eine kommunistische Organisation aufgedeckt, deren Führer, der Graphiker Ernst Salamon und die Brüdér Nicolae und Vasile Dinu, verhaftet wurden. In den Wohnungen der Verahfteten wurden zahlreiche Propagandaschriften, Flugzettel auf­rührerischen Inhalts und eine Druckereieinrichtung vor­gefunden. Die Untersuchung wird fortgesetzt, da man vermutet, daß die Verhafteten in Ploesti noch mehrere Helfershelfer haben. RUSSLAND. Das Paktsystem. (Telegramm des Pester Lloyd.) Berlin, 30. November. Zur Unterzeichnung des französisch-russischen Ver­trages berichtet der Moskauer Korrespondent des Berliner Tageblattes, die sowjetrussische Diplomatie sei stolz auf ihren Erfolg, den die Unterzeichnung des Ver­trages für sie bedeute. Es seien jedoch keinerlei Symptome für eine Stimmung des Übermutes zu er­kennen, weshalb auch kein Anlaß bestehe, nunmehr eine Änderung der russischen Politik gegenüber Deutschland zu erwarten. In Moskau sehe man die Bedeutung des Nichtangriffsvertrages nicht nur in rein politischen, son­dern in der neueröffneten Möglichkeit französischer Kredite. Man müsse sich darüber klar sein, daß Frank­reich jetzt mehr als früher Gelegenheit habe, auf die Sowjetunion, die als scharfer Gegner des Versailler Systems eine gewisse Rolle spiele, einen Druck auszis­iiben. Die Bedeutung der zwischen Deutschland und Rußland bestehenden Verträge sei in keiner Weise ver­ringert. Andere Berliner Blätter wenden in diesem Zusam­menhang nunmehr den Beziehungen zwischen Rumänien und Rußland ihre Aufmerksamkeit zu. Die Börsenzeitung sprioht die Vermutung aus, daß der Quai d’Orsay nichts unversucht lassen wolle, um den sich immer stärker geltendmachenden Gegensatz zwischen Rumänien und Polen zu beheben. In diesem Zusammenhang habe man auch die gestern vom Sowjetbotschafter Dowgalewski auf französische Aufforderung hin abgegebene Erklärung zu verstehen, daß Rußland der rumänischen Regierung noch vier Monate Zeit für einen Paktabschluß lasse. Es müsse indessen bezweifelt werden, ob gerade die ultimative Form, die diese Erklärung hatte, Bukarest zur Änderung seines Standpunktes veranlassen werde. Die russische Machtpolitik habe für Deutschland auf dem Balkan die Möglichkeit geschaffen, durch ein zielibewußtes Vorgehen den französischen Einkreisungsversuchen zu begegnen, denn bei der geopolitischen Lage Rumäniens liege es auf der Hand, daß eine Entfremdung vom französisch­polnischen Bündnissystem zwangsläufig eine Annäherung an die gegen die Friedensverträge von Versailles, St. Germain, Trianon und Neuilly kämpfenden Staaten be­dinge. Für die deutsche wie für die österreichische und italienische Außenpolitik eröffneten sich damit Perspek­­tven, denen zu folgen es sich lohne, Die Kämpfe in der Mandschurei. Tokio, 1. Dezember. (Reuter.) Japan hat die Herausforderung des chine­sischen Befehlshabers in der Mandschurei, des Generals Lu-Ping-Wen, angenommen und eine allgemeine Offensive in der Richtung auf Hailar begonnen. London, Í. Dezember. Eine 20.000 Mann starke japanische Armee begann gegen den chinesischen General Lu-Ping-\Ven bei Julardi nördlich von Zizikar eine Umklammerungsoffensive. Der General hatte noch im September 250 japanische und koreanische Persönlichkeiten als Geiseln gefangengenom­­men und ihre Hinrichtung angedroht für den Fall, daß er angegriffen werden sollte. Die Japaner haben die Stadt Chalantur besetzt und aus Flugzeugen eine Eisenbahn­station in der Nähe dieser Stadt bombardiert. Die Japaner befürchten, daß ihre Gegner den zwei Meilen langen Tun­nel von Kingarhed sprengen werden. Tagesneuijgfkeiien. Verleihungen. Der Reichs verweser hat dem techni­schen Rat i. R. Josef Tóth den Titel eines Ministerial- Sektionsratés, ferner dem Güterinspektor in Dunaszekcsö Géza Johannides in Anerkennung seiner um die Förde­rung der ungarischen Landwirtschaft erworbenen Ver­dienste den Titel eines Ökonomierates verliehen. Ableben einer Großtante