Pester Lloyd - esti kiadás, 1933. december (80. évfolyam, 273-295. szám)

1933-12-01 / 273. szám

PESTER LLOYD « 4 * Selbstmord als Sühne für Verfehlungen. Der Bürger­meister der bekannten Sommerfrische Grumpendorf am Wörther See, Oberlehrer Hubert Folia, hat Selbstmord verübt, inden er sich vor einem Eisenbahnzug warf, der ihn furchtbar verstümmelte. Er sühnte mit seinem Tode die Verfehlungen, die er als Zahlmeister der dortigen Raiffedsenkasse sich hatte zuschulden kommen lassen. Der Schaden wird mit 17.000 Schilling angegeben. Napoleons Heim auf St. Helena. Der Verband der Freunde der Insel St. Helena hat sich entschlossen, aus eigenen Mitteln das Haus, in dem Napoleon Bonaparte während seiner Verbannung lebte und auch starb, zu restaurieren. Das. Haus wird auf Grund der historischen Stiche und Aufzeichnungen in den gleiohen Zustand ge­setzt werden, in dem es sich zu Lebzeiten Napoleons befand. Zu Fuß von Tarvis naeh Rom gepilgert. Gestern nachmittag ist im Vatikan eine österreichische Pilgerin, Frau Maria Tadborskg aus Linz, eingetroffen, die nach einem Gelübde den 1000 Kilometer langen Weg, Tarvis, Mestre, Ferrara, Rimini, Rom in 37 Tagen allein zurück­gelegt hat. Rom die größte Stadt Italiens. Bisher war Rom wohl die Hauptstadt, aber nur die zweitgrößte Stadt Italiens. An erster Stelle stand Mailand. Nach den Ergebnissen der zunächst durchgeführten Volkszählungen hat nun Rom die erste Stelle erobert. Es hat eine Bevölkerung von 1,072.514, Mailand von 1,030.267, Neapel von 862.311 Köpfen. Insgesamt bat Italien eine Bevölkerung von 42,554.000 Seelen. 'Die italienische Zeitungen weisen auf den beunruhigenden Umstand hin, daß die Einwohner­zahl Italiens dauernd abnimmt. Im Jahre 1924 gab es noch 1,124.470 Lebendgeburten und diese Zahl ist im Jahre 1932 um 132.000 zurückgegangen. Die Zeitungen geben der Befürchtung Ausdruck, daß bei Forfcsdhredten dieser Bewegung ähnliche Bevölkerungsvei hältnis wie in Frankreich ein treten werden. Gallen-, Nieren- und Blasensteinkranke, sowie Leute, die an übermäßiger Harnsäurebildung und Gichtanfällen leiden, regeln durch Gebrauch des natürlichen „Franz Joscf“-Bitter­­wassers ihre träge Darmverrichtung. Man stiehlt Kirchenfenster. Der Skandal der Fäl­schungen v>on Kirchenfenstern zieht immer weitere Kreise. Aus allen Teilen Frankreichs treffen nun Nach­richten ein, daß alte Glasmalereien anläßlich von Aus­­besserungsanbeiten gestohlen und durch wertlose Nach­ahmungen ersetzt worden sind. Solche Meldungen kom­men aus Rouen, Clermont-Ferrand, Alibi, Coulances und Troyes. Besonders bemerkenswert ist, daß alle diese Aus­besserungen auf Anordnung des Ministeriums für Schöne Künste vorgenommen wurden und daß didso amtliche Stelle den Schwindel nicht bemerkte. Man nimmt an, daß die gestohlenen alten Kirchenfenster in der Mehrzahl der Fälle nach Amerika gegangen sind. Allerdings hat ein amerikanischer Zeitungsmagnat, der alte Kirchenfenster kaufte, diese Glasmalereien wieder Frankreich zurück­gestellt. Einsturzgefahr für die Grabeskirclie. Die Kirche des Heiligen Grabes in Jerusalem ist stark gefährdet, so daß deren Zusammensturz befürchtet wird. Das Wasser ist vom Dach in die Mauern eingedrungen und hat sie völlig zerfressen. Die von einem englischen'‘Architekten durch­geführte Stützungsarbeit mittels Holzbalken vermag keine dauernde Lösung izu bringen; eine gründliche Re­paratur, die sich auf sichere, von Kaiser Konstantin ge­schaffene Grundmauern stützen kann, wird einen Be­trag von 30.000 Pfund Sterling erfordern. Da einerseits die griechisch-orthodoxe Kirche Hüterin des Heiligen Grabes ist, andererseits aber auch die