Pester Lloyd - esti kiadás, 1934. július (81. évfolyam, 147-172. szám)

1934-07-02 / 147. szám

Montag, 2. Juli 1934 r • 3* PESTER LLOYD rer und seine Bewegung erhebt, der darf davon überzeugt sein, daß er ein leichtfertiges Spiel mit seinem. Kopf treibt. Dr. Göbbels schilderte weiter den Erlaß des neuen Stabschefs Lutze. Jetzt werde reiner Tisch gemacht, die Eiterbeule aufgestochen. Aus Tausenden und aber Tausenden von Glückwünschen und Treuekundigeibungen habe der Führer ersehen, daß er wieder einmal dem Henzen des Volkes entsprechend gehandelt habe. Wir wünschen die Mitarbeit des ganzen Volkes — fuhr Dr. Göbbels fort — von Arm und Reich, von Hoch und Niedrig. Wer aber den Führer und die Nation in der Arbeit für das Volk zu stören versucht, wird zu Boden geschlagen. Die Verschwörer 'hausierten in ihren Kon­­ventilkeln mit der Losung, es müsse eine zweite Revolu­tion gemacht werden. Nun, diese zweite Revolution ist gekommen, aber anders als sie es sich gedacht hatten. Sie 'hatten schon die uns feindlich gesinnte lAuslandpresse zu Hilfe gerufen und faselten von einer Krise des Systems. Man möge nun wissen, wo die Stärke und die Autorität in Deutschland zu suchen ist. Niemals sei eine Regierung so fest gestanden, und niemals sei sie von einem Manne von so großem persönlichen Mut geleitet worden wie diese. Nach einem Dank an die S. A. und die S.'S. schloß Dr. Göbbels mit den Worten: Dem ganzen Volke und der ganzen Weit sei hiemit gesagt, in ganz Deutschland Herrscht Ruhe und Ordnung. Die öffentliche Sicherheit ist wiederhergestellt. Niemals war der Führer so Herr der Situation wie in dieser Stunde. Spekulationen auf die inneren Auseinandersetzungen in Deutschland sind fehl am Orte.: Die Nation gebt' wieder ah ihre Arbeit. Der Führer 'hat gehandelt. Die Früchte seines Handelns werden dem ganzen Volk zugute kommen. Er und seine Getreuen versprechen dem Volke, daß sie sich nicht schonen wollen und zu arbeiten und zu kämpfen ent­schlossen sind für Deutschlands Leben und Gröf Der Eindruck im Auslande DollfuB über die Ereignisse in Deutschland. Wien, 2. Juli. (Inf.) Als In Österreich die ersten Nachrichten von den blutigen Ereignissen in Deutschland ein­trafen, weilte Bundeskanzler Dr. Dollfuß in Inns­bruck, wo im Rahmen eines Festkommerses ihm Mütze und Band der Studentenverbindung Austria überreicht wurden. In seiner Dankrede kam Dr. Dollfuß auf die deutschen Ereignisse zu sprechen. Er erklärte, die bedauerlichen Erscheinungen, die in Deutschland zutage getreten seien, kämen eigent­lich nicht überraschend. Mit Drill und mechanischen Organisationen, mit mystisch anmutenden Pro­grammen und der verschwommenen Verkündigung irgendeines nebulösen Werdens könne das deutsche Volk nicht den Weg in eine feste, gesicherte Zukunft finden. Nach einer Bauernwallfahrt bei Waidhofen an der. Ybbs sprach am Sonntag Bundeskanzler Doll­faß in einer Festversammlung und kam dabei auch auf die gestrigen Ereignisse in Deutschland zurück. Was man jetzt vom Dritten Reich höre — so sagte der Kanzler u. a. — klingt sicherlich nicht er­freulich, aber wundern könne es einen nicht, ange­sichts der Methoden, mit denen diese Partei vorgehe. Geht nun endlich auch draußen ein Licht auf, daß man mit Gewaltmethoden ein Volk nicht glücklich machen kann? Geht nicht ein Licht auf, daß wenn man den \Weg christlichen Denkens, den .Weg der Gerechtigkeit verläßt, man auf einen Irrweg kommt, von dem aus es keinen Rückweg gibt? Der National­sozialismus hat in seiner Einstellung zur Kirche und zum Glauben, nicht nur zum Katholizismus, sondern auch zum evangelischen Glauben im wesentlichen keine bessere Einstellung gefunden, als der Marxis­mus. Da wundert man sich, warum die Menschen den Halt verlieren? Da wundert man sich, wenn sich solche Dinge ereignen und diejenigen, die gemein­sam für eine Sache kämpfen, sich nun zu zer­fleischen beginnen. Ich sage dies deshalb, weil wir sehen sollen, daß der Weg