Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1933. január (80. évfolyam, 1-25. szám)

1933-01-01 / 1. szám

PESTER LLOYD • 4 • Sonntag, 1, Januar 1933 8679 Ivókúrákra MIRA glaubersós gyógyvizet használjon! Mi ma is hajtunk és boldog uj évet kívánunk! Wahlen und kein Ende. Mit diesem versöhnlichen Akkord endete cin Jahr der Abrüstungskonferenz. Wenn auch in der zweiten Hälfte des Jahres unleugbar große ideo­logische Fortschritte namentlich in Frankreich festgestellt werden konnten, wird die meritorische Arbeit der Konferenz eigentlich erst nach ihrem Wiederzusammentritt beginnen müssen. Ob 'sie im kommenden Jahre positivere. Resultate, als im ver­gangenen, wird erzielen können, hängt vor allem davon ab, ob die Innenpolitik der führenden Mächte eine größere Stabilität aufweisen wird, als im schei­denden Jahre. Denn in der Tat wurdet die Nerven des demo­kratisch gesinnten Wählers in diesem Jahre überall einer Belastungsprobe ausgesetzt, wie sie in der Ge­schichte ihresgleichen sucht. Kaum ein halbes Jahr nach dein innenpolitischen Bergsturz in England, kamen Wahlen in Deutschland, Frankreich, den Vereinigten Staaten, Österreich, Rumänien, Grie­chenland, Belgien, Dänemark und Schweden; Re­­! gierungswechsel in Österreich, Ungarn, der Tsehecho-Slowakei, dann in Rumänien und Grie­chenland. Fast der ganze europäische Kontinent wurde vom Fieber der Sehnsucht nach politischer Erneuerung geschüttelt. Aber in keinem Lande nahm dieser Wünsch so revolutionäre Formen an, wie im Lande der europäischen Mitte: Deutschland. Fünfmal ist in diesem Jahre das deutsche Volk an •die Urnen geschritten: am 13. März und am 10. April -fanden die Präsidentschaftswahlen, am 24. April die Preußenwahlen und sonstige Landtagswahlen, und am 31. Juli wie am 6. November wieder Rcichs­­tagswahlen statt. Die Fieberkurve dieser Entwick­lung ist bekannt: der Vorstoß der 14 Millionen Hitler-Wähler hei den PräsiidentschaftswaMen, die die kommunistisch-nationalsoziaMstische Mehrheit im neuen preußischen Landtag und im Reichstag vom 31. Juli, die Aufreibung der bürgerlichen Mit­telparteion, das Versagen des deutschen Parlamen­tarismus und der offene Übergang zum Regime des Präsidialkabinetts. Ob der Sturz Brünings am 31. Mai ein notwendiges Glied in dieser tragischen Kette gewesen ist, darüber wird das Urteil die Geschichte zu fällen haben. Feststeht, daß die Ära Papén, die das zweijährige Regime Brünings ablöste, das in­nerlich schwächste und unsicherste Kabinett war, das Deutschland schon seit langem gehabt hatte. Die gewaltsame Entfernung der preußischen Regie­rung am 20. Juli durch diese Regierung wurde Anlaß eines unlösbaren Rechtsstreits, dessen gerechte juri­stische Entscheidung durch den Leipziger Staats­gerichtshof den Schaden nicht mehr reparieren konnte, den dieser Gewaltstreich der Rechtsidee in Deutschland zufügte. Aber Papén und seine Hin­termänner waren in der eitlen Illusion befangen, daß sie Hitler zähmen, zum Eintritt in eine Koalition bewegen und damit die Grundlage einer langfristi­gen Herrschaft der antiparlamentarischen und die Weimarer Verfassung ablehnenden Schichten Deutschlands schaffen werden. Am 13. August, als Hitler die volle Macht für sich forderte, wurden die präsumptiven Bundesgenossen dieses rücksichtslosen Demagogen eines Besseren belehrt. Von diesem Tage der Entzweiung Papens und Schleichers mit Hitler beginnt die Ebbe der