Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1933. május (80. évfolyam, 98-122. szám)
1933-05-02 / 98. szám
©ienstag, 2. Mai 1ÍI33 Ungarn in den ausländischen Lehrbüchern. k Es braucht nicht gesagt zu werden, von welcher Bedeutung für ein Land die Lehren sind, die darüber in ausländischen Schulbüchern verbreitet werden, und cs muß wohl nicht erst nachgewiesen werden, daß die Haupt: quellen der irrigen, tendenziösen und falschen Kenntnisse über Ungarn in den ausländischen Schulbüchern liegen. Die internationale Revision der Lehrbücher durch »den Völkerbund ist eben wegen dieser gefährlichen ÜFalscblehren schon im Vorjahr in Angriff genommen ^worden und es ist nur natürlich, daß' Ungarn an dieser Ariját kraftvollen Anteil nimmt. Ein wertvolles Produkt dieser Mitarbeit ist ein soeben im Verlag des Ungarischen Nationa tverbandes unter dem Titel „Ungarn in den ausländischen Lehrbüchern. Beiträge zur internationalen Revision der Lehrbücher“ („Magyarország a külföldi (Tankönyvekben. Adalékok a tankönyvek nemzetközi revíziójához“) erschienenes Werk des Universitäts-Dozenten Sektionsrats Dr. Franz Olag, dieses bewährten Forschers der ausländischen Lehrbuchliteratur. Das Buch ist ein lehrreicher Beweis dafür, welche große und wichtige Arbeit ungarischerseits geleistet werden muß, damit man im Ausland Ungarn und sein Volk endlich kennen und richtig beurteilen lernt. Es führt über die Geschichtsfälschungen, tendenziösen Darstellungen, Roheiten und Unwahrheiten in den Lehrbüchern der Nachfolgestaaten zit den Lehren der ehemaligen Feinde, Verbündeten und Neutralen, nm auch aus diesen nur zu erfahren, daß der Weltkrieg, die Krisen, von denen Sieger und Besiegte in gleicher »Weise heimgesucht worden sind, und das gemeinsame Weltenschicksal noch immer nicht vermocht »haben, Objektivität in die Schulbücher hineinzutragen. Es ist geradezu haarsträubend, was in den Schulen des Auslandes über uns gelehrt wird. In rumänischen Schulbüchern sind wir „tolle Hunde“ und „zischende Schlangen“, in tschechischen „Unterdrücker“ und „Tyrannen“ und nicht viel sympathischer sprechen auch die neuen burgenländischen Schulbücher von uns. Französische und deutsche Schulbücher impfen der Kinderseele das Märchen von der Unterdrückung der Nationalitäten in Ungarn ein und auch in vielen anderen Ländern wird manchmal in bestem Glauben und immer auf Grund feindlicher Quellen das Ungeheuerlichste über uns unterrichtet. In einem argentinischen Schulbuch heißt es z. B„ wir seien ein „starkes, kriegerisches, aber einfältiges Volk, das nicht lügt und nicht betrügt, aber mit Vorliebe stiehlt“, daß' wir „immer im Wirthaus sitzen, nm . zu politisieren, ohne daß wir etwas davon verstünden“ usw. Schon aus diesem kleinen Gebinde sieht man, wie schwer und groß die Arbeit ist, die unser auf diesem Gebiet noch harrt Da der Hauptzweck der Arbeit die Berichtigung ist, muß jeder, der an dieser Arbeit teilnehmen will, vorerst das Material selbst kennen. Und das ist das Hauptveridienst De. days, daß er uns diese Kenntnis vermittelt. | : Ungarische Anslandpolitische Gesellschaft. Aus Anlaß der zweiten Ratstagung der Association Internationale pour 1’étude des droits des miworités findet Donnerstag, 4. d., mittags 12 Ulhr, im Konferenzsaal« der Gesellschaft (Pariamentsgebäwde, Tor XL) eine Sitzung mit folgenden Gastvort rügen statt- Un ive rsrf ä t s prof es sor IDr. Danew (Sophia), Vizepräsident der Association: „Bedeutung des Artikels 19 des Völkcrbu rwipoiktes vom Gesichtspunkte des Minderheitenschutzes“ und Dr. Kurt Junckerstorff fBerßn), gesohäftsflübrender Vizepräsident der Association: ,JDie Genfer Konvention, über OberseMesáea“, : Der 1. Mai. (Telegramm des Pester