Pester Lloyd - esti kiadás, 1935. február (82. évfolyam, 27-49. szám)

1935-02-01 / 27. szám

PESTER LLOYD • 4 • Freitag, 1. Februar’ 1935 Mátészalka sogar auf — 7 Grad Celsius zurück. Die Windstärke hat wieder zugenommen. Heutige Mittags­temperatur in Budapest: 3 Grad Celsius Barom !ersi.:;i : 757 mm (kaum verändert). Prognose: Lebhafte West- Nordwestwinde, an vielen Orten Regen und Schneeregen, in den Berglagen Rauhreif und Verwehungen; allmäh­licher Temperaturanstiegr in den höheren Berglager noch kein Auftauen. Menschen mit unregelmäßiger Herztätigkeit können durch gewissenhaften Gebrauch des natürlichen „Franz- Josef“ Bitterwassers ausgiebigen Stuhlgang ohne Anstrengung erzielen. Sport. Athletik. Die Hauptstadt hat dem Kispesti Ac zum Zwecke eines Sportplatzes in der Vasgydr-ucca 16.000 Quadrat­­kWter Boden zur Verfügung gestellt Fechten. Der italienische Verband veranstaltet das Terstyänszkg- Memoriql-Turnier für Sechser-Mannschaften in Cremona. Den endgültigen Termin \rird der ungarische Verband festsetzen. Am 3. März wird in Neapel ein großangelegtes Tur­nier für Dreier-Säbelmannschaften durchgeführt. Olym­pikons können nicht teilnehmen Der ungarische Ver band hat die Einladung prinzipiell angenommen. Kommunal - Angelegenheiten Hauptstädtische Finanzkommission. Die Finanzkommission hielt heute mittag unter Vor­satz des Víz ebiirge nme is lens Uber eine Sitzung ab. Die erste Vortage bezog sich auf die Streichung der Grundbenützungsgebühr, die viele Taxiinhaber wegen des schlechten Geschäftsganges nicht haben bezahlen können. Dr. Eugen Kozma nalim den Antrag aus sozialen Gründen an. Aus ebensolchen Gründen müsse er ‘tber Veruxthrung gegen die Absicht der kommunalen Leitung ein lege li, den hauptstädtischen Angestellten verschiedene Begünstigungen zu entziehen. Der Oberbürgermeister habe seinerzeit versprochen, nur im äußersten Notfälle an die Einkünfte der Angestellten zu rühren. Josef Büchler erklärte, er befürchte, daß man nicht nur den kleinen Taxigewerbetreibenden, sondern auch der MARTA die Grundbenütziungsgeb’üilir erlassen werde. Redner forderte, daß die Taxiinliaber anständige Löhne ihren Angestellten bezahlen sollten. Auch Büchler miß­billigte die beabsichtigte Schmälerung des Einkommens der hauptstädtischen Angestellten. Er ersuchte die Führer der Mehrheitpartei, dem Innenminister nahe zu legen, daß es unnötig und der Hauptstadt nicht würdig sei, zu sol­chen kleinlichen, die Existenz der Angestellten erschwe­renden Mitteln Zuflucht zu nehmen. Dt. Franz Miklós teilte mit, daß die Christliche Kom­­munalpgrtei denselben Standpunkt in dieser Frage ein­nehme. Redner trat dann für die Interessen der Inhaber der blauen Taxi ein, denen man u. a. bessere Standplätze anweisen sollte Der Vorsitzende versprach, die Proteste gegen , die Entziehung der von den Angestellten genossenen Regiin­­sligungen dem Bürgermeister zu verdolmetschen. És folgte die bekannte Vorlage über die Änderun­gen in den Anstalten auf der Hidegkuti-ut und in Bicske. Dr. M’Hhael Révész äußerte den Wunsch, daß die infolge der Änderungen zu entlassenden Angestellten anderswo placiert werden. — Dr. Andreas Csilléry be­mängelte, daß die Hauptstadt außerhalb ihrer Grenzen eine Anstalt unterhält. Die Bicskeer Anstalt sollte dem Stephanie-Bund übergehen werden. Die Hauptstadt bringe große Opfer für die Waisen, die besser versorgt seien, als die Kinder vieler bürgerlicher Familien. Die Waisen müßte man für das Leiben erz eben. — Dr. Julius Szőke bemerkte, daß die Kosten der Erhaltung