nach aufwärts nur gefun­den werden könne, wenn wir unser bodenständiges Deutschtum in unlösbare Verknüpfung und Verbun­denheit mit der Religion und dem Glauben bringen. In Amstetten sprach Dr. Dollfuß gestern schließ­lich vor den Teilnehmern an einer vaterländischen Kundgebung. Er erklärte, getarnte Nazivereine wür­den nicht mehr geduldet. Für die nächste Zeit seien schwerwiegende Entscheidungen gegen die Schul­digen an den Naziumtrieben zu erwarten. Die Rückwirkungen auf Österreich. Wien, 2. Juli. (Bud. Korr.) In maßgebenden Wiener politischen Kreisen ist man sich über die zu gewärtigenden Rück­wirkungen der Ereignisse in Deutschland aus dem Grunde noch nicht vollständig klar, weil gegenwärtig in Berlin noch zwei Richtungen gleichzeitig um die Macht ringen, nämlich auf der einen Seite hat man den Eindruck, daß Hitler mit Papén gemeinsam die neue Regierung bilden will, während auf der anderen Seite Goring die Abwesen­heit Hitlers in Berlin benützt hat, um gegen Papén und den Herrenklub einen scharfen Vorstoß zu machen. Je nachdem, ob Hitler oder Göring in dieser Richtung sich durchsetzen, werden sich die Rückwirkungen auf Öster­reich entsprechend auswirken. Man weiß, daß Papén ein Freund Österreichs ist und mit der bisherigen Politik des Kampfes gegen Österreich nicht einverstanden war. iWenn also Hitler seine Absicht durchsetzt und eine Schwenkung nach rechts mit Papén gemeinsam vornimmt, so dürfte für Österreich eine wesentliche Entspannung zu gewärtigen sein. Auf jeden Fall ist eine Erleichterung dadurch anzu­nehmen, daß das österreichische Lager in Lechfeld auf­gelöst wird. Zum überwiegenden Teil waren die öster­reichischen Legionäre in Lechfeld SA-Männer der Gruppe Rohm, die nunmehr führerlos dastehen und zum Teil­­reuig nach Österreich zurückzukehren suchen. Im Zusam­menhang damit wird auf jeden Fall eine Schwächung der nationalsozialistischen Propaganda in den westlichen Bundesländern zu gewärtigen sein. Uber tiefere politische Rückwirkungen wird man sich erst dann ein Bild machen können, wenn die Entscheidung in Berlin selbst zwischen Göring und Papén gefallen ist. Wien, 2. Juli. (Privat.) Die Vorgänge in Deutschland werden von den hiesigen nationalsozialistischen Kreisen von dem Ge­sichtspunkt beurteilt, inwieweit sic eine Entspannung für Österreich bringen könnten. Man führt den Schritt Hitlers auf die Einwirkung Mussolinis bei der Unterredung in Stra zurück. Hitlers Schlag habe sich vor allem gegen jene Elemente in der nationalsozialistischen Partei gerichtet, die bei der Absicht, die Bewegung nach links zu reißen, sie für ihre Zwecke benützen wollten. In bezug auf die Rückwirkung auf Österreich gibt man in den genannten Kreisen der Meinung Ausdruck, daß sie günstig sein müsse. . ■ . ■ ,v . ■; äJBSe Französische Kommentare. Paris, 1. Juli. 1 Die gestrigen Spätabendblätter wurden den Zeitungs­verkäufern buchstäblich aus den Händen gerissen. Auf der Straße und in den Kaffeehäusern wurden die Ereig­nisse eifrig diskutiert. Vor den &eitungsgebäuden stauten sich beträchtliche Menschenmengen, die auf Nachrichten aus Deutschland warteten. In dén gestrigen Naohmiltags­­stunden als nur unvollkommene Berichte hier Vorlagen, trafen, die französischen Militärbehörden einer Meldung der Chicago Tribune zufolge Vorsichtsmaßnahmen, indem sie den Grenzschutz gegen Deutschland verstärken ließen. Diese Maßnahme wurde hier damit begründet, daß wäh­rend einer gewissen Zeit am Samsiag nachmittag recht verworrene Nachrichten umliefen und außerdem die Telephonverbindungen mit Berlin unterbrochen waren. Auch trafen hier Nachrichten ein, daß die deutsche Grenze geschlossen wurde, um die Flucht von Mitschuldigen zu verhindern. In den Wandelgängen der Kammer waren die Ereignisse in Deutschland der ausschließliche Gesprächs­stoff, so daß darüber in starkem Maße sogar die Debatte im Plenum vernachlässigt wurde. Allgemein herrscht hier der Eindruck, daß Hitler, vollkommen Herr der Lage ist. Diese Feststellung wird durch die großen Überschriften der heutigen Morgenblätter bestätigt, die den Vorgängen in Deutschland ganze Seiten widmen. Petit Párisién z. Bi schreibt in großer Überschrift: ,,Hitler unterdrückt lrtit unerbittlicher Strenge die Revolte­­gelüste von SA-Sektionen.