lateinische, arme­nische, koptische und jakobitische Kirche traditionelle Rechte an der Kirche besitzen, ist wohl kaum eine Eini­gung darüber zu erzielen, wer die Arbeiten durchführen soll. Es bleibt also nur der Ausweg, daß die palästinen­sische Regierung die Arbeiten übernimmt. Banditen belagern eine Pfarre. Ein an einen Detek­tiv film erinnernder Vorfall trug sich in Rokytnice bei Prerau (Mähren) zu. Der dortige Pfarrer Anton Podi­­oinsky wurde in der Montagnacht um Mitternacht durch ßin verdächtiges Geräusch aus dem Schlafe geweckt. Er «.land sofort auf und trat, den entsicherten Browning in der Hand, vor das Tor. Dort überraschte er mehrere Männer, die eben im Begriffe gewesen waren, durch ein Fenster in das Zimmer zu gelangen, in dem sich die feuersichere Kasse befindet. Als der Pfarrer einige Schüsse in die Luft ahigab, flohen die Einbrecher. Der Pfarrer machte dann einen Rundgang um die Pfarre und fand die beiden großen Wachhunde vergiftet im Hofe liegen. In der Erwartung eines neuerlichen Überfalles weckte der Pfarrer einige Nachbarn und organisierte “einen Wachdienst, eine Vorsicht, die sich als nur zu vvohlbegründet erweisen sollte. Um halb 4 Uhr früh ver­buchten die Banditen einen neuerlichen Einbruch, wur­den aber nach einem kurzen Feuergefechte, wobei auf beiden Seiten Schüsse fielen, verjagt. Lynchjustiz in Amerika. Eine wahre Lynchepidemie ist in den Vereinigten Staaten ausgebroclhen, die in allen Kreisen der Bevölkerung starke Beunruhigung hervor­gerufen hat. Der ehemalige Präsident Hoover hat sich öffentlich gegen die Lynchjustiz gewandt. Das hindert jedoch nicht, daß seit 48 Stunden der Mob der Stadt Milledgeville das Gefängnis belagert, um einen zum Tode verurteilten Neger zu lynchen, der eine weiße Frau ge­tötet batte. Die Nationalgarde bewaoht seit zwei Tagen das Gefängnis, um den Neger vor der Lynchjustiz zu schützen. Beim Tanz. Sie plagte sich redlich mit dem walroß­­mäßigen Partner. Er schnaufte: „Was tanzen Sie denn am liebsten?“ Sie hauchte erschöpft: „Solo.“ Die Anzüge. A: „Wissen Sie, ich finde es immer sehr gut aussehend, wenn Herren mit schwarzem Haar dunkie, jene mit braunem Haar hellere Anzüge tragen.“' B: Zugegeben, aber was sollen dann Glatzköpfige an­ziehend“ Wetterbericht. Das Meteorologische Institut meldet um 12 Uhr mittags: Die N'iederschlagszone über dem Mittelländischen Meer, die besonders in den dalmatini­schen Küstengebieten sehr große Niederschläge verur­sacht hat, ist heute nacht in Ungarn eingedrungen und hat in großen Teilen Transdanubiens ergiebige Schnee­fälle hervorgerufen. Die Temperatur erhöhte sich gestern im allgemeinen auf 2 bis 4 Grad C; im Westen schwankte sie in der Nacht um —2 bis —4, im Osten um — 5 bis — 8 Grad. In Mátészalka betrug die Mindest­temperatur —10 Grad C. Die Schneedecke war heute früh in Magyaróvár 12, in Sopron 7, in Szombathely 6, auf dem Dobogókő 2, auf dem Gallyatetö 6, auf dem Kékestető 8 bis 10, in Bánkút 10 bis 15 Zentimeter stark. In Farkasgyepü im Bakonyer Wald lag auf 18 cm Alt­schnee 2—3 cm Neuschnee. Heutige Mittagstempera­­tur in Budapest -f- 1 Grad C. Barometerstand: 769 Milli­meter (mäßig sinkende Tendenz). — Prognose: Trüb, hauptsächlich in Transdanubien Schneefall und schneeiger Regen. Lebhafter Südostostwind. Keine wesentliche Tem­peraturveränderung. Bei Arterienverkalkung, Hämorrhoiden, Bruchleiden usw. erzielt man durch täglichen Gebrauch einer kleineren Menge von Saxlehners natürlichem Heilwasser „Hunyadi János“ einen leichten, normalen Stuhlgang, ohne schmerz­hafte oder schädliche Begleitumstände. Gut bekömmlich, mild abführend, blutreinigend und gesundheitsfördernd auf