Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1933. október (80. évfolyam, 223-248. szám)

1933-10-01 / 223. szám

Sonntag» 1. Oktober 1933 TELEFON: 27-3-28 Eine vergessene Minderheit. Von HUGO GRAF KÁLNOKY. „Was ihr an dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!“ (Matth. 24.). Für die meisten Ungarn ist der 'Begriff „Csángó“ •wohl mit der Erinnerung an einige von Ungarn be­iwohnte Gemeinden in der Bukowina verbunden, und mancher wird sich vielleicht auch noch dessen entsinnen, daß diese Ungarn nach dem sogenannten „Siculicidium“, der einigermaßen gewaltsamen Be­gründung der Militärgrenze in Siebenbürgen im "Jahre 1764, dorthin ausgewandert waren. Weniger bekannt dürfte hingegen in der breiten Öffentlichkeit die Tatsache sein, daß in der Moldau, also auf altrumänischem Boden, im Gebiet des Se­­reth und Pruth, auch heute noch eine Kolonie von nahezu 100.000 römisch-katholischen Ungarn be­steht, die sich gleichfalls Csángós nennen. Das Verdienst, Licht in das Dunkel über dieses Gebiet und seine Bewohner gebracht zu haben, ge­bührt dem Professor der Lehrerbildungsanstalt Kézdivásárhely im Háromszéker Komitat Peter Paul Domokos, der nach gründlichem Vorstudium der verhältnismäßig leider nur spärlich vorhandenen urkundlichen Quellen das Gebiet mehrere Monate hindurch bereist und weder Mühen noch Unkosten gescheut hat, um die Frage mit wissenschaftlicher Gewissenhaftigkeit zu klären. Seine an Ort und Stelle gewonnenen Eindrücke legte er in einem im Selbstverläge erschienenen kleinen, aber in jeder Be­ziehung inhaltsreichen* Buche nieder.*) Aus den ersten Anfängen unserer Geschichte führt uns der Verfasser durch die Wechselfälle der Jahrhunderte bis hinein in unsere Tage, und wir wandern bewundernd mit ihm durch den mit Urwäl­dern bestandenen und an landschaftlichen Schön­heiten so überreichen Ojtózpasse quer über den Kar­­patbenwall in jenes Land, das er mit Recht als die Urheimat der Ungarn bezeichnet. Vor der Land­nahme hatten unsere Vorväter hier noch einmal Halt gemacht, und wenn wir hier auch heute noch ganze Gemeinden antreffen, in denen uns der Klang der ungarischen Sprache anheimelnd begrüßt, so sind deren Bewohner eben die Nachkommen jener ungarischen Stämme, die in altersgrauen Tagen, der ewigen Wanderungen müde, hier zurückgeblieben waren und sich eine dauernde Wohnstätte gegründet haben. Kämpfe mit den Rumänen (mit denen sie sich zweifellos auch zu Zeiten vermischten), Tataren­­einfälle, Türkenkriege, religiöse und nationale Be­drückungen aller Art hat dieses Volk im Laufe der Zeiten ertragen müssen, wie kaum ein anderes. Von ihren Stammesbrüdern durch das Gebirge, aber mehr noch durch politische Grenzen getrennt — und von ihnen leider nur allzu oft auch im Stiche gelas­sen —, haben die Csángós der Moldau, auf sich allein angewiesen, ihre Sprache, Eigenart und ur­wüchsige Kraft dennoch bis auf den heutigen Tag bewahrt. Fünf Religionen haben um die Seele dieses Vol­kes gerungen: die katholische, orthodoxe, luthera­­nische, unitarische und die — hussitische! Freilich 'begnügte sich dieses Ringen nicht immer mit den Waffen des Geistes, wofür eine Unzahl von Ruinen zerstörter und niedergebrannter Gotteshäuser trauri­ges Zeugnis ablegt. An die Hussitenzeiten — die durch Matthias Gorvinus aus Ungarn vertriebenen Anhänger jener Lehre fanden hier unter einem gleich­falls hussi tischen Woywoden eine sichere Zu­fluchtsstätte— gemahnt noch die damals gegrün­dete Ortschaft Husz, die bis zum heutigen Tage diesen Namen trägt. Damals entstand hier aber auch eine ungarische Bibelübersetzung, deren Abschrift aus dem Jahre 1466 unter dem Namen „Münchener Codex“ in einer Münchener Bibliothek aufbewahrt wird. --TT!