der Waisen­häuser zu hoch bemesseu seien. Mit dem Gelde müßte man besser wirtschaften, dann könnten mehr Waisen versorgt werden. Auch Dr. Szőke wünschte, daß die Hauptstadt sich von der Bicskeer Anstalt befreie. — Auch Dr. Ernst Bródy bemängelte, daß die Hauptstadt in Bicske din Waisenhaus unterhalte. Statt sich davon zu befreien, wolle die Hauptstadt das Objekt gänzlich in Besitz nehmen. Er lehnte die Vorlage ab. — Gabriel Ho­­rovitz befürwortete die Unterbreitung. Eie Waisen könne man nicht auf die Straße setzen. — Dr. Erich Mátyás­iakig schloß sich im allgemeinen den Ausführungen des Vorredners an. Magästratsrat Dr. Desider Schüler antwortete auf einzelne Bemerkungen der Redner, worauf die Vorlage angenommen wurde. In raschem Tempo erledigte dóé Kommission den Antrag, daß die hauptstädtische Realität Kálvin-tér 8, der Budapestet reformierten Kirchengemeinde überlassen werde, ferner die Vorlage über die Erweiterung der Asyle und Armenhäuser, und votierte schließlich die Kosten der kn laufenden Jahre auszuf ährenden Straßenreparatur­arbeiten. überwältigt und gefesselt zur Polizei gebracht, wo man in ihnen die berüchtigten Einbrecher Anton Szilágyi und Josef Balázs erkannte. Die'Polizei nahm sie in Haft und bemüht sich nun, ihr Sündenregister zusammenzustellen. Der Ball der Philharmoniker. Die Philharmonische Gesellschaft veranstaltet, wie bereits berichtet, am 2. März in süni fliehen Sälen der Hochschule für Musik einen gro­ßen Ball. Für diese Veranstaltung äußert sch schon jetzt a allen Kressen der Gesellschaft das lebhafteste Interesse, und zahlreiche Repräsentanten des wissenschaftlichen wie des Wirtschaftslebens der Hauptstadt haben ihr Er­scheinen zugesagt. Der Bail besteht aus zwei Teilen. Der erste umfaßt ein künstlerisches Programm von etwa anderfhathstünd ger Dauer, das von hervorragenden Musikern, den Mitgliedern des Philharmonischen Orche­sters, und von berühmten ungarischen Filmstars bestrit­ten wird. Die mitw'rkenden Künstler werden sich dein Publikum von einer ganz neuen Seite zeigen. Nach .Absol­vierung des Programms beginnt der Tanz, und außerdem wird das Publikum durch ehe Reihe ganz neuartiger Attraktionen unterhalten werden. Nicht nur im großen Akademiesaale, sondern auch im kleinen Saale wird musi­ziert und getanzt werden. In den Nebenräumen werden e ne Bar, ein Büfett, eine Konditorei und ein Miniatur­­kaffeehaus errichtet. Die Bälle der Philharmoniker sind überall im Auslände außerordentlich populär. Das Zu­sammentreffen hervorragender Persönlichke’ten der Ge­sellschaft mit der Künstlerwelt bietet im voraus Garantie für das Gelingen des Balles. TeenachmiUag. Die Frauenorganisation der unter der Leitung des Reichstagsabgeordneten Griger stehenden Nationalen Legit’mistischen Volkspartei veranstaltet unter dem Protektorat der Gräfin Klara Odescalchi- Andrässy Samstag, 9. Februar, 6 Uhr nachmittags, im Parteilokal (V., Bálvány-ucca 5) einen Teenachmittag mit Tanz, Preis einer Teekarte 80 Heller. Man erscheint in Straßenkle’dern. 