nationalsozialistischen Bewegung, aber auch die unaufhaltsame Enthüllung der Schalheit Papenscher romantischer Ideologien. Nachdem Hitler bei den Wahlen vom 6. November mit einer etwa ISprozentigen Stimmeinbuße ab­­geschnitten hat, setzte unaufhaltsam der Klärungs­prozeß in den eigenen Reihen ein, der, nicht zuletzt durch die kommunistisch-nationalsozialistische Ein­heitsfront im Berliner Verkehrsstreik, wie durch die Skandalprozesse des homosexuellen „Stabschefs" Rohm und die Roheiten der Potempa-AfTäre geför­dert, schließlich in einem offenen Konflikte zwischen Hitler und Gregor Strasser gipfelte. Die Gründe dér nationalsozialistischen Ebbe liegen aber vielleicht noch tiefer: vielleicht beginnt in den Geistern der irregeführten deutschen Millionen die Einsicht zu dämmern, daß Revolution nicht mit Mord und Tot­schlag, nationaler Idealismus nicht mit Haß und Verachtung der Andersdenkenden, Sozialismus nicht mit stumpfsinnigem Antisemitismus gleichbedeutend ist. Wenn die Ströme vergossenen Blutes wirklich breiten Schichten der Hitler-Anhänger zu diesen Einsichten verholfen hätten, wenn die Übernahme der Regierung durch den rector, den „sozialen Gene­ral“, von Schleicher eine’ Revision der leeren Pseudo­romantik Papens bedeuten sollte, dann kann Deutsch­land im kommenden Jahre vielleicht einer Periode! der innenpolitischen Beruhigung entgegensehen. Und diese Richtung scheint auch der allgemeine Kurs der Innenpolitik auch der übrigen Länder nach diesem chaotischen Wahljahr zu sein. Die fran­zösischen Wahlen des Frühjahrs schufen klare Mehrheitsverhältnisse in der Kammer, mit hin­reichend elastischen Kombinationsmöglichkeiten für eine Regierung der Mitte. Soviel ist sicher, daß in Frankreich gegen den einigen Willen der Radikalen und der Sozialisten in dieser Kammeisession nichts mehr unternommen werden kann. Audi die ameri­kanischen Wahlen brachten eindeutige Mehrheits- Verhältnisse sowohl im Repräsentantenhaus, wie im Senat; die große demokratische Mehrheit sichert die Harmonie des Kongresses mit dem neuen Präsiden­ten. So wird das neue Jahr sicherlich in einer günstigeren Atmosphäre der innerpolitischen Stabi­lität und der Konsolidierung beginnen, als das ver­gangene verlief. Die große Aufgabe: die Befreiung der Weltwirtschaft. Einer größeren politischen Stabilität bedarf aber die Welt um so mehr, als außer dem Ab­rüstungsproblem auch noch die Aufgaben der welt­wirtschaftlichen Sanierung der Lösung harren. Die wirtschaftlichen Konferenzen des vergangenen Jahres endeten außer der Konferenz von Lausanne ausnahmslos mit einem Fiasko. Die Donaukonferen­zen Tardieus konnten die Idee der Präferenzverträge nicht zu einer wirtschaftlichen Panazee für die Südoststaaten ausgestalten, und auch Stresa hatte für die verwickelte Problematik dieser europäischen Provinz einstweilen bloß theoretische Bedeutung. Auch die Beschlüsse von Ottawa bedeuten eher eine Zuspitzung der neuen englischen Zollpolitik gegen­über dem Ausland, als eine prinzipielle Neuorientie­rung in der Richtung der Konzentration der wirt­schaftlichen Kräfte des britischen Reiches. Die Welt­­\Viftschaftskonferenz mußte schließlich verschoben werden, nicht nur wegen des amerikanischen Re­­ghnewechscls, sondern weil man sich vom herrschen­den politischen Geist der Absperrung und des Nationalismus keinerlei Resultate der Konferenz Vversprechen konnte. Aber die Zeit drängt, und das