den gesamten Organismus I Bei Unwohlsein ist das natürliche „Franz-Josef“-Bitter­wasser ein angenehm wirkendes Hausmittel, die Beschwerden erheblich zu verringern, zumal oft schon kleine Mengen sicher nützen. Sport Fußball. Jiuuny Hogan, der das österreichische Nationalleam während dessen Aufenthalts in England betreut, äußerte sich nach dem Glasgower Spiel, daß Österreich den kon­struktiveren Fußball gespielt habe. Schottland sei knapp der Niederlage entgangen. Verblüfft hätten die Wiener durch ihren weit überlegenen Spielgeist. Hugo Meisl sagt: Wir müssen lernen, schneller zu spielen und scharfes Zu­spiel zu forcieren, dann sind wir nicht zu schlagen. Kommunal - Angelegenheiten Der Namenstag des Vizebürgermeisters Liber. Anläß­lich seines Namenstages gingen dem Vizetoürgermeister Liber im Laufe des gestrigen Tages von allen Seiten zahl­reiche Glückwünsche zu. Außer dem Bürgermeister Dr. Sipöcz und dem Oberbürgermeister Dr. Huszár brachten dem populären, in weitesten Kreisen hochgeschätzten Vizebürgermeister die Oberbeamten der Hauptstadt ihre Gratulationen dar. In den ersten Vormittagsstunden er­schienen in seinem in reichem Blumenschmuck prangen­den Amtslokal mehrere Abordnungen; die Abordnung des Nationalverbandes dgr hauptstädtischen Angestellten, deren Präsident Vizebürgermeister Liber ist, führte Be­­zirksvosteher Dr. Spannberger, der ihm die Glückwünsche der Beamten verdolmetschte und ihn ihrer Liebe und An­hänglichkeit versicherte. Die Hauptstadt für die Stadtbevölkeruug. Wie ge­meldet, hat die Generalversammlung beschlossen, die Re­gierung zu ersuchen, daß sie der mit öffentlichen Lasten überbürdeten Stadtbevölkerung dieselben Steuerbegünsti­gungen wie den Landwirten gewähre. Dem Vernehmen nach wird schon im Laufe der nächsten Woche in dieser Angelegenheit eine Repräsentation an die Regierung ge­richtet werden. __________ Lokalnachrichien Propst Dr. Takács t* Heute vormittags 10 Uhr ist der Leichnam des am Mittwoch in Budapest verstorbenen Propstes des Prämonstrateijserordens Dr. Melchior Takács in der Universitälskirche eingesegnet worden. Die Trauer­zeremonie vollzog der Esztergomer Auxiliarbischof Dr. Breyer unter der Assistenz von Mitgliedern des Prämon­stratenserordens. Nach der Zeremonie wurde der Sarg mit den irdischen Resten des Verblichenen nach Gödöllő ge­bracht. wo morgen vormittag die Beisetzung erfolgen wird. Die Studentenunruhen. An den Fakultäten der Budapester Universität ist heute vormittag nichts von Bedeutung vorgefallen. Die Tore blieben geschlossen und nur jene Hörer wurden eingelassen, die bei den Rigoro­sen und Kolloquien zu tun hatten. Einige Unruhe herrschte an der Technischen Hochschule, wo das Ge­rücht verbreitet war, daß der Hörer Domonkos, der am Montag von einem Polizisten einen Hieb mit einem Gummiknüppel erhielt, im Spital gestorben sei. Mehrere Hörer wandten sich um Aufklärung an die Polizei, wo ihnen bedeutet wurde, sie mögen ihren Kommilitonen im Spital besuchen. Eine Abordnung der Techniker begab sich hierauf ins Spital, wo sie Domonkos in ziemlich auf­geräumter Stimmung eine Zigarette rauchend vorfänden. Er machte ihnen sogar die Mitteilung, daß seine Entlas­sung aus dem Spital schon morgen erfolgen werde. Die­ser Besuch beruhigte die erhitzten Gemüter und die Vor­lesungen nahmen nun ihren ungestörten Fortgang. Vitriolattentat. Als der Photograph Desider Rozgonyi gestern albend mit seiner zehnjährigen Tochter Lucy vor dem Haustor seiner Wohnung, IX., Üllői-ut 1, erschien, sprang plötzlich die 23jährige (Magd Marie Plesö auf ihn zu und schüttete ihm aus einer Flasche Salzsäure ins Ge­sicht. Rozgonyi erlitt schwere