'Anmeldungen persönlich oder tele­phonisch (88—3—37) kn Parteilokal. Preiszuerkennung für ungarisch stilisierte Blusen. Unter dem Vorsitz des Oberregierungsrates Franz Helblng hat das Preisgericht die für den von der kunstgewerb­lichen Landesgesellschaft ausgeschriebenen Wettbewerb eingelangten 248 Preisarbeiten betreffend ungarische Stickereimotive in der Bfusenkleidung gesichtet und fol­gende Entscheidung getroffen: Den ersten Preis von 150 Pengő erhielt Irene Erczhegy ; zwei zweite Preise von je 100 Pengő wurden Frau Aladár Richter jun. und Elisa­beth Fries zuerkannt; die Preisträger der drei dritten Preise von je 50 Pengő sind Béla Jantschi, Emmerich Grósz und Frau Aladár Richter jun. Belobt wurden die Preisarbeiten „Lobogó“, „Kali“, „Virágos tavasz“, „Kökörcsin“ und „Réka“. Die Preisarbeiten sind im Kunstgewerbemuseum (IX., Üllői-ul 33—37) zur Schau gestellt. Chauffeurkurs. Am 4. Februar wird ein staatlicher Chauffeurkurs bei stark herabgesetzter Teilnehmergebühr eröffnet (VIII., József-körút 6). Einschreibungen täglich 9 bis 11 Uhr. Hundeausstellung. Im Zusammenhang mit der dies­jährigen landwirtschaftlichen Ausstellung, die in der Zeit vom 21. bis 26. März sta findet, wird der Verein der Züchter ungarischer, Huik.c in einem eigenen Pavillon Hunde ausstellen. Es können auch Hunde angemeldet werden, die ins Stammbuch noch nicht aufgenommen wurden, aber zweifellos rassenrein sind. Die Anmel­dungen werden vom genannten Verein bis 20. Februar entgegengenommen (VIT., Istvän-ut 2). Deutscher Gottesdienst. Sonntag, 3. d., findet in der Kirche der deutschen evang.-ref. Filialgemeinde (V., Hoid-ucca 20) um 10 Uhr deutscher Gottesdienst statt. Mittwoch abends um 'Af> Uhr Bibelstunde im Gemeindesaal. Lokalnacfarichten Mißbrauch mit Valuten. Wir berichteten gestern, daß die Valutenexpositur der Staatsanwaltschaft gegen den Mäschinenhändler Paul Czakó wegen Mißbrauchs mit Zah­lungsmitteln das Verfahren eingeleitet hat. Da sich die gegen ihn aufgetauohten Verdachtsmomente im Laufe der Erhebungen als stichhaltig erwiesen, wurde Czakó heute vormittag in Präventivhaft genommen. Detektive und Einbrecher. Der Hausbesorger des Hauses Szilágyi Dezső-tér 1 vernahm heute nacht aus der im ersten Stockwerk des Hauses befindlichen Direktions­­kanzlei der Györ-Sopron-Ebenfurter Eisenbahn ein ver­dächtiges Geräusch. Da im Hause erst vor kurzem ein Einbruch geschehen war, verständigte er telephonisch die OberstadthauptimiannSohaft, die drei Detektive in einem Auto nach dem Szilágyi Dezső-tér entsandte. Sie fanden die Eingangstür offen und die in den Zimmern stehenden Wertheimkassen zeigten deutlich die Spuren ausgezeich­neter Werkzeuge. Nach geraumer Zeit fand man zwei Männer auf dem Balkon zusammengekauert vor. Sie woll­ten Widerstand leisten, wurden aber nach kurzem Kampf Literarische Rundschau Helden der Macht und des Geistes. Von Dr SAMUEL SZEMERE. Daß unsere Zeit den Lebens- und Schioksalsdarstellun­­gen großer geschichtlicher Persönlichkeiten ein erhöhtes Interesse entgegenbringl, ist eine Tatsache, auf die kaum besonders aufmerksam gemacht zu werden braucht. Nur dieses Interesse, das freilich eine weitere Erklärung heischt, macht die großen Erfolge jener Werke verständlich, in denen selbst Meister des schönen Schrifttums, wie etwa Stefan Zweig oder André Maurois, es unternehmen, bedeut­same Gestalten in geschichtlicher Treue mit tieferer Seelen­schau und umfassendem historischem Blick unserem Ver­stehen nahe zu bringen. Es ist nur natürlich, daß auch die psychoanalytische Forschung sich mit Vorliebe den Helden der Macht und des Geistes zuwendet. Mehr und mehr maciit sich innerhalb des psychoanalytischen Schrifttums die Pflege der psychoanalytischen Biographik bemerkbar. Diese unterscheidet sich von den herkömmlichen Lebens­beschreibungen, indem sie sich darauf beschränkt, ledig­lich die für die betreffende Persönlichkeit entscheidenden unbewußten Motive hervorzuheben. Auf lückenlose Nach­zeichnung des Lebenslaufes hat sie es nicht abgesehen. Eine Totalität anstrebende Arbeit, wie da« dreibändige Wenk Marie Bonapartes über Edgar Poe, da« wir im Abendblatt des Pester Lloyd vom 15. September 1934 be­­sporohen haben, muß noch als Ausnahme betrachtet werden. Auch das soeben erschienene biographische Werk von Edmund Bergler: Talleyrand. Napoleon. Stendhal. Grabbe. Psychoanalytisch-biographische Essays. (Internationaler psychoanalytischer Verlag in Wien, 1935. 