ener­gische Aufrollen der Gesamtproblematik des weltwirtschaftlichen Wiederaufbaues von der politischen Seite her wird sich also ebenso unaufschiebbar erweisen, wie die Regelung des Schulden- und des Abrüstungsproblems. Die Ar­beitslosigkeit, die Subventionen an Landwirtschaft, Industrie, Banken und Schiffahrt, die kranken Gc~ meindefinanzen unterhöhlen immer mehr sämtliche Staatsbudgets im selben Maße, wie die Schulden und die Rüstungen. Das Defizit des Budgets der Ver­einigten Staaten betrug im vergangenen Jahre an die drei Milliarden Dollar und wird auch im kommenden Jahre die Milliarde übersteigen. Die gloriose Finanz­macht Frankreich schleppt ein dreijähriges Budget­­defizit von 15 bis 17 Milliarden Francs mit sich, und das deutsche Defizit wird die anderthalb Milliarden Mark übersteigen. Was sollen die aller Hilfsmittel baren Oststaaten, was ' sollen Österreich, Ungarn, Polen, die Balkanstaaten beginnen, wenn die Schrumpfung des Welthandels, das Anwachsen der Arbeitslosigkeit, die Währungsunsicherheit und der Zollwahnsinr« der Großen weiter andauern? Gewiß: die revolutionäre Suggestion des russi­schen Beispiels hat in diesem Jahre stark nachge­lassen. Die verzweifelte Ernährungslage der russi­schen Städte, die Ablieferungssabotage der Kollektiv­wirtschaften führten zu einer Lockerung des freien Marktes, aber gleichzeitig zu einer Verschärfung der Arbeitsdisziplin und der Parteikontrolle. In dieser Stimmung des mangelnden Getreideexporfs und der wachsenden Schwierigkeiten der Planerfüllung geht Rußland dem zweiten Fünfjalirplan entgegen, und das Schicksal des russischen Menschen zwischen de i Mühlsteinen des politischen Fanatismus und der wírtschaftf Riehen Zwangsläufigkeiten ist wahrlich nicht beneidenswert. Dennoch bestehen auch weiter­hin revolutionäre Gefahren für Europa, wenn das Problem der Auflockerung der weí t w irt. eh a f 11 i eben Absperrung nicht mit energischer Hand angepackt wird. i wie man in der Fledermaus singt... Du glaubst viel­leicht, ich hätte einen kleinen Schwips? . .. Und wenn schon? . .. „Ich bin ja heut so lustig .. singt die Renate Müller... Ach, sei nicht so unge­duldig, deine langweilige Silvestergesellschaft wird dir nicht davonlaufen ... Warum nicht gar? Ich soll nicht weiter reden? ... Aber ich habe dir etwas Wichtiges mitzuteilen... Zu Weihnachten hast du mir das ersehnte Auto nicht geschenkt, obwohl sich ein Fabrikant I. Klasse schämen müßte, wenn seine Freundin keinen Citroen hat... „Kennst du das Land, wo die Citroens blülin,... dahin möcht ich mit dir, mein Alter, ziehn“ ... Nein, nein, ich habe nicht zu viel getrunken ... Ja, was ich sagen wollte? ...Da ist ein Franzose in unserer Gesellschaft der behauptet, in Paris finde die eigentliche Bescherung am Neujahrstag statt... Verstehst du? Was du zu Weihnachten versäumtest, kannst du zu Neujahr nachholen. Nein . .. Es muß kein Citroen sein. Auch ein ungarischer Ford . .. mit Schaden wird akzep­tiert .. > Schon in deinem Interesse. Die Leute wer­den glauben» daß du insolvent bist, — wenn deine Freundin kein Auto hat... Also; sei schon am ersten Tag des neuen Jahres ein Kavalier, —- wenn es dir auch schwer fallen sollte... Na, Schluß und meinetwegen Kuß ... Neujahrskuß ... VI. Ich war lest überzeugt, daß du, ein alter Jung­geselle» den Silvesterabend zu Hause verbringen wirst. Deshalb telephoniere ich__Du hast sicher­lich, wie ich, die