Brandwunden, aber auch seine Tochter wurde durch einige Tropfen der ätzenden Flüssigkeit im Gesicht verletzt. Rozgonyi wurde von den Freiwilligen Rettern in das Rochusspital gebracht. Die Plesó wurde zur Polizei gebracht, wo sie angab, daß sie bei Rozgonyi als Stubenmädchen bedienstet war, aber am 15. v. M. plötzlich entlassen wurde. Da sie seither keinen Posten finden konnte und Rozgonyi für den Urheber der Kündigung halte, wollte sie an ihm Rache nehmen. Die Polizei hat/ gegen die Plesó das Strafverfahren eingeleitet. Brand, In der Glaswarenniederlage des Julius Weisz, V.. Vadász-ucca 29, ist heute früh ein Brand ausgebrochen, der ven der Feuerwehr erst nach zweistündiger harter Arbeit unterdrückt werden konnte. Da dies seil kurzer Zeit der zweite Brand in diesem Magazin ist, forscht die Polizei, ob nicht etwa Brandlegung vorliegt. Lebensmüde. Im Kispester Wäldchen hat sich heute der 21jährige Tischlergehilfe Johann Balogh durch einen Revolverschuß entleibt. Motiv der Tat: unglückliche Liebe. Syndikat der Polizeiberichterstatter. In ihrer jüngst slattgehabten Sitzung dieser Vereinigung wurden für 1934 zu Syndici gewählt: Josef Páll (Esti Kurír), Eugen Komlós (Az Est) und Leo Vécsey (Magyarság). Der neue General­sekretär ist Paul Király. Freitag, Í. Dezember 193$ Vorträge. In der nädagogischen und heilpädagogi­schen Pjüfungs- und Erziehungsstelle (VIII., Esterházy­­ucca 20), Samstag, 2. d., abends 6 Uhr: Prof. Heinrich'. Szeles: '„Eie Beziehungen des Kindes zum Lehrer“;' abends 7 Uhr Direktor Dionys Kanizsai: „Die Rolle der Jugendiaufklärung“. — Samstag, 2. d., abends 6 Uhr, wird Ministerialrat Ing. R. Kaan, Elektrifizierungsdirektor der Österreichischen Bundesbahnen, im Festsaale des Unga­rischen Ingenieur- und Architektenvereins (UV., Reál­­tanoda-ucca 13) im Rahmen einer gemeinschaftlichen Abteilungssitzung einen deutschen Vortrag' über das Elektrifizierungsproblem der österreichischen Bundes­bahnen unter dem Titel „Rückblick und Ausblick“ halten. Gottesdienst. Sonntag, 3. Dezember, findet in der Kirche der deutschen ev.-ref. Filialgemeinde (V., Hold-ucca 20) um 10 Uhr deutscher Gottesdienst mit anschließender Feier des Heiligen Abendmahls statt. Mittwoch um halb 6 Uhr Bibel­stunde im Gemeindesaale. Theater, Kunst und Literatur Orientalische Gewebe. Im Ehrenihof des Kunstgewerbemuseums eine genuß­reiche Ausstellung: orientalische Gewebe aus uralten Zei­len und von gestern. An den Wänden erlesene Stücke aus den Sammlungen der Baronin Josef Hatvany und der Frau Dr. Albert Hirsch. Auch das Natiionalmuseum hat manches beigesteuert, unter anderem byzantinische Ge­webe. Trotz der modernen Gegnerschaft gegen das Orna­ment, gegen den sogenannten „dekorativen Unfug“ haben diese Stücke gewonnenes Spiel. Sie sind Dokumente des Schön heiitsgefülhls, das alle Zeiten und alle Zonen be­herrscht. Die Menschen lernten das Schmücken und Poanpmachen von der Natur. Sie ist der Meister des Or­naments, der Dekoration. Die Menschen lauschten ihr die Elemente alb, trieben dann Mutwillen mit ihnen, oder sti­lisierten sie zu Zaer und Schmuck. Und verschönten so das praktische Leben. Wände und Gewänder, Decken und Hüllen, Trachten und Ornate bereicherten sie mit Fax­ten- und Licht- und Formeneffekten. Die Dekoration­­freudigkeit veredelte die Primitivität zu Feinheit und drängte zum Suchen immer neuer Schönheiten. Mensch­liche Bilder und übermenschliche Phantasie, Spieltrieb und Andacht wirkten mit an der Entwicklung des Stil­­empfindens. Diese Schaustellung bunter Gewebe darf als Illustra­tion dieser Entwicklung gewertet werden. Wie sich tän­delndes Spiel mit Formen und