“ Pétit Journal meint; Hiller hat mit rauher Hand ein Komplott der SÁ vereitelt. v*,. . . Pcrtinax glaubt im Echo de Paris aus den gestrigen Vorgängen die Feststellung ziehen zu können, daß die Be­siegten des letzten Jahres, nämlich die Konservativen, ihre Revanche genommen hätten. Es sei allerdings un­möglich, heute bereits klar zu sehen, wie weit die Kräfte zwischen Hitler, der Reichswehr und den Konservativen sich gegenwärtig verteilen. Immerhin sei die national­sozialistische Leitung mit Hitler, Göring und Göbbels noch vollständig. Damit werde der Wille bekundet, die Ziele der nationalsozialistischen Revolution hochzubalten, kei­neswegs vor den Konservativen zu kapitulieren und die Ziele über Bord zu werfen. Wahrscheinlich aber werde die SA nicht mehr wie bisher die Seele und der Nerv des Regimes sein, und die Führer der Reichswehr, die Junker und die Großindustriellen werden im Staat ihren alten Platz wieder einnehmen. Le Journal mißt dem Gesundheitszustand Hinden­­burgs besondere Bedeutung in den gestrigen Vorgängen bei. Dieser Zustand scheine viel dazu beigetragen zu ha­ben, daß die Ereignisse sich überstürzten. Die Männer, die die Verantwortung für die Ordnung in Deutschland hätten, hätten die Notwendigkeit erkannt, 'die Lage fest in der Hand zu behalten im Hinblick auf die Möglichkeit einer baldigen Nachfolge in der Reichspräsidentschaft. Excelsior gibt der Ansicht Ausdruck, daß man auf eine Schwächung Deutschlands durch die innerpolitischen Streitigkeiten nicht rechnen könne. Ebenso ‘wenig wie die Sozialisten sich der nationalsozialistischen Front ent­gegenstellen konnten, könne der extremste Teil des Natio­nalsozialismus sich gegen den wiedererwachten altpreußi­schen Militärgeist halten. Die Bedeutung der gestrigen Palastrevolution sei, daß die lebendigen Kräfte eines wieder bewaffneten Deutschland sich um die national­sozialistische Mystik scharen. Paris Midi schreibt, den Tag kennzeichne, obwohl Hitler gesiegt habe, doch vor allem ein Sieg, der Reichs­wehr* denn nur die ausgezeichnete Organisation des Heeres halbe Hitler die Stoßkraft verliehen, mit denen er gegen die extremen Elemente vorging. Hitler werde von nun an eher die nationale Richtung als die soziale ver­folgen. Englische Pressestimmen. London, 2. Juli. (Inf.) Die Ereignisse in Deutschland haben in England tiefen Eindruck gemacht. Die Morgenblätter veröffent­lichen ganze Seiten mit Meldungen aus Deutschland, in denen jede Phase der Säuberungsaktion eingehend ge­schildert wird. In diesen Berichten der Berliner Korre­spondenten mit ihrer plastischen Darstellung der drama­tischen Ereignisse wird fast durchweg der Auffassung Aus­druck gegeben, daß der schrhelle Zugriff Hitlers Deutsch­land vor einer Katastrophe bewahrt habe. „Ohne Hitlers Energie wäre Deutschland wahrscheinlich in das Chaos des Bürgerkrieges gestürzt worden,“ schreibt der Berliner Korrespondent des Daily Expreß und fügt hinzu, das Scheitern des Komplotts und seine energische Unter­drückung habe ganz Deutschland aufatmen lassen. Diese Auflassung kehrt wieder in den Berichten der Berliner Korrespondenten der 7'imes, des Daily Telegraph und der Daily Mail. Im Leitartikel der Times heißt es, Hitler sei bestrebt, das Revolutionsfieber zu dämpfen. Nach Daily Mail hat sich Hitler als ein Mann der Taten erwiesen; News Chronicle meint,, die Ereignisse hätten den guten Ruf Deutschlands schwer getroffen. Daily Herald be­hauptet, der Nationalsozialismus habe begonnen, sich selbst zu vernichten. Nicht einmal Hitlers Leben sei sicher. Das Urteil in Italien. Mailand, 2. Juli. (DN'B.) Der Berichterstatter des Popolo d’ltalia