Herriots. Wie die Agence Havas aus Paris meldet, ist dort gestern früh eine Groß­tante des Ministerpräsidenen, Madame Destames, der Herriot noch seit seiner Schülerzeit herzlich zugetan war, aus dem Leben geschieden. Wahrscheinlich wird der Regierungschef heute abend aus diesem Grunde nicht nach Genf reisen, da er an dem für Freitag festgesetzten Be­gräbnis teilnehmen will. Zum Tode Hans Muchs. Man schreibt uns: Der be­rühmte Gelehrte Prof. Hans Much, dessen Tod im Mor­genblatt gemeldet wurde, unterhielt freundschaftliche Be­ziehungen zu hervorragenden ungarischen Ärzten. Er wurde bloß 53 Jahre alt und starb auf einer Reise nach München. Much war in Zechlin in der Mark geboren; er hat, und das ist für ihn bezeichnend, auf der Gedenktafel an seinem Geburtshaus sein Leben und sein Werk mit folgenden Worten charakterisiert: „Hier wurde am 24. März 1980 der Arzt und Forscher, Denker und Dichter Hans Much geboren.“ Sein Lebenswerk ist nicht mit wenigen Worten zu umreißen, denn er beherrschte die heterogensten Gebiete, Und ér hat sich als Künstler, Dich­ter, Philosoph (besonders mit Studien über Nietzsche und Buddha) bekannt gemacht. Er leitete vor dem Krige das Tuberkuloseninstitut in Jerusalem und war in der letzten Zeit in Hamburg Chef der Abteilung für experimentelle Therapie am Eppendorfer Krankenhaus. Er betrachtete die Wissenschaft als einheitlich und sprengte den Rahmen, den ihm sein eigentliches Arbeitsgebiet, die Medizin, ge­zogen hatte. So überwand er in sich den Fachmann, umd er wird immer unter der großen Reibe derjenigen Medi­ziner genannt werden müssen, die sich den Blick für das gesamte Geistesleben freihielten. Die finanziellen Schwierigkeiten des Grafen Zamoyski. Graf Johann Zamoyski in Ólubló in der Slowakei, ein Schwager des spanischen Exkönigs, hat sich wegen Mora­toriums an das Gericht gewandt. Gestern fand beim Kreis­gericht Lőcse die Gläubigerversammlung statt. Die Akti­ven wurden mit 21, die Passiven mit 71/0 Millionen Kro­nen festgestellt. Da für die Gewährung des Moratoriums (hundertprozentige Ausgleichsquote im Jahre 1933) nicht die erforderliche Dreiviertelmehrheit gefunden wurde, gilt das Gesuch vorläufig als abgelehnt, es soll aber mit den Gläubigern, die sich ablehnend verhalten, noch ver­handelt werden. Einziehen der St. Elisabeth-Gedächtnismarken. Nach einer Bekanntmachung der Generalpostdirektion werden die St. Elisabeth-Gedächtnismarken mit Jahresschluß aus dem Verkehr gezogen. Das Publikum kann eventuell noch in seinem Besitz verbliebene Elisabeth-Marken im Laufe des Monats Januar 1933 bei jedem beliebigen Post­amt eintauschen. Kirchenraub. Dienstag wurde die neue Kirche von Szarvas ausgeraubt. Gestern setzten die Kirchenräuber ihre Tätigkeit fort, indem sie in die evangelische alte Kirche und in die katholische Kirche eindrangen. In bei­den Gotteshäusern wurden die Opferstöcke erbrochen, in der katholischen Kirche außerdem aus der Sakristei zahlreiche Messegewänder, Altardecken und Ministranten­kleider gestohlen. Die Gendarmerie hat die Erhebungen eingeleitet. Fürchterliches Familiendrama. Aus Wien telegraphiert unser Korrespondent: Ein fürchterliches Familiendrama spielte sich in Favoriten ab. Der 12jährige Realschüler Alfred Starian wurde in der Wohnung seiner Eltern tot aufgefunden. Der Schüler hatte sich beschwert, daß er im 'Religionsunterricht Schwierigkeiten habe, die er darauf zurückführte, daß er katholisch ist, während die Eltern sich als konfessionslos erklärten. Heute vormittag wurden auch die Ettern, der Straßenbahnschaffner Alexander Starian und seine Gattin Marie, mit Leuchtgas vergiftet tot aufgefunden. Sie begingen die Tat wahrscheinlich aus Gram über den Verlust ihres einzigen Kindes. A ROYAL-SZÁLLÓ ÉTTERMEIBEN! szenzációs sikerrel vendégszereplő JAN & PATRICK HOFFMANN zenekar december hónapra prolongálva. ■ -..................-........... -....... Minden délután és este tánc! — I

Next