Rhythmenfreudigkeit an­der Schmückung von Stoffen und Geweben ergötzt. Wie Formen wandern, wie volkstümliche Art in rechte Kunsí: übergeht, wie ein Vertrautsein mit der Materie Formen schafft, ist an diesen Geweben und in ihren Musterungen zu sehen. * ( Links vom Eingang sieht man antike ägyptische Ge­webe aus dem 4. und 5. Jahrhundert, dann folgen ara­bische und koptische Wirkereien. Prachtstücke ans der. Sammlung der Frau Albert Hirsch. Nicht bloß mit Eifer, sondern auch mit Verständnis gesammelt. In einer Vitrine Gewebe aus Byzanz golddurchflochten, dann persiseh­­sassanidische Webereien und Wirkereien. Blühend die Ornamentik in den persischen, gelbgetönten Geweben ans der Sammlung der Baronin Josef Hatvany. Neben feinen, mit phantastischen Mustern durchwirkten, weichen Kaschmirgeweben indische Stoffe und türkische Webe­­arbeiten. In den wundervollen Samtbrokaten aus SkutarS, mit ihrem aufgeschnittenen Flor ein Zusammenwirken ver­schiedener morgenländischer Einflüsse. Daneben Orna­mente in prächtiger Aufnäharbeit, Stickereien aus kräf­tigen Plattstichen. Geometrische Arabesken von künstleri­scher Naturfeindsohaft ersonnen, f. In den nächsten Glasschränken chinesische und japa­nische Seidenkünste. Seidenbrokate und Gobelinwirkereien, Allerschönste Gewebe, die aus ältesten Zeiten ins 19. Jahr­hundert hinüberleiten, üppige Webebilder und feine Nadel­­künste. Drachenköpfige Vögel, naturalistisch dargestellte Tiere und traditionelle Stilformen. Der Vogel Po und Raben oder ähnliche Vögel im Flug. Bunte und zweifar­bige Batiken aus Java. Ein japanischer Paravent pomp­haft, prunkvol verziert und Tuniken, Kimonos, sonstige Prunkkleidungen bunt, blumig gemustert in den Motiven von West und Ost, mehr noch von Nord beeinflußt. Eine Ausstellung, die eine währe Augenweide ist. ___________ g—ß-Ist Bernard Shaw Nationalsozialist? Das neueste iStück Bernard Shaws „On the Rockts“, das, wie wir be­lichteten, in London seine Uraufführung erlebte, findet in literarischen und politischen Kreisen die lebhaftesten Kommentare. Vielfach wird erklärt, daß dieses Stück ein Bekenntnis zum Nationalsozialismus sei. Man stützt sich hiebei hauptsächlich auf eine Reihe von Aussprü­chen, die in dem Stück Vorkommen, insbesondere auf den mit Bezug auf Guy Fawkes, der im 17. Jahrhundert hjngericihfet wurde, weil er das englische Parlament in die Luft sprengen wollte: „Der einzige Mann, der wirk­lich etwas vom Parlamentarismus verstanden hat, war Guy Fawkes — man wird ihm in Westminster sicher noch ein Denkmal setzen.“ Die Wiener Allgemeine Zei­tung hat sich nun in diesem Zusammenhang an einen der intimsten Freunde des englischen Schriftstellers, an den deutschen Übersetzer Bernard Shaws, Siegfried Trebitsch, gewandt, der u. a. folgendes erklärte: „An das Stück knüpfen sich dieselben Mißverständnisse, wie seinerzeit an den „Kaiser von Amerika“. Shaw hat immer schon gepredigt, daß ihm jedes Regierungssystem recht ist, wenn es von einem genialen Menschen getragen wird. Man kann Shaws politisches Bekenntnis einfach for­mulieren: es ist der Glaube an das Genie. Kurz: Ein genialer Bolschewik ist ihm lieber, als ein unfähiger, König, ein genialer König lieber als ein unfähiger Demo­krat, ein genialer Demokrat lieber als ein unfähiger Faszist, und ein genialer Faszist lieber als... nun kann die Reihe wieder von vorn beginnen. Aus seinem neuen Stück geht aber nirgend hervor, daß Bernard Shaw Hit­ler für ein Genie hält. Einem Bernard Shaw, zu dessen intimsten Freunden Juden gehören und der sich wieder­holt über die Judenverfolgungen in Deutschland lustig.;

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