Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1934. szeptember (81. évfolyam, 197-221. szám)

1934-09-01 / 197. szám

Samstag, 1. September 1934 Her Bildung regierungsfähiger Mehrheiten.und zu'einem stabilen Regime, .schließlich und. in . logischer Folge, zur (Entstehung der Diktaturen geführt, haben. Es wird festge- Stellt, daß die beste Regierungsfarm noch immer die Selbstverwaltung ist und daß das Führerprinzip die schwere Gefahr von Revolten und Revolutionen im Ge­folge hat. Die ungarische Seele ist überdies an Freiheit gewöhnt und würde sich gegen eine als Sklaverei empfun­dene autoritäre Herrschaft auf lehnen. Um die Möglich­keit der Entstehung eines solchen autoritären Regimes zu verhindern, müsse demnach mit Hilfe der Wahlrechts­reform dafür gesorgt werden, daß die Nation zwecks Sicherung des ungestörten verfassungsmäßigen Lebens stets über eine regierungsfähige Mehrheit verfüge. Die brutale Geltendmachung einseitiger Klasseninteressen und das Vordringen viizinaler Interessen können pur durch ein ehrliches Wahlverfahren und die Abschaffung des end­gültig kompromittierten Empfehlungssystems abgewehrt werden. „Ich schlage demnach vor, daß zu der Beteiligung an den allgemeinen Wahlen I. alle Landesparteien zugelassen werden, wenn sie a) vor den Wahlen bereits durch zehn Abgeordnete im Abgeordnetenhause vertreten waren oder b) nach der Ausschreibungen der allgemeinen Wahlen in wenigstens zehn Munizipalbezirken und auf Grund vorausgeschickter Empfehlungen gültige Listen aufzustellen in der Lage sind. Gültig ist die Liste, wenn sie im betreffenden Muni­­zipalbezirk von wenigstens ÍOOO und höchstens 2000 Wäh­lern schriftlich empfohlen wird. II. Mandate können bloß die Landesparteien erhalten, die a) wenigstens fünf Mandate im Lande erwarben, b) in den einzelnen Munizipalbezirken können nur jene Par­teien Mandate erhalten, auf deren Liste wenigstens soviel Stimmen fielen, als für ein volles Mandat vorgeschrieben sind. Die Bruchstimmen, die für ein volles Mandat nicht ausreichen, werden in jedem einzelnen Munizipalbezirk den Stimmen jener Partei zugezählt, die in dem betref­fenden Bezirke die meisten Stimmen erhalten 'hat. Was die Koppelung der Listen der einzelnen Landes­parteien anbelangt, so soll dies vor den Wahlen zuge­lassen werden, um die etwaigen Bruchstimmen der Zwerg­parteien für die verkoppelten Listen zu sichern, nach den Wahlen aber und mit Ausdehnung auf das ganze Landes­gebiet, um die Entstehung einer Mehrheit zu garantieren, die mehr als die Hälfte aller Mandate umfaßt. Die Partei, die allein oder durch Listenkoppelung, oder auch jene Parteien, die ihre Listen verkoppelt haben, erhalten ein Prämium von 24 Mandaten, wenn sie die absolute Mehr­heit der Mandate erreichten, und die Bestimmung dieser 24 Abgeordneten bildet das Recht der Partei oder der Par­teien, die die Mehrheit gewonnen haben.“ Auf diese Weise wünscht die Denkschrift die Bildung einer arbeitsfähigen parlamentarischen Majorität oder Koalition zu fördern. Sonstige Korrektive. Der WahIrechtsvorschfag hebt hervor, daß das offene Wahlrecht die Massen der Uindldcnen Wähler korrumpiert und die verheerende Wirtschaftskrise breite Schichten der (Bevölkerung in eine verzweifelte Lage, in Arbeitslosigkeit, getrieben habe. Aus diesem Grunde müsse in der gegebe­nen Notlage die gebotene Rücksicht auf erworbene Rechte fallen gelassen werden. Es wird vorgeschlagen, daß das aktive Wahlrecht sowohl bei den Landes- als auch bei den Munizipalwahlen an ein secksjähriges Domizil ge­bunden und aus der Liste der Wähler alle diejenigen ge­­,strjehen.werden, die in den den Wahlen vorangegangenen 12 Monaten eine öffentliche Unterstützung erhielten. „Die Besserung der Vehältnisse wird die