schreibt: Las nationalsozialistische Regime hat einen Auf* stand im Keim erstickt, der leicht in Revolution ausarten und unberechenbare Folgen hätte haben können. In Deutschland herrsche vollständige Ruhe und auch Berlin zeige nicht die geringste Beunruhigung. Corriera della Sera hebt hervor, daß die Regierung Hitler die Lage beherrsche. Hitler, der zu den Unter­führern immer wohlwollend und tolerant gewesen sei. habe im Falle Rohm eine sehr große Enttäuschung erlebt, Die katholische Zeitung Italia betont, daß die Regier rung Herrin der Lage sei. Der Berliner Korrespondent der Staatpa schreibt, die NSDAP habe zweifellos in letzter Zeit eine Krise durch­gemacht. Von dem jetzt niedergedrückten Aufstands­­versuoh bleibe die Treue der großen Méhrheit unberührt. Der Berliner Gewährsmann des Blattes erwähnt auch die Vollkommene Ruhe im Lande und betont, daß die Macht fest in den Händen der Regierung sei. Mailand, 2. Juli. (Inf.) Die italienische Presse enthält sich noch jeder Stellungnahme zu den Vorgängen in Deutschland und hebt nur in den Überschriften die rücksichtslose Unter­drückung der Verschwörung durch Hitler und Göring hervor. Der Berliner Korrespondent des Corriere della Sera stellt die Frage, ob mit der im amtlichen Bericht er­wähnten fremden Macht Sowjetrußland gemeint sei? In diesem Zusammenhang wird auch die frühere rußland­freundliche Haltung des Generals Schleicher und die vor etwa zwei Wochen erfolgte plötzliche Abberufung des sowjetrussischen Militärattaches in Berlin erwähnt. Tschechische Meinungen. Prag, 2. Juli. (Bud. Korr.) Das tschechisch-sozialistischnationale, dem Außenminister Benes nahestehende Ceské Slovo, er­klärt, Hitler habe durch seine Entscheidung zwei Fließen mit einem Schlag erledigt. Er hat den gefährlichen revo­lutionären linken Flügel niedergeschlagen, dessen Sieg die deutsche Wirtschaft schwer gefährdet hätte, und erleich­terte die außenpolitische Lage des Reiches. Die ebenfalls sozialistischnationalen Lidové Moving sagen, der Angriff war auch in diesem Falle die beste Ab­wehr. Die Nachrichten aus Deutschland haben Hoffnungen in den Reihen der Emigranten erweckt, aber auch eine gewisse Linderung der internationalen Spannung gebrächt) Die deutsche Aufrüstung gab das Losungswort zur Bil­dung neuer Staatengruppen und zwäng die Staaten zur Vollendung ihrer Rüstungen. Deutschland) das der SA be­raubt und deren Führer in solcher Weise erledigt seien, in dessen einziger zugelassenen politischen Partei sich solche Klüfte zeigen, kann nicht an einen Krieg denken. Die Nationaldemokratischen (Kramár-Partei) Närodni Listy schreiben, wenn Hitler den Radikalismus nicht ge­säubert' hätte, so wäre Deutschland in neue schwere Ver­wicklungen gestürzt worden. Es ist begreiflich, daß Hitler die Revolution unbarmherzig unterdrückte. Der oppositionelle Nedelni List des Abgeordneten Stribrny stellt einfach fest, daß Hitlers Position stärker ist als je zuvor. Das Echo in der Schweiz. Basel, 1. Juli (Inf.) Die Nachrichten über die Vorgänge in Deutsch­land wurden von den meisten Blättern durch Extra­ausgaben bekanntgegöben. In den ersten Kommentaren kommt zum Ausdruck, daß sich die Tragweite der Um­wälzung noch nicht absehen lasse, und daß für eine poli­tische Wertung der Vorfälle der Zeitpunkt noch nicht ge­kommen sei. Die Basler Nachrichten schreiben: Die Hauptsache liegt offen zutage, Unter Aufrechterhaltung der AutoriF Gegen Agioteure ist der beste Schutz wenn gm Sie Billets für Bk 1 ,B S€ BK 11 ^ M die nächtswö- wm‘ w 81 80 ® m m chigen Vor- | ff £A Stellungen des ||9|LLHbH im Voraus besorgen. Kartenverkauf: An der Kasse des Lastspiel­theaters 9-11 Uhr vormittags n.*««««***« und 8-6 Uhr nachmittags. DonneiPSlag und Telefon: 153-44. An der Sonntag ““»»Tab10! SS Nachmittags­­iÄSK SIB».» Vorstellungen und 110-21. In den Karten- Beginn halb 4 Uhr. bureaus in der Stadt. Ermässigte Platzpreise.

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