--------­Immer wieder aber waren es die ungarischen Franziskaner aus dem Kloster von Csiksomlyó in Siebenbürgen, die die Csángós zu ihrem alten Glau­ben zurückführten und auch ihrer schwer bedrohten ungarischen Muttersprache zu ihrem Rechte ver­halten. Über die Kulturarbeit, die diese Mönche hier unter schwierigsten Verhältnissen geleistet haben, ließen sich Bände schreiben. Denn immer wieder mußten sie dem Ränkespiel gegnerischer politischer Mächte weichen, die fremdsprachige Seelsorger an ihre Stelle setzten. Polnische, italienische, griechi­sche, bosnische und rumänische Priester wurden hierher gebracht. Sie waren und sind eifrig am Werk: verbreiteten fremdsprachige Bücher, verbaten und verbieten den Gebrauch der ungarischen Sprache in Kirche und Schule, im Lied und im Wort. Immer wieder wird im Laufe der Jahrhunderte die Sehn­sucht des Volkes nach Seelsorgern laut, die seine Sprache verstehen. Das Buch führt eine große Anzahl ergreifender Beweise treuester Anhänglichkeit an Volk und ^Sprache aus allen Zeiten bis auf den heutigen Tag an. Von besonderem Interesse dürften hier die im „Codex Bandinus“ zusammengefaßten, in der Vati­kanischen Bibliothek erhaltenen Berichte des Bi­schofs Mark Bandin an den Papst sein, der das Land im Jahre 1647 bereiste. Manche Stellen daraus muten uns an, als wären sie heute, und nicht schon vor drei Jahrhunderten, geschrieben worden... Auf die Kunde von der Sehnsucht, mit der das C.sángóvolk seinen neuen Seelenhirten erwarte, „wie einst das Erscheinen Christi“, macht sich Ban­din aus seiner bosnischen Heimat auf, um sich zu­nächst dem Woywoden Vasile Lupu in Jassy vor­zustellen. Er findet freundlichste Aufnahme und vollstes Verständnis für alle seine Wünsche betref­fend den Besuch seiner Gläubigen. Am nächsten Tage aber wird ihm bedeutet, daß er schleunigst wieder dahin zurückkehren möge, woher er gekom­men war.., Im folgenden Jahr erscheint er von neuem, mit einem Empfehlungsbrief des Papstes an den Woywoden versehen, den er vor dessen Thron, von den Bojaren umgeben, zur Verlesung bringt. Lupu erwidert mit Worten vollendetster Zuvorkom­menheit: er betrachte das Schreiben des Papstes als ein kostbares Kleinod, das er bis zu seinem Tode am Herzen tragen und das Bandin wie ein Panzer gegen seine Feinde schützen werde. Kaum hatte der Woy­­wode diese klangvollen Worte gesprochen, so schrieb er heimlich an den Papst und forderte die Ernen­nung eines rumänischen Priesters zum Bischof an Stelle Bandins, dessen tatkräftige Fürsorge für die kulturellen und nationalen Belange der ihm Anver­trauten Lupu nicht gefallen wollte ... Und wenn wir weiter lesen, wie selbst die rumä­nischen Bojaren — trotz aller nationalen Gegner­schaft — ihre Kinder itjft Vorzug die ungarische Schule besuchen lassen, die der Jesuitenpater Beke damals in Jassy gründete,' so sehen wir wieder ein getreues Spiegelbild unserer Tage vor uns ... Nach dem eingangs erwähnten „Siculicidium“ fand wieder ein starker Zustrom ungarischer „Emi­granten“, wie wir heute sagen würden, aus dem Széklerlande in das Csángógebiet statt. Ein anschaulicher Bericht des P. Zöld aus Csikdelne vom Jahre 1781 an den Bischof von Sie­benbürgen gibt wieder der alten Klage der Csángó­­ungarn um Priester ihres Stammes beredten Aus­druck. Der alten Klage, die niemals verstummt . » . Im Jahre 1774 hatte der Papst auf die immer wie­der an ihn gerichteten Bitten des Volkes bin den Be­fehl erteilt, daß die im Csángóland wirkenden frem­den Missionäre binnen sechs Monaten die Sprache des Volkes erlernen müßten, widrigenfalls sie ver-setzt würden. Es blieb beim Erlaß! 1814 wenden sich die Csángós an den Kaiser nach Wien mit der gleichen Bitte. Sie findet Gehör. Ein ungarischer Priester wird dahin entsandt, der in Jassy auch eine ungarische Schule errichtete. 