automatische Zu­nahme der Zahl der Wähler nach sioh ziehen, während die angeregten Einschränkungen sich als eine automatische Bremse auswirken werden“. Kommentare der Partei zu ihrem Wahlrechtsvorschlag. Független Kisgazda knüpft an den Text des Wahlvor­schlages der Unabhängigen Kleinlandwirtepartei einige Kommentare, aus denen die folgenden Bemerkungen her­vorgehoben zu werden verdienen: Selbst das Friedrichsche geheime Wahlrecht, auf Grund dessen die erste National­versammlung in Ungarn gewählt worden ist, schließt von der Ausübung des aktiven Wahlrechts diejenigen aus, die eine öffentliche Unterstützung beziehen. Die Unabhängige Klekilandwirlepartei verlangt nicht mehr und nicht weni­ger, als was schon in der Friedrichschen Wahlrechtsver­ordnung enthalten war. Die angeregte Beschränkung be­ziehe sich weder auf die Notstandsarbeiter, die für die be­zogene Unterstützung tatsächliche Arbeit als Entgelt lei­sten, noch auf diejenigen Landwirte, die Besitzer ge­schützter Güter sind, oder infolge der Dürre Saalhilfe er­hielten, noch schließlich auf die Landwirte oder Handwer­ker, die einer allgemeinen Unterstützung aus öffentlichem Interesse teilhaftig sind. Die Unabhängige Kleinlandwirte­partei erhebe keine Einwendung dagegen, daß die bezüg­lichen Stellen der Friedrichschen Wahlrechtsverordnung Wort für Wort in das neue (Wahlgesetz übernommen werden. Was die Zahl der Empfehlungen anbelangt, so wird in diesen Kommentaren darauf hingewiesen, daß nach dem Wahlrechtsgesetz der Vorkriegszeit der Kandidat die 'Empfehlungen von zehn Wählern aufzuweisen hatte. Diese Zahl wurde in der Friedrichschen Wahlverordnung auf 500, im heute geltenden Wahlgesetz aber auf zehn Pro­zent der Wähler erhöht. Die Zahl der Empfehlungen war nicht maximiert, und in der Folge hat sich die Praxis herausgebildet, die möglichst größte Zahl von Empfehlun­gen aufzuweisen, was dann zu beschämenden Schlichen und Mißbräuchen geführt hat. Die Partei wünscht die Zahl der Empfehlungen pro Munizipium auf das Dop­pelte der Friedrichschen Empfehlungszahl zu erhöhen und mit 2000 Empfehlungen zu maximieren, als beschei­denen Beweis des moralischen Ernstes jener Partei, die sich an den Wahlen zu beteiligen wünscht. Was die Be­schränkung anbelangt, daß nur jene Parteien sich an den Wahlén beteiligen können, die wenigstens in zehn Muni­zipalbezirken je 1000, also insgesamt 10.000 Empfehlun­gen aufzuweisen imstande sind, so sei eine Partei kaum als ernst anzusprechen, die nicht einmal 10.000 Anhänger im Lande besitzt. Zu dem Problem der Brüchstimmen wird bemerkt, daß diese Bruchstimmen im gegenwärtigen Wahlsystem einfach verlorengingen. In den allgemeinen Wahlen im Jahre 1931 erhielt die Unabhängige Kleinlandwirtepartei 280.000 Stimmen, aber bloß zehn Mandate. Wenn pro Bezirk 10.000 Wähler angenommen werden, so hätte die Partei 28 Mandate erhalten sollen. Sic verlor demnach 180.000 Stimmen, das heißt 18 Mandate. Künftighin würden sämtliche Bruchstimmen des Landes zu 24 Man­daten verdichtet werden, womit der bisherige ungerechte Zustand aufhört. . Polemik gegen die Angriffe. In verschiedenen Artikeln sucht Független Kisgazda mit jenen Angriffen abzurechnen, die in mehreren Orga­nen der Presse, besonders im Esti Kurir und Magyarság gegen die Partei unternommen worden sind. Das Blatt greift den Abgeordneten Rassay und die Herausgeber des Magyarság in heftiger Weise an und schlägt auch äußerst scharfe Töne gegen das Bankenkapital und die Kartelle an, wobei weitere polemische Auseinandersetzungen ange­kündigt werden. Die Beschlüsse der Partei. Die Partei hat, nachdem alle anwesenden Abge­ordneten das Wort ergriffen hatten, das Vorgehen ihres Führers und die vorgelesenen Vorschläge ein­stimmig gebilligt und