Sdlvesterwiinsche satt, mit den Spanferkeln dazu, die man in den Bauch zwickt, damit sie grunzen, mit den Rauchfangkehrern,.denen man Fünfkronohstiicke in die Hand drückt, damit sie grinsen, und mit all dem Lärm, der die Neujahrs­wünsche begleitet... Freilich, es ist eine alte Sitte. Schon die Römer haben mit ihren Saturnalien das neue Jahr begrüßt und die alten Israeliten mit Posaunenstößen das alte Jahr verabschiedet. Na ja, die Gratulationen zum Jahresbeginn sind eine alte Heuchelei... Wüßten die Leute, was hinter den Gratulationen steckt und was sie einander wirklich wünschen, — der erste Tag des neuen Jahres würde der besten Gesellschaft eingeschlagene Köpfe brin­gen... Was brummst du?... Jawohl, die alten Junggesellen sind verbittert, denn sie kennen das Lehen .., Ein ganzes Jahr hindurch ist der Haus­meister grob, aber zu Neujahr ist er die verkörperte Leutseligkeit und tritt in einen eifervollen Wett­bewerb mit dem Briefträger und dem Mistbauer... Sie gehören zu den wenigen, die Neujahrs­gratulationen wirklich ernst nehmen... Und die lieben Mitmenschen! Sie überschütten uns mit Gratulationsbriefen' und Glückwunschkarten; — | schade um's Geld. Denn weder denen, die gratulie­ren, noch denen, die angratuliert werden, macht die postalische Sintflut Freude,' und die B. u. é. k., die einem auf der Straße zugellen, sind nicht minder ■ unerquicklich ... Wünscht jemand wirklich etwas Gutes, dann kann er es an jedem Tag des Jahres tun, braucht nicht auf den neuen Kalender zu war­­| ten und sollte vor allem nicht aufdringlich in Wort und Schrift sein... Aber dieses Gratulieren von i rechts und links, von Leuten, die man nicht kennt 1 oder nicht kennen will, diese dargebotenen offenen Hände zum Einschlagen und — was wichtiger — zum Einlegen, das geht mir auf die Nerven ... Dir auch?... Deshalb verkriechen sich die alten Jung­gesellen am Sil vers tef abend zumeist in ihre . Höhlen . .. Der Kater Scheffels fragt: Warum küssen sich die Menschen? Die Antwort darauf ist leicht zu geben. Sie küssen sich, weil es ihnen mundet. Aber die Frage: warum gratulieren dip Menschen ein­ander? ist nicht so einfach zu beantworten, denn die Gratülationeri schmecken weder dir noch mir, denn in diesem Falle ist Geben ebenso unangenehm wie j Nehmen ... Wie gesagt: eine fatale Einrichtung diese ! Gratulationen! Nicht wahr, alter Freund und bitterer Junggeselle?... Und eben deshalb: Prosit 33! Mil 1. Januar 1933 beginnt ein neues Abonnement auf den PESTER LLOYD unter folgenden Bedingungen: Für Budapest mit täglich zweimaliger Zustellung und für das Inland: Morgen- und Abendblatt: Jatizjährlich...... Pengő 72.— I Vierteljährlich ... PengS 18. Halbjährlich___ „ 36.— | Monatlich. . .......... , 6.40 Für die separate Zusendung des Abendblattes nach der Provinz ist vierteljährlich 1 Pengő zu entrichten. Für das Morgenblatt allein: Ganzjährlich---- Pengő44.— I Vierteljährlich... Pengőit. -Halbjährlich___ . 22.— | Monatlich.. _____ , 4.—. Für das Abendblatt allein: Ganzjährlich..._Pengő 32.— j Vierteljährlich......Pengős.— Halbjährlich ..... „ 16.— | Monatlich ............. . 3.— Mit täglich einmaliger Postversendung: Für Oesterreich.................— vierteljährlich Pengő 20.— Für alle übrigen Staaten......... vierteljährlich , 30. Wir ersuchen jene p. t. auswärtigen Pränumeranten. deren Abonnement mit 31. 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