Lloyd.) Berlin, Í. Mai. Beim Empfang der 71 deutschen und 8 österreichischen Arbeiter, die als besonders verdiente Mitglieder der nationalsozialistischen BetriebsorganisatBon als Ehrengäste in 10 Großflugzeugen der Lufthansa naoh Berlin gebracht /wurden, um an den Festveranstaltungen des Tages der Nationalen Arbeit leiten nehmen, sprach Reichskanzler Hitler Wbrte der Begrüßung, in denen er u. a. erklärte, aus der Tatsache dieses Empfanges der Arbeiter durch den Reichspräsidenten ergebe sich, wie unwahr die Behauptung sei, daß sich das neue Regime gegen den deutschen Arbeiter richte. Es sei das höchste Ziel, die Millionen der deutschen Arbeiter in die deutsche Volksgemeinschaft einzugliedern. Darauf begrüßte der Reichspräsident, der in Begleitung des Reichsministers Dr. Goebbels in die alte Reichskanzlei gekommen war, die einzelnen Gruppen der Arbeiter, die zum Teil in ihrer malerischen Werkkleidung der Bergleute, Seeleute, Holzfäller usw. versammelt waren, »und wechselte mit ihnen freundliche Worte. Ein Vertreter des Saargebietes gab in schlichten Worten der Hoffnung Ausdruck, daß das Saargebiet »bald wieder zum deutschen Mutterland zurückkehre, worauf der Reichskanzler erwiderte, es werde alles getan werden, damit dieser Wiunsch erfüllt werde. (Telegramm des Pestet Llogd.) Berlin, 1. Mai. Das Tempelhofer Feld wurde gegen 7 Uhr abends für den weiteren Zuzug der Massen afogesperrt. In der Zeit bis zum offiziellen Beginn der Kundgebung konzertierten Militär- und SA-Kapehlen. Der Kampfflieger Udct führte KunstfJüge aus und auch die nationalsozialistische Flugmannsohaft zeigte einen Gesohrwaderflug. Das Luftschiff „Graf Zeppelin“, das in der Nacht von Friedrichshafen zu einem Rundflug über Deutschland gestartet ist, hat bereits in den frühen Morgenstunden einen großen Teil des Rheinlandes überflogen und war naoh Hamburg gefahren, wo es Post ahwarf und sodann den Weiterflug fort setzte. (Telegramm des Pester Llogd.) Berlin, 1. Mai. Um 8 Uhr abends batten sich auf dem Tempelhofer Felde mehr als eine Million Menschen ringefunden, um »der großen Abendfrierlichkeit und vor allem der Verkündung -des ersten Jahresplanes des deutschen Aufbaues durch den Reichskanzler Hitler, dem Riesenfeuerwerk, dem Zapfenstreich der Reichswehrkapellen und den sonstigen Veranstaltungen beizuwohnen. Das festliche Treiben auf dem Platz, das durch die Fahnen und den sonstigen Schmuck, die vielen Uniformen, Flugvorführungen und Konzerte eine besondere Note erhielt, wich nur allmählich einer erwartungsvollen Stille, »als die Zeit des offiziellen Beginns der Veranstaltung heranrückte. Der Reichskanzler und die übrigen Mitglieder der Regierung waren auf ihrer Fahrt durch Berlin immer wieder mit stürmischem Beifall begrüßt worden und besonders der Reichskanzler wurde bei seinem Eintreffen auf dem Tempelhofer Feld mit nicht enden wollenden Heilrufen und erhobenen Armen von den Hunderttausenden begrüßt. Die Abendveranstaltung begann mit einem »Fanfarenmarsch, dem der gemeinsame Gesang des Liedes „Der Gott, der Ersen wachsen ließ“ folgte, worauf Reichspropagandaminisfer Dr. Goebbels eine Begrüßungsansprache hielt. Dr. Goebbels gedachte auch der Bergwerkskatastrophe in der Stinnes-Gmbe und forderte die Massenversammlung auf, eine Minute Stillschweigen zu bewahren und der Toten zu gedenken. Um viertel 9 Uhr ergriff dann unter niohtendenwollenden Heilrufen Reichskanzler Hitler das Wort. Er begann seine Rede mit einem Hinweis auf den 1. Mai der vergangenen 70 Jahre, in denen der 1. Mai der Tag des Hasses, des Leides und des Bruderkampfes war, ein Monument der Trennung des deutschen Volkes, rin Denkmal seiner Zerrissenheit. Heute sei »der 1. Mai das Symbol der »Erhebung und der