sich mit dem Abgeordneten Dr. Eckhardt in allen Stücken solidarisch erklärt. Die Konferenz beschäftigte sich noch mit dem unred­lichen Vorgehen gewisser Parteiblätter und beschloß, deshalb bei dem Ministerpräsidenten Schritte zu un­ternehmen. Es wurde ferner beschlossen, gegen die Wahl im (löncer Wahlbezirk wegen der Fälschung und des Diebstahls der Empfehlungen die Strafanzeige zu er­statten. Mit den notwendigen Schritten wurde .Abge­ordneter Dr. Stefan Musa betraut. Schließlich wurde beschlössen, die Vorgänge in Debrecen zu untersuchen und festzustellen, Ob keine Verletzungen der Gesetze vorgefallen sind. Mil der Untersuchung des Materials wurde der Abgeordnete Ulain betraut Bei Magenbeschwerden, Sodbrennen, vermindertem Hun­gergefühl, Darmverstopfung, Druck gegen die Leber, Be­klemmungen bewirkt ein Glas natürliches „Franz-Josef“­­Bitterwasser prompte Belebung der darnicderliegenden Ver­dauung und Entgiftung des Darmkanals. Ärztliche Mitteilun­gen aus den Tropenländern rühmen das Franz-Josef-Wasser als ein wichtiges Hilfsmittel gegen Ruhr, sowie Magen­erkrankungen, die im Anschluß an Wechsetfieber .auftreten* claran, sie habe sein furchtbares Problem vielleicht gar nicht begriffen. Sie aber fuhr gelassen fort: „Hättest du Lust, übermorgen mit mir ins fTheater zu gehen?“ Verwundert horchte er auf. „Kämest du wirklich? Bisher mochtest du doch (von dergleichen nichts wissen?“ Sie sprach weiter: „Nach dem Theater könnten wir irgendwo zu Abend essen. Und dann ...“ „Und dann?“ fragte er, nach Luft schnappend, denn er fühlte sein Herz in" der Kehle. „Dann würde auch ich mir endlich dieses famose Bild ansehen, vielleicht kann ich dir irgend­welchen Rat geben. Übrigens bin ich ja noch nie in deinem Atelier gewesen. Es mag recht interessant sein.“ Ihre Stimme war schon sehr leise und klang zerquält. Auch schimmerten ihre Augen seltsam in Tränen. Es war das Schimmern der Opferbereit­schaft. Der Maler aber erblickte in ihren Augen nicht «die Opferbereitschaft, sondern die Liebe. Und ver­nahm nicht den gepeinigten Ton ihrer Stimme, son­dern bloß Worte. Und diese Worte waren voll wun­derbarer Verheißung. Schwindelig ließ er den Kopf auf ihren Schoß sinken und war nicht imstande, etwas zu sagen, — weder, wie glücklich, noch, wie dankerfüllt er sei. Sie streichelte den Kopf auf ihrem Schoß und weinte. Still und tonlos. Immer nur quellten ihr die Tränen aus den Äugen und liefen ihr über die Wan­gen. Er merkte es nicht. Als sie sich auf den Heimweg machten, waren ihre Augen noch ein wenig vom Weinen gerötet, aber in der Dunkelheit war auch das nicht zu mer­ken. Unterwegs sprachen sie kaum miteinander, und auch da nur über gleichgültige Dinge. Beim Ab­schied sagte er bloß: „übermorgen um sieben hole icü dich ab.“ Sie nickte. Mehr wagten weder er noch sie zu sagen. Er befürchtete, wenn er noch ein Wort spräche, würde er aus diesem himmlischen Traum erwachen. Sie fühlte: noch ein einziges Wort,^und sic fiele in Ohn­macht, Leise vor sich hinpfeifend, ging er heimwärts. Schon lange war er nicht so glücklich gewesen, viel­leicht noch nie. Aber noch war er gar nicht zu Hause angelangt, als dieser rosige Nebel sich zu zer­streuen begann. Es fiel dem Maler ein, daß er kein Geld habe. Rasch begann er eine Berechnung aufzusteilen: Zwei Theaterkarten, — mindestens acht Pengő. Abendessen mit einer Flasche Sekt, •— fünfzehn Pengő. Auto nach Hause, — fünf Pengő. Ein Paar schwarze Halbschuhc mußte er sich gleichfalls an­­schaffen, denn in gelben konnte er nicht gut ins Theater gehen, — niedrig gerechnet: zwanzig Pengő. Er kam zum Ergebnis, daß er zumindest fünf­zig Pengő brauche. Auf seiner Habenseite standen dagegen im Augenblick drei Pengő zwanzig Filler... Am nächsten Morgen suchte er einen nahen Verwandten in dessen Amt auf. „Lieber Onkel, ich brauche dringendst fünfzig Pengő.