1830 macht der russische General Brigidoff den Versuch, die Csángós gewaltsam ins russische Heer einzureihen. Das Volk verlangt, den Einberufungs­befehl des Königs von Ungarn zu sehen — und 96 Tote und 72 Verwundete in einer einzigen Gemeinde geben Blutzeugnis ab für die Treue der Csángós zu König und Vaterland! Vom ethnographischen Standpunkt aus inter­essant sind die Berichte ausländischer Gelehrten aus neuerer Zeit, die das Land bereisten, so des Profes­sors Weygand von der Leipziger Universität, des finnischen Gelehrten Dr. Georg Wichmann usw. Weygand hebt besonders die Eigenart der Sprech­weise und die Rassenmerkmale hervor, durch die sich die Csángós von ihren rumänischen, aber auch von ihren Székler Nachbarn unterscheiden- Beson­ders merkwürdig erscheint hier die Tatsache, daß der Csángó im Ungarischen wie im Rumänischen die Zischlaute, wie scharfes s und c, ausspricht, was Weygand auf die offenbare Blutsverwandtschaft mit den Rumänen zurückführt. Auch sind ihre großen, schönen Gestalten, ihre stark knochigen, dunkel ge­bräunten Gesichter mit meist blondem, oft rötlichem Haar und dunkelblauen Augen bei keinem ihrer Nachbarvölker zu finden. Uns interessiert der Be­richt Weygands, der 1902 geschrieben wurde, auch aus dem Grunde, weil er erwähnt, daß ihm dort seine rumänischen Sprachkenntnisse von keinerlei Nutzen waren. Er kam in Gegenden, wo er auf die ungarische Sprache angewiesen war, um sich mit den Bewohnern verständigen zu können. Der Autor läßt aber in völlig unvoreingenom­mener Weise auch andere Meinungen zu Worte kom­men, so den Rumänen Fr. Bonaventura Moraiu, der behauptet, daß „'heute dort kein einziger Katholik mehr auch nur eine Silbe Ungarisch könne“, dann Moses Rubinyi, der meint, daß Volkslied und Poesie im Gsángólande bereits vollkommen verstummt seien. In welchem Maße wir diesen Berichten aus älte­ren und neueren Tagen Glauben schenken dürfen, darüber klärt uns zum Schluß Domokos’ eigene, ungemein warm und lebendig geschriebene Reise* Schilderung auf, die er mit zahlreichen photographi­schen Aufnahmen, Karten, ausführlichem statisti­schen Material und schließlich mit einer reichen Sammlung von Volksliedern samt Noten begleitet und belebt. Erwähnt sei auch, daß er eine ganze *) Domokos Pál Péter: _,A moldvai magyarság“, Csik­­t somlyól931, durch den Verfasser erhältlich, ,• 5 PESTER LLOYD I IP Clirosal I 1 JIj l^ktert. Schon sind meine | fi en^6ttet" i^1^' ts yeUt {edet* ouJ ln der heutigen Zeit genügt das Einkommen der meisten Menschen gerade zur Beschaffung des Allernötigsten. Für weitere Ansprüche reicht es selten. Dabei hat jeder den verständlichen Wunsch, dass es ihm ein bischen besser gehen möge, Zufriedenheit und ein wenig Behaglichkeit gehören nun einmal dazu, das Leben angenehm zu machen. Eine Möglichkeit, um dieses Ziel zu erreichen, bietet die psr König!. Ungar. Klassenlotterie, "^® An diesem staatlichen Unternehmen kann sich jeder — seinen Verhältnissen ent« sprechend — beteiligen nnd schon mit einer Ausgabe von nur 10 Heller täglich sind 30.000 Pengő, in einem besonderen Glücksfallc sogar 50.000 Pengő zu gewinnen. Diese Beträge steigern sich hei einem viertel Los um das Doppelte, bei einem halben Los um das Vierfache und bei einem ganzen Los um das Achtfache. Von den zur neuen Lotterie ausgegebenen 84.000 Losen werden in fünf Klassen 42.000 mit Gewinne gezogen. In jedem Jahr kommen Ober Fünfzehn Millionen Pengő zur Auszahlung in barem Gelde. Die Ziehung I. Klasse findet bereits am I4. und I7« Oktober statt. Die Lose sind erhältlich bei sämtlichen amtlichen Verkaufsstellen. Es kosten i Ganze Lose 24 Pengő Halbe Lose 12 Pengő Viertel Lose 6 Pengő Achtel Lose 3 Pengő Sf Bezahlung hat Zeit bis vor Beginn der Ziehung. ’•S 2920

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