165 Seiten) bietet nur Fragmentarisches. Der erste Essay ist der viel­gestaltigen Persönlichkeit Talleyrands gewidmef. Die Ge­schichte kennt ihn als korrupten Diplomaten, als eid­brüchigen Priester, als ausschweifenden Lebemann, als Verräter von 'sechs französischen Regierungsformen, als berüchtigten Zyniker. Doch den meisten Beobachtern ist es entgangen, daß Talleyrand trotz seiner äußeren Erfolge ein tief unglücklicher Mensch war. Die Ursache dieses herrschenden LebensgefühLs erblickt der Verfasser in Talleyrands freudloser Jugend. Talleyrand wuchs ohne Liebe der Eltern auf. Dazu kam, daß er infolge eines Un­falles — er war als Vierjähriger von der Kommode ge­stürzt, hatte sich den Fuß gebrochen und behielt einen Klumpfuß — sich nicht der militärischen Laufbahn wid­men konnte und die ihm verhaßte Priesterlaufbahn ein­­sohlagen mußte. Daraus entspringt nun als Hauptmotiv in seinem Leben ein unbewußtes Rachebedürfnis gegen Litern und Kirche und all diejenigen, dig er unbewußt mit dem Vater oder der Mutter identifiziert (Vater- und Mutter­imago). Sein Haß gegen den Vater kommt in seinem ver­räterischen Verhalten gegen die jeweils herrschenden Machthaber, Barras, Napoleon, Ludwig XVIII. und Karl X„ zur Geltung, sein Haß gegen die Mutter vor allem in seiner Beziehung zu Frauen. Sein Haß gegen die Kirche, die ihm nicht nur eine unheimliche Organisation, sondern auch die personifizierte Ellernmacht war, zeigt sich darin, daß er, Bischof von Autun, am 10. Oktober 1789 den Antrag auf Enteignung der Kirche einbrachte und durchsetzte, daß er den Eid auf die republikanische Verfassung ablegte und die neuen Bischöfe weihte. All diese und noch andere Zynismen sind aber die Manifestationen eines unglück­lichen Menschen, der sicli als Ersatz für die Lieblosigkeit seiner Jugend mit der Lust der Rache schadlos zu 'halten «t rebt Talleyrand war Napoleons langjähriger Außen­minister, der seinen Herrn verriet, indem er mit dem Zaren in Erfurt direkt gegen ihn arbeitete. Napoleon wußte um dieses tückische Treiben und lat dennoch nichts dagegen. Wie dieses untätige Verhalten Napoleons Talleyrand gegenüber zu verstehen sei, bildet den Gegenstand dos zweiten Essays. Das Problem lautet von vornherein: welches sind die unbewußten Motive, die Napoleon unbewußt mit dem Vater identifizierte Zusehen? Das Entscheidende erblickt der Verfasser in , folgendem: Talleyrand war dem jungen Napoleon Gönner gewesen und trat hiemit in die Reihe derer, die Napoleon unbewußt mit dem Vater identifizierte (Vaterimago). Dieser Vaterimago hatte Napoleon auch die Entlastung von seinem stärksten, freilich unbe­wußten. Schuldgefühl zu verdanken, das daher stammte, daß er die Hinrichtung des Königs (auch Vaterimago) unbewußt vollkommen billigte. Indem Talleyrand Na­poleon beizuibringen wußte, daß der Königsmord (-Vatermord) berechtigt gewesen sei, befreite er ihn von dem auif ihm lastenden Schuldgefühl und Strafbedürfnis. Diese Einstellung, wozu sich noch andere unbewußte Motive gesellen, die wir hier der Kürze zuliebe übergehen wollen, ließ ihn niemals von Talleyrand loskommen. Frappant ist das im dritten Essay