“ „Ich ebenfalls. Was gibt es sonst Neues?“ „Sonst nichts.“ „Ja, ist denn so ’was bei dir etwas Neues?“ witzelte der Oheim; der Maler aber hörte das gar nicht mehr. Grüßte und stürzte davon. Er hatte übrigens gewußt, die Sache würde sich hier nicht glatt machen lassen. Er suchte seinen besten Freund auf. Nie hatte er diesen um irgend etwi.s ersucht, nie etwas von ihm haben wollen. So nahm er als ziemlich sicher an, der Freund werde ihm die Bitte nicht abschlagen. Der Freund war nicht zu Hause. Er sei für ein paar Tage zu seinen Eltern aufs Land gereist, sagte man ihm. „Also weiter, vorwärts!“ sprach-er zu sich und ballte die Hand zur Faust. Er stieg zu einem Kollegen hinauf, mit dem er zusammen auf der Hochschule für Bildende Künste gewesen war. „Borge mir fünfzig 'Pengő, es geht um eine lebens­wichtige Sache.“ „Geht es dir denn noch so gut?“ fragte der Freund und Kollege ehrlich erstaunt. „Wie willst du das verstanden wissen?“ „Nun, nur so, daß du noch bei fünfzig Borg­­pengő hältst. Ich meinerseits zum Beispiel halte schon längst bei Drei-Pengö-Staatsaöleilien.“ Die Antwort war nicht mißzuverstehen. Dem Maler trat der Angstschweiß vor die Stirn. Daß er sich keine fünfzig Pengő würde verschaffen können, hätte er denn doch nicht gedacht. Den ganzen Nachmittag über rannte er in der Stadt umher. Am Abend sank er, angekleidet, zer­brochen ins Bett. Noch ging es ihm durch den Sinn, daß er immer in letzter Minute und immer wegen ! irgendeiner Lappalie knapp vor seinem Glück auf ein Hindernis stoßen müsse; dann übermannte ihn aber tödliche Müdigkeit, und bis zum Morgen öffnete er gar nicht die Augen. Er erwachte mit dem Gedanken an das Matura­bankett, bei dem der Ordinarius, ein lieber, grau­köpfiger alter Herr, erklärt hatte, wenn einer seiner Schüler je im Leben etwas brauchen sollte, könne und möge er sich nur getrost an ihn wenden. Der Maler bedachte, daß er also jetzt etwas brauche, — und eine halbe Stunde später stand er auch schon vor seinem alten Lehrer; „Erkennen Sie mich noch, Herr Professor?“ „Doch, gewiß. Nicht wahr, du bist der Beste in der B-KIasse gewesen?“ „Nicht eben ganz. Ich war der Schlechteste in der Ä-Klasse.“ Der alte Herr wurde ein bißchen verlegen, dann blitzte aber die Erinnerung in seinen Augen auf. „Du bist der, der so hübsch malte, gelt?“ „Ja, der.“ »Es freut mich, mein Junge, dich wiederzu­sehen. Was brauchst du, was tut dir not?“ „Fünfzig Pengő, lieber teurer Herr Professor, in einer Woche ist mein bestes Bild fertig, dann kann ich das Geld mit Dank zurückerstatten. Ich habe keinen Menschen mehr, den ich hierum an­­gehen könnte.“ „Gern, mein Junge, ich gebe dir das Geld gern.“ Und er kramte in der Tischlade, und schon reichte er die fünfzig Pengő dem Maler, den eine heiße Freudenwelle überflutete. Er hätte diesem teuern Menschen die Hand küssen mögen... Schwindelig gelangte er auf die Straße hinab. Endlich hatte er das Geld in der Tasche, — die Glückseligkeit, das Leben! Im herbstlichen Sonnenschein machte er sich . zu Fuß auf den Weg nach seiner Wohnung. Jetzt brauchte er sich nicht mehr zu sputen, in seiner I • w •au JUJ'KJ JL. .». . FRANCE xf5z PARIS, LONDON und BELGRAD, SOFIA, BUKAREST, ISTAÜBUL in einem Tag. Personen-, Luftfracht- und Luftpostbeförderung AIR FR AR CE, IV., Vörösmarty-tér 2. Telephon 82-7-16, 82-7-23. Vom Ta ge. Ministerrat. Heute vormittag fand unter dem Vorsitze des Innen­ministers Dr. Kercsztes-Fischer ein Ministerrat statt, in dem laufende Angelegenheiten erledigt wurden. Der Mini­sterrat begann um 9 Uhr früh und endete um 2 Uhr nach­mittags.

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