großen Einigung des deutschen Volkes und werde für alle kommenden Zeiten als Tag der Wiedergewinnung der Kraft und der Stärke des deutschen Volkes gelten. Als Motto dieses Tages habe die Regierung den Satz gewählt: „Ehret die Arbeit -und achtet den Arbeiter“. Eine Nation bestehe nicht durch die Arbeit einer Regierung, die Arbeit einer »bestimmten Klas»se, die Arbeit ihrer Intelligenz, sie lebe nur durch die Arbeit aller. Der Reichskanzler betonte sodann die Notwendigkeit, daß man jeden Stand die Bedeutung des andern Standes lehren soll. Den Städtern müsse man die Bedeutung des Bauern, den Bauern die Bedeutung des Arbeiters und de« Arbeitern und Bauern die Bedeutung »des Geistes vorführen. Arbeiter, Bauer und Bürger müssen zusammen eine Gemeinschaft bilden. Der Reichskanzler ging dann auf die Ziele ein, die für das nächste Jahr vor der Regierung liegen. Das erste Ziel sei, zu kämpfen, daß die Macht des neuen Gedankens und des neuen politischen Glaubens, die das deutsche Volk erobert hate, nie mehr entschwinde, sondern im Gegenteil rieh immer mehr festige. Die Regierung wolle das Volk vom Banne des Minderwertigkeitsgefühls erlösen und ihm zurufen: „Deutsches Volk, du bist nicht zweitklassig, und wenn tausendmal die Welt es so haben will. Deutsches Volk, besinne dich auf dich selbst und auf deine Vergangenheit und hebe dich empor zu 2000 Jahren deutscher Geschichte. Deutsche, ihr seid ein Volk, das stark ist, wenn ihr selbst stark sein wollt. Vergewaltigen und demütigen kann man euch nicht mehr. Vertrauen mußt du haben, deutsches Volk, auch zu deiner Regierung, die zu dir gehört und kein anderes Ziel besitzt, als dich, deutsches Volk, wieder frei und glücklich zu machen.“ Der Reichskanzler beschäftigte sich dann mit dem Gedanken der Arbeitsdienstpflicht, deren Proklamierung für die nächste Zukunft bevorstehe. Dadurch soll ein Angriff gegen das entsetzliche Vorurteil unternommen werden, daß Handarbeit schänden könnte. Wir wollen, sagte Hitler, die Deutschen zur ehrenvollen Handarbeit zwingen und das deutsche Volk in der Arbeitsdienstpflicht erziehen, damit jeder Deutsche sehen soll, was Handarbeit äst und wie Handarbeit jedem zur Ehre gereicht, der sie treu und redlichen Sinnes erfüllt. Jeder einzelne Deutsche, ob hochgeboren und reich oder arm, ob Sohn von Gelehrten oder Fabriksarbeitern, muß einmal in seinem Leben zur Handarbeit geführt werden, damit er sie kennenlernt. Als eine weitere große Aufgabe des nächsten Jahres bezeichnete Hitler die Befreiung der unternehmenden Initiative von den verhängnisvollen Einwirkungen majorativer Beschlüsse, nickt nur im Parlament, sondern auch in der Wirtschaft. Die Regierung wird sich weiter bemühen, die erste Etappe auf dem Wege einer orga»nischen Wirtschaftsführung zurückzulegen, und dabei von der fundamentalen 'Erkenntnis ausgehen, daß es keinen Aufstieg gibt, der nicht bei der Wurzel des Wirtschaftslebens: beim Bauer, beginnt. Vom Bauer soll dann dieser Weg zum Arbeiter und weiter endlich zur Intelligenz »führen. Der Reichskanzler richtete an das ganze deutsche Volk den Appell, mitzuhelfen an der Lösung des Problems der Arbeitsbeschaffung und alles zu tun, was Arbeit schaffen ; kann. Als letzten Programmpunkt bezeichnete Hitler einen Angriff gegen die Unerträglichkeit der heutigen Zinssätze und damit in Verbindung die Durchführung einer Handelspolitik, die die Stetigkeit der Produktion sichert, ohne die deutsche Landwirtschaft zu vernichten. Adolf Hitler schloß: Wir wollen ringen um unser » Volk, uni die Lösung unserer Aufgaben und wir wissen, »j daß wir dabei immer Schwierigkeiten zu überwänden ha- j ten werden. Die Welt verfolgt uns. Sie will »nicht unser ' Recht zum Leben und zum Schutze der Heimat anerken- ■ nen. Mein deutsches Volk! Wenn so eine Welt gegen uns steht, dann müssen wir um so mehr zu einer Einheit werden und müssen wir unentwegt versichern: Ihr könnt tun, was ihr tun wollt, niemals aber werden wir uns beu- j gen, niemals uns zwingen, ein Joch anzuerkennen. Den | Ruf nach dem gleichen Rech werden wir niemals mehr a»us ! unserem Volke beseitigen. Hofft nicht auf Verräter unter ! uns, die vielleicht euch helfen können. Das deutsche Volk ist zu sich gekommen. Es wird Menschen, die nicht für Deutschland sind, nicht mehr dulden. Wir wollen uns den Wiederaufstieg unseres Volkes ehrlich verdienen. Wir bitte« nicht den Allmächtigen: Herr, mach Du uns frei! Wir wollen tätig sein, arbeiten und brüderlich miteinander ringen, daß einmal die Stunde kommt, wo wir vor Gott | hintreten können und ihn bitten dürfen: Herr, Du siehst, | wir haben uns geändert. Das deutsche Volk ist nicht mehr I das Volk der Ehrlosigkeit, der Schande, der Selbstzerflrischnng, der Kleinmütigkeit und Kleingläubigkeit. Nein, , Herr, das deutsche Volk ist wieder stark geworden in I seinem Geiste, stark in seinem Willen, stark in seiner Beharrlichkeit, stark im Ertragen aller Opfer. Herr, wir lassen nicht von Dir, nur segne unseren Kampf und unsere Freiheit und damit unser deutsches Volk und Vaterland. Nach der mit brausenden Heilrufen aufgenommenen Rede des Reichskanzlers folgte das gemeinsame Absingen des Horst Wessel-Liedes und des Deutschland-Liedes. Daun begannen die verschiedenen Darbietungen. Das Feuerwerk, eine einzig dastehende Darbietung, erweckte die staunende Bewunderung der Massen »und löste immer wieder neue Beifallsstürme aus, die ihren Höhepunkt beim Erscheinen des Symbols des Tages der deutschen Arbeit, den Darbietungen des Kunsifliegers und dem abschließenden riesigen Silberwasserfall »hatten. Eine besonders schwere Aufgabe stellte der Abmarsch, bzw. die Rückbeförderung der riesigen Menschenmengen dar. Dank der guten Disziplin gelang es, die Massen in verhältnismäßig kurzer Zeit auf den hiefiir vorgesehenen. Abmarschstraßen in Bewegung zu setzen und das lebensgefährliche Gedränge in erträgBohen Bahnen zu halten. Meserich, 1. Mai. (Conti.) Im Anschluß an den Festeug aus A»niaß des Tages der Nationalen Arbeit kam es zu einem Zwischenfall. Der im Festeug mitmansebierende Stahlhelm brach auf Veranlassung des Kreisführers den Marsch vorzeitig ab und beteiligte sich nicht an der Kundgebung. Infolge dieses Verhaltens des Stahlbehnführers bemächtigte sich »der Bevölkerung eine so starte Erregung, diaß die Polizei, um Ausschreitungen zu vermeiden, den Bezirksfiihrer des. Stahlhelm, Wiehert, in Schutzhaft nehmen mußte, Telegramm -unseres Korrespondenten, — Wien, 1, Mai. In -den Vormittagsstunden begann, »wie schon gemeldet, der Zug der sozialdemokratischen Parteianhänger aus den äußeren Bezirken gegen die Innere Stadt. Der Zustrom konzentrierte sich auf die Hauptstraßen. Die Beflaggung der Häuser war in diesem Jahre »sehr spärlich und beschränkte sich fast ausschließlich auf dio Gemeindehäuser und auf die äußeren Bezirke. Aus manchen Fenstern wehten auch Fahnen mit dem Hakenkreuz und dort, wo dies der Fall war, bildeten sich Ansammlungen von Menschen, die mit lauten Rufen g»egen diese Art der »Beflaggung protestierten. Bedrohliche Ausmaße nahm jedoch die Demonstration nirgend an, wie sich überhaupt der Anmarsch der Massen auf den äußeren Bezirken ziemlich ruhig vollzog. Als der überwiegende Teil der sozialdemokratischen Parteianhänger in die Nähe der Inneren Stadt kam, fanden sie die Zugangsstraßen überall abgesperrt. Das iMiütlär »hatte seine Stellungen hinter den Stacheldrahtverhauen bezogen, die Bedienungsmannschaften der Maschinengewehre saßen bereits hinter den schützenden Panzerplatten ihrer Kriegageräte. Die Plakate mit der Aufschrift „Zurück! Eis wird geschossen!“, die am frühen Morgen noch warnend über den Drahtverhauen gehangen hatten, waren in den ersten Vormittagsstunden wieder abgenommen und, zusammengerollt worden. Am kritischesten sah es in der Nähe der Museen aus, wo Feldküchen aufgestellt waren, und zwischen den schiwarzteflagigten Munitionsw»agen Meldeboten auf Motorrädern hin- und herflitzten. Die Massen, die sich in der Nähe der Oper konzentriert hatten, sahen die Ungeheueren Vorbereitungen, die gegen ihr weiteres Vordringen in die Innere Stadt getroffen worden waren, und (bewegten sich im langsamen Bummel auf »den Gehsteigen zu beiden Seiten der Fahrbahn. Während rich diese Bewegungen im allgemeinen in Ruhe vollzogen, nahmen sie in der Gegend der Arbeiterbezirke größeren Umfang an. ln den Mittagsstunden 'hatte es den Anschein, daß diese Bewegungen bedrohlicher werden könnten. Die Wache mußte mit dem Gummikmüttel die Demonstranten zum Weitergehen veranlassen. Die Massen strömten nun wieder in die Vorstädte zurück, gleichzeitig aber wurden Orduergruppen der Sozialdemokratischen Partei aufgezogen, die gewissermaßen wie Vorposten, wie eine militärische Schfwarmünie wirkten und die Demonstranten venarrlaßlen, überhaupt nicht bis zur militärischen Zone vorzudringen. Durch diese Maßnahme wurden nun die Anhänger der Sozialdemokratischen Partei immer weiter in die äußeren Bezirke abgedrängt. Mitunter fuhren Taxis, mit roten Wimpeln und Affichen adjustiert, durch die Straßen. Einzelne Autos mit nationalsoziaEstischen Parteimitgliedern, die mit Ha'kenkreuzfahnen geschmückt waren, waren in die Innere Stadt gelangt, wo sie mit großer Schnelligkeit zu den Bunimelplätzen ihrer poliitschen Gegner abfuhren. Die Insassen grüßten mit Heilrufen auf Hitler uas ihren Fahrzeugen und wurden mit dem gegnerische« „Freihriti“ empfangen, ohne daß es zu Zusammenstößen gekommen wäre. Nur auf der Mariahilferstraße und auf der Landstraße-Hauptstraße kam es zu Zwischenfällen. Hier ließen die Nationalsozialisten ihre Autos halten, stiegen aus und mengten sich unter die Passanten, wobei es zu Prügeleien kam. Wache schritt ein, trennte die Gegner und »veranlaßte die Nationalsozialisten, wieder ihre Autos zu besteigen, die dann die Fahrt fortsetzten. Ein weiterer Zwischenfall ereignete sich in der Nähe der Universität. Hier stellte sich eine Frau vor ein Maschinengewehr, pflanzte auf den Lauf eine rote Fahne und versuchte, eine kommunistische Rede zu halten. Sie wurde jedoch auf der Stelle verhaftet. . In den äußer«! Bezirken herrschte im allgemeinen Ruhe. Die meisten Häuser hatten in den Arbeiterbezirken rot geflaggt, dooh war der Bummel hier verhältnismäßig gering. Es waren aucii auffallend wenig Wachposten zu sehen. Die Innere Stadt innerhalb der Absperrungszone lag während des Vormittags vollkommen menschenleer da. Viele Gast- und Kaffeehäuser hatten gesperrt, die Auslagen waren durch Rollbalken geschützt und nur selten sah man Menschen durch die Straßen gehen. Eine Gruppe von kleinen Mädchen, die rote Nelken zum Verkauf anboten, wurde von der Wache veranlaßt, sich nach Hause zu begeben. Bundeskanzler Dr. Dollfuß begab sich in den Nachm’ttagsstunden in die Innere Stadt in Begleitung zweier Kriminalbeamte und des Chefredakteurs der Amtlichen Nachrichtenstelle Weber zu Fuß zum Schottentor, um sich, über die Situation zu informieren. Beim Bundeskanzler meldeten sich dort die einzelnen Kommandanten der »Mi'litär-und Wacheabteilungen und erstatteten Rapport. Der Bundeskanzler »ließ sich ausführlich über die getroffenen Maßnahmen berichten. ■ • 8 • PESTER LLOYD I