behandelte St end hal-Problem. In seiner im Alter von 52 Jahren verfaßten Selbstbiographie erzählt Stendhal, wie „toll“ er als Kind in seine Mutter, die er als Siebenjähriger verlor, verliebt gewesen und wie leidenschaftlich er andererseits seinen Vater haßte. Stendlhals Liebe zur Mutter wird in der psychoanalytischen Literatur allge­mein als klassisches Beispiel des Oedipuskomplexes an­geführt. Nun aber ergibt sich gerade hieraus ein neues Problem. Es lautet: wie kommt es, daß Stendhal seinen Oedipuskomplex nicht verdrängt, sondern bewußt er­halten hat? Das unbewußte Motiv, womit der Verfasser diese Sonderbarkeit erklärt, ist Stendbals unbewußte Sexualliebe zuni Vater: um sich diese nicht eiDgestehen zu müssen, hat er die Verliebtheit in die Mutter zeit seines Lebens bewußt erhalten. Im vierten Essay soll Grabbes Pessimismus psycho­analytisch erklärt werden. Bereits Hiitschmann hat im Zusammenhang mit Schopenhauer festgestellt, daß der ,-Pessimismus keine Weltanschauung, sondern eine krankhafte VersUmmung“ sei. Diese Verstimmung kann verschiedenen Ursprung haben. Bei Grabbe stammt sie nach dem Verfasser aus eiuem infolge der Mutterbrust­entwöhnung hervorgermfenen Trauma, und diese in der „oralen“ Entwicklungsphase erlittene und niemals über­wundene Läsion soll nun Grabbes Pessimismus erklären, wie auch seinen Alkoholismus, viele Eigenheiten seiner Dichtung, seine Größenideen und sein Sexualleben ver­ständlich machen. Die Problemlösungen des Verfassers konnten hier nur in großen Zügen dargestellt werden. Ihre Fruchtbar­keit, wie auch ihre Bestätigung liegt in der Masse der angeführten Einzelheiten, die durch sie erklärt und durch die sie andererseits erhärtet werden sollen. Ihre Plausibilität hängt zum großen Teil von der Stellung des Lesers ab, die er der Psychoanalyse gegenüber überhaupt einnimmt. Die Anregung aber, die aus ihnen zu schöpfen ist, darf von keinem historisch Interessierten als gering erachtet werden. Denn die aufgeworfenen Fragen be­stehen nun auch für Forscher von nicht analytischer Prägung, und es ist ihre Sache, die als unzulänglich, im Dunkel des Unbewußten unkontrolPerhar befundenen Beantwortungen durch befriedigendere zu ersetzen. Advokaten in Politik, Wissenschaft und Literatur. Eine kulturhistorische Studie von Dr. Friedrich Kübl. (Verlag der österr. An/waJtszeitung.) Der Verfasser hat sich eine gewaltige Aufgabe gestellt, als er den Versucii unternahm, die biographischen Daten jener Advokaten und Advokaten-Kinder zu sammeln, die in der Politik, auf wissenschaftlichem und auf literarischem Gebiete, ferner — dies verrät der Titel des Werkes nicht — auf übrigen Gebieten Überdurchschnittliches geleistet haben. Ab­gesehen vom objektiven Werte des Werkes, als eines pro­funden Beitrages zur Kulturgeschichte, verdient dieses Werk schon deshalb lebhaft begrüßt zu werden, weil es in einer Epoche erscheint, die nichts weniger, als dem Advo­katenstande freundlich zugetan ist. Der Verfasser be­spricht nach jedem Kapitel jeweils kurz die Schlüsse, die sich aus den biographischen Daten des betreffenden Kapi tels ziehen lassen. Nach dem Kapitel der Biographien hervorragender Advokaten und Advokatensöhne in der Politik stellt er fest, daß in der Mehrzahl jene Versuche, durch politische Karrieren erst einen advokatorischen Erwerb sich zu schaffen, zumeist fehlschlugeu, wogegen die erfolgreichen politischen Karrieren in der Regel lediglich jenen